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[At your Door] Kapitel V: Parallelen


-TIE-
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Jimmy Pierce

- Zymvotek -

 

Ich musstere die Chemikerin bei ihrer Antwort, versuche mir ein Bild zu machen. Sie wirkt aufgeregt, aber nicht nervös. Passt zu ihrer Geschichte. Ich kann keine Anzeichen entdecken, dass sie zusammen mit Jatik und Leem ein falsches Spiel treibt, anscheinend hat Leem ihr die Führung aufgrund ihrer Vorgeschichte überlassen.

 

"Korrekt. Wir wurden überfallen als wir das Biest zu ihnen bringen wollten. Von Profis. Ihr Kollege, Simon Tate, ist nach wie vor verschwunden. Er hat eine Farm, von der stammen die Proben. Dort haben sich die Pflanzen neuen ... Nährboden gesucht."

 

Ich lasse mir von Vivian die Kamera geben, suche die richtige Stelle und schiebe das Gerät zu Dr. Collins.

 

Nachdem sie den Abspielknopf betätigt hat zeigt das Bild eine Wiese, oder ein Feld. Gras, ein paar wilde Blumen. Dann, ein Hasenkadaver. Überwuchtert von Pflanzen. Die Aufnahme wurde in der Dunkelheit gemacht und offensichtlich recht schnell. Details sind nicht zu erkennen. Doch. Eines ist zu erkennen. Und das ist ein wenig erschreckend. Die Pflanze hat den Hasen offensichtlich stranguliert. Dann endet die Aufnahme.

 

Im Raum herrscht Stile, Dr. Collins spürt die Blicke ihrer Gäste auf sich ruhen, eine Reaktion erwartend.

 

Ich räuspere mich, um ihr einen Moment zu geben, ihre Gedanken zu sammeln.

 

"Das war nicht der einzige Kadaver. Es gab etwa auch einen Hirsch. Überall ein ähnliches Bild. Wir hatten ebenfalls das Gefühl, als würde das Gras versuchen uns festzuhalten. Unser Wagen wurde von unten am Motor ... ergriffen. Ja, ich denke der Begriff ist nicht fehl am Platz. Und dann war da noch ein anderer Kadaver. Der eines Menschen. Wie der genau aussah wollen sie nicht wissen."

 

Eine Pause, absolute Stille im Raum, nur eine Uhr an der Wand tickt leise vor sich hin und erinnert mich daran, dass wir Tate dringend finden müssen. Wenn es nicht schon zu spät ist.

 

"Sie sehen, es ist wirklich ernst. Das Tal wird vermutlich im Moment ... gereinigt. Damit sich das, was auch immer es ist, nicht ausbreitet."

 

Ich beschreibe die Farm, das Gewächshaus, den Sperrkreis der anscheinend nicht geholfen hat. Dann wende ich mich an Michael.

 

"Ich denke jetzt weiß Dr. Collins, was wir für sie dabei haben. Dann mal her mit dem Teufelszeug."

 

Meine Stimme war ruhig und sachlich. Ein Ex-Cop der einen Tatort beschreibt. Nüchtern, fast kalt. Doch bei den beiden letzten Sätzen schleicht sich ein Unbehagen in meine Stimme. Ich habe Respekt vor den Proben.

 

Wem machst du was vor, Jimmy. Angst. Angst vor dem Unbekannten. Angst, vor einem Feind den eine Kugel nicht aufhalten kann.

 

Mein Blick sucht wieder Dr. Collins.

 

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Michael Sueson


- Zymvotek -


 


"In Ordnung." Boss. Ich lächele leicht, nicke und gehe zum Wagen. Die Hitze im Innenraum schlägt mir entgegen, brennt mir das Lächeln vom Gesicht. Ich streife meine Handschuhe über, bevor ich das heiße Metall berühre, doch es ist nicht primär die Hitze, die ich fürchte, die mich Handschuhe tragen lässt. Unsicher gehe ich zurück ins Gebäude, passiere wortlos die Empfangsdame.


