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Synapscape

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  1. Na dann kann man ja vom Glück reden, dass sich das noch niemand gewünscht hat. Aber müsste der Kommentar nicht von nem Admin hier wegkorrigiert werden, da er off-topic ist?
  2. Also dort, wo Lovecraft seine fiktiven Orte ansetzte, war zu seinen Zeiten wirklich herzlich wenig. Er hat ja nicht nur ein paar Städte kreiert, sondern mit dem Miskatonic auch einen komplett neuen Fluss. Innsmouth z.B. liegt ja am Great Neck, das ist tatsächlich eine ehemalige Salzmarsche, wo sich heute Luxusvillen und sowas drängeln. Arkham selber liegt heute im Einzugsgebiet von Beverly, Kingsport ebenso. Aber damals gab es da tatsächlich vermutlich höchstens ein paar Farmen und ne Straße. Also im Prinzip fügt sich alles harmonisch ein. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Beschreibungen Lovecrafts eine Melange und Verdichtung der realen Städte ist. Arkham findet man in den alten Häusern aus der Kolonialzeit in Salem oder den 20er-Jahre-Siedlungen in Newburyport. Marblehead ist auch so eine Destination, wo man sich vorstellen kann, wie Lovecraft seine Inspirationen bekam. In Providence findet man dann eher diese georgianische Architektur und diesen stark von ihm beschriebenen kolonialen Stil. Tatsächlich kann man ja hier auch in Straßen wandeln, die er beschreibt. Ein Abstecher nach Newport lohnt sich dann ebenso. Mit der Newport Mühle hat man da auch ein besonderes architektonisches Highlight aus der frühen Kolonialzeit. Die meisten Gebäude damals waren ja nur aus Holz und sind über die Jahrhunderte fast alle abgebrannt. ich glaube wie mit allen realen Locations ist ein Quellenband nicht sehr sinnvoll, da man alle Informationen besser und interaktiver im Internet findet. Über die Hexenprozesse von Salem, das übrigens nicht geographisch mit dem heutigen Salem übereinstimmt, sondern etwa dort lag, wo heute Danvers ist, gibt es ja außerordentliche viele Quellen. Da braucht man nicht wirklich ein Quellenbuch zu. Die Standardwerke sind diese hier: https://www.amazon.de/dp/031620059X/ref=as_li_tf_il?ie=UTF8&linkCode=gs2&creativeASIN=031620059X&tag=booriogermany-21&creative=399349&camp=217145 https://www.amazon.de/dp/0190627808/ref=as_li_tf_il?ie=UTF8&linkCode=gs2&creativeASIN=0190627808&tag=booriogermany-21&creative=399349&camp=217145
  3. Ja, stimmt schon, was die Manfred Escher-Cover angeht, aber das geht mir mit den neuen Covern genau so. Ich wähne immer am Rande in den dunklen Schatten noch irgendwas Geheimnisvolle und die Bilder an sich sind so voller Details. Ja, wenn es bei Rollenspielbüchern um eine möglichst sachliche Literaturform handeln würde, bei der es primär darum geht, Texte schnell lesbar zu machen, dann hat das Layout mit Sicherheit seine Stärken. In meinen Augen geht es da bei einem Rollenspiel aber nur sekundär drum. Layout ist hier ein Element des visuellen Geschichtenerzählens. Bei einem P&P-Spiel ist das Layout und natürlich auch die darin eingebundenen Illustration das einzige Mittel, das dafür zur Verfügung steht. Das ist sozusagen das, was die gut Grafik bei einem Computerspiel ist. Das Layout von Cthulhu mag zwar die Informationen super clean transportieren, aber es erzählt überhaupt keine Story mehr. Vor allem dann, wenn es vollfarbig ist. Während vorher irgendwie immer das Gefühl da war, es mit einem alten Folianten zu tun zu haben (vor allem in dem Grundregelwerk, danach litt manchmal das hohe Niveau auch in Folgepublikationen). Jetzt schlägt man das Buch auf und die gesamte Immersion ist weg. Man ist in einem Rollenspielbuch. Die ganzen kleinen Gestaltungselemente, die verwendet werden, zum Beispiel das inflationär als Bullet-Point eingesetzte ältere Zeichen oder dieser unsägliche grüne Cthulhukopf unten rechts bei vielen Karten, sind so fantasielos eingesetzte Gestaltungselemente, die nicht dazu beitragen, den Mythos zu transportieren, sondern in gewöhnlich zu einem zufällig genutzten Dekoelement zu machen. Und ja, das Layout der 6. Edition war jetzt in modernen Maßstäben gemessen auch nicht das Geilste, dass es je gab. Aber es ist so bedauernswert, dass man mit der 7ten Edition nicht in Sachen Kreativität und Layout ne Schippe draufgesetzt hat und sich im Sinne des visuellen Geschichtenerzählens weiterentwickelt hat. Wenn man sieht, was möglich ist. Extrem gutes visuelles Storytelling im Horrorbereich betreibt zum Beispiel das neue Kult. Man schlägt das Buch auf und ist in der Immersion. Wenn ich ein Cthulhu-Buch öffne, möchte ich den fauligen Geruch des Mythos riechen können. Mit dem aktuellen Layout rieche ich nur den Duft abgestandenen Talges in einer sehr schlecht gelüfteten Nerdbude, in der jemand sein Fanzine auf nem alten 386er-Computer für den Nadeldrucker vorbereitet. Das ist nicht Cthulhu.
