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[Nightmare Bites] Gefrorene Tränen


Der Läuterer
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Ich hocke weiter vor dem Bett und blicke zu Matilde auf.

 

"Das kann ich verstehen!

 

Aber ... nach dem was Clive über Träume gesagt hat ... hätte ich Angst ein Mittel zu einzunehmen, dass mich am Erwachen hindert.", überlege ich.

 

"Ist das dumm?"

 

Ich wünschte, ich dürfte ihre Hände nehmen. Nach kurzem Zögern risikiere ich es:

 

"ICH könnte über Deinen Schlaf wachen. Ich könnte Dich wecken, wenn Du träumst ... bis ... bis die Dinge anders werden. Es wäre ohnehin sicherer, wenn wir zusammen bleiben."

Edited by Joran
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Ich schaue ihn unsicher an, aber als er meine Hand nimmt, drücke ich seine leicht.

"Du brauchst dir keine Sorge zu machen..das wird schon wieder" sage ich leise.

"Ja, es ist eine gute Idee, es ist ohnehin sicherer.

 

Und irgendwann wird das notwendig sein, wenn er der Vater meines Kindes vorspielen wird?

 

Ich fühle mich komisch dabei.

 

Es ist das erstes mal, seit Jahre, dass ich so nah an einem Mann bin, ausser Hartmut.

Nein, Cainnech ist noch ein Junge.

So unerfahren im Vergleich zu Hartmut.

 

Was er wohl sagen würde, wenn er uns so sehen würde?

 

Wahrscheinlich würde er ihn töten wollen.

 

Aber er sieht uns ja nicht. Und das geht ihm auch nichts an.

Er hat immer alle Leute die mir gut taten, von mir ferngehalten.

 

Gut, ausser Rick. Rick war...speziell. Ich selbst hatte Angst von ihm.

 

Ich lächele ihn an.

"Schlafmittel veretzt mich in einem Schlaf, dass so tief ist, dass ich gar nicht träumen kann. Aber du hast Recht. Es ist nicht der richtiger Moment"

Ich seufze, und schaue ihn in den Augen.

 

"Mir tut es Leid, in diese Geschichte dich reingezogen zu haben. Wenn dass zu viel für dich ist, ist das der richtige Punkt um es zu sagen. Ich, und auch Clive, würden wir es verstehen"

Edited by Nyre
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"Ich weiß, dass ihr beide es verstehen würdet.

 

Aber ... um ehrlich zu sein ... der Tag, an dem ich noch einen anderen Weg hätte einschlagen können, liegt schon eine Weile zurück."

 

Ich stehe auf und trete einen Schritt von Matilde zurück.

 

"Wir kriegen das schon hin. Du wirst sehen."

 

Auf dem Flur höre ich Schritte.

 

"Das wird Clive mit Luni sein. Ich lasse Dich jetzt alleine, damit Du Dich ankleiden kannst. ... Schließ besser hinter mir ab."

 

Ich gehe herüber zum Stuhl, nehme das Buch vom Fenstersims und stecke die Waffe in die Tasche. Ich werfe einen Blick aus dem Fenster. Draußen scheint alles unverändert.

 

"Ich bin nebenan. Gib mir Bescheid, wenn Du zum Büro gehen willst."

 

Während ich die Zimmertür öffne, werfe ich noch einen Blick zurück zu Matilde und nicke ihr aufmunternd zu.

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Clive

 

Ich stehe auf dem Trottoir und blicke nachdenklich über die Straße auf das Haus gegebenüber. Ich spüre das Gewicht der Lightning in meiner Tasche.

 

"Ich habe mich nach den Reisemöglichkeiten erkundigt. Ein Zug nach Cardiff und eine Passage über den St. George's Channel ließe sich umgehend realisieren. Das war bisher meine Reiseroute zwischen der Heimat und London. Ich habe diesen Weg jedesmal benutzt. Aber schon auf meiner letzten Rückreise fühlte ich mich beobachtet. Dieser orthodoxe Jude, der mich verfolgt ... zumindest in meinen Träumen. Wenn man Hartmut glauben schenken kann, wurde ich hier in der Pension schon von irgendjemandem erwartet. Ich glaube noch immer nicht, dass Hartmut damit richtig liegt. Aber ausschließen kann ich es auch nicht. Wenn ich den gleichen Weg wie immer nehme ...

 

Mir ist unwohl bei dem Gedanken die Route über Cardiff zu wählen. Diesmal nicht ... nicht mit Matilde. Ich habe zuviel Angst gleich wieder zu verlieren, was ich gerade erst gewonnen habe.

