Jump to content

[Sieben] -Prolog: Das Erbe-


-TIE-
 Share

Recommended Posts

Matthew William Richmoore

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Ich lasse die Hand mit den Schriftstücken auf meine Knie sinken und blicke langsam durch den Raum. Mein Heim. Meine Zuflucht. Mein Versteck. Es ist nicht mehr mein. Ich bin verstoßen. Aus dem Exil vertrieben. Ich muss an das Schiff im Hafen denken, wie es erbarmungslos wieder auf die raue See gezogen wird.

 

London.

 

Nichts wartet dort auf mich. Wir sind fertig miteinander. Diese Stadt und ich. Dachte ich zumindest. Doch das hat nun ein Ende.

 

...das Erbe kann nur angetreten werden wenn sich der Erbe zu folgenden Punkten verpflichtet:

 

Natürlich werde ich es antreten. Der einzige Weg, es meinem Onkel zu Vergelten, dass er mich errettet hat.

 

Doch was ist mit deinem Versprechen, welches du vor einer halben Stunde deiner toten Frau gegeben hast?

 

Aber ich komme zu euch. Dann sind wir vereint. Für alle Ewigkeit. Ich werde nie mehr gehen. Nie mehr.

 

Welche Pflicht wiegt schwerer? Dann fällt mein Blick auf den Kater. Noire.

 

Unser Sohn bekommt dann auch einen schwarzen Kater. Wie ich ihn hatte, Liebster. Er soll den Namen Lord Nelson tragen.

 

Ich höre die Worte von Isabelle noch immer als wäre es gestern gewesen. Wir liefen am Hafen entlang, betrachteten die Schiffe und spielten in unserer Fantasie durch, welch großartige Abenteuer die Mannschaften erleben würden. Dabei erwähnte ich die heldenhaften Taten von Admiral Horatio Nelson und Isabelle griff diesen Namen gleich für den Kater auf. Ich drohte ihr mit einem Lachen, dass sie für solch lose Worte sicherlich des Hochverrates am Vaterlande für Schuldig erklärt würde. Wieder höre ich ihr Lachen ....

 

Ich habe keinen Sohn. Keine Frau. Aber einen schwarzen Kater. Noire. Für mich ist er ab jetzt Lord Nelson. Und ein Zeichen. Gott lässt mich wissen, dass Isabelle auf mich warten wird, bis meine Zeit gekommen ist. 

 

Ich lasse die Notiz mit der Warnung zu einem Schlüssel in der Innentasche meiner Weste verschwinden und greife nach der Schatulle, offne sie und betrachte die Gegenstände.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Das polierte Holz der Schatulle fühlt sich glatt an, wie die glatte Haut von Isabelle, warm aber nicht weich, sondern hart, unnachgiebig. Unwillkürlich hältst du kurz Inne, bevor du den Verschluss öffnest und den Deckel aufschwingst. Wie im Seufzen des Windes der sonst um das Haus streicht kannst du wieder Isabelle hören, wie in deinen Träumen, deinen Alpträumen.

 

"Hilf uns Matthew, geliebter hilf uns ich bin so schwach! Hilf uns!"

 

Trotz des knackenden und wärmenden Feuers hast du auf einmal Gänsehaut, die Haare in deinem Nacken stellen sich auf. Fast kannst du spüren wie Isabelles Fingernägel sanft deinen Haaransatz streicheln. Ein Blick in die Gesichter der anderen, keine Reaktion, sie haben es nicht gehört auch wenn Lawrence ebenfalls ein wenig den Atem anzuhalten schien, aber der Eindruck verschwindet so schnell wie der Hilferuf deiner Frau im prasseln des Feuers untergeht.

