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[At your Door] Nebenplot Kapitel V: Ein neuer Tag


-TIE-
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Los Angeles Dienstag 16. Juni 2015

 

Sarah erwacht mit der aufgehenden Sonne, eine angenehme kühle Briese zieht vom Meer her über den Strand und hier draußen auf der Veranda sind die Nächte erträglich. Drinnen kämpft die Klimaanlage einen aussichtslosen Kampf gegen die Hitze. Das Haus liegt direkt am Strand in der S 23 Street, nur eine schmale Promenade die an das Grundstück grenzt trennt ihr Heim vom Sand.

 

150m unverbauter Blick auf den Pazifischen Ozean, unbezahlbar. Die Port Royal Marina wo ihr Boot liegt ist weniger als zwei Meilen entfernt, fünf Minuten mit dem Fahrrad und nicht ganz eine viertel Stunde zu Fuß. Das Paradies auf Erden. Momentan aber ein ziemlich heißes Paradies auf Erden und der Wetterbericht verspricht keine Abkühlung.

 

Von drinnen kann sie hören wie Stacey in der Küche werkelt, der Geruch von frischem Kaffe und frisch gepresstem Orangensaft zieht nach draußen. Stacy, ihre Mitbewohnerin, Fachanwältin für Vertragsrecht und Kaffeejunkie ist meist die erste in der Küche. Dann verteidigt sie die Kaffeemaschine wie eine Löwin für ihre Spezialmischung. Erweckt Tote zum Leben, sagt sie immer.

 

In Sarahs Kopf rasen die Gedanken, ihr Chef Dr. Leem hat für heute Besuch angekündigt, wieder mit Proben und wieder soll es etwas großes sein. Der Leem war in der Ankündigung etwas nebulös, aber er meinte es wäre genau ihre Kragenweite. Und das beste, er hat dir den Job überlassen da er einen Termin hat.

 

Ein Blick in den Himmel, stahlendblau, die Sonne brennt bereits und es wird unangenehm warm. Ein blick auf die Uhr, noch zwei Stunden bis sie in´s Labor muss.

 

Zeit aufzustehen, ein neuer Tag bricht an und er scheint interessant zu werden.

Edited by -TIE-
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Sarah Collins

- Haus von Sarah und Stacey, LA-

 

 

Ich gähne herzhaft und strecke mich erst einmal ausgiebig. Für ein paar Momente halte ich inne und geniese den Ausblick zum Meer, wo sich das Sonnenlicht in den sanften Wellen bricht und eine Myriade an Reflexionen verursacht. Zum einen um Stacey noch ein wenig Zeit für ihr allmorgentliches Ritual zu geben und zum anderen um mich mental auf den heutigen Tag einzustimmen. Ich bin aufgeregt, die Vorfreude überwiegt allerdings. Dass Dr. Leem mich einen neuen und vor allem großen und offenbar wichtigen Auftrag vollkommen alleine entgegen nehmen lässt ist neu. Vielleicht habe ich mir doch nicht alles verbaut... Er vertraut mir und meinen Fähigkeiten. Hoffentlich läuft alles glatt! Ich wundere mich noch ein wenig, dass Dr. Leem so geheimnisvoll über die Proben sprach. Wie sagte er nochmal? Ein Auftrag genau nach meinem Geschmack... Um was es sich wohl handelt? Das wird allemal interessant, ohne Frage, auch wenn ein paar mehr Informationen wünschenswert gewesen wären... Ich hasse es unvorbereitet an Dinge herangehen zu müssen.

 

Die Sonne brennt derweil unerbittlich auf mich herab und ich zwinge mich dazu meine Gedanken von der bevorstehenden Besprechung loszureißen. Von innen ertönt inzwischen das klappern von Staceys Kaffetasse, dahr wage ich mich in die Höhle der Löwin. Barfuß und mit meinem Kopfkissen bewaffnet, das zur Decke umfunktionierte Bettlagen, was eher aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit mit auf die Veranda wanderte, als Schutzschild. Bei dem albernen Gedanken muss ich unweigerlich schmunzeln - die Hitze bekommt mir definitiv nicht. Vergnügt rufe ich ein "Guten Morgen!" in Küche. Bevor ich mich zu meiner Mitbewohnerin geselle bringe ich meine Sachen in mein Schlafzimmer, schüttel das Kopfkissen aus und lege die Decke sorgfältig zusammen. Danach gönne auch ich mir einen Kaffee, dessen Konzentration an Koffein allerdings bei weitem nicht an das Gesöff das Stacey immer produziert heranreicht.

