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*SPOILER* Psychoanalyse Pym-Text


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*WARNUNG: Enthält teilweise SPOILER*

 

Bei uns ist ein Psychologe mit auf Expedition gegangen, um sich um die psychische Gesundheit der anderen Teilnehmer in der menschenfeindlichen Umgebung zu kümmern sowie bei der Aufklärung der Lake-Katastrophe zu unterstützen.

 

Dabei hat der Spieler schon den Saboteur auf der Gabrielle mit einem exzellent ausgespielten Assozioationstest entlarvt. Nicht vorenthalten möchte ich euch nun den in unserer letzten Spielsitzung vorgetragenen psychologischen Bericht zum Pym-Text.

 

Vorangestellt zur besseren Einschätzung des Charakters seinen Lebenslauf... *g*

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Kurzer Lebenslauf von Professor Sternberg

 

1876 Eltern Salomon Sternberg und Rachel, geb. Rothschild wandern aus Frankfurt aufgrund antisemitischer Tendenzen in die USA aus. Nach einiger Zeit in New York ziehen Sie zu Verwandten nach Boston. Dort leben Sie û eng in die jüdische Gemeinde eingebunden û bis zu Ihrem Tod 1919, beziehungsweise 1926. Salomon Sternberg war gelernter Bankier und führte nach einiger Zeit die Bostoner Hauptfiliale der Sal. Oppenheim Bank.

 

1898 Elijah Moshe Sternberg wird als 6. Kind der Familie in Boston geboren und wächst zweisprachig auf. Er besucht regelmä?ig die jüdische Sonntagsschule und die Synagoge.

 

1908 Im Alter von 10 Jahren besucht er ein jüdisches Privatinternat. Für einen Jungen, der eigentlich viel mütterliche Zuwendung und Liebe brauchte, war es eine schwere Zeit. Vor allem in der Anfangszeit hatte Eli oft Alpträume und kam mit dem Schulalltag nicht zurecht. Lediglich die Stille unter Wasser konnte Ihn dann beruhigen. So kam es dass er oft Nächte in der Schwimmhalle verbrachte. Für die äZion School for Boysô schwamm Eli dann auch bei den US-amerikanischen Schulmeisterschaften. Mit 12 fing er zusätzlich an Golf (Handicap 12) zu spielen.

Eli war bald auch als Einzelgängerisch und komisch verschrien. Es viel Ihm leicht die gesellschaftlichen Strukturen der Jugendlichen in dem Internat zu lesen und sich so aus den meisten Scherereien rauszuhalten.

 

1910 Mit 12 Jahren wurde er eines Tages von mehreren älteren Schülern eingekreist. Sie zwangen Ihn, seine Hose auszuziehen und versteckten sie. Eli musste also in Unterhosen über den Schulhof laufen und wurde von allen ausgelacht. Er hatte damals eine heimliche Liebe. Mrs. Harris, die Küchenhilfe. Am peinlichsten für Ihn war, dass sie Ihn aus dem geschlossenen Küchenfenster gesehen hat und Ihm dadurch nicht helfen konnte. Diese Episode hat er oft später analysiert.

 

1915 Eli war ein guter Schüler und schloss Collage als einer der Besten ab. Auf eigenen Wunsch blieb er in Boston und studierte Medizin an der Harvard University School of Medicine. Während des Studiums kam er in Berührung mit den Vorlesungen, die Freud und Jung 1909, auf Einladung von Stanley Hall, dem Präsidenten der Clark University in Worcester (bei Boston) gehalten hatten.

 

1917 Während seines Studiums lernt er auch die Jüdin Rosemarie Miller kennen. Nach eineinhalb Jahren entschieden Sie sich zu heiraten. Die Ehe wurde noch im gleichen Jahr vollzogen. Rosemarie selbst hatte einen eher schwachen Geist und so wurde Sie auch von Eli unterbewusst manipuliert. Viel später fand er heraus, dass er aus Ihr eine neue Mrs. Harris zu kreieren versuchte und musste sich eine starke Fixierung auf diese Person attestieren.