 


Kurz darauf komme ich mit der verschlossenen Metallkiste zurück in den Raum, in dem der Kaffee gereicht wurde. Es sieht aus als würde ich einen Kindersarg tragen, zumindest mein Gesicht zeigt einen Ausdruck, der dazu passen würde, mein Gang ähnelt mehr dem Schreiten einer Prozession, denn einem normalen Botengang. Ich sehe meine Gefährten an, als würde ich erwarten, dass sie den Introitus zur Seelenmesse anstimmen.


 


"Wo soll ich ... das ... hinstellen, Dr. Collins?" Angst, Unsicherheit, Trauer; Eine Ménage à trois des Widerwillens spiegelt sich auf meinem Gesicht, keine Spur von einem Lächeln, keine Neugier, meine Gedanken sind bei ... Aiden, dem gekreuzigten ... Kind.


 


Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, ...


Edited by 123
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Sarah Collins

- Zymvotek -

 

"Ja da haben sie vollkommen Recht Ms. Chandler. Eine solche Substanz ist... unnatürlich, zumindest auf unserem Planeten. Diese Pflanzen... wenn es bei ihnen ebenfalls der Fall ist, ist nicht nur ihr Aussehen widernatürlich."

 

Anschließend lausche ich konzentriert den Ausführungen von Mr. Pierce. Mein Gesicht zeigt keine Regung, automatisch beginne ich aber zu überlegen ob mir der Name Simon Tate etwas sagt.

 

Bei dem Video und den weiteren Erläuterungen kann ich im ersten Moment kaum glauben was ich sehe und höre. Ist das ein schlechter Scherz? Nein. Natürlich nicht. Jemand der scherzt sieht anders aus. Doch so langsam wird mir einiges klar. Vermutlich hatte ich Glück. Viel Glück. Und das ausgerechnet weil mir niemand glaubte. Mir wird schlagartig bewusst, dass es mir genauso ergehen hätte können wie Simon Tate. Was aus ihm nur geworden ist? Ob DBZ...? ich wage es nicht den Gedanken zu Ende zu führen.

 

Zum dritten mal an diesem Tag brauche ich eine Weile um das Gehörte verarbeiten zu können. Drei Augenpaare blicken mich an, meine Fassade droht kurz einzustürzen, ein bisschen Unbehagen und Unsicherheit blitzt durch, durchbrochen von dem Drang herauszufinden was es mit alldem auf sich hat. Ich weiß wirklich nicht was ich davon halten soll. Faszination über die fremde Lebensform, wissenschaftliches Interesse, Abscheu. Keine gute Mischung.

 

Für den Moment herrscht Schweigen. Nur das ticken der Uhr durchbricht monoton die Stille. Tick... Tack... Tick... "In Ordnung." Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch und werfe dem Cowboy einen kurzen dankbaren Blick zu, da er mich aus meiner Lethargie gerissen hat.

 

"Das Video ist zugegeben etwas... verstörend. Pflanzen die einen Tierkadaver umschlingen? Als... Nährboden?" Dann mehr zu mir selbst. "Eigentlich gar nicht so abwegig, es gibt schließlich auch Carnivoren, Fleischfressende Pflanzen die ihren Mineralienhaushalt mit der Verdauung von Tieren aufbessern. Pflanzen die sich bewegen? Ebensowenig abwegig. Denken sie nur an Fliegenfallen oder Mimosen. Aber das hier...ist eher eine Perversion." Den letzten Satz hatte ich gar nicht laut aussprechen wollen. Verdammt, reiß dich zusammen!

 

Sobald sich die Tür des Konferenzzimmers wieder öffnet lastet meine volle Aufmerksamkeit auf der Metallbox. Die Proben. Es ist soweit... dann wende ich mich an den Cowboy, dessen Gesichtsausdruck mir einen leichten Schauer über den Rücken jagt und meine Unsicherheit nur verstärkt. Was da nur auf mich zukommt?

