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[Nightmare Bites] DER TAG ALS DER REGEN KAM


Der Läuterer
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Ich schaue ihn fast verzweifelt an.

Nein, Luni werde ich nicht allein lassen, er würde es nicht verstehen.

Er würde mich hassen, oder schlimmer, er würde sich sterben lassen.

Ich schaue hin und her.

"Wieviel kostet es?"

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Clive

 

Ich trete von hinten an Matilde heran.

 

"Nein, Du kannst ihn nicht alleine lassen. Wir bringen ihn jetzt erst gemeinsam in die Praxis und sehen dann weiter. Die Geschehnisse sind unseren Händen längst entglitten. Mit Luni zu gehen scheint mir nicht schlechter als jede andere Entscheidung. Und nachdem Luni versorgt ist, entscheiden wir, was wir als nächstes tun können ... gemeinsam. Ich denke, dies wird noch eine lange Nacht.

 

Lord Penhew hat mit der Polizei gesprochen. Da scheint soweit alles geregelt zu sein ... Aber er hat sich merkwürdig verhalten ... schien es sehr eilig zu haben, von hier weg zu kommen. ... Ich soll Dich von ihm grüßen, meinte er nur." Ich kratze mich gedankenverloren an der Stirn. Dann erinnere ich mich an den Tierarzt.

 

"Wo bleiben nur meine Manieren? Ich nehme an, Sie sind Edward Johnson?", ich reiche dem Tierarzt meine Hand. "Wir haben miteinander telefoniert. Vielen Dank, dass Sie sich herbemüht haben!

 

Wenn Sie mir sagen, wo ihr Wagen parkt, würde ich noch kurz raus gehen und mich nach dem letzten im Bunde erkundigen." An Ove gewandt füge ich hinzu: "Er soll seine Rolle eine Weile weiter spielen und sich hier untersuchen lassen. So kann er näher bei Kristine bleiben, als irgendjemand sonst von uns."

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Zu Matilde gewandt. "Ein paar Schillings wird es schon kosten, Madame. Und keine Sorge. Nur weil Sie eine hübsche, italienische Adelige sind, wird es weder billiger noch teurer."

 

"Ja, ich bin der Tierarzt, den Sie angerufen haben."

 

"Johnson. Erfreut Sie kennen zu lernen, Herr Savage. Schön, dass Sie mich aus dem Telefonbuch heraus gefischt haben." Er reich Dir die Hand. "Sie haben sicherlich von meiner hervorragenden Arbeit gehört, dass Sie mich konsultiert haben." Er lächelt etwas verlegen.

 

"Wenn Sie es wünschen, zeige ich Ihnen wo der Wagen geparkt steht. Folgen Sie mir bitte. Es ist nicht weit. Aber in den Wagen passen lediglich noch zwei Passagiere."

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"Dann geben Sie mir doch bitte noch Ihre Karte. Mrs. Stratton wird mit Ihnen fahren. Und Mr. Eklund vielleicht? Oder Sie, Dr. Baxter?

 

Wir anderen folgen Ihnen dann im Taxi nach. Vielleicht schaffe ich es ja noch, Ihnen ein wenig über die Schulter schauen. Schließlich kenne ich mich nur mit dem menschlichen Körper aus."

 

 

Nachdem mir Mr. Johnson seine Karte übergeben hat und wir Luni sicher in dessen Wagen getragen haben, mache ich mich auf die Suche nach Cainnech. Die Menschenmenge vor dem Krankehaus hat sich rasch aufgelöst. Nur wenige Neugierige sind verblieben.

 

Von einem Polizisten erfahre ich, dass Cainnech ins Revier gefahren wurde. Ich habe das Gefühl, dass mir der Mann ausweicht. Auf seine wortkarge Art gibt er mir deutlich zu verstehen, dass ich nichts weiter von ihm erfahren werde. Währenddessen grinst mich ein grobschlächtiger Mann auf dem Gehweg unverholen an. Immerhin teilt mir der Polizist noch mit, auf welche Polizeiwache Cainnech gebracht wurde. Aber ich kann es jetzt nicht auf eine erneute Konfrontation mit der Polizei ankommen lassen. Darum lasse ich es hierbei bewenden.

