Jump to content

[Elegie eines Träumers] NP: Auf Seitenstraßen


Shine101
 Share

Recommended Posts

Sie dreht sich um, reisst sich das Tuch vom Kopf und bevor du dich versehen kannst ist es um deinen Hals gewickelt. Sie würgt dich, ringt dich zu Boden. Ihre Augen sind dunkelbraun, ihr Haar verfilzt, blond, ergraut langsam, sie stinkt, ihre Haut schlägt Falten, Ende 40. Ihre Augen blicken dich an, sie funkeln unsagbar zornig.

 

"SIE HABEN SIE MIR GENOMMEN!", brüllt sie dich an.

 

"SIE SIND SCHULD!", die Schritte im Treppenhaus werden schneller, als du röchelst, langsam das Gesicht vor dir verschwimmt.

Link to comment
Share on other sites

Deine Hände schließen sich um ihre, sofort gibt sie nach, sie fällt zu Boden, schluchzt, bebt.

 

"Warum..?", murmelt sie immer wieder.

 

"Warum haben sie mir sie genommen..?", als eine massige Pranke dich packt und unsanft von deinen Beinen wirft, eine Schrecksekunden später siehst du nur noch eine Faust auf dein Gesicht hernieder rasen, spürst Schmerzen bevor dir schwarz vor Augen wird.

 

Du wachst auf, sitzt auf dem Sofa, Hände mit einem Strick gefesselt, ein massiger Mann steht vor dir, über 1,90, Flanellhemd, Vollbart, es ist schon 19:00, die Frau siehst du nirgends, aber der Mann packt dich unsanft am Kragen.

 

"Was machen sie hier!?", er zieht dich zu ihm an sein Gesicht, bedrohlich.

 

"Was wollen sie von mir und meiner Frau!? Was für ein kranker Bastard attackiert jemanden in so einem Zustand!?", während er dich anbrüllt, landet dir Speichel im Gesicht, dein Kopf hämmert.

Edited by Shine101
Link to comment
Share on other sites

"Mein Name ist Lloyd Gilligan, in meiner Brieftasche finden sie einen Perso, falls Sie mir nicht glauben." Ich huste, mein Rachen brennt, als wäre mir Spiritus eingeflößt worden. "Ihre Frau hat mich hereingelassen. Sie war kaum ansprechbar. Es tut mir wahnsinnig leid, wie es Ihnen gehen muss. Ich kann es mit Sicherheit niemals so empfinden, wie Sie es tun, aber das tut wohl auch nicht zur Sache." Ich schaue ihm direkt in die Augen. "Ich bin hier, um von Ihrer Tochter zu erfahren. Cheryl. Sie hat mich im Traum besucht." Die Küste, sag ihm etwas von dem toten Ozean! "Klingt lächerlich, ich weiß" Ich schaue zu Boden. "Nur ist das das beste, was ich Ihnen anbieten kann. Die Wahrheit." Wieder hebt sich mein Kopf und ich erwarte den Sturm.

Link to comment
Share on other sites

Du spürst die Rückseite einer Hand in deinem Gesicht, bevor dein Kopf nach rechts geschleudert wird.

 

"Ein Einbrecher UND Kinderschänder!? Sie machen mich krank..."

 

Er geht vor dir auf und ab, als Blut in deine Wange schnellt, brennt.

Link to comment
Share on other sites

"Meinen Sie nicht, Si-Sir" Meine Stimme zittert und Tränen des Zorns, des Schmerzes und auch der Scham steigen mir in die Augen. "Das ich Ihnen eine bessere Story auftischen könnte, wenn ich lügen würde? Ich sehe mich als kreativen Kopf, ich hätte Ihnen alles erzählen können. Dass Ihre Frau um Hilfe gerufen hat, dass ich mich in der Tür geirrt habe oder was auch immer. Glauben Sie ernsthaft bei all diesen halbwegs plausiblen Ausflüchten hätte ich mich allen Ernstes dafür entschieden, zu behaupten, Ihre Tochter sei in meine Träume geschlichen, wenn es nicht stimmen würde? Meinen Sie? Ich bin nicht dumm, ich bin mir der Lage bewusst, in der Sie mich sehen. ich bin ein vernünftiger Mensch und weder die Fesseln noch Ihre Brutalität zeugen davon, dass Sie wirklich etwas von mir erfahren wollen. Sie wollen in mir sehen, was die Situation für Sie leichter macht. Sie wollen in der Irrationalität des Verlustes der eigenen Tochter einen Sinn erschaffen. Sie wollen mich zu Ihrem Buhmann machen." Ich huste lauthals und denke an Fiona. Niemals mehr trennen hat sie gesagt. Was für eine Kacke.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Ein weiterer Schlag.

 

"SAGEN SIE DIESEN NAMEN NICHT!", brüllt er dich an bevor er kurz nachdenkt.

