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[Letter from Silent Hill] Nebenplot: "Auf einsamen Straßen"


Blackdiablo
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"I'm looking for Silent Hill. Is this the right way?"

 

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Die Straße schmiegt sich an einen Abhang - links von dir erdige Wälle, rechts ein unsicherer Nebelozean. Ein letztes Stück auf betonierten Pfaden, dann liegen sie vor dir: Die einsamen Straßen Silent Hills. Wenn der Nebel das Blut dieser Stadt ist, dann sind sie die pumpenden Adern. Doch wo ist ihr Herz?

 

Du befindest dich auf der Sanders Street und überlegst bereits, wie du auf dem schnellsten Weg zum Park gelangst, als du dunkle Flecken auf der Straßenkreuzung bemerkst. Ist das ... Blut?! Es ist nicht so leicht auszumachen, was das zu bedeuten hat. Ist jemand geschliffen worden oder ist jemand gekrochen? Wohin? Könnte das die erste Spur zu Mary sein?

 

Fast glaubst du, im Nebel vor dir eine weibliche Gestalt auszumachen, die die Lindsey Street nach Norden geht - in Richtung Park. Ist Mary womöglich verletzt?

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Der Blutfilm ist sämig, von den kühlen Temperaturen träge und gesättigt. Noch ist er feucht, frisch, doch bald erstarrt er und bleibt der einzige Überrest des Lebens an dieser Kreuzung.

 

Du folgst der Straße mit hohlen Schritten und erkennst, dass links von dir schwere Straßenarbeiten durchgeführt wurden. Ein Durchkommen ist unmöglich. Die Katz Street ist auf diesem Weg nicht erreichbar. Ohnehin führen die Spuren dich weiter geradeaus.

 

Die Gestalt hast du nun länger nicht mehr ausmachen können, sie ist Teil des Nebels, flieht sie vor etwas? Vor dir? Vor jemand anderem?

 

Du hälst kurz inne. Die Spuren zweigen nun ab zur Vachss Road. Zwar sind sie schwächer und vereinzelter geworden, doch es ist eindeutig zu erkennen, dass sie nach rechts verlaufen. Die weitere Lindsey Street vor dir endet im Nichts. Sie ist abgebrochen, als hätten Erderschütterungen hier gewütet. Wirre Panik flammt in dir auf, aber nur kurz, denn du weißt, du wirst einen anderen Weg zum Park finden.

 

Du biegst also nach rechts ab und folgst dem Pfad, der mit Stacheldrahtzäunen umgeben ist. Ein statisches Rauschen summt zu dir herüber, erst schwächer, dann immer stärker. Es ist ein disharmonisches Rauschen, als wäre etwas hier falsch, als gehöre etwas nicht hierher und die Technik reagiere bloß auf die Anwesenheit von etwas Falschem. Du hörst ein krankhaftes Husten, das wieder verstummt, dann erreichst du einen losen Zaun, der vor einem Tunnel steht. Das Radio befindet sich auf einer Kiste im Inneren. Da steht jemand, dir abgewandt. Die Umrisse seiner Glieder sind zart, beinahe weiblich, doch, wie du nun erkennst, eher ausgemärgelt, dürr. Er friert offenbar, da er sich regelmäßig schüttelt. Die Arme sind nach vorne verkrampft, als sei er verletzt.

 

Neben dir befindet sich ein Haufen solider, mit Nageln versehener Bretter.

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  • 2 weeks later...

Die Gestalt dreht sich mit konvulsivischer Eleganz zu dir um und das Radio rauscht immer lauter, je näher es dir kommt, ein Schritt, zwei Schritte, es scheint Probleme zu haben, seinen deformierten Körper in deine Richtung zu hieven. Die Füße sind hochgesteckte fleischklumpen, als wären Schuhe darunter verborgen. Dann teilt sich der Nebel und gibt endgültig die fleischige Gestalt frei, die dir seinen verwachsenen Brustkorb engegenreckt.

Es scheint hilflos zu sein, in eine Zwangsjacke aus Haut gehüllt, und beinahe könntest du Mitleid empfinden, wäre da nicht dieser abstoßende, gedankenzermürbende Gestank. Fäulnis, Tod, Verwesung vereint in einem Körper, der seinem darbenen, sich windenden Fleisch nicht zu entkommen vermag. Gleichzeitig stößt es ein Geräusch aus, das dem Knirschen von Metall auf Zement entspricht, es greift dein dünnes Nervenkostüm an, und von oben bis unten ... die Andeutungen einer Linie, gezackt, Metall in Fleisch? Vom Gesicht bis hin zur Brust ... Adrenalin durchstößt deinen Körper bei dem Anblick dieser Abscheulichkeit.

Edited by Blackdiablo
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"FUCK!" schreie ich entzsetzt, und weiche schnell zurück.

Ich schaue mich rum, um zu sehen, ob ich eventuell etwas als Verteidignungswaffe finden kann.

 

Das kann nicht wahr sein.

Kann diese Stadt eher wahr, real sein?

 

Eine Stimme in meinem Kopf.

 

"bist du überhaupt real, James?"

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Während du dich hastig umsiehst und dein Blick auf den Haufen nagelbewehrter Bretter und Ziegelsteine neben dir fällt, klatscht das Ding auf beide Knie, um sich mit seinem gesamten Leib im Schmutz zu winden oder, nein, es kriecht wie ein Tier, eine Kaulquappe an Land, feucht und wabbelnd, unter dem losen Zaun hindurch. Es scheint schneller zu sein, unnatürlich schnell gleitet es auf diese Weise auf dich zu und während es sich vom Radio hinter dem Zaun entfernt und sich dir nähert, wird das allgegenwärtige Rauschen etwas schwächer.

