Jump to content

[Nightmare in Norway] Dra til helvete; dag ni - sondag 27.12.1925


Der Läuterer
 Share

Recommended Posts

Die Schleifspur, die Ricks Körper im Schnee hinterlässt, sieht aus wie die Spur eines Raubtieres, das seine Beute hinter sich her schleift.

 

Der Schnee ist weiss.

Weiss ist die alles beherrschende Farbe.

Das Weiss ist die einzige Farbe.

Link to comment
Share on other sites

Meine Lippen versuchen Worte zu bilden, doch schlucke ich nur dicke schwere Flocken des Weiß. "D-" Meine Augen zittern und ich huste kraftlos. "-wight. Dwight." Gut, sprechen geht, aber meine Glieder sind wie gelähmt. "Hast mich ..." Ich grinse und entblöße meine Zähne.

 

Nach einer Weile. "Matilde meinte, du hättest ihn nichtmals hochgekriegt." Ein Krächzen entfährt meinem Rachen und meine Augen beginnen von dem Wind zu tränen. "Schwach von dir, kleine Motte." Dann dringt ein Geräusch aus meinen geschundenen Lungen, das einem Lachen ziemlich nah kommt.

Edited by Blackdiablo
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Dwight lässt Deine Füsse los, als er den Eingang zur Lodge erreicht hat.

Der Schneeman auf der Bank, seitlich daneben, wendet Euch verächtlich den Rücken zu.

 

"Du wirst es bald warm haben, Kumpel. Gleich wird Dir wieder warm, das ist ein Versprechen."

 

Dwight ist gut gelaunt. "Hallo. HALLO LEUTE. Ich habe einen Gast. AUFMACHEN."

 

Warme Flüssigkeit ergiesst sich über Deinen Kopf. Fliesst dämpfend in deine Augen und in Deinen Mund. "So, Arschloch. Versprochen ist versprochen." Dann steckt Dwight sein Gemächt wieder zurück in die Hose.

Link to comment
Share on other sites

"Dwight" Mein Arm reckt sich ihm entgegen. Schwach und unkontrolliert zuckend. "Runde 2. Ich verlange eine Runde 2. Ohne Tricks. Sie werden mich suchen kommen, aber dann wirst du weg sein. Hör mir zu ..." Ich huste und die Welt verschwimmt. "Was auch immer dein Plan ist, um mich zu töten, bist du entweder zu feige oder zu dumm. Such es dir selber aus. Ich möchte nur, dass du eines weißt: Ich kenne dein Geheimnis, Motte, ich kenne dein gottverdammtes Geheimnis und ich kann sehr überzeugend sein, wenn ich es will. Wenn ich von den Lodgeleuten aufgeknüpft werde, dann du auch. Das verspreche ich dir."

Ich spucke aus und ihm vor die Füße. Das kostet mich viel Kraft, ist aber der Mühe wert. "Lass dich dann besser nicht erwischen. Ich will dich wiedersehen. Ich will dich noch einmal so erleben wie im Zug: wimmernd und heulend in einer dunklen Ecke, von niemanden beachtet, geliebt oder überhaupt wahrgenommen.

Und ich habe jede wache Sekunde meines Lebens verschworen, dich zur Strecke zu bringen. Ich habe viel gesehen in den schäbigen Vierteln Londons, Dinge, die dein drogendurchlöchertes Hirn sich nicht einmal vorstellen kann. Ich habe Methoden kennengelernt, dich bluten und weinen und leben zu sehen. Letzteres ist wohl das beste, weil Matilde sich dann aussuchen kann, wie sie dir den Gnadenstoß verpasst." Meine Augen blitzen. "Darauf freut sie sich. Bestimmt. Und wenn ihr nichts Gutes einfällt, Dwight, dann verspreche ich, dass ich Fantasie genug besitze, um es selber zu machen. Schließlich bin ich Autor oder nicht? Irgendwie muss ich mein Brot verdienen!" Mein Gesicht wirkt nun wie die Fratze eines Irren.

Edited by Blackdiablo
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

"Euer Lordschaft belieben zu scherzen. So viel Überheblichkeit, dass es zum Himmel stinkt."

 

Dwight geht drei Schritte zur Eingangstür.

Er läutet die Glocke. Klopft drei Mal. Und läutet erneut. Mehr als ungeduldig.

 

"Euer Versnobtheit wollen also eine dritte Runde?" Er räuspert sich. "Immerhin hat mein drogendurchlöchertes Hirn bis drei zu zählen gelernt. So viel kann ich mir noch vorstellen. Du hast zwei Mal verloren. Schon ZWEI MAL. In der Lodge zuerst und dann im Schuppen."

 

Dwight würgt und spuckt aus. Auf Deine Stirn.

"Tut mir leid. Tut mir ehrlich leid, Kumpel. Ich wollte eigentlich das Auge treffen." Er grinst breit.