 

"Wir sollten die Proben im Labor begutachten." Oder hier noch schnell einen Blick?... Nein!... reiß dich zusammen... Proben, vor allem solche haben im Konferenzraum nichts zu suchen! Ihre Reaktionen... mit dem Zeug stimmt vermutlich wirklich etwas nicht. Mit diesem Gedanken ermahne ich mich selbst noch einmal zur Vorsicht. "Ich würde vorschlagen wir nutzen das stillgelegte Tierversuchs-Labor, dort sind wir ungestört. Folgen sie mir bitte."

 

Meine Fassade steht wieder. Ich laufe zuerst zum Empfang um von Ms. Fabila den Schlüssel zu holen, dann bringe ich die Besucher mit ihrer wertvollen Fracht in das Labor für Tierversuche, das ich bei meiner Führung ausgelassen hatte. Flackernd springen die Neonröhren an. Die Luft ist etwas abgestanden und es ist warm, also schalte ich die Lüftung ein, die nach einem kurzen, protestierend klingenden Geräusch anspringt. Es riecht leicht nach Desinfektionsmittel. Die Einrichtung existiert noch weitestgehend, allerdings ist alles abgedeckt. Es wirkt fast ein wenig gespenstisch, wie das schlafende Labor langsam wieder zu Leben erwacht.

Edited by Ele
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Michael Sueson


- im erwachenden Labor, Zymvotek -


 


Ich folge Dr. Collins und den anderen in den stillgelegten Gebäudeteil.


 


Mit dem Metallsarg in der Hand sehe ich mich um, suche einen geeignete Platz, um unsere Erlebnisse ... unsere Ängste ... die Proben von der Farm endgültig zu exhumieren. Mein Gesichtsausdruck zeigt absolute Entschlossenheit, ich will diesen Fall lösen, will wissen was passiert ist. 


 


Für Aiden, für uns? ... einfach, weil es so etwas nicht geben darf!


 


Ich stelle die Kiste auf einen Tisch direkt unter eine Reihe Lampen, dann drehe ich die Zahlen der Kombination am Schloss zurecht, jetzt sind wir nur noch ein Klick vom Wiedersehen mit den Proben entfernt.


 


Ist es richtig Dr. Collins hier mit reinzuziehen? Es wird Einfluss auf sie haben, sie hat es noch nicht gesehen ... doch ... bei Dawn Biozym, sie hängt schon mit drin, wusste es nur noch nicht. Schicksal, göttliche Fügung, jetzt ist es auch ihr Weg. Sollst du die Kiste wirklich wieder öffnen, alles was weggeschlossen war wieder herauslassen? Hast du den Mut und die Kraft dafür?


 


Ich sehe Vivian und Jimmy an, sie geben mir das letzte Quäntchen Sicherheit und Gewissheit, das mir noch gefehlt hat.


 


Wir schaffen das.


 


Klick.


 


Die Kiste ist offen.


Edited by 123
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Das klicken der Verriegelung hallt in dem Labor wieder, ihr haltet angespannt den Atem an. Die Erinnerung an das Singen der Pflanzen kehrt zurück und mit ihr die tief verwurzelte Furcht vor ihrer Herkunft. Was auch immer Gall da gemacht hat, in seinem kleinen Gewächshaus, es ist so unerklärlich wie organische Verbindungen ohne Kohlenstoffe. Etwas das nicht zu greifen ist war an der Entstehung dieser Pflanzen beteiligt, etwas das noch immer da ist. Dort draußen in dem Tal, dem Felsenkessel aus Stein und einsamen Bergwäldern. Etwas das Tiere überwältigt und als Nährboden nutzt, etwas das die menschliche Symbolik kennt und Körper an Kreuze bindet, etwas das sich daran erinnert wie wir waren, wie wir sind wenn der Instinkt siegt.

