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[In Via Flaminia] Szene VI v. XVI - Nemo enim potest personam diu ferre -


-TIE-
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Aulus Terentius Murena

- In der Villa Pisciculus -

 

Aulus war noch immer gereitzt von dem Gespräch mit der alten Fimbria und ihrem mystischen letzten Satz. Er hatte einfach keine Lust darüber nachzudenken was damit gemeint sein könnte. Innerlich schalt er sich zwar einen Narren, aber damit konnte er sich später noch beschäftigen. Es war Zeit die Gastfreundschaft des Hauses Pisciculus nicht zu überreizen, aber wie er dem Feuerhaar versprochen hatte würde er sie freikaufen bevor er ging.

 

Mit ausgreifenden Schritten, die auf dem Boden des Hauses wiederhallten, suchte er das Atrium auf, in dem die Sklaven des Hauses dabei waren nach der Feierlichkeit aufzuräumen. Murena konnte nur den Kopf schütteln. Eine Horde feiernder Patrizier konnte mehr Schaden an einem Domizil anrichten als es Vandalen und Goten je vermocht haben. Wem Reichtum nichts mehr bedeutete, schätze die Werte der anderen ebenso gering.

 

Den ersten Sklaven der ihm über den Weg lief und nicht schnell genug ausweichen konnte zog er grob beiseite.

 

"Los, lauf zu deinem Herren Hündchen und bring ihn her, ich habe eine wichtige Angelegenheit mit ihm zu besprechen!"

 

Während der Sklave, verunsichert von dem Wunsch, von dannen schlich und Aulus wartete gönnte er sich ein Frühstück in Form von Weinresten und Trauben aus den Überbleibseln des Festes.

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Lucius Caedicius Pisciculus

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

Erst wollte ich den Sklaven brüsk abweisen, dann sagte er mir wer ihn geschickt hatte. In aller Ruhe richtete ich meine Kleidung, aß noch eine Kleinigkeit und trank. Ich brauchte Zeit, um nach den Anweisungen von Bibulus wieder ruhig zu werden, wieder Herr der Lage zu sein. Sicher, ich habe Sorgen, aber das was ich kontrollieren kann, muss ich kontrollieren.

 

Eine Stunde nachdem der Sklave mir Bescheid gegeben hat, lasse ich Murena holen, lassen ihn in mein Arbeits- und Empfangszimmer führen. Ein Raum mit drei mit Ornamenten bemalten Wänden, an der vierten ist eine Karte des Imperiums aufgemalt, ein großer Tisch in der Mitte, an den Wänden Stühle ohne Lehnen, die an die sellae curules erinnern; Gäste die ich hier empfange sollen mich klar als den Pater familias, den Herrn über dieses Haus und seine Bewohner erkennen, mein Wort ist hier Gesetz. Auf dem Tisch steht frisches Obst, Honig, weißer Käse, andere Kleinigkeiten und frisch gebackenes Brot, das einen Geruch nach Knoblauch und Kräutern verströmt, ebenso bereit wie stark gewässerter Wein und zwei Silberbecher mit mythologischen Symbolen stehen bereit. In einer Ecke, etwas verborgen von der einen Seite aus hinter einer Wand aus Stoff sitzt ein Musiker, ein Sklave, mit einer Kithara und spielt leise, daneben Cicero, mein Schreibsklave und Sekretär - er ist dumm wie Stroh, genau was ich brauche, und er ist stumm, ich habe ihn bereits mit entfernter Zunge gekauft und ihn dann Cicero genannt, das konnte ich mir nicht verkneifen, aber er ist geschickt mit dem Griffel und tut was man ihm sagt... genau was man ihm sagt.

 

Als ich Murena und den Sklaven im Gang höre, erhebe ich mich, stelle mich leicht seitlich zur Tür in die Mitte des Raumes, vor den Tisch und drehe meinen Kopf in Richtung der Eintretenden. Den vermeintlich amputierten Arm halte ich auf der von der Tür abgewandten Seite. Auf den ersten Blick wirke ich wie das Standbild eines römischen Patriziers, mein Gesicht ist von den Anstrengungen der Nacht fahl und wirkt wie die dazugehörige Totenmaske eines verstorbenen Vorfahren.