 

1918 Im August des Jahres geht ein Kind aus der Beziehung hervor. Judah. Im gleichen Jahr beendet Eli seine Abschlussarbeit mit dem Titel äDas sympathische Nervensystem als Grundlage menschlicher Höchstleistungen unter besonderer Berücksichtigung der Funktionsweise des Hypothalamusô. Bei dieser Arbeit legte er bereits den Grundstein für seine gesamte weitere psychologische Arbeit.

 

"Das sympathische Nervensystem ist als Teil des vegetativen Nervensystems, welches ja nicht vom Bewusstsein gesteuert werden kann, für den leistungssteigernden Impuls verantwortlich. Der Hypothalamus spielt bei der Regulierung von Sympathikus und Parasympathikus eine entscheidende Rolle."

 

1919 Nach seinem Abschluss zieht die junge Familie in das nahegelegene Worcester, da Eli dort eine Assistenzstelle bei Edmund Sanford, einem bekannten Anhänger von Jung in der Psychiatrischen Universitätsklinik erhalten hat. Er pflegt auch einen regen Austausch mit dem immer noch aktiven Stanley Hall, dem er auch mehrere Monate beim redigieren des hier produzierten American Journal of Psychology hilft. Er kommt in dieser Zeit nicht nur verstärkt mit Jungs Werken û allen voran: äZur Psychologie und Pathologie sogenannter occulter Phänomeneô und seinen umfangreichen ädiagnostischen Assoziationsstudienô û in Berührung sondern vertieft natürlich auch seine Studien in andere Schule der Psychoanalyse.

 

1922 So sehr Ihn auch Jungsæ Arbeiten vor allem in dem Bereich Okkultes und Aberglauben in Verbindung mit menschlichen Emotionen faszinieren, so sehr merkt Eli aber auch, dass er sich mehr und intensiver mit dem Forschungsgebiet, innerer menschlicher Angst und Verhaltensforschung widmen möchte. Ein Gebiet, das zu der Zeit eher von Freud und seinen Anhängern besetzt ist. Dessen Lehre in diesem Zusammenhang auch eine bessere Grundlage für die Erforschung liefern.

 

1923 Eli trennt sich von Prof. Sanford und wendet sich dem noch recht jungen Freudianer Clark Leonard Hull an der Yale University (New Haven, Conneticut û 150 km von Boston entfernt) zu, der auch die Rolle seines Doktorvaters übernimmt. Hier lernt Eli auch die Kunst der Hypnose zur Therapierung verschiedener Leiden und experimentiert damit bei der Linderung von pathologischen Angstzuständen.

 

1926 promoviert Eli zum Thema äAngst als Instrument und Ausdrucksform eines kranken Geistesô

Die These lautet in etwa: "Die in der Gesellschaft inhärente Limitierung der freien Persönlichkeitsentfaltung kann sich bei Kranken je nach Charakter entweder aufstauen und als pathologischer Angstzustand oder Neurose ventilieren oder in Sadismus in seiner Form als Angstauslöser und Triebbefriediger wuchern."

 

Im Alter von 28 Jahren eröffnet er eine eigene - von seinem Vater vorfinanzierte - Praxis in Boston und beginnt zu praktizieren. In derselben Zeit unterhält er auch einen Briefwechsel mit Personen aus dem Umkreis von Sigmund Freud selbst, der zu diesem Zeitpunkt selbst aktiv den Bereich pathologischer Angst weiter erforscht.

 

1927 Aufgrund einiger persönlicher Kontakte aus seiner Gemeinde, insbesondere Chief Inspector Lewis Stamler, beginnt Eli eine Zusammenarbeit mit dem Bostoner Police Department. Im Laufe der Zeit schreibt Eli nicht nur Gutachten sondern wendet auch die von Jung aufgestellten und von Dr. Trent in New York für die Kriminologie weiterentwickelte Analysemethode der diagnostischen Assoziationsstudie erfolgreich bei zwei Fällen an. Als zur Jahreswende ein Serienmörder in Boston sein Unwesen treibt, wird Eli zuerst eher zufällig später immer gezielter in die Ermittlungen involviert und soll den Geisteszustand des Schwerverbrechers analysieren um Hinweise auf seine Motive und nächsten Opfer zu liefern.