  4. Ja, das ist natürlich ein Punkt. Betreibt Pegasus nen Discord Server?
  5. "Moin", würde man wohl auf Pellworm sagen, des Cthulhu-Anhängers liebster Urlaubsinsel. "Long time no see", vielleicht der ein oder andere britische Investigator. "Iä!", der geneigte Kultist. Lange her, dass ich mal nachgesehen habe, was Cthulhu denn so treibt. Früher war ich da dann noch aktiver, durfte in der Ära Heller die einer oder andere Winzigkeit zum Spiel beitragen, habe mit Der Ruf auch so manche Idee als Fanprojekt veröffentlicht und dann dem Spiel irgendwann frustriert den Rücken gekehrt. Andere Rollenspiele wurden in meinen Augen für Cthulhu das, was das Wynn oder Encore für Circus Circus oder Excalibur in Las Vegas wurden: hell funkelnde, moderne Verlockungen, die das Alte, Angestaubte an den Rand drängten. Als dann bei einem Umzug meine Cthulhu-Sammlung eingepackt wurde und ich mir so dachte: "Verfickt nochmal, warum wiegen meine Cthulhu-Bücher zusammen höchstens eine Tonne? Da muss doch mehr gehen!" keimte der Gedanke auf, mehr Papier besitzen zu müssen. Dann kam die Pandemie, man hatte Zeit zum Lesen und zack: schon hatten diese unnötigen, offenbar vom Hirn entkoppelt funktionierenden Finger das gesamte Portfolio der 7ten Edition zusammengekauft. Der DHL-Mann war froh, eine Sackkarre zu besitzen und ich war froh: beim nächsten Umzug würde die Cthulhu-Bibliothek die Packer endlich das wahre Grauen lehren. Die nächsten Tage und Wochen und Monate hatte ich dann Zeit zu schmökern und zu blättern, zu grinsen, zu zittern und zu fluchen. Ich konnte das Cthulhu, dem ich vor Jahren dem Rücken kehrte, an vielen Stellen kaum noch wiedererkennen. So dachte ich mir wird es mal höchste Eisenbahn für einen Gesamteindruck. Eine allumfassende Rezension zum Status Quo Cthulhu aus der Sicht eines rollenspielerischen Robinson Crusoe, der irgendwann vor der Erfindung des Internets mit einer FedEx-Maschine abstürzte und nun die Wunder der neuen Welt erkunden darf. Als kleine Hommage an den Westernthemen liebenden Frank Heller, seiner Zeit Chefredakteur der Spielreihe, teile ich meine Beobachtungen in drei Teile: The Good, The Bad and The Ugly. The Good Die Cover Manfred Escher, ich liebte Deine Designs. Ich bin Dir unendlich dankbar dafür, auch im Ruf ein exklusives Cover von Dir bekommen zu haben. Aber trotzdem muss ich sagen: die neuen Cover hauen mich um. Ich liebe sie. Ich schaue drauf und sofort gehen die Gedanken los. Die Stimmung, die Farben, die Motive. Ich könnte nun loslegen und meine Lieblingscovers der Reihe nach in Excellisten sortieren. Hätte aber wenig Informationsgehalt. Kurzum: diese neue Covergestaltung ist wundervoll. Die Preispolitik Schon von Existenzängsten geplagt musste mein Verstand mit ansehen, wie die Fingerchen einen Cthulhu-Band nach dem anderen im freien Wahn in den Warenkorb legten. Ich wähnte mich schon pleite und als ich dann die Endsumme sah, dachte ich: "Häh? Ich wollte doch von jedem Buch eins! Hat er welche nicht genommen?" Aber es waren alle drin. Dann schaute ich auf die Preise und war entzückt. Ein Abenteuerband mit 3 Abenteuern für 9,95€? Ja, wo gibt es denn sowas? Bei Shadowrun. Auch bei Pegasus. Scheint eine neue Strategie zu sein. Scheint zu funktionieren. Leider geil! Die Abenteuer Man könnte jetzt an jedem einzelnen Abenteuer eine Kritik anlegen und diese nach gut/schlecht/neuaufgelegt sortieren, aber diese Details gehören dann zu den einzelnen Publikationen. Daher hier an dieser Stelle eher mein Gesamteindruck ob der Fülle des Materials. Es ist unfassbar viel Material. Ja ich weiß, früher gab es noch die Cthuloiden