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Das Camp – Ein Sommer in den Bergen (Cthulhus Ruf 1, Now)


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Quelle: Cthulhus Ruf - Ausgabe 1
Autor: Mirko Bader
Setting: NOW
Spieldauer: 4 Stunden

Ich habe mir vorgenommen immer wenn Zeit für einen One-Shot ist jetzt endlich mal nach und nach alle Abenteuer aus Cthulhus Ruf 1-6 zu spielen. Weitere Berichte folgen also demnächst ;)

Den Anfang hat gestern "Das Camp" gemacht. Ein interessantes Abenteuer. Es wird gleich zu Beginn gewarnt, dass es kein normales Abenteuer ist. Und wer das übliche Vorgehen will (Spur - Recherche - Bekämpfung), sollte die Finger davon lassen, wie der Autor selbst es empfiehlt. Wer sich allerdings drauf einlässt kann einen wirklich gelungenen Abend haben.

Was ist denn so anders?

  • man spielt amerikanische Teenager, schön mit vielen Klischees. Klar, kann man auch mit deutschen Jugendlichen spielen, aber in den USA mit den entsprechenden Stereotypen ist es einfach unterhaltsamer. Diese Naivität und Unsicherheit eines Teenager fordert auch erfahrene Spieler
  • der SL erfährt kaum mehr als die Spieler, das Abenteuer hat keinen konkreten Hintergrund, keine "das ist so weil". Nur "es könnte vielleicht sein, dass ... vielleicht auch nicht" Vorschläge
  • die Spieler erleben ein Ende, das kein Ende ist. Man hört irgendwann einfach auf, ohne Aufklärung oder Lösung. Für viele Spieler frustrierend.
  • es gibt eine Stelle mit starkem Railroading (das aber in der Szene einfach passt) und ein Charakter wird willkürlich (ggf. auch für gutes Spiel) sehr hart bestraft, ohne Chance sich zu wehren. Faktisch aus dem Spiel genommen.

Trotzdem fanden die Spieler und ich als SL das Abenteuer wirklich unterhaltsam. Inspiriert ist das Abenteuer durch Akte X & Co., die Wahrheit ist da draußen. Nur eben nicht im Abenteuertext.

Nun aber von vorne.

Ein paar Teenager, bei uns der "Große Bruder" Steven (möchte der große Bruder sein, ist aber meist ein antriebsloser Loser), das "Pummelchen" Barbara (adoptiert und Schwanger von einem unbekannten Vater, was sie bisher geheim gehalten hat) und der "Unheimliche" Luke (ebenfalls adoptiert, er glaubt sein Adoptiv-Vater sei verantwortlich für den tödlichen Autounfall seiner leiblichen Eltern) sind mit ihren Eltern 2 Monate in einem Camp am Arsch der Welt, nahe der kanadischen Grenze in der Wildnis. Ein Camp mit Lagerfeuerplatz, Kajaks und viel Natur. Kein Handynetz (will man nicht auf einen Baum klettern o.ä.), kein Internet, kein TV. Nichts. Da stehen Teenager so richtig drauf.

Nach einer Woche im Camp beschließt man, dass Nichts tun noch langweiliger ist als irgendwas zu tun. Also geht es mit dem Kajak auf den See. Steven schnappte sich das 1. Boot, Barbara und Luke das 2. Barbara ist gut gelaunt, Luke schweigsam und gelangweilt. Irgendwann spritzt er mit dem Paddel Barbara eine Ladung Wasser in den Nacken und es kommt zu einem Geschubse und Gerangel. Luke geht über Bord und kippt das Boot dann um. Beide landen im Wasser, ein gescheiterter Glückswurf sorgt dafür, dass Barbaras Handy im See versinkt. Es folgten weitere schöne rollenspielerische Momente, die Spieler fanden mehr und mehr in ihre Rollen. Schließlich fand man das verlassene Dorf und sah sich dort um. Während Luke mit einem Vergrößerungsglas Insekten bruzzelte meckerte Barbara über die nassen Klamotten und Luke und Steven versuchte halbherzig zu schlichten. Stevens Spieler hatte hier die wirklich schöne Idee, die fehlende Motivation sich dauerhaft als großer Bruder zu betätigen, daher abzuleiten, dass er ein wenig eifersüchtig auf die beiden adoptierten Geschwister ist. Wirklich eine tolle Szene. Dann zieht ein Unwetter auf. Die Gruppe macht sich auf den Rückweg.