"Und jetzt willst Du eine DRITTE Runde. Du Grössenwahnsinniger!!! Nein, Du willst mich nur hinhalten. Mich herausfordern. Mich wütend machen. Damit ich unvorsichtig werde? Oder erwartest Du Hilfe?"

 

Dwight leckt sich die Lippen. "Meine glutäugige Italienerin wird mich bestimmt gleich nackt von hinten anspringen, oder? Dann bekommt sie einen Nachschlag und Du darfst mich in Aktion sehen. Ich zeige Dir dann, wie man das macht. Da kannst Du bestimmt noch etwas lernen."

 

"Oder erwartest Du, dass Dich der adelige Franzmann rettet, der der alten Hexe einen falschen Finger überreicht hat? Du hältst mich nicht nur für blöd, sondern auch für blind und taub." Wieder grinst Dwight. "Aber den eitlen Froschfresser musstest Du Dir ja zum Feind machen, nicht wahr? Der Kerl wird keinen Finger für Dich rühren. Du hast eine unnachahmliche Art Dir Freunde zu machen."

 

"Ich frage mich aber immer noch, warum Du mich reizt? Ist das eine Todessehnsucht? Man ärgert doch nicht den Löwen, in dessen Rachen gerade der eigene Kopf liegt."

 

Die Tür geht auf und Gustave und Sir Bingham treten heraus und gehen auf Dich zu.

Dahinter, im Türrahmen, stehen Frau Lindstrom, Herr Berggruber und Frau Bingham.

 

"Diese weisse Bühne wird der Schauplatz Deiner Tragödie, Kumpel. Ein shakespeareskes Ende wird Dir beschieden sein."

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Mein lieber Dwight. Was ein Sieg für dich und was einer für mich zu sein scheint, ist offenbar miteinander unvereinbar. Wenn es für dich ein Sieg ist, einen gefesselten Mann anzupinkeln und ihm leere Drohungen an den Kopf zu schmeißen, dann, lieber Dwight, kenne ich zumindest in London mindestens zwei Dutzend abgewrackte Obdachlose, die deinen Rekord um ein Vielfaches überboten haben. Bei einem richtigen Sieg läge ich tot vor dir, so wie Olga auch tot vor dir lag, nachdem du ihr schändlich das Leben genommen hast. Von der dilettantischen Art deines Verbrechens mal ganz abgesehen ... doch plötzlich merke ich, dass gar kein Ton herauskommt. Mein Rachen ist wie zugeschnürt.

Pssst. Rick. Du musst jetzt ganz ruhig sein. Freya in meinem Kopf. Mit offenem Mund blicke ich zu ihr, sie ist ein Trugbild dieses Windes, keine Frage und trotzdem ... Lass gut sein, lass einfach gut sein. Siehst du nicht, dass er dich umbringen wird ...? Du hast ihm gezeigt, dass du nicht kleinzukriegen bist, jetzt LASS ES GUT SEIN!

"Er hat's nicht kapiert!", schreie ich. "Der Kerl kapiert nicht, was die Welt ..." ... im Innersten zusammen. "Das kenne ich, irgendwoher kenne ich ..." DAS WEIß.

 

Rick, hör zu und sag nun kein Wort mehr: Die Welt, die du siehst, ist wahr, sie ist real, wir sind alles atmende Geschöpfe, keine Tiere, wir sind Menschen. Das ist die simple Wahrheit. Das Traurige ist, dass du einen wie Dwight brauchst, um das zu verstehen ... Ich schweige und schließe die Augen. Die Welt ist keine Bühne, sie ist das Leben. Niemand schaut dir zu und gratuliert dir nachher, wie stark du dich gegeben hast. Dein Hohn bringt dich nur dem Tod näher ... Vielleicht willst du das auch? Womöglich, aber denk daran, Rick, niemand außer dir wird Dwight seiner gerechten Strafe zuführen. Und wenn du bis zu dem Zeitpunkt deiner Rache überlebst, wird dein Leben wieder einen Sinn haben.

 

Da ist dieser beißende Gestank des Urins, das Zittern meiner Glieder, die Angst, dass die degenerierten Lodgebewohner mich holen werden, doch ich schlage die Augen auf. "Ja, Dwight, du hast recht. Aber ich werde nicht der einzige sein, der auf dieser Shakespearbühne sein Ende findet." Ich beginne zu grinsen und lache inbrünstig. Hinter Dwight erkenne ich die Silhouette eines lauernden Schattens.

Edited by Blackdiablo
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Ich presse mich an die Fassade des Hauses und forme mir einen Schneeball.

 

Psychologische Kriegsführung.. Schon dieser Schneeball kann mir das Leben retten wenn er ihn auch nur eine Sekunde ablenkt oder er sich den Schnee aus dem Gesicht wischt.. Das reicht auch schon um ihm die Mistgabel durch den Körper zu jagen..