 

Die Schatulle ist mit schwarzer Seide ausgeschlagen, darin ruht ein Kästchen aus dunklem, königsblauen Samt, vielleicht so lang wie dein kleiner Finger und etwa Daumenhoch, daneben ein alter, schwerer Schlüssel. Er muss antik sein, das Metall ist angelaufen, ein wenig Rost hat sich an den Schmiedestellen gebildet die den Übergang zwischen Schaft und Bart bilden und er ist ungewöhnlich schwer, schwerer als man vermuten sollte, auch wenn er eine Handspanne misst. Du zögerst, die Worte deines Onkels, der Stoff aus dem die Alpträume sind, wie kann er das gemeint haben? Er steht völlig im Gegensatz zu der Schatulle, wo sie glatt ist, ist der Schlüssel rau, wo sie sauber ist, ist er rostig. Wo sie warm ist, ist er kalt. Ihm haftet eine Spur von Verfall an, Korruption, eine unausgesprochene Versuchung der schon so mancher erlegen ist, wenn auch unwissentlich. Wo ein Schlüssel ist befindet sich auch ein Schloss und was mag es bewachen, oder einsperren.

 

Als drittes und letztes liegt eine kleine Brosche zum Anstecken in der Seide, wie ein tropfen silbriger Flüssigkeit auf schwarzem Grund. Die Brosche besteht aus Silber, perfekt rund und sieben kleine Schmucksteine, alle schwarz, sind kreisförmig auf ihr angebracht in der Mitte zieht sich eine feine Gravur an der Innenseite der Steine entlang. Sie ist so fein das du die Brosche gegen das Kerzenlicht halten muss um sie lesen zu können.

 

Im Zentrum der sieben steht:

 

PER NOSTRO CIRCOLO

 

Dein letztes Gedicht kommt dir wieder in den Sinn, fast die letzten Zeilen die von dir auf Erden geblieben wären, hättest du dein Vorhaben in die Tat umgesetzt.

 

...Sieben schwarze Sterne funkeln, diamantengleich...

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Matthew William Richmoore

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

... Sieben schwarze Sterne funkeln, diamantengleich...

 

... ein Heckenlabyrinth verwandelt, er steht in der Mitte eines Kreises mit sieben Ausgängen ...

 

... die Brosche besteht aus Silber, perfekt rund und sieben kleine Schmucksteine, alle schwarz, sind kreisförmig auf ihr angebracht ...

 

... Hilf uns Matthew, geliebter hilf uns ich bin so schwach! Hilf uns! ...

 

... per Nostro Circolo ...

 

Die Gedanken drehen sich schneller und schneller, die Papiere fallen mir aus der Hand, ich klammere mich an die Lehne des Sessels.

 

Isabelle. Sie liegt auf der anderen Seite der Hecke. Ich strecke meine Arme nach ihr aus. "Ich komme. Ich finde den Weg. Der Schlüssel! Der Schlüssel führt mich zu dir. Ich bringe dir die Brosche! Ich komme, Geliebte." Ich stehe auf, die Gegenstände auf meinem Schoß rutschen zu Boden. Lawrence reagiert blitzschnell, schnappt sich die Schatulle und ihren Inhalt. Ich spüre die Berührung an meinem Arm, drehe mich zu der Gestalt. Sie hält meinen Arm. Isabelle! Ich umschließe ihr Gesicht mit meinen Händen. "Ich komme."

 

Dann wird alles Schwarz. Ich höre Stimmen. Sie rufen meinen Namen. Sie sind ängstlich. Aufgeregt. Erschrocken. "Sir? Sir? Matthew! Was ist los? Wer kommt wohin ...?"

 

Die Stimmen werden leiser und leiser, ich sinke in die Schwärze. Sie verheißt Frieden. Da! Da ist das Licht. Es erstrahlt warm, verströmt Hoffnung, Erlösung, Gnade. Es lockt, ruft. Der Ruf von etwas für das es keine Grenze gibt ... ich falle ... falle ... das Licht ... dann Dunkelheit.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Julius A. Frinton

- Little Ashbury Castle -

 

Master Richmoore steht abrupt auf, ich bin noch ganz in Gedanken. In Gedanken an Mcnay, an meine Trauer, starre auf die Gegenstände, die in dem Kästchen lagen, schmecke noch das Jod der schottischen Küste, höre noch die Dudelsäcke nachklingen: And there's a hand, my trusty fiere/And gie's a hand o'thine/And we'll tak a right gude willie-waught/for auld lang syne.

