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[Nightmare in Norway] Inni sikkerhet; dag ti - Nebenplot Romeo und Freya


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"Ja, Patient Anderson? Fragen sie ruhig. Was immer es ist. Nur raus damit." Er lächelt Dich erwartungsfroh an.
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"Da war noch jemand. In meinem Verstand, wenn Sie so wollen. Alles war Weiß und es hat gebrannt und er hat gekichert. Seine Augen waren wie Silbermünzen und er meinte ... er meinte ..." Ich kann mich nicht erinnern. Verdammt. "Es war alles sehr verworren. Können Sie mir sagen, was es damit auf sich hatte? Welcher Teil meiner Selbst mich da besucht hat?" Ich schüttel den Kopf. "Ich komme einfach nicht drauf."

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"Silbermünzen hat man in alten Kulturen den Toten auf die Augen gelegt. Sie sollten damit den Fährmann bezahlen, der sie über den Fluss des Todes in die Unterwelt geleitete." [...]

 

"Aber das wissen Sie ja sicherlich auch. Und Sie haben keinen Verlust zu beklagen gehabt. Sie haben niemanden verloren, Patient Anderson. Sie haben vielmehr zu sich selbst gefunden."

 

Haverkamp legt den Kopf schief und schaut Dir in die Augen. "Sie wollen, dass ich das denke, oder? Ich soll genau diese Schlussvolgerung ziehen. Sie haben Ihre Dämonen noch nicht wirklich bezwungen, nicht wahr?"

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Es muss ein Wink der Ironie sein, dass er auf diese Schlussfolgerung trifft, in Wirklichkeit war ich mir tatsächlich nicht im Klaren darüber, was es mit diesem Namenlosen auf sich hat. Silbermünzen. Da habe ich noch nicht drüber nachgedacht.

"Ich will gar nichts und sie schon gar nicht manipulieren, Doktor. Was ergäbe das für einen Sinn? Ich bin doch quasi schon geheilt, werde bald überwiesen und dann bald entlassen. Was für einen Zweck würde es haben, alles zu riskieren, indem ich sie irritieren will? Oder denken Sie etwa, es könnte noch etwas in mir geben, was nicht zu mir gehört? Seien Sie ehrlich zu mir, Sie scheinen doch ein kluger Mann zu sein." Der gute alte Rick. Alice kichert. Ich hab dich lieb, Onkel.

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Haverkamp fährt fort. "Die wahren Albträume sind realer Teil der menschlichen Natur, die auf Gier, Lust, Hass und Angst gebaut sind und deren dunkle Seiten immer wieder ausbrechen."

 

"Sie hatten sich im ureigenen Spinnennetz aus Schuld und Bedauern gefangen, dem sie nicht mehr entkommen konnten."

 

"Sie waren ein manisch-depressiver Schriftsteller, der sich für einen Ermittler hielt, der mit seinem fiktiven Kollegen unterwegs war, das Böse zu bekämpfen. Jetzt sind Sie wieder lediglich der Schriftsteller. Ich hoffe für Sie, dass Sie auch das Böse hinter sich gelassen haben, Patient Anderson."

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"Schrif-Schriftsteller?" ... Manchmal kommen sie wieder. Manchmal kommen sie wieder Manchmal kommen sie wieder ... "Sagten Sie Schriftsteller? Das- das bin ich nicht. Das war ich nie. Das ..." Das hat er bestimmt nie gesagt, kichert Alice. Du bist irre wie Matilde. Das verbindet dich mit ihr. Auf ewig. Und jetzt hast du dich verraten, ich sag's dir. Du hast verraten, dass du immer noch verrückt bist. "Sie haben wohl recht. Ich bin nur noch einer. Und ich schätze, dafür muss ich Ihnen danken." Ich lächle schief.

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"Sie sind SCHRIFTSTELLER, Patient Anderson."

 

Dr. Haverkamp lächelt Dir wohlwollend zu. "Nutzen Sie Ihre Gott-gegebenen Fähigkeiten und erschaffen Sie sich eine Existenz, die nicht nur auf Phantasie und Wahnsinn fusst. Nehmen Sie sich ein Beispiel an Poe, suchen Sie sich eine hübsche Frau, gründen Sie eine Familie und nutzen Sie Ihre Phantasien. Schreiben Sie darüber und lassen Sie den Gedanken freien Lauf." [...]

 

"Ich habe Ihnen eine Kritik aus Poe's Feder herausgesucht, die ich Ihnen gerne geben möchte. Er hat 1836 in der Washington Post eine Lanze für seine Kollegen gebrochen. 'Grossmäulig sind wir geworden und eitel im verblendeten Stolz ob einer allzu rasch errungnen, literarischen Freiheit. Unter anmassendstem, sinnlosesten Hochmut verwerfen wir jedwede Achtung vor fremder Meinung - vergessen wir, dass die wahre Schaubühne für den Literatur-Beflissenen einzig und allein nur die ganz Welt sein kann - erheben ein gross Geschrei ob der Notwendigkeit, unseren verdienstvollen, heimischen Schriftstellern Mut zu machen und machen uns gar nicht erst die Mühe, zu erwägen, dass ja alles, was wir dergestalt als Ermutigung bezeichnen, durch so unterschiedlose Anwendung zu gerade Gegenteil dessen führt, was wir recht eigentlich erreichen wollen.' Nehmen Sie es. Es soll Sie erinnern. Und es soll Sie beflügeln."