Welten und die Cthuloide Welten Bibliothek und so weiter und so fort, aber all das ist ja nicht mehr da. Umso toller, dass man es geschafft hat, ein so hohes Pensum an Abenteuern herauszugeben. Tatsächlich ist da auch viel Neues dabei und ich denke, angesichts horrender Sammlerpreise für so manche alte Rarität ist es auch kein verkehrter Move, einige alte Schätze zu neuem Leben zu erwecken. Und hatte ich das schon erwähnt? Alles für 9,95€! Neue Autoren Man verzeihe mir, dass ich hier jetzt keine Statistik aufführen kann, aber vom Eindruck her habe ich das Gefühl, dass die neue Veröffentlichungspolitik auch vielen neuen Autoren das Tor geöffnet hat. Mir kam es beim Drüberschauen jedenfalls so vor, als hätte ich zahlreiche neue Namen neben den alten Recken gelesen. (Sorry, falls mein alternder Verstand Euch vergessen hat und ihr schon ewig dabei seid). Das bringt frisches Blut in die Publikationen und wie man an einigen Bänden sieht, auch eine Themenvielfalt. Jeder hat da natürlich so seine Schreibe und seine Art, Geschichten zu erzählen. Manches findet man besser, anderes schlechter. Aber mal im Ernst: bei so viel Publikationen wäre es irgendwie komisch, wenn einem ALLE Abenteuer gleich gut gefallen würden. Aber dass man den Mut hat, hier so viel Verschiedenes zu veröffentlichen, das ist klasse. Abenteuer-Statblocks Dunkelst erinnere ich mich, dass es schon in der Ära Heller immer wieder Rufe und Diskussionen dazu gab, die Abenteuer besser zu strukturieren und Spielleitern zu ermöglichen, Inhalt und Art zu erkennen, ohne sich vorher 80 Seiten Fluff durchlesen zu müssen. Man möge mir verzeihen, sollte ich hier jetzt wie die Autobahnplanung der späten Weimarer Republik später als Hitlers Erfolg propagiert wurde, ein Spätwerk der Hellerschen Ägide dem Imperium Gill in Anrechnung stellen, aber die Konsequenz der Veröffentlichung von Abenteuer-Steckbriefen ist ein toller Schritt nach vorne. Gerade wenn man vor der Aufgabe steht, alle neuen Bücher gleichzeitig zu lesen, hilft das ungemein, das Vorliegende zu sortieren. Abenteuer-Statblocks for President! The Bad Fragmentierung Da passt man ein paar Jahre nicht auf und schon ist H.P. Lovecraft auf einmal tot? Äh nee, tot war er schon immer, aber irgendwie ist sein Werk nun Gemeinwohl? Plötzlich sprießen die Cthulhu-Rollenspiele wie Pilze aus dem Boden und ich habe gar keine Ahnung mehr, welches davon das Beste ist? Das fing an mit dem neuen Delta Green und einem Regelwerk, das irgendwie ähnlich wie früher, aber dann doch nicht gleich war. Gar nicht mehr unter Chaosium-Lizenz? In Deutschland dann die Lovecraft Gesellschaft mit dem OGL Fhtagn, Truant Spiele mit den Unaussprechlichen Kulten. Modiphius mit ner eigenen 2d20-Version von Achtung! Cthulhu usw. usf. Natürlich kann da Pegasus und Cthulhu nichts dafür, aber ich habe ein bisschen den Eindruck, als würden dadurch viele kreative Potenziale so stark verdünnt, dass am Ende keines der Spiele richtig Power entwickelt. Klar, Cthulhu ist ein Verlagsprodukt und gehört einer Firma, aber damals wirkte es zumindest so, als würde auch recht aktiv eine Community drum herum toleriert. Die Lovecraft Gesellschaft brachte Cthulhus Ruf heraus, die Cthuloiden Welten waren irgendwie so ne Sonderlocke, das beste Magazin aller Zeiten, der Ruf hatte Cthulhu-Zeug und irgendwie revoltierte alles an kreativer Energie um dieses Spiel. Naja, Konkurrenz belebt das Geschäft. Hoffe ich mal. Untote Community Heidewitzka, ist das Forum hier tot! Was ist denn aus der Cthulhu-Community geworden? Mit ihren zahlreichen irrsinnigen Debatten, den Spielberichten, dem kreativen Input, den