 

"Und wo ist dann ihr Empathie, Sir?", letzteres sagt er mit Abscheu, er kommt dir näher, du erkennst seine blutunterlaufenen Augen, die aufgedunsenen Tränensäcke eines gebrochenen Mannes, jedes Wort bereitet ihm Schmerzen.

 

"Wieso lassen sie uns nicht einfach in Ruhe... HABEN WIR NICHT GENUG GELITTEN!? Polizei... Presse... WAS WOLLT IHR VON UNS!?", er zieht ein Messer, als ihm Tränen in die Augen strömen.

Link to comment
Share on other sites

Ich schaue auf das Messer. Angst sollte ich empfinden, aber ich bin abgestumpft. Ich habe in den letzten 24 Stunden schrecklicherem ins Auge gesehen. "Wollen Sie zum Mörder werden, weil ich recht habe? Haben Sie wenigstens den Anstand, Ihre Frau nicht zusehen zu lassen, wenn Sie so tief fallen, wie der Mörder Ihrer Tochter."

 

Rotz läuft mir die Nase herunter. "Ich bin nicht von der Presse. Ich bin nicht von der Polizei. Ich bin ein Privatmann, der in diese Sache geschlittert ist. Durch den Ruf Ihrer Tochter. Es fällt mir schwer mich in Sie hineinzuversetzen, denn ich habe keine Kinder. Ich habe nur eine Schwester. Aber die habe ich vor langer langer Zeit enttäuscht." Ich schlucke, es tut weh, es brennt. Mein Hals muss blaurote Würgemale aufweisen. Nettes Präsent. "Ich kann nur vermuten, dass Sie eine Leere empfinden, die droht, sie zu verschlingen. Dass Sie sich hilflos und hoffnungslos fühlen, dass Sie warten, dass etwas passiert und dass Sie gottverdammt froh sind, dass ein Buhmann vorbeigeschlendert kam, dem Sie nun die Ungerechtigkeit all dessen zum Vorwurf machen können. Ich muss gestehen, ich fühle mich ähnlich." Fast schon lächle ich entrückt. "Und mir tut es furchtbar leid, dass Sie dies alles durchstehen müssen. Deswegen bin ich hier. Ich will helfen."

Link to comment
Share on other sites

"Sie können mir nicht helfen...", sagt der Mann, schneidet deine Fesseln durch.

 

"Verschonen Sie mich mit ihrer Pseudo-Psychologie, Aie können das nicgt einmal im entferntesten nachempfinden...", er kehrt dir den Rücken.

 

"Los verschwinden Sie.", sagt er ruhig

Link to comment
Share on other sites

"Ich danke Ihnen für Ihre Einsicht. Es tut mir leid, helfen zu wollen." Damit drehe ich mich um, und versuche mit halbwegs festem Gang die Tür zu erreichen. Als ich draußen stehe, atme ich einmal tief durch und lehne mich gegen die Wand. Ich krame nach einem Stift und einem Stück aus meinem Notizbuch. Darauf notiere ich meine Handynummer. Dann fällt mir noch etwas ein und ich male noch einen kleinen Apfel daneben. Ich seufze. Das ist doch Mist, Menschen ändern sich nicht. Trotzdem schiebe ich den Zettel unter der Tür durch. Dann verschwinde ich aus diesem Haus. Währenddessen lese ich die SMS, bin aber noch nicht in der Verfassung zu antworten. Tausende Gedanken kreisen in meinem Kopf.

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Während du die Treppen hinab steigst hörst du nur ein Schluchzen, als eine magere Gestalt den Zettel aufhebt, während der Mann dir hinterher ruft:

 

"Sie... War nicht unsere Tochter. Meine Frau ist unfruchtbar. Unser einziger Wunsch,", seine Stimme bricht.

 

"Ist nun verschwunden."

Link to comment
Share on other sites

Ich halte an. Soll ich zurückkehren? Nein, sie haben meine Nummer. Wenn sie zur Kooperation bereit sind, dann können sie mich kontaktieren. Ich gehe weiter zur Straße und genieße die frische Luft. Ich stelle meinen Kragen auf, um die Blessuren zu verdecken und vor allem: Fiona soll sie nicht sehen.

 

"Cheryl ist also adoptiert gewesen.", murmel ich vor mich hin. Ihre Spur wird schwer zu verfolgen sein. Falls wir überhaupt die Chance bekommen sollten. Fionas Chef bereitet mir Magenschmerzen. Ich kehre zurück zum Krankenhaus und stelle fest, dass ich viel zu früh bin. Eigentlich gut, dann kann ich noch die Lehrerin anrufen. Ich setze mich auf meine geliebte Bank und wähle die Nummer. Jetzt muss ich wieder den Privatdetektiv mimen. Die Wahrheit scheint ja nicht allzu gut anzukommen. Ach was sage ich, es hätte nichts an den Ereignissen geänert. Ich räuspere mich, reibe meinen Hals, dann starte ich das Telefonat.

Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...