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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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Matilde

 

Die Tür zu Coopers Büro wurde von Deinen Begleitern offen gelassen.

 

Als Du mal wieder, in Gedanken versunken, von den Papieren hochblickst, hörst Du das Lachen eines Kindes draussen vom Flur... begleitet von schnellen, trippelnden Schritten.

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Als Antwort erhältst Du nur ein erneutes Kichern.
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Paul

 

Auf dem Schreibtisch liegt so einiges...

http://previews.123rf.com/images/pmartike/pmartike1304/pmartike130400001/18855811-Vintage-background-with-old-post-cards-and-empty-open-book-Stock-Photo.jpg

 

... auch Deine geschlossene Akte...

 

... mehrere geschlossene Bücher auf einem kleinen Stapel...

 

... und ein aufgeschlagenes Buch.

http://www.culture24.org.uk/asset_arena/2/61/15162/v0_master.jpg

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"Noch so eine Sache, die hoffentlich von selbst wieder verschwunden ist, falls wir jemals in unsere 'Realität' zurückkehren...", denke ich erleichtert, als ich die Indizien für einen Rohrbruch erkenne. "Einen schönen Zeitungsartikel gäbe das ab: 'Paranormale Phänomene ersparen den Klempner'."

 

Das Wasser bildet eine Pfütze vor der Tür. Offenbar fließt das Wasser nur in Tropfen oder einem kleinen Rinnsal an der rückwärtigen Seite der Wand in den dahinterliegenden Raum ... aber wer weiß, wie lange noch. Ich sehe keine Möglichkeit, das Wasser abzusperren und der Rohrbruch wäre ja ohnehin bereits in der Wand, so dass ein Absperren hier nichts nutzen würde.

 

Das Wasser erklärt auch nicht das Gefühl, nicht alleine im Zimmer zu sein und beobachtet zu werden. Daher bleibe ich wachsam. Langsam gehe ich in Richtung Waschbecken und achte darauf, ob dort Fußspuren zu entdecken sind. Wenn jemand durch das Wasser gelaufen sein sollte, müsste er Spuren hinterlassen haben.

 

"Zunächst werfe ich einen Blick in den Nachbarraum. Vielleicht finde ich dort ja den angeblich verstorbenen Arzt ... wenn alle unbelebten Gegenstände an ihrem Ort verblieben sind, warum sollte dann für eine Leiche etwas anderes gelten?

 

Danach kann ich mich ja einmal umsehen, ob es hier einen Keller gibt und eine Möglichkeit, das Wasser abzusperren. Hier gibt es offenbar nichts von Interesse zu entdecken.

 

Aber ... falls es einen Keller gibt ... gehe ich da nicht alleine herunter, nach all dem, was heute schon passiert ist."

 

Ich habe keine generelle Angst vor Dunkelheit, aber ein finsterer Keller ist heute das letzte, wonach es mich gelüstet.

Edited by Joran
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Clive

 

Du öffnest vorsichtig die Tür, die in den anderen Raum, jenseits des Behandlungsraum, führt. Der Boden um die Lache unter der Tür herum, ist trocken und weist keine Fussspuren auf.

Der Raum dahinter ist dunkel. Und kühl. Rechts im Eck des Raumes ist eine Rollbahre zu sehen, auf dem ein menschlicher Körper liegt. Abgedeckt mit einem Leintuch. Der rechte Arm hängt von der Bahre herab. Die Haut ist kalkweiss...

 

Auf einem gemauerten und gekachelten Waschtisch mit einer Steinplatte... vermutlich Marmor... liegt ein anderer Körper unter einem Leintuch.

 

Das Innere des Raumes ist ein unangenehmes Zwielicht getaucht.

 

Im Behandlungsraum hörst Du, wie einer der Wasserhähne der Waschbecken zu tropfen anfängt...

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Das Tropfen des Wasserhahns kann keine Folge der Undichtigkeit in der Wand sein. Ich gehe einen Schritt zurück durch die Tür in den Behandlungsraum und blicke zum Waschbecken herüber. "Wurde der Hahn geöffnet? Ist doch jemand hier?", frage ich mich verunsichert. "Aber wie kann das sein? Ich hätte eine weitere Person sehen müssen..."

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Meine Hände fahren durch das raschelnde Papier und ich schaue mir das Material so an, dass ich ungefähr einschätzen kann, worum es geht.

 

Sobald ich fertig bin, erlaube ich mir, meine Akte in der Mitte zu positionieren und gebannt zu lesen, ob Livingstone wirklich alles aus meiner Akte weiß.

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Clive

 

Vielleicht hat der Waserhahn auch schon zuvor getropft? Und es ist Dir nur nicht aufgefallen? Überlegst Du kurz, um dem Ganzen ein wenig mehr Sinn zu geben.

 

Als Du Dich umwendest und in den Behandlungsraum zurück gehst, hast Du den Eindruck, dass der Raum abweisender ist. Er erscheint Dir kälter und steriler als zuvor.

 

Wahrnehmung

Und der Raum hat eine Art graue Sprödigkeit angenommen.