 

Pflanzen in einem Labor für Tierversuche, fast könnt ihr sie riechen die Angst. Etwas das kein Desinfektionsmittel je bereinigen kann. Hier drinnen sind Tiere gestorben, langsam, hatten Verletzungen, ihnen wurden Mittel gespritzt, Wunden zugefügt, Knochen gebrochen, ihre Lider fixiert damit sie diese nicht schließen konnten. Hier lebten sie in viel zu kleinen Käfigen, ihren Peinigern hilflos ausgesetzt. Keine Hoffnung auf Rettung, kein Versprechen auf Erlösung, geboren in eine sterile Welt der Schmerzen und des Todes. Was sie zurückgelassen haben ist der Schatten der Erinnerung an die letzten, schwachen Atemzüge.

 

Dr. Collins öffnet die Kiste. Es waren mehrere Tüten mit Pflanzen aus dem Gewächshaus da drinnen und ein Beutel mit Proben des Mooses das auf dem Bett und in der Spüle wuchs. Jetzt ist der gesamte Inhalt der Kiste mit einer dünnen Schicht des grünen Mooses bedeckt. Der Plastikbeutel in dem es einst war ist geplatzt und vereinzelte Fetzen des Plastiks stechen aus der grünen Masse hervor. Die andern Beutel mit den Pflanzen wurden überwuchert und liegen jetzt unter einer Schicht aus Moos verdeckt. Mit dem Luftzug, den das öffnen der Kiste verursacht, könnt ihr sofort feine Sporen sehen die im kalten Neonlicht tanzen. 

 

Ein Geruch nach feuchter Erde breitet sich im Labor aus und mit ihm kriecht langsam aber sicher durch das Rauschen der Lüftung der Gesang der Blumen wieder in eure Seelen.

Edited by -TIE-
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Vivian Chandler


- im Labor, Zymvotek -


 


Ich mache automatisch 2 Schritte nach hinten.


"SCHEIßE!" platzt aus mir raus.


Und die Angst ist sofort wieder da.


"Weg weg, nicht anfassen, nicht!"


Ich reisse der, der mir am nährest ist, zurück mit mir


Edited by Nyre
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Jimmy Pierce

- Ehem. Labor für Tierversuche, Zymvotek -

 

Unbehaglich trete ich einen Schritt zurück. "Alles ok Vivian. Das Labor ist geschützt, hat Dr. Collins ja vorhin erklärt. Die Luftung nimmt die Schadstoffe auf. Sie hat alles im Griff."

 

Dann sehe ich die Sporen. "Oder brauchen wir doch die Dusche?" Mir fallen die Leute in ihren weißen Mänteln ein. Mit Handschuhen. Atemmasken.

 

Panik steigt in mir auf.

 

Scheiße.

Edited by Dark_Pharaoh
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Sarah Collins

- Ehem. Labor für Tierversuche, Zymvotek -

 

Ich weiche ebenfalls unwillkürlich mehrere Schritte zurück. Kann meinen entsetzten Blick nicht von den im Licht tanzenden Sporen abwenden und Strafe damit die Worte von Mr. Pierce Lügen. Ich habe nichts im Griff, gar nichts.

 

Verdammt, wie konnte das Zeug so schnell wachsen? Ohne Licht... ohne Nährstoffe!??? die Tüte einfach sprengen... Das hätte nicht passieren dürfen! Wie bescheuert kann man nur sein? Du kannst dich doch nicht darauf verlassen, dass alles fest verschlossen ist. Ich hätte es im Abzug, nein besser noch in der Glovebox öffnen sollen...Was jetzt? Verdammt denk nach! Wir brauchen Desinfektionsmittel...

 

Unter einer enormen Willensanstrengung gelingt es mir meine Gedanken so weit zu fokusieren um nicht in Panik zu geraten. Ich habe gelernt was man in solchen Notfällen tut, ein verinnerlichter Notfallplan, den ich nur abzuspielen brauche.

