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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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Während wir uns auf den Weg machen, schildere ich, was uns im Speisesaal widerfahren ist. Auch rede ich von meinen Halluzinationen, allderings abstrakt und lückenhaft (nichts was Savage zu sehr irritieren würde; ich habe nämlich das Gefühl, er hat mich vor einem üblen Fehler bewahrt, indem er mich aus dem Speisesaal gezogen hat und fürchte, er könnte wieder verschwinden). Die beiden müssen ja nicht unbedingt alles wisse.

"Beinahe hatte ich das Gefühl, die Ärzte würden eine fremde Sprache sprechen ... Erst habe ich nicht allzu viele Gedanken daran verschwendet, aber eigentlich ist das schon äußerst merkwürdig ... Stimmen höre ich nicht zum ersten Mal, aber solch fremdartige Laute habe ich noch nie gehört. Ich fürchte, mit mir geht es wieder bergab." Ich seufze und schaue nach unten.

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Abrupt bleibe ich stehen und halte Anderson am Arm:

 

"Oh nein, Mr. Anderson. Das war nicht nur ein 'Gefühl'. Dr. Livingstone scheint tatsächlich kurz in einer fremden Sprache gesprochen zu haben. Ich habe auf meinen Reisen um den Globus viele Sprachen kennengelernt. Aber das, was ich im Speisesaal gehört habe, ähnelte keiner von ihnen.

 

Allerdings betraf das nur Dr. Livingstone und nicht die anderen Ärzte oder die Pfleger. Da alle anderen Dr. Livingstone verstanden haben und auch die Bewegungen der Menschen ... verzerrt wirkten. Habe ich Zweifel, ob unsere Wahrnehmung kurzfristig durch irgendetwas getrübt wurde oder ob Dr. Livingstone tatsächlich eine andere Sprache verwendete. In jedem Falle war dies keine Frage der Gesundheit, so dass Sie nicht an sich selbst zweifeln sollten.

 

Es fragt sich nur, was das für ein Phänomen war. Wie viele der Anwesenden wohl noch dieser Sinnestäuschung unterlagen. Die anderen Patienten ließen für mich keine Reaktion erkennen..."

 

Kopfschüttelnd nehme ich den Weg zu meinem Zimmer wieder auf.

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"Hier ist eine ganze Menge faul!" sage ich.

"Dr. Savage, ich fürchte keine, nichtmal Sie, würden diese Verleztung als Schussverletzung bezeichnen. Wer mich angeschossen hat, war sehr präzis.."

ich zeige ihm meinen Hals

"..doch seine Waffe war entweder zu schwach, oder er war zu weit weg. Aber es war ein Schuss, glauben Sie mir. Ich bin vom Fach, ich bin Jägerin"

Ich drehe mich zu Paul, es interessiert mich nicht wer zuhört, ich muss es einfach los.

"Das war eine Warnung...wenn sie mich gefunden habe, und das war ja nicht schwierig, versuchen sie mich so zu verängstlichen, damit ich Hans hier hole. ER ist ja nicht so einfach zu finden. Der Fall werde ich nicht melden. Und ehrlich...wer würde mir glauben?"

 

Wir bleiben vor einer Tür stehen.

Edited by Nyre
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Ich öffne die Tür meines Refugiums und lassen den beiden anderen den Vortritt.

 

"Ich sehe mir das drinnen einmal genauer an, Misses .... Verzeihen Sie mir, ich kenne bislang nur Ihren Vornamen..."

 

Wir reichen uns beim hereingehen die Hand und die Contessa stellt sich höflich mit ihrem vollen Namen vor. Ein sanfter und doch bestimmter Händedruck. "Eine deutsche Contessa? Das hört sich nach einer interessanten Lebensgeschichte an."

 

"Eine Jägerin", füge ich meiner Bestandsaufnahme überrascht hinzu. "Nur was ist Ihre Beute, junge Frau?", schießt es mir dann durch den Sinn und ich schäme mich sofort meiner Gedanken, die nur Mutmaßungen aufgrund dahingeworfenen Äußerungen des verwirrten Mr. Anderson sind. "Ich sollte nicht schlecht über einen Menschen denken, den ich noch nicht einmal kenne. ... nur aufgrund des Geredes eines offensichtlich verwirrten Mannes, der sie als 'böse' bezeichnet." 

