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[Bühne in Weiß] Prolog: "Der Brief"


Blackdiablo
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Nachträglich veröffentliche ich der Vollständigkeit halber hier die jeweils vier Einstiege, die die Helden erst dorthin gebracht haben, wo sie gelandet sind, damit sie nicht verloren gehen. Es war den Spielern damals nicht gestattet, direkt auf die Posts einzugehen, weswegen es sich tatsächlich nicht um mehr handelt als ein paar einführende Sätze.

 

Trotzdem wünsche ich auch hier viel Spaß beim Lesen!

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[Einstieg von Faith]

 

Die Schatten werden länger, und du merkst, dass der Herbst in voller Pracht Einzug in diese Stadt gehalten hat, als du zum ersten Mal realisierst, wie das Laub unter deinen Füßen raschelt. Heute ist ein ruhiger Tag im Krankenhaus gewesen. Ein guter Tag. Viele Fortschritte mit den Patienten. Nette Gespräche mit den Kollegen. Keine Sticheleien, kein Ärger, ein gelungener Arbeitstag. Einer, der Mut macht. Die nächsten Tage hast du keinen Dienst, das stimmt dich einerseits froh (keine Möglichkeit, schikaniert zu werden), andererseits ist es traurig, dass du sie wahrscheinlich mit niemandem als Hektor verbringen wirst.

Du schließt die Tür deiner Wohnung auf und wirst gleich von deinem schnurrenden Gefährten begrüßt, unter dessen Pfoten ein unbeschrifteter Brief liegt. Jemand wird ihn wohl unter der Tür durchgeschoben haben. Hektor streicht an deinen Beinen entlang, während du neugierig den Umschlag öffnest, in dessen Inneren sich in Schreibmaschinenschrift folgende Nachricht befindet:

 

Sehr geehrte Faith Victoria Holmes,

 

hiermit möchte ich mein verspätetes, aber aufrichtiges Beileid zu dem Verlust Ihres Mannes verkünden. Ich kannte Ihren Mann persönlich, glaube aber kaum, dass Sie und ich je in Kontakt getreten sind. Doch Samuel hat häufig über Sie gesprochen, sodass ich bei einer delikaten Angelegenheit gleich an Sie denken musste. Ich habe ein Angebot für Sie und möchte Sie hiermit für den heutigen Abend, Mittwoch den 31. Oktober, exakt um 18:55 Uhr in das Hotel Miskatonic (211 W College Street) zu einem Dinner mit einigen meiner Bekannten einladen, unter denen auch ich mich befinden werde. Erwarten Sie feine Kost und edlen Trunk. Plaudern sie ein wenig. Ich werde mich im Laufe des Abends bemerkbar machen.

 

Nehmen Sie niemanden mit. Der Abend ist privat.

 

Du blickst auf die Uhr und merkst, dass es gerade einmal 16:30 Uhr ist. Genug Zeit, um Hektor zu füttern. Genug Zeit zu überlegen, wie du den heutigen Abend verbringen möchtest. Allein oder in Gesellschaft?

Hotel Miskatonic, überlegst du. Das teuerste Hotel in ganz Arkham! Der Briefeschreiber wird sich mit Sicherheit nicht lumpen lassen, ein großartiges Abendessen zu kredenzen.

 

Erstmal aber Hektor füttern ... der wird langsam wirklich ungeduldig.

Edited by Blackdiablo
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[Einstieg von Jean-Louis]

 

Heute keine Schicht, Morgen keine. Bis Sonntag wirst du Zeit haben zu tun, wonach es dir auch immer gelüstet. Werden deine Nachforschungen womöglich neue Früchte tragen? Es wäre zu hoffen. Im Augenblick bist du über die Aufzeichnungen deiner letzten Monate vertieft. Plötzlich fällt dir ein, dass du heute Morgen vergessen hast, die Post anzuschauen. Du streckst dich, richtest dich aus deinem Sessel auf und läufst etwas ermüdet zur Tür. Die üblichen Rechnungen, Schreiben und ... und was ist das?

Unscheinbar und beinahe vom Rest überschattet erkennst du einen unbeschrifteten Umschlag. Neugierig öffnest du ihn und liest folgende Zeilen:

 

Sehr geehrter Jean-Louis Cypher,

 

ich möchte mich Ihnen nicht ausufernd vorstellen, denn ich habe ein Angebot für Sie. Kommen Sie exakt um 19:05 Uhr ins Hotel Miskatonic (211 W College Street) zu einem Dinner mit einigen meiner Bekannten, unter denen auch ich mich befinden werde. Erwarten Sie feine Kost und edlen Trunk. Plaudern sie ein wenig. Ich werde mich im Laufe des Abends bemerkbar machen.

 

Nehmen Sie niemanden mit. Der Abend ist privat.

 

Das Hotel Miskatonic ist das luxuriöseste Hotel der ganzen Stadt. Was für eine unerwartete Überraschung, denkst du dir und schaust auf die Uhr. 17 Uhr. Genug Zeit, um mit deinen Recherchen für heute Schluss abzuschließen. Dann käme dir etwas Abwechselung zu deinem Alltag vielleicht ganz gelegen ...

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[Einstieg von Alice]

 

Kein guter Tag, um Geschäfte zu machen. Die Leute scheinen so oder so ihre Vorbehalte zu haben. Halloween. Die Zeit, in der in Arkham Kinder verschwinden. Deine Kindheit wurde dir längst gestohlen. Alles endgültig.

