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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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"Was zur Hölle ...", murmle ich und schaue mich um. Bewegende Schatten? Spielen meine Sinne mir einen Streich?

 

Hoffentlich ist nicht dieser verrückte Kunstbegabte hier.

 

Mir kommen die Bilder in den Sinn, die Dwight von Matilde geschossen hatte und zucke zusammen. Ich umfasse meine Schere fester und blicke, nicht panisch, aber gezielt hinter uns und vor uns, auf jedes visuelle Detail achtend.

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Die Türen der Patientenzimmer sind zum Glück nicht verschlossen. So fällt immerhin mehr Licht in den Flur. Das ändert allerdings nichts an dem Geruch, den ich als bedrückend, ja zunehmend als abstoßend empfinde.

 

Noch einmal geht mir die Antwort von Mr. Anderson durch den Kopf. Sie macht für mich noch keinen Sinn. "Was für ein Fluch soll das sein? Unterstellt, es gibt einen Fluch, warum sollte er sich gerade gegen mich richten, wo ich weder die Gruft betreten, noch sonst das Sanatorium vor heute Morgen überhaupt verlassen habe? Nein ... da muss noch etwas anderes sein. Etwas, das Mr. Anderson, die Contessa und mich verbindet, etwas, das wir gemeinsam haben und uns von allen anderen auf der Insel unterscheidet. Aber was könnte das sein?"

 

Ich beobachte auf der Suche nach einer Antwort meine Begleiter: Mr. Anderson wirkt auf mich gehetzt. Immer wieder blickt er nach hinten und nach vorn und hält die Schere, als würde er jeden Moment mit einem Angriff rechnen. Erneut habe ich das Gefühl, von meinen Begleitern ohne eigens Dazutun in einen Strudel mitgerissen zu werden, der eigentlich nicht für mich bestimmt ist. Wie auf dem Rückweg vom Strand fühle ich mich am falschen Ort.

 

Ich frage mich, warum wir überhaupt von einer körperlichen Bedrohung ausgehen. Bislang hat es nichts derartiges gegeben. "Was auch immer hier im Gange ist, es betrifft unser Umfeld oder unseren Geist. Wäre dann nicht auch irgend ein mentaler Angriff zu erwarten? Sind wir nicht schon lange Opfer eines solchen Angriffs auf unseren Verstand?"

 

Erneut erscheint mir der Brieföffner in meinem Ärmel mehr als lächerlich.

 

Die Contessa verschwindet plötzlich in einem der Zimmer, die ich geöffnet habe.

 

Unsicher bleibe ich hinter Anderson zurück und warte auf die Rückkehr der Contessa.

Edited by Joran
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Als Matilde mit der erleuchteten Petroleumlampe zurück kommt, schreitet Ihr weiter voran. Die Tür klappt noch ein letztes Mal und fällt dann recht leise ins Schloss. Abrupt endet damit auch der Luftzug, doch der Geruch verbleibt in Euren Nasen.
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Gemeinsam mit der Contessa folge ich Mr. Anderson zu der Tür, die gerade ins Schloss gefallen ist. Skeptisch betrachte ich die Tür einen Augenblick, als erwarte ich, etwas besonderes an ihr entdecken zu können.

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Wahrnehmung (schwerer Erfolg)

An der Tür-Ober- und Unterseite sind Hieroglyphen ins dunkle Holz geritzt worden.

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Nein, an der Tür ist nichts ungewöhnlich ... sie unterscheidet sich nicht von den anderen Türen des Gangs.

 

Ich bin unschlüssig. Die Ohnmacht und Ratlosigkeit, mit der ich den Ereignissen dieses Tages ausgeliefert war, hat zunächst zu einer Art Resignation geführt. Nun spüre ich, wie diese unter der akuten Anspannung in wahnwitzigen Übermut umschlägt. Ich straffe meinen Körper, falle zurück in das Verhaltensmuster eines Gentlemans, der schon in seinem Auftreten für jeden klarstellt, sich und sein Leben im Griff zu haben. Mir ist bewusst, dass ich gerade im Begriff bin, jeglichen Rest an rationaler Überlegung über Bord zu werfen, aber bislang haben mich rationale Erwägungen nicht vorangebracht. "Noch lebst Du ... und Du hast schon ganz andere Gefahren überstanden!", ermutige ich mich selbst.