 

"Ich verstehe nicht wie du die Nacht hier drin ausgehalten hast, glaub mir, draußen war es viel angenehmer!"

Währenddessen bereite ich mein Frühstück vor. Rührei mit einer Scheibe Toastbrot, für einen besonderen Tag, der vermutlich lange wird, kann man sich schon mal etwas gönnen.

 

"Was steht bei dir heute an?"

Edited by Ele
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Stacey kichert und grinst dich über ihren Kaffeebecher mit der Aufschrift "I Love LA" hinweg an. "Du weißt doch ich mag das nicht, ich bin ein Stadtkind, zum schlafen brauch ich vier Wände und ein Dach über dem Kopf und wenn das der Backofen ist, dann ist es eben der Backofen!"

 

Heute trägt sie einen feinen Hosenanzug und eine weiße Bluse die ihren gebräunten Taint gut zur Geltung bringt, dezentes Makeup und Schmuck. Ihre übliche Uniform wenn sie Kundentermine hat.

 

"Heute wird ein langer Tag Sarah, erst Termine in der Kanzlei, dann Geschäftsessen mit Roger...du weißt schon der Roger!" Vor Sarahs innerem Auge erscheint Roger D. Reinhardt, in der Szene nur bekannt als "RR", keiner weiß wofür das D. steht, er Castet Schauspieler und brauch immer jemand der die Verträge anpasst, zu seinen Gunsten versteht sich. Er hält sich für unwiderstehlich, raucht Zigarre und wiegt gut 100kg zu viel, was ihn nicht davon abhält alles anzubaggern was nicht bei drei auf dem Baum ist. Unangenehm, nein, nur lästig, er liebt es zu spielen und man kann mit ihm gutes Geld verdienen. Er kennt die Größen von MGM, Paramount, Columbia und 20th Century Fox wer es in seinen Kader schafft und nach seinen Regeln spielt ist ein Oscar-Kandidat. Der Andrang ist groß und jeder Abschluss bares Geld wert.

 

"Wenn ich Roger überlebt habe..." Stacey verdreht die Augen und fächert sich mit der freien Hand Luft zu "...habe ich den Nachmittag frei und heute Abend geht es um einen Vergleich, die Gegenseite hat einen harten Brocken als Anwalt. Das kann lange dauern bis die sich einig werden, warte also nicht auf mich!"

 

Stacey nimmt einen letzten tiefen Schluck aus dem Becher und stellt ihn in den Geschirrspüler! "Und bei dir, irgendwie strahlst du so und das kann nicht allein die Nacht auf der Veranda gewesen sein!"

Edited by -TIE-
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Sarah Collins

-Haus von Sarah und Stacey, LA-

 

Während Stacey erzählt nippe ich an meinen "Nerd-Becher" wie meine Mitbewohnerin ihn immer nennt, da ein Koffein-Molekül darauf abgebildet ist und genieße meinen Kaffee. Bei der Erwähnung von Roger muss ich ebenfalls grinsen - über ihn durfte ich mir schon so einige Geschichten anhören.

 

"Na dann knöpf mal lieber auch den obersten Knopf deiner Bluse zu." Ich zwinkere ihr zu und Stacey muss erneut kichern. "Dann wünsche ich dir schon mal viel Erfolg, ist bestimmt wieder was Großes und RR überstehst du schon." Wir haben beide noch einen kurzen Lachanfall, dann werde ich wieder etwas ernster. "Heute Abend kann es bei mir auch etwas später werden, ich darf Dr. Leem vertreten! Wir bekommen neue Probe und ich möchte schon möglichst viel Vorarbeit leisten, wenn er mir schon die Chance gibt den Auftrag alleine auszuführen." Man merkt mir an, dass ich stolz darauf bin mich soweit wieder hochgearbeitet zu haben. Stacey hat mit mir gemeinsam schon ganz andere Zeiten erlebt und freut sich ehrlich für mich. "Leem hat nur ziemlich geheimnisvoll getan was die Art der Proben anbelangt." Ich zucke mit den Schultern und lasse mir nichts von meiner Nervosität diesbezüglich anmerken. Etwas das ich schon früh gelernt habe, je sicherer und selbstbewusster man auftritt desto besser, für Aufregung ist in der Wissenschaft kein Platz, sonst passieren nur Fehler und die haben in einem Labor nichts zu suchen.

