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[Nightmare Files] Kapitel 6 - Der lachende Tod


Der Läuterer
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Glücks-Wurf

Plötzlich und völlig unerwartet... zerplatzt der Schädel des Seelöwen fast lautlos zu Staub und in kleinere Knochen-Fragmente. So, als wären die Knochen-Reste niemals dort gewesen.

Edited by Der Läuterer
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Hier am Strand ist es fast windstill und... nebelig. Die Luft ist kühl und schmeckt angenehm. Salzig. Fast würzig.

 

http://static.pexels.com/wp-content/uploads/2014/10/black-and-white-fog-lake-31642.jpg

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Dann, vielleicht zweihundert Meter vor der Anlegestelle...

 

http://novelideareviews.com/wp-content/uploads/2013/07/fog.jpg

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Wer mag diese Gestalt im Nebel sein, frage ich mich etwas beunruhigt. Zu viele neue Namen, Gesichter und Personen ohne Namen oder Gesicht gehen mir durch den Kopf, so dass ich die Übersicht zu verlieren drohe. Dwight? Der verborgene Hans Stürmer? Der ominöse Schütze? Der farbige Pfleger? Einfach nur ein Seemann? Die Person oder Wesenheit, die Mr. Anderson als 'la main droite' bezeichnete? Dr. Cooper?

 

Als die Contessa unvermittelt losrennt, werfe ich mir schnell den Mantel über, um die Hände frei zu bekommen.

 

"Contessa! ... Contessa! ... So warten Sie doch!", rufe ich ihr keuchend hinterher. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, mit diesem jungen, leichtfüßigen Wesen vermag ich nicht mehr Schritt zu halten.

 

Dumpf ertönen die Schritte auf dem Sand, um rasch vom Nebel erstickt zu werden. Ich bin mir nicht sicher, ob Mr. Anderson mir folgt. Der Sand unter meinen Schuhen wird feucht. Bald höre ich nur noch das saugende Schmatzen meiner Schritte. Selbst die Rufe der Möwen scheinen verstummt. Ich greife im Laufen aufgrund einer Eingebung in die Tasche. "Sind dort zwei oder vier Münzen? Ist dies alles real?", frage ich mich. Ich presse die andere Hand auf die Taschenuhr, die ich wie meinen Augapfel hüte. Ich vergewissere mich, dass der Schlüssel in meiner Tasche durch die silberne Kette gesichert ist. Ich erinnere mich an meinen Koffer. Jetzt wünschte ich mir, ich würde das beruhigende Gewicht meines alten 'Lightning' in der Hand spüren. Meine Gedanken driften ab ... ich sehe meinen Vater neben mir im Morgennebel stehen, wie er mir die Bedienung des Colt erklärt, mich zu einem vorsichtigen Umgang damit ermahnt und die mit einer Waffe einhergehende Verantwortung betont. Ich sehe das Holzscheid, das als mein erstes Ziel dienen soll und das seither in meinen Gedanken immer an die Stelle anderer Ziele tritt.

 

Ein Klatschen ruft mich zurück. Ich renne durch einen kleinen Pril und fühle, wie meine Hosenbeine vom Wasser zu kleben beginnen. ... Vor mir zwei Gestalten im Nebel. Die Contessa muss den Fremden nun fast erreicht haben.

Edited by Joran
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"Doktor Warner?" Die Stimme ist tief, männlich und klingt nuschelig. Die Person dreht sich um.

 

http://4.bp.blogspot.com/-c4FamtdDtAU/UiNpjQ9KR3I/AAAAAAAAABY/UGo9rABuH7U/s1600/20deminute.jpg

 

Als der Mann Matilde sieht... "Sie sind nicht mein Fahrgast." Er zieht an seiner Pfeife und atmet den Rauch aus. Ein sehr aromatischer Tabak. Er schaut auf seine Taschenuhr. "Es ist schon spät. Wissen Sie, wann der Doktor kommt? Er sollte seit fünfundzwanzig Minuten hier sein. Er ist überfällig."

 

Der Mann tritt einen Stein auf das Wasser hinaus. "Ich warte hier jetzt noch ne halbe Stunde... Dann muss ich aber wieder los. Sie dürfen mir gerne etwas Gesellschaft leisten. Sie sind das hübscheste Ding, das ich hier seit Jahren gesehen habe."

