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[Nightmare in Norway] Highlights, dag to


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- ankomst Lom -
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[ Matilde / Nyre in einer Arztpraxis ]

 

Ragnar "Ssss... som... som i helvete! Wo sagten Sie, kam dieser Mann her? Aus Frankreich? Das kann nicht sein! Schauen Sie sich seinen Rücken an... überall feine Narben. Das sind alte norwegische Runen. Runen, die in die Haut hinein geschnitten wurden. Das ist alter Zauber, sehr alter Zauber. Ich will Ihnen nichts Böses, aber WER ist dieser Mann, Madame Visconti? Wer WAR er?"

 

Matilde. Ich schaue ihn an, als wäre ich eine andere Frau. Meine Augen leuchten eine Sekunde. "Helvete? Das bedeutet Hölle, stimmt's? Das habe ich, wie sie sehen, schon gelernt. Auf dieser Reise. Aber das haben sie bereit gemerkt..."

 

Ich stehe auf, und gehe hinter die Wand. Zu Olaf. "Alter Zauber? Runen? Norwegische? Was bedeuten die Symbolen? Bitte sagen sie es mir..." Ich schaue ihn an. Ernst und entschlossen. Dann streichele ich über Hans Narben. "Er war ein Jäger." sage ich sanft, als wollte ich sagen, dass ich ihn liebe. "So einer, wie ich"

 

Die Narben auf Hans Rücken sind nicht zu ertasten. Sie zeigen sich nur in dem starken Licht der medizinischen Lampe. Und in dem hellen, heissen Schein des Strahlers scheinen die Narben mächtig und sehr tief zu sein.

Ragnar "Es tut mir leid, aber ich habe so etwas noch nie gesehen. Und vermutlich sind wir die ersten Menschen seit über 1000 Jahren, die so etwas, oder Ähnliches zu Sehen bekommen. Ich beschäftige mich nun schon sehr lange Zeit mit der Runen-Schrift unserer Vorfahren, aber so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Ich kann sie nicht Lesen. Sehen Sie! Das Zentrum der Runen befindet sich mitten auf dem Rücken; dort, wo vorne das Brustbein endet, beginnt es auf dem Wirbel. Und dann breiten sich die Runen spiralförmig aus. Sehen Sie? Die zweite Rune schliesst rechts an die erste Rune an. Alle weiteren verlaufen im Uhrzeigersinn drumherum. Der tägliche Lauf der Sonne. Die Wikinger haben sich früher, in der Zeit bevor das Christentum in Nord-Europa Einzug hielt, mit Adlerklauen Odin-geweihte Runen in die Haut geritzt. Narbe = arr, Haut = hud, Adler = orn, Kralle = klor. Das war damals die Zeit der Krieger. Die Zeit der Berserker und die Zeit der Ulfhednar. Die Zeit der Bären- und der Wolfskrieger."

Edited by Der Läuterer
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[ Matildes Albtraum ]

 

Zimmer 203. Matilde wird wach. Das Bett ist gross. Weich. Warm. Und bequem. Der Schlaf war tief. Aber zu kurz. Ein Albtraum. Alles nur ein Albtraum.

 

Draussen herrscht noch immer tiefste Nacht.

Die Nacht ist hier in Norwegen viel dunkler, als in Paris. Ja, Paris. Was hatte sie sich nur dabei gedacht. Was wollte sie hier in dieser Einöde.

Eine Einöde in weiss. Nur etwas für Elche und Wölfe. WÖLFE, ja. Raubtiere. Sie wollte auch jagen. Deshalb war sie hier. Sie war hier her gekommen, um sich einige Pelze zu erjagen. Doch wer war jetzt die Beute?

 

In ihrem Traum war sie wieder mit Hans im Bett. Er hatte sie brutal auf das Bett geworfen. Benutzt.

Hans schlug sie. Heftg. Brutal. Mit der Faust.

Wie Hammerschläge. Nein. Es waren vielmehr Axthiebe. Ständig. Immer wieder. Ins Gesicht. Und in den Magen. Missbraucht.

Die Hiebe frassen sich in ihr Hirn und spalteten sie. Spalteten sie in der Mitte. Spalteten ihre Persönlichkeit. < Ich liebe ihn. Ich hasse ihn. Nein, ich liebe ihn. >

Dann drang er in sie ein. Tief. Sehr tief. So tief, wie noch kein Mann je zuvor in sie eingedrungen war. Schmerzhaft. Eine einzige Agonie. Eine Symphonie des Schmerzes. Der Mörder treibt seine Klinge tief in das Herz seines Opfers. Tief. Sehr tief. Und der feige Stahl drang langsam ein, durchbohrte das schwache, sündige Fleisch.

