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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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Montag 30.05.

 

Morgens.

Zeit zum Aufstehen.

 

Ein Klopfen an der Tür des weissen Zimmers. Das Zimmer ohne Tapete.

Der Rufer ist kein geringerer als die Leitung des Hauses selbst; Doktor Livingstone. Er ist allein. Keine zweiter Arzt, kein Pfleger, keine Krankenschwester. Keine Spritze, kein Pulver, keine Pillen. Alles scheint gut zu sein. Wieder unter den Menschen wandeln.

 

Der Doktor begrüsst Dich mit einem Kopfnicken. "Kommen Sie, Patient Savage. Es ist Ihnen ab heute erlaubt, wieder mit den anderen zu speisen."

 

Auch Paul tritt auf den Gang hinaus. "Guten Morgen, Herr Anderson, schön Sie zu sehen... Dies ist Herr Savage, Doktor Savage. Aber ebenfalls ein Patient. Er glaubt, genau wie Sie, dass er eigentlich völlig gesund ist. Und genau wie Sie, Herr Anderson, hat er Recht... Zumindest wird dem bald so sein."

 

Später.

Die Hausglocke läutet.

Zeit zum Frühstücken im Speisesaal.

 

"Wollen wir, meine Herren?"

 

 

Alle Ärzte, Pfleger und Patienten treffen sich auf den Fluren und Gängen...

 

ALLE Ärzte, Pfleger und Patienten?

 

Auch Mathilde ist auf dem Weg zum Speisesaal. Sie schaut sich um. Sie hatte eine unruhige Nacht. Kaum Schlaf. Düstere Vorahnungen. Ihr Blick huscht über die Gesichter, denn sie sucht nach ihrem Arzt..

 

Ein neues Gesicht ist in der Menge zu entdecken - ein älterer Mann. Vielleicht Mitte fünfzig.

 

...aber kein Doktor Cooper ...

Edited by Der Läuterer
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Nachdem ich so lange 'freundlich ermuntert' wurde, mein Refugium in Weiß zu verlassen, bis ich meinen Widerstand aufgab, betrete ich erstmals den Speisesaal.

 

Die ungewohnten Geräusche und Bilder treffen mich wie ein Faustschlag. Benommen bleibe ich einen Augenblick in der Eingangstür stehen. Alles wirkt fremd um mich. Mit Ausnahme der wenigen Pfleger und Ärzte, die ich bereits kennen gelernt habe, sind mir alle fremd.

 

Das Gewirr aus Lauten macht es auch unmöglich, die realen Personen jenen alleine anhand der jeweiligen Gangart und Stimmen in meiner Phantasie Gestalt angenommenen Mitbewohnern zuzuordnen.

 

Unsicher suche ich mir einen freien Sitzplatz, von dem ich ausgehe, dass niemand aus Gewohnheit auf ihn Anspruch erhebt, wenn möglich an einem kleinen Tisch. "Je weniger Menschen um mich herum, um so besser", denke ich mir.

 

Als ich einen Sitzplatz gefunden habe, versuche ich zunächst, mich zu orientieren, die vielen Eindrücke zu ordnen und die Ruhe zu bewahren. Aufrecht sitzend versuche ich Sicherheit auszustrahlen, die ich nicht empfinde. Gerade habe ich mich gefangen, als mein Blick auf einen massigen Pfleger fällt.

https://pluckyoutoo.files.wordpress.com/2008/02/keith-david1.jpg

 

Sobald ich in das dunkelhäutige Gesicht blicke, erwachen Erinnerungen an die 'Force Publique' in mir, an Strafkommandos, an geräucherte Hände, auf Schnüre aufgefädelt, an Auspeitschungen...

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d7/Congo_belge_campagne_1918.jpg

https://www.pinterest.com/pin/545217098609835510/

https://annoyzview.files.wordpress.com/2012/04/175623_o.jpg

 

Meine Gesichtszüge entgleiten und ich erbleiche.

 

"Ich bin nicht im Congo ... ich bin nicht im Congo ...", rufe ich mir immer wieder selbst ins Gedächtnis und versuche, meine Fassung zurückzugewinnen.

 

"Nicht gleich am ersten Tag ... nicht schon am ersten Tag ... ich muss mich beherrschen", denke ich und zwinge mich, aus dem Fenster zu blicken, bis ich die Kontrolle über mich zurückgewonnen habe.

Edited by Joran
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Cole scheint zu spüren, dass er beobachtet wird. Er schaut sich um, aber sein Blick bleibt auf keiner bestimmten Person ruhen.

Cole's Augen funkeln, als wäre sein Schädel von innen beleuchtet. Seine wulstigen Lippen entblössen zwei Schnee-weisse Zahnreihen zu einem höhnischen Grinsen.

 

Dr. Livingstone kommt zu Tisch, wird aber von Cole aufgehalten. Es folgt ein kurzes Gespräch. Der Doktor reagiert erstaunt und erschüttert.

 

Wahrnehmung

Livingstone: "Nein! Das kann doch nicht sein. Nicht der Neue. Er ist tot sagen sie? Wie?"

 

 

Wahrnehmung

Cole: "Friedlich entschlafen, wie es scheint." Wieder grinst Cole. "Ich weiss es nicht. Ich bin kein Arzt."

 

 

Wahrnehmung

Livingstone: "Wir müssen das erst einmal für uns behalten. Es darf keine Unruhe aufkommen. Hören sie Cole. Es muss geheim bleiben."

