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[At your Door] Kapitel V: Parallelen


-TIE-
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Michael Sueson


- beim Auto am Straßenrand -


 


Ich blicke meinem LAPD Kontaktmann nach unserem Treffen hinterher, als er mit seinem Wagen an mir vorbei zurück zum Revier fährt. Die Unterhaltung war kurz und wenig ergiebig; dann zücke ich mein Coyoten-Handy und wähle Jimmys Nummer, er geht fast unmittelbar dran.


 


"Hab' mit meinem Kontakt gesprochen, ist einfach noch zu früh, um neue Infos zu haben. Bei der Adresse von Gall ist ein Hector Valdez Alfrao gemeldet, Kleinganove und Taschenspieler. Mein Mann meint, wir sollten besser noch abwarten, bis wir mehr Infos haben. Falls wir doch nach South Central fahren, müssen wir vor allem auf Tags mit zwei Balken und drei Punkten achten, die zeigen an, dass das markierte Gebiet zur mexikanischen Mafia gehört. Über Tate haben die Bullen nichts. Er ist absolut sauber, wird als vermisst gelistet und sie gehen von Selbstmord aus, das wussten wir schon. In Tates Auto war alles drin, was er für eine Flucht gebraucht hätte, Papiere, Geld. Entweder es hat ihn erwischt oder er musste ohne das abhauen, mein Mann prüft mal ein paar Kontakte bei denen Tate sich eventuell neue Papiere besorgen könnte, vielleicht bringt das was?! Die Cops vermuten, dass die Leiche im Fluss liegt und daher nicht gefunden wird, ist wohl bei der Strömung und so ganz normal; also egal ob er gesprungen ist, was ich nicht glaube, oder ob man ihn reingeworfen hat, was schon eher sein kann, sein Verschwinden könnte man damit erklären."


 


Am anderen Ende der Leitung höre ich nur ein "Hmm."


 


"Vielleicht sollten wir wirklich erstmal die ungefährlichen Adressen prüfen, James. Zumindest mal ein Abstecher beim Gym und bei dieser Noel, dieser Freundin von Jennifer. South Central ist nicht ohne und die Analysen von Sarah brauchen auch noch Zeit. Erstmal treffen wir uns aber gleich im Labor wieder, right?" Dann lege ich auf. Gehe in einen Laden in unmittelbarer Nähe zum Wagen, den Parkplatz habe ich mir nicht ohne Grund gesucht. 


 


Auf dem Weg überlege ich, was noch zu tun ist, bis ich zurück zum Labor muss: Vivian kann vielleicht mal einen Check der letzten Ereignisse von South Central machen, wenn sie ihren neuen Laptop hat; bis dahin gehst du es auf die althergebrachte Weise an, Cowboy, aber jetzt erstmal shoppen.


 


Kurz darauf verlässt der wieder hergestellte Cowboy das Geschäft und steigt in den Lieferwagen. Neuer Cowboyhut, Boots, Hemd, Jeans mit Knopfleiste, seit der Szene aus 'Verrückt nach Mary' traue ich keinem Reißverschluss mehr, dazu eine Leon-der-Profi-Sonnenbrille, keine Unterwäsche, nicht bei 38 Grad. Unter dem Arm klemmt ein Stoß Zeitungen, ich setze mich in den Wagen und blättere die Ereignisse der letzten Woche durch, halte Ausschau nach Besonderheiten in South Central. Danach sortiere ich meine ebenfalls neu erworbenen Ersatzklamotten, samt den drei Ersatz-Strohhüten.


 


Man kann auch trotz Sporen gut aussehen, auch wenn der Fall zum Heulen ist. Der Motor ertönt, die Musik geht an, das Lächeln steht. Dann mache ich mich auf den Weg zurück zum Labor.


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Sarah Collins

-Zymvotek-

 

Ich arbeite routiniert aber trotzdem höchst konzentriert. Ich habe wieder alles unter Kontrolle. Sobald ich die Proben entnommen habe verpacke ich die Pflanzen sorgfältig in neue Behälter, sie werden aber trotzdem in der Glovebox verbleiben. Sicher ist sicher. Ich mustere die Blüten und das Moos noch einmal mit gemischten Gefühlen. Der Forscher in mir jubiliert, eine bahnbrechende Entdeckung! Dank der Dinge zu denen diese Pflanzen wohl fähig sind, die ich nie für Möglich gehalten hätte, hätte ich es nicht selbst gesehen und gehört, hat es allerdings einen äußerst faden Beigeschmack. Der Gesang jagt mir immer noch Schauer über den Rücken sobald ich auch nur daran denke.

