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[Nightmare Bites] Kap.1: AUKTIONSHAUS


Der Läuterer
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LANCASTER AUKTIONSHAUS

83 Maple Street

Montag, 06. Januar 1930

 

Im Auktionshaus ist einiges los. Viele wirklich interessierte Kunden, aber auch einfach nur Leute, die sich auf ihrem Weg durch die Stadt aufwärmen wollen.

 

In den Räumlichkeiten sind die Auktionsstücke aufgereiht und ausgestellt.

 

http://img.tatler.co.uk.s3.amazonaws.com/1920x1280/a_c/Auction-tatler-27may15_rex_b.jpg

 

Zum Ansehen, zum Staunen, zum Begutachten, zum Prüfen. Man kann auch bereits heute schon ein schriftliches Gebot beim Auktionator abgeben.

Edited by Der Läuterer
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Ich öffne die Eingangstür und sehe mich langsam im Auktionshaus um. Es sind viele Menschen da, vermutlich etwas mehr, als ich angenommen hatte. Ich ziehe meine Handschuhe und meinen Schal aus, falte ihn gedankenverloren und blicke mich um, um Stratton zu sehen.

 

Wie viele dieser Leute wohl einfach nur hier sind, weil ihnen kalt ist oder weil sie jemanden treffen und zu einem Lokal in der Gegend gehen wollen?

 

Die Menschenmenge ist groß und ich kann kaum einen Blick auf die ausgestellten Stücke erhaschen. Zweitrangig, erstmal versuche ich, Stratton ausfindig zu machen.

 

Es sind eindeutig zu viele Menschen hier!

 

Nach einiger Zeit fällt mir Strattons Ehefrau auf und ich beschließe, dass es besser ist, zu ihr zu gehen, anstatt nur so herum zu stehen und zu warten. Ich trete auf mich zu, meine Hände sind vor meinem Gürtel verschränkt und halten immer noch Schal, Handschuhe und Mantel. Ich gebe ihr nicht die Hand.

Leise räuspernd, mache ich einen Schritt nach vorne.

 

"Mrs. Stratton?"

Edited by Seraph
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"Oh, Mr Baxter!" Ich lächele ihn an, und nicke als ich sehe, dass er mir keine Hand reicht.

"Gerade von Ihnen war die rede. Gut dass Sie uns gesehen haben...Darf ich vorstellen? Das ist Mr. Eklund, er arbeitet mit mir im Büro."

Ich lächele ihn an.

"Mein Mann entschuldigt sich, aber er hat es nicht geschafft hier zu sein"

Edited by Nyre
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"Guten Tag, Ma'am" erwidere ich und nicke mit dem Kopf. Der Anflug eines Lächelns umspielt meine Lippen, ist dann aber wieder verschwunden.

"Und natürlich auch Ihnen einen guten Tag, Sir. Freut mich, Sie kennen zu lernen."

 

Ich besehe mir Mr. Eklund etwas genauer, weil ich ihn bislang noch nicht kenne.

 

"Das heißt, Mr. Stratton wird heute nicht zugegen sein? Nun, vielleicht können Sie mir etwas über diese mysteriösen Schrumpfköpfe sagen, wegen denen ich gerufen wurde."

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"Ich weiss auch nicht viel, nur dass Hugh unbedingt Ihre Meinung haben wollte, ob sie sich um echte Köpfe handelt, und wennja, ob Sie uns etwas über ihr Alter sagen können, oder wie alt sie schätzenweiser sind"

Ich deute auf den Saal an.

"Vielleicht können wir uns die Objekte gemeinsam anschauen. Hugh könnte ein paar für uns erwerben wollen"

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Das Auktionshaus ist überlaufen. Ein Gedränge. Ein Geschiebe. Viele Menschen, die allesamt eine mollige, wohlige Wärme erzeugen. Aber auch den Sauerstoff verbrauchen. Die Luft ist stickig.

Die Anwesenden zeigen Interesse an den Objekten. Deuten mit dem Zeigefinger mal hier, mal dort hin. Getuschel. Gesprächsfetzen. Unterhaltungen. Diskussionen. Fachsimpeleien...

 

Die kleineren Gegenstände, wie die skurrilen und okkulten Dinge, an denen auch Ihr interessiert seid, befinden sich hinter Glas, in Tisch- und Schrank-Vitrinen. Bei einem Interesse der Anwesenden holen die wenigen Mitarbeiter die Objekte auf Wunsch aus den Vitrinen heraus und geben diese an die potentiellen Käufer weiter, damit sie begutachtet werden können.

 

Wenn es nach der Menschenmenge und den aufgeregten Gesprächen geht, dann werden die Preise für die Objekte am Wochenende mit Sicherheit durch die Decke gehen...

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"Guten Tag, Mr. Baxter."