 

"Ein Schritt nach dem anderen. Cainnech wird schon ein paar Stunden zurecht kommen. Möglicherweise kann Lord Penhew uns noch ein weiteres Mal helfen ... oder das irische Konsulat ... oder ich nehme Kontakt zu diesem 'Paddy Whack' auf", denke ich versonnen. Zwischen den einzelnen Informationen der letzten Tage scheinen sich in meinem Kopf Verbindungen abzuzeichnen. Ich habe das Gefühl, die ersten Randstücke eines Puzzles zusammengefügt zu haben. Doch in der Mitte klafft noch ein großes Loch ... das Auktionshaus.

 

Ich suche ein Taxi, um den anderen zu folgen. Auf der Visitenkarte lese ich Riding House. "Wo sonst?", denke ich und seufze.

Edited by Joran
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Der Arzt überreicht Dir seine Karte, die sehr schlicht und einfach gestaltet ist.

 

Und nachdem Ihr Euch ein Taxi organisiert habt, folgt Ihr dem Wagen des Tierarztes zu dessen kleiner Praxis... nur etwa zweihundert Meter von der Schneiderei in der Riding House Street entfernt.

 

Das Wetter ist noch immer sehr unleidlich. Kalt, mit viel Wind, der die Kälte noch schlimmer erscheinen lässt, gekrönt noch dazu von strömendem Regen, der den Schnee immer weiter schmilzt und fortspült.

 

Nach etwa dreissig Minuten hat Johnson sein Werk getan. "So, der alte Knabe hier wird wieder."

 

Der Tierarzt streichelt Luni den Kopf. "Gönnen Sie ihm aber viel Ruhe. Kurze Spaziergänge sind in den ersten Tagen ausreichend, aber bitte nicht mehr. Er wird noch eine Weile humpeln. Und das ist völlig normal. So ein Wolf hat eine zähe Konstitution, machen Sie sich also keine Sorgen. Aber denken Sie bitte daran, dass er weder Katzen noch Eichhörnchen jagt, ja? Und gehen Sie anderen Hunden aus dem Weg."

 

"Geben Sie ihm in nächster Zeit nur frische Leber und Markknochen zu fressen und immer frisches Wasser. Viel Wasser. Ihr Wolf hat einiges an Blut verloren. Das muss sich erst einmal langsam wieder nachbilden."

 

"Beobachten Sie die Narbe gut. Wenn sich die Haut drum herum dunkelrot verfärbt, dann rufen Sie mich sofort an. Ich komme dann vorbei. Die Nummer ist auf meiner Karte vermerkt. Okay? Die Narbe wird ansonsten bald nicht mehr zu sehen sein, wenn das Fell an den ausrasierten Stellen nachgewachsen ist."

 

"Das war's auch schon soweit. Kommen Sie bitte in vierzehn Tagen zum Fäden ziehen wieder vorbei. Okay?" Er reicht Dir die Hand.

Edited by Der Läuterer
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"Vielen...ähm...Dank, Doktor", sage ich mit fester Stimme und reiche dem Tierarzt die Hand. Ich überlege kurz, ob ich Luni zurück zum Auto tragen soll, entscheide mich dann aber dagegen. Nicht nur, weil der Kontakt mit einem lebenden Tier noch schlimmer ist als der mit einem lebenden Menschen, sondern auch weil ich verspüre, dass Matilde eine sehr spezielle Beziehung zu ihrem Tier hat und dies nun ihre Aufgabe ist - ob sie ihn trägt oder den Wolf humpeln lässt, das ist ihre Angelegenheit.

 

Die Türen schlagen zu, Luni sitzt auf der Rückbank und hechelt ein wenig vor sich hin.

Eine peinliche Stille tritt ein.

 

Ich räuspere mich und rücke mein Revers zurecht.

 

"Nun...jetzt, wo das geklärt ist, wo treffen wir uns mit den anderen? Nicht, dass Sie denken, ich würde Luni als eine Angelegenheit mit Klärungsbedarf ansehen, Mrs. Stratton! Ich meine vielmehr dass....na ja, jedenfalls das, was ich Ihnen sagen will, ist einfach....wissen Sie....ich ähm hoffe, es geht Ihnen den Umständen entsprechend geht."

 

Baxter, du Idiot. Wieso bist du überhaupt mitgefahren?

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Ich bezahle den Mann, und gebe ihm das doppelt der Rechnung.

"Danke" murmele ich, und mit Hilfe von Clive, trage ich Luni wieder raus.

"Ich bin für Lord Penhew. Aber erst musst ich Luni..ich muss ihn bei Kilmister lassen, er kann nicht mitkommen"

Ich streichele ihn sanft den Fell.

"Ich verlasse dich nicht, versprochen. Aber mitzukommen ist zu gefährlich. Verstehst du?"