 

Die Proben zur weiteren Analyse selbst sehen dagegen nach außen hin äußerst unspektakulär aus. Eine Vielzahl kleiner Glasröhrchen gefüllt mit dem zerstampften Zellmaterial der einzelnen Pflanzen-Komponenten, für manche Analysen in den entsprechenden Lösungsmitteln eingelegt. Dann beginne ich mit der recht langatmigen Prozedur die nun unschädlichen Proben zur Analayse wieder aus der Glovebox auszuschleußen. Letztendlich ziehe ich erleichtert meine Hände aus den Handschuhen, auf Dauer ist diese Arbeit doch recht unangenehm, vor allem da die Dinger für größere Hände und längere Arme als die meinen gemacht sind. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass die anderen bald zurück sein sollten. Ich bereite also noch die diversen Analysen vor, starte die Apparate und bitte Jessica, eine meiner Kolleginnen, mit der ich ab und an meine Mittagspausen verbringe ein Auge darauf zu haben. Die Glovebox mit den Pflanzen wird noch einmal mit zusätzlichen Warnhinweisen versehen, damit niemand anderes sie verwendet, die restliche Zeit verbringe ich noch mit kleineren Tätigkeiten. Ich bin gespannt welche Ergebnisse mich am Abend erwarten werden.

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Vivian Chandler

- unterwegs in L.A. -

 

Ich schaue noch eine Minute auf mein Handydisplay.

Mein Hotelzimmer ist stiller als sonst.

Verdammt, noch ein Loch im Wasser.

Ich mache mich schnell frisch, dann rufe ich mit dem anderen Handy Jimmy an.

 

"Hey, ich bin's. Die kleine hat mir nicht wirklich weitergeholfen. Hat Simon seit über zwei Wochen nicht gehört oder gesehen. Wusste nichtmal dass er verschwunden war. Sie wollte nicht viel über ...die Beziehung verraten, und ich habe so gaten, als wüsste ich von Video Nichts. Wie auch immer. Sie meinte Simon wäre gut drauf gewesen, und das ist schon im Prinzip alles. Hab ihr meine E-Mail gegeben...für alle Fälle. Ich kaufe mir schnell ein Laptop, dann sehen wir uns bei Zymvotek?"

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Jimmy Pierce

- unterwegs in L.A. -

 

„Ok, hol den Laptop. Und das neue Handy für Sarah.“ antworte ich Vivian. „Ich gebe dann Michael Bescheid, er muss uns hier ja mit den Klamotten noch einsammeln. Taxi ist da unpassend.“ Nachdem mir Vivian gesagt hat, wo sie die Geräte kauft vereinbaren wir uns in einer Dreiviertelstunde dort zu treffen.

 

Ich wähle die Nummer von Michael. „Ich hab alles zusammen gepackt und Vivian ist auch gleich fertig. Hol mich bitte im Hotel ab. Lass kurz durchklingeln wenn du da bist, dann komme ich runter. Vivian sammeln wir dann auf, sie ist nur die Straße runter in einem Laden.“

 

Ich lege auf.   

 

Judy war eine Fehlanzeige. Ok. Wo setzen wir an? Michael will an Jenny und Noel ran. Nur zu welchem Zweck? Solange die Analyse nicht fertig ist haben wir kein Druckmittel, wissen nichts. Warum sollte sie mit uns reden? Was sollen wir in Erfahrung bringen? Das sie irgendwelches Zeug nimmt? Wissen wir schon. Das es vermutlich was mit ihrer Arbeit zu tun hat? Wahrscheinlich. Nein, der Weg macht unseren Gegner nur weiter auf uns aufmerksam.

