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[In Via Flaminia] Szene III v. XVI -Lavish celebrationem-


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Servius Aternius Bibulus

- Atrium der Villa Pisciculi, bei Pisciculus und Ares -

 

Der Idiot Ares war wieder damit beschäftigt sich nicht bis auf die Knochen zu blamieren. Aussichtslos, Tölpel.

 

Doch der alte Mann im Rollstuhl war froh, dass Ares loyal war und ihn weiterhin - trotz seines unbeweglichen Körpers - überall hinbrachte, wo er hinwollte. Ares war mehr als je zuvor zu Bibulus' Körper geworden. Er ersetzte ihm Arme, Beine und - das war der einzige Nachteil an der Sache - Zunge.

 

Bibulus hörte sich Ares' Gestammel eine zeitlang an, spürte die Aufkommende Übelkeit ob der Inkompetenz, dann gelang es ihm mit immenser Kraftanstrengung das überaus leichte bacculum (Stöckchen) in die Waagerechte zu hiefen. Mehrmals rammte er die Spitze vor Ares Knie und funkelte ihn böse - und zum eigenen, allerdings unbemerkten Leidwesen unwürdig sabbernd - an. Auch ein aufforderndes Nicken wollte noch gelingen, so dass der Grieche hoffentlich begriff, was Bibulus ihm sagen wollte.

Er hatte es ihm Zuhause - nicht in dem Haus aus Stein, nein, in dem Palast unter den Wellen, dem Palast der Träume, in dem Bibulus einen jungen Körper hatte, in dem er Imperator war, in der er alles tun konnte, was er so lange schon nicht mehr machen konnte - ausgiebig erklärt.

Hatte ihm erklärt, dass es an der Zeit sei Pisciculus daran zu erinnern einen Nachkommen zu zeugen. Einen Nachkommen mit einer Frau aus der richtigen Blutslinie. Er hatte damals in den Packt eingewilligt, das hatten SIE Bibulus offenbart, als er das erste Mal durch die Dunkelheit an den Fluss gekommen war, bei seinem Tod - zumindste sah es wohl eine zeitlang so aus. Er hatte die richtigen Zauber gekannt, die richtige Antwort auf die Fragen, um würdig zu sein.

Das Studium der verschiedenen arkanen und okkulten Schriften hatte sich ausgezahlt. Natürlich wollte Bibulus damals nur ein Mittel gegen seine Impotenz finden, doch im Verlauf dieser Suche hatte er - wie sich jetzt zeigte - das Wissen erworben, um nun ein Imperium zu beherrschen. Er war schon immer ein Lebemann gewesen, aber er war nie dumm. Es war etwas hängengeblieben, das über Nashornhorn und Stierhoden hinausging.

Gut sein Imperium existierte nur unter den Wellen, und nur in den Träumen der Menschen ... Bibulus schloss zufrieden die Augen als Ares begann in Pisciculus' Ohr zu flüstern. Das Gesicht des Mannes verzerrte sich vor Wut und Angst zugleich, jetzt wo ihm mitgeteilt wurde, wer hier vor ihm stand und dass sie den Preis nun endgültig einforderten.

 

Bald verlassen wir das Meer ... und die Träume ... bald verschwimmt diese Linie ... bald kommt unsere Saat auch in Rom an. Rom braucht Ostia. Alles was die Stadt zum Leben braucht, kommt von hier ... übers Meer ... oder aus dem Meer.

 

Schwimm Fischlein, schwimm.

Edited by 123
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Furias Blick ruht auf Murena, der sich gerade die Zeit nimmt, Attilia das erste mal wirklich zu mustern.

Männer.

Eine Mischung aus Zorn und Hass kocht in ihr hoch.

Widerliches Pack.

 

Vor ihrem inneren Auge sieht sie Murena, der sich seine Tunika abstreift, einige Schuppen bleiben in dem Stoff hängen. Das Gewand gleitet zu Boden und gibt Narben, Muskeln und Fischhaut frei. Furia stellt sich seine Hände vor, stark, sie streicheln über einen Frauenrücken, zärtlich und doch kraftvoll, greifen in rotes Haar.....

Ihr Mund füllt sich mit Speichel, kurz und brennend beendet die plötzlich aufkeimende Eifersucht die Vorstellung.

 

"Später Flammenhaar, später vielleicht."

Flammenhaar. Wo ist meine Feder, damit ich mich übergeben kann?