Fanboys, der Lobhudelei? Da gehe ich ins Forum und denke mir so: "Puhh, mindestens 4 Jahre Cthulhu-Abstinenz sind nachzuholen" und dann ist im Prinzip alles, was man ließt, die Presseankündigungen von Heiko Gill und superöde Berichte da drüber, welches Cover beim wem wie labberig ist. Sorry, ihr Vielposter, natürlich übertreibe ich hier mal wieder und vielleicht spricht da auch der alte Mann aus mir, der sagt: "Zu meiner Zeit hätte es so viel Lahmarschigkeit nicht gegeben! Wir waren noch frech wie die Frechdachse, schlau wie die Schlaufüchse und kreativ wie die Kreativkaninchen!" Keinerlei Digitalisierung Damit meine ich nicht, PDFs im Shop anzubieten oder Handouts zum Download. Mit Digitalisierung meine ich echte, digitale Geschäftsmodelle und Spielererfahrungen. Cthuhlu mit seiner Fülle an Material hat dafür extrem viel Potenzial, man müsste es nur heben. Dafür braucht man natürlich einen gewissen digitalen Verstand und etwas Mut, die scheinen weder in Deutschland, noch bei Chaosium vorhanden zu sein. Gierig schiele ich da mal in Richtung DND Beyond. Das man da nicht mal was zusammen mit einer aktiven Fanbase aus dem Boden gestampft hat, auf Basis von Open Source Tools, das stimmt mich traurig. Was könnte man da nur alles geniales machen! The Ugly Das Layout Ja Kruzifix und Sapperlot noch einmal! Was zur Hölle ist hier passiert? Wer kam auf die glorreiche Idee, die Vorarbeit von Jahrzehnten einfach in die Tonne zu treten und diese Ausgeburt dilettantischer Fanzine-Murkserei zum neuen Master-Layout für Cthulhu zu machen? Bitte sagt mir, dass das eine reine Kostenfrage war und man die Bücher daher von sehbehinderten Rentnern in einem Superbilliglohnland zusammenstümpern lässt. Oder sagt mir, dass das ganze ein perfider Plan von Nyarlathothep ist, um beim Betrachter einen seltenen Augenkrebs auszulösen, der dessen Sinnesorgane so deformiert, dass er freien Blick auf Azathoth und dessen irre Dudelsackspieler bekommt. Andere Entschuldigungen kann es für diesen Rückschritt nicht geben. Ja, vermutlich lässt sich dieses Layout schnell realisieren und spart damit Geld. Aber wenn man Bücher gewöhnt ist, wie die von Delta Green, die aktuellen Publikationen aus Skandinavien, dann gewinnt man den Eindruck, es beim neuen Cthulhu mit einer reinen Fanpublikation zu tun zu haben. Das Layout simpel aber dennoch handwerklich gut und optisch ansprechend sein kann, zeigen Publikationen für D&D 5e. Selbst das Original-Layout von Chaoisum ist frischer. Schade, das alte Erscheinungsbild hätte man meiner Meinung nach nicht verschlimmbessern müssen. Leider machen das die genialen Cover auch nicht mehr wett. Die Illustrationen Ja, auch früher waren nicht alle Publikationen mit Fotos illustriert, man hatte auch damals gerade bei unfotografierbaren Themen Illustrationen unterschiedlicher Qualität. Aber dennoch gab es eine elegante Lösung für das Gros der Veröffentlichungen: Fotos. Das war ein genialer Schachzug, den schon Laurin damals begonnen hatte. Stimmungsvoll und einfach und vor allem: konsistent. Gerade diese Konsistenz macht die Qualität moderner Rollenspielpublikationen aus. Viele Werke leben vom Stil ihrer Illustrationen. Der schlimmste 80er-Jahre-Anfänger-Fehler, den man hier machen kann ist, alles wild zu mixen. Vom Stil und von der Qualität her. Leider geschieht das aktuell extrem. Da sind neben zeitgenössischen Fotografien offenbar mit dem linken Fuß gezeichnete Kinderkritzeleien Seite an Seite. Natürlich gibt es auch ein paar richtig geile Illus, aber auch die tauchen immer in einem kruden Mix mit allen möglichen anderen Abbildungen auf. Das beraubt die aktuelle Version von Cthulhu einer wieder erkennbaren Ästhetik und macht die Bebilderung mehr oder weniger Zufällig. Dabei hatte man das früher gut im Griff und auch die Wettbewerber halten sich daran: siehe Delta Green, siehe Unaussprechliche Kulte. Vermutlich sind auch hier wieder Kostengründe die Ursache. Schade ist es dennoch. So, nun habe ich noch mindestens 3.000 weitere Seiten zu lesen. Macht's gut und vielen Dank für den Fisch.