 

Tate. Mit ihm hat alles begonnen. Er ist verschwunden, es geht um sein Leben. Wenn er noch lebt. Gall und Thornpayt sind die konkretesten Hinweise. Zu seinem Verbleib. Zur Farm. Und wir müssen wissen, ob und wenn ja wie sie mit Dawn Biozyme in Verbindung stehen. Dann haben wir vielleicht etwas in der Hand. Tate könnte was liefern. Oder Gall und Thornpayt etwas über Dawn Biozyme. Zudem schulden wir es Simons Bruder. Wir haben es versprochen. Wir haben schon den Jungen einfach dort hängen lassen. Tate ist wichtiger. Also South Central. Mexikanische Mafia. Fuck. Die Frauen sehen beide gut aus, sind weiß und werden sicher die harten Kerle anziehen. Und Sarah ist für sowas nicht ausgebildet. Scheiße, wer ist das schon? Michael? Ein weißer Cowboy … da können wir auch gleich einen auf Stirb langsam machen und ihm noch ein Schild umhängen. I hate Latinos.

 

Ich starre einen Moment vor mich hin. Ich weiß was ich tun muss. Was nur ich tun kann. Und es gefällt mir überhaupt nicht.

 

Da klingelt mein Handy und bringt mich zurück ins hier und jetzt. Michael. Ich nehme die in mehrere Plastiktüten verpackten Kleidungsstücke von Vivian, Michael und mir und hoffe die grobe Reinigung der Stellen wo sie lagen war ausreichend, um weiteren Schaden zu verhindern.

Ich gehe zu Michael und steige ein. Wir holen Vivian ab. Dann fahren wir zurück ins Labor.

 

Als wir auf den Parkplatz fahren wende ich mich an meine Freunde.

 

„Hört euch um. Über Jenny und Noel. Sprecht vielleicht mit Noel. Aber haltet Sarah so gut es geht raus! Damit die keinen Verdacht schöpfen und sie noch nicht auf dem Spielfeld auftaucht. Sie ist Wissenschaftlerin, kein ex-Cop oder Kopfgeldjäger. Bleibt von Jenny erstmal weg. Wir müssen etwas Handfestes haben. Sie könnte ein Türöffner für Dawn Biozyme sein. Dann recherchiert zu Thornpayt. Schaut zum Grundbuchamt. Wem gehörte das Grundstück mit der Farm? Wer hat es verkauft? Was könnt ihr dazu rausbekommen. Versucht an Bankbewegungen zu kommen. Wie ist egal. Vielleicht kommt man auch an das Konto von Tate. Und überprüft ob er im Krankenhaus liegt, das haben wir völlig außer Acht gelassen. Seine Karte haben wir ja.“

 

Ich mache eine Pause. „Wir treffen uns dann später, bevor wir in den Club gehen.“  Ich steige aus, lasse keine Zeit für Nachfragen.

 

Ich gehe ein paar Schritte vom Gebäude weg, Richtung Straße. Dann winke ich Michael doch kurz zu mir. „Du hast dein Handy immer in Reichweite. Immer an. Und wenn ich rufe dann kommst du.“ Ich schau Michael fest an. „Keine Fragen. Ich habe einen Plan.“

 

Der mir überhaupt nicht gefällt. Aber es ist die einzige Möglichkeit.

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Michael Sueson


- Parkplatz Zymvotek -


 


Jenny rauslassen, ok. Die einzige Spur zu Thornpayte ist Gall, sonst haben wir nichts, Vivian hat das schon gecheckt. Was es mit Nyarlathotep auf sich hat könnte man prüfen, war bisher aber auch ohne Ergebnis, deutet also auch wenn auf Gall. Grundbuchamt wollte Jatik prüfen.


 


"Im Krankenhaus liegt Tate nicht, zumindest haben die Cops ihn nicht gefunden und auf gut Glück Krankenhäuser abklapperen? Wirklich?"


 


Ich kann mir denken, was du vorhast, James, die Frauen würde ich auch raushalten, einfach weil sie dafür nicht ausgebildet sind, aber alleine nach South Central ist absolut keine gute Idee. Schon garnicht als Ortsfremder, du alter New Yorker.


 


"In Ordnung, ich lasse das Handy an und geh' einigen Spuren in der Stadt nach, ist mir recht. Meld' dich, wenn du Hilfe brauchst, ..., Boss." Dann warte ich auf Jimmys Reaktion, schiele kurz zu Vivian rüber. Warte wie die Situation sich entwickelt.


 


Nur dass die Spuren denen ich nachgehen werde, alle in der Nähe der Adresse von diesem Alfrao sein werden, du alter Sturkopf.