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Ohne darüber lange zu denken, werfe ich mich fast auf den Haufen Bretter, und suche mir eins aus, der möglicherweiser lange und mit ein paar Nadel, gut sich als Waffe eignen könnte.

"Fuck fuck fuck!" wiederhole ich in Panik.

"WAS IST DAS FÜR EIN MIST?"

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Als es auf dich zurobbt, wird der Gestank immer intensiver, überwältigend. Mit beiden Händen umfasst du das Holz und bereitest dich auf die Konfrontation vor, deine Nase rebelliert, Magensäure steigt deinen Rachen herauf.

 

Du erkennst, dass es Blut an den Füßen hat, als es sich zappelnd aufrichtet. Das Geräusch ... dieses Ratschen! Mit x-Beinen überbrückt es die letzten Meter in deine Reichweite. Sein Oberkörper biegt sich nach hinten.

 

Oh Gott dieser Gestank! Speichel sammelt sich in deinem Mund, heißer Speichel kurz vorm Erbrechen.

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Ich mache ein paar Schritte zurück, und sammele meine ganze Kraft, um nicht zu erbrechen.

Ich schlucke ein paar mal, und das gelingt mir.

Gottseidank.

schlag zu! Na mach!

"ZUM TEUFEL MIT DIR!"

Ich schlage ihn auf die Brust.

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Unter deinem gewaltigen Schlag gibt das Fleisch der Gestalt nach, verformt sich, legt sich in Falten, bis das Wesen der Länge nach wuchtvoll zu Boden klatscht.

 

Es stemmt seine Beine und seine Schulter gegen die Erde und reckt den Leib gen Himmel, der sich plötzlich teilt und eine braunweiße Brühe in die Luft schleudert und auf sich selber herabregnen lässt. Dein Angriff war dermaßen energiegeladen, dass du mit nicht wenig Befriedigung in sicherer Entfernung beobachten kannst, wie sich die toxische Masse um das Ding verteilt. Dampf steigt auf, als eine unerklärliche chemische Reaktion Erde, Fleisch und Haut zersetzt. Doch es ist noch nicht tot, es scheint betäubt, ein hilfloser Kadaver aus purer Agonie. Der Kopf schlägt rhythmisch gegen den Brustkorb und den Schlamm, als versuche es verzweifelt, sich aus seiner hilflosen Lage zu befreien.

Edited by Blackdiablo
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Stark von meinem Erfolg, mach ich einen Schritt nach vorne, und halte den Atem aus.

"Geh zur Hölle, habe ich gesagt, du Missgeburt!" sage ich laut, aber ohne zu schreien.

Dann schlage ich mit dem Brett wieder zu.

 

SO was gibt es nicht.

 

"Stirb!"

 

lebt es überhaupt?

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Dein Hieb ist fatal und lässt das verknetete Gewebe des Wesens platzen, sodass die Masse in jede Richtung spritzt. Krankheitsverseuchte Flüssigkeit wird dir entgegengeschleudert und deine grimmige, selbstsichere Miene wird zu einer Fratze des Schmerzes, als der ekelerregende Nebel dir auf Brust und Arme fliegt. Sofort beginnt eine betäubende Lethargie deine Sinne zu verschleiern und Pein wie von tausend Nadelstichen durchzieht die Stellen deiner Glieder, die von der ätzenden Flüssigkeit benetzt worden sind. Das Brett ist unter der Gewaltigkeit deines Hiebes zersplittert, doch momentan denkst du an nichts anderes, als deine Schmerzen zu lindern und den üblen Gestank aus deiner Nase zu bekommen.

Edited by Blackdiablo
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Ich schwanke, und gehe auf meine Knie.

Ich kann nicht mehr.

Mir ist so übel, dass ich, bevor ich überhaupt es realisiert habe, anfange mich zu übergeben.

Meine Sicht wird unscharf.

Es tut verdammt weh.

Ich schreie, und versuche gleichzeitig den Rest des Dinges im Augen zu halten.

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Jedwedes Leben ist aus dem Körper des Dings gewichen, was bleibt ist die Hülle eines Alptraums. Das Rauschen des Radios ist mit dem letzten Kraftakt, dem letzten Leid, das es dir zugefügt hat, erloschen. Es ist wieder totenstill. Schwankend richtest du dich auf, Schweiß auf deiner Stirn, an deinem Körper, lässt den nutzlosen Rest deiner provisorischen Waffe fallen. Deine Haut ist gerötet und pulsiert, aber fürs Erste ist der Schmerz von dir genommen. Dumpfheit und schweres Atmen sind die letzten Überreste des Kampfes.

 

Nun hast du Gelegenheit, einen näheren Blick auf das Radio zu werfen: Es ist ein kleines tragbares Ding von unbekannter Herkunft. Es liegt unter dem Torbogen einfach herum, als hätte jemand es dort fallen lassen. Jetzt, wo das Monster tot ist, gibt es keinen Laut von sich.

 

Du entfaltest deine Karte und begutachtest die aussortierten Optionen:

  • Die Vachss Road mündet in der Straßensperre vor dir.
  • Im Norden mündet die Lindsey Street in einem unpassierbaren Abgrund.
  • Ebenso wie die Katz Street nach Osten.

Du seufzt. Wirst du die ganze Stadt durchqueren müssen? Du musst sie finden. Egal, wie gefährlich es werden wird.

 

Plötzlich reißt dich eine Stimme aus deinen Gedanken. Irritiert blickst du dich um, dann merkst du, dass sie aus dem Radio zu kommen scheint.

 

Ja.........Ich bin ............e...........Komm zum Ros.............rk........s..............ing f..........id du w...............Jam.........zum...........Side..............ment.............

 

Das war Mary! Ohne Zweifel! Ihre Stimme!

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