 

Murena stürzt den Inhalt seines Weinbechers herunter, gierig und ungepflegt und gaffte dann Attilia an.

Schön, dass er wenigstens seinen Speichel bei sich behält.

 

 

Als er sich wieder Furia zuwendet, hat sie sich gesammelt und schenkt ihm ihr nichts-sagendes Lächeln, vielleicht eine Spur zu süß.

 

"Matrona, euer Mann und ich haben in Britannia gedient, euer Mann ist ein Held für die Truppen, ein Zeichen des Sieges, des Triumpfes. Er versinnbildlich den Kampf Roms gegen die Barbaren. Wir strecken unseren Arm nach ihrem Land aus und sie hacken ihn ab, aber trotzdem stehen wir tapfer in Kälte, Regen und Wind, grimmig und entschlossen es ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen."

Murena schaut in Richtung ihres Mannes, Furia ist sich nicht ganz sicher, was in diesem Blick liebt, Zorn vielleicht, Resignation, Verbitterung? Aber sicherlich keine Verehrung, vermutlich nicht mal Respekt.

"Jedenfalls die meisten von uns! Und trotzdem ist er das Sinnbild Roms, was auch immer ihm wiederfahren ist, in der Heimat wird ihm...wird es uns an nichts mangeln. Das ist der wahre Triumph des römischen Weltreichs."

 

Seine letzten Worte hört Furia schon nicht mehr richtig, in ihrem Kopf pocht es eigenartig.

Das kann ja wohl nicht wahr sein. Was denkt sich dieser Mann??

Furia mustert den Mann scharf, ihr Blick wird missbilligend und hart. Dieser Spott ist grausamer als alles, was man über ihre Haare, ihre Herkunft oder ihr barbarisches Aussehen hätte sagen können. Sie hätte ihm am Liebsten ins Gesicht geschlagen, spürt die Muskeln ihrer Hände krampfen. Doch sie lächelt nur breiter.

 

"So etwas höre ich doch gerne über meinen Mann."

Monster.

"Und ihr? Ihr seid kein Held, weil ihr..." Sie leckt sich über die Lippen. "vollständig aus Britannien zurück gekehrt seid?" Furia ist sich nicht sicher, ob diese Schärfe von Nöten gewesen wäre, aber sie war heute schon genug provoziert worden. Sie würde sich jetzt nicht noch von einem dahergelaufenen Soldaten vorführen lassen, der offensichtlich seine geistige Gesundheit auf dieser verfluchten Insel gelassen hatte.

 

Der Kamm juckt jetzt unangenehm, Furia reibt mit einem ihrer langen Finger über die Stelle an der Kopfhaut, auf der der Kamm aufliegt, versucht dabei, nicht ihre Frisur durcheinander zu bringen.

Edited by Alveradis
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Aulus Terentius Murena

- Atrium der Villa Pisciculus bei Furia und Attilia-

 

Murena weitet etwas überrascht die Augen. War das so offensichtlich, ich sollte einfach garnichts mehr sagen. Murena beißt die Zähne zusammen, die Muskeln an seinem Kiefergelenk treten hervor während er nach einer Entschuldigung sucht. "Es tut mir leid wenn ich euch oder euren Mann beleidigt haben sollte. Es war einfach die Überraschung ihn hier zu sehen, gesegnet mit Reichtum und einer schönen Frau...Ehefrau...und...ausgezeichnetem...Personal. Ich dachte, so wie die Kameraden von ihm gesprochen haben, er wäre noch Soldat. Das hier bin ich einfach nicht gewohnt, bei der Legion geht es anders zu. Es ist einfach alles ein bisschen viel."

 

Hoffentlich reicht das ihr aufbrausendes Gemüt zu beschwichtigen. Furia...der Name passt.

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Furia kneift die Augen zusammen. Murena wirkt aufrichtig überrascht, erinnert an einen getretenen Hund. Er stammelt eine Entschuldigung.

Weiss er wirklich nicht Bescheid?

Oder er ist einfach ein besserer Schauspieler als Pisciculus. Oder als ich.

 

Sie atmet möglichst langsam und unauffällig durch den Mund ein, langsam wieder aus, spürt, wie ihr Puls sich beruhigt.

Lächelt Murena wieder an, diesmal etwas ehrlicher, beschließt das Thema zu wechseln, zumindest an der Oberfläche.

"Erzählt mir von Britannien, Murena." Ihr Interesse ist ehrlich. "Mein Mann redet nicht darüber. Weder über das Land, noch über seine Zeit dort."

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Attilia, die Sklavin

- Atrium der Villa Pisciculus bei Furia und Murena-

 

Während die zwei sich unterhalten, laufe ich wieder schnell zum Tisch, fülle wieder den Becher mit dem besten Wein, und hole auch noch etwas frisches zu trinken für meine Herrin.

Süsser Met. Sie liebt ihn.

Ich gehe wieder zurück, lächele sie an, biete erst ihr das Getränk, dann stelle mich wieder neben Murena, verbeuge mich, und biete ihm wieder den Wein. mein Blick landet wieder am Boden.

 

sie redet über meine Heimatland. Ich schliesse die Augen, und höre gerührt zu. Dabei kommt mir ein kleines trauriges Lächeln auf den Mund.

Edited by Nyre
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Aulus Terentius Murena

- Atrium der Villa Pisciculus bei Furia und Attilia-

 

Der Körper des Legionärs versteift sich als Furia ihn nach Britannia fragt und etwas in seinem Blick erlischt. Furia kann sehe wie sich etwas zurückzieht, tief in den Mann selbst und eine kälte in die Augen tritt. "Euer Mann tut gut daran nicht über Britannia zu sprechen Matrona, es ist ein grausames und einsames Land für einen Römer, bevölkert von wilden Bestien und nachtgewordenen Alpträumen, keine Ehre liegt darin einen Wall aus Stein zu halten den wir zum Schutz errichten mussten da man diesem Volk nicht herr wird. Wie ihr es..." er deutet auf Attilia "...mit der kleinen geschafft habt ist mir ein Rätsel!"

 

Murena greift nach dem nächsten Becher Wein.

 

"Und da ist noch etwas...das..." er stockt "...ich wurde von den Wilden gefangen genommen und ich dachte, sie wären Monster...und Monster oh ja die gibt es dort Matrona, schlimmer als jeder weinschwangere Alptraum den ihr...entschuldigt, das steht mir nicht zu! Sie sind auch nur Menschen wie wir, aber das Land hat sie hart gemacht!"

 

Murena nimmt noch einen Schluck Wein.

 

"Ich werde euch eine Geschichte erzählen, eine Geschichte wie man sie dort den Kindern zur Nacht erzählt damit sie gut schlafen!" Murena fährt sich mit der Zunge über die vom dem Salzwasse der langen Überfahrt spröden Lippen.

 

"Kennt ihr den Lord der kleinen Dinge Matrona!?"

Edited by -TIE-
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Aulus Terentius Murena

- Atrium der Villa Pisciculus bei Furia und Attilia-

 

Murena fährt mit versteinerter Mine fort.

 

"Der Lord der kleinen Dinge Matrona ist die Geißel dieser Welt. An all eurem Besitz, jeder Kette, jeder Puppe die ihr als Kind hattet, jedem Ring und jeder Perle die euch euer Ehemann geschenkt hat haftet ein Teil eurer Seele. Die Kelten nennen sie Anam. Jedesmal wenn ihr etwas verliert, verlegt oder nicht wiederfindet hat der Lord der kleinen Dinge es geholt und mit dem Kleinod, das so gedankenlos verloren ging einen Teil eurer Seele erhalten. Wenn die Summe der Dinge die ihr verloren habt nur groß genug ist gehört ihr ihm!"

 

Murena lacht bitter auf.

 

"Seht euch um Matrona, das rauschende Fest, all diese reichen Leute in üppigen verzierten Gewändern und Schmuck, sie zeigen was sie haben. Wer dieser Menschen achtet noch auf seinen Besitz?" Nach nur einem Augenblick fügt Murena leise hinzu. "Niemand. Daher sind diejenigen unter uns die viel haben viel empfänglicher für den Lord als diejenigen die nichts haben, Korruption und Fäulnis vergiften uns. Wenn er in ihren Gedanken ist verdirbt er die Menschen!"

 

"Das Matrona erzählen sie ihren Kindern um sie daran zu erinnern was passiert wenn man nicht auf seine kleinen Dinge aufpasst! Dann holen einen die Fische und sie ködern mit Gold und Geschmeide auf das wir es wieder verlieren. Ich habe es gesehen!"

Edited by -TIE-
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Die Gedanken. Auf einmal. Langsam. In der. Falschen Richtung.