 

1928 Judah stirbt im Alter von 8 Jahren an einer Lungenentzündung. Der Tod des Kindes belastet die Beziehung der Eltern stark. Rosemarie leidet fortan unter Depressionen. Eli involviert sich wieder mehr persönlich in seiner Gemeinde in der er Trost findet. Aber auch er macht sich gerade als Arzt gro?e Vorwürfe an dem Tod seines Sohnes.

In dem Jahr gelingt es dem Police Department endlich den Serienmörder zu fassen und vor Gericht zu stellen. Am dritten Verhandlungstag, an dem auch Eli aussagen soll, gelingt es dem Mann, Jesse Miller, sich los zu rei?en und Eli als Geisel zu nehmen. In einer spektakulären Flucht aus dem Gerichtssaal entkommt er mit Eli und nimmt diesen mit. Jesse foltert Eli psychisch und physisch. Der Zustand der Angst und Scham, bisher immer ein dunkler Teil seines Lebens gewesen, tritt aus den Schatten heraus und wird EliÆs einziger Lebensinhalt. Nach drei Tagen überwindet Eli seine übermenschliche Angst und es gelingt Ihm die Flucht. Jesse stirbt wenig später bei einer wilden Schie?erei mit der Polizei. Zwar verweigert Eli jeden Kontakt zur Presse, kann es jedoch nicht verhindern, dass sein Name in die Zeitungen gerät.

Eli hat mit den psychischen Nachwirkungen der Entführung stark zu kämpfen. Oft überkamen Ihn selbst Angstzustände und ein leichter Verfolgungswahn. Er gibt die Zusammenarbeit mit der Polizei auf. Erst eine extensive Behandlung bei einem Kollegen und die eigene Vertiefung in den tanatologischen Themenkomplex und die damit verbundene äTodesangstô bescherte Ihm Besserung.

Das Paar wird erneut schwanger.

 

1929 stirbt Rosemarie bei der Niederkunft am Kindbett. Im Nachgang der Entführung EliÆs waren Ihre Depressionen noch schlimmer geworden. Zusätzlich flüchtete sie sich in Alkohol. Eli versuchte erfolglos seine Frau zu behandeln. Erst die Nachricht von der Schwangerschaft brachte Ihr und dem Paar für einige Monate Linderung.

Nach dem Tod seiner Frau waren seine vorherrschenden Gefühle Trauer und Scham. Letzteres û wie er einem Kollegen bei einer Supervision anvertraute û vor allem darüber das er sich nun befreit fühle von familiären Verpflichtungen und Bindungen. Ohnehin war Eli nie ein gefühlsbetonter Mensch, in der Presse war einmal ein Zitat eines äengen Vertrautenô zu lesen: Dr. Sternberg sei kühl und in sich gekehrt. Gefühlsausbrüche habe er bei ihm noch nicht erlebt. Auch meide er die Veranstaltungen der gehobenen Gesellschaft Bostons.

 

1930 Eli vertieft sich in die Lektüre von FreudÆs Abhandlung zum Thema Angst. In dem Bewusstsein nach dem Tod von Rosemarie etwas verändern zu müssen, schlie?t Eli seine Praxis für einige Monate und nimmt einen Auftrag der US-Regierung û bezüglich der Anfertigung wissenschaftlicher Studien über die Belastungsfähigkeit von Soldaten û an. Ziel sollte es sein bereits bei der Rekrutierung durch gezielte Fragen ein psychologisches (und ggf. biologisches) Profil zu erstellen, das eine entsprechende psychische Belastbarkeit der Rekruten ausweise. Eli reiste durch die USA und interviewte mehr als 120 ehemalige Soldaten, Veteranen, Kriegsverbrecher, und Guerillas um Gemeinsamkeiten bezüglich der Thematik herzustellen. Es wurde eine der grö?ten Feldstudien zu dem Thema in der Zeit. Während der Interviewphase findet er heraus, dass die psychische Belastung der Soldaten, ausgelöst durch das Töten, andere Greueltaten, Entbehrungen, das fremde Umgebungen, etc. nur schwer vorherzusagen sind und eigentlich nicht auf physischen Eigenschaften beruht. Er weitet seine Studien aus und befragt die Interviewten nun zusätzlich zu deren Familien. Dadurch erkennt er, dass Freuds Annahmen, Angst sei erblich nicht richtig ist. Bei seinen Recherchen stö?t er auf Commander J.B. Douglas, dessen Geschichte er ebenfalls aufnimmt. Douglas erzählt aber nur kurz über seine letzte Reise, die "Miskatonic Expedition" unter Leitung der Professoren Dyer und Lake sowie seine eigenen Ur-Angst dabei. Als Eli versucht weiter in ihn zu dringen, wirft Ihn Douglas kurzerhand raus.