Du vernimmst ein Kratzen an der Tür, irgendein reudiger Hund oder eine Wasserratte, du hast längst aufgehört sie zu unterscheiden. Und du meinst damit keine Tiere. Du gehst langsam zur Tür hin und plötzlich hörst du ein Wehklagen. Diese lüsternen Kerle werden auch immer schlimmer. Doch irgendwie bekommt dich ein beklemmendes Gefühl, sodass du zu deinem Rasiermesser greifst, als du die Klinke herunterdrückst.

Vor dir tut sich eine blutige Szenerie auf: Einer deiner gelegentlichen Kunden - du erinnerst dich nicht an seinem Namen, für dich sind sie bloß die Summen, die sie dir da lassen - ist in einer Spur aus Blut von der Treppe bis hin zu deinem Arbeitszimmer gekrochen und schaut dich mit erbarmungswürdigen Augen an. Der Schweiß läuft ihm über die stoppeligen Wangen. In seine Stirn ist in scharlachroten Lettern das Wort "Schnecke" wie ein kreischendes Bekenntnis eingeritzt worden.

"Ma'am", haucht er. "D-der Brief ist ...", dann sackt er zusammen und seine Faust öffnet sich. In ihr liegt ein zerknüllter Umschlag, den du mit klammen Fingern öffnest:

 

Miss Crow,

 

es geht um Geld. Jede Menge davon. Genug um Prinzessin zu werden. Genug um freizukommen. Genug um alles zu tun, wonach es Ihnen gelüstet. Dies ist eine Einladung, eine Gelegenheit, Ihre Chance die Flügel auszubreiten. Fliegen Sie. Für den heutigen Abend, den 31.10., lade ich Sie exakt um 19:25 Uhr in das Hotel Miskatonic (211 W College Street) zu einem Dinner mit einigen meiner Bekannten ein, unter denen auch ich mich befinden werde. Verhalten Sie sich ruhig. Machen Sie keinen Ärger. Sonst rupft noch wer Ihre Flügelchen aus. Ich kenne Sie. Aber ich kann schweigen, wenn Sie das möchten. Das will ich allerdings aus Ihrem Mund hören.

 

Nehmen Sie niemanden mit. Der Abend ist privat.

 

PS: Mr. Kramer ist kein gebührlicher Umgang für jemand Ihresgleichen ...

 

Du schaust über den Zettel auf den Kerl unter dir und drehst ihn mit kaltblütigem Interesse auf die Seite. Mit einer Stricknadel wurde tief in seine Brust ein Polilzeiausweis fixiert, da drunter in der Magengegend Notizzettel mit weiteren Nadeln, die aus deiner Warte heraus wie verdammt belastendes Material wirken ...

 

Dein Gastgeber hat dir einen Gefallen getan. So unglaublich das auch klingt. Die Uhr schlägt 18 Uhr. Es ist sonst nichts los ... Vielleicht wird es heute Abend Zeit für einen Ausflug ...?

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[Einstieg von Solomon]

 

Hier wird dich die Polizei nicht finden. Hier bestimmt nicht. Unter diesem ganzen Gesindel sucht man keinen Soldaten, keinen Auserwählten, in diesem Unrat sucht man nichts als Unrat, ohne Ausnahme. Hier bist du erstmal sicher. Und mehr brauchst du nicht zum Leben. Deine Ersparnisse retten dich vor dem endgültigen sozialen Absturz, so wie du es immer prophezeit hast. Ein Glück.

 

Nun bahnt sich jedoch ein anderes Problem an. Ein unkontrollierbares, eines, das außerhalb deines Handlungsspektrums liegt. Briefe. Jede Menge davon. Einer erschreckender als der andere. Fotos einer Frau, dessen Gesicht herausgeschnitten worden ist. Schminkutensilien, Tagebucheinträge und was sonst noch! Zum Schluss kam ein Portrait einer Frau mit der Post, deren Gesicht und Haare vollkommen entstellt sind. Weiße Schneisen der Verwüstungen verunzieren ihr Antlitz und machen ein Erkennen unmöglich. Sie liegt halb in eine Badewanne getränkt und wirkt, als sei sie sogar zu erschöpft, um über Wasser zu bleiben. Ihr nicht wirklich vorhandenes Gesicht blickt flehend in die Augen des Betrachters. Erschreckend, aber wenig hilfreich, um aktiv zu werden.

 

Heute morgen siehst du voller Unbehagen, einen dickeren Umschlag an deiner Zimmertür liegen. Ein Finger oder ein Zeh wird es diesmal sein, denkst du bangend, öffnest aber in deiner typisch direkten Art den Umschlag. Der Gegenstand ist ein metallisches Amulett mit Loch am oberen Rand und fremdartigen Gravierungen auf der Oberfläche. Eigentlich relativ hübsch, wenngleich abnormal in seiner Fertigung. Du steckst ihn dir in die Hemdtasche und kümmerst dich um den Brief. Dort steht in roter Schrift, die du zuerst für Blut hälst, dann aber als Lippenstift identifizierst:

 

Sie wird sterben. Warte auf Zeichen.

- gezeichnet W.S.

 

Nun wartest du also. Du hasst es zu warten. Der Tag ist jung, aber du willst das Zeichen nicht verpassen, wenn es soweit ist. Das wäre tödlich.

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