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"Das ist doch super Süße!" Stacey kommt um den Tresen in der Küche herum und nimmt dich in den Arm, drückt dich und hält dich für eine Sekunde fest. "So, jetzt muss ich aber los, sonst komme ich bei der Rushhour gar nicht mehr in die Kanzlei. Ich werde in der Mittagspause eine Flasche Champagner kaufen, dann können wir vielleicht später noch auf deinen Erfolg anstoßen?"

 

Demonstrativ knöpft sie sich den obersten Knopf ihrer Bluse zu, streckt dir noch einmal die Zunge raus, bevor sie breit grinsend aus der Tür verschwindet. Wie immer mit ihrer Aktentasche über der Schulter. Draußen kannst du hören wie ihr Auto anspringt und sie von der Einfahrt fährt um sich in den zunehmenden Verkehr einzufädeln.

 

Drinnen im Haus wird es nach ihrem Abgang ruhig. Fast ein wenig zu ruhig, ein wenig Ablenkung wäre jetzt nicht schlecht und was hat dich bisher besser abgelenkt als Arbeit? Zeit die Sachen zu packen und in die Firma zu fahren. Wenig später stehst du ebenfalls vor dem Haus und gönnst dir einen letzten Blick über den Strand und den Ozean. Das Licht der Sonne bricht sich tausendfach auf den Wellen. Das rauschen der Brandung weht herüber. Ein paar Sportler sind am Strand unterwegs, trotz der Hitze. Zwei Häuser weiter kannst du das Gejohle von Kindern hören die in der Nachbarschaft den Pool einweihen, noch vor der junior highschool. Dein Viertel, dein Zuhause, fast umfängt dich ein wenig Wehmut.

 

Es ist fast zu schön um wahr zu sein.

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Sarah Collins

-Auf dem Weg zu Zymvotek Biological.-

 

Stacey hat mich durchschaut. Natürlich hat sie das... Ich genieße den Augenblick noch ein wenig und versinke in meinen Gedanken. Eine Mischung aus Bildern aus frühen Kindertagen und ein paar Erlebnisse mit Stacey. Wie wir uns kennen gelernt haben, während dem Studium. Im ersten Semester. Sie hatte einen unmöglich großen Stapel Gesetzesbücher und Blätter durch die Bibliothek balanciert, ich lief etwas Gedankenverloren durch die Gänge und es kam das unvermeidliche - sie übersah mich und wir fanden uns beide in einem Wirbel aus fallenden Büchern und zu Boden tanzenden losen Blättern wieder. Zu diesem Zeitpunkt hätten wir beide nie geahnt, dass aus unserer unfreiwilligen Bekanntschaft eine so gute Freundschaft entstehen würde. Ich muss unweigerlich grinsen. Dann kommen andere Gedanken hinzu. To Do Listen die noch abgearbeitet werden wollen und Vorbereitungen die ich vor dem Treffen noch machen möchte. Meine gewohnte geschäftigkeit kehrt zurück und so eile ich zu meinem kleinen roten Fiat.

 

Als mir beim öffnen der Fahrertür eine schon fast unerträgliche Hitze entgegen schlägt spiele ich kurz mit dem Gedanken doch das Fahrrad zu nehmen, aber die 11 Meilen sind bei diesem Wetter eindeutig zu weit dafür. Meine Klimaanlage schlägt tapfer ihre anfangs fast aussichtslose Schlacht, die sie Stück für Stück gewinnt während ich mich durch den dichten Verkehr kämpfe. Ich trage dazu auch noch eine lange Jeans, eine leichte Bluse und geschlossene Schuhe, den strengen Sicherheitsvorschriften des Labors sei Dank. Hinzu kommen während den Experimenten auch noch ein Laborkittel inklusive Schutzbrille, die ich zu allem Überfluss auch noch über meine normale Brille tragen muss, ohne die ich mehr oder weniger blind bin. Daher freue ich mich schon besonders auf die angenehm klimatisierten Räume von Zymvotek.