 

Ich schleiche mich an, den Schneeball in der Linken, die Mistgabel in der Rechten. Ich achte darauf nicht in irgendein Licht zu treten oder auf Holz, Blätter oder Sonstiges zu treten. Wurf- und Stichbereit nähere ich mich der Szenerie, während der am Boden liegende Rick noch spricht, und die umstehenden Personen sich gänzlich auf den umfassenden Monolog konzentrieren.

Link to comment
Share on other sites

Dwight winkt die Männer heran. "Jethro, Gustave. Schleift mir das Stück Fleisch in den Keller. Er soll dem Biest dort Gesellschaft leisten. Sie wollen sich bestimmt unterhalten."

 

Sie nähern sich und packen Rick am rechten und am linken Unterschenkel und schleifen ihn die wenigen Stufen hoch, durch den Eingang, in die Lodge hinein.

Link to comment
Share on other sites

Rick wird in die Lodge hinein geschleift und im Treppenhaus abgelegt.

Wieder einmal wird er in die Gefangenschaft überführt.

 

Elfrun tritt dem am Boden liegenden Mann gegenüber. "Herr Britunculus, ich habe ein Geschenk von Herrn Venstram für Sie." Sie schwenkt eiserne Handschellen über seinem Gesicht. "Ein herrliches Schmuckstück." Sie lächelt. "Es wird Sie wahrlich gut kleiden."

Sie winkt Sir Bingham heran. "Kleiden Sie bitte Herrn Britunculus neu ein."

 

Rick wird bis auf die Unterhose ausgezogen und mit den Armen auf dem Rücken in Handschellen gelegt.

 

"Verbrennt seine Kleidung oder werft diese hinaus in den Schnee. Ich kann seinen Gestank nicht länger ertragen." Elfrun lächelt. "Und zerrt den Verdammten in die Kellerkluft."

Link to comment
Share on other sites

"Sie tun mir einen außerordentlichen Gefallen, Mrs Lindstrom, ich dachte schon, den Gestank Ihres Schergen kriege ich nie mehr aus der Nase. Ich schätze Ihre Anwesenheit, wie ich zugeben muss, mehr als die des netten Herrn draußen."

Eine Pause. Meine Augen zeigen nun echtes Bedauern. "Das mit Ihrem Mann tut mir ehrlich Leid. Es wird Ihnen nichts bedeuten, das von mir zu hören, aber schaden kann es nicht, wo ich Ihnen hier wohl das letzte Mal in ansehnlicherer Umgebung begegnen werde.

Wenn es Sie interessiert - und ich kann gut verstehen, wenn dem nicht so ist -, dann würde ich mich später - sofern Sie ein Später vorsehen - gerne mit Ihnen unterhalten. Sie wissen ja, wo Sie mich finden." Ich lächle.

Link to comment
Share on other sites

Ricks Kleidung wird von Jethro achtlos vor die Lodge in den Schnee geworfen. Alles bis auf die fehlende Unterhose. Alles landet im Schnee und ist schon bald mit einem feinen, weissem Laken bedeckt.

Der Schnee ist...

Weiss? ... Kalt? ... Nass? ... Überall.

Link to comment
Share on other sites

Dwight steht hinter Rick. Er beugt sich über Dich, greift in seine Tasche und holt ein kleines Fläschchen heraus und schwenkt es vor Deinen Augen hin und her. "Erkennst Du das? Ich frage mich schon länger, was Du damit wohl vorgehabt haben könntest. Wolltest Du damit jemanden töten? Eine Frau vergewaltigen? Eine Operation durchführen? Was auch immer es war. Egal. In jedem Fall heisst es jetzt für Dich, 'tief einatmen' Kumpel !"
Link to comment
Share on other sites

"Eine durchaus vorzuziehende Art deiner Gesellschaft zu entfliehen, Dwighti-Boy. Ich bin guter Dinge. Leg schon los. Wenn dich einmal wirklich interessiert, was ich damit vorhatte, dann besuch mich doch da, wo auch Mrs Lindstrom mich zu erwarten hat. Aber was sage ich, wenn deine Blase einmal wieder voll ist, bin ich offenbar ohnehin dein erster Anlaufpunkt, hm? Beinahe wie eine freundschaftliche Symbiose." Ich lächle ehrlich und beobachte das Gesicht meines Gegenübers.

 

Gut so, Rick. Keinen großen Ärger verursachen, keine Wellen schlagen. Ich warte auf dich.

 

Freya ... ich muss zu Freya.

Link to comment
Share on other sites

Im Treppenhaus der Lodge ist nach einigen Minuten ein eiskalter Luftzug zu spüren.

Der Wind hat die Aussentür aufgedrückt und kalte Luft strömt hinein.

Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...