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[Nightmare Revelations] Der brennende Dornbusch


Der Läuterer
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"Mein Name ist Bucky Harris, sehr erfreut sie kennenzulernen. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen - vor 10 Uhr und ohne Kaffee ist alles automatisch entschuldigt. Und keine Sorge, ich werde Sie bestimmt nicht stören."

 

Ich reiche dem Schweden die Hand. Falls die Dame interessiert schaut, werde ich ihr einen angedeuteten Handkuss geben.

 

Als ihre Blicke noch immer auf mir haften, gebe ich mir einen Ruck und antworte auf die vorher gestellte Frage. Was soll es schon, wenn dich zwei Leute mehr auf dieser Erde für verrückt halten? Also antworte ich ehrlich:

 

"Tatsächlich ist St. Ives zur Zeit merkwürdig beliebt. Aber seltsame Dinge ziehen wohl auch seltsame Menschen an. Das muss an der Aura des Ortes liegen. Tatsächlich beschäftige ich mich mit mysteriösen Dingen und bin deswegn in St. Ives. Und selbst wenn ich hier nichts greifbares finden sollte, dann ist zumindest die Atmosphäre dieses Ortes eine Reise wert."

 

Der Ball ist geworfen. Mal schauen, was der Schläger daraus macht. Ich bin vorbereitet - und mehr als blamieren kann ich mich nicht.

Edited by Kezia
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"Naja, gestern Abend haben Sie vielleicht es übersehen, aber es hat...Fische geregnet" sage ich halb belustigt, halb ernst.

"Und genau deswegen sind wir auch hier. Wir interessieren uns auch für solche Dingen. Sind Sie also auch eine Art..Paranormal-Detektive? Bitte verzeihen sie mich, das Wort ist ja bizzarr, gebe ich zu"

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Was für ein jovialer Spinner. 'Vor zehn und ohne Kaffee ist alles entschuldigt!' ... Was für ein Fatzke. Aber Matilde scheint sein Spiel ja mitzuspielen?

 

 

"Darf ich fragen wie sie auf St. Ives aufmerksam geworden sind? Es ist ja eher ein Badeort als ein bekannter Ort für das mysteriöse. Und letzteres ja auch erst seit kurzem, wenn ich mich nicht irre."

 

 

"Und sind wir wirklich Detektive des Paranormalen, liebe Matilde? Ist das nicht etwas zu viel des guten? Ich sehe uns eher als Interessierte und Suchende. Auf der Suche nach Erklärungen."

 

Ich füge noch hinzu: "und auf der Suche nach schönen Motiven."

Edited by Puklat
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"Ich habe die Fische ebenfalls gesehen" sage ich leise. In meiner Stimme ist aber wesentlich mehr Ernst, als ihr erwartet hättet.

 

Sollten sie ebenfalls Alpträume und Visionen haben?

 

"Mir passiert so etwas manchmal. Allerdings glaubte ich, ich wäre der Einzige, dem so etwas auffällt."

 

Als ob plötzlich die Sonne hinter dunklen Wolken wieder hervorkommt, ändert sich meine Stimmung und meine Tonlage.

 

"Ich möchte sie beide gerne später zum Essen einladen, nachdem die Unanehmlichkeit mit dem Hotel beseitigt wurde."

 

Madelaine hatte hier doch eine kleine Ferienwohnung? Ich habe sie zwar seit Jahren nicht gesehen, aber ich glaube, ich habe noch mehrere Gefallen bei ihr gut...

 

"Und vielleicht kann ich uns sogar eine neue Bleibe besorgen ... ich möchte aber nicht aufdringlich erscheinen." sage ich mit einem vorsichtigen, aber freundlichen Blick auf Matilde.

 

Danach wende ich mich Ove zu: "Und Herrn Eklund kann ich vielleicht bei einem guten Essen und einem Portwein davon überzeugen, dass ich ebenfalls ein Sucher nach Erklärungen bin ... auch wenn ich mich noch nicht als 'Detektiv des Paranormalen' bezeichnen würde, finde ich das jedoch ungeheuer spannend und interessant. Wir sollten uns wirklich austauschen."

 

Meine dunklen Augen schauen tief in Oves blaue Augen - fast bis in den Geist hinein. Nicht unangehemen oder bohrend, nicht als ob der Blick dort etwas suchen und nehmen wollte - im Gegenteil, er scheint etwas senden zu wollen: einen Hilferuf oder eine dringende Bitte.