 

Er mustert Dich. "Weshalb sind Sie denn so gerannt? Wollen Sie abreisen?"

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Auch ich lasse Savage hinter mir zurück, allein der Wille ihn als harmloses Äquivalent meines Verstandes erblicken zu können, treibt mich zu Höchstleistungen an. Der Sand spritzt hinter mir und obwohl Matilde weit vor mir ist, hole ich langsam auf.

 

Mir flitzen Gedankenbrocken durch den Kopf, Pläne, Wünsche, Ängste - "DWIGHT!", schreie ich, als ich sehe, wie Matilde anhält, außer Atem und mit ihm redet. EIn paar Meter weiter erkenne ich, dass es nicht Dwight ist, der da steht. Mein Tempo verringert sich, dch noch immer laufe ich schnell genug, um bald anzukommen. Luftholend blicke ich den Mann an, Enttäuschung und Erleichterung ringen sich gegenseitig die Führung ab. "Was -", entfährt es mir, aber ich kann nicht mehr. Mir ist schwindelig und ich brauche erstmal eine Pause, bevor ich mich auf meine Fragen konzentrieren kann.

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Ich schaue ihn an.

"Nein, wir wollen nicht abreisen..wir..warten sozusagen auch auf Dr. Warner...Wir..wollten ihn fragen wieso er uns schon verlässt"

Ich blicke den Mann an, und lächele ihn an.

"Wissen Sie es vielleicht?"

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Der alte Seebär steckt sich die Pfeife wieder in den Mund. Er dreht sich von Dir weg, geht zwei Schritte in Richtung Wasser, blickt auf die See hinaus und zieht genüsslich den Rauch ein. Dann dreht er nur den Kopf zu Dir und schaut Dich an. Er schmunzelt. "Gutes Fräulein. Was weiss ich denn schon."
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Mit Erleichterung sehe ich Mr. Anderson zu der Contessa aufschließen.

 

Ich spüre ein Seitenstechen und verlangsame meinen Lauf. Bleibe stehen, um mich auf den Knien abzustützen und nach Luft zu schnappen.

 

"Verdammt, die letzten Wochen auf dem Zimmer hatten ihren Preis! Ich brauche Bewegung. Ich brauche frische Luft.", denke ich bestürzt. "So bin ich nur eine Last. Ich hätte ihr nicht helfen können..." Dann muss ich leise über mich selbst lachen, als ich mich dabei ertappe, gerade eine Beschützerrolle zu suchen. "Verdammt, schau mal in den Spiegel, Du Narr! Du bist einfach alt ... Du bist um die ganze Welt gelaufen, aber jetzt bist Du ALT! Noch ein paar Jährchen und Sie wird dich bestenfalls mit einem Suppenlöffel füttern!" Noch immer schmunzelnd erhebe ich mich wieder und schließe zu den anderen auf.

 

"Merkwürdig ... ", denke ich noch, "... jetzt fühle ich mich besser als seit langem. Trotz der ganzen Aufregung und der spürbaren Bedrohung. Sind die Schatten so sehr ein Teil von mir geworden, dass ich sie schon zum Leben brauche?"

 

Dann nimmt die Situation vor mir mich in Besitz.

 

Ich blicke dem alten Seebär in die Augen und versuche, darin zu lesen. Ich rieche den aromatischen Tabak und meine brennenden Lungen senden Botschaften des Verlangens. "Verdammt ein Pfeifchen und ein Stuhl, eine Decke und eine Zeitung, das wünschte ich mir jetzt."

 

"Moin Moin! Ein gutes Kraut rauchen Sie da, mein Freund. Leider habe ich meine Pfeife nicht dabei. Das riecht sehr verlockend. Wollen Sie mir nicht Ihre Marke verraten?"

 

Dann blicke ich nach dem Boot des Seemanns.

Edited by Joran
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"Moin. Smöken se?" Der Kapitän schaut Dich fragend an.

 

"Ich nehm immer Prince Albert Tobako und packe ein paar Karamell-Bonbons in meinen Beutel. Das gibt einen feinen Geschmack."