 

"Treten sie bitte noch ein Stück zurück" Meine Stimme ist ruhig, ich bin wieder in meiner Rolle. Ich führe alle möglichst weit von den Sporen weg. "Sie haben Recht Herr Pierce, die Lüftung sorgt dafür, dass die Sporen das Labor nicht verlassen können. Zur Sicherheit werde ich uns noch ein sporozides Desinfektionsmittel bringen lassen, eines für unsere Kleidung, eines für das Labor." Ich würde gerne noch etwas beruhigendes hinzufügen, doch ein Es ist alles unter Kontrolle will mir einfach nicht über die Lippen gleiten. Nichts ist unter Kontrolle, gar nichts, trifft es wohl besser... Vor meinem inneren Auge sehe ich schon wie sich das Moos im Labor ausbreitet, in der gesamten Firma, in LA...

 

Schnell greife ich nach meinem Smartphone, das in der Tasche meines Kittels liegt. Ich muss konzentriert bleiben. Ruhig. Panik bringt nichts. Und solche verdammten Gedanken noch weniger. Ich muss einfach in der Rolle bleiben, dann lässt sich dieser grobe Fehler vielleicht noch ausbügeln. Meine zittrigen Finger verharren kurz über der Kontaktliste. Welchen Mitarbeiter Anrufen? Jessica? Nein, die Tratscht zu viel. Allan vielleicht? Es wird so und so unangenehme Fragen geben... Ich kann Dr. Leems enttäuschtes Gesicht schon vor mir sehen.

 

Während ich überlege dröhnt das Rauschen der Lüftung in meinen Ohren. Sonst blende ich es vollkommen aus, doch nun nehme ich es ungewohnt intensiv wahr. Unangenehm laut. Störend. Begleitet von etwas anderem. Gesang? Nein, das kann nicht sein. Und doch nehme ich es wahr. Es klingt... Freudig? Beängstigend. Verstörend. Mein Verstand versucht es zu begreifen und scheitert kläglich daran. Für einige Momente bleibe ich stehen und starre entsetzt auf die Metallbox, mein Finger verharrt nach wie vor Regungslos über dem Smartphonedisplay. Kommt das etwa von..? Nein! Das kann nicht sein... Ein halluzinogen vielleicht? Mit einem lauten Scheppern landet mein Handy auf dem Boden. Ein leises Knacken verheißt nichts gutes. Ich lasse es liegen, laufe wortlos und kreidebleich zu einer unscheinbaren Metallbox neben der Tür und ziehe vier Atemschutzmasken daraus hervor. Meine Fassade ist weg. Vollständig. Ich reiche jedem eine. Zitternd. Meine Stimme ist tonlos und frei von jeglichen Emotionen. "Ich glaube diese Spooren beinhalten ein Haluzonigen. Bitte aufsetzen." Erst dann setze ich meine eigene auf. Ein lauter Knall durchreißt das Monotone Geräusch der Lüftungsanlage, sowie den unheimlichen als ich den Deckel der Metallbox wieder zufallen lasse. Der Knall hallt noch ein wenig nach, dann ein weiteres leises klicken und die Box ist wieder verschlossen. Zu meinem Erschrecken verebbt der unheimliche Gesang daraufhin. Erst dann hebe ich mein Smartphone auf, das Display ist von einem feinen Netz an weißen Rissen durchzogen. Shit. Aber es scheint noch zu funktionieren. In diesem Moment fallen mir auch wieder die Desinfektionsmittel ein, vielleicht finden sich auch hier welche? Die Erinnerung an das Summen oder den Gesang hallt dabei noch in mir nach, obwohl er inzwischen verstummt ist.

Edited by Ele
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Michael Sueson


- im ehemaligen Labor für Tierversuche, mitten im Sporensturm, Zymvotek -


 


Zwei, drei leise aber herzhafte Lacher kann ich mir nicht verkneifen, wenngleich meine Augen nicht von dem Lachen erfasst werden. Dann drücke ich mir die Atemmaske aufs Gesicht.


 


Reiß dich zusammen. Natürlich war es zuviel für sie, man sieht nicht Satan in Blumengestalt mitten ins Gesicht und bleibt ruhig, aber damit passt sie zu uns, ein weiterer Profi, der alles von seinem Handwerk versteht, völlig abgebrüht, durch nichts zu überraschen ... dachte sie zumindest ... so wie wir ... vor der Farm. Jetzt muss sie damit klar kommen, dass es etwas gibt, das sie nicht kannte, das sie im Inneren berührt, wo der Schutzschild der Professionalität nur bedingt helfen kann.


