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[Bühne in Weiß] Kapitel 4: "Letztes Aufgebot" (NP)


Blackdiablo
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Ein Stoß ein Schwall eine Welle aus Kraft und Energie durchfließt die Hütte und du, der du in der Dunkelheit bangst oder wartest oder schmachtest, der du liebst, der du hasst, der du mordetest fühlt die Macht an diesem heimgesuchten Ort du spürst sie, wie sie in dich hineinfährt. Tut sie das?

Zuerst verenden die Geräusche. Es ist still. Vielleicht das Schlimmste, die Stille. Es ist dunkel hier oben oder ... Ein Zittern durchfährt deinen Leib, als du erkennst, dass du ein weiteres Mal die Farben der Umgebung verblassen siehst und alles ist Grau, aber das Grau ist nicht allein, an diesem Ort durchzucken Blitze und Fäden aus Weiß überall die Dachkammer, die für dich längst nicht dunkel ist. Du siehst, wie sich eine bärenartige Gestalt unter dir aufbäumt (in der Küche), sich quälend langsam windet. Die Gestalt ist WEIß. Pure Essenz.

Ein Licht, die Lampe von Faith und Solomon, sie brennt noch hier durch die grauen Holzbalken in deinen Augen, es ist furchtbar und abscheulich, aber der Wahnwitz dieses Augenblicks durchstößt dich erst richtig, als du, mit den grauen Händen vor dein Gesicht geschlagen, auf (Geraldine) Ellie hinabblickst.

 

Ellie, die hübsche Ellie, die ihren Vater ermordet hat, die um ihren Bruder trauerte, Ellie, deren Leben durch einen einzigen Mann gerettet und durch einen anderen zerstört wurde, Ellie, die nicht ein einziges Mal hat schreien können, als du sie ermordet hast, die nicht geweint hat, deren Emotionen offenbar kein Leid auszudrücken fähig waren, ist eine Gestalt aus in den Augäpfeln brennendem WEIß.

 

In deinem Geiste empfängst du (eine Vision) eine Szene, ein Kerl (Jackson!) sticht Faith eine Nadel in den Nacken und sie schreit: "Nein... bitte nicht!" (Ich habe Angst.) "Was ist das für ein Mittel? Ich... ich... Sie wollten doch mit mir reden? Was wollen Sie?"

Er antwortet mit prophetischen Worten: "Pssscht, Faith, pssscht, Sie haben den Test bestanden, schauen Sie. " Er zeigt seine Rechte, in der er eine einfache Nadel hält. "Nichts Gefährliches, kein Mittel. Nur ein Test, mit dem ich die einen von den anderen unterscheide."

 

Du schreist, hörst deinen eigenen Schrei nicht, windest dich, kriechst von dem weißen Leichnam hinfort und hörst DIE EINE STIMME von damals aus dem hohen Gras: Leid, echtes Leid, ein Gefühl, eine Regung, die ich nicht formen kann, ich bin unvollkommen, ein zweifelhafter Schöpfer, der den Ton formt, der den Odem bläst, der über sein unfertiges Werk stutzt und staunt.

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Ich drücke mich gegen Solomon, als würde fast ein Liebhaber umarmen.

 

Ich will nicht sterben.

 

Ich werde nicht sterben.

 

"Ich werde nicht sterben, nicht so!" rufe ich laut, solaut ich nur kann. Ich hole dan die Pistole, und ziele auf die Hand, die sich gerade unter die Erde bewegt.

 

"Ein mal da. Ein mal die Steine" sage ich dann zu Solomon, ohne ihn anzuschauen.

 

"Verlass mich nicht, Solomon" ich flehe ihn fast an.

 

"Ziel, Mädchen, und schliss dabei die linke Auge".

 

Ich strecke meinen Arm. Fast spüre ich, wie jemanden meine Hand besser zielen lässt.

 

Drück ab.

Drück ab.

Drück ab, Matilde.

 

Ich mache die Augen auf, und zu, dann atme tief ein. Und schiesse auf die Toten.

 

BANG.

 

Dann drehe ich mich kaltblutig leicht um, und schiesse wo Solomon geschossen hat.

 

BANG.

 

Gut gemacht, Jägerin.

 

Ich lächele, fast höhnisch.

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Ich habe das Gefühl, als würde mich eine Welle, randvoll mit Energie, durchfluten.

Die Haare an meinen Untersrmen stellen sich auf. Was für ein großartiges Gefühl. Die Energiewelle fährt in mich hinein. Hinein in meinen Körper. Kraft durchströmt mich. Vitalität schiesst mir durch die Glieder wie ein Blitz. Ich vermag diese Energie fast zu greifen. Aber nur fast. Doch ich kann sie schmecken. Diese Energie schmeckt nach Gewitter. Und ich bin wie elektrisiert. Ich bin fasziniert. Ich bin geblendet. Ich bin sicherlich einer Halluzination erlegen.

 

"Alle Farben Grau. Die Macht des freien Willens. Rot - Gelb - Blau."

 

Wie gleissende elektrische Entladungen.

...

Wie zuckende Beine einer Fliege.

...

Wie peitschende Äste einer Weide.

...

Wie Risse durch Raum und Zeit.

...

Wie Fäden eines Spinnennetzes.

...

Wie Blitze in schwärzester Nacht.

...

Wie Glühfäden von Glühbirnen.

...

Wie Konturen von Puzzle-Teilen.

...

Wie Splitter eines zerborstenen Spiegels.

 

"Es ist alles so hell. So unerträglich hell."

 

Wie Stacheldrähte im Krieg

 

"Alle Farben Grau. Die Macht des freien Willens. Rot - Gelb - Blau."

 

Ich schaue auf Ellies Körper herab. "Sag schon, wer hat Dich nur so zugerichtet?"

Eine eiskalte, klamme Hand krampft sich um meine Innereien wie eine Faust und fühlt sich an, als hätte ich einen Klumpen Blei verschluckt.

 

Ellie, bezaubernde Geraldine, süsse Ellie, wunderschöne Geraldine.

 

"Aber Deine Augen strahlen heute besonders hell, Liebste." Ich schaue traurig Ellies Körper an. "Keinen Frieden. Nicht einmal im Tod ist Dir Dein Frieden vergönnt."

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Als die letzten Steinsplitter zu Boden gegangen sind, die Hütte von weiteren schwächeren Kraftwellen erschüttert werden und die beiden Revolverhelden darauf warten zu sterben, merken sie, dass es ganz ruhig geworden ist. Die Körper neben ihnen sind leblos. Das Gröhlen der Bestie ist verstummt, die Vögel sind still und - vielleicht am beruhigendsten - das leicht zu vernehmende Ticken der Uhr ist in weiter Ferne auszumachen.

 

[Für alle geht es weiter im NP "Am nächsten Morgen"]

Edited by Blackdiablo
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