 

Unvermittelt sage ich zu meinen Gefährten: "Was auch immer hinter dieser Tür ist, es scheint auf uns zu warten. Uns bleibt wohl keine andere Wahl, als uns dem zu stellen. Vielleicht sollten wir ... uns diesem ganzen Irrsinn hier widersetzen und ... einfach klopfen ..." Ich grinse meine Begleiter verwegen an.

Edited by Joran
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Bei genauerer Betrachtung erkennt Ihr, dass sich viele Symbole auf der Tür und sogar auf dem Türrahmen befinden, die mit einem kleinen, spitzen Gegenstand, vermutlich einer Nadel, ins Holz gekratzt wurden...

Diese Symbole oder Piktogramme sind hauptsächlich ägyptischen Ursprungs.

Es sind aber auch Zeichen darunter, wie man sie bisweilen in alten, verstaubten und verbotenen Büchern findet...

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Ich betrachte die Hieroglyphen genauer.

 

"Leider bin ich mit den Erkenntnissen Champollions zur ägyptischen Schrift und Grammatik nicht vertraut. Eine Wissenslücke, die ich schon immer schließen wollte. Mir scheint dieses Durcheinander von Hieroglyphen und Symbolen unterschiedlichen Ursprungs jedoch wenig sinnvoll. ... Dem muss keine Bedeutung zukommen. Manche Patienten bearbeiten ihre Zimmer auf unterschiedliche Weise, mitunter zwanghaft ...", ich lächle verlegen und beeile mich, fortzufahren. "Wer von uns wollte heute bestreiten, dass es Phänomene gibt die mit unseren Wissenschaften noch nicht erklärt werden können und wie Magie anmuten. Wir könnten diese Schriftzeichen und heidnischen Symbole also entfernen. Ich glaube aber nicht, dass das etwas ändern würde, selbst wenn dies nicht nur das Produkt eines gestörten Geistes sein sollte."

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"Patienten, sagen Sie?"

 

Mir kommt in den Sinn die seltsame Frau, die Cooper gebissen hatte.

 

"Ja, vielleicht ist das das Zimmer vom Prinzessin Ammephis..oder sowas..eine seltsame Frau, die sprach, als sei sie Kleopatra.."

 

Ich mache die Tür auf.

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Die Tür des Zimmers lässt sich problemlos öffnen. Und das Innere verströmt einen stark orientalisch anmutenden Geruch.

Es duftet betörend nach 1001er Nacht.

Doch das Zimmer ist in absolute, alles verschlingene Finsternis getaucht. Kein Fenster ist zu sehen und das einzige Licht, das in den Raum fällt, stammt von Eurer Petroleumlampe.

Irgendetwas scheint in dem Raum zu brennen und den Geruch zu verströmen...

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"Prinzessin Ammephis ... schon wieder eine neue Figur auf diesem verwirrenden Spielbrett ... ", denke ich noch, bevor ich einen Blick in das Zimmer werfe und die absolute Nacht, die mir entgegenschlägt, alle anderen Gedanken verdrängt. Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Diese Dunkelheit scheint mehr als das Ergebnis verschlossener Fenster und sei es auch mit Stein und Mörtel, mehr als nur die Abwesenheit von Licht. 

 

"Schwarz wie das 'Herz der Finsternis'!", durchzuckt es mich unwillkürlich. "Die Dunkelheit des WAHREN Herzens der Finsternis. Ich habe sie gesehen. Aber dieses Herz der Finsternis schlägt seit nun bald zwanzig Jahren nicht mehr ... seine Dunkelheit ist vergangen! Kann ein Teil davon so lange in Afrika überdauert und jetzt seinen Weg von Afrika bis hierher ... zurück zu mir ... gefunden haben ... um jetzt Vergeltung an mir zu üben? ... Bin letztendlich doch ich es, der dieses Unheil über diese beiden Menschen gebracht hat?"

 

"Du Narr: 'Was auch immer hinter dieser Tür ist, es scheint auf uns zu warten.' ", stoßen mir meine eigenen Worte nun bitter wie Galle wieder auf, als ich erkenne wie wahr sie sein könnten.

 

"Oh, mein Gott!", entfährt es mir kaum hörbar.

 

Unvermittelt taumele ich ein paar Schritte von der Tür zurück, bis ich die Wand des Flures in meinem Rücken spüre. All das Selbstvertrauen, das ich eben noch zurückgewonnen glaubte, zerfällt zu Staub.