Vielleicht hat sie auch das Singen gehört, soetwas darf es nicht geben, für eine Wissenschaftlerin vermutlich noch weniger als für einen Cineasten wie dich, Cowboy. Sie schlägt sich tapfer. Vielleicht sind es ja Hallizunin... naja, was sie da eben meinte?!


 


Ich trete vor und versuche Dr. Collins so gut es geht zur Hand zu gehen oder ihr durch mein Verhalten sonstwie positive Energie und Aufmunterung zukommen zu lassen. Vivian und Jimmy beziehe ich auch durch Mimik und Gestik ein. Es ist wie es ist und da müssen wir durch, dann können wir auch lächeln solange es geht, so schlimm wie auf der Farm ist es erstmal nicht.


 


Ein wunderbares, breites Galgenhumorlächeln prangt unter meiner Atemschutzmaske, ich summe leise.


Edited by 123
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Jimmy Pierce

- Ehem. Labor für Tierversuche, Zymvotek -

 

Ich bemerke die Unruhe bei Collins.

 

Es ist nicht alles ok. Fuck. Denk nach. Sie scheint nach einer Lösung zu suchen. Die Leute hier sind auf sowas vorbereitet. Also Ruhe bewahren. Es ist wenn eh schon zu spät, da bringt uns Panik nicht weiter. Bilder drängen vor mein geistiges Auge. Die Farm. Die Kadaver.

Können diese Sporen schon etwas anrichten? Sich dann ... im Körper ausbreiten? Das ist Mr. Pierce, Infizierter Nr. 2, bitte dreimal täglich gießen. Er braucht viel Flüssigkeit.   

 

Ich schließe die Augen und ringe die aufsteigende Panik nieder. Wieder eine Situation, in der ich keine Kontrolle habe. Sporen. Wie soll man sich gegen sowas wehren? Als ich meine Augen wieder öffne streckt Collins mir gerade die Maske entgegen, mechanisch ziehe ich sie auf. Jetzt ist ihre Angst deutlich zu sehen. Aber auch sie versucht sich zu fangen. Ich schüttle die letzte Lethargie ab.  

 

"Wie kann man helfen, Doc?"

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Sarah Collins

- Ehem. Labor für Tierversuche, Zymvotek -

 

Ein dankbarer Blick zu meinen Begleitern. "Ich suche Desinfektionsmittel, sie könnten ebenfalls einen Blick in die diversen Schränke werfen. Dann muss ich niemanden anrufen, das würde uns einiges an... Erklärungen sparen." Und mir wohl einiges an Ärger... Wieder sehe ich Dr. Leems enttäuschtes Gesicht vor meinem inneren Auge. "Vielleicht haben wir ja Glück und hier befindet sich noch etwas." Gemeinsam öffnen wir Tür um Tür und Schublade um Schublade. Ich muss erneut daran denken was in diesem Labor schon alles geschah, was mit den Gerätschaften hier angestellt wurde. Kein schöner Gedanke, vor allem nicht in der momentanen Situation.

 

Mittendrin halte ich noch einmal erschrocken inne. War da nicht wieder der Gesang? Nach dem ersten kleinen Schock entlädt sich meine Anspannung in einem kurzen Kichern, denn ich realisiere, dass die Quelle des Summens eher der Cowboy ist, der gerade die Schublade neben mir öffnet, und nicht die Halluzinogene in den Moossporen. Mach dir nichts vor... Das kam aus der Kiste und verstummte mit dem schließen... das war keine durch die Sporen verursachte Halluzination... An diesem Punkt weigere ich mich weiter zu denken und konzentriere mich wieder voll auf die Suche. Singende Pflanzen gibt es nicht. Auch nicht in der Welt der Gentechnik, dort erst Recht nicht. Kohlenstofffreies Leben ebenso wenig und doch...