 

Ich komme. Die Worte reißen mich zurück in die Hitze des Kaminzimmers. "Sir? Sir?" Kurz bin ich mit der Situation überfordert. Zwar gelingt es mir meinen Dienstherren aufzufangen, doch die übliche Sicherheit habe ich noch nicht wieder. Im Normalfall würde ich einen Schluck Cognac holen, die obersten Knöpfe öffnen, die Beine hochlagern, Luft zufächern, doch der plötzliche Schwächeanfall überrumpelt mich. Auch wenn eigentlich damit zu rechnen war, ... bei diesen Nachrichten, dieser Hitze. Schelte ich mich selbst.

 

Ich stütze Richmoore, stütze ihn, wie Soldaten es auf dem Rückzug vor dem Feind tun würden. Medizinische Hilfe kommt in der Sicherheit, zunächst muss man diese Sicherheit erreichen und ich bin nicht gewillt meinen Freund auf dem Feld der Trauer zurückzulassen. Ich lege Master Richmoore auf die Chaiselongue, habe ihn fast hierher getragen. Zunächst muss ich ob der Anstrengung und der Hitze durchatmen, einen klaren Gedanken fassen; erst dann setzen die üblichen Instinkte ein und ich beginne die Knöpfe seines Hemdes zu öffnen.

 

"Darf ich Sie bitten mir ein Glas Cognac zu bringen, Mr. Foyle." Mit diesem Satz verstoße ich gegen jede Etikette, doch ich will Master Richmoore nicht alleine lassen. Der persönliche Stolz gilt nichts, wenn es um das Leben eines Freundes geht. Nur zu gut kann ich den jungen Mann vestehen, der die Federn billigend in Kauf nahm, um Frau und Kind zu sehen; in diesem Punkt unterscheidet sich mein Denken wohl von dem vieler meiner Zeitgenossen, denen die Ehre höher gilt. Sei's drum, wahrscheinlich versteht ein Butler einfach nicht genug von Ehre.

 

"Master Richmoore, Master Richmoore." Ich wedele ihm mit einem Buch Luft zu.

Edited by 123
  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Lawrence Foyle

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Matthew lässt die Papiere zu Boden gleiten, steht auf, ich sehe wie die Schatulle zu Boden gleitet, erwische sie gerade noch bevor sie auf dem Boden aufschlagen kann. Ich höre wie Matthew ein paar wirre Sätze sagt und kann nur entsetzt zusehen wie er reglos zusammenbricht und von Julius aufgefangen wird. Meine Hände umklammern das Glatte Holz ich fühle mich für ein paar Momente außerstande zu reagieren. Ich erinnere mich an den kalten Lufthauch als ich die Schatulle öffnete, schiebe den Gedanken sofort wieder beiseite.

 

Das war zu viel für ihn, natürlich war das zu viel! Nach dem ganze Leid nun auch dieses Erbe in den Händen zu halten, das war eindeutig zu viel für ihn!

 

"Matthew! Was ist los? Wer kommt wohin ...? Matthew!" Oh Herr im Himmel...

 

"Darf ich Sie bitten mir ein Glas Cognac zu bringen, Mr. Foyle." Die Worte dringen nur wie durch einen Schleier zu mir vor, reißen mich aber aus meiner Bewegungsunfähigkeit.