 


Einen Moment überlege ich, dann nicke ich Jimmy zu und gehe zu Vivian, die am Eingang auf mich wartet. Als wir reingehen raune ich ihr zu: "Einer von uns sollte wohl in der Nähe von Galls Wohnung sein, falls James etwas ..." Etwas Dummes? Etwas Riskantes? "... na, falls er Hilfe braucht. Der andere kann Sarah zur Hand gehen. Wenn genug Zeit ist, können wir uns auch noch ne andere Spur vornehmen, können wir ja dann sehen. Überleg' dir, was du lieber machen möchtest. Pitbull oder blonder Zwerg?" Ich lächele Vivian an und gehe ins Labor, um nach Sarah zu sehen, Vivian kommt hinter mir her, spricht mich kurz vor dem Labor an: "Ja, ich helfe Dr.Collins, selbstverständlich. Ich bin nur etwas unsicher...wenn Jenny tiefer in der Geschichte steckt, wird das uns...naja unter Licht bringen?!"


 


Dann betreten wir das Labor und besprechen unser weiteres Vorgehen.


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Michael Sueson


- Parkplatz Zymvotek - Büro der Detektei - unterwegs nach South Central -


 


Kurze Zeit später verlassen zuerst die Damen im roten Kleinwagen und dann auch Jimmy mit unserem Transporter den Parkplatz, ich bleibe ohne Auto zurück. Nach kurzer Überlegung hole ich mein Handy hervor und rufe mir ein Taxi. Wenige Minuten später sitze ich auf dem Rücksitz unterwegs zur Detektei; hier melde ich mich kurz bei Arlin, der Sekretärin, checke die Post, greife mir eine weitere kleinkalibrige Waffe samt Munition und eine Kugelsichere Weste Größe XS. Dann lade ich alles in den Kofferraum meines privaten PKW, ziehe meine Weste unter mein Hemd, prüfe meine Waffe und den Sitz der restlichen Ausrüstung und schon springt der Elektromotor an, es ist nicht viel zu hören, vornehmlich die ruhige Meditationsmusik aus dem MP3-Players.


 


Die meiste Zeit ist dieser Wagen Cash-freie Zone, Johnny regt mich immer so auf und das ist bei dem Verkehr von L. A. nicht notwendig.


 


Dann trete ich das Gas durch, die Automatikschaltung sucht und rastet dann im richtigen Gang ein, ein Satz nach vorne. Einem nicht vorhandenen Beobachter, der auf dem Parkplatz zurückbliebe, böte sich in der Staubwolke nur noch der Blick auf die Rückseite des Smarts, samt Aufkleber.


 


Nicht der beste Wagen für eine Überwachung, aber der einzig schnell verfügbare, außerdem ist es ja keine Überwachung. Du stellst dich irgendwo in die Nähe der Adresse, wo es keinen Ärger gibt und bist schnell da, wenn der alte Mann ein Back-Up braucht. ... Vielleicht riskierst du mal einen Blick ... Besser nicht ... Oder? ... Erstmal die Lage sondieren. South Central ist echt kein Zuckerschlecken. ... äh ... Agavendicksaftschlecken.


 


Lächeln, Cowboyhut, Leon-der-Profi-Sonnenbrille. South Central ... die Kavallerie ist im Anmarsch.


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  • 2 weeks later...

Aus dem Hitzeflimmern taucht ein roter Fiat auf der die Straße entlangfährt, Michael nimmt ihm am Rande seines Gesichtsfeldes wahr. Er tippt sich an die Hutkrempe, Vivian und Sarah grüßen ebenfalls bevor sie etwas weiter die Straße herunter auf dem Parkplatz von Zymvotek fahren. Während Micheal den beiden Frauen kurz nachblickt sieht er wie von der anderen seite Jimmy´s Auto kommt und gleich hinter dem Fiat ebenfalls auf den Parkplatz fährt. Sehr schön die Truppe ist wieder vereint geht es ihm durch den Kopf.

 

Ohne es zu merken hat er während der kurzen Ablenkung weiter in dem Telefonbuch geblättert, er hat es gespürt wie die Seiten durch seine Finger geglitten sind, fast als würde das Telefonbuch sich selbst die richtige Stelle suchen. Warum hatte er das zugelassen, jetzt hat er die Seite verschlagen. Eine Fliege summt träge in der Hitze während Michael sieht das er unter "C" gelandet ist, Kurierdienste. Jetzt erst merkt er das zu seinen Füßen eine tote Ratte liegt, verendet die Fliege muss von dort unten aufgestiegen sein. Unangenehm kommt ihm wieder der Geruch von Galls Hinterhof in Erinnerung, Verwesung liegt in der Luft. Verfall, Korruption.