 

Was will der Legionär von mir? Was weiß er? Auf welcher Seite steht er? Ich will Antworten. Leider weiß ich nicht warum er mir die geben sollte und meine Talente liegen weit mehr im Bereich des Mars als bei anderen Göttern, doch für einen einfachen Legionär sollte es reichen?!

 

Ich harre der Dinge die da kommen.

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Aulus Terentius Murena

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

So lange Zeit, das Anwesen kann nicht so groß sein überlegt Muena während er wartet das der Hausherr Zeit führ ihn hat. Als dieser endlich wiederkommt wischt sich Murena mit dem Handrücken den Mund ab und spült etwas kaltes Fleisch mit einem letzten Schluck Wein herunter. Für andere nur Reste und Abfälle für einen Legionär ein königliches Frühstück, dann folgt er dem Sklaven zu Pisciculus Arbeitszimmer.

 

Da steht er, wie ein Büste auf seinem eigenen Abgesang... denkt Murena als er in das Arbeitszimmer eintritt ...seine Nacht schien nicht so angenehm verlaufen zu sein wie meine.

 

"Pisciculus..." fängt Murena an "...ich habe dir und deiner Frau für diesen festlichen Empfang auf römischem Boden zu danken, doch die Pflicht ruft ich muss mich in der Garnison melden..." die Worte Pflicht und Garnison betont Murena dabei ungewollt scharf, er trägt mal wieder viel zu offen auf der Zunge was er von einem Legionär erwartet "...aber mir ist gestern auf dem Fest eine deiner Sklavinen aufgefallen. Die rothaarige Keltin, für welchen Preis ist sie zu haben, ich will sie kaufen!?"

 

Ohne Umschweife kommt der Legionär zu seinem Anliegen.

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Attilia, die Sklavin

 

- Hinter der Tür des Arbeitszimmers des Pater familias in der Villa Pisciculi-

 

Er war stärker als ich. Gerade wollte ich mich ausruhen, nachdem ich den ekligen Trank von Fimbria getrunken hatte, pflicht für eine Sklavin, nach eine Nacht voller Leidenschaft wie die, die ich hinter mir hab, als ich Aulus sah. Ich wollte schon zu ihm gehen, doch da kam einen anderen Sklave, und sagte ihm etwas. Dann gingen die zwei weg. Also folgte ich sie.

Ich bleibe hinter der Tür, zittere, ich habe Angst erwischt zu werden.

 

Aber ich will hören. Ich muss hören. Ich habe um ihm Angst.

 

Ich schaue dann kurz etwas, was ich in meiner Hand halte.

 

Ausserdem habe ich ein Geschenk für Aulus.

Edited by Nyre
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Lucius Caedicius Pisciculus

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

Ich sehe den Legionär ernst an - lausche der ruhigen Musik -, innerlich muss ich mich stark zusammenreißen. Nicht nur liefert er mir etwas, das er von mir möchte, er offenbart auch noch eine Offenherzigkeit in der Rede, die sogar mein häufig schlechtes Taktieren auf offizieller Bühne in den Schatten stellt.

 

Was weißt du über diese Sklavin? Was interessiert ihn an ihr? So schnell nach seiner Heimkehr? Liebe? Teilen sie ein gemeinsames Wissen? Ich habe sie aus Britannia mitgebracht, vielleicht weiß sie mehr als ich dachte. Ich werde mich mit ihr unterhalten müssen. Auf welcher Seite stehen die zwei? Auf welcher Seite stehst du, Fischlein, nachdem Bibulus dir klar gemacht hat, was sie von dir verlangen? Hast du überhaupt eine Wahl?

 

Als ich mich gefangen habe, gehe ich ruhig hinter den Tisch und deute auf einen der Stühle, dann setze ich mich. "Aulus Terentius Murena, du ehrst unser Haus mit deiner Anwesenheit, der Empfang für einen Waffenbruder und Soldaten Roms ist das mindeste. Vor allem wenn ich höre, was dir am Hafen beinahe widerfahren wäre. Erzähl mir davon. Über alles andere können wir sicher später noch reden, jetzt lass uns ein wenig essen und in Erinnerungen schwelgen."