 

Die junge Frau macht auf mich eigentlich eher den Eindruck, aus der Stadt zu stammen. Sie wirkt ... verletzlich und empfindsam. Ich traue ihr eigentlich nicht die notwendige Emotionslosigkeit zu, die erforderlich ist, um ein argloses Tier kaltblütig hinterrücks niederzustrecken.

 

Ich selbst habe nie um des Tötens willen ein Leben ausgelöscht. sondern immer nur um anderes Leben zu schützen. "Nur um Leben zu schützen und zu bewahren!", wiederhole ich in Gedanken, um es für mich selbst zu bekräftigen und lasse keine weiteren Erinnerungen zu. "Da ist mir diese Frau dann wohl einen Schritt voraus."

 

Nachdem die beiden eingetreten sind, bitte ich sie, sich auf den beiden einzigen Stühlen in meinem Zimmer niederzulassen.

 

"Wenn sie erlauben...?", bitte ich Matilde, mir ihren Hals zu zeigen. Ich sehe mir die Prellung einmal genauer an.

 

"Wenn ich ehrlich bin, kann ich mir kaum vorstellen, dass die Verletzung von einem Schuss herrührt, jedenfalls soweit es sich um ein normales Projektil aus Metall gehandelt haben soll. Selbst wenn der Schuss aus großer Entfernung oder mit einer geringen Treibladung abgefeuert worden wäre, hätte ein Projektil wohl zumindest zu einer Verletzung der Haut geführt. Wir haben es hier lediglich mit einem Hämatom zu tun. Aber es ist durchaus denkbar, dass ein weicherer Körper auf Sie abgefeuert wurde ... sagen wir ... mit einer Schleuder vielleicht. Der könnte eine solche Prellung auslösen. Jedenfalls haben Sie sich nichts eingebildet. Irgendetwas hat Ihren Hals hier gestreift. Man sieht es deutlich an der Form der sich abzeichnenden Verfärbung."

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"Hier gibt es nichts weiter für mich zu tun.", versuche ich die Contessa zu beruhigen und trete einen Schritt zurück.

 

Dann gehe ich zu meinem Bett herüber und lasse mich seufzend darauf nieder, nicht ohne einen verstohlenen Blick auf den Boden unter dem Bett zu werfen. Unter der herabhängenden Decke ist gerade noch genug zu sehen, dass ich die Umrisse meines Überseekoffers erkenne.

 

Ich spüre, wie meine Gedanken langsam wieder zur Ruhe kommen. Das nüchterne Weiß ... das Wissen darum, was sich unter mir befindet ... dies alles lässt mir den Raum, nun meine Gedanken zu ordnen.

 

"Nun, dann erzählen Sie mal, was hier alles 'FAUL' ist und wer sind 'SIE', die Sie gefunden haben, und dieser 'HANS', der so schwer zu finden ist? Ich möchte nicht unhöflich sein oder neugierig wirken, aber ... sie sehen mir das nach ... im Moment verstehe ich überhaupt nichts von dem, was Sie beiden und das Mädchen im Flur erzählen."

Edited by Joran
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Während Savage sie untersucht, antworte ich ihr. "Ich glaube, du hast recht, Matilde ... Und auch ich glaube, dass hier einiges faul ist ..."

 

Ein Fluch, der Mann in der Gruft sprach von einem Fluch, oder?

 

"Es ist fast so wie damals in der Lodge - Matilde, ich bin mir mittlerweile sicher, dass alles, was uns geschehen ist, in der ein oder anderen Form wahr ist. Aber es bleibt jetzt keine Zeit, um darüber zu sprechen." Ich sehe Savages fragenden Blick über die Schulter. "Oder Ihnen die Sachen zu erklären. Nur sollten Sie wissen, dass dies anhand Ihrer Aussagen alles kaum unserer Einbildung zugeschrieben werden kann. Wenn das stimmt, was Sie sagen, dann erhebt sich der Schatten, der uns damals zu verschlingen gedroht hat, aufs Neue. Bitte glauben Sie uns, wenn ich sage, dass wir alle in großer Gefahr sind." Ich wende mich wieder zu Matilde. "Ich vermute, dass 'la main droite' noch das geringere Problem sein dürfte. Alles verrottet und verreckt auf dieser Insel! Die Natur rebelliert gegen einen verderblichen Einfluss." Meine Stimme senkt sich. "Und es mag sein, dass sich dies nun auch auf die Ärzte niederschlägt." Einen Moment herrscht Ruhe, während das Gesagte verklingt. Ich knirsche mit den Zähnen. "Und dann ist da noch Dwight - oh es gibt so viel zu besprechen, Matilde!, aber nicht jetzt. Später." Ich blicke zu Savage, entschuldigend, ein wenig belustigt. "Es tut mir leid, dass Sie so unverhofft in Angelegenheiten hineingezogen werden, die Ihnen so befremdlich vorkommen müssen, doch so ging es uns allen am Anfang. Niemand von uns hat sich ausgesucht in diesem Schlamassel zu stecken."

 

Ach wirklich? Ich denke an Hans, an seine manipulative Art; wie er Matilde umgarnt hat und wie ich ihn strafte. Haben wir uns wirklich nicht ausgesucht, diesen Weg einzuschlagen? Wir haben uns mitreißen lassen. Wollten vielleicht die Helden spielen oder suchten nach einem Sinn ...  Aber das ist zu viel für Savage. Erstmal muss er sich mit diesen Halbwahrheiten zufrieden geben. Wenn er nicht sofort abhaut.

 

"Trotzdem danke ich Ihnen bereits jetzt schon für Ihre Hilfe."

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Ich nicke, und schweige ein wenig.

"Ich heisse Matilde Visconti, geheiratet Stürmer. Ich bin italienerin, mein Mann ist ein Schweizer. Deswegen klingt es so deutsch." sage zu den Mann

Ich seufze.

"Das übernatürliche hier ist überall. Ich fasse es nicht, dass die Ärzte noch den Schleier vor den Augen haben. Vielleicht ignorieren sie es einfach, und haben ihn sich selbst wieder auf den Augen gestellt."

"Zu Dr. Warner. Der feigling wird schon Richtung Boot gerannt sein. Ich weiss nicht ob wir ihn wiedersehen werden"

Mein Magen verkrampft sich.

"Sie suchen mich, da unten? Verständlich. Warner hatte eine Aktenmappe dabei. Vielleicht sogar von Cooper gestohlen, ich weiss es nicht"

"Danke, Dr. Savage. Ich weiss, sie verstehen nicht viel von was wir sagen..Gut sie können mir glauben, oder nicht. Wir wurden eingeliefert weil wir einen starken psychischen Shock erlitten haben. das stimmt. Aber das kam nur, weil wir..Sachen gesehen haben, die diese realität wiedersprechen."

"Wer hans ist..er ist mein Mann. Aber jetzt genug geredet. Ich will Dr. Warner aufhalten. Er darf nicht einfach weggehen, ohne eine Erklärung"

Ich gehe ad der Tür.

"Helft mir"

Ich schaue Paul, er denkt es so wie ich über Dwight.

"Dr. Savage, ich verspreche ihnen, in Ruhe mehr zu erklären. Aber jetzt ist dafür keine Zeit"

Ich lächele ihn an. Mein Blick ist bestimmt.

Dann mache ich die Tür auf, und schaue dass keine da ist.

Edited by Nyre
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Ich erhebe mich, unsicher ob ich gerade das richtige tue. Dann zuckt ich die Schultern und nickt der Contessa zu.

 

Im vorbeigehen greift ich meinen Hut und meinen Mantel und legt ihn mir über den Arm.

 

"Dann lassen Sie uns mal sehen, wo dieser Dwight oder Dr. Warner oder wie auch immer geblieben ist."

 

Nachdem alle das Zimmer verlassen haben, schließe ich sorgfältig ab und drücke zur Kontrolle noch einmal auf die Klinke. Dann eile ich den beiden anderen hinterher, um nicht den Anschluss zu verlieren.

Edited by Joran
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wir gehen raus, und so schnell und unauffällig wie möglich in Richtung Anhanstelle.

"Ich kenne den Weg schon recht gut. Ich bin oft dahin spazierengegangen" sage ich zu Paul und Dr. Savage.

 

Ein seltsames Gefühl zu wissen, dass vielleicht bin ich wieder im Gefahr bin.

Vielleicht ziehlt schon wieder jemand auf mich?

Auf uns?

 

Aber ich will nicht, dass Dwight entiwscht.

 

Feigling!

 

Wir bewegen uns rasch weiter.

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In der grossen, dreistöckigen Halle ist niemand ausser Euch dreien. - Nur zwei Männer mit einem Fläschchchen in der Tasche und eine Frau ohne ein solches. -

 

Am Boden, zwei Münzen. Der Schilling steht auf den Dielen. Der Sixpence liegt daneben. Ein seltsamer Anblick....

 

Die kleine, unbestechliche Amanda ist bereits wieder, die Treppe hinauf, entschwunden, wie Alice in dem Kaninchenloch.

 

Hinter der Tür links von Euch plärrt immer noch das Grammophon im Speisesaal. - Caruso singt von der Stille. - Sehr skurril.

 

Das Büro von Cooper liegt am Ende der Halle links. Die Tür ist geschlossen, als wäre das alles gar nicht passiert. Der Schlüssel steckt im Schloss. Aber es ist passiert. Ist es doch, oder etwa nicht?

 

http://imgc.allpostersimages.com/images/P-473-488-90/73/7341/6N7S100Z/Posters/the-entrance-hall-of-the-viceregal-palace-simla-c-1890.jpg

 

Durch die kleine Eingangshalle.

An der Garderobe hängen zwei Regenschirme. Ihr seid allein. Kein Pfleger hindert Euch das Haus zu verlassen.

 

http://www.ormerod.uk.net/Places/Ormerod/Ormerod_House_Pictures/Ormerod_Entrance_Hall.jpg

 

Durch die Eingangstür.

Die Tür ist unverschlossen. Kein Riegel verhindert, dass Ihr das Haus verlasst. Keine Glocke meldet Euer Entschwinden. - Wie Diebe in der Nacht stehlt Ihr Euch davon. -

 

http://www.terragalleria.com/images/black-white/italy/ital7197-bw.jpeg

 

Dann steht Ihr vor der Mauer, die das Sanatorium umgibt. Keine Kugeln schlagen im Mauerwerk ein. Keine Schüsse hallen über die Insel. Niemand hat Euch im Visier... Zumindest merkt Ihr in Eurem angespannten Zustand nichts davon.

 

Und auf dem Weg liegt eine tote Möwe...

 

http://farm7.static.flickr.com/6172/6183398700_baf3473e33_m.jpg

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Erschrocken bemerke ich die Münzen auf dem Boden.

 

Mit leicht zitternden Händen hebe ich sie im Vorbeigehen auf und vergleiche sie mit den beiden Münzen in meiner Tasche. Sie sind komplett identisch ... jeder Kratzer stimmt überein.

 

"Hier ist etwas ganz und gar nicht in Ordnung!", denke ich bestürzt. Noch in Gedanken versunken schließe ich wieder zu den beiden anderen auf. Die Münzen stecke ich gemeinsam wieder in die Tasche.

Edited by Joran
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Ich schaue mich um.

"WARNER!" schreie ich, frustriert.

"LASS DICH BLICKEN!"

Ich schaue das Meer an.

Und denke an Dr. Cooper.

An seinen Lächeln. So freundlich. So warm.

 

Ich merke, dass heisse Tränen aus den Augen rauskommen.

 

Ich balle meine Fäuste zusammen.

 

Vielleicht ist er nichtmal hier.

Vielleicht hat er dir nichts angetan.

 

Wenn ich nur gelernt hätte, diese ganze Wut, Hass zu benutzen.

Wenn ich nur damit etwas bewirken könnte.

 

Wenn..

Wenn...

Edited by Nyre
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Du siehst einen toten Seelöwen am Strand... zumindest seine kläglichen Überreste.

 

http://blog.africageographic.com/africa-geographic-blog/files/2013/11/seal-head.jpg

 

Die Kiefer des Tieres bewegen sich. Leicht klappen sie auf und zu.

Langsam legt der Sand das Skelett frei - doch kein Wind weht und keine Brandung umspült die Überreste...

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