Attilia kommt zurück, sie hält Furia einen Becher hin. Furia lächelt schwach, das Mädchen verschwimmt kurz vor ihren Augen.

"Danke..." Ihre Stimme klingt trocken. Murena beginnt zu erzählen. Seine Augen sind starr. Sein Mund bewegt sich nicht.

 

"Der Lord der kleinen Dinge Matrona ist die Geißel dieser Welt. An all eurem Besitz, jeder Kette, jeder Puppe die ihr als Kind hattet, jedem Ring und jeder Perle die euch euer Ehemann geschenkt hat haftet ein Teil eurer Seele. Die Kelten nennen sie Anam. Jedesmal wenn ihr etwas verliert, verlegt oder nicht wiederfindet hat der Lord der kleinen Dinge es geholt und mit dem Kleinod, das so gedankenlos verloren ging einen Teil eurer Seele erhalten. Wenn die Summe der Dinge die ihr verloren habt nur groß genug ist gehört ihr ihm!"

 

Furia hört es lachen, möchte sich erschreckt umdrehen, spürt nur den geschwollenen, verkrampften Hals.

Was iSt. Los?

 

Murena lacht bitter auf.

 

"Seht eu......................................achtet noch auf seinen Besitz."

Kann er nicht lauter sprechen?

Sie versteht ihn so schlecht.

 

"Niemand. Daher sind diejenigen unter uns die viel haben viel empfänglicher für den Lord als diejenigen die nichts haben, Korruption und Fäulnis vergiften uns. Wenn er in ihren Gedanken ist verdirbt er die Menschen!"

So leise. Furia blinzelt einmal heftig, drängt die Gedanken aus ihrem Kopf, zwingt sie, weiterzufließen.

Hier stimmt was nicht.

 

"...kindern..."

" Dann holen einen die FISCHEeee..."

Furia beginnt unkontrolliert zu zittern.

 

"Die Fische, sagtest du?" Ihre Stimme klingt zu weit entfernt. So leise.

"Was für Fische?"

Edited by Alveradis
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Aulus Terentius Murena

- Atrium der Villa Pisciculus bei Furia und Attilia-

 

"Was?" Entfährt es dem Legionär als Furia langsam aber sicher die Kontrolle verliert. "Ich meine..." Er tritt etwas näher an die Matrona heran um besser verstehen zu können was sie sagt "...geht es euch nicht gut Matrona ihr...ihr zittert...Fisch, Fisch!?

 

Fisch, der Typ im Hafen, sie fragt nach Fisch, weiß sie etwas, ist das alles kein Zufall? Ist es schon soweit?

 

Murena überlegt kurz, zweifelt und ringt mit sich dann beugt er sich zu der Matron vor, blickt über ihre Schulter zu der Menge an feiernden Bürgern Ostias. Schlachtlämmer auf dem Altar des stinkenden Fischgottes!

 

"Ich spreche von den zweibeinigen Fischen, dem Volk aus dem Meer, den Verführern und Sirenen der Wellen, von denen die unten Wohnen, deren Haut geschuppt ist und denen die unter Wasser atmen können..." sein rauer Finger zieht eine Linie auf Furias Haut, hinter dem Ohr bis zum Kinn "...den Kiementrägern, den Verderbern. Ich wollte es nicht glauben, hielt es für ein Märchen eine Geschichte, wie die über den Lord der kleinen Dinge, aber sie haben mir einen Gezeigt, tot und was...was...ich da sah war kein Mensch!"

 

Murena macht einen Schritt zurück, er fürchtet wieder viel zu weit gegangen zu sein.

 

"Kein Mensch!" Wiederholt er laut, aber seine Worte gehen in der Musik unter, vielleicht kann Attilia sie noch hören da sie dicht bei ihm und der Matrona steht.

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Ares

- Atrium der Villa Pisciculus bei Furia und Attilia-

 

Der ehemalige Sklave hatte nie Interesse an Macht gehabt. Ränke waren ihm ein Graus, er war ein Lebenmann und genoss die Wärme der Sonne und des Fleisches, den Nervenkitzel des Spiels und des Kampfes. Speis und Trank schmeichelten seinen Sinnen und ein paar bequeme Sandalen waren manchmal mehr, als man sich wüschen konnte.