 

1931 Eli beendet die Abhandlung für die Regierung. Parallel veröffentlicht er weitere Artikel zu dem Themenkomplex und löst sich dabei auch von Freuds Aussagen zu dem Thema. Diese behandeln hauptsächlich Themen der Angst sowie deren Auslöser (u.a. Entbehrungen). Zurückblickend versucht er darin auch seine persönlichen Erfahrungen in der Gefangenschaft und seine frühe Bindung zu Mrs. Harris zu verarbeiten. Eli gilt bald als einer der angesehensten Experten zum Thema psychologische Angst.

 

1932 Er wird von der angesehenen Princeton University als Professor an das Department of Psychology berufen. Parallel arbeitet Eli weiter an den Auswertungen der 1930/31 gesammelten Interviews, bei der sich Douglas Aussagen als die stärksten erweisen.

Princeton University's Eno Hall, built in 1924, that became the first university building in the United States to be devoted entirely to experimental psychology when it became the home of the university's Department of Psychology.

 

1933 Er erfährt von der neuen Expedition und möchte daran teilnehmen. Ziel ist es einige Expeditionsteilnehmer einer ständigen Beobachtung zu unterziehen und so die Wirkung extremer Einflüsse des Expeditionsalltages (analog denen einer Kriegserfahrung) auf die menschliche Psyche zu untersuchen. Dabei geht es um verhaltenspsychologische Untersuchungen, die vor allem prüfen sollen ob und wie Angstzustände (Versagensängste, Todesängste durch Unfälle oder Entbehrungen, depressive ?ngste,à) in einem Menschen manifestieren. Zusätzlich hat Ihn die Schilderung von Douglas neugierig gemacht.

 

Besondere Fähigkeit: Hypnose

 

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Psychologischer Bericht bezüglich der letzten Pym-Kapitel

von Prof. Dr. Elijah Moshe Sternberg

 

Edgar Allen PoeÆs Bericht beschreibt das Leben des A. G. Pym, der von seiner Jugend an Abenteuer auf See sucht und überlebt, die allmählich seine Einstellung zum Leben verändern. Die Art der Abenteuer sind zum Teil realistisch (Schiffbruch und Meuterei) und zum Teil phantastisch (hei?e Strömungen und Stromschnellen im Ozean des Südens). In meiner letzten kursorischen Examination hatte ich den Pym ja bereits als potentielle äallegorische Autobiographieô postuliert. Nach der Lektüre der letzten Kapitel hat sich meine Meinung gefestigt und ich nun zu der festen ?berzeugung gekommen, dass sich lediglich über den Grad der äallegorischenô Bestandteile dieses Tatsachenberichtes diskutieren lässt. Ja ich wage sogar zu sagen, dass diese Bestandteile sogar durch einen interessanten literarischen Trick im Auge des Betrachters variieren.

Nach der Lektüre der letzten Kapitel wird dies evident. Doch beginnen wir von Anfang an: Pym sträubt sich bereits in der äEinleitenden Bemerkungô zunächst dagegen, seine Erlebnisse schriftlich zu erzählen: Er fürchtet, die Íffentlichkeit werde seinen Bericht als Erfindung und nicht als Tatsachenbericht auffassen. Einen Umstand auf den Poe in seiner Erzählung grö?ten Wert legt. In dem Text liefern mehrere Exkurse für die Geschichte nutzlose Zusatzinformationen (über das Beidrehen im Sturm, über Albatrosse und Pinguine, über das Leben und die Zubereitung einer bestimmten Muschelart, etc.). Hierdurch wird der Fortgang der Erzählung zwar verlangsamt, aber die Geschichte bekommt den Nukleus eines äTatsachenberichtsô. Die Frage die wir uns allerdings stellen müssen ist: Warum wollte Poe, dass die Íffentlichkeit dies tut, frage ich Sie? Ich werde später in meiner Vorlesung noch einmal darauf zurückkommen.