 

Mit kaum merklich zitternden Händen hole ich das gewünschte Glas Cognac. Dann wird mir bewusst, dass ich Matthew helfen muss. Er liegt inzwischen auf der Chaiselongue, mit aufgeknöpften Hemd. Ich drücke Julius wortlos das Glas in die Hand, fühle mich außerstande einen ganzen Satz zu formulieren. Ich lasse mich neben Matthew in die Hocke nieder, nehme seine Hand um seinen Puls zu fühlen und...

 

...erstarre. Nichts... Ich spüre einfach... nichts. Kein Puls. Fühle nach seinem Atem, doch sein Brustkorb bewegt sich nicht. Nichts... Mein bisher kaum spürbarer Mantel aus Traurigkeit wiegt nun schwer auf meinen Schultern, hüllt mich ein, droht mir die Luft zum Atmen zu rauben. Ich schüttel ihn kurz, keine Reaktion. "Tot... nein das kann nicht sein... Tot!" Mit vor blanken Entsetzen weit aufgerissenen Augen lasse ich Matthews Schultern, die ich gepackt hatte los, richte mich wieder halbwegs auf und blicke Julius schockiert an. Meine Stimme gleicht eher einem heißeren Krächzen. "Tot. Matthew... ist tot!"

Edited by Ele
  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

Julius A. Frinton

- Little Ashbury Castle -

 

Ich ignoriere Mr. Foyles Einwand. Auch wenn er recht hat, kann ich nicht damit leben. Mein inneres Protokoll läuft. Die Handlungen erfolgen von selbst.

 

Beine hochlagern, Knöpfe öffnen, Luft fächern, ...

 

Ich versuche Master Richmoore einen Schluck Cognac einzuflösen. "Master Richmoore, Sir?!?" Ich bin nicht gewillt diesen weiteren Tod hinzunehmen. Es waren zu viele, zu gute, zu junge Menschen.

 

Ich habe die Protokollpunkte abgearbeitet. Jetzt macht sich Panik breit.

 

Hektisch reiße ich mir die weißen Handschuhe von den Händen. Dann beginne ich damit Master Richmoore zu ohrfeigen. Zunächst sanft, bald mit wachsender Intensität. "SIR! MASTER RICHMOORE! MATTHEW! ÖFFNE DEINE AUGEN! MACH SCHON!" Die Ohrfeigen ebben ab.

Eine Träne löst sich von meinem rechten Auge, rinnt meine Wange hinunter und fällt auf den Boden. "Master Richmoore. Nein."

Edited by 123
  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Matthew William Richmoore

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Das Licht beginnt zu flackern ... verschwindet ... taucht wieder auf ... ist deutlich zu sehen ... und verschwimmt wieder ...

 

Dann öffne ich die Augen.

 

Wo bin ich? Was ist passiert? Habe ich geträumt? Oder habe ich ... es ... getan?

 

"Tot. Matthew... ist tot!"

 

"SIR! MASTER RICHMOORE! MATTHEW! ÖFFNE DEINE AUGEN! MACH SCHON!"

 

Kein Traum. Sonst wäre Lawrence nicht da. Meine Wangen brennen. Ich weiß nicht warum.

 

"Ww... w.. was ist passiert." Langsam kehren meine Sinne zurück, ich erkenne die Chaiselongue, den Raum und die beiden Personen vor mir. Doch wie komme ich hier her?

 

Matthew bitte lass größte Sorgfalt im Umgang mit dem Schlüssel walten und pass gut auf ihn auf. Er ist aus dem Stoff aus dem die Alpträume sind.

 

Ich taste erschrocken nach dem Schlüssel, fühle ihn aber in der Innentasche, über meinem Herzen. Ich seufze erleichtert. Dann versuche ich mich langsam aufzusetzen.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Julius A. Frinton

- Little Ashbury Castle -

 

Ich stehe rasch auf. Ergreife meine Handschuhe und trockne mein Gesicht notdürftig damit ab. Ein kurzer Blick zu Mr. Foyle verrät mir, dass es wohl kaum einen stimmigeren Moment für ein stillschweigendes Gentlemen's-Agreement gab, zumindest Mr. Foyle erfüllt dafür alle gesellschaftlichen Voraussetzungen. Ich trete ein Stück zurück, um die angemessene Distanz zwischen meinen Dienstherren und mich zu bringen.