 

Es bleibt also eine Schiffspassage oder eine gänzlich unerwartete Reiseroute:

 

Ich habe eine Passage auf einem geeigneten Schiff zunächst reserviert. Es legt voraussichtlich am 15.01.1930 im Hafen von London an, um dort einen kurzen Zwischenstopp einzulegen. Schon mit der nächsten Flut wird es wieder ablegen mit dem Zielhafen Galway. Alle anderen Passagierkabinen sind bereits besetzt, nur drei freie Plätze. Es wird schwer sein, dort jemanden an Bord zu bringen oder gar mehrere Personen, um uns zu verfolgen. Ein konfortabler, sicherer und schneller Dampfer, kein Segler diesmal. Und doch sträuben sich meine Nackenhaare bei dem Gedanken an den Hafen von London und die Wesen, die er beherbergt.

 

Mit der LMS London, Midland and Scottish Railway könnten wir alternativ nach Liverpool fahren und von dort nach Dublin übersetzen. Auf diesem Weg könnten wir die Reise täglich antreten. Diese Route habe ich sonst nicht genommen. Der Weg wäre länger und beschwerlicher ... und wieder die Bahn ...

 

Zuletzt bliebe die Möglichkeit eines Charterfluges. Nur wir in einem Flugzeug. Nur wir ... und der Pilot. Kostspielig zwar, aber Cainnech wäre sicher begeistert. Wir hätten mit ihm einen zweiten Piloten, falls dem ersten etwas ... zustößt. Eine sichere Maschine könnte Cainnech auswählen."

 

"Wie würde es Dir gefallen, zu fliegen?" Ich blicke zu Luni herab, der neben mir sitzt und mich fragend ansieht. "Du vermisst Matilde, nicht wahr? ... Wir gehen gleich zu ihr!", sage ich leise und streiche dem Wolf über den Kopf.

 

"Etwas hält mich noch hier. Alexander einen Vorsprung zu verschaffen, Lord Penhew zu warnen, die Auktion zu besuchen, das alles sind Argumente, aber letztendlich nicht der Grund, warum es mir schwer fällt, sofort aufzubrechen. Es ist das unbestimmte Gefühl, hier etwas noch nicht zuende gebracht zu haben, wie eine unverschlossene Tür oder ein nicht gelöschtes Licht. Und ich frage mich, ob es hiermit zu tun hat." Ich blicke herüber zu dem Haus ... zu der Tür im Erdgeschoss ... zu der amtlichen Verlautbarung, die dort hinter der Scheibe der Tür ausgehängt wurde. Jedermann kann dort lesen, dass hier ein Verbrechen begangen wurde, dass jemand den Tod fand. Aber dort steht nicht, was ich hinter dieser Tür vorgefunden habe. Dort steht nichts über mich.

 

Ich starre das Haus nun schon seit Minuten an ... und die beiden dunklen Fenster der Schneiderei starren ausdruckslos zurück ... nur tiefe Dunkelheit hinter diesen Augen ... Mich fröstelt.

 

Ich blicke die Straße herunter. Das Taxi ist fort. Nichts deutet noch auf den Unfall hin.

 

Ein Zeitungsjunge geht vorüber und preist das Abendblatt an. Ich gebe ihm eine Münze und klemme mir die Zeitung unter den Arm. Vielleicht finde ich dort etwas interessantes ...

 

Meine Taschenuhr zeigt, dass ich schon über die vereinbarte Stunde hinaus bin. Matilde ist jetzt sicher schon erwacht und wartet auf mich. Mit dem Gefühl, ein Feuer nicht gelöscht zu haben, mache ich auf dem Absatz kehrt und mache mich auf den Weg zur Pension. Luni folgt mir ohne zu zögern. Er spürt, dass es zurück zu Matilde geht.

 

Die beiden Fenster der Schneiderei starren mir hinterher. Ich spüre ihren Blick in meinem Nacken.

 

"Ich kann noch nicht abreisen. Verdammt, ich wünschte ich könnte, nichts will ich mehr, als zuhause mit Matilde und Cainnech leben ... aber ich KANN nicht ... noch nicht ..."

Edited by Joran
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Cainnech

 

Als ich das Zimmer von Matilde verlasse und die Tür hinter mir zuziehe, stehen auf dem Flur zwei Männer, die ich noch nicht gesehen haben. Als ich auf den Gang hinaustrete, bleiben sie vor einer Tür stehen, kurz vor dem hintersten Abschnitt des Flurs, in dem unsere drei Zimmer liegen. Einer kram auffällig in seiner Hosentasche. Ich habe Zweifel, ob er tatsächlich nach einem Zimmerschlüssel sucht und entsichere unauffällig die durch mein Buch verdeckte Pistole. Dann trete ich in mein Zimmer und verharre lauschend hinter der Tür.

 

"Sind das tatsächlich Gäste oder droht Matilde ein weiterer Anschlag?"