Pym erlaubt in der Einleitung schlie?lich der Figur äPoeô, statt seiner Selbst den ersten Teil des Berichts zu schreiben und diesen sogar unter äPoesô Namen zu veröffentlichenà Dass der Autor so markant die äWahrheitô der offenbar surrealen Ereignisse thematisiert ist ein Hinweis auf die au?erfaktische, subjektive Wahrheit dieser Erfahrung.

Meiner fundierten Einschätzung nach schildert der Erlebnisbericht die innerliche Zerrissenheit des Autors und die schmerzhafte Geburt seiner Einsicht in das Funktionieren der Welt. Die Reise an die Grenzen der bekannten und geordneten Welt wird zu einer Erweiterung û ich möchte fast sagen zu einer Initiation û in das universelle Wissen, wie C.G. Jung es beschreiben würde. Typisch hierfür ist unter anderem die Veränderung der Haltung von Pym/Poe: Nicht nur hat er allmählich geistige ?bersicht und Vorsicht erworben, was ihn von den anderen Mitreisenden unterscheidet, sondern er erweitert damit auch seine Kenntnis der Welt. An einer Stelle schreibt er: äWir entdeckten nichts, was uns vertraut gewesen wäre.ô Aber Poe verbindet diesen Ausspruch mit einem faszinierenden Erkenntniszuwachs: Nur weil Pym undogmatisch bleibt gegenüber seiner Umwelt, erkennt er die Wahrheit und sieht Zusammenhänge die seinen anderen Mitreisenden zunächst verschlossen bleiben.

Da Poe davon ausgehen musste, dass die meisten seiner Leser eher Pyms Mitreisenden gleichen würden verkürzte er den Bericht, um die nur auf dem Fahnenabzug erhalten gebliebenen Kapitel. Damit verlieh er seiner Botschaft mehr Glaubwürdigkeit sowie eine grö?ere Dringlichkeit. Welcher Botschaft werden Sie nun zu Recht fragen.

Meiner Einschätzung nach versucht Poe, genau wie Douglas und Prof. Dyer, seine Leser davon zu überzeugen den Südpol unter allen Umständen zu meiden. Entgegen der beiden eben erwähnten, versucht Poe aber nicht die Fakten zu vertuschen und zu negieren, sondern kleidet seine Botschaft in einen Tatsachenbericht mit fiktiven und realistischen Elementen. ?brigens ein weiterer Grund warum Poe seine letzten Kapitel nicht veröffentlichte. Sie enthielten zu viele für den Laien nicht greifbare Elemente und hätten sein Ansinnen den Pym als Tatsachenbericht zu kleiden nur geschadet.

Ich glaube jedoch mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen zu können, dass es sich bei dem Bericht um Informationen aus erster Hand handelt. Die Detailtreue und die fundierten Kenntnisse um die alten Wesen sowie die Zahl 5 lassen daran keinen Zweifel.

Stand heute kann ich allerdings noch keine abschlie?ende These bezüglich der Trennung von fiktiven und realistischen Details des Berichtes liefern. Als Psychoanalytiker kann ich nur sagen, dass das häufig mit den Erlebnissen verbundene Grauen und erst recht die Symbolik, z.B. die rätselhaften Formen der Klüfte auf der Insel, die Bedeutung der Farben Schwarz und Wei?, der den Ozean verschlingende Katarakt, die detailreich dargestellte uralte Stadt sowie die als lebendig beschriebenen alten Wesen, viele Fragen aufwerfen. Weitere Aufschlüsse zu diesen Fragen kann lediglich durch weitere extensive Untersuchung herbeigeführt werden.

Anders hingegen zum Menschen Poe und seinen Hintergründen, diese glaube ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genau zu kennen.

à Aber wie soll ich Ihnen das Wesen eines so komplexen Menschen wie Poe nur beschreiben? Sind Sie mit Jungæs äPersonifizierungô vertraut? Nein? Nun gut.