Ein paar Tränen kommen hoch.

Ich fühle mich immer einsamer auf meinem Weg.

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Clive

 

Ich lege tröstend meine Hand auf Matildes Schulter.

 

"Es ist nicht für lange. Bald verlassen wir zusammen London!", versuche ich ihr mit Zuversicht in der Stimme zu versichern. Aber es fehlt mir wohl selbst die nötige Gewissheit, um dabei wirklich überzeugend zu sein. "Die Hauptsache ist, dass Luni wieder gesund wird."

 

"Ich wünschte, Cainnech wäre hier. Er ist besser darin, Menschen aufzumuntern ... Genaugenommen ist wohl so ziemlich jeder besser darin als ich."

 

"Von hier ist es nur ein Katzensprung bis zum Büro ... und bis zu Lord Penhew. Meinst Du, wir werden Mr. Kilmister um diese Zeit noch im Büro antreffen ... oder können Luni für die Dauer unseres Besuchs bei Penhew im Büro lassen ... der Ort ist ihm vertraut. Ich denke, er würde dort schlafen, geschwächt wie er ist."

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"Was ist mit Cainnech? Wir müssen ihn da rausholen. Ich will nicht, dass er bei den Tieren da bleibt".

Meine Augen funkeln böse.

Hätte ich die Polizisten hier, würde ich sie alle einfach einen nach dem anderen hinrichten.

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Clive

 

"Sie haben ihn zur Wache mitgenommen."

 

Ich streiche mir nachdenklich über die Bartstoppeln. Der Tag war lang.

 

"Ich glaube nicht, dass wir dort heute noch etwas erreichen können ... um diese Uhrzeit. ... Vor allem nicht wir! Die behalten uns wahrscheinlich auch noch da, wenn wir jetzt noch dort aufkreuzen.

 

Aber da war noch etwas anderes. Der Polizist machte einen merkwürdigen Eindruck, als ich ihn nach Cainnech gefragt habe. Und da war ein Mann vor dem Krankenhaus, der zugehört und mich frech angegrinst hat. ... Aber wer hat sich heute überhaupt normal verhalten? Cainnech wird schon klarkommen ... ich hoffe es jedenfalls."

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Clive

 

Nachdem Luni wieder transportfähig ist, machen wir uns auf den Weg ins Büro der Detektei. Der Tierarzt bietet an, Luni zu fahren. Matilde und Dr. Baxter steigen ebenfalls in den Wagen. Damit ist der Wagen voll besetzt.

 

Ich habe mich entschieden zu Fuss zu folgen. Ich möchte mir in Ruhe noch einmal alle Informationen ins Gedächtnis rufen, die ich seit meiner Ankunft in London gesammelt habe, das relevante von dem unwichtigen trennen und eine Ordnung in das Durcheinander zu bringen versuchen. Außerdem übt die Änderungsschneiderei noch immer eine starke Anziehungskraft auf mich aus, aber das erwähne ich gegenüber den anderen nicht.

 

Der Weg ist nicht sehr weit und Mr. Eklund bietet an, mich zu begleiten. In Matildes Gesicht lese ich, dass sie mit dieser Entscheidung nicht besonders glücklich ist, aber sie widerspricht mir nicht.

 

Wir blicken dem Wagen des Tierarztes nach, wie er die Riding House herab fährt und um eine Ecke biegt. Dann senkt sich Stille über die Straße und wir beginnen mit unserem Weg.

 

Als wir die Schneiderei erreichen, halte ich kurz inne. Wieder sehe ich die amtliche Verlautbarung, die den Eintritt verwehrt. Irgendjemand hat zwischenzeitlich mit Kreide etwas an die Wand geschmiert, was der Regen jedoch zur Unkenntlichkeit verwischt hat. Ein makaberer Lausbubenstreich, vermute ich.

 

Wieder blicken mir stumm die leeren Augenhöhlen der Fenster entgegen ... abwartend ... herausfordernd ... lauernd ... Und erneut habe ich das Gefühl, hier noch etwas unerledigt gelassen zu haben. "Ist es nur das Bedürfnis, die Leere, die in meinem Innern mit IHREM verschwinden entstanden ist, wieder zu füllen? Oder suche ich hier nach mehr? Was mag hier tatsächlich geschehen sein ... in der Erinnerungslücke zwischen dem Handschlag und meinen Erwachen neben Matilde?"

 

Als Ove Eklund merkt, dass ich stehengeblieben bin, hält auch er nach wenigen Schritten inne und blickt zu mir zurück. Er folgt meinem Blick zu dem dunklen Haus, aber er stellt keine Fragen.

 

Abrupt wende ich mich wieder zum gehen und schließe zu Mr. Eklund auf, während der kalte Blick weiter auf mir liegt. Doch dann biegen wir in die 'Great Tichfield' ein. Im Teehaus ist noch Licht. Eine Handvoll Gäste sitzt noch an den Tischen.

 

Mr. Eklund mit seiner Photo-Tasche ist ein angenehmer Weggefährte. Er scheint kein Mann großer Worte zu sein ... oder er weiß, wann man besser schweigt. Wortlos gewinnt er meine Sympathie.

 

Ich stecke meine Hände in die Taschen. In der einen steckt die kalte Lightning. In der anderen stoße ich auf ein paar Münzen. "Wechselgeld vom Zeitungsverkäufer?" Ich ziehe die Münzen aus der Tasche und betrachte sie: Ein Schilling und ein Sixpence. Wortlos lasse ich die Münzen wieder in die Tasche gleiten.

 

 

Als wir die Tottenham Court Road erreichen, bleibe ich kurz vor dem Haus mit der Nr. 35 stehen. Ein großes Schild verweist auf die Penhew Stiftung. Die Ausstellung ist bereits geschlossen. Die Fenster sind dunkel.

 

"Sie sollten sich die Ausstellung einmal ansehen. Es lohnt sich!", meint Ove Eklund freundlich.

 

"Ja ... das würde ich gerne ... wenn die Zeit bleibt", antworte ich ihm.

 

Der Wagen des Tierarztes ist schon wieder verschwunden.

 

Während Mr. Eklund vorgeht und die Haustür des Nachbarhauses aufschließt, blicke ich an der Fassade herauf. Oben, wo die Büroräume der Detektei sind, ist Licht in den Fenstern. Ich sehe einen schattenhaften Umriss in einem der Fenster und winke kurz herauf. Dann folge ich Ove.

 

 

Als wir dei Treppe heraufgestiegen sind und ich an die Tür klopfe, öffnet Matilde diese fast augenblicklich. Aus den erleuchteten Räumen hinter ihr dringen leise Stimmen murmelnd zu mir. Daneben höre ich das Bullern eines Kessels.

 

"Ein starker Kaffee wäre jetzt wirklich wunderbar! Das ist lieb von Dir, Matilde ... Ich bin ... erschöpft. Das war ein harter Tag." Dankbar lächle ich Matilde an.

 

 

Kurz darauf sitzen wir vier um einen Tisch, jeder eine Tasse in der Hand. Luni liegt auf einer Decke vor dem Ofen und schläft. Ich lehne mich in meinem Sessel zurück und genieße den ersten Schluck des heißen Getränks.

 

Überraschenderweise eröffnet Mr. Eklund das Gespräch. Er stellt seine Tasche auf den Tisch und öffnet sie. Er berichtet von den Erlebnissen in dem Auktionshaus und Matilde steuert ab und an ein paar Einzelheiten bei. Dr. Baxter schweigt hingegen und wirkt so undurchsichtig wie eh und je.

 

Dann wickelt Ove das "Fundstück" aus, das er den ganzen Tag in seiner Tasche mit sich herumgetragen hat. Vorsichtig legt er das Auktionsstück #13, eine Hand auf den Tisch.

 

"Das Stück war als Affenhand beschrieben, vermutlich die Hand eines Schimpansen", meint Mr. Eklund.

 

Ich beuge mich interessiert vor und betrachte das konservierte Körperteil eingehend.

 

"Das würde mich sehr wundern.

 

Das Verhältnis der Länge der Finger zueinander und zur Hand ansich erscheint mir nicht typisch für einen Affen. Der Daumen ist zu lang, der Handrücken ist zu kurz für einen Affen. Jedenfalls für die Affen, die ich in Afrika, Südamerika und Asien bisher gesehen habe. Natürlich gibt es auch bei den Affen unterschiede. Ein Gorilla, der überwiegend am Boden lebt, hat eine andere Handform als ein Kletteraffe, der sich von Ast zu Ast wirft.

 

Es gibt zwar auch bei Affen manchmal lange Fingernägel, aber eher nicht bei Schimpansen, würde ich meinen. Das erscheint mir unwahrscheinlich. Und diese Nägel sind sehr gleichmäßig und sehr spitz, erinnern fast an Krallen.", setze ich nachdenklich meine Untersuchung fort.

 

"Aber, nein ... ich glaube nