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[Nightmare Bites] Kap.1: AUKTIONSHAUS


Der Läuterer
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Ich renne hinter Ove her, und verlasse den Raum, ohne zurückzuschauen.

"Wir sollten verschwinden! Vor allem..jetzt! Jetzt dass wir auch etwas dabei haben...sie könnte schreien, die Polizisten rufen, Leute in die Strasse aufmerksam machen!"

sage ich atemols, während ich Ove folge.

"Baxter, lassen Sie es sein!" sage dann.

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Sagte Baxter nicht, sie sei unsere einzige Spur?

Ganz unrecht hat er damit nicht. Aber brauchen wir eine Spur?

Machen wir nicht schon viel zu viele eigene Spuren?

 

Verdammt, was ist hier nur "richtig" und was "falsch"?

Ist es richtig Dinge zu stehlen? Ist es richtig Menschen beim sterben zu belauschen - während sie einen gewaltsamen Tod sterben? Ist es richtig dieser sonderbaren Frau hinterher zu laufen?

Ist es dann aber vielleicht falsch einem gerade mal flüchtig bekannten Mann hinterher zu rennen, nur weil er einen darum bittet?

 

Heute ist so viel falsch gegangen, wie nur hätte falsch gehen können.

Es wurden von vielen Leuten viele Fehler begangen, da mache ich nun keine Ausnahme. Ich hätte vielleicht heute frei nehmen sollen, oder mir doch gleich den Hals brechen sollen, als ich auf der Fütze ausgerutscht bin. Aber es gibt keinen plausiblen Grund warum ich hier bin und tue was ich tue.

Das ganze ist total verkommen... jetzt ist es auch egal, was ich tue.

 

Richtig und falsch gibt es nicht mehr... es gibt nur "jetzt" und "nie".

 

Und ich denke wir sollten diesen Baxter finden... JETZT.... und wir sollten dafür sorgen, dass er auf unserer Seite ist und bleibt und uns nicht verpfeift.

Und das bedeutet auch, dass ich ihm und dieser Frau folgen muss... ob ich das nun will, oder ob das "richtig" ist, weiß nicht mal Gott.

 

 

"Los jetzt, Matilde! Wir müssen hinterher!"

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Frischer Neuschnee liegt auf den Pflastersteinen der schmalen Gasse und bedeckt mit einem weissen Tuch aus Samt den Fluchtweg. Oder ist es der Weg der Gerechten?

Die Mülleimer an den Hauswänden sind mit einigen Zentimetern Schnee gezuckert. Die Spuren der schönen Schwarzen Gazelle und von Baxter sind leicht zu erkennen. Ein Blinder könnte dieser Spur folgen. Seine Schritte, entschlossen und energisch, aber auch schwer und leicht ungelenk, deuten auf den tückisch-glatten Untergrund hin, wenn seine Spuren mal nach links, mal nach rechts ausbrechen... Ihre Schritte, eher kurz, statt raumgreifendend, fast schwerelos, wobei nur die Fussspitzen den Boden zu berühren scheinen.

 

Von der Maple Street fällt das Licht der Strassenlaternen zögerlich in die dunkle Gasse hinein und deutet auf das lebendige London hin. Der Strassenverkehr ist unüberhörbar.

 

Aus der verlassenen Seitengasse hinaus auf die Hauptstrasse. Zwei Welten. Die verlassene Eiswüste trifft auf den wimmelnden Bienenstock. Noch immer, am frühen Abend, ist hier viel los...

 

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Wo sind die zwei hin? Wohin? Links? Rechts? Oder geradeaus?

 

Der Neuschnee ist unter den Schuhen zertreten. Jeder Schuhabdruck ein dankbarer Untergrund für weitere Schuhe, die der Neuschnee schnell wieder bedeckt, nur um erneut zertreten und in grauen Schneematsch verwandelt zu werden.

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Links? Oder doch rechts?

Wieder eine Frage, die einer "Schwarz-weiß" Welt entspringt. Doch es gibt kein Schwarz-Weiß, kein Richtig und Falsch... wieder nicht... noch immer nicht...

 

Das gab es noch nie, doch habe ich das nicht immer so wahr genommen. "Richtig" und "Falsch" machen die Welt scheinbar so simpel, doch ist die Welt nicht simpel... ist alles kompliziert.

Die Welt ist Grau! Wie der zertretene, dreckige Schnee auf dem Gehsteig... grau wie der Himmel über der Straße.

 

Grau ist auch meine Entscheidungsmöglichkeit.

 

Ich bleibe kurz stehen... sehe mich um. Gibt es eine Spur von Ihnen? Eine Gruppe auf dem Gehweg, die auseinander weicht? Leute, die irritiert gucken?

Weder links noch rechts, kann ich entsprechendes sehen... dann bleibt mir nicht viel Auswahl.