 

Gerade als er zurückblättern will fällt ihm eine kleine Anzeige auf, ein Kurierdienst, eine Spalte breit und nur ein paar Zeilen lang und was er da sieht lässt ihn an seinem Verstand zweifeln.

 

Nyarlathotep

Harbringer service for the outer gods

open all days until time ends

 

Die dort angezeigt Nummer kann aber niemals in Los Angeles sein, außerdem passen die Zahlen zu keiner normalen Tastatur. Schweiß perlt auf Michaels Stirn und seine Hand umklammert verkrampft den Telefonhörer überdeutlich nimmt er unter sich wahr wie die Maden sich durch das Fleisch der Ratte fressen. Dann fängt er wie von selbst an zu Wählen, diese Tastatur an diesem Telefon in dem verlassenen Industriegebiet hat diese Zeichen und Zahlen.

 

Das Freizeichen erklingt. Gebannt lauscht Michael in den Hörer, er muss schwer schlucken so überwältigend ist der Gestank nach verwesendem Aas inzwischen und das Summen der Fliegen wird lauter, als hätten die Maden zu seinen Füßen einen Wachstumsschub gemacht und sich zu der einzelnen Fliege gesellt die eben noch träge vor ihm in der Luft hing.

 

Dann ist da ein Flüstern am anderen Ende der Leitung. "Wie...wie...wie bitte..." stammelt Michael von ganz alleine er kann es nicht verstehen, es ist immer gerade so leise, dass er nicht verstehen kann was derjenige am anderen Ende der Leitung sagt. Er versucht genauer hinzuhören, presst sich den Hörer immer stärker ans Ohr, wie ein akustisches Irrlicht zieht in das Flüstern immer weiter, immer tiefer in den Hörer. Er fühlt wie etwas aus seinem Körper sich in dem Hörer verliert, erschrocken will er auflegen, aber er merkt wie der Hörer mit seinem Ohr verschmolzen ist, wie heißes Plastik zieht der Hörer schwarze Fäden aus Plastik und Fleisch hinter sich her. Panik macht sich in Michael breit. Er weiß das er nicht zuhören darf, sich dem Flüstern nicht ergeben darf, Gall scheint es getan zu haben und was aus ihm geworden ist riecht Michael an seiner Kleidung. Aas, korrumpiert von Kräften die außerhalt jeglicher menschlicher Ordnung stehen.

 

Dann hört er es den Schrei, oder die Schreie, das Gejammer, herzzerreißend der Widerhall mittelalterlicher Folterkammern. Den Vorhof der Hölle. Zu seinen Füßen krabbeln Insekten aus dem Kadaver der Ratte, steigen ihm das Hosenbein hoch, verbeißen sich in sein Fleisch. Dann hört er es deutlich, das Flüstern durch das Geschrei und jammern. Es sagt:

 

Durch mich geht man hinein zur Stadt der Trauer,
Durch mich geht man hinein zum ewigen Schmerze,
Durch mich geht man zu dem verlorenen Volke.

 

Dem verlorenen Volke, sind das Galls Tiefe? War es nur eine Metapher das sie unter der Stadt leben die er missverstanden hat. Leben sie unter den Menschen? Michael reißt mit beiden Händen an dem Telefonhörer und die Fäden fangen an zu reißen, blutiger Schaum tritt daraus hervor und er fühlt ein scharfes Stechen in seinem Kopf, wie ein Migräneanfall. Dann reißt es ab.

 

Michael ist wieder im hier und jetzt, ruckartig reißt er den Hörer vom Kopf und seine Hand knallt schmerzhaft gegen das Plastik der kleinen Umrahmung, sein Kopf ruckt zurück und schlägt auf der anderen Seite gegen das Plastik als hätte jemand ein Seil plötzlich und unerwartet losgelassen. Schmerz und Schwindel breitet sich in seinem Kopf aus, er muss kurz in die Knie gehen, schwer atmend, dann kippt er zur Seite, liegt auf dem Betonboden, sein Gesicht auf der Höhe des Rattenkopfes. Auge in Auge mit dem toten Tier.