 

Der Fund von ein paar angebrochenen Flaschen Desinfektionsmittel erspart mir zum Glück die Weiterführung dieses Gedankens. Meine Erleichterung ist mir deutlich anzusehen. Mir bleibt die Schmach dies hier groß erklären zu müssen erspart. Mit einem kleinen Restzweifel und der Hoffnung, dass dies wirklich alle Sporen abtötet und wir nicht bereits etwas in uns tragen, lasse ich zuerst alle ihre Hände desinfizieren, verteile Handschuhe um weitere Kontaminationen der Hände zu vermeiden und beginne Fachmännisch das Labor und uns zu desinfizieren. Die Probenkiste und die Stellen wo die Sporen sich verteilten erhalten eine besondere Aufmerksamkeit. Ich bin wieder im Notfallplan-Protokoll, das gibt mir zumindest ein bisschen Kontrolle und Sicherheit zurück, zumindest für den Moment.

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Vivian Chandler


- im Labor, Zymvotek -


 


Ich helfe auch zu suchen, und zeige mich erleichert, als wir die Flaschen finden.


"Gott..das Gesagt kam wieder, Sie haben es auch gehört Dr. Collins? Oder warum sprachen Sie von Halluzinationen?"


Meine Stimme ist besorgt.


"Diese Lebenwesend sind einfach...böse. Ich kann es nicht anders definieren."


Ich schaue alle an.


"Vielleicht sollten wir uns umziehen, duschen und die Klamotten verbrennen. Vielleicht ist ja auch zuviel. Aber besser so als das Gegenteil, oder?"


"Dr. Collins, wäre sowas hier möglich?"


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Michael Sueson


- im ehemaligen Labor für Tierversuche und auf der Flucht in der eigenen Gedankenwelt, Zymvotek und darüber hinaus -


 


Ausziehen? Duschen? Klamotten verbrennen? Du musst mehr über Vivians Vergangenheit herausfinden, Cowboy. James ist anscheinend tief bewegt davon und sie selbst will ständig alles abbrennen. Auf der Farm auch schon. Nicht, dass sie sich für eine wiedergeborene Inquisitorin hält oder so was. Gab's das? Weibliche Inquisitoren? Naja Mittelalter, da war eh alles dunkel, grausam und rückständig, bestimmt gab es so etwas nicht, oder? Damals gab es ja noch nicht einmal Hygiene.


 


Ich grinse breit über meinen eigenen Nonsenseauswurf, so etwas lenkt mich ab, so übersteht man auch Gewaltmärsche mit 30 Kilo Marschgepäck. Derweil behandele ich mich mit Desinfektionsmittel, ziehe die Handschuhe an und warte ab, wie das Wissenschaftsgremium über das weitere Vorgehen entscheidet ... machen wir mit Feuer und Schwert oder mit Luftabzug und wissenschaftlichen Untersuchungen weiter. Man merkt mir an, dass ich aufmerksam bin, um Anweisungen schnell und genau befolgen zu können, auch so etwas lernt man bei der Army, aber die Initiative werde ich hier wohl nicht so schnell ergreifen. Das mag am ungewohnten Wissenschaftsmetier liegen, an den zwei hübschen Frauen, die permanent Anweisungen geben und mich so völlig einschüchtern oder an der Angst vor den Erinnerungen an die Farm, die sich hier in der Kiste manifestiert hat. Mir kommt eine alte Big Cash Weisheit aus der Highschool in den Sinn: Im Labor ist der Cowboy bestenfalls Soldat, sicher aber kein Offizier.