 

Meine fröhliche und unbeschwerte Art scheint zwar keine aufgesetzte Maske zu sein ... aber vielleicht ein Schutzschild. Unter der Oberfläche ist mehr, als man erwarten würde.

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Ich starre ihn an, still. Ernst.

Dann lächele ich ein wenig.

"Es wäre sehr nett mit Ihnen zu speisen. Vielleicht können wir ein paar Informationen über diese Stadt tauschen. Und über alles was hier passiert ist, auch wenn wir vielleicht nicht so viel wissen"

Ich drehe mich zu Ove kurz.

 

"Ein Hotel, das heisst, wir sollten bald unsere Gepäck wegräumen." Ich stehe auf.

"Ich sage an der Rezeption bescheid, und zahle schon mal"

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"Bevor ich hier gehe möchte ich zumindest noch vom Frühstück gekostet haben. Wir zahlen doch nicht so viel Geld für ein Zimmer mit Frühstück um dann nur das eine davon zu nutzen.", gespielte Empörung ist aus meinen Worten zu hören.

 

"Und Mr. Harris, ich bin einem guten Portwein wirkich nicht abgeneigt."

 

MOMENT mal, erzählte nicht der Pastor etwas von einem sich immer wieder füllenden Becher mit edelstem Portwein? Weiß dieser Mr. Harris sogar DARÜBER etwas?! Was geht hier vor?

 

"Mr. Harris, wären sie so nett mir bei einem Frühstücksei und einer Scheibe Brot mit dieser beeindruckenden Orangenmarmelade, für die die Briten so berüchtigt sind, noch kurz zu erzählen, warum Sie hier nach St. Ives gekommen sind? Was suchen sie hier? Fische sind es doch sicher nicht, oder?"

 

"Und wo wir gerade beim Thema sind... haben Sie auch das Gefühl, dass außer uns sonst niemand von diesem Phänomen Notiz genommen zu haben scheint? Oder haben Sie sonst wen darüber reden hören? Die Fische müssten doch selbst jetzt noch auf der Straße liegen, oder täusche ich mich da?"

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"Sehr gerne. Frühstück ist die wichtigste Mahlzeit am Tag."

 

Den Rest der Frage beantworte ich erst, als wir beide einen gut gefüllten Teller vor uns haben.

 

"Sie haben natürlich recht. Selbstverständlich reise ich nicht einfach kreuz und quer herum, um zufällig etwas Gruseliges zu entdecken."

 

In meinen Gedanken sind die Karten ausgegeben. Es ist ein Freundschaftsspiel und nur Spielgeld-Chips - aber Poker hat immer die gleichen Regeln.

 

"Meiner Meinung nach ist der Weg vom Diesseits zum Jenseits keine Einbahnstrasse."

 

Ich klimpere mit einer Mege Pokerchips.Was wird passieren? Ein entsetzter Fold? Oder geht er mit? Oder erhöht er vielleicht sogar ... bis ich aussteige?

 

"Um dies zu untersuchen ist Amerika kein guter Ort. Natürlich haben die Naturvölker auch eine Art Jenseits. Aber um wirklich näher an die Geisterwelt ranzugehen, muss man die alte Welt bereisen. Mich interessieren alle Arten von übernaürlichen Erscheinungen, besonders alles was mit den Geistern Verstorbener zu tun hat."

 

Bildlich gehen alle meine Chips in die Mitte des Tischs. Ein All-In in der ersten Runde. Ich warte die Reaktion ab.

 

"Ich hörte hier beispielsweise von einem Kelch, der sich wie von Geisterhand immer wieder mit Weihwasser füllen soll. Ich bin nicht wirklich religiös, aber wer sich mit dem Jenseits beschäftigt, kommt um Kirchen nicht herum."

 

Gespannt warte ich seine Reaktion ab. Bin ich nun endgültig in seinen Augen zu einem Spinner geworden? Oder arbeiten wir an ähnlichen DIngen?

Edited by Kezia
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Oho, dieser Stadt scheint mehr als nur ein Ruf voraus zu eilen. Ein Kelch also.

 

"Mr Harris, sie sind aber für diesen Kelch nicht über den ganzen Atlantik gereist, oder etwa doch?"