 

Ich spüre, wie mein Herz schneller schlägt und eine innere Erregung von mir Besitz ergreift. Mir wird bewusst, dass ich nicht zögern werde. Aber die Schritte im Flur gehen nicht weiter. Eine Tür wird aufgesperrt und wieder geschlossen. Die abklingende Erregung weicht langsam einem Gefühl der Furcht. "Zu wem werde ich geworden sein, wenn ich Irland wieder betrete?"

Edited by Joran
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Ich stehe auf, ziehe mich an, und dann gehe zum Telefon.

Ich wähle die Nummer des Büros.

 

Ich bin ziemlich sicher, Kilmister ist da.

 

Als Kilmister antowrtet, merke ich, dass er ein wenig müde klingt. Oder angespannt. Oder beide.

 

"Walter, ich bin es." sage ich sanft.

"Ich hoffe es läuft alles gut da im Büro. Ich wollte dich um etwas bitten."

Ich mache eine kleine Pause.

Ob er schon weisst, was passiert ist? Doch ich habe keine Zeit, alles ihm dettalliert zu erklären.

"Ich wollte dich bitten, ob du mir helfen könntest die Papiere für die Scheidung vorzubereiten. Ich habe vor, England zu verlassen, und würde alles in die Wege leiten, bevor es geschiet."

Ich warte dann auf seine Antwort. Und Reaktion.

Edited by Nyre
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"Hallo, Matilde. Geht es Dir einigermassen gut? Die Entscheidung ist Dir sicher nicht leicht gefallen und ich kann... ich kann nur vermuten, wie sehr Dich das Ganze gerade beschäftigt und mitnimmt. Wenn Du jemanden zum Reden brauchst, oder ich Dir sonst irgendwie helfen kann, dann scheu Dich nicht, etwas zu sagen. Okay?"

 

"Wir hatten hier gerade ein kurzes aber sehr intensives Brandgespräch. Hans ist recht deutlich geworden. Und laut. Herr Eklund hat im Auktionshaus drei Exponate gestohlen, wie heraus gekommen ist, denn Herr Baxter meinte, er sei der einzige gewesen, der leider nichts habe mitgehen lassen."

 

Kilmister atmet durch. "Hans ist schon weg. Und langsam wird das Büro auch wieder warm. Du kennst Deinen Mann ja. Er ist ein kalter Fisch. In vielerlei Hinsicht. Aber der Winter ist seine Jahreszeit."

 

"Ich werde noch versuchen ihn zu erreichen, aber..., Du kennst ihn ja, Deinen Mann... aber, selbst wenn ich ihn noch erreichen kann, ich denke nicht, dass er sich von Dir scheiden lassen wird."

 

"Er wird es hassen nur daran zu denken, Du würdest gerade in den Armen eines Anderen liegen. Er ist verdammt eifersüchtig, das weisst Du. Und, so wie ich ihn kenne, wird er Dir nie den Ehering abnehmen helfen."

 

"Matilde, ich werde mein Möglichstes tun, um Deinem Wunsch zu entsprechen..."

 

"Ach ja, Ove und Wentworth kommen bei Doktor Savage's Pension vorbei, um alles weitere wegen des Auftrags mit Dir zu besprechen."

 

"Hast Du sonst noch etwas auf dem Herzen?"

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Die Antwort habe ich irgendwie erwartet.

"Nun ja..ich kann mir vorstellen, dass er nicht einverstanden sein wird..ich will dir auch nicht damit belasten, ihr seit ja schliesslich befreundet" [...]

 

"Nein, Walter, gerade das ist das Problem, ich kenn meinen Mann ja gar nicht. Das hat er gut hinbekommen. Ich bin sicher, du weisst mehr als ich." [...]

 

Ich rede weiterhin ruhig. Emotionslos.

 

"Ich möchte nicht, dass er auf dich böse ist, also..vielleicht kannst du es ja nur ihm es sagen, ich werde sicherlich einen Anwalt hier noch finden. Ja, machen wir es so." [...]

 

"in den Armen einen Anderen? Ist jetzt eine Vermutung, oder hat er dir es so gesagt? Mensch, Walter.." Ich lache kurz.

 

"Ist DAS worauf er Angst hat?" sage ich belustigt.

 

Dann aber bitterernst.

 

"Was ich machen werde, und mit wem ich schlafen werde, ist keine seiner Angelegenheiten. Nicht mehr. Alexanders Schutz sollte es sein. Und ich hoffe, er wird es machen, ansonsten werde ich es rausfinden, und ihm persönlich die Kehle durschschneiden" [...]

 

"Und ach, was der Ehering betrifft, sollte er unbesorgt sein, seine Hilfe brauche ich nicht. Ich habe es bereits abgenommen" Sage ich eiskalt.

 

"Ich wünsche Euch viel Glück"

 

Ich lege auf.

Edited by Nyre
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