Höhnisch. Gierig. Geniesseriisch. Lasterhaft.

Schändend. Die stählerne Klinge bohrte sich tief in ihr Herz. Tief. Sehr tief. Durchdrang das Herz und trat am Rücken wieder aus.

Es brannte in ihrem Inneren wie siedend-heisses Öl. Es war eine tödliche Wunde.

 

Dann hatte sie urplötzlich ihre Pistole in der Hand. Sie zielte auf ihn. Und schoss. Das gesamte Magazin. Leer. Schliesslich nur noch das sich wiederholende Klicken.

Alle Schüsse mitten ins Gesicht, so dass nur noch eine blutige Masse übrig blieb. Ein ekelhafter, blutiger, entstellter Klumpen Fleisch. Doch er war nicht tot. Er quälte sie weiter. Immer weiter. Ohne Unterlass. Er war genau so tot wie sie.

 

Das Bett ist mit ihrem Schweiss durchtränkt und die Laken sind zerwühlt. Ein sehr lebhafter Schlaf. Mehr Albträume. Weniger Schlaf.

 

Hans war bei ihr. Sie und Hans sind eins. Ein Tier mit zwei Rücken.

 

Draussen heult ein einsamer Wolf. Ein kalter Schauer läuft der Contessa über den Rücken. Sie ist allein.

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[ Rick / Blackdiablo von Albträumen geplagt ]

 

...später träume ich von dem Mädchen, dem gottlosen, kleinen Ding, das gar kein Mädchen mehr gewesen war. Nichts auf der Welt kann solche Wunden überleben, es muss ein grauenhaftes Missgeschick einer höheren Wesenheit gewesen sein. Nun kommt sie auf mich zu, ihr gebrochener Kiefer scheint auf widerwärtige Art und Weise zu grinsen und wippt bei jedem zaghaften Schritt 'Ich war kein Untier, Rick. Ich war ein unschuldiges, kleines Mädchen und Dein Freund hat mich umgebracht. Kaltblütig. Grausam. Gefiel es Dir zuzuschauen? Na Rick? Musst doch wunderbar gewesen sein, Mittäter eines weiteren Mordes gewesen zu sein, oder?' aus meinem Kopf.

Sie nähert sich mir unaufhörlich und schliesst dann ihre verkümmerten Ärmchen um meine Taille. Ich sehe in ihren Augen, dass sie mir Angst machen will, dass sie als Teil meiner endlosen Strafe geschickt worden ist, wo sie sich zu all den anderen Fehlerleistungen meines erbärmlichen Lebens gesellen konnte. Doch ich beuge mich zu ihr hinab und als sie mein Grinsen sieht, erlischt das schadenfreudige Flackern in ihren Augen. "Hätte Hasan es nicht getan, Kleines..." Ich halte ihr den Lauf meines Revolvers zwischen die Augen. "Dann hätte ich es getan. Es hätte mir sonst zu weh getan, Dich weiter leiden zu sehen."

Nun lodern meine Augen auf und ich koste jeden Augenblick aus, in der ich sehe, was für eine garstige und gleichsam esktatische Freude mir mein neues Selbst einbringt.

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[ Rick / Blackdiablo und Matilde / Nyre ]

 

Rick "Müssen - müssen uns unterhalten." Ich weise ungeschickt mit meiner Waffe (ich habe längst vergessen, dass ich sie in der Hand halte) in ihr Zimmer. Als wäre die Waffe bereits eine Banalität meiner Erscheinung.

Meine Welt dreht sich und ich halte mich vorsichtshalber am Türrahmen fest, damit meine Welt nicht aus ihren Angeln gehoben wird. Ich versuche Blickkontakt mit ihr aufzunehmen, doch ihr Blick scheint matt und stumpf.

 

Matilde. Ich gehe ein paar Schritte zurück und lasse ihn rein. Die Waffe in seiner Hand, nehme ich kaum wahr. "Ich habe gerade noch Besuch gehabt, weisst Du? Hans war gerade hier. Er hat mich geschlagen und dann haben wir miteinander gesprochen." Ich setze mich aufs Bett, und schaue aus dem Fenster.

"Aus dem Fenster hinaus

In kältester Nacht

Sitzt der schwarze Wolf

In all seiner Pracht." singe ich fast.