 

So gesehen, was seine "Karriere" eine tragische - er war wieder ein Sklave. Diesmal ein Sklave des Alten im Rollstuhl, der ihm zwar offiziell die Freiheit geschenkt hatte und ihm Zugang zu den obersten Kreisen eröffnete, doch zugleich in seiner neu gewonnene Macht über Ares' Körper verfügte und ihn zum Sprachrohr seiner verderbten Botschaften machte.

 

Gerne hätte er diese Art der Leibeigenschaft auf seine physische Hülle beschränkt gewusst, doch Bibulus war nunmehr auch in seinem Geist, regierte in seinen Träumen. Die Kommandos mit dem Stock waren so gesehen das geringste Übel ...

 

"Und jetzt geh und besorg mir etwas zu trinken, ein Weib und jemanden, der sich um deinen Herrn kümmert und ihm den Arsch wischt!", knirschte er in Pisciculus Gehörgänge. Seine Kiefermuskeln traten dabei derart hervor, dass man befürchten konnte, sie würden jeden Augenblick reißen wie eine Bogensehne.

 

"Ich hasse dich!", dachte er und blickte Bibulus in die Augen. Ein grausiges Funkeln blitzte kurz darin auf - oder bildete er sich das bloß ein? Wie tief vermochte der sabbernde Alte mittlerweile mit seinen finsteren Kräften in seinen Verstand einzudringen?

 

Ares war es, als würde seine Welt seit Monaten mit jeder Minute kleiner werden und irgendwer musste dafür bezahlen! Irgendwer muss immer bezahlen.

 

Er wusste nur noch nicht, wer es heute sein sollte ...

Edited by MazeBall
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Furia

- Atrium der Villa Pisciculus mit ?-

 

 

Furia spürt wie Säure ihre Speiseröhre hochsteigt.

Fische.

Murena verschwimmt vor ihren Augen.

"...den zweibeinigen Fischen..." Furia presst sich die Hand auf den Mund, die Lippen ganz fest zusammen.

Fische.

Ein Schaumfaden rinnt aus ihrem Mundwinkel durch die perfekt manikürten Finger. Sie taumelt, greift um sich, sucht halt, findet einen Arm. Einen Menschenarm, stark und sehnig, Narben.

"was...was...ich da sah war kein Mensch!"

Furia kneift die Augen zusammen. Alles ist so grell und dumpf. Sie klammert sich an dem Arm fest. Zwischen Furia und das Fest hat sich Schleier gespannt, Nebel nicht unähnlich, der Menschen und Geräusche gleichermaßen verschluckt. Vor ihr steht nur der Mann dessen Arm sie umklammert hält. Sein Gesicht ist in strahlenden Glanz gehüllt, eine übermenschliche Erscheinung. Als sie ihn betrachtet, erschaudert sie.

Ein Gott?

Sie kann seine Augen nicht sehen. Wie in Zeitlupe sieht sie, wie sein anderer Arm nach ihrer Schulter greift. Sie spürt einen leichten Druck an ihrem Arm, geht einige Schritte zurück. Eine beruhigende Wärme strömt von seinen Händen aus, breitet sich in ihrem Körper aus.

"Wer...bist ... du?" stammelt sie, die Zunge zu schwer, um die Wörter richtig zu trennen.

Die Lippen des Mannes bewegen sich, aber sie kann nichts hören. Er ist größer als sie, sie schaut zu ihm auf, sein Gesicht strahlt, doch nicht so blendend wie die Sonne, eher wie ein... Stern? Der Mann ist zur See gefahren, das spürt Furia jetzt. Und er hat einen Verlust erlitten. Ein Teil seines Inneren liegt vor Furia ausgebreitet, sie betrachtet es fasziniert. Dann trifft sie die Erkenntnis.

 

"Ich...weiß wer du...bist." Sie versucht, ihren Blick scharf zu stellen, es misslingt. "ICH WEISS WER DU BIST."

Hysterie und Dankbarkeit liefern sich einen kurzen Kampf in ihrem Kopf, dann überwiegt die Dankbarkeit.

"Du bist Pollux, der Dioskure."

Sie spürt wie Tränen in ihre Augen schießen.

"Sohn des Jupiter und der Leda, Schutzpatron der Seefahrer und... " sie schluckt. "Überlebender Zwilling."

