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[Nightmare Revelations] Ein mörderisch heisser Sommer


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“Bravo, Doktor. Sie halten Ihre Emotionen im Zaum und verbergen Ihre wahren Gefühle. Das gefällt mir.“

 

Hans hebt eine Augenbraue. “Dennoch sollten Sie in Betracht ziehen, von Zeit zu Zeit mal einen Coiffeur zu konsultieren.“

 

“Vielleicht unterhalten wir uns ja dereinst einmal über die dzimba-dza-mabwe der Bantu in der Kolonie Rhodesien.

Oder über die Nubier und das Reich von Kusch mit ihren Pyramiden und Tempeln von Meroe.

Über die Monolith-Kirchen von Lalibela des Reiches Lasta in Äthiopien.

Die grossen Stelen in den Nekropolen von Aksum, Dungur und Matara des

aksumitischen Reiches.

Oder über die kolossalen Bauten des Mwenemutapa Reichs der Karanga in Mosambik.“

 

“Sie haben dort sicher einiges erlebt.“

 

*karanga grosse Häuser aus Stein

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Ich schaue Clive ernst an.

"Nein, keine Spur. Nichts. Vielleicht sollten wir wirklich im betracht ziehen, dass er...ich meine dass jemand ihn damals umgebracht, und verschwinden lassen hat.."

Ich streichele mir die Haare, nervös.

"Ich weiss nicht wo er sonst sein kann, und wie er die Insel verlassen konnte"

Ich schlucke.

"Ich weiss nichtmal, wo ich hier anfangen zu suchen konnte."

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Als Matilde den Tisch verlässt, um sich frisch zu machen, wendet sich Hans leicht verschwörerisch an Clive. Er beugt sich leicht vor und spricht leiser als zuvor. “Doktor Savage. Das Thema Anderson ist für mich ein rotes Tuch. Es hält meine Frau nun bereits seit über einem Jahr in Atem. Es stellt eine ernste Belastung für uns dar.“

 

“Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich den Mann nicht sonderlich mochte. Ich halte ihn noch immer für einen Psychopathen, den ich nur Matilde zu Liebe in meiner Nähe geduldet habe. Er hat meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen und meine Achtsamkeit gegenüber meiner Umwelt beeinträchtigt. Ich hatte in seiner Gegenwart immer das Gefühl, ich müsse ihn beobachten, damit er mir nicht in einem unbemerkten Moment in den Rücken fällt.“

 

“Ich kann nicht behaupten, dass ich unglücklich darüber bin, dass er verschwunden ist. Auf welche Weise auch immer das geschehen sein mag. Aber ob tot oder lebendig, der gute Paul wird uns wohl nie verlassen. Der Mann ist mein Fluch.“

Edited by Der Läuterer
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"So ein Prahlhans!", denke ich. Ein wenig Schadenfreude bemächtigt sich meiner: "So, das Thema Paul ist für Dich ein rotes Tuch ... na dann wirst Du wohl noch eine Menge Freude haben! Matilde wird nicht so schnell von diesem Thema lassen."

 

"Nun, da haben Sie wohl Recht. Von Paul ging eine unterschwellige Bedrohung aus. Er war unberechenbar in seinem Denken und Handeln. Aber in den entscheidenden Situationen war er zur Stelle und hat uns beigestanden.

 

Paul hätte selbst dringend Hilfe benötigt. ... Ich hätte ihm gerne geholfen.

 

Ich würde es vorziehen, er wäre noch lebendig. Schon Matilde zu liebe. Sie hängt so sehr an Paul. ... Kein Wunder, Matilde hat so viel schreckliche Dinge in Norwegen erlebt und er war damals bei ihr ... war ihre einzige Stütze."

 

Hartmut ist ausgebufft, daran besteht kein Zweifel. Er wird sich nichts anmerken lassen. Dennoch beobachte ich genau, wie er meine Antwort aufnimmt.

Edited by Joran
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Hans schaut Clive lange an, dann funkeln seine Augen und er neigt seinen Kopf fast unmerklich zu Seite. “Herr Savage. Doktor. Paul war... ist insofern immer eine Stütze gewesen, dass er stets beim Löschen geholfen hat, nachdem er das Haus zuvor erst selbst in Brand gesteckt hatte. Diese Typen haben etwas von einem Frettchen. Man erwischt sie nie mit der Streichholzschachtel in der Hand.“

 

“Und ich wette mit Ihnen, dass viele Vorkommnisse seinem Zutun zuzuschreiben sind. Ob nun willentlich oder bedingt durch wahnhaftes Verhalten. Der Mann war eine Gefahr. Für Matilde. Für Unbeteiligte. Und auch für sich selbst.“

 

“Anderson war von Matilde besessen... Ich würde zu gerne wissen, was sich so alles zwischen den beiden zugetragen hat.“

Edited by Der Läuterer
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London
Freitag, 13.07.1928, ca. 19:55 Uhr - vor dem Büro von KILMISTER & STRATTON PRIVATE INVESTIGATOR.