J.G. Jung beschreibt in einem seiner Bücher, dass er selbst, in Zeiten von persönlichen Krisen oder zur grö?tmöglichen Bewältigung von Stress beispielsweise nach einem schweren Schicksalsschlag oder traumatischen Erlebnis, die unterdrückten Seiten seines Selbst (Hass, Angst, bestimmte Situationen oder Gefühle) personifiziert und somit seinen inneren Konflikt (Druck) zu bewältigen versucht. In JungÆs Fall manifestierte er selbst diese unterdrückten Seiten und personifizierte sie sich selbst als Wesen in den unterschiedlichsten Gestalten und Formen. War diese Beschwörung erst einmal abgeschlossen, stellte er diesen nun eigenständigen Wesen Fragen und versuchte Sie mit seinen Antworten und vor allem seiner Aufmerksamkeit zu besänftigen. Jung beschreibt, dass diese Gestalten dann zuerst wachsen und an Kraft gewinnen, aber in mehreren Sitzungen schrumpfen und in Folge der ihnen zugekommenen Beachtung und Aufmerksamkeit vergehen. Ich denke, dass Poe als Autor eine ganz ähnliche Methode angewendet hat. Ich denke, dass er in diesem Roman seine persönlichen, also primären traumatischen Erlebnisse personifiziert und für sich verarbeitet. Welcher Gestalt das ursprüngliche Trauma war und welche Teile in dem Bericht fiktiv oder zumindest allegorisch sind, vermag ich wie bereits gesagt, noch nicht genau festzustellen.

Allerdings dürfte die Authentizität des Berichtes û will sagen der psychologischen Grundhaltung des Verfassers û au?er Frage stehen. Sie reiht sich nahtlos in PoeÆs spätere Werke ein.

Wie bereits erwähnt war das Schreiben des Berichtes für Poe eine Art Katharsis, eine Reinigung von seinen traumatischen Erlebnissen. Doch gehen wir schrittweise vor: Die Erzählung beginnt mit Pym, als abenteuerlustigen jungen Mann, der in ausweglosen Situationen zuerst mit Starre und einer gewissen todesgeweihten Art reagiert (siehe Hungersnot auf dem Schiff). Sein Gedankenmuster ändert sich jedoch im Laufe des Berichts zu einer stoischer, distanzierten und ergebnisoffenen Neugier. Der psychologische Ausdruck hierfür lautet äaktiver Gleichmutô. Meiner psychologischen Einschätzung nach prüft die Erzählung die Möglichkeit einer Lebensentscheidung nach dem Trauma in einem Orientierungsdreieck von Optimismus, Fatalismus und äaktivenô Gleichmut. Poe gerät im Laufe der Erzählung immer mehr in Richtung aktiver Gleichmut. Eine Entscheidung hin zu einem undogmatisch ergebnisoffenen Dialog mit seiner Umwelt, die - wie bereits geschildert - ihm das Leben rettet. Psychologisch betrachtet wandelt sich PoeÆs Zuversicht und christlicher Optimismus unter dem Einfluss der Katastrophe in eine stoische, trostlose Neugier.

Mit diesem Bericht beschreibt Poe die Entstehung seiner unchristlichen Weltanschauung des knappen ?berlebens, in einer Sprache der Tatsachen, und psychologischen Realitäten wie es zu seiner Zeit noch nicht durchgeführt wurde. Eine Linie, die sich auch in anderen seiner späteren Erzählungen wiederfindet (vgl. z. B.: die Erzählungen Atemverlust, Das Manuskript in der Flasche und Der Sturz in den Maelström).

 

Fazit: Meiner abschlie?enden Untersuchung zufolge sind die letzten Kapitel von Poe selbst geschrieben worden. Der Bericht muss als autobiografischer Tatsachenbericht mit allegorischen und teils fiktiven Inhalten gewertet werden. Er verarbeitet in dem Werk ein persönliches primäres Trauma. Wie Douglas und Prof. Dyer versucht er auf seine Weise von weiteren Reisen in die Polarregion zu warnen. In wie weit die Erlebnisse der Wahrheit entsprechen, kann zu diesem Zeitpunkt nicht abschlie?end festgestellt werden.

 

Prof. Dr. Elijah M. Sternberg

Head of the Department of Psychology

at Princeton University

 

(Teilweise mit Auszügen aus Wikipedia)

 

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