Es folgt der Leichenfund. Luke schnappt sich die Jägerkappe des Toten, was zu einer weiteren schockierten Reaktion der Geschwister führt. Man dreht die Leiche um und reagiert verstört. Luke nutzt später die Chance den Toten zu durchsuchen, findet aber nichts. Hier hat Luke seine Rolle auch gut eingebracht und den "unheimlichen" Typen etwas morbider dargestellt. Steven kletterte dann auf einen Baum und versuchte über eine extrem schlechte Verbindung die Polizei zu rufen. Er hatte das Gefühl, dass es geklappt hat, ohne wirklich sicher zu sein, zu abgehackt war die Verbindung.

Man hörte das Bellen des Hundes und fand diesen sowie die Hütte des Toten. Dort sah man sich um, Luke fand die Mystery-Hefte und versteckte jenes über das Monster im See vor seinen Geschwistern. Nach dem ersten Schreck wurde es dann wie in jedem typischen amerikanischen Teenager-Film. Die Leiche war vergessen, Steven sah sich eine Magazinausgabe über Nymphen an, Luke stöberte durchs Haus und Barbara lief mit Ohrstöpseln und Mp3-Player herum. Herrlich.

Als Luke mal wieder das Haus verlassen hatte um nach Spuren zu suchen kam die Wolke. Luke flüchtete und suchte das 1. Mal den Schutz seiner Familie. Gemeinsam nahm man den Geländewagen des Toten und floh Richtung Camp.

Dieses war verlassen, keine Spur von den Eltern. Der Jeep war auch weg. Man fand schnell das geheime Zimmer und versuchte alles, einen Sinn darin zu erkennen. Gegen die "Steinzeittechnik" kamen die Spieler aber nicht an. Sie fanden das Bild vom Vater. Und hörten das verstörenden Rausch-Klack-Brummen. Als dann der Hund (der mitgenommen worden war) draußen bellte sah Barbara nach ihm, es folgte der zweite Angriff der Wolke. Diesmal fielen die "Kohlebrocken" aber in unlogischen Winkeln, flogen teilweise Kurven. Der Hund floh in das Bootshaus, Barbara ins Auto des Toten, Luke verbarrikadierte sich in dem Geheimraum und Steven lief etwas unsicher hin und her, schließlich zu Barbara. So kam nur Luke ohne Verletzungen davon, die beiden anderen hatten ein paar TP durch die "Sprengkörper" verloren. Und natürlich kräftig Rauch eingeatmet.

