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[König!Reich!Unten!] Kapitel 12: Geister der Vergangenheit – Dreiländereck Vogtland, 10. Mai 1924, Plauen, 11:14 Uhr


grannus
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Die Helden von Plauen schliefen lange. Zu ausgelaugt waren ihre Körper, zu gemartert ihr Verstand. Schmerz, Verlust, Trauer, Angst....dies alles setzte ihnen zu, zerrte an ihren Reserven. Ob sie geträumt hatten? Vielleicht von Jacques. Vielleicht vom König. Wer kann das sagen. Die Sonne strahlte bereits durch die Vorhänge, von der Straße war Autoverkehr zu hören. Die Welt da draußen kümmerte sich nicht um Einzelschicksale....

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Mein Schlaf war kurz und von Alpträumen durchtränkt. Im letzten Traum sah ich Jacques vor mir, wie er mir Vorwürfe machte, dass ich nicht an seiner statt, diese selbstmörderische Aktion begangen habe. Ich der keine Kinder und keine Frau, keine Familie und keine Nahestehenden habe. Vielleicht hat dieses Trugbild recht. Vielleicht wäre es besser gewesen. Jacques wäre in dieser Situation die größere Hilfe als ich.

 

Ich sitze mit dem Kopf an eine Wand gelehnt in der Nähe von Eduard und Rudolf. Beide schlafen noch. Beneidenswert.

 

Wie soll das Ganze nur weitergehen und vorallem wie soll das enden? Kann ich nach all den Geschehnissen einfach nach Berlin zurückkehren? Leben als wäre gar nichts passiert?

 

Ich schweife ab. Ablenkungen. Alles Ablenkungen. Was zählt ist die Aufgabe. Du bist hier um eine Aufgabe zu ende zu bringen. Bring sie zu Ende. Was danach kommt, ist die nächste Aufgabe. Konzentrier dich auf das was du tust. Krieg dich endlich wieder in den Griff. Diese ganzen Emotionen brauchst du nicht. Mach deine Aufgabe. Beherrsche dich. Du bist stärker als das hier. Du hast die Hölle gesehen und überlebt.

 

Hölle... vielleicht sind wir hier in der Hölle. Wir büssen für unsere Sünden. Vielleicht haben wir den Zugvorfall gar nicht überlebt.

 

Jetzt wirst du auch noch religös... Schwachsinn.

 

Ich schlage mit dem Hinterkopf gegen die Wand und versuche weiter zu schlafen.

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"Sie sind bei mir Herr Tierzek. Es ist alles in Ordnung. Sie haben lange geschlafen." Er zeigt auf den kleinen Küchentisch. "Hier steht Kaffee, Brot und ein wenig Wurst und Käse. Bedienen sie sich. Das Bad ist den Gang entlang, zweite Tür rechts. Nehmen sie sich Zeit, wenn alle wach sind werden wir die Situation analysieren. Wir fahren zum Lager von Wolffs Leuten, darauf muss ich bestehen. Zumindest einer von ihnen muss mir den Ort zeigen. Und die Aufzeichnung von Wolff, die Aufnahme, das Tagebuch, diese Dinge benötige ich ebenfalls."

 

Hoffmann scheint mit sich zu ringen. "Auch wenn das eigentlich nicht üblich ist, ich werde im Gegenzug auf dem Weg dorthin ein paar Erkenntnisse mit ihnen teilen, die ihnen neu sein dürften. Zumindest haben sie davon bisher nichts erzählt."

 

Eine längere Pause. "Dann sollten wir uns gegenseitig einschätzen können. Es war offensichtlich, dass sie mir nicht vertrauen. Ich kann ihnen dies nicht einmal verübeln, wenn all diese Dinge wahr sind. Aber sie werden sicher verstehen, dass auch ich vorsichtig bin. Schließlich geht es hier um viele tote Menschen, einige davon haben sie nach eigener Aussage auf dem Gewissen. Aber sie sitzen hier und nicht in einer Zelle, daher dürfen sie davon ausgehen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass sie hinter dieser Geschichte stecken sondern in Notwehr gehandelt haben. Bevor ich aber das Lager von Wolff und die Unterlagen nicht selbst gesehen habe ist mein Bauchgefühl was sie betrifft das einzige, was sie vor dem Gefängnis schützt, da mache ich ihnen garnichts vor."

 

Die Miene ist ernst als Hoffmann weiterspricht "Wenn die Sachlage sich dann weiterhin so darlegt wie von ihnen beschrieben dann werde ich sie in die weiteren Schritte einbinden, wenn sie dies wünschen. Wovon ich ausgehe. Und das machen wir erstmal auf dem ... kleinen Dienstweg. Ich will die Schuldigen hinter Schloss und Riegel sehen. Und wenn ich mich an einer Sache festgebissen habe, dann bringe ich sie zu einem Ende. Egal wie sich das entwickelt."