Edited by Ele
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Endlich nach einer gefühlten Ewigkeit auf dem West Artesia Boulevard und dem Gardena Freeway erreichst du die Abfahrt an der Wilmington Avenue und du biegst in das Industriegebiet ab. Hier werden die Straßen leerer. Breite Betonbahnen auf denen fast kein Verkehr ist. Hin und wieder kommt dir ein LKW entgegen, oder ein Pickup. Bis zum East University Drive Ecke South Broodwick Street, dem Firmensitz von Zymvotek Biological ziehen Werks- und Lagerhallenkomplexe an dir vorbei. Meist mehrstöckige, Betonbauten mit nur wenig Fensterfläche, schmale Grünstreifen und Zäune rechts und links grenzen die Werksgelände vom Rest der Stadt ab. Der Rasen der Grünstreifen ist schon arg in Mitleidenschaft gezogen. Es ist noch nicht lange her da waren sie grüne Bänder rechts und links der Straßen, jetzt ist das Gras verdorrt und die Stadt wässert nur noch die Bäume, für die Rasenflächen bleibt kein Wasser übrig. In den Nachrichten ist zu hören das der Trinkwasserspiegel gefährlich gesunken ist, so dass die Stadt langsam dazu übergeht Wasser aus anderen County´s mit Tanklastern in die Stadt zu bringen. In Vierteln wo die Wasserversorgung ganz zusammenbricht wurden öffentliche Wasserstellen eingerichtet, aber auch dort muss man sich beeilen. Bereits zum Mittag sind die Tankwagen leer.

 

Umgeben von Firmen wie Giovanni Cosmetics Inc., Samsung Electronics America, Multiquip Inc. nimmt Zymvotek einen kleinen Platz ein. Ein niedriges, weißgestrichenes Gebäude das man nur an den Filter und Lüftungsanlagen auf dem Dach als Labor erkennt. Im Eingangs- und Bürobereich gibt es ein paar wenige getönte, botentiefe Fenster. Dort sitzt die Verwaltung, Lohnabteilung und Dr. Leem hat dort sein Büro. Der Rest des Gebäudes ist Fensterlos, es gibt nicht einmal Oberlichter. Du fährst auf den Mitarbeiterparkplatz und parkst fast direkt vor dem Eingang. Über der Glastür prangt der rote Schriftzug Zymvotek Biological und hebt sich gut sichtbar von der weiß gestrichenen Wand da drunter ab.

 

Endlich betrittst du dein Reich und sofort fröstelt dir ein wenig. Hier drinnen sind es angenehme 21°C selbst jetzt am Morgen schon fast 10°C weniger als draußen. Aber du gewöhnst dich schnell daran. Jetzt bist du in deinem Element. Du grüßt die Frau am Empfang, eine ältere Latina namens Sylvia Fabila, das gute Herz des Empfangs und gehst dann gleich durch zu deinem Arbeitsplatz. Nachdem du deinen Laborkittel angezogen und deine restlichen privaten Sachen in deinem Spind verschlossen hast machst du dich auf zu Dr. Leems Büro.

 

Ein kurzes Klopfen, dann kannst du eintreten. Das Büro ist aufgeräumt, durch die Fenster hinter dem Schreibtisch kannst du den kleinen Garten sehen in dem Bänke für die Mitarbeiter stehen. Der Outdoorpausenraum als Ausgleich zu den Fensterlosen Büros. An den Wänden hängen Bilder vom Bau der Firma, Bilder der Mitbegründer, Doktortitel.

 

"Sarah" begrüßt er dich knapp. Er steht mit dem Rücken zu dir vor einem geöffneten Schrank und versucht sich mehr schlecht als recht vor dem Spiegel an der Innenseite der Schranktür eine Krawatte zu binden. Sein Anzug hat auf dem Rücken etliche Falten und man sieht ihm an das er sich darin nicht wohlfühlt. Aber manchmal muss es eben sein, gerade wenn man Kundentermine hat. Dr. Morton Leem war aber nie ein Freund davon und selbst für dich ist es ein ungewöhnlicher Anblick ihn nicht in seiner Labortracht zu sehen. Wie er durch die Labore wandert, hier und da über die Schulter blickt, sich über seinen ergrauten, sauber gestutzten Vollbart streicht, die buschigen Augenbrauen hebt und dann still weitergeht. Wie du lebt er für seinen Job, vielleicht hat er das in dir erkannt und dir hier bei Zymvotek eine Chance gegeben.

 

"Schön das sie noch mal reinschauen." Fährt er fort. "Verflixte Krawatte!" Er dreht sich zu dir um, die Krawatte viel zu kurz gebunden, das untere Ende länger als der Schlips. "Das wird so nichts..." und er knöpft den Knoten wieder auf "...aber gut das sie da sind. Unsere Gäste müssten bald kommen und ich hatte ihnen ja versprochen das es interessant wird. Können sie sich denken warum?"