 

"Aber sei es wie es ist. Sie scheinen sich den richtigen Ort zur richtigen Zeit ausgesucht zu haben."

Oder genau den falschen Ort zur falschen Zeit... je nachdem, was hier hinter den Phänomenen steckt.

 

"Haben sie schon von dem Baum gehört der hier über Nacht erschienen sein soll? Wenn sie mit ihrer Theorie recht haben, wäre das vielleicht nicht uninteressant für sie."

 

Er hat sich bestimmt schon von dem Baum gehört oder hat dieser Ort mehr Geschichte als wie bisher herausgefunden haben.

 

"Das stand sogar in der Zeitung."

Ich lächel ihn an - ein Zeichen dass ich es weder sarkastisch noch ironisch meine was ich sage. Aber ich muss noch herausfinden, was und wie viel er wirklich weiß. Er scheint ja an sich sehr mitteilsam.

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"Ja, ich habe den Artikel mit dem Baum gelesen. Ich bin diesen Dingen jedoch eher ... zu unbedarft. Ich versuche daraus zu lernen und Erkenntnisse zu bekommen. Meistens bleibt es aber beim Bewundern - und das wars auch schon. Nun ja, es gibt mit Sicherheit uninteressante Dinge, die man bestaunen könnte - aber so komme ich nicht weiter."

 

Ich hole kurz Luft.

 

"Um ehrlich zu sein: ich hätte nie erwartet jemand zufällig zu treffen und so offen mit ihm über solche Dinge reden zu können. Lassen Sie uns weitermachen, wenn wir eine neue Bleibe gefunden haben. Ich werde mich darum kümmern."

 

Ich habe Madelaine lange nicht mehr gesehen, dennoch rufe ich spontan bei ihr an. Der Schlüssel zu ihrer Ferienwohnung ist hier bei einem Ehepaar deponiert, die ab und zu in der Wohnung nach dem Rechten sehen. Sie hat mit Sicherheit nichts dagegen.

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"Nun, wenn Sie uns helfen würden ein neues Hotel zu finden, wäre das sehr nett."

 

"Sie scheinen sich hier ja etwas auszukennen."

 

Ich esse zügig auf, was ich mir auf den Teller getan hatte.

 

"Am besten sprechen Sie sich mit Mrs. Kilmister ab... ich werde solange mein Zimmer räumen und Sie beide dann hier unten wieder treffen."

 

"Es war mir eine Freude mit Ihnen gespeist zu haben."

 

 

Ich verabschiede mich und gehe zu Matilde an die Rezeption. Dort hat sich eine lange Schlange gebildet und Matilde muss noch immer warten. Ich bin überrascht, wie ruhig sie bleibt.

 

"Matilde, Mr. Harris ist so nett uns bei der Suche nach einer Bleibe zu unterstützen. Er folgt ganz ähnlichen Zielen wie wir, nur scheint er kein kommerzielles Interesse zu haben. Ich gehe eben vor und räume schon mal mein Zimmer. Ich habe mit Mr. Harris abgemacht, dass wir uns hier wieder treffen. Ich hoffe, dass das auch in deinem Interesse ist. Aber Mr. Harris scheint ein paar interessante Geschichten erzählen zu können."

 

Ich befürchte schon zu viel erzählt zu haben. Wer weiß, wer hier alles mithört.

 

Ich gehe nach diesem Gespräch zügig in mein Zimmer, räume den Fisch aus dem Kühlschrank und packe ihn erstmal in eines der gebrauchten Papiere, in denen meine Brote für die Fahrt eingepackt waren. Dann räume ich den Schrank und packe meine Taschen.

 

Mit allem mache ich anschließend wieder auf den Weg in die Rezeption und warte auf Mr. Harris und Mrs. Kilmister.

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Ich bezahle, dann räume meine Sachen ziemlich schnell, dann gehe wieder nach unten.

Ich sehe schon Ove und Mr. Harris.

"Da wäre ich" sage etwas angestrengt.

"Mr. Harris, ich habe vorer etwas über eine neue Bleibe gehört. Kennen Sie hier jemand, oder war es doch ein Hotel?"

Ich zünde mir eine Zigarette, und biete eine den beiden Männer an.

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Ich nehme gerne eine, obwohl ich nur sehr selten rauche. Ist die Aufregung. Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl mit Madelaine zu reden. Mit einem Geist aus längst vergessenen Zeiten.