 

Darüber baumelt das Telefonbuch an der Kette, deutlich kann er die Anzeige sehen, aber es ist nicht seine Anzeige, nicht das was er gesehen hat.

 

Neal Thornpayt

Courier service for all goods

open all days

 

Aus dem Telefonhörer erklingt eine mechanische Frauenstimme "...kein Anschluss unter dieser Nummer...kein Anschluss unter..." Weiter oben hat die Fliege aufgehört zu summen, sie hat sich in dem Netz einer Spinne verfangen die gerade anfängt sie mit ihren langen Chitinbeinen einzuspinnen.

 

Dann wird es schwarz um Michael.

 

Weiter unten auf dem Parkplatz können Jimmy, Vivian und Sarah Michaels verzweifelten Kampf in der kleinen offenen Telefonzelle sehen. Er scheint so etwas wie einen epileptischen Anfalle zu haben, er schüttelt sich, knallt immer wieder seine Hand mit dem Telefonhörer gegen die Plastikverkleidung, dann schlägt er auch mit dem Kopf aus, erstarrt, geht auf die Knie und kippt langsam zur Seite.

Edited by -TIE-
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Jimmy Pierce

- Parkplatz Zymvotek -

 

Alle schon hier. Niemand verletzt. Ich beginne mich etwas zu entspannen. Jetzt gehen wir die Bilder der Zeitungsartikel durch. Und Sarah überprüft die Flasche. Und die Proben. Da gibt es vielleicht ein Ergebnis. Und dann kommen wir hier hoffentlich weiter. Vielleicht haben die beiden etwas gefunden? Zumindest stehen Kartons im Auto.

 

Dann höre ich ein Geräusch aus Michaels Richtung, ein monotones Klopfen.

 

Ungläubig sehe ich was mit Michael passiert. Ich blinzle einige Sekunden völlig fassungslos, dann renne ich zu ihm herüber. "Michael?! Was ist los?"

 

Ich lasse mich neben ihm auf die Knie fallen, hebe seinen Kopf und Oberkörper vorsichtig hoch, überprüfe, ob er seine Zunge verschluckt hat und was sein Atem, Puls und Herzschlag machen.

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Vivian Chandler

- Parkplatz Zymvotek -

 

Gerade als ich lächelnd zu Jimmy winkele, sehe ich dass er aus dem Auto springt.

"Was zum.?"

Ich drehe meinen Kopf in die Richtung, und sehe Michael in der Telefonzelle.

mein Lächeln stirbt.

Alles wird langsamer, wie in Zeitlupe.

Er schlägt etwas gegen dem Glas.

Jimmy rennt zu ihm.

 

Etwas läuft bei ihm mächtig schief.

 

Michael kippt langsam zur Seite.

Ich schmeisse mich buchstäblich aus dem Auto, und als ich ankomme, ist Jimmy schon bei ihm.

"Was? WIE? Michael?"

Ich laufe wider zum Auto, und hole eine Flasche Wasser, dann renne wieder zu den Beiden.

"Ich..ich rufe einen Krankenwagen..an"

Edited by Nyre
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Michael Sueson


- unterhalb des Münztelefons liegend, in unmittelbarer Nähe zu Zymvotek -


 


Ich schlage die Augen wieder auf als ich meinen Namen höre und Wasser meine Lippen benetzt. Ein trockenes Würgen entringt sich meiner Kehle. Dann greife ich das Telefonbuch, reiße mit leerem Blick und der Motorik eines waidwunden Tieres die aufgeschlagene Seite heraus.


 


"Nyarlathotep Harbringer service for the outer gods open all days until time ends, das stand da, nichts anderes, nichts anderes ..." Ich greife nach Jimmys Hemd. "Nichts anderes." Dann sacke ich erschöpft zurück, meine Atmung geht flach aber regelmäßig, meine Hand umklammert die herausgerissene Seite, während ich - am Ende meiner Kräfte - mit der Bewusslosigkeit ringe. 


 


Nichts anderes. Ich kriege dich, was du auch immer bist. Ich verdiene mir meine Krone.


 


In Gedanken beziehe ich die zwei neulich gelesenen Bibelstellen aufeinander; Offenbarung 13, 1 und den Brief des Jakobus 1, 12.


