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Spielbericht: The Legacy of Arrius Lurco


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Ich habe über ca. zehn kurze Sitzungen, also etwa 25 bis 30 Stunden, die Kampagne "The Legacy of Arrius Lurco" für das Cthulhu-Invictus-Setting im Alten Rom geleitet. Dies soll kein ausführlicher Spielbericht, sondern eher ein Erfahrungsbericht mit kleinen Rezensionsteilen sein. 

 

Arrius Lurco spielt im imperialen Rom, um das Jahr 135 unserer Zeitrechnung herum, Kaiser Hadrian ist gerade im Amt. Meine Spielergruppe bestand anfangs aus einem Patrizier, einer Augurin, einem Wagenlenker und einem Apotheker. Man startet in Rom mit einiger Recherchearbeit zu einem Patrizier im Wagenlenker-Umfeld, der sich seltsam verhält, eine gute Gelegenheit, die Besonderheiten der antiken Großstadt Rom auszuspielen und Atmosphäre zu schaffen. Dann geht es doch relativ schnell ans Eingemachte, bevor man Rom in Richtung Athen verlässt. Der Rest der Kampagne spielt in Griechenland und Kreta. 

 

Zum Setting: Es lohnt sich, den Band Cthulhu Invictus und evtl. etwas Zusatzmaterial (die Serie Rom und das Buch "Ein Tag im alten Rom" empfehle ich sehr) gut durchzulesen, um als Spielleiter ein Gefühl für das alltägliche Leben in der Stadt und den Umgang der unterschiedlichen sozialen Schichten miteinander zu haben und das auch vermitteln zu können. Ich glaube, der Erfolg der Kampagne hängt davon ab, ob sich die Spieler in die Zeit hineinversetzen können oder nicht. Die Kampagne führt sehr bewusst nach und nach im Plot mehr und mehr historische Elemente ein, die für unsere Zeit seltsam erscheinen (dass es etwa auf Friedhöfen Prostituierte gab), bedient aber auch genug Klischees (das Badehaus, der Tempel, das Wagenrennen), in die wir uns sofort hineinfinden können. Ich finde also, die Kampagne bringt eine sehr schöne Mischung aus Sandalenfilm-Action und Fragen, die für uns als Menschen des 21. Jahrhunderts rollenspielerische Herausforderungen sind.

 

Damit sind wir bei einem der wichtigsten Vorzüge der Kampagne: Der Plot fordert von den Spielern immer wieder sehr harte Entscheidungen, insbesondere solche ethischer Natur. Im schlimmsten Fall kann das, wenn sich die Spieler verweigern, zu bösen Bremsern führen, in unserer Runde kam es aber zu spannenden Diskussionen und einer Entwicklung der Charaktere im Sinne der klassischen cthuloiden Abwärtsspirale. Im Sinne von: Du kannst das schon tun, aber ein Teil von dir wird dabei sterben. Sehr spannend.

 

Wo wir bei Cthulhu sind: Der Mythos-Level der Kampagne ist recht hoch, passend zum Invictus-Setting. Ich finde es nur logisch, dass in einer Zeit der Kulte und Fabelwesen jene der Großen Alten nicht ganz so versteckt und nicht ganz so unverständlich wirken. Wir haben es in unserer Runde sogar geschafft, erstmals die Regel "99-Cthulhu-Mythos = Maximale Stabilität" anwenden zu müssen. Da es auch zu einigen physischen Konfrontationen kommt, ist die Gefahr einer hohen Sterblichkeitsrate auch recht hoch; bei uns ist aber nur ein einziger SC wirklich umgekommen. Da war allerdings viel Würfelglück und auch viel gute Vorbereitung dabei. Denn die Kampagne lässt einen nicht nackt und blind ins Verderben laufen; wer gut spielt, wird auch Rüstungen, Waffen, Artefakte und Kanonenfutter dabei haben. 

 

Wenn das jetzt nach Pulp und D&D klingt, kann ich entwarnen. Klar gibt es in Rom mehr Magie, mehr Mythos und auch etwas mehr Action als in anderen Settings (und einmal sogar fast ein richtiges Dungeon), aber es ist doch ganz klar, dass der Autor Oscar Rios seinen Mythos studiert hat und die düstere Grundstimmung sehr gut transportiert.

 

Es gibt aber doch ein, zwei kritische Punkte zu vermerken. Die Handlung ist zwischendurch mit einigem Railroading versehen, das eine oder andere Logikloch kann man auch finden, und, was kritischer ist, der Plot hängt sehr an einem bestimmten NSC. Wenn dieser von den Charakteren ignoriert oder getötet wird, ist heftiges Umschreiben angesagt. Wenn es funktioniert (und bei uns hat es das), bringt aber gerade dieser NSC wieder viel Spannung in die Kampagne: Kann man dieser Person vertrauen?

 

Umgekehrt muss ich sagen, dass das Buch den Spielleiter sehr gut unterstützt und man mit wenig Vorbereitung sehr effektiv leiten kann. Dabei hilft, das der Plot relativ geradlinig und die Hintergrundgeschichte spannend, aber nicht endlos kompliziert ist. Alles, was im Buch steht, kommt auf den Tisch und sorgt für Spielspaß, auf einen dicken Wust aus Quelleninformationen wird verzichtet. 

 

Nicht zuletzt gibt es in der Kampagne einige sehr wirkungsvolle Horrorszenen, viele vielschichtige NSCs, die zu gutem Rollenspiel einladen und ein episches Finale mit einer Wendung, wie ich sie auch noch nie gesehen hatte. In zwei Worten: Großes Kino!

 

Für mich gehört "The Legacy of Arrius Lurco" jedenfalls zu den besten Kampagnen, die es für Cthulhu gibt. Gerade auch, weil es kaum gute publizierte Abenteuer für Cthulhu Invictus gibt, kann ich die Kampagne jedem und jeder ans Herz legen, der/die auch nur etwas Interesse am Setting Rom hat. 

 

 

P.S. Und außerdem ist Oscar Rios ein echt netter Kerl, wie ihr hier nachhören könnt:

 

http://www.aceofdice.com/podcast/?p=433

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Da habe ich doch tatsächlich auf drivethru zugeschlagen und mir die Kampagne und das Invictus-Regelwerk geholt. Irgendwie habe ich mal auf solch einen Beitrag gewartet um den Kauf zu rechtfertigen ^^ Ich bin gespannt, die nächsten Tage wird das Zeugs mal gedruckt!

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