Edited by -TIE-
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Sarah Collins
-Büro von Dr. Leem, Zymvotek Biological, LA-

 

Ich verkneife mir ein Schmunzeln und ignoriere seine Bemühungen mit der Krawatte. Eine große Hilfe wäre ich sowieso nicht, denn ich habe noch nie eine Krawatte gebunden, daher beschränke ich mich darauf ein bisschen Mitleid zu empfinden und mich den wesentlichen Dingen zuzuwenden. Sofort kündigt ein leichtes kribbeln in der Magengegend die Rückkehr meiner bislang erfolgreich unterdrückten Aufregung an. Nach außen hin lasse ich aber nur ein bisschen Neugier hindurchtreten.

 

"Guten morgen. Nein, ich muss zugeben ich habe keine Ahnung, ihre Andeutungen klangen aber schon äußerst vielversprechend." Ich mag Ratespielchen nicht, daher verzichte ich darauf wild ins Blaue zu raten. Nervös streiche ich mir meinen Pony aus dem Gesicht und drücke meine Brille, die sich gerade selbstständig ihren Weg zur Nasenspitze bahnt wieder an ihren Platz, während ich gespannt auf seine Antwort warte.

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Dr. Leem wendet sich wieder dem Schrank zu und schaut über den Spiegel in deine Richtung während er zwischen dem Zweiten Sakko und einer Reihe von Laborkitteln die da drinnen hängen nach etwas sucht. "Wissen sie noch Sarah als sie bei uns angefangen haben?" Keine Frage auf die er eine Antwort erwartet. Mit seiner väterlichen Stimme fährt er daher fort, während vor ihm der Stoff im Schrank raschelt. "Sie hatten eine These die ihnen viel Ärger eingebracht hat, organische Verbindung ohne Kohlenstoffe, war es. Etwas das sie bei Dawn Biozym nachgewiesen haben wollten, obwohl niemand sonst das geschafft hat, oder ihre Tests nachvollziehen konnte."

 

Er unterbricht kurz und murmelt für dich kaum verständlich "Ah, da ist es ja"

 

Als er sich wieder zu dir umdreht liegt eine fertig gebundene Krawatte um seinen Hals die er nur noch zuziehen muss. In Muster und Farbe passt sie überhaupt nicht zum Anzug und scheint den späten Siebzigern entliehen zu sein, aber das ist ihm egal. Er sieht zufrieden aus, dem Anschein wurde genüge getan.

 

In dir brodelt es, kann er nicht endlich aufhören sich um seine Krawatte zu kümmern und mit der Sprache rausrücken?

 

"Wo war ich...ach ja, organisch aber keine Kohlenstoffe. Ja, das war es, ihre Verbissenheit und ihre Hartnäckigkeit haben mich damals dazu veranlasst ihnen eine Stelle zu geben, nicht ihre guten Noten. Wenn man es in unserer Branche zu etwas bringen will, dann muss man trotz aller Regeln kreativ sein. Jede große Entdeckung begann damit, dass jemanden als Narr hingestellt wurde. Ich konnte mir nicht vorstellen, das sie falsch lagen, das Ergebnis ist zu..." er ringt nach Worten "...bahnbrechend, als das jemand wie sie dabei Fehler macht!"

 

Dr. Leem geht rüber zu seinem Schreibtisch und sammelt ein paar Unterlagen zusammen die er in eine alte lederne Tasche mit rissigem Umhängeriemen steckt.

 

"Ich glaube nicht an Zufälle und das beweist das ich mit ihnen recht hatte. Wie mir berichtet wurde, hat jemand ihr Ergebnis wiederholt. Wieder bei Dawn Biozym und wieder arbeitet die Person nicht mehr für Dawn Biozym, um genau zu sein, sie ist verschwunden!"

 

Die Neuigkeit trifft dich wie ein Schlag. Alles was du gesehen hast, alles was du bewiesen hast.

 

Es ist wahr!