 

"Ich frage mich aber, weshalb Sie Drei jetzt so gerannt sind?"

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"Oh ja, ich rauche gerne Pfeife zur Entspannung.

 

Und gelaufen sind wir, weil wir in Sorge waren, Dr. Warner zu verpassen. Wir hatten den Eindruck, er würde völlig überstürzt das Haus verlassen. Offenbar haben wir da etwas falsch verstanden. Schließlich hat er Sie ja schon mit der Überfahrt beauftragt.

 

Aber etwas anderes ... wo ist denn Ihr Boot frage ich mich?"

 

Demonstrativ wende ich mich zum Meer und versuche den Nebel auf der Suche nach einem Boot zu durchdringen.

 

Und wieder erwachen in mir Zweifel, ob alles real ist, was ich um mich herum sehe. Der Nebel um uns schafft einen abgeschlossenen Raum, eine Barriere, die uns von der Weite des Meeres trennt. Und wieder gleiten meine Gedanken ab, als mir plötzlich die Novelle 'Der Schimmelreiter' in den Sinn kommt, die mich vor Jahren tief beeindruckt hat. Das Skelett am Ufer, der Nebel ... Fast fühle ich mich in diese Geschichte versetzt. Es würde mich kaum verwundern, würde nun unvermittelt Hauke auf seinem Pferd aus den Wellen steigen ...

 

"Reiß Dich zusammen! Konzentriere Dich", dränge ich die Gedanken zurück und wende mich mit fragendem Blick wieder dem Seemann zu.

Edited by Joran
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Der Kapitän bläst einen Rauchring heraus. "Mein Kutter liegt weiter hinten im Hafen."

 

"Wenn man den überhaupt noch so nennen kann."

 

"Alles verfällt hier. Alles geht hier vor die Hunde. Das war einst eine so schöne Insel. Und jetzt? Schauen Sie sich um." Er deutet auf den Strand, die Hügel, den Wald, das Meer.

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"Leider kennen wir Herm ja nur so, wie es heute ist.

 

Was hat es hier früher denn gegeben? Ich dachte, Herm sei im Mittelalter eine Einsiedelei von Mönchen gewesen und nach deren Abzug mehr oder weniger nur noch ein Jagdgebiet für hohe Herren gewesen ...

 

Leben Sie denn auf Herm oder kommen Sie von Guernsey?"

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Der Seebär schlendert am Strand entlang in Richtung Hafen. Er scheint gerade in Gedanken zu sein - so als hätte er Euch vergessen.

 

Dann... "Früher... gab es hier eine blühende Fischerei."

 

Er hebt einen flachen Kiesel aus dem Sand auf. "Und 'nein', mein Herr." Er wiegt den Stein prüfend in seiner Hand. "Ich komme weder aus Herm, noch aus Guernsey." Und lässt diesen schliesslich über das Wasser springen, bis der Stein im Nebel verschwindet. "Was davor mal war? Wer weiss. Ob Mönche oder Adelige?"

 

Er lacht, oder ist das ein nur ein Schnauben? Ein verächtliches vielleicht? "Aber für ein Jagdrevier ist Herm einfach zu klein."

 

"Um die Wahrheit zu sagen; ich weiss es nicht und es ist mir auch gleich." Er deutet auf ein Schiffswrack, welches verrottend am Strand liegt und geht weiter, während seine Stimme leicht vom Nebel verschluckt zu werden scheint.

 

http://www.leefrost.co.uk/images/INFRARED2/001.jpg

 

"Etwas ruiniert diese Insel." Er schaut nach Osten. "Im Grossen Krieg konnten wir für alles den Deutschen die Schuld geben..."

 

"Diese Insel ist krank." Er schaut erneut aufs Meer hinaus. "Sie werden es mir nicht glauben und mich für verrückt erklären... aber irgendetwas plagt dies Eiland seit langen Jahren. Und man sieht es überall." Erneut tritt er einen Stein ins Meer. "Etwas zehrt die Insel aus. Ich spüre so etwas."

 

"Und ich weiss nicht, ob ich wirklich wissen möchte, was das ist."

Edited by Der Läuterer
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