 

Mein Akzent ist unwiderlegbar fremdländisch... nach kurzem Überlegen ist den meisten Leuten klar, dass ich aus dem skandinavischen Raum stamme. Das Englisch, das ich spreche ist grammatikalisch einwandfrei, aber von einem tiefen

Brummen erfüllt. Etwas, das recht häufig bei Skandinaviern zu beobachten ist. Ein unnatürlich tiefer Klang der Stimme, wenn Englisch gesprochen wird.

Matilde hat mich bereits mehr mals Schwedisch sprechen hören. Nur Fetzen. Aber der Klang meiner Stimme war ein anderer. Höher. Melodischer. Weniger dumpf und gepresst.

 

Doch der Klang meiner Stimme ist durch seine Tiefe auch unaufdringlich... unauffällig. Nur sehr selten dreht sich jemand um, um zu lauschen, wenn ich zum beispiel in einem Cafe mit Leuten spreche. Anders ist es, wenn ich mich in einer sonst eher leisen Umgebung mit jemandem auf Englisch unterhalte. Da schauen sich mehr Leute um, wo die Stimme herkommt. Das tiefe sprachliche Brummen. Doch sie suchen oft in der falschen Ecke und dann sind sie erstaunt, wenn sie MICH als Redner entdecken.

 

Ich sehe wohl nicht so aus, wie ich klinge.

 

Auch jetzt schaut sich keiner zu mir um. Einige Leute schauen Matilde an, als sie den Saal betritt. Natürlich ist sie eine Erscheinung... noch immer. Wird es wohl immer bleiben. Aber mich würdigt man kaum eines Blickes.

 

Ich reiche Mr. Baxter zur Begrüßung die Hand.

 

"Freut mich ebenfalls sie kennenzulernen."

 

"Haben Sie sich schon mit den Exponaten vertraut machen können? Bei dem Gedränge kann das ganz schön schwierig werden."

Wie um diese Aussage zu unterstreichen, drücken oder stolpern gleich mehrere Leute gegen uns. Ob sie Platz machen, damit eines der Exponate aus einem der Schaukästen geholt werden kann oder ob sie sich schlicht vor dem schaurigen Aussehen einiger Stücke zurückgezogen haben, ist mir nicht klar.

 

"Vielleicht sollten wir uns weiter am Rand des Saals weiter unterhalten oder uns auf die Suche nach den interessantesten Stücken machen. Ich persönlich habe Interesse an einigen der alten Bücher. Reizt Sie auch etwas spezielles, Mr. Baxter, oder sind sie nur wegen der Begutachtung der Schrumpfköpfe hier?"

Edited by Puklat
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In der Mitte des Raumes ist ein Podest mit einem Glaskasten, in dem die Totenmaske des Pharaos liegt. Um dieses Podest herum ist eine Absperrung aufgebaut. Und eine Wache, die unauffällig patrouilliert.

Viele Menschen stehen um dieses Kunstwerk herum. Bestaunen es und sprechen miteinander.

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"Die Maske des Pharao..." Drei ältere Männer, die sich unterhalten. Gebildet. Sehr gediegener Wortschatz. Ruhige Stimmlage. Kultivierte Kleidung. Historiker. Vielleicht auch einer anderen Fakultät zugehörig.

"Ja. Die Maske ist ein besonders schönes Stück."

"Eine faszinierende Arbeit... Wirklich wunderschön."

"Nun ja. Ich empfinde das Objekt eher als verstörend. Sie hat etwas beunruhigendes."

"Ich bin nicht abergläubische, aber ich möchte das Ding nicht in meinem Haus haben."

"Sie haben Recht. Ich spüre es auch. Ihr Blick scheint mir immer zu folgen."

"Das bildet man sich nur ein. Meine Herren, was soll dieses abergläubische Getue? Kommt jetzt gleich wieder der Fluch der Mumie zur Sprache? Es ist eben eine phantastische Arbeit. Von einem genialen Künstler."

"So etwas ist schwer zu bekommen. Heutzutage..."

"Sie belieben wirklich zu scherzen, Verehrtester. Heutzutage? Zu jeder Zeit, alter Freund. Zu jeder Zeit. Weshalb glauben Sie wohl, wurde denn so viel Tamtam um Tutanchamun gemacht? Hmm?"

"Das Ganze ist zu schön um wahr zu sein. Das Britische Museum will das Relikt unbedingt."

"Sie bringen das Ganze auf den Knackpunkt. Es wird viele Bieter dafür geben, das heisst, dass der Preis in die Höhe schnellen wird. Ich finde dennoch, dass das Ganze stinkt. Woher stammt das Stück? Aus einer Sammlung? Lächerlich. Das Ding kann nur geschmuggelt worden sein. Und es kann, meiner Meinung nach, noch nicht lange her sein."

"Ich habe gehört, dass auch die Franzosen und die Deutschen grosses Interesse bekundet haben sollen. Mitarbeiter vom Musée du Louvre aus Paris und vom Ägyptischen Museum und Papyrussammlung aus Berlin sind in London, heisst es. Aber es gibt da wohl auch noch ein oder zwei reiche Amerikaner. Einer soll aus New York kommen. Der wird mit dem Metropolitan Museum für Kunst in Verbindung gebracht."