  6. Kannst Du mir ein Beispiel dafür geben, was genau am oben stehenden Text eine inhaltliche Widergabe darstellt? Ich bin da mit keinem Wort auf konkrete Inhalte eingegangen, sondern beschäftige mich eher auf der Metaebene mit der Wirkung, die das Gesamtwerk auf mich macht, auch im Kontext moderner Rollenspielpublikationen.
  7. Verflucht sollen jene sein, die dieses Machwerk verbrochen haben, bis in alle Ewigkeit von cthulhoiden Schrecken in Albträumen gehetzt zu werden. So würde ich mein Fazit zu diesem Band zusammenfassen. Aber schön der Reihe nach. Ich weiß, ich bin absolut dumm. Nur vom Cover und dem Bestreben geleitet, einfach mal beinen Cthulhu-Schrank aufzufüllen, habe ich mir das Buch blindlings für knapp unter 20€ erworben. Wäre da nicht dieser irrationale Sammlertrieb, würde ich sagen: mit die verschwendetsten 20€ meines Lebens. Nicht, weil das Buch an sich so super schlecht ist, sondern weil das Geld an Leute geht, die offenbar alles, was ich an Rollenspielbüchern liebe, mit vom Nagelpilz entstellten Hobbit-Tatzen in den von Schabeneiern verseuchten Staub treten und dann mit schmatzenden Geräuschen ihren ekelhaften Kautabak der Geschmacksrichtung Hello Kitty drauf spucken. Anders als mit diesem Bild kann ich mir die Existenz dieses Bandes nicht erklären. Aber schön der Reihe nach. Das grausame Reich Tsan Chan ist eine fiktive Zukunft der Menschheit, die Lovecraft in einem einzigen Satz erwähnt. Jemand hat daraus eine sogenannte Monographie erstellt. Das ist genial! Genau so geht Rollenspiel. Genauso geht Fantasie. Das ist "Der letzte von den V8" bei Mad Max oder das "Tannhäuser Tor" aus Blade Runner. Eine Nebensächlichkeit, die so viel Details im Geiste weckt, dass man eine ganze Monographie damit füllen kann. Aber da es eben nur so eine kleine Randerscheinung ist, die noch dazu ein Setting definiert, das fernab aller populären Cthuloiden Welten schwebt, ist es natürlich kein Mainstream, keine Idee für jahrelanges Spiel mit verschiedenen Runden. Eben genau das Material, dass Chaosium in sein Billig-Ableger-Format der Monographien packt und verkauft. Sozusagen die Cthulhoide Resterampe. Eigentlich könnte man also froh sein, dass es überhaupt einen Platz dafür gibt, wo etwas derartig tief in der "Special Interest"-Schublade Steckendes veröffentlicht wird. Eigentlich. Aber schön der Reihe nach. Pegasus hat sich offenbar gedacht, es wird mal Zeit, Monographie-Nekromantie zu betreiben und hat den faulsten Zauber hervorgekramt, denn sich ein verderbter cthuloider Geist überhaupt ausdenken kann: "Abscheuliche Transformation". Man ist hingegangen und hat diese Monographie in einen regulären Spielband für das Rollenspiel Cthulhu gegossen. Das ist ungefähr so, als würde man seine seit 3 Monaten in zwei Plastiksäcken im Garten vergrabene Katze ausbuddeln, sie waschen und mit Teilen von alten Stofftieren ergänzen und erweitern, um ein schönes neues Geschenk für den 4. Geburtstag der kleinen Tochter von seinem besten Kumpel zu bauen. Der ganze Mist kostet dann noch beinahe 20€, was angesichts der Billigpreisstrategie von Pegasus echt eine Hausnummer ist. Aber schön der Reihe nach. Warum agitiert mich