 


Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen.


 


Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.


 


Neal Thornpayt, Nyarlathotep, das sind zwei der Namen des Tieres. Hoffentlich sind die Kronen in den Stellen jeweils andere, denn sonst ist keiner der Macht des Tieres gewachsen.


 


Der Samen des Zweifels, den die Blumen auf der Farm in meiner Brust gesät haben, beginnt zu keimen; mitten in mir, im Herzen von L. A., genährt von dem Rattenkadaver, der vor meinen Augen verschwimmt.


 


Ein Teil der Farm ist mit uns nach L. A. gekommen.


 


Ich blinzle und sehe Vivian und James vor mir, erkenne sie.


 


Leise flüstere ich, nicht wirklich bei Bewusstsein oder Verstand: "Nicht alleine." Der Anflug eines Lächelns, schwach, schief, gequält, entkräftet, mit rissigen Lippen, ... aber ein Lächeln oder doch zumindest der Versuch. Der Versuch sich gegen das Unvermeidliche zu stemmen.


Edited by 123
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Vivian Chandler

- Parkplatz Zymvotek -

 

Er musst nicht wieder bewusstlos werden.

 

"Michael.."

 

wie war es nochmal, diese Psychologentrick? Bei mir funktionierte es immer..

 

"Was macht 4 mal 5? Und 6 mal 6? Antworte mir!" sage nicht laut, aber bestimmt, während ich neben Jimmy knie, und etwas fest Michaels Wange schlage. Nicht so, dass es weh tut, aber so dass die Hand schon zum merken ist.

 

"Nyarlathotep, ja, genau! Diese Schwärze, diese Teer, der sich bewegt! Ich habe es auch gesehen!"

 

Ich nehme ihm die Flasche weg, und leere diese auf seinen Kopf.

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Jimmy Pierce

- Parkplatz Zymvotek -

 

"Kein Krankenwagen. Wasser. Und ein feuchtes Handtuch. Ist bestimmt die Hitze. Wir stabiliseren ihn, dann schaffen wir ihn nach drinnen, da ist es kühl."

 

Vivian schüttet Michael den Inhalt de Flasche über den Kopf.

 

Ich schüttle Michael ein wenig. "Hey, Augen auf, Cowboy. Was sollen denn die beiden Damen denken? Big Cash macht schlapp, oder was?"

 

Dann läusche ich seinem Flüstern.

 

"Nein, nicht allein. Wir sind alle da. Komm zu dir."

 

Derweil ist Sarah mit einer neuen Flasche und einem feuchten Handtuch zur Stelle.

 

Das zweite Mal, dass er umfällt. Erst bei der Farm, jetzt hier. Die Belastung ist nicht nur bei dir enorm. Selbst Michael, obwohl er jünger ist, kommt an seine Grenzen.

 

"Vivian, kannst du ihn ein wenig mit stützen?" Ich ziehe Michael hoch, lege seinen linken Arm über meine Schulter und stütze ihn mit meinem rechten. Dann bringe ich ihn mit Vivians Hilfe nach drinnen, in den kühlen Besprechungsraum wo wir ihn vorsichtig auf einen Stuhl sinken lassen.

Edited by Dark_Pharaoh
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Michael Sueson


- im Besprechungsraum bei Zymvotek -


 


Hey, Augen auf, Cowboy. Was sollen denn die beiden Damen denken? Big Cash macht schlapp, oder was?


 


Ich vermute, dass es Minuten gedauert hat, bis der Satz in mein Bewusstsein vorgedrungen ist, denn als ich die Augen wieder aufschlage sitze ich in einem kühlen Raum bei Zymvotek. Es dauert noch einmal eine ganze Zeit bis ich wieder einigermaßen bei mir bin.


 


Dann fixiere ich Vivian: "20 und 36, in Summe 56, Süße." Ich zwinkere, wie rot ich bei dem Süße werde, kann man aufgrund meines schlechten Allgemeinzustandes zum Glück nicht wirklich erkennen. Dann huste ich trocken, nehme eine Wasserflasche und trinke. Als ich die Augen wieder auf meine Begleiter hefte, schwankt der Blick zwischen Furcht und Zuversicht.


 


"Danke." Mehr bringe ich erstmal nicht raus, dann warte ich. Gebe mir Zeit alles einzusortieren.


Edited by 123
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