Ich nehme den kleinen Zettel entgegen und schaue Mr. Blackwood verwirrt nach.

"Auf Wiedersehen, Mr. Blackwood." sage ich noch knapp bevor ich ratlos auf den kleinen Zeitungsauschnitt schaue und die Nummer studiere, die Blackwood dort aufgeschrieben hat.

 

War das nun ein Test? Und was für eine Telefonnummer soll das sein? Ist das die Nummer von Kilmister & Stratton? Wieso sollte er mir aber diese Telefonnummer geben, wenn er doch auch nur ein angestellter Fotograf ist. Das ist doch sehr sonderbar.

 

Ich versuche mir sein Gesicht und seine Kleidung genau einzuprägen.

Es kann nicht schaden sich daran zu erinnern, mit wem man es hier zu tun hat. Vielleicht begegnet man sich nocheinmal - oder muss eine Personenbeschreibung abgeben.

 

Wie lange hat er hier wohl schon vergeblich gewartet? Und warum hat er sich nicht noch ein paar Minuten mehr Zeit genommen, wenn er doch annehmen kann, dass ich einen Termin um 20 Uhr habe. Ein komischer Kauz, aber vielleicht schlägt auch ihm einfach nur die Hitze auf den Geist.

 

Ich lege den Abriss mit der Telefonnummer in mein Notizbuch und schreibe noch "Blackwood, Fotograf - Stratton und Kilmer" auf den Abriss, wenn es der Platz zu lässt. Zusätzlich wird noch eine weitere Seite in meinem Notizbuch mit der Telefonnummer, "Blackwood, Fotograf - Stratton und Kilmer" und einer knappen Beschreibung von Blackwood befüllt.

 

Danach schaue ich auf meine eigene Taschenuhr. Nur noch wenige Minuten bis zu meinem Termin.

Ich klopfe an die Tür zur Detektei und warte ab, ob ich herein gebeten werde. Sollte sich auch noch einigen Augenblicken niemand regen, drücke ich die Türklinke hinunter und versuche die Tür zu öffnen.

Vielleicht ist das unhöflich, aber es ist auch unhöflich zu spät zu sein, nur weil man sich nicht getraut hat hinter die Tür zu schauen.

Edited by Puklat
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"Ja, Paul war von Matilde besessen. Das stimmt. Aber er wusste auch, dass er sie nie würde besitzen können. Er selbst hat es mir gesagt.

 

Und er war sich auch bewusst, nicht immer gut für Matilde zu sein. Auch das hat er mir gesagt.

 

Natürlich weiß ich, dass Menschen in dieser Verfassung zu unvorstellbaren Dingen in der Lage sein können. Aber ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass Paul Matilde schaden würde. Auf Herm hatte er vor allem Angst um Matilde und wollte sie schützen.

 

Ich glaube, Sie tun Paul Unrecht, wenn Sie ihm die Schuld für alles geben. Er war im Böcklin Haus ebenso ein Opfer wie wir. Er hatte nichts mit den dortigen Ereignissen zu tun. Was immer ihm dort zugestoßen ist ... oder ihn überfordert und vertrieben hat ... es war NICHT seine Schuld. Bei allen Fehlern, die Paul in der Vergangenheit begangen haben mag, hat er auch ein sehr fürsorgliches, sensibles Wesen. Und ich glaube, er leidet unter sich, seinen Fehlern und Schwächen, den Dämonen die in ihm wüten, am meisten! Als ich Paul kennenlernte, wünschte er sich ganz offensichtlich, ein anderer zu sein. Er war zuerst so voller Hoffnung, gesund zu werden.

 

Es zerbricht mir das Herz, wenn ich an die Hoffnungen des ersten gemeinsamen Morgens denke und an das nachfolgende Desaster, das all diese Hoffnungen zunichte machte!

 

Paul war ein armer Kerl.

 

Und Matilde würde Sie nicht hintergehen. Ihre offensichtlichen Bedenken, was sie betrifft, sind völlig unbegründet..."