"Meine Herren. Vergessen Sie bitte Ägypten nicht. Das Amt für Antikenwesen hat sich bereits eingeschaltet. Es geht um die Rückgabe der Maske an Kairo... Das wird noch höchst interessant werden."

"Aber egal was die Museen und die reichen Amis bieten werden, unsere Regierung wird eine Ausfuhr eines derartigen Schatzes niemals gestatten. Niemals."

"Wenn die Maske echt ist..."

"Sie ist echt! Sie..."

"Er hat Recht. Sie soll, laut Schätzungen, aus der Zeit des Alten Reiches stammen. Das wären dann mal eben 5.000 Jahre Geschichte."

"Die Maske ist ungewöhnlicher als ungewöhnlich. Silber mit Schwarz - Onyx. Nicht Gold mit Blau - Lapislazuli..."

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Mein Blick schweift über die Menge hinweg. Das Gemurmel der Leute ist lauter geworden. Sie scheinen sich um ein besonderes Exponat zu drängen. Der Geruch von Staub und Schweiß liegt in der Luft.

 

Es sind definitiv zu viele Leute hier!

 

Geistesabwesend nicke ich Mr. Eklund zu.

 

"Ja, das ist eine gute Idee. Lassen Sie uns zusammen mal einen Blick auf die Exponate werfen. Wie ich vorhin bereits andeutete, bin ich hier, um mir die angeblich mumifizierten Teile der Ausstellung anzusehen. Von Schrumpfköpfen war die Rede. Mir ist zwar nach wie vor noch schleierhaft, warum gerade ich hier hinzugezogen wurde, aber..."

 

Meine Stimme verliert sich im Gemurmel der Masse. Ich bedeute Mr. Eklund mir zu folgen und schlendere langsam durch den Raum, immer darauf bedacht, niemanden zu berühren.

Edited by Seraph
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In all dem Gedränge ist der Inhalt der Vitrinen nicht auszumachen. Von den eigentlichen Auslagen ganz zu schweigen, denn sogar die Vitrinen selbst gehen in der Menschenmenge unter. Aber ein unauffällig gekleideter Mitarbeiter, nur zu erkennen am Namensschild über der Brusttasche, auf dem "Lancasters" zu lesen ist, weist Dir die richtige Richtung zum gesuchten Objekt.
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Wir betreten das Auktionshaus.

- Tunnelblick - 

Über und durch die Menschen hindurch sehe ich die Maske im Glaskasten. Meine Hand umschließt Amelias nun noch fester.

 

"Komm mit!" sage ich.

 

Ich bin aufgeregt und beflügelt. Geschmeidig, vielleicht mit dem ein oder anderen Schubser, bahne ich uns den Weg so nah wie möglich an den Schaukasten.

 

"Sieh dir das an! Ziemlich beeindruckend oder? Aber irgendwie auch wirklich einschüchternd. Wem die wohl gehört haben mag?"

 

Ich schaue mich um und suche nach bekannten Gesichtern.

 

"Da... diese feinen Pinkel von der Uni sind auch hier."

 

Ich nicke zu einer schick gekleideten Gruppe älterer Herren, welche immer wieder ihre Köpfe zusammenstecken und den Anschein machen sich einen Plan auszudenken, wie sie die besten Exponate erstehen könnten...

 

... oder einfach nur allen auf den Zeiger zu gehen...

 

Ich drehe mich wieder zur Maske.

 

Na? Wer bist du?

Edited by Rabe
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Die drei Akademiker unterhalten sich weiter. "Was mich wirklich wundert ist, dass das gute Stück noch nicht beschlagnahmt wurde. Wenn mich meine Kenntnisse der Gesetzeslage nicht täuschen, dann müsste der Zoll es konfiszieren, sobald die ägyptische Regierung Ansprüche anmeldet. Es wird bei einem Streit um die Maske nicht um Kunst, sondern vor allem um Politik, gehen."

"Ich bin immer noch an der Geschichte interessiert, wie dieses Relikt von Ägypten nach London kam. Der Weg hierher in die Vitrine ist bestimmt noch interessanter, als die archäologische Grabung selbst."

"Die Leute von der Antikenverwaltung haben sicherlich auch geschlafen, d.h., dass sich die Franzosen vielleicht auch noch einmischen werden."

"Ganz sicher werden sie das sogar. Der Service des Antiquités d'Egypte lässt nicht mit sich spassen. Die werden das nicht einfach so hinnehmen. Bei einer der üblichen Teilung der Funde, wie sie vor dem Krieg üblich war, wäre die Maske nie ausser Landes gekommen. Das hätten Männer wie Gaston Maspero oder sein Nachfolger Pierre Lacau mit Sicherheit verhindert."

"Sollte der Archäologe ausfindig gemacht werden können, der das gute Stück einst ausgrub, ohne den Fund zu melden, dann wird der nie wieder seinen Spaten in ägyptischen Sand stecken dürfen."

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