 

"Bewahre die Ruhe ... es kann nicht sein! Es ist nur ein dunkles Zimmer ... mehr nicht ... nur ein abgedunkeltes Zimmer! Du bildest Dir das nur ein! "

 

Ich denke an mein Zimmer, das WEISSE Zimmer. Ein Kontrast wie Tag und Nacht, wie Himmel und Hölle. Vor meinem inneren Auge sehe ich meinen alten Überseekoffer. Darin die eiserne Truhe ... meinen Tabernakel ... seinen Bewohner.

 

"Zuviel für einen Tag! ..."

 

Meine Hand umschließt fest den Griff des Brieföffners, als dieser langsam aus meinem Ärmel gleitet.

Edited by Joran
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Der Schein, der von Matildes Lampe in den Raum geworfen wird, zeigt verzerrte Schatten, die durch den Raum ziehen und wallen.

Die Konturen der Gegenstände scheinen zu wabern und zu wogen.

 

Das Fenster des Raumes, wo immer es sich auch befinden mag, ist als solches nicht zu erkennen.

 

In der Mitte des Raums steht ein grosser, runder Tisch, über dem ein rotes Tuch geworfen wurde. Unter diesem purpurnen Laken, das einen breiten, verspielten, goldfarbenen Saum trägt, sieht man die Tischbeine hervorschauen, die die Form von Tierklauen haben.

Die Wände des Raumes sind mit schweren Vorhängen, Gobelins, Decken und Teppichen verhangen worden. Diese sind von unterschiedlicher Art, Grösse, Material, Qualität, Alter und Farbe; aber alle haben die Farben rot und gelb in irgendeiner Form grossflächig im Muster.

 

Viele grosse und kleine Kissen liegen auf dem Boden, so dass man sich überall hinzusetzen vermag.

 

Die Luft in diesem Raum ist zum Schneiden dick und sehr warm. Sie scheint verbraucht zu sein und es riecht nach orientalischen Düften. Harzig. Nach Wachs und Honig.

 

Auf dem Tisch stehen zwei Metallschalen. Aus einer davon steigt Rauch auf.

 

In-Wurf (Idee)

Wie kann aus diesen Raum Zugluft kommen? Die Tür ist die EINZIGE Öffnung nach aussen. In diesem Fall schlägt keine Tür und kein Luftstrom entsteht. DAS kann NICHT sein!

 

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Die Luft legt sich schwer auf meine Brust, fast quetscht sich ein Husten aus meinem Leib, doch es bleibt mir im Halse stecken.

 

"Ich erkenne nichts ...", wispere ich verwundert, als hätte ich Angst, jemanden zu stören. "Nichts! Seht ihr nicht ...?" Meine Augen flackern verstört im schleierhaften Licht der Petroleumlampe. "Kein Fenster! Aber hier MUSS etwas sein!" Ich mache mich daran, die Kissen zu verschieben, dann kommt mir eine Idee. "Matilde, mach die Tür einmal auf ... Hoffentlich funktioniert es", murmle ich, als ich ein Streichholz entfache und langsam im Raum umherbewege, immer darauf achten, ob von hinter einem der Objekte ein Luftstrom zieht. "Es muss einen Geheimgang geben, sonst ..." Den Rest verschlucke ich und fahre mit knirschenden Zähnen mit der Prozedur fort.

 

"Savage, schauen Sie sich derweil vielleicht die Gegenstände ein wenig genauer an."

Edited by Blackdiablo
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Mein Herzschlag beruhigt sich etwas, als die Contessa die Dunkelheit mit ihrer Lampe zurückdrängt. Aber kann sie sie vollends vertreiben? Mir ist, als lauere die Finsternis lediglich in den Schatten, hinter den Vorhängen und Gobelins, unter dem Tisch ... bereit schlagartig zurückzukehren, sobald sich eine Gelegenheit bietet.

 

Da weckt mich die Stimme von Mr. Anderson aus meiner Erstarrung.

 

"Lass nur nicht die Lampe verlöschen!", flehe ich die Contessa in Gedanken an, als ich meinen Gefährten in den Raum folge. Langsam nähere ich mich dem Tisch in der Mitte des Zimmers. Kurz untersuche ich die beiden Schalen, betrachte die Muster darauf und versuche das Räucherwerk zu identifizieren.

Edited by Joran
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