 

".. und unverschämt, wenn man bedenkt, wer hier wen alleine gelassen hat!", denke ich. "Wie kann er nur so über Matilde ... über seine Frau ... zu mir sprechen? Er kennt mich erst wenige Minuten? Das ist kompromitierend! Hartmuts schlechte Meinung über Paul beruhte vermutlich auf Gegenseitigkeit. Und ich beginne Paul langsam zu verstehen."

 

Wieder zweifele ich, ob Hartmut tatsächlich meint, was er so daher sagt, oder ob er mich gezielt provozieren will. Aber selbst im letztgenannten Fall erschiene es mir äußerst unfair und niveaulos, für diese Zwecke Matilde zu instrumentalisieren.

 

"Nein, ich glaube kaum, dass dies eine innige Freundschaft wird", denke ich mit zunehmender Abneigung. Und doch bin ich um Matildes willen bemüht, es mir nicht anmerken zu lassen.

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“Sie erwecken den Eindruck, ein Philanthrop zu sein. Sie entschuldigen Pauls Verhalten viel zu oft. Er hat Matilde nachgestellt und er hat sie in seinem Wahn mehrmals bedroht. Sagen wir es so: genau so wie ich meiner Frau vertraue, so sehr misstraue ich Herrn Anderson.“
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"Es gibt schlechtere Überzeugungen als Philanthropie, denke ich.

 

Allerdings bedeutet eine solche Einstellung beileibe nicht, dass man jedwedes Fehlverhalten tolerieren und entschuldigen würde."

 

"Nein, das nun wirklich nicht!" http://static1.squarespace.com/static/521c16aae4b0b3c0304e158e/523a01d3e4b02700287e106b/523a0233e4b0314020ccef2f/1379617280942/deathofleopold.jpg

 

"Man sollte nur nicht die Gewichtung aus dem Auge verlieren. Wenn jede menschliche Schwäche gleich mit dem Tode geahndet werden sollte, wäre die Erde längst entvölkert. So viele wurden schon gerichtet, ohne es verdient zu haben, dass man nicht leichtfertig über den Tod der Menschen, ob sie ihn verdient haben oder nicht, ob er gelegen kommt oder nicht, reden sollte.

 

Menschen haben in den letzten Jahrzehnten solche Schrecknisse über diese Welt verbreitet ... was soll Paul da schon getan haben, dass mich entrüsten könnte?

 

Ich brauche nichts an Pauls Verhalten entschuldigen. Solange ich Paul gekannt habe, hat er nichts getan, was einer Entschuldigung bedürfte. Matilde schien gut mit der Fixierung Pauls umgehen zu können. Ihr Misstrauen gegenüber Herrn Anderson kann ich bis zu einem gewissen Grad verstehen. Ich würde an Ihrer Stelle wohl ähnlich empfinden. Ich würde Matilde vermutlich nicht über Monate hinweg mit Paul alleine auf eine Insel wie Herm gehen lassen." Ich lasse eine unmerkliche Pause, zu kurz um unhöflich zu sein, aber lang genug, um die verborgene Kritik wirken zu lassen. Dann spreche ich ganz unverfänglich weiter: "Aber rational betrachtet steht die Tugendhaftigkeit Ihrer Frau außer Frage und Paul konnte gerade Matildes Wünschen wohl kaum etwas entgegensetzen.

 

Paul war Ihnen lästig, das verstehe ich. Aber das ist kaum ein Grund, sich über sein bedrückendes Schicksal zu freuen.

 

Ich sehe Pauls Schwächen - soweit mir bekannt - einfach als das, was sie tatsächlich waren: Symptome seines pathologischen Zustandes und verzeihliche Sünden. Er wird nicht der einzige Mann gewesen sein, der ein Auge auf Ihre Frau geworfen hat. Und von ernsthaften Bedrohungen ist mir nichts bekannt. So, wie ich Paul kennengelernt habe, dürfte es sich wenn überhaupt eher um Verzweiflungsakte gehandelt habe, die er nie in die Realität hätte umsetzen können. Ich glaube, Paul hätte eher sich selbst etwas angetan, als Hand an Matilde zu legen.

 

Aber ich räume ein, dass ich Paul viel zu wenig kannte, um hierüber eine verlässliche Aussage treffen zu können. Es steckte viel mehr hinter der äußeren Fassade, die Paul sorgsam aufrecht erhielt, als ich nur erahnen konnte. Vor allem Angst, denke ich. Wenn mir jedoch etwas aufrichtig aus dem Innersten Pauls zu kommen schien, dann war das seine Sorge um Matilde."