 

Idee

Irgendwie musst Du an ein Gemälde denken, das Du einst gesehen hast. Einen alten Schinken... Francisco Goya... Dos viejos comiendo sopa - Zwei alte Männer löffeln Suppe.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cf/Viejos_comiendo_sopa.jpg

 

Der Behandlungsraum vor Dir offenbart sich weder als grauenerregender Albtraum noch als die reale Wirklichkeit.

Der Raum ist weder rational, noch irrational. Weder Traum noch Wirklichkeit.

 

Da ist... etwas... etwas das sich Deiner Seele zu bemächtigen trachtet.

 

Wahrnehmung

Und Du spürst es genau... etwas... etwas ist da... etwas, das sich Deiner direkten Wahrnehmung entzieht. Aber Du spürst, dass es sich auf die Befindlichkeit Deines Körper auswirkt.

 

 

Anscheinend ist es kühler geworden, denn ein eisiger Schauer durchfährt Dich.

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Mein Finger streicht über die erste beschriebene Seite.

 

: - - Akte 00/00-25/m - - - - - - - - - - - - - - - 01 - -
:
: Aufnahme des Patienten: 30-12-25 - - - - - - - -
: Klinikum Lillehammer - - - - - - - - - - - - - - - - - -
:
:
: - - Ola Nordmann - -
:
: unbekannte Person
: männlich
:
:
: Alter etwa 30
: Grösse gut 170 cm
: Gewicht etwa 75 kg
: Statur schlank
: Haut sehr hell
: Haar dunkelbraun
: Augenfarbe dunkelbraun
:
: Durcheinander der Sprachen; kein Norwegisch
: Englisch, Französisch, Deutsch, Latein,
:
: - - - - - - - - - - - - - - - - 02 - - - - - - - - - - - - - - -

 

Dann gibt es kein Halten mehr: die Blätter rascheln und es ist kein Sturm, der sie rascheln lässt, nein, sie erzeugen einen Sturm. In ihnen fließt elektrische Energie, tödliche Impulse, die durch mein Gehirn zucken und mir Tränen in die Augen treiben. Dort steht etwas über eine unterdrückte Libido, dissoziative Amnesie in temporären Intervallen, Aufmerksamkeitsdefizite, sprunghafte Redeweise, ausgeprägter Narzissmus und Hass, so viel Hass, dass man fast meinen könnte, Rick Fairwell hätte diese Seiten geschrieben!

Cholerische Züge, Melancholie, pädophile Anwandlungen werden vermutet, der Begriff Folie à deux fällt regelmäßig und die Obsession auf Wiedergutmachung, auf Befriedigung der Gelüste, Napoleon-Komplex, Minderwertigkeitsgefühlen, Depressionen und panische Xenophobie. Misantrophische Neigungen, schwere Störungen des beherrschten Denkens, triebhafte Gedanken, suizidale Tendenzen - ich stöhne und blättere, lasse mich Schlag um Schlag treffen. Hinter den üblichen Zahlen, den charakterlosen Darstellungen verbergen sie sich alle: Rick, Hasan, DWIGHT, Alice, Freya - PAUL! Das ist Paul, ein Blick in den verrottenden Körper eines gestörten Menschen! Wahnvorstellungen, Schizophrenie, gelegentliche 'Vaitstanz'-artige Syndrome. Gebrochen sinke ich zusammen. Ich falte die Hände zusammen und sitze in diesem hohlen Körper für ein paar Minuten.

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Ich bin mir sicher, dass ich nicht alleine hier im Raum bin. Etwas anderes ist anwesend ... etwas, das keine Spuren hinterlässt und doch manifest genug ist, um die Dinge zu verändern ... wie den Wasserhahn. Das ist mehr als ein flüchtiger Eindruck.

 

"Ich muss die Contessa und Anderson informieren. Ohnehin können nur Sie die Leichen identifizieren."

 

Zügig gehe ich zurück zur offenen Tür. Erleichtert betrete ich den Flur und schließe die große zweiflügelige Tür hinter mir. Am liebsten würde ich diese verbarrikadieren, aber ich finde kein geeignetes Mittel. Schließlich stelle ich keine Vase auf die Klinken, wenngleich dieses körperlose etwas, das ich im Behandlungsraum gespürt habe, vermutlich keine Türen benötigt. Aber mir kommt der tote Vogel im Wald in den Sinn, dessen Anblick ich bis jetzt zu verdrängt habe. Und ein archaischer Instinkt in mir warnt mich, dass diese beiden Leichen im Hinterzimmer möglicherweise nicht so sind, wie die unzähligen Toten, die ich zuvor in meinem Leben gesehen habe.

 

Auch wenn mir der plumpe Warnmechanismus in Form der Vase vor Anderson und der Contessa etwas peinlich ist, sehe ich nicht davon ab und mache mich auf den Weg zum Büro von Dr. Cooper.

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Auszug aus Pauls Akte.