Die Ausnahmesituation ist überstanden, damit endet auch der letzte Gedanke an ein mögliches Ausnahmeverhalten. Auch wenn das Auf und Ab der letzten Momente mich mitgenommen hat und ich nun große Freude über den guten Ausgang empfinde, man merkt mir so gut wie nichts an. Ich stehe mitten im Zimmer und trage eine aufmerksame und für jeden Auftrag bereite, sonst aber emotionslose Butlermiene zur Schau.

 

"Sir, wohl ein Schwächeanfall. Ich fürchte ich hatte nicht für eine ausreichende Belüftung der Räumlichkeiten für solch schwerwiegende Nachrichten gesorgt. Bitte verzeihen Sie meinen Fehler." Eine leichte Verbeugung.

Edited by 123
  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Lawrence Foyle

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Bewundernswert wie er seine Gefühle im Griff hat.

 

Mir gelingt dies nicht einmal annähernd so gut, als ich erkennen muss, dass ich offensichtlich eine Fehldiagnose stellte. Erleichterung durchströmt mich wie eine warme Welle und streift den Mantel der Traurigkeit ab. Während Matthew sich wieder aufrichtet hebe ich die zu Boden gesunkenen Seiten auf, ohne einen Blick darauf zu werfen, und lege sie sorgfältig zu der Schatulle auf den Tisch. Abgesehen von Matthews geöffneten Hemd und den Spuren die Julius verzweifelte Versuche ihn wieder zurück zu holen auf seinem Gesicht hinterließen, deutet nichts mehr auf die aufwühlende Szene hin, die sich hier gerade noch abgespielt hatte.

 

Auf diesen unvorstellbaren Schock brauche ich erst noch ein Glas Cognac, danach habe ich meine Fassung wieder. Verlegen lasse ich mich erneut auf dem Sessel nieder. Ich hätte nicht zu vorschnell urteilen dürfen, nicht in solche Panik verfallen dürfen.

  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

Matthew William Richmoore

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Ich komme langsam wieder zu mir. Verlegen streiche ich meine Kleidung glatt und knöpfe das Hemd zu. "Bitte entschuldigen Sie meine Unpässlichkeit, der Schock sitzt doch tiefer als gedacht, wie mir scheint."

 

Ich greife nach der Notiz und verstaue auch diese. Dann zeige ich auf die Dokumente. "Bitte Lawrence, tun sie sich keinen Zwang an. Sie müssen dieses Testament ja vollstrecken. Lesen sie es ruhig."

 

Während Lawrence die Seiten durchliest nehme ich vorsichtig das Kästchen heraus, und betrachte es genauer.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Lawrence Foyle

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Ich lese den Brief mit wachsender Verwunderung. Little Ashbury Castle wurde längst verkauft? Ein Schock. Das und der Tod seines Onkels, kein Wunder, dass das Matthew alles zu viel wurde.

 

"Das Testament ist gültig, daran ist kein Zweifel, und die Auflagen wohl rechtens, auch wenn sie sehr strikt sind. Du kannst dir meiner Unterstützung bei allem Anstehenden gewiss sein, egal wie du dich angesichts des Erbes entscheidest."

 

Aber welche Wahl hat Matthew schon? Ein geschickter Schachzug, wenn man es recht bedenkt. Matthew hat nichts, ist durch den Verkauf von Little Ashbury Castle streng genommen Obdachlos. Finanzielle Mittel für etwas eigenes werden ihm fehlen, er muss das Erbe annehmen wenn er nicht unglaublich tief fallen möchte. Ob ihm die Auflagen passen oder nicht. Sir Isiah Mcnay muss sehr viel an seinem Anwesen gelegen sein.