Edited by -TIE-
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Sarah Collins
-Büro von Dr. Leem, Zymvotek Biological, LA-

 

Ich stehe erst einmal nur da und bringe keinen Ton heraus. Seine Worte dringen wie durch Gelatine zu meinem Nervenzentrum, das mit der Verarbeitung dieser Information eindeutig überfordert ist. Nach ein paar Sekunden, oder Minuten? merke ich, dass ich ihn mit offenen Mund anstarre. Auch schon egal. Meine Fassade begann bei seinen ersten Worten bereits zu bröckeln und die nüchterne Feststellung, dass ich Recht hatte bringt auch den letzten Rest zum Einsturz. Ich weiß nicht ob ich lachen oder heulen soll. Ich könnte gerade beides. Gleichzeitig. Versuche mir der Bedeutung dieser Neuigkeit bewusst zu werden, aber es gelingt mir einfach nicht.

 

"Wie mir berichtet wurde, hat jemand ihr Ergebnis wiederholt. Wieder bei Dawn Biozym und wieder arbeitet die Person nicht mehr für Dawn Biozym"... wie bei mir, genau wie bei mir....meine Ergebnisse reproduziert... Ich... ich hatte tatsächlich Recht... Ich hatte es gewusst... ich hatte es die ganze Zeit über gewusst! Und doch trifft mich die Bestätigung wie ein Faustschlag ins Gesicht. Darauf war ich nicht vorbereitet. In keiner Weise. Aber wie denn auch? Ich hatte natürlich schon mit dem Gedanken gespielt, was passiert, sollte ich meine Bestätigung bekommen. Ich war diverse Szenarien durchgegangen und habe mich selbst dafür gescholten in Tagträumereien zu versinken die niemals Realität werden würden. Im ersten Moment kann ich mich nicht einmal richtig freuen. Ich starre Dr. Leem mit seiner deplatziert wirkenden Krawatte einfach nur Fassungslos an.

 

Nach einer gefühlten Ewigkeit, die er schweigend hingenommen hat - vielleicht hat er auch etwas gesagt und ich habe es nicht mitbekommen - hat mein Verstand seine Aussage endlich vollkommen erfasst und ich kann mich aus meiner Lethargie reißen. Am liebsten würde ich ihm um den Hals fallen, oder im Kreis tanzen. Ich beschränke mich allerdings auf ein breites Lächeln, das nach und nach den zuerst leicht entsetzten Gesichtsausdruck ablöst. Ich fühle mich, als ob man mir eine Tonnenschwere Last von den Schultern genommen hätte.

 

"Ich... ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Sie haben nicht zu viel versprochen. Dass... dass es interessant wird ist sogar noch eine Untertreibung. Ich hatte ehrlich gesagt schon seit langem die Hoffnung aufgegeben noch eine Bestätigung zu erfahren. Wie kam es dazu? Und sie sagen die Person ist jetzt sogar verschwunden?"

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"Ich weiß nichts genaues, aber als man uns vor ein paar Tagen etwas bringen wollte..." Dr. Leem lehnt sich an die Kante seines Schreibtischs und verschränkt die Arme vor der Brust "...war es, wenn das überhaupt geht, eine noch größere Entdeckung als die, die sie gemacht haben. Es lebt! Oder lebte, das Feuer und der Überfall am Freitag, das war der Transporter der es uns bringen sollte."

 

Er deutet auf den Labortrakt hinter den Wänden.

 

"Unsere alte Abteilung für Tierversuche war prädestiniert, dafür hätten wir sie reaktiviert. Der Mann der die Lebensform bei Dawn Biozym gestohlen hat war der selbe der die Flüssigkeit, er hielt sie für ein Serum, analysiert hatte und zu dem gleichen Ergebnis gekommen ist wie sie. Organisch aber keine Kohlenstoffe. Wenige Tage nachdem er diese Kreatur an einen Vertrauten weitergegeben hat ist er spurlos verschwunden. Soweit ich weiß hat man sein Auto gefunden, ihn aber nicht. Die Leute die heute kommen, arbeiten für Full Wilderness, die Firma an welche die Lebensform geschickt wurde. Ich habe gestern mit dem Eigentümer von Full Wilderness zu Mittag gegessen, er will unsere weitere Beratung. Es gibt Fragen für die sie keine Antworten haben, wissenschaftliche Fragen."

 

Dr. Leem geht von seinem Schreibtisch rüber an die Wand mit den Bildern. Gedankenverloren streicht er mit dem Finger etwas Staub von einem Rahmen.