 


L. A. 38 Grad im Schatten. Das Nonsensegrinsen hält, der Hut sitzt.


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Sarah Collins


- Ehem. Labor für Tierversuche, Zymvotek -


 


Ich blicke Ms Chandler ein wenig erschrocken an, also habe ich mir den Gesang nicht eingebildet... Sofort droht mein Gedankenspiel von vorne zu beginnen. "Ja, allerdings... Der Gesang, oder was auch immer das war... es dürfte nicht sein. Deswegen dachte ich es sei eine Halluzination, dank der Sporen. Aber nach dem Schließen der Kiste war es weg... und sie haben es also auch gehört?" Ich schüttel langsam den Kopf. "Fleischfressende Pflanzen existieren, ja, aber nicht in diesem Ausmaß, sich bewegende Pflanzen, ebenfalls denkbar, aber auch nicht in diesem Ausmaß, dann das singen... und wer weiß was uns die Analyse noch verrät. Ich.. ich habe im Moment keine Erklärung dafür. Absolut keine. Es... es ist an sich unmöglich, zumindest mit den mir bekannten Methoden. Da muss sich jemand in unvollstellbarer Weise am Genpool vergangen haben..." Etwas leißer, mit einem Blick zur Probenbox und den Desinfektionsmitteln. "Es... es tut mir Leid."


 


Verdammt, mach ihnen Mut! Was läuft nur falsch mit mir? Erst diese mittlere, nein, schwere Katastrophe, dann noch zugeben, dass ich keine Ahnung hast was die bei Dawn Biozym machen, bzw gemacht haben und zum krönenden Abschluss auch noch ein direktes Schuldeingeständnis das Öffnen der Kiste verbockt zu haben. Höchst Professionell... und das gleich beim allerersten Kontakt! Unfähig, unfähig, unfähig! Dann kann ich gleich den Auftrag mitsamt meiner Karriere zu Grabe tragen...


 


Mühsam schlucke ich meine Schimpftirade auf mich selbst herunter. "Also es gibt die Möglichkeit zu Duschen und die Klamotten fachgerecht und sicher zu entsorgen. Ich habe hier noch Ersatz im Spind, haben sie vielleicht im Wagen noch etwas, das ihnen jemand bringen kann? Ob es wirklich nötig ist kann ich nicht sagen, angesichts der Tatsache, dass sich das Moos in der geschlossenen Kiste ausbreiten konnte, aber wahrscheinlich eine sinnvolle Vorsichtsmaßnahme..." Ein fragender Blick in die Runde, das Handy, um einen vertrauenswürdigen und nicht allzu neugierigen Kollegen herbeizurufen, liegt bereits in meiner inzwischen nicht mehr zitternden Hand.


Edited by Ele
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Die Stimmung ist gedrückt, in Sarahs Kopf, in ihrem Körper hallt der unirdische Gesang nach. Sie kann es spüren, als hätte etwas urtümliches ihre Seele berührt. Etwas das schon immer da war, lange bevor der Mensch lernte zu gehen, zu jagen zu töten. Etwas das tief in ihr drin ist, gespeichert in den Genen wie der letzte verkümmerte Überrest der Urform aus der wir alle geformt wurden. Der erste Baustein unserer Mutter. Eine kollektive Angst, etwas das wir vergessen hatten, bis sie uns wieder daran erinnerte wer, was wir wirklich sind. Etwas das wir nicht leugnen können.

 

Der beißende Geruch nach Desinfektionsmittel liegt schwer in der Luft, eine Leuchtstoffröhre flackert und euch fröstelt in dem gespenstischem Labor mit seinen abgedeckten Geräten und kleinen Käfigen. Beklemmung macht sich in euch breit, Sarah ist es gewohnt ohne Fester zu arbeiten, euch fehlt die Luft zum Atmen. Eingeschlossen in eine sterile Welt aus Kacheln und Edelstahl, Plastik und Glas ohne Ausblick auf die Sonne. Vieles würdet ihr jetzt geben für den Geschmack der heißen Luft da draußen. Auch wenn Staub und Smog in euren Lungen brennen wird, ist das echt, das ist das Leben. Hier drinnen kommt ihr euch vor wie in einem weißen Grab. Das Leben ist auf der anderen Seite dieser Mauern, im Augenblick könnte es aber Meilen weit weg sein.

 

Ihr Fühlt euch verloren, gemeinsam einsam.

Edited by -TIE-
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