das Ding so, wo ich doch sowohl den initialen Funken zur Idee super finde, als auch den Monographien von Chaosium eine Daseinsberechtigung zuschreibe? Wegen dem oben genannten faulen Zauber. Ein Spielband für 19,95€ zu Cthulhu ist eben nicht diese Resterampe Cthulhiana, wie sie die Monographien sind, sondern er suggeriert Qualität. Inhaltlich bietet der Text diese zu gewissen Teilen zwar (der Quellenteil), aber irgendjemand sollte die offenbar in den 80er Jahren in einem Kinderzimmer gefangenen Fanzine-Redakteure mal aus dem Jahr 2021 anrufen und ihnen erklären, welche Möglichkeiten es mittlerweile gibt, fantastische Welte in Rollenspielbüchern zu beschreiben. Während also Projekte wie zum Beispiel Coriolis von Fria Ligan oder Degenesis von Six More Vodka vor dem gleichen Problem stehen, eine völlig fiktive Welt mit Leben zu erfüllen, lösen diese es durch wundervoll gestaltete und illustrierte, mit viel Flair und Fluff vollgestopften Meisterwerke, die teilweise auch noch kostenlos(!!!) angeboten werden. Pegasus denkt sich aber: "Fuck you, Rollenspiel-Entwicklung der letzten 15 Jahre! Wir rotzen hier einfach einen gar nicht bis super mies auf Fanzine-Niceau von 1989 illustrierten Textband heraus. Wird keiner merken! Und wenn dieser beschissene Ruhestörer von Synapscape hier wieder im Forum seinen Hass säht, sagen wir einfach: die Monographie ist genauso bildarm!" Ja ist sie, aber bei Chaosium steht Monographie drauf! Bei Euch ist das ein echter Ergänzungsband. Wenn man sich jetzt fragst, warum mich das so aufregt, sind doch bloß 20 Euro, dann warte er es ab. Ein letztes Mal sage ich: aber schön der Reihe nach. Das grausame Reich des Tsan Chan hat Potenzial. Es ist einer dieser eingangs erwähnten Momente, in denen ein einzelner, mysteriöser Satz einer Welt Leben einhaucht. Das Setting hat Potenzial. Das Setting schreit danach, gezeigt zu werden. Es bettelt förmlich danach, mit den enthusiastischen, voller Liebe und Hingabe an das Hobby ausgeführten Möglichkeiten moderner Rollenspielproduktion ins Licht gehoben zu werden. Es ist eines dieser seltenen Themen, die noch nicht ausgelutscht sind bis zum Erblassen. Es ist ein Diamant, der nur auf seinen Schliff wartet. Auf ein paar Leute, denen Rollenspiel noch mehr bedeutet, als irgendwie die lästige Pflicht, im Stakkato einem "Billiger, billiger, billiger"-Verlagsprogramm zu folgen. Auf Pioniere, die im Geiste des genialen Malleus Monstrorum oder der Detailversessenheit eines Orient Express ein mit Liebe gezeugtes Kind in die Taufe heben. Stattdessen zeigt sich ein Monster, für das Rollenspiel und das Publizieren von Produkten offenbar nur noch zur Routine geworden ist. Eine Krake, die gierig alles verschlingt und ins Salzwasser der Rollenspielcommunity kotet, was nur irgendwie nach billig und schnell produzierbarem Content aussieht. Ja, ich verstehe die wirtschaftlichen Argumente. kein Geld für Illus, Illus sind teuer. Aber wenn das jedes zweite Indy-Rollenspiel hinbekommt, warum dann nicht ein Dickschiff wie ihr? "WO IST DIE LIEBE??? DIE LIEBE!!!!!", würde ich am liebsten schreien und dabei die grausame Krake Pegasus schütteln und rütteln, bis sie wieder zu dem niedlichen, mit glasigen Glubschaugen dreinblickenden Tintenfischlein wird, das voller Begeisterung Cthulhu in Deutschland zum besten Cthulhu der Welt gemacht hat. Zu dem fürchterlich geklauten Abenteuer sage ich mal nichts, denn dann müsste ich schon wieder zu einem neuen Anfang und dazu fehlt mir jetzt die Muse. Das grausame Reich Tsan Chan hat mir sämtlichen Lebensgeist entzogen, wenn auch nicht so, wie es im Buch beschrieben wird.