 

"Irgendwann im Leben sollte ein Mann und natürlich auch eine Frau..." er lächelt dir zu "...die Früchte seiner Arbeit ernten. Auf diesen Bildern waren wir noch jung und jetzt sind wir ergraut. Wenn diese Firma weiterbestehen soll brauchen wir frisches Blut und ich habe dabei an sie gedacht Sarah."

 

Er dreht sich zu dir um und du siehst ihm an das er es ernst meint.

 

"Ich möchte das sie die Mitarbeiter von Full Wilderness unterstützten, sie werden von ihren Aufgaben hier solange freigestellt wie es dauert Klarheit in die Sache zu bringen. Schauen sie sich an was sie haben und entscheiden sie ob wir es nutzen können und wie es sich nutzen lässt. Patente, Forschungsarbeiten eine Abhandlung, das überlasse ich ganz ihren Einschätzungen. Wenn ich aus der Firma ausscheide erhalten sie meine Anteile, dann sind sie gleichberechtigte Geschäftsführerin, also nutzen sie die Chance und mach etwas daraus! Für sich, für die Firma!"

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Sarah Collins
-Büro von Dr. Leem, Zymvotek Biological, LA-

 

Ein lebender Organismus? Wenn dem wirklich so ist, wäre das eine riesige Sensation, doch meinem sowieso schon überforderten Gehirn bleibt keine Gelegenheit diese Information auch nur ansatzweise zu verarbeiten.

 

"Ihren Posten?" Die Überraschung steht mir ins Gesicht geschrieben. Nein, ich sehe ihn eher vollkommen ungläubig an. Unwillkürlich greife ich nach der Lehne des neben mir stehenden Stuhles um mich abzustützen. Dieser Punkt war in keiner einzigen meiner Rechnungen aufgetreten. Zu Abstrus, zu unwahrscheinlich. Und wenn ich nur träume? Jetzt? In diesem Moment? Nein, ich bin mir sicher wach zu sein. Sehr sicher. Auch wenn sich all das eher wie ein abgehobener Traum anhört. Ein wahr gewordener Wunschtraum. Ich unterdrücke erneut den Impuls Dr. Leem um den Hals zu fallen und strahle stattdessen über das ganze Gesicht. Meine Backen beginnen langsam schon zu schmerzen von dem breiten Grinsen.

 

"Vielen Dank! Ich weiß gar nicht wie ich ihnen danken soll! Das.. ich.. ich muss zugeben, damit hatte ich nicht gerechnet. Dieser Auftrag... es bedeutet mir viel, wirklich sehr viel. Ich werde natürlich versuchen möglichst viel dabei herauszuholen, meine Freistellung soll der Firma zu keinem Schaden sein. Ein "Science" oder "Nature" Artikel wird auf jeden Fall drin sein, ein Patent wäre dann natürlich mit inbegriffen."

 

Erst nach und nach beruhige ich mich soweit, dass ich wieder einen klaren Gedanken fassen kann und auch die Stuhllehne wieder aus meiner Umklammerung entlassen kann.

 

"Noch einmal vielen Dank für ihr Vertrauen. Ich werde mich bei ihnen melden sobald ich erste Ergebnisse habe. Ich hoffe, nein ich denke, dass das Ganze eine Sensation sein wird, Zymvotek wird davon auf jeden Fall profitieren können!"

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Ein Schmunzeln macht sich auf Dr. Leems Gesicht bereit und seine Augen funkeln dabei. "Gemach, gemach ein, zwei Jahre werde ich es hier sicherlich noch aushalten, dann haben sie Zeit in ihre Rolle hineinzuwachsen. Es sind nicht nur Privilegien, sondern es ist eine immense Verantwortung die sie dann tragen. Für die Firma für die Mitarbeiter, aber ich denke sie schaffen das, sonst hätte ich es ihnen nicht angeboten."

 

Er blickt auf die Uhr. "Oh schon so spät, ich muss mich wirklich beeilen. Ich hasse es zu hetzen und jetzt habe ich mich schon verspätet." Ärgerlich schüttelt er den Kopf. "Kommen sie, unser Besuch müsste jeden Augenblick hier sein, vielleicht sollten sie vorne am Empfang auf die Damen und Herren warten, das macht immer einen guten Eindruck!"

 

Sanft buxiert Dr. Leem dich aus seinem Büro und nimmt dich mit in das Foyer, von wo aus man den Parkplatz einsehen kann.

 

Ende des Nebenplots

 

Weiter geht es im Hauptplott "Parallelen"

Edited by -TIE-
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