 

In meinem Kopfe gehe ich bereits die nun anstehenden Schritte durch. Dr. Timothy Peters muss ausfindig gemacht und informiert werden. Vielleicht ist er ein Kunder der Kanzlei, das würde es vereinfachen... Wir müssen das Anwesen aufsuchen... Ich muss alles weitere in die Wege leiten.

  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

Matthew William Richmoore

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Ich lasse den Blick durch den Raum gleiten.

 

"Ashbury wird mir fehlen. Aber ich habe darauf keinen Einfluss und auch keine Möglichkeit, es diesem Peters wieder abzukaufen, fürchte ich. Ich werde die Auflagen erfüllen. Ich verdanke meinem Onkel so viel, daher kann und will ich ihm nicht zürnen, dass er mir Ashbury nimmt. Es gehörte ja schließlich ihm. Er hat mir einen neuen Wohnort vermacht. Und mich zu einem wohlhabenden Mann gemacht. Es wäre verwerflich, sich zu beschweren."

 

Ich mache eine kurze Pause.

 

"Einzig London schreckt mich. Dort wollte ich nicht mehr zurück. Der Trubel. Die Erinnerungen."

 

Eine weitere Pause, länger. Als ich weiter rede, sind die Worte mehr an mich selbst gerichtet.

 

"Vielleicht ist es aber an der Zeit sich seinen Dämonen zu stellen. Und der Vergangenheit. Für eine ... Zukunft."

 

... Hilf uns Matthew, Geliebter hilf uns ich bin so schwach! Hilf uns! ...

 

Ich schließe die Augen. Halte durch, Geliebte. Ich komme zu Dir. Zu Euch. Nur nicht sofort. Ich muss das hier tun. Für Isiah. Für mich. Meinen Seelenfrieden.

 

Matthew bitte lass größte Sorgfalt im Umgang mit dem Schlüssel walten und pass gut auf ihn auf. Er ist aus dem Stoff aus dem die Alpträume sind.

 

Ich glaube, diese Sache ist wichtig, meine Rose. Wir haben dann noch eine Ewigkeit. Ich liebe Dich.

 

Dann schüttle ich diese Gedanken ab, lasse den Traum hinter mir. Das Heckenlabyrinth, die Brosche und mein Gedicht. Kein Zufall. Schicksal? Ich werde es herausfinden.

 

Zum ersten Mal, seit langer Zeit, erwacht etwas, dass ich nicht mehr erwartet habe. Neugier. Ehrgeiz. Zuversicht? Ein Weg, aus der Dunkelheit. Der Einsamkeit.

 

Doch sofort nagt das schlechte Gewissen an mir. Verrate ich Isabelle? Sie braucht meine Hilfe! Ich habe ihr schon einmal nicht geholfen, jetzt helfe ich ihr wieder nicht .... Nein! Es war ein Alptraum. Isabelle ist tot. Du lebst. Es gibt kein Leben zwischen den Welten. Es gibt nur leben oder sterben. Sein oder nicht sein.

 

Ich hebe den Blick. "Ich werde alle Bedingungen erfüllen. Danke. Danke, dass ich auf Sie zählen kann, Lawrence. Und auch Julius wird mich begleiten, hoffe ich."

 

Julius deutet eine Verbeugung an als Zeichen der Zustimmung, verzieht keine Miene. Ich weiß, dass allein die indirekte Frage ihn etwas gekränkt hat. Aber er hat das Recht, sich die Sache anzusehen, und dann zu entscheiden. Aber das hat hier und jetzt keinen Platz.

 

"Mit treuen Freunden an meiner Seite werde ich auch mit London fertig."

 

Ich lächle, wenn auch noch ein wenig unsicher und gequält.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Die ganze Zeit während deiner Überlegungen hast du mit dem kleinen Kästchen in deiner Hand gespielt, dunkler, königsblauer Samt, vielleicht so lang wie dein kleiner Finger und etwa Daumenhoch. Während die anderen beiden noch deine Ansprache sacken lassen holst du es wieder hervor und öffnest es.