 

Die meisten Leute gehen uninteressiert an mir vorbei... nur die wenigsten nehmen Notiz von mir.

Ich spüre, dass Matilde mich eingeholt hat. Sie schaut sich auch um.

 

"Ich weiß nicht wo sie sind... links und rechts kann ich nichts erkennen. Sie können also nur über die Straße geeilt sein."

Die Schlussfolgerung ist gewagt, das weiß ich sehr wohl. Aber mir bleibt keine andere Wahl.

 

Schwarz und Weiß, links, wie rechts, sind keine Option mehr. GRAU ist die einzige Alternative... Grau ist die Mitte... der Weg gerade aus... direkt über die Straße... durch die Straße mit den wenigen Fuhrwerken, noch weniger Pferdeschlitten und den Automobilen, die den Weg und meine Sicht versperren.

 

Ich habe keine Zeit zu verlieren und laufe los. Ich eile schnell und vorsichtig zugleich über die Straße... ich schlidder über die Straße und schaue mich um.

Auch hier sind links und rechts keine Anzeichen für Baxter und die Gazelle, die der weiße Tiger jagt zu sehen.

Ich halte nach einer Gasse ausschau, in die sie verschwunden sein können...

 

DORT! DA ist eine...!

 

Nicht weit von mir entfernt, laufe ich die Straße ein wenig hoch und biege in die Gasse ein.

Hier ist kaum noch Licht.

Ich schalte erneut meine Handlampe ein und suche nach Spuren.

 

Tatsächlich sind hier Spuren... doch ich habe keine Zeit mir ihre Form genau anzusehen.

 

Ich renne los... lange kann ich meinen Ballast nicht mehr in dem Tempo tragen.

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Ich renne hinter Over her, ohne zu reden. Das kann ich nicht, ich bin atemlos.

Ich finde keine gute Idee, was wir hier machen. Aber ich will einfach die zwei nicht so lassen.

Ich schaue mich um, während ich die Maske fest unten meinen Pelz festhalte.

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Ich renne atemlos weiter... das Bündel, das ich über die Schulter trage, fühlt sich schwerer und schwerer an und jeder Schritt wird mehr und mehr zur Qual.

Ich kann nicht glauben, dass Baxter, dieser schlaksige und sportliche Kerl wirklich einen solchen Vorsprung haben sollte.

 

Meine Blick sucht die Gasse nach Hinweise ab.

Wo sind sie?

Was passiert nun?

 

Ich werde langsamer... und langsamer.

 

Schließlich bleibe ich in mitten der dunklen Gasse stehen.

Ich schaue auf den Boden und sehe mehr Spuren als mir lieb ist. Für eine so dunkle und unfreundliche Gasse ist hier offensichtlich mehr "Vekehr" als man erwarten würde.

Mit der Lampe leuchte ich den Boden ab... und tatsächlich sehe ich nur Spuren von zwei oder drei Leuten, die die Gasse in meiner Richtung entlang gegangen sind.

Aber sind es die Spuren von Baxter und der fremden Frau?

Ich bin zu sehr aus der Puste, als dass ich mich darauf konzentrieren kann.

 

Matilde ist mit mir auf gleicher Höhe. .. sie schaut mich ratlos und atemlos an.

 

"Ich glaube wir haben sie verloren", flüster ich völlig außer Atem.

Ich kann nicht mehr weiter laufen... ich will auch nicht mehr.

 

Enttäuscht schaue ich mich noch mal in der Gasse um, und leuchte mit der Lampe in die Ferne.

 

"Baxter!", rufe ich so laut es meine brennenden Lungen zulassen.

 

Mit wesentlich weniger Energie in der Stimme füge ich hinzu:

"Wo sind sie...?"

.... Sie verdammter Narr!

 

 

Ich schaue erstaunt... sind dort Schemen im Schein der Lampe zu sehen gewesen?

Ich halte die Luft um, um zu horchen.

 

Doch... tatsächlich höre ich etwas in der Ferne. Doch kann ich nicht feststellen, was es ist, was ich dort höre. Worte? Geräusche? Wind?

 

Erneut tauchen die Schemen auf.

Verflucht nochmal! Wenn sie das sind, dann müssen wir los...

Aber meine brennen Lungen protestieren so stark sie können gegen diesen Gedanken.

 

Egal. Es muss sein.

 

ich nehme meine Kraft zusammen und wende mich erneut zu Matilde, die sich mit einer Hand an der Wand der Gasse abstützt.

"Da hinten... da ist was... vielleicht Baxter!" Mehr kann ich nicht sagen.

 

Dann beginne ich mich wieder zu bewegen... ich steigere mich in einen zügigen Dauerlauf... mehr ist nicht mehr möglich.

 

Ich komme den Schemen etwas näher... offensichtlich sind sie auch langsamer geworden....

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