 

 

Dann nickt Cole und entfernt sich.

 

Livingstone schüttelt den Kopf und setzt sich.

Das Grammophon wird angeworfen. Caruso singt. Das Frühstück darf eingenommen werden.

Edited by Der Läuterer
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Meine Kiefer mahlen, als ich das höre und spähe zum Doktor. Doch ich spare mir jedweden Kommentar für die Sitzung auf. Derweil mustere ich den neuen Patienten, wie er sich an einen leeren Platz setzt und offenbar mit etwas in sich ringt. Unstet blickt er um sich herum, achtet nicht mehr auf mich.

 

Na wenn Livingstone glaubt, dass er wie ich ist ... Und ja tatsächlich wirkt er ein wenig, wie ich einst war.

 

Der Doktor unterhält sich derweil mit Cole ... ein paar Fetzen kriege ich mit, dies jedoch nur peripher. Eigentlich interessiert es mich auch gar nicht. Da ich Matilde nirgendwo erblicke und ich ein wenig neugierig bin, bewege mich vorsichtig in Richtung von Savage, der ein wenig verkniffen aus dem Fenster schaut. Als ich vor ihm stehe, lächle ich leicht. "Ist der Platz hier frei?"

Edited by Blackdiablo
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Mein Zimmernachbar reißt mich aus meinen trüben Gedanken.

 

Ich erhebe mich höflich vom Stuhl und mache zu meiner eigenen Überraschung eine einladende Geste.

 

"Gerne, setzen Sie sich doch, Mr. Anderson."

 

Die Umgangsformen verschaffen mir einen Moment der Sicherheit. Etwas worauf ich aufbauen kann und was die Bilder der Vergangenheit vertreibt.

 

Nun bin ich fast erleichtert, nicht alleine zu bleiben.

 

"Dann ist dies wohl der Tisch der Gesunden unter all den verwirrten Seelen, nicht wahr?"

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Ich setze mich lächelnd.

 

"Ich schätze, dass dem so ist." Ich falte die Hände geruhsam und blicke ihm ins Gesicht. "Wenn wir nun schon hier zusammen sind, würde ich vorschlagen, dass wir uns bekannt machen. Gesprächspartner, die weder durch Pillen noch die Stimmen in ihren Kopf gebrochen werden, sind hier nämlich rar." Ich denke kurz nach, dann füge ich an. "Oder sich für große Physiker halten, die sie nicht sind. Soweit ich weiß zumindest."

 

Ich reiche ihm die Hand. "Mein Name ist Paul Anderson. In meinem anderen Leben war ich Privatdetektiv."

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"Nein, nicht durch Stimmen ... nur durch Bilder ...", denke ich.

 

Ich nehme die gebotene Hand und bemühe mich um einen festen Händedruck.

 

"Angenehm, mein Name ist Clive Savage."

 

Nach einer kurzen Pause füge ich hinzu: "Und ich bin auch kein Physiker, nur ein Arzt."

 

"In einem anderen Leben?", setze ich hinzu. "Wurden Sie denn wiedergeboren? Nicht das mich eine solche Behauptung gänzlich erstaunen würde. In Indien habe ich viel über den Glauben an die Wiedergeburt gerlernt. Nur hier in Europa hört man so etwas selten."

Edited by Joran
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"Es ist verblüffend, dass Sie das sagen ... ich habe es immer als Verwandlung betrachtet." Etwas verwirrt schaue ich zur Seite. Dann schaue ich wieder zu ihm. "Worauf ich aber eigentlich hinaus wollte, ist, dass all das hier nicht wirklich dem entspricht, was ich als ein alltägliches Umfeld erachte. Und es fällt leichter, die Zeit vor meiner Entlassung mit dem Gedanken zu verbringen, dass dies hier nicht das Leben ist, welches mir eigentlich zusteht."

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"Wer lebt schon das Leben, das ihm zusteht? Weder hier drinnen, noch da draußen werden Sie viele Menschen finden, die ein solches Glück erfahren!

 

Viel weiß ich allerdings noch nicht über das Leben hier drinnen.

 

Aber Ihren Worten entnehme ich, dass unsere Bekanntschaft nur von kurzer Dauer sein wird? Werden Sie uns bald verlassen?"

 

"Nun sollte ich wohl sagen, wie sehr ich mich für ihn freue und dass ich ihn beglückwünsche. Nur gibt es dafür überhaupt keinen Anlass...", geht es mir durch den Kopf.

Edited by Joran
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"Nun ich hoffe es doch. Und zumindest Doktor Livingstone scheint gewillt zu sein, Ihnen ebenfalls diesen Silberstreifen am Horizont zuzugestehen oder habe ich ihn missverstanden?" Ich schaue über meine Schulter, um entweder Matilde oder Freya zu erspähen.

 

Zumindest eine der beiden sollte doch bald mal aufkreuzen.

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Matilde

 

Leise und überaus unauffällig entfernst Du Dich vom Frühstückstisch.

 

Du siehst Cole, der sich verstohlen umblickt und sich dann schnellen Schrittes entfernt. Die Treppe hinauf, zum oberen Stockwerk.

 

Schliesslich kommst Du vor der Bürotür von Dr. Cooper an. Du willst gerade klopfen, da hörst Du von drinnen ein Geräusch, das sich anhört, al würde ein Sessel verrückt werden...

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Die Tür ist verschlossen.

 

Für einen Augenblick ist es ruhig im Zimmer... dann "Jetzt NICHT! Kommen Sie später wieder."

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