 

Auffordernd wedele ich mit meinem Arm, dann greife ich den Wein und befülle die beiden Becher, schiebe Murena einen zu und sehe ihn erwartungsschwanger an. Als er zunächst nicht antwortet, fahre ich fort: "Du scheinst es eilig zu haben, als wolltest du weiter. Genieße deine Zeit. Die Legion wird dich früh genug wieder einholen, aber erstmal müssen die Männer alle wieder in Rom ankommen, der Senat muss tagen, der Kaiser entscheiden, und dann, in ein paar Wochen, wird es weitergehen - in einer heißen Wüste, in einem schneestarrenden Wald, Ödnis, Märchenland, gegen Barbaren oder Orientalen, rothaarige Gegner mit blasser Haut oder schwarze Nubier, gegen irgendwen, irgendwo - Rom kann nicht ohne Krieg existieren, die Frage ist nur an welchem Ort du deinen Tod findest, Legionär, nicht ob; also beruhige dich und genieß' dein Mahl und das ruhige Leben - sterben kannst du auch hier in Ostia, falls das dein Wunsch sein sollte. Ich sterbe jeden Tag ein bisschen, ..." Dabei deute ich auf meinen verlorenen Arm und denke daran, wie ich in meinen früher so heißt geliebten Fischteichen langsam versinke. "... auch für dich hält das Imperium ein Schicksal bereit. Es findet dich, du musst nicht hektisch danach suchen. Also sei mein Gast und lass uns unser Mahl genießen.

 

Es ist Frühstückszeit und ich schiele zu dem Garum und den Fischwürstchen - einer Spezialität meines Koches und hoffe, dass Murena sich etwas entspannt.

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Aulus Terentius Murena

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

"Am Hafen..." ächzt Murena während er den Kelch mit Wein nimmt "...nur ein dummer Junge der nicht wusste was er tat..." dann murmelt er "...ein ganz dummer Junge!" Offen bleibt dabei wen er meint, den Angreifer oder sich selbst. "Es gab einen Kampf, ich habe ihn gewonnen wie es die Legion für gewöhnlich tut." Da ist kein Stolz in der Stimme sondern die Bestimmung eines Weltreiches, erbaut auf toten Legionären. "Nichts dessen ich mich rühmen könnte oder würde, nicht alle scheinen Legionäre so zu schätzen wie du, daher lass uns über etwas anderes reden als den gestrigen Morgen."

 

Bei Pisciculus Worten blickt sich Murena in dem Zimmer um, nippt an dem Wein und läßt den Mann reden.

 

"Du verwechselst Pflichtbewusstsein mit Hektik Pisciculus, für dich mag es Tag ein Tag aus nichts mehr geben als..." Murena zuckt mit den Schultern "...Sesterzen zählen, Sklaven kaufen und verkaufen, Essen und...zu tun was Leute deines Standes so tun. Trotzdem würde ich dich nicht der Lethargie bezichtigen, nur weil dein Tag mehr Stunden zu haben scheint als meiner. Wenn ich den Tod bedauern würde, wäre ich besser Bäcker geworden oder Bauer, so allerdings hat das Schicksal die Legion für mich erwählt!"

 

"Quem di diligunt adulescens moritur. Wenn das Stimmt Pisciculus dann lieben die Götter uns beide nicht und wir können uns auf ein langes Leben freuen!"

Edited by -TIE-
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Lucius Caedicius Pisciculus

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

"Fortuna [i. e. das Schicksal] ist eine Hure, das kann ich dir sagen. Verlass dich nicht auf sie oder auf die Götter oder sonst irgendwen. Es gibt Dinge, die gehen weit darüber hinaus." Sinniere ich mit abgleitendem Blick, nur um dann in Erinnerungen versinkend fortzufahren: "Ich war immer gerne bei den Adlern, habe das einfache, harte Leben genossen, selbst dieses kalte, raue Land Britannia habe ich als Herausforderung gesehen. Aber was hat es mir gebracht? Ein wenig Ruhm, ein Leben als Krüppel, der sich jetzt von einem ehemaligen Waffenbruder der Legio II Augusta des Luxus' und Müßigganges bezichtigen lassen muss?! Aber in einem hast du Recht - lieber ein reicher Krüppel, als ein armer."