 

Ich finde ihre Nummer in meinem kleinen schwarzen Notizbuch. Ihre Stimme am Telefon ist ruhig und freundlich. Sachlich. Natürlich dürfte ich die Wohnung nutzen. Ich wüsste ja wo der Schlüssel ist. Ob alles ok wäre. Wie das Wetter in St. Ives ist. Belangloses blabla aus einer Zeit, lange bevor ich Mercedes kennenlernte und meine Gespräche einen tieferen Grund bekamen.

 

Meine kleine Mercedes, vergib mir, dass ich Madelaine angerufen habe. Aber du würdest es verstehen. Und es geht ja eigentlich um dich - denn durch die Wohnung helfe ich diesen beiden Leuten hier, und dadurch eröffnen sich vielleicht neue Wege für mich, mehr zu lernen. Vieleicht sogar zu entdecken, wie man die Brücke zum Jenseits nutzen kann.

 

Ich gebe Matilde und Mr. Eklund die Adresse der Wohnung und schlage vor, uns in einer Stunde dort zu treffen. Ich werde die Schlüssel abholen und schon mal ein wenig vorbereiten.

 

Das Ehepaar, welches sich um die Wohnung kümmert, ist bereits informiert und gibt mir den Schlüssel. Es ist ein schönes Gebäude, mit vier Wohnungen, nahe dem Strand. Freundlich angestrichen, mit bunten Blumen im Garten. EIn junges Paar sitzt in einem Strandkorb im Garten. Ein einem Balkon hängt die Fahne eines Fussballvereins. Bei einer der Wohnungen sind die Fensterläden geschlossen - Madelaines Ferienwohnung.

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Ich gehe durch den Flur zu der Wohnung. Irgendetwas ist seltsam und passt nicht so richtig in das Bild. Als ob Elektrizität wie vor einem Gewitter in der Luft liegt.

 

Der Türknauf ist warm? Kommt unter der Tür etwa Rauch durch den Schlitz?

 

Panik steigt in mir auf, trotzdem fingere ich am Schloss rum, bis sich endlich die Tür öffnet.

 

Im Innern ist die brennende Kirche des Zirkels der Schlange! Schreiende Menschen, die wie Fackeln brennen. Über mir knarzt der Dachstuhl, der komplett in Flammen steht, schon bedrohlich. Überall nur Feuer, Rauch, leidende Menschen und der Tod. Dennoch stolpere ich vorwärts und schreie ihren Namen.

 

Ich glaube, ich sehe Mercedes. Sie liegt vor dem Altar, ihr Körper unnormal verdreht. Ich renne auf sie zu, falle über Trümmerstücke und als ich aufsehe, bemerke ich zwei Gestalten, die links und rechts vom Altar stehen und still auf die Szene schauen. Sie sind beide ganz in schwarz gekleidet und haben Kapuzen auf - es sieht fast aus, als ob sie Kutten tragen. Einer dreht sich zu mir um, als ich versuche aufzustehen. Sei Gesicht ist blutrot und aus seinem Mund hängt eine Schlangenzunge!

 

Erfüllt mit Wut und Hass, hilft mir mein Adrenalin endgültig aufzustehen - doch ich komme nicht weit, weil der Dachstuhl nun endgültig einbricht. Ich werde unter einem Balken begraben, der Rauch nimmt mir den letzten Atem und eine dunkle Ohnmacht umfängt mich.

 

Wie lange ich in der Wohnung gelegen habe, kann ich nicht genau sagen. Als ich wieder zu mir komme, sieht die Wohnung so aus, wie ich sie erwartet habe: Modern, schick, sachlich, austauschbar. Keine brennende Kirche...

 

In meiner Hand halte ich das seidene Halstuch einer Frau. Mecedes Halstuch. Es riecht nach ihrem Parfum.

 

Ich kann nicht aufstehen... die Schmerzen... da, die Brücke... oder ist es doch nur eine Strasse in eine einzige Richtung...

 

Als Matilde und Ove einige Zeit später die Wohnung betreten, liegt Buck einige Schritte von der Tür entfernt tot auf dem Boden. Seine Kleidung und seine Haut sind zwar leicht angesengt, aber das kann nicht die Todesursache gewesen sein.

Edited by Kezia
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