Edited by Joran
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Ich habe die letze Worte unauffällig mitverfolgt, als ich hinter Clive wieder erschienen bin.

"Ich muss kurz meinen Mann entschuldigen, aber es gibt etwas, was du Clive, nicht erlebt hast. Etwas dass Paul betrifft. Er hatte mich zwei Mal fast erschossen. Und hat auch Hugh angegriffen, und das wirklich..wie soll ich sagen? Grundlos."

 

Ich setze mich wieder hin.

 

"Deswegen kann er ihn so wenig leiden."

 

Ich wirke kühler als vorher. Die Erfrischung hat meinen Kopf frei gemacht.

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Hans steht auf als Matilde zurück kommt und schieb ihr den Stuhl heran. Dann nimmt er sie in den Arm und gibt ihr einen Kuss.

 

“Sie irren sich übrigens, Doktor, wenn Sie glauben, ich würde Herrn Anderson den Tod wünschen. Dem ist nicht so. Ich wünsche ihm alles gute. Ich will ihn nur nicht in meiner Nähe wissen. Und noch weniger möchte ich, dass der Mann um meine Frau herum schleicht. Egal welche Absichten er auch immer hegen mag.“

 

“Wie lange kannten Sie Herrn Anderson, bevor er verschwand? Einen Tag? Oder zwei?“

 

“Sie sprechen über den Mann, als sei er ein langjähriger, enger Vertrauter, dessen Handlungen sie zu rechtfertigen versuchen.“

 

“Und dann noch eins. Sie sind, so glaube ich zumindest, Humanmediziner und kein Psychologe. Korrigieren Sie mich bitte, wenn ich mich irre, aber waren Sie der behandelnde Arzt von Herrn Anderson? Ich dache, Sie seien ebenfalls ein Patient gewesen.“

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"Volle Breitseite. Das saß!", denke ich.

 

"Sie haben in allem Recht, was Sie sagen:

 

Ich bin Humanmediziner. Meine Kenntnisse in der Psychologie sind eher gering, meine Erfahrungen auf diesem Feld beschränken sich auf die Betreuung von verwundeten und traumatisierten Soldaten ... Dort habe ich mein bestes getan, um nicht nur die physischen Wunden zu behandeln.

 

Ich war auch nicht Pauls behandelnder Arzt. Die Gründe, warum ich auf Herm war, lasse ich einmal dahinstehen.

 

Es ist möglich, dass ich mich in Paul geirrt habe. Ich kann da nur auf meine Lebenserfahrung und meine Menschenkenntnis setzen, das räume ich ein. Trotzdem glaube ich, dass ich hiermit nicht so falsch liege, wie Sie denken, Mr. Stratton.

 

Ich vermute, Sie bilden sich Ihre Meinung ebenfalls nicht als erfahrener Psychologe?

 

Wie viel Zeit benötigt man, um einen Menschen zu kennen? Ich kann Ihnen beim besten Willen nicht sagen, wie lange ich Paul erlebt habe. Auf Herm sind seltsame Dinge geschehen. Die Gesetze von Raum und Zeit waren außer Kraft gesetzt. Nach dem Chronometer war es wohl nur ein Tag. Gemessen an dem, was in dieser Zeit geschehen ist, war es wesentlich länger. Ich habe den Zeitraum jedenfalls als wesentlich länger empfunden. Und manchmal lernt man Menschen in Extremsituationen binnen weniger Minuten besser kennen als anderen Menschen im normalen Leben im Verlaufe vieler Jahre.

 

Ich kann nur sagen: In den entscheidenden Momenten war Paul zur Stelle und hat meines Erachtens das richtige getan. Ich bin ihm jedenfalls sehr dankbar. Das mag mein Urteil über Paul beeinflussen. Und es spricht für mich auch einiges dafür, dass Matilde und ich unsere Leben Paul zu verdanken haben könnten. Wir waren beide bewusstlos, als ... nun, das ist ein anderes Thema.

 

Aber ich wundere mich Matilde, warum Du diese Nähe von Paul zugelassen hast, wenn Du in ihm eine Bedrohung für Dein Leben gesehen hast?

 

Nun, das geht mich nicht wirklich etwas an und ich will mich tatsächlich auch nicht in Ihre Angelegenheiten mischen. Ich entschuldige mich, falls ich Ihnen zu nahe getreten bin."