 

Und jetzt halte den Mund. Wahre die Distanz. Die Leute wirken ehrlich. Sie haben sich bisher nie etwas zu schulden kommen lassen. Dein Instinkt wird vermutlich richtig sein, sie sind die Opfer. Aber im Moment sind sie noch Verdächtige. Also warte mit deinem letzten Trumpf. Du musst dir sicher sein. Es geht nebem dem gelingen des Falls auch um deine Zukunft. Deinen Job. Und außer dem hast du nicht viel.

 

Er mustert die Gefährten einen Moment.

 

Was hat diese fremden Personen so zusammengeschweißt? Selbst im Krieg hast du dich nur wenigen Leuten wirklich verbunden gefühlt. Diese Leute kennen sich erst seit einigen Tagen ... und gehen für einander durch's Feuer. Im wortwörtlichen Sinne.

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Öffne meine Tasche und drücke dem Kommissar Wolfs wortlos Aufzeichnungen und Tagebuch in die Hand.
Gehe dann ins Bad.

Komme später heraus ... offensichtlich nach einer Katzenwäsche. Gehe zur Küche und schenke mir einen Kaffee ein.

Setze mich zu Hoffmann.

"Danke - das mit dem Bachgefühl habe ich mir gedacht - mir geht es nicht anders."

Öffne das Zigaretten Etui und gucke den Kommissar fragend an, ob ich mir eine anzünden darf.

Wenn er nickt zünde ich die Kippe an.

"Ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Sie müssen mir diese nicht beantworten ... ich fürchte nur, dass Ihnen das Schicksal diese Frage sehr eindringlich stellen wird.

Wenn das Gesetzt und kein Prozess helfen kann ... würden Sie selber richten, um die Menschen zu schützen?"

Ziehe an der Zigarette und atme dem Rauch beim sprechen aus:
"Sie müssen mir nicht antworten - vielleicht will ich auch gar keine Antwort hören ... ich wünsche mir nur die richtigen Taten, die das alles hier beenden ... am besten ohne weitere unschuldige Opfer."

Nehme einen Schluck Kaffee. "Der ist wirklich gut!" nicke anerkennend "wirklich gut ... und Sie hatten recht wir brauchten alle eine Rast. Danke."
Gucke mir meine Freunde an ...
Eduard, Erich ... wo ist Katharina?

"Katharina schläft in Ihrem Zimmer?"
 

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Katharina ist erwacht von den Schritten und Stimmen in dem fremden Haus. Sie versucht sich zu fassen, die schöne Fassade auch weiterhin zu wahren. Noch immer nicht aus dem Alptraum erwacht... es geht weiter. Aber irgendwann wird es schon aufhören. Und bis dahin Lächeln und so tun als wäre überhaupt nichts.

 

Katharina braucht etwas länger um sich herzurichten. Da sind die Kratzer, die gekonnt überschminkt gehören, die Haare gerichtet, frische Kleidung. Einfache Dinge, die aber irgendwie ein Stück weit die Realität wiederherstellen. Und bloß nicht an Jacques denken.

 

Irgendwann ist aber auch die Reporterin fertig und sucht die anderen in der Küche auf, denn einem kann sie selbst in einem Alptraum nicht widerstehen. Dem wundervollen Geruch frischen Kaffees in der Frühe.

 

"Guten Morgen, die Herren. Ist noch eine Tasse Kaffee übrig?"

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Hofmann will antworten als Katharina den Raum betritt.

 

"Guten Morgen Frau Gravenstein. Natürlich." Er nickt zur Kanne. Auch der Umgang mit einer Frau im Haus scheint ihm fremd, er kommt nicht auf die Idee Katharina etwas einzuschenken. Jacques hätte vermutlich gewusst, dass ihr ein Kompliment jetzt gut getan hätte, nach all dem Grauen. Doch Hoffmann ist nicht Jacques und wendet sich statt dessen bereits an Rudolf.

 

"Das Gesetz ist die Stütze dieser Gesellschaft. Recht und Ordnung halten alles zusammen. Daher werde ich mich natürlich daran halten. Aber falls sie darauf hinauswollen: ich kann durchaus hart gegen Verbrecher vorgehen. Und der oder diejenigen, welche hinter diese Sache stecken werden mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln zur Strecke gebracht werden."

 

Dann nickt Hoffmann zur Flinte von Eduard "Ich hatte heute nach mehrmals überlegt, ob ich ihnen die Waffen im Schlaf abnehmen soll. Ich wäre dazu befugt und habe auch ein wenig Probleme damit bewaffnete Personen in meinem Haus zu haben, besonders wenn sie so viel durchmachen mussten und entsprechend unter Stress stehen. Aber ich habe es nicht getan. Um sie endlich alle davon zu überzeugen, dass ich auf ihrer Seite bin."