 

"Nochmal danke, deine worte waren sehr... erleuchtend für mich." Ich seufze. "Ich wollte Dich aber nicht wecken."

 

Rick. Ich taumele in ihr Zimmer und lasse mich in einen der Sessel fallen. "Meine Worte.", säusel ich fassungslos und sehe mit zusammengekniffenen Augen, dass sie etwas in der Hand hält. Den Zettel! Sie hat den Zettel gelesen! "Sie..." Ich schlucke und versuche den pelzigen Geschmack aus meinem Mund zu verbannen. "Sie wissen also von Paul, hm? Was ich ihm angetan habe. Ich hab Ihnen bereits gesagt, junge Contessa, dass ich..." Dieser verdammte Geschmack in meinem Mund! Als wäre er vollständig taub! "...kein guter Mensch bin. Aber... aber Sie müssen mich verstehen." Ohne es zu realisieren, wedele ich ausschweifend mit der Waffenhand in ihre Richtung. "Paul war ein schwacher Mensch. Er musste sterben, bevor die Welt, die er so liebte, ihn verschlingen konnte. Er ist aus den Wiederholungen ausgebrochen. Ich durchlebe sie jeden Tag. Jeden verdammten Tag. Wissen Sie überhaupt, was das bedeutet?!" Meine Stimme hat sich zu einem kreischendem Höhepunkt gesteigert, während der Arm mit der Waffe auf der Lehne des Stuhls liegt, in ihre Richtung zeigt und horcht, wie auch ich aufmerksam horche, was sie dazu zu sagen hat.

 

Nyre. Ich starre ihn etwas irritiert an, wieder reden wir aneinander vorbei. Ich rede von Hans und er von... "Paul? welcher Paul? wovon redest du, Rick?" sage ich leise und mache einen Schriit in seine Richtung. Erst jetzt sehe ich die Mündung der Waffe, die auf mich gerichtet ist.

 

< Schon wieder. > Ist alles, was ich denken kann. Ich hebe die Hände langsam hoch. "Seit gestern lese ich es in Deinen Augen, Rick. Du würdest mich gerne umbringen. Wer weiss schon weshalb."

 

Ich nähere mich dem Sessel und setze mich vorsichtig auf seinem Schoss. "Lass mich die Trolle jagen, dann..." Ich starre ihn an. "Dann kannst Du abdrücken."

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[ Rick / Blackdiablo zitiert 'Unter eines Baumes Rinde...' ]

 

Rick "Ich verrate es Dir, ich verrate Dir, warum ich Dich umbringen sollte. Du bist wie ich auch eine Made, ein Untier des Lebens." Aus meiner Manteltasche zücke ich eine gebundene Ausgabe von Howard Phillips Wildes "The Day's End". Sie öffnet sich beinahe wie von selbst auf der Seite in dem Kapitel, das ich bisher immer am inspirierendsten fand, das meine Lage so präzise festhielt, wie ich es kaum für möglich gehalten hätte. "Hör mir genau zu, dann wirst Du vielleicht verstehen." Ich schaue kurz zu dem in Trümmern befindlichen Spiegel, der weiter hinten im Raum hängt, und grinse. "Nein, ich weiss, Du wirst es ganz genau verstehen!" Ich beginne die Zeilen vor mir wie ein Gebet vorzutragen.

 

"Kapitel 4 'Über die Maden': Ich war schon ein abscheuerregendes Geschöpf, als ich mich im Spiegel betrachte. „Du lügst“, sprach ich. „Niemals war ich gezeichnet von solch einem Makel, das Du mir als Gesicht gedacht.“

"Du magst Recht haben“, sprach die Oberfläche vor mir und ich schreckte zurück, als hätte ich mich verbrannt. „Weisst Du denn, Du Namenloser, warum ich Dir dies zeigte?“

"Es liegt in Deiner Natur zu spiegeln“, meinte ich perplex. „Sonst kann ich mir keinen Grund denken, der Dich veranlasst, mich derart zu verunstalten.“

"Das reicht“, das rief der Spiegel. „Immerzu denkst Du an Totes, Vergangenes, Verfaulendes, Dein gesamtes Leben dreht sich darum, die Menschen zu Tieren verkommen zu lassen. Schweine, Schafe, Tauben – sag mir und sprich die Wahrheit – bist Du nicht das grössere Untier von jenen?“ Das sagte der Spiegel, der einzige Richter, den es für mich gab.