Dann werden meine großen Augen, die viel zu selten blinzeln, wieder klarer und ich fixiere Murena: "Hoffen wir, dass die Legionen siegreich bleiben."

 

Nach einer Pause fahre ich fort.

 

"Sag mir Bruder: Warum willst du Attilia kaufen?"

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Aulus Terentius Murena

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

"Es war eine sehr angenehme Nacht in ihrer Gegenwart, braucht es einen anderen Grund Pisciculus? Ich habe das Geld du hast die Sklavin, also willst du sie verkaufen, oder nicht!?"

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Lucius Caedicius Pisciculus

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

"Gut. Wenn du nur kurz und bündig sprechen willst, meinetwegen: Nein, ich will sie nicht verkaufen. Warum sollte ich?" Nach einem Moment der Stille fahre ich mit weniger Honig und dafür mehr Schärfe in der Stimme fort, während ich meine Sitzgelegenheit zurückschiebe und zeige, dass ich bereit bin aufzustehen und meinen Gast zu verabschieden: "Kann ich noch mehr für dich tun oder sind wir damit fertig?"

 

Es gibt keinen Grund warum ich Atilia verkaufen sollte, sie wird auf Feiern gerne benutzt, ist artig, jung, sauber und - wie ich mir jetzt überlegt habe - kann mir vielleicht noch mehr über Britannia erzählen, oder Bibulus dienen.

 

Vielleicht kann ich dadurch meine Frau retten?!

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Aulus Terentius Murena

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

"Du hast genug andere und würdest einem Kameraden damit einen größeren Gefallen tun als es ein Abend in der Gegenwart der feisten Gesellschaft der Obrigkeit von Ostia war. Aber wenn nicht, dann nicht."

 

Murena steht auf.

 

"Wir sind dann hier fertig! Falls du dein Herz erweichen solltest und wenn´s nur der alten Zeiten willen ist, du weißt wo du mich findest."

 

Dann verlässt der Legionär das Arbeitszimmer zügigen Schrittes in Richtung des Ausgangs der Villa Pisciculi.

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Attilia, die Sklavin

-Villa pisciculus-

 

Als ich die Schritte höre, gehe ich schnell zu Seite. Ich gebe mir auch die Mühen, nicht direkt neben der Tür mich finden zu lassen, sondern ein Paar Meter entfernt.

Dann geht die Tür auf, und ich sehe Aulus rausmarschieren.

Auch wenn ich ein wenig Angst habe, er ist so gross im Vergleich zu mir, nähre mich ihm schnell.

 

"Mein Herr.." murmele ich leise zu ihm. Ich bin irgendwie traurig. Mein Magen schmertzt.

 

Bei ihm war es alles so anders.

 

Ich war in seinen Ärme sicher.

 

"Wartet. Ich habe etwas für euch. Nehmt es bitte mit."

 

Ich nehme seine Hand, und mache sie auf. Dann stecke ich etwas rein, und mache sie wieder zu.

 

"Hic animum sensusque meos abducta

relinquo Arbitrio quamvis non sinis esse meo"**

 

Flüstere ich ihm zu. Das Lied, was ich ihm letze Nacht schon für ihn singte.

Dann gehe ich rasch weg, ich renne von ihm weg.

Ich möchte nicht, dass er meine Tränen sieht.

 

Zurück bleibt ein Zopf rotes Haar, mit einem seidigen Faden festgebunden.

 

 

 

 

 

 

*hier hingezerrt, lasse ich meine Gefühle und mein Herz, auch wenn du nicht erlauben wirst, dass meine Wille geschieht."

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Lucius Caedicius Pisciculus

- Arbeitszimmer des Pater familias in der Villa Pisciculi -

 

Ich blicke Cicero an und bringe den Musiker mit einer harschen Geste zum Verstummen. "Sorg dafür, dass er den Ausgang findet." Sage ich mit herrischer Stimme. Dann blicke ich aus der Tür und sehe wie Attilia sich entfernt.

 

Mit dir werde ich mich jetzt unterhalten, mein Täubchen. Raschen Schrittes gehe ich hinter ihr her zu den Sklavenunterkünften, um sie in meine privaten Gemächer zu bestellen.

 

 

 

- Ende der VI Szene -

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