  8. Inhaltliche Auseinandersetzung mit dem Abenteuer:
  9. Hm, ich denke nicht, dass man das hier auf strikte Vorgaben seitens des US-Verlages schieben kann. Immerhin gab es wohl die Freiheit, das qualitativ eher bescheidene Originalbild "Running from the rabisu" auf Seite 162 der US-Ausgabe durch eine weitaus stimmigere und gelungenere Illustration auf Seite 168 in der deutschen Ausgabe zu ersetzen. Vielleicht kam die auch von Chaosium, da will ich jetzt nicht zu sehr über Interna mutmaßen. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass es hier keinen Spielraum gibt. Gerade dann, wenn man in Deutschland NS-Themen behandelt. Auch recht unsensibel ist es im gleichen Band ja auch, Goebbels "alten Buddy" Horst Wessel mit wohlwollenden Worten zu seiner Person zu zitieren, ohne einzuordnen, wer überhaupt Horst Wessel ist. Da bekommt man glatt den Eindruck, es mit ganz netten Berliner Dudes zu tun zu haben. Im Zweifel habe ich ja immer noch die Option, etwas NICHT zu veröffentlichen. Und bei der Darstellung von NS-Themen gerade im Spiel ist es völlig egal, ob der Laie das erkennt oder nicht: gerade da habe ich als Redaktion oder Verlag ja schon die Aufgabe, einzuordnen und verantwortungsvoll mit dem Thema umzugehen. In vielen deutschen Cthulhu-Publikationen wird dieses Thema in Bezug auf Cthulhu ja durchaus aufgegriffen und reflektiert.
  10. Da kaufe ich mir nach Jahren doch mal wider Cthulhu-Zeugs und muss zu meinem Entzücken feststellen, dass die Bild-Redaktion nach all den Jahren kein Stückchen sensibler geworden ist gegenüber der (vermutlich eher durch Ignoranz als durch Absicht entstandenen) Verharmlosung des Nationalsozialismus. Manch einer erinnert sich vielleicht noch an die nette Bildunterschrift auf Seite 25 von Chaugnar Faugns Fluch, wo ein Bild des "Leiters des Reichs-Sicherheitshauptamtes der SS" und maßgeblicher Organisator der sogenannten "Endlösung der Judenfrage" Reinhard Heydrich mit "Bei der Polizei" unterschrieben war. Im Band Berlin, auf Seite 38 geht es da munter weiter. Ein SA-Mann mit offensichtlichen Hakenkreuzadler an der Kappe neben einem Schutzpolizisten und einem Hund an der Leine wird hier als Polizist in Berlin deklariert. Ja, nach der sogenannten Machtergreifung "unterstützten" die Schlägerbanden der SA eine Zeit lang die Polizei bei Aufgaben wie der Verfolgung, Terrorisierung und Ermordung politischer Gegner und anderer, von den Nazis als "Volksschädlinge" bezeichneter Gruppen. Das nannte man dann "Hilfspolizei oder HiPo, aber diese Einsatzart wurde schon im August 1933 wieder eingestellt. Einen SA Mann als "Polizisten in Berlin" zu betiteln, zeugt schon von einem gewissen Zynismus und/oder historischer Ignoranz. immerhin zeigt es wirklich einen Berliner, die SA-Standarte 6 hatte ihren Schwerpunkt in Berlin Mitte. Aber hey, immerhin kann ich wieder wie anno dazumals meckern.
  11. Lol, drei mal drübergelesen und immer übersehen. Tomaten auf den Augen. Danke sehr!
  12. Ich habe nachgesehen und es im Grundregelwerk gefunden, danke. Im Spieler-Regelwerk fehlt es offenbar.
  13. Super, danke, dann war ich im falschen Buch. Die Regeln für Spieler und den Spielleiter sind nicht identisch?
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