 

Und ich hoffe das war nicht mein größter Fehler!

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Da ich eh noch in der Nähe des Kaffees stehe schenke ich Katharina eine Tasse ein und reiche ihr den.

"Der ist wirklich ausgezeichnet." und lächle sie an.

Wende mich zu Hoffmann:
" ... seien Sie bitte nicht enttäuscht, wenn das nicht reichen sollte. Obwohl ich mir sehr wünschte, dass die Macht des Gesetzes und deren Hüter für ... das adäquat sind. Ja das wünsche ich mir wirklich sehr."

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"Sobald ich mir ein eigenes Bild machen konnte werde ich entsprechend handeln. Wollen wir dann aufbrechen? Zu Wolffs Lager und dann dürfte sich alles weitere ergeben."

 

Oder doch erst ... nein, warte damit noch. Du musst erst sicher sein, dass alle von Wolffs Leuten wirklich tot sind. Vor allem auf diese Weise. Ein Skelett? Ein Mann an einem Strommast. Das wird immer verrückter. 

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"Von mir aus können wir los, wir sollten nur jedem noch einmal die Gelegenheit geben einen Kaffee zu trinken. Wissen Sie eigentlich ein gutes Mittel gegen Ratten? Die Frage ist leider weniger absurd, als es den Anschein hat."

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"Nach dem zu urteilen, was sie mir berichtet haben und was ich bei Jäger gefunden habe fürchte ich, ein Gift wird uns nicht helfen. Ich vermute die Tiere haben eine Krankheit. Vielleicht Tollwut? Ich weiß nicht ob Ratten soetwas bekommen können, aber dieses Verhalten ist auf jeden Fall nicht normal."

 

Und der König der Ratten ist absoluter Blödsinn. Es muss eine andere Erklärung geben. Ganz sicher. Es muss einfach eine andere geben. Die Alternative ...

 

"Ich denke ein Auto sollte genügend Schutz bieten, so schnell sind die Viecher nun auch nicht."

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"Ja ein Auto ist gut, aber vergessen Sie nicht, das die Ratten ... mir fehlen die Worte ... fremdgesteuert wirken. Als wenn sie alle einem unheiligem Geist Untertan wären. Die echte Tollwut schafft das, meines zugegebenermaßen beschränkten Wissens, nicht. Es ist ja auch so schwer zu verstehen ... das geht nicht einmal, wenn man das erlebt hat - etwas in meinem Geist weigert sich standhaft und je länger ich versuche das Erlebt zu akzeptieren, desto schlechter wird mir, ja mir wird körperlich schlecht."

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Ich bin aufgestanden als ich die Stimme aus der Küche hörte. Ich gehe ins Bad und wasche mich erstmal, oder besser ich dusche gleich. Danach kleide ich mich in saubere Kleidung und verlasse das Bad. Das hat auf jeden Fall schon einmal gut getan. Sorgen kann man zwar nicht einfach abwaschen, aber eine Dusche wirkt schon Wunder.

 

Ich gehe nicht in die Küche. Ich gehe zu Eduard herüber und schaue mal ob er wach ist, wenn dem nicht so ist wecke ich ihn. Besser ich rede mal mit jemanden, der meine Zweifel teilt. Rudolf ist mir wirklich zu vertrauensseelig und Jacques... ist ja nicht mehr... ich schlucke kurz und setze mich neben Eduard.

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Nachdem ich ihn geweckt habe, deute ich ihn mit einer Geste das er leise sein soll, und flüstere zu ihm rüber:

 

"Pass auf. Ich traue dem Kerl nicht. Der kann von mir aus Polizist sein, der kann auch der Kaiser von China sein... niemand hätte so schnell da bei der Talsperre nach uns suchen können. Kein Mensch wusste das wir zur Talsperre fahren, da kann der mir viel von guter Polizeiarbeit erzählen. Nicht mal in Berlin ist die Polizei so schnell darin eine verbrannte Leiche zu identifizieren."

 

Ich schaue in die Küche, ob die Anderen sich noch unterhalten.

 

"Ich glaube Rudolf und auch Katharina gehen dem etwas zu schnell auf den Leim. Ich will nur sicher gehen, dass du die Augen offen hälst. Wenn der Kerl irgendein krummes Ding versucht, sollten wir vorbereitet sein. Ich für meinen Teil lass den Typen nicht aus den Augen."

 

Ich warte einen Moment ab. Dann stehe ich auf, klopfe Eddie auf die Schulter: "Ich denke du hattest eh schon den selben Gedanken."

 

Und gehe in die Küche.

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