Kurze Zeit später erschien dann der Ranger. Von Anfang an ein komischer Vogel. Die Spieler hatten schnell einen Verdacht, besonders durch das ständige Bellen des Hundes Richtung des Rangers. Zuvor hatte der Hund immer gebellt, wenn die Wolke kam oder etwas nicht stimmte. Doch die Spieler konnten dann im Charakter bleiben und vertrauten dem "Cop" letztendlich. Hier half mir eine spezielle Verknüpfung der Ereignisse. Barbara litt als erste an der "Grau in Grau" Wahrnehmung. Sie hatte auch die meiste Zeit mit dem Hund verbracht. Um die Dramatik zu erhöhen befahl der Ranger plötzlich weg von dem Tier zu gehen, und fragte ob er jemanden gebissen habe. Es sei krank, habe die Fuchsgrippe (da hab ich wildes Zeug erfunden, wie der "Ranger" eben auch). Dann knallte er den Hund einfach ab. Anfangs glaubte mir kein Mensch und gerade Barbara floh vor "dem Irren". Als ihre ersten Visionen dann begannen und sie ihren Brüdern davon berichtete begann der bisher extrem misstrauische Luke dem Ranger zu glauben, schließlich hatte seine Schwester wirklich eine Art Tollwut. Letztendlich saßen dann alle im Wagen. Barbara sah dann den Käfer, lies das Auto anhalten, und wollte fliehen. Steven rannte ihr nach und versuchte sie zu beruhigen. Derweil fragte Luke den Ranger, ob man seine Schwester nicht einfach irgendwo einweisen lassen könnte. Steven gab es dann auf, stieg ein und bat den Ranger weiter zu fahren. Fassungslos stand Barbara alleine im finsteren Wald. Das Auto hielt nach 100 Metern wieder und Steven rief nochmal "kommst du jetzt?". Barbara war dann doch schnell wieder im Auto. Als dann Steven kurze Zeit später ebenfalls "Grau in Grau" sah riss er dem Ranger den Käfer aus dem Nacken. Für die Dramatik entscheid ich dann auch, dass in diesem Fall der lange Kontakt den Träger sofort umbrachte. Der Ranger knallte also Tod mit dem Kopf aufs Lenkrad und der Wagen fuhr in einen Graben. Plötzlich funkte das Radio das seltsame Rausch-Klack-Brummen wie schon im Geheimraum zuvor. Bevor man sich darüber wirklich Gedanken machen konnte traf das Militär mit Geländewagen von hinten und Blackhawk von vorne ein. Spezialeinheiten, Wissenschaftler in Vollkörperanzügen, jede Menge Waffen auf die Gruppe gerichtet. Kurze Untersuchung, grobe Behandlung und dann eine Betäubungsspritze.

 

Nebelhafte Erinnerungen an den Abtransport. Untersuchungen. Steven wird vom Rest abgetrennt, sieht kurz seine Mutter und dann beginnt seine „Folter“. Ich habe mich an die Vorgaben gehalten, dass er danach an „Körper und Geist gebrochen ist“. Dazu später noch mehr.

Die beiden anderen fanden sich nach einigen Stunden allein, Barbara war bereits auf Wahrnehmungsstufe 2 und entsprechend verwirrt. Luke nutze ihre Verwirrung und lies sie die Plane aufkratzen. Dann brach die Hölle los. Explosionen. Schüsse. Militärische Befehle. Luke und Barbara flohen, fanden den völlig paralysierten Steven und entkamen nach draußen. Luke sah dann, wie ihre Mutter von zwei Wissenschaftlern zu einem Hubschrauber gebracht wurde. Als einziger handlungsfähiger Charakter versuchte er von einem den Zielort zu erfahren, als Soldaten auf ihn aufmerksam wurden floh er dann aber. Die Geschwister fanden sich dann im Wald wieder und Luke entdeckte dann in der Nähe die Umrisse eines Gebäudes. Dorthin zog sich die Gruppe zurück und fand so das Observatorium.

Hier verlief alles wie vorgesehen, als John (der Vater) auftaucht war man zwar misstrauisch durch die weiteren Hinweise im Observatorium, der gebrochene Steven fiel ihm aber sofort in die Arme. Barbara, mittlerweile auf Wahrnehmungsstufe 3, war auch zufrieden als sie keinen Käfer bei ihm sehen konnte und Luke stieg extrem misstrauisch ein. Der Spieler wollte wohl noch abwarten, was nun passiert. Tja, in dem Fall war das Abenteuer zu Ende.

 

3 Spieler sahen mich an mit dem Blick „meint der das jetzt ernst?“. Auch sehr schön. Erst wollte ich wirklich nichts erklären, dann habe ich mich aber breitschlagen lassen und das wenige, was ich als SL mehr wusste, erläutert.   