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Ich höre kein Wort von dem, was er mir sagt. Ein Schütteln hat meinen Körper befallen, es zerreißt mich, meine Sicht geht gleichzeitig zu zwei Polen und dazwischen dehnt sich eine Realität aus, die mich unwiderruflich aufschreien lassen würde, wenn ich nicht der beherrschte und selbstbewusste Mensch geworden wäre, der diesem Etablissement bald erfolgreich den Rücken zukehren würde.

"Es war mir eine Freude, mit Ihnen zu reden, Doktor. Ich habe Ihre Gesellschaft in Vergangenheit wie auch jetzt und hoffentlich auch in Zukunft immer geschätzt. Nun möchte ich noch gerne die Gegenstände inspizieren, um dann endgültig mit meinen kruden Wahnvorstellungen abschließen zu können, Sie verstehen?" Ich schiebe meine Hände in die Taschen und halte mich an dem Fläschchen fest, das mir beweist, dass es für alles eine Lösung gibt, die stets geduldsam auf mich wartet.

 

Und Freya braucht davon niemals zu erfahren ... Ich lächle bestimmt, fast fröhlich. Und Matilde auch nicht.

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"Vielen Dank für das Gespräch, Patient Anderson. Es hat mich sehr gefreut." Er rafft seine Unterlagen zusammen und nimmt die Akte an sich.

 

"Da es Ihnen so wichtig ist, wird Torben mit Ihnen ins Depot gehen und Ihnen Ihre Sachen aushändigen."

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"Ausgezeichnet." Es ist, als ob ein anderer mit meiner Stimme spräche. Ich sehe mich zur Tür gehen, den Hals noch immer trocken, doch ich traue mich nicht, nach dem Saft zu fragen. Ich bin froh, dass es vorbei ist. Ich verlasse den Raum und schaue, ob ich Torben irgendwo entdecke.

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Als Du die Tür des Zimmers öffnest, sitzt Torben auf einem Stuhl vor der Tür.

 

Er schaut beschämt zu Dr. Haverkamp auf. Dann wendet er sich an ihn und spricht zwei Sätze zu ihm auf norwegisch. Seine Körperhaltung wirkt geknickt. Kleinlaut.

 

Haverkamp schiebt Torben zur Seite. "Unna! Klone!" Und Torben senkt verlegen den Kopf.

 

 

[ nor.: Weg! Tollpatsch! ]

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Ich lege meinen Kopf leicht schräg und schaue zu Torben. "Wären Sie so freundlich, mir den Weg ins Depot zu zeigen?" Mehr nicht. Ich laufe auf Sparflamme. Habe viel zum Nachdenken. Und spüre wie mein Verstand wieder verdreckt. All die faulige Schlacke, die sich durch meinen Weg ins Licht von mir getrennt hatte, droht wieder über mich hereinzubrechen, doch diesmal kämpfe ich. Denn nach den Erlebnissen habe ich etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnt.

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Torben schreitet den Weg voran.

Wortlos.

Hinab zum Depot.

Mit gesenktem Kopf.

Treppenstufen.

In die Eingeweide des Klinikums.

Viele Treppenstufen.

 

Der Keller.

Ein langer Gang.

Dieser endet vor einer Holztür.

Kein Schild.

Kein Schloss.

Nur ein alter, maroder Riegel aus Metall.

 

Die Tür zum Depot öffnet sich quietschend.

Dahinter ein erstaunlich kleiner Raum.

An allen drei Seiten ein Regal.

Mit Metallkisten.

 

Torben greift nach einer der Kisten.

"Hier. Das gehört Ihnen!"

Auf einer Seite ein kleines Schild.

AP/91-25/m

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Ich nehme die Kiste an und spüre, wie schwer sie wiegt. Sie ist überladen mit Emotionen, Angst, Freude ... Liebe? "Danke, Torben.", flüstere ich. Und weiche ein paar Schritte zurück. Ich überlege eine Weile, dann schaue ich auf und traue mich zu fragen: "Können Sie mir sagen, wer ich bin? Nicht was ich war, ich meine, wer ich bin?"

Damals im Zug habe ich Matilde dezidiert erörtert, was für ein falsches Spiel ich mit den Menschen in meiner Umgebung trieb. Meine Masken des gespielten Frohsinns, der Gefügsamkeit, der Gleichgesinntheit, sie alle sind von mir gefallen und ich bin mir nicht sicher, wer sich nun darunter verbirgt. Wenn ich nicht Rick bin, nicht Hasan, nicht Farid, nicht Dwight, wer bleibt dann übrig? Wer ist PAUL? Eher der Schriftsteller, der Sphären erschafft, oder der Privatdetektiv, der Sphären rettet? Und wenn die Leute sagen, ich sei ersteres, bin ich dann immer noch in der Lage, letzteres zu sein? Bin ich dafür stark genug?

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"Wer SIE sind? Kann ich nicht sagen. Selbst wenn ich mir dazu eine Meinung gebildet hätte, würden mir die Doktoren den Kopf abreissen und mich hochkant rausschmeissen, wenn ich in der Sache etwas sagen würde."

 

Er lächelt gequält. "Aber Sie sind meiner Ansicht nach ein dufter Typ. Wenn Sie hier raus sind, würde ich gerne mit Ihnen mal einen Trinken gehen."

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