 

 

Ole Nordman neigt seit seiner Einlieferung zu einem hemmungslosen Redefluss. Leider nimmt der Patient weder wahr, dass er zum Schwallen neigt, noch sind seine Ausagen auch nur in geringster Form glaubhaft. So sprach er wiederholt von Trollen, Kultisten, dunklen Ritualen und von dem mythischen Schnee-Monster Witiko. Auf Aussenstehende wirkt dieses Verhalten von Ole Nordman befremdlich.

 

Diese Mythomanie dient bei Ole Nordman zweifelsohne dem Drang nach Geltung und dem Bedürfnis nach krankhafter Anerkennung.

 

Dr. Nordgren bezieht sich in seiner Analye des Patienten Ole Nordman auf die Arbeiten von Anton Delbrück:

Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten, Bd. 21, 'Zur Lehre von der Kreuzung der Nervenfasern im Chiasma nervorum opticorum.'

'Die pathologische Lüge und die psychisch abnormen Schwindler: Eine Untersuchung über den allmählichen Übergang eines normalen psychologischen Vorgangs in ein pathologisches Symptom für Ärzte und Juristen.'

 

Von Anton Delbrück wird diese Pseudologia phantastica in Abgrenzung zum Wahnhaften im Rahmen von Psychosen oder anhaltend wahnhaften Störungen betrachtet, bei denen der Patient seine Überzeugung im Licht der Realität revidieren kann. Jedoch hält die Störung vergleichbar lange an, ohne dass sie von Phasen der Normalität unterbrochen wird.

 

Bei Ole Nordman treten diese Lügen als Phantasie der eigenen Allmacht auf. Also eine zur Schau gestellte Verachtung für alle Werte und Ideale. Sie dient der Abwehr und Verleugnung einer Sehnsucht nach einer idealisierbaren Bezugsperson bzw. der Neigung, idealisierende Übertragungen herzustellen. Die Gefahr, die von diesen Übertragungen ausgeht, ist die einer traumatischen Zurückweisung durch das idealisierte Objekt, mit der Folge unerträglicher narzisstischer Spannung und schmerzhafter Beschämung und Hypochondrie.

 

Der Stolz des Patienten Ole Nordman auf seine Geschicklichkeit, mit der er rücksichtslos seine Umwelt manipuliert, dient zusätzlich dazu, zu verhindern, dass Leere und Mangel an Selbstwertgefühl an die Stelle des fortwährenden Grössen-Selbst, in Wort oder Tat, treten.

 

Anmerkung: Der Name des Patienten lautet ...Anderson, Paul

 

[ Mythomanie = krankhafte Verlangen zu lügen ]

 

Edited by Der Läuterer
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Auszug aus Pauls Akte.

 

 

Ole Nordman zeigt ausgeprägte Anzeichen einer starken Persönlichkeitsstörung. Der Patient ist emotional überaus labil, äusserst verantwortungslos, egozentrisch und leidet offensichtlich unter grossen Minderwertigkeitsgefühlen.

 

- Eintrag Dr. Lindström -

Ich habe den Patienten tagelang, acht bis vierzehn Stunden beobachtet und er hat kein einziges Mal eine Mine verzogen. In dieser Zeit sprang er immer wieder von seinem Bett auf und demonstrierte an einem Stuhl, wie er eine Frau - er erwähnte beiläufig, dass sie Russin gewesen sei - umgebracht hat. Er erzählte, dass er sie gerne auch noch missbraucht hätte. "Ich wollte sie nehmen und sie kosten... Keine Zeit... Bedauerlich... Äusserst ärgerlich." Dann erzählte er, dass er dieses Vorhaben bei einer andern Frau, einer Italienerin, umgesetzt habe. "Ich hab sie übergezogen wie eine zweite Haut... Sie hat gejauchzt... Und es genossen... Aber jemand kam dazwischen, bevor ich mein Werk vollenden konnte... Aufgeschoben ist nicht aufgehoben." Dabei versuchte der Patient zu lächeln, brachte aber nur eine schauderhafte Grimasse zum Vorschein. Ein solches Gesicht habe ich nie davor gesehen. Ich habe gedacht, das könnte das sein, was man gemeinhin das Böse nennt.

Danach stiess er immer wieder Drohungen gegen einen Deutschen aus, wobei er sich äusserst gewählt ausdrückte und sehr leise sprach, so dass ich ihn kaum verstand.

 

Einstufung:

GEFÄHRLICH

 

Aufgrund dieser Äusserungen des Patienten lässt sich vermuten, dass der Patient, der inzwischen als ein Herr Anderson, Paul, identifiziert werden konnte, zu unverhohlenem Fremdenhass zu neigen scheint. Möglicherweise fühlt er sich ihnen unterlegen? Vielleicht wurde er schikaniert, betrogen oder hintergangen? Oder seine Bedürfnisse sind abnorm.

 

- Eintrag Dr. Nordgren -

Lauert hinter seiner Fassade das pure Böse, oder ist er lediglich krank und seinen Bedürfnissen hilflos ausgeliefert? Vielleicht ist es keins von beiden.

 

Edited by Der Läuterer
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Matilde

 

Amanda ist nirgends auf dem Flur zu sehe. Aber Du hörst das entfernte Kichern und das Tapsen der Schritte noch immer.

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