Durch seine bedingungslose Bruderliebe hatte der unsterbliche Pullox seinen toten Bruder Castor aus der Unterwelt ausgelöst. Er hatte die Götter angefleht und sie hatten sich seiner erbarmt. So hatte Pollux die Hälfte seiner Unsterblichkeit an Castor gegeben und dafür die Hälfte seines Totendaseins angenommen. Jeder Tag verbrachten die Zwillinge nun bei Dis, doch nachts schwebte das Zwillingspaar als Sternbild der Zwillinge am Himmel, leitete die Seefahrer in der Nacht und war doch weiter entfernt vom Meer als alles Andere sonst.

Im gleißenden Schein des Halbgotts und der Erkenntnis der Verbindung zwischen ihrem und seinem Schicksal hatte Furia seine wahre Aufgabe verstanden. Die Zwillinge - sie standen dort hoch am Himmel, um dem Meer zu trotzen und den Schrecklichkeiten, die darin hausten. Sie standen hoch am Himmel und doch zwischen dem Meer und den Menschen.

Sie hatte lange nicht mehr gebetet, halbherzig ihre Opfer dargebracht - für Juno und für Hestia. Unnötig zu sagen, es hatte nicht geholfen. Sie hatte den Glauben aufgegeben, und jede Hoffnung, trotzdem stand er jetzt vor ihr: Der unsterbliche Zwilling Pollux. Er war der ältere Zwilling und sein Bruder war ohne sein Zutun zu Tode gekommen, doch das machte nichts, immerhin waren sie beide Überlebende.

Furia konnte nicht anders, wie ein kleines Kind weinend sank sie dem Halbgott in die Arme.

"Es tut mir so Leid, dass ich es nicht früher erkannt habe." Ihre Worte gehen ein bisschen in ihrem Schluchzen unter. "Wenn uns jemand helfen kann, dann du."

Tränen rinnen über ihr Gesicht, sie spürt, wie er sie aufhebt und einige Meter weiter trägt, spürt etwas auf ihren Wangen, fast wie Schläge ins Gesicht, fast als würde er wollen, dass sie zur Besinnung kommt, nur viel leichter. Sie schluckt heftig.

"Du weißt, wo die Prima ist, oder?" Sie spürt nun wieder den Boden unter den Füßen, er will seine Arme zurück ziehen, sie klammert sich daran fest. "Sie ist nicht bei Dis in der Unterwelt, oder?" In Furias Kopf steigen Bilder auf, Bilder die so sehr in ihren Geist gebrannt sind, dass sie sich fühlt, als hätten diese Bilder schon immer existiert. Der weiße kalte Leib ihrer Schwester, gerade aus dem Fischteich der Caedicier geborgen, ein Bein noch zum Teil im Wasser. Die blauen Flecken und die Würgemale an ihrem Hals. Das Bild von ihren eigenen Tränen verwischt. Furia Primas letzte Minuten; sie war kurz wieder zu Bewusstsein gekommen und schreiend und außer sich vor Angst gestorben.

Ich hatte immer Recht. Prima ist auf dem Grund des Teiches geblieben. In meinen Armen starb nur ihr leerer Körper, der nach meiner Schwester geschrien hat.

Furia ist sich nicht sicher, ob sie gedacht oder gesprochen hat.

 

Sie schaut Pollux an, er wirkt jetzt seltsam entrückt, verschwommen.

Warum sagt er denn nichts??

Furia klammert sich an ihn. Vielleicht hatte er auch nur die schreiende Hülle des Castor an den Himmel genagelt. Vielleicht war der Himmel deswegen so unbewegt? Vielleicht war es deswegen auf den Meeren immer so laut? Furia spürt wie ihre Gesichtszüge sich vor Entsetzen verkrampfen.

"Wo ist dein Bruder, Pollux?" wimmert sie. "SAG MIR, WO DEIN BRUDER IST."

 

Die Szenerie um sie herum kommt jetzt in Bewegung. Sie sieht verschwommene Schemen auf sich zukommen, begreift, dass Pullox bald verschwinden wird. Sie krallt ihre Finger in seinen Arm, in der Hoffnung in länger bei sich zu behalten, spürt den Druckschmerz in ihrem Nagelbett. Sie wird seltsam ruhig.

Im Auge des Sturms.” kommt ihr in den Sinn. So beschreiben es die Seefahrer. Um sie herum rast die Welt, tobt und tost und jault. In ihr ist Stille und ihr Herz schlägt nur ein einziges Mal. "Du musst uns helfen, Pullox." Ihre Stimme ist geladen mit einer Inbrunst und Tiefe, die sie verloren geglaubt hatte. Aus dem tiefsten Inneren ihres Wesens hallt ihre Bitte zu dem Gott. "Du musst uns helfen."

