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[Das Ende des Wahnsinns] Prolog: Gespräch außerhalb des Abteils - 03. Juni 1924, München, 23:42 Uhr


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Ich stelle mich neben Rudolf an das offene Fenster. Kurz beobachte ich ihn, fast neidisch, wie er den Rauch der Zigarette inhaliert. Gedankenverloren folge ich den Rauchschwaden mit meinem Blick und schaue zu, wie sie aus dem Fenster gewirbelt werden und sich auflösen. Wenn Probleme sich auch so leicht lösen ließen. Wenn sich eine Vergangenheit einfach so auslöschen ließe...

 

Ich lehne mich gegen die Waggonwand und atme hörbar aus.

 

"Glaubst du eigentlich, dass einem Dinge, wie wir sie erleben verändern? Das man in als ein Mensch in die... Staumauer ging und als ein Anderer herauskam?"

 

Belanglose Fragen... Ein Anfang. Nur ein Einstieg. Natürlich bin ich ein Anderer. Wir sind alle andere Menschen. Solche Ereignisse hinterlassen Spuren. Ich schaue Rudolf fest in die Augen. Ich muss das los werden, auch wenn es alles beendet. Wir sind in Gefahr. Ich habe diese Leute... meine Freunde in Gefahr gebracht und ich muss dafür gerade stehen. Das schulde ich jedem Einzelnen von ihnen. Wenn es die Konsequenz hat, dass ich sie als Freunde verliere... dann habe ich sie nicht verdient.

 

Ich bemerke, dass Rudolf nicht antwortet. Er scheint zu wissen, dass da mehr kommen wird.

 

"Ich kann über so etwas kaum reden. Ich bin es nicht gewohnt. Ich kenne diese Art... diese Art von Nähe nicht."

 

Ich gehe einen Schritt von ihm weg und drehe mich wieder um. Das unbehagliche Gefühl belauscht zu werden durchfährt mich. Ein schlechtes Gewissen ist kein gutes Ruhekissen...

 

"Du musst wissen. Ich habe in Berlin nur für meine Arbeit gelebt. Nur für Geld. Nur für Respekt. Nur für Dinge die ich mir als Kind immer erhofft hatte... Dinge die ich mir nie leisten konnte. Ich bin dafür über Leichen gegangen. Wortwörtlich.... Ich hatte niemals etwas wie das hier."

 

Ich mache eine Geste zu unserem Abteil.

 

"Ich hatte nie jemanden auf den ich mich blind verlassen konnte. Niemals... niemals Freunde."

 

Wieder atme ich hörbar aus. Das Gespräch fällt mir schwer.

 

"Ich glaube ich hab da Mist... Rudolf ich kann meine Taten die mich zu euch geführt haben niemals ändern. Ich kann meine Vergangenheit nicht auslöschen. Ich kann niemals so viel büssen, wie ich müsste um meine Weste wieder weiß zu waschen... aber..."

 

Ich mache den Schritt auf ihn zurück.

 

"Ich glaube wir werden in München Schwierigkeiten kriegen. Schwierigkeiten, die ich verursacht habe. Meine Vergangenheit wird uns in München erwarten und ich glaube das wird kein schönes Wiedersehen."

 

Ich lehne mich wieder gegen die Waggonwand. Ich weiche seinem Blick aus und schaue fast beschämt zu Boden.

 

"Ich wollte nie mit euch nach München, um euch zu helfen... Ich wollte dich bestehlen... Ich wollte dieses Artefakt für mich. Für meine Auftraggeber... Ich wusste nicht, was uns erwartet. Ich wusste nicht, wie sich das entwickelt. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich einen anderen Weg wählen. Aber es ist zu spät."

 

Ich weiß nicht wie Rudolf darauf reagiert, ich schaue noch immer zu Boden. Ich weiß, dass ich damit alles verloren habe. Aber sie verdienen die Wahrheit. Ich bin ihre Freundschaft nicht wert. Ich bin gar nichts wert.

 

Du bist schwach.

Du kannst noch immer alles haben...

Stoß ihn aus dem Fenster... keine Zeugen... du...

 

Ich fahre mir mit der Hand über die Schläfen. Ein pochender Schmerz macht sich in meinem Schädel breit. Übelkeit. Es tat gut die Wahrheit zu sagen. Das erste Mal in deinem Leben hast du nicht gelogen.