 

"Es geht mich wirklich nichts an. Und ich will mich auch nicht darüber streiten. Soll Hartmut doch seine Meinung über Paul haben. Ich gestehe mir meine eigene zu. Unsere Perspektiven sind naturgemäß unterschiedlich. Paul war sicherlich ein schwacher und auch kranker Mensch. Und doch war er mir vom ersten Moment an sympathischer als Hartmut. Er stand zu seinen Schwächen, er wollte geheilt werden. Hartmut prahlt demgegenüber in einem fort mit seinen Stärken. Zwei Menschen ... zwei grundsätzlich unterschiedliche Charaktere ... und ich vermute auch zwei sehr unterschiedliche Lebenswege, die zu dem jeweiligen Ergebnis geführt haben. Ein selbstsicherer Mann mit offensichtlich langjährigem Zugang zu Bildungsmöglichkeiten und finanziell gesicherter Stellung kommt selten aus Verhältnissen, wie sie zutiefst verunsicherte Patienten wie Paul in ihrer Historie gewöhnlich aufzuweisen haben.

 

Jedenfalls ist von Hartmut keine Hilfe zu erwarten, was die Suche nach Paul angeht. Er würde Matilde wohl selbst dann nichts sagen, wenn er etwas wüsste. Damit ist doch bereits eine Position geklärt.

 

Nun, sei es wie es ist. Ich will mir diesen Tag nicht vergällen lassen."

 

Doch ich höre bereits die Geräusche der steigenden Tide.

 

"Nein, ich werde kein zweiter Paul sein. Ich werden nicht gegen den Wunsch von Hartmut Matildes Nähe suchen. Dieser Besuch hat immerhin Positionen geklärt. Und das ist gut so. Ich werde hier nicht die Hilfe finden, die ich suche.

 

Nun gilt es nur, Scherben zusammenzukehren."

 

"Ich respektiere Ihre Haltung zu Paul. Ich habe andere Erfahrungen mit ihm gemacht und eine andere Meinung über ihn. Vielleicht können wir es dabei belassen?"

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Ich nicke zu Clive.

"Ich möchte auch kein umstimmen hier, und ich sah in Paul nicht unbedingt eine Lebenbedrohung. Ich wollte nur mal erläuchern, wieso Hugh so über ihn denkt. Ich habe auch wiklich gehofft, Paul würde auf Herm wieder gesund werden. Ich habe gehofft, er und meinen Mann würden Freunde werden."

 

Ich seufze.

 

"Clive, wie geht es dir? Ich hoffe, die Monate, und die Briefe haben ein wenig geholfen, unsere...Erfahrung zu verarbeiten" Ich nehme seine Hand, und drücke sie sanft.

"aber sowas wie Normalität ist für mich sogut wie unmöglich jetzt. Damit musst ich leben"

 

Manchmal musst man eben überleben. Weitermachen. Aber das weisst Clive besser als ich.

Ich wünsche, die zwei hätten sich besser verstanden, aber sie sind beide auf Verteidigung angestellt.

 

Und Männer sind eben Männer.

 

Ich lächele etwas traurig.

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"Danke, eigentlich geht es mir im Moment gut.

 

Ich habe gestern einen Gang hinter mich gebracht, den ich lange vor mir hergeschoben habe. Und meine Sorgen haben sich als unbegründet erwiesen. Ich konnte mit einem schmerzhaften Kapitel meiner Vergangenheit ... nun vielleicht nicht abschließen, aber doch eine Art Frieden schließen.

 

Ich denke, die Träume werden mich nicht verlassen. Aber Herm hat manchen meiner Erinnerungen eine andere Qualität gegeben, mir eine andere Sichtweise gewährt. Ich stelle fest, dass auf der Insel nicht nur schreckliche Dinge geschehen sind. Der Riss in der Zeit, der sich damals auftat, hat für mich auch Chancen eröffnet, die ich nie für möglich gehalten habe. Und dafür bin ich - trotz all der Schrecken - auch dankbar.

 

Gestern habe ich einen Ort besucht, den ich bislang nie persönlich gesehen hatte ... nur in einem 'Traum' auf Herm. Und alles war so, wie ich es auf der Insel erlebt habe. Das hatte für mich eine große Bedeutung. Denn es hat mir bewiesen, dass diese 'Reisen' während meiner Bewusstlosigkeit mehr waren als normale 'Träume'. Das war sehr tröstlich für mich."

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Ich schaue ihn neugierig an.

"Wo warst du denn?" sage ernst.

"Ich weiss, das was du sagst die Wahrheit ist, so war es auch für mich...auch wenn die Erinnerungen, die ich erweckt habe, nicht.." Ich bleibe still.

"Erzähl es uns" sage dann

"Bitte"

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