Edited by Alveradis
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Aulus Terentius Murena

- Atrium der Villa Pisciculus bei Furia und Attilia

 

Vor Murena fängt die Matrona an zu taumeln, er kann gerade noch nach ihr greifen um schlimmeres zu verhindern. Ihr Pupillen weiten sich, sie blickt ihn an, stammel unzusammenhängende Worte, sie scheint ihn nicht mehr zu erkennen.

 

Wer...bist ... du?" ihre Zunge schein von zuviel Wein träge, doch kann es nicht der Wein sein, so viel hat sie noch nicht getrunken und eben war sie noch klar, giftig wie eine Schlange aber jetzt, nicht mehr als ein Kaninchen.

 

Bevor sie ganz in sich zusammensackt fängt Murena sie auf, sie ist leicht wie eine Feder, keine Herausforderung für seine Arme. Für ein paar Augenblicke spricht die Matrona wieder klarer, kann Worte formulieren, aber ihr Geist scheint weiterhin verwirrt zu sein. Sie spricht von Göttern und ihrer Schwester.

 

Murena blickt die rothaarige Sklavin an seiner Seite an, sagt nur ein Wort während er die Matrona immer noch auf dem Arm trägt, ihren Kopf an seiner Brust. "Wohin?" Ein einziges Wort, aber die Sklavin versteht, sie geht voran führt Murena, Fruia tragend, zu dem Privatgemächern der Hausherrin. Vorbei an all den Gästen, möglichst einen Weg wählend bei dem nicht zu viele der Gäste etwas mitbekommen, aber der eine oder andere Blick lastet auf den zweien und der sagt mehr als alle Worte.  Murena ist es egal, seine Empathie reicht nicht aus um die Spitzen dieser Blicke zu erkennen, oder es ist im schlichtweg egal, die Matrona jedoch würde für all diese Blicke eine passende, stechende Antwort finden, wenn das Gift nicht wäre.

 

Sanft um sie nicht zu verletzen, fast zärtlich tätschelt seine Hand ihre Wange, Murena hat Angst sie zu verletzen, sie ist so zart in seinen Armen, Tränen laufen ihr über das Gesicht. In der Legion würde ein eiskalter Eimer Wasser das wieder ins reine bringen, aber hier? So folgt er der Sklavin und hört den Worten der Matrona zu die von ihrer erstgeborenen Schwester erzählt. Die Matrona klammert sich jetzt so fest das ihre Fingernägel in die Haut seines Armes schneiden, ihren Tränen gleich rinnt ein einzelner Blutstropfen den Arm herunter und versickert im feinen Stoff des Gewandes.

 

Gerade als Murena auf dem Weg zu dem Privatgemächern das Atrium verlassen will, er sich unsanft seinen Weg zwischen zwei dekadenten Patriziern hindurch bahnt, deren gewürzter Wein auf die feinen Gewänder spritzt bleibt er unvermittelt stehen. Der Gang ist versperrt, der sabbernde Greis im Rollstuhl in der Mitte, links sein muskelbepackter Sklave, rechts der Pater Familias. Es sieht nicht so aus als wäre das ein Zufall. Murena starrt den Pater Familias an, erwartet Hilfe, oder vielleicht zumindest Unmut. Dieser mustert ihn aber nur kalt, mit verstörendem Desinteresse.

 

Muena hält inne die Blicke der Männer treffen sich, ein ungleiches Bild das Dreigestirn aus Alter, Muskeln und Krüppel und der Soldat die zarte Furia auf dem Arm. Der blutige Tropfen in dem Gewand nur ein Omen, in Vorbote kommenden Blutvergießens?

 

Die drei können sehen wie die Matrona etwas keucht, aber die Feier ist zu laut nur Murena kann die Worte hören bis auf eines, das Furia laut genug herauspresst das alle in der Nähe es hören können.

 

"Du musst uns helfen, Pullox." Ihre Stimme ist geladen mit einer Inbrunst und Tiefe, die sie verloren geglaubt hatte. Aus dem tiefsten Inneren ihres Wesens hallt ihre Bitte zu dem Gott. "Du musst uns helfen." Dann verliert sie das Bewusstsein.

 

Verwundert sieht Murena, dass die Männer ihm jetzt den Weg frei machen. Von Attilia gefolgt verlässt er den Raum.

 

- Ende der III. Szene -

Edited by -TIE-
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