 

Töte ihn! Schnapp dir das Artefakt. Du kannst dich mit dem Boss versöhnen, wenn du ihm nur das Artefakt bringst.

Gib mir mein Leben zurück!

Du bist nicht ECHT!

DAS IST MEIN LEBEN!

 

Ich atme wieder aus. Die lange Stille beunruhigt mich.

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Ich schnippe die Zigarette aus dem Fenster ...


Gucke Erich in die Augen. "Dazu gehört echter Mut."

Atme tief ein: "Ich danke Dir."
 

Schweigen ...

 

"Da Du mir das gesagt hast gehe ich davon aus, das Du weist wem Deinen uneingeschränkte Loyalität gehört, oder? Wenn wir das sind, dann gehst Du jetzt mit mir wieder in das Abteil und wir besprechen das mit unseren Freunden. Lasse mich die Einleitung beginnen und es wird sich alles zum Besten wenden. Deine Ehrlichkeit haben unsere Freunde genau so verdient."

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Ich habe einem Kloss im Hals. Die Reaktion hatte ich zwar erwartet, aber sie auch gefürchtet. Schnell werden aus Freunden Richter. Schnell wird das Tribunal sein Urteil fällen.

 

Du verlierst. Du verlierst, weil du nicht auf mich gehört hast.

 

"Ich bin damit zu erst zu dir gekommen, weil ich dich für den Besonnensten unter uns halte. Ich weiß nicht wie die Anderen das aufnehmen.

Eduard ist... temperamentvoll.

Jacques ist für mich... für uns... durch die Feuer der Hölle gegangen, weil er mich jemanden gehalten hat, der ich nicht bin.

Katharina vertraut mir.

Du vertraust mir....

Und ich bin nichts als... Abschaum."

 

Ich spüre ein Würgen im Hals. Mir wird wirklich übel bei dem Gedanken. Mir war die Wahrheit nie so bewusst, wie in diesem Moment.  Ich bin ein Dieb und Schlimmeres. Ich bin kein guter Mensch. Ich bin Abschaum...

 

"Aber du hast Recht. Ich muss mich dem stellen, was ich angerichtet habe. Ich trage die Schuld daran und muss die Suppe auslöffeln."

 

Ich gehe näher an Rudolf heran.

 

"Ich will nur das du weißt, dass es mir Leid tut.

Ich kann es nicht ungeschehen machen.

Meine Handlungen, haben auch bisher keine Auswirkungen gehabt - Aber ich fürchte, dass wir hier in München Probleme bekommen könnten. Mein "Arbeitgeber" wird ziemlich enttäuscht vom Ausgang der Mission sein und wird mich diese Enttäuschung spüren lassen wollen."

 

Ich breche den Blickkontakt.

 

"Und ich weiß, was er von Zeugen hält. Ich befürchte, dass es... schmutzig wird. Richtig schmutzig."

 

Ich räuspere mich und sage etwas leiser:

 

"Und... ich weiß nicht was mit deinem Bekannten ist. Ich hab den Kontakt zu meinen Leuten nicht mehr aufnehmen können. Ich weiß nicht, was sie getan haben, um das Artefakt in ihren Besitz zu bringen. Ich weiß nicht, was sie getan haben, obwohl ich die Befehle gegeben habe."

 

Du Idiot! Du redest dich um Kopf und Kragen!

Der wird die Bullen rufen! Da krepiert der elendige Bulle und du verräst Alles an den Einzigen hier, der die Macht hat dich für alle Zeit in ein Loch zu werfen, aus dem wir niemals wieder rauskommen!?

Du dämlicher Schwachkopf!

 

Meine Hände beginnen wieder zu zittern. Das erste Mal seit wir die Staumauer verlassen haben.

 

Du musst hier weg!

Ich hol uns hier raus!

LASS MICH DIR ENDLICH HELFEN!

VERSCHWINDE ENDLICH!

DU VERDAMMTER IDIOT!

 

Ich stecke als ich das Zittern bemerke meine Hände in die Jackettasche.

Das hat er nicht gesehen.

Kann er nicht gesehen haben.

Alles in Ordnung.

 

"Ich fürchte die Reaktion... Rudolf.... Es tut mir so leid."

 

Ich wende mich von dem Kurator ab.

 

Scheiße! Sind das Tränen?

Fängst du jetzt an zu heulen, du Idiot?

Deine Schwäche KOTZT MICH AN!

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