 

Noire in seinem Körbchen faucht auf und er entblößt eine Reihe nadelspitzer Zähne. Ein unheimlicher Laut der in dem Raum wiederhalt und ihr zuckt unwillkürlich zusammen, auf eine solche Reaktion des Katers wart ihr nicht vorbereitet. Während ihr noch den Kater anstarrt richtet der sich auf, die Haare auf seinem Katzenbuckel stehen zu Berge, seine Schwanzspitze zittert nervös. Dann dreht er sich um und rollt sich wieder ein, mit dem Rücken zu euch und zurück bleibt nur ein leises knurren, wie als würde er sich über irgendwas aufregen oder beschweren.

 

Innen ist das Kästchen mit blutrotem Samt ausgeschlagen, diagonal von einer Ecke zur anderen liegt in ihm eine silberne Nadel, eine feine Handwerkskunst, sie ist gewunden wie das Horn eines Einhorns und gefährlich spitz. Darüber und darunter jeweils in den gegenüberliegenden Ecken liegen zwei Knöpfe. Sie sind etwas größer als gewöhnliche Knöpfe und scheinen aus schwarzen Perlen geschnitzt worden zu sein, sie sind glatt und fühlen sich kalt an als du mit dem Finger darüber streichst. Keine Erhebung, keine Einschlüsse, fast kannst du dich in der dunklen Oberfläche spiegeln. Nur jeweils vier Löcher durchbrechen die Oberfläche, zum durchziehen des Fadens. Dann stutz du kurz, als dir wieder die Nadel in´s Auge fällt, sie läuft nach hinten flach aus und hat kein Fadenloch. Wozu eine Nadel mit der man nicht nähen kann?

 

In den roten Samt des Deckels ist mit feinem goldenen Garn ein Schriftzug eingenäht.

 

Für jene die wahrlich sehen.

Edited by -TIE-
  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Matthew William Richmoore

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Ich stelle die Gegenstände auf den Tisch. "Ich verstehe die Bedeutung der Gegenstände nicht, falls sie denn eine haben. Möglicherweise sind es einfach Erb- oder Erinnerungsstücke von persönlichem Wert. Oder können Sie etwas damit anfangen, Lawrence?"

 

Dann wende ich mich an Julius. "Beginnen Sie bitte morgen mit den Vorbereitungen unseres Auszuges. Halten Sie sich aber den Nachmittag frei, da sehen wir uns das Anwesen in London an."

 

"Lawrence, können Sie bitte dem Fahrer auf dem Rückweg mitteilen, er oder ein Kollege möge morgen um 13.00 Uhr hier vorstellig werden um Mr. Frinton und mich nach London zu bringen. Ich würde Sie dann aufsuchen und mitnehmen um das Anwesen zu sichten und bei Bedarf weitere Schritte einzuleiten um das Erbe antreten zu können."

Edited by Dark_Pharaoh
  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

Lawrence Foyle

- Little Ashbury Castle, Erdgeschoß -

 

Ich lege das Testament vorsichtig neben den Inhalt des Kästchens, notiere mir noch die Adresse des Anwesens und den Namen des Käufers von Little Ashbury Castle, dann mustere ich die Gegenstände interessiert. Mein schlechtes Gewissen durchströmt mich erneut, ich versuche mir aber nichts anmerken zu lassen.

 

"Nein, diese Sachen kann ich leider genauso wenig zuordnen. Vielleicht finden Sie ja in seinem Anwesen noch einen Hinweis darauf, vermutlich sind es aber tatsächlich einfach Erbstücke ohne tieferen Zweck."

 

"Die Kutsche bestelle ich Ihnen selbstverständlich gerne, kann ich für den Moment sonst noch etwas für Sie tun?"

Edited by Ele
  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...