 

Fazit SL: ich fand die Stimmung klasse, auch die Herausforderung mit den Teenagern für die Spieler. Für einige Szenen habe ich Sounds erstellt (das Rausch-Klack-Brummen, den Hund, den Blackhawk und den Kampf im Militärlager), die alle sehr gute aufgenommen wurden und die Stimmung weiter unterstützt haben. Das Railroading bei der Gefangennahme war aus meiner Sicht ok und auch die Spieler fanden das passend. Nur die Aktion einen Spieler zu „brechen“, ohne Chance das zu umgehen, war hart. Zudem schlägt das Abenteuer den aktivsten Spieler vor. Bei den vorgefertigten Charakteren eine schlechte Idee, 60% davon machen eh kaum was. Diese Szene werde ich bei einem nächsten Mal anders lösen und eher den Spieler nehmen, der am wenigsten in die Rolle findet. Oder Luke, um ihn am Ende richtig austicken zu lassen wenn sein Adoptiv-Vater auftaucht. Oder ich lasse es ganz weg, mal sehen.

Das Abenteuer ist was anderes, aber wirklich gut wenn sich alle darauf einlassen können.

Kritikpunkt: die vorgefertigten NSCs, die drei von uns verwendeten sind ok, wenn man Steven ein klein wenig selbstbewusster und aktiv auslegt. Die 3 anderen sind eigentlich nutzlos. Sie sind ängstlich, unsicher und tun eigentlich nichts. Ok, „das Genie“ kann noch ausgebaut werden, aber bei mehr als 3 Spielern sollte der SL hier noch etwas Zeit investieren. Steven, Barbara und Luke kann ich empfehlen.

 

 

P.S. Spielermeinung habe ich abgefragt, wird dann noch nachgereicht.

Edited by Dark_Pharaoh
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Meinung von Stevens Spieler:

 

Also nochmal zu gestern... hat mir sehr gut gefallen.

 

Den "Vorschlag" den aktivsten Spieler zu nehmen finde ich doof... u.U. hast du dann nur noch Schlaftabletten am Tisch (wenn z.B. nur ein aktiver Spieler am Tisch ist (war gestern ja zum Glück nicht der Fall)) ... dann eher den "unaktivsten"

Würde es dann eher an "dramaturgischen" Dingen festmachen (wobei das eben auch stark am Spieler hängt, ob sie darauf einsteigen - Barb mit dem Baby, der Psycho, der dann richtig ausflippen kann).

 

Nach dem Eingriff des Militärs war das Spiel für Steven dann schon vorbei, weil er eben auch keinen Antrieb hatte dann irgendwas weiter zu machen (hatte er zuvor ja schon kaum) ... aber das liegt eben auch stark dran wie man es auslegt ... aber weder Rache noch Beschützerinstinkt sind so wirklich seins.

 

Der Spieler von Luke zum Ende im Vergleich zu entsprechenden Serien / Filmen:

 

Also ich fand das gestern echt super! Und wenn man ehrlich ist ... es war ein absolut realistisches Ende! In welcher Situation erfährt man schon die Hintergründe? Wenn man in dieser Situation gewesen wäre, wäre man einfach nur froh wenns vorbei ist.

 

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  • 1 month later...
Guest Mirko

Danke für den Spielbericht. Und sehr schön, dass das Abenteuer bei euch so gut ankam. Die beschriebenen Teenager-Szenen sind absolute Klasse! So habe ich mir das vorgestellt! Hat leider in meiner Gruppe nicht so geklappt, aber naja, hängt halt von den Spielern ab.

 

Wie gesagt: das Abenteuer ist sicher nichts für jede Gruppe. Atmosphäre und Rollenspiel stehen hier deutlich im Vordergrund. Und ich denke, dass - eben weil es keine exakte Erklärung und kein richtiges Ende gibt - der Spielleiter auch mal eher improvisieren kann. Die Railroading-Passage kann man zum Glück sehr kurz halten, so dass sie verstörend wirken und das Tempo anziehen, aber auch nicht zu viel Zeit beanspruchen. Zu den Charakteren: Da hast du wahrscheinlich recht. Allerdings hängt auch vieles von den Spielern ab. In meiner Gruppe wurde ein eher defensiver Charakter von einem aktiven Spieler gespielt - und der legte seinen Charakter etwas anders aus. Ist halt viel Rollenspiel drin --- wenn man sich darauf einlässt.

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