"Ich zeige den Menschen, was sie sind und gebe ihnen die Chance sich zu verändern. Was tust Du schon!“, erwiderte ich. Zufrieden wirkte die spiegelnde Oberfläche, so zufrieden eine solche nur wirken konnte. „Eben das tue ich.“ Da zerschlug ich den Spiegel und rannte hinfort.

 

Vorbei an scharrenden Schweinen vor der Fütterung, die ihr gesamtes Geld für unnütze Schlemmereien wegschmissen, ging ich verloren und trübsinnig über den rauen Asphalt. Ein Gedanke war mir gekommen, einer der mir nie zuvor gekommen war: Hatte nicht auch ich den Sinn fürs Leben verloren, indem ich mich der Versuchung und auch der Pflicht hingegeben hatte, den Menschen zu berichten, wer sie wirklich waren? War ich nicht zu einem Geschöpf geworden, das sich kaum aus eigener Kraft fortbewegen konnte, ein Ding, das sich wühlt und nagt durch die Eingeweide längst vergangenen Taten? Richtig. Ich konnte nicht abstreiten, dass dem eine gewisse Ironie entfuhr. Ein Beobachter der Gruppierungen der Massen wird zu einer eigenen Gattung: der Made.

Die Made verursacht kein Leid, nicht direkt und aus freien Stücken. Sie sät ihre verdorbenen Gedanken in die Herzen nichtsahnender Anderer und nistet sich ein in ihren Verstand. Die Made ist ein verlorenes Ding, wie all die anderen Untiere auch. Sie frisst sich durch modrige Berge von Aas, bestehend aus toten Erinnerungen und verblasster Zeiten. Ihre zugrundeliegende Melancholie und ihr eigenes Weitertreiben eben dieser macht sie krank. Sie ist eine Krankheit, ein Übel, ein Ekel der lebensbejahenden Welt. Das alles wusste ich nun, das Wissen darum machte es erträglicher. Ich kaufte einen neuen Spiegel, um mich jeden Tag meiner eigenen Vergehen zu erinnern, jeden Tag sah ich mich voller schaudernder Wonne zum Wohle der Menschheit immer mehr zur Made werden."

 

Ich klappe das Buch zu und hebe die Augenbrauen. "Du hättest den Tod verdient, Contessa, wie ich auch. Immerzu nagst du an Dingen, die längst unrettbar geschehen sind. Vielleicht bist Du kein 'Beobachter der Massen' wie ich oder Wilde, aber dafür kannst Du die Vergangenheit nicht vergessen. Du musst Dich immer mehr in Deine eigene Unvollkommenheit hineinsteigern! Kannst niemals loslassen! Drum bist Du eine Made, 'die sich regungsvoll an Totem labt'! Lieber solltest Du vergessen und anfangen zu leben. Versuche zu lieben, die Stimmen zu vergessen, sie nicht mehr zu hören! Hör auf Dich selbst zu geiseln!" Ein stiller Seufzer des Bedauerns entfährt meinem pelzig wirkenden Mund. Dann fahre ich fort: "Jedoch wirkst Du entschlossen. Deine Ziele sind ambitioniert und ich glaube, dass Bereuen und Vergessen für unsereins kaum noch möglich ist, wenn wir nicht zu Richtern werden. Sieh nur Deine Chance! Du darfst keine Zweifel hegen über Dein Tun, falls Du Dich töten möchtest oder töten lassen möchtest, dann ist dafür später immer noch Zeit." Ich schaue etwas verdutzt auf meine Rechte und erst jetzt bemerke ich die Waffe, die darin liegt. "Die brauche ich nicht." Ich schiebe sie zerstreut in meine Manteltasche. "Was wir brauchen ist Selbstbeherrschung. Contessa, zeig der Welt nicht wie Du leidest, tu ihr nicht den Gefallen! Schauspiele! Trage in der Öffentlichkeit eine Maske über Deinen wahren Emotionen. Ich kann Dir helfen, wenn Du möchtest, mit allem, was in meiner Macht steht. Ich konnte Dich nicht vor meinem Schicksal bewahren, da will ich Dir doch zumindest helfen, einen würdigen Abschluss zu finden." Ein ehrliches Lächeln breitet sich aus in meinem Gesicht. Die Augen sind voller Lebhaftigkeit und Tatendrang.

Ich biete ihr eine Hand (eine, die vor Alkohol zittert, in Gedanken jedoch fest und stark gemeint ist!) an und warte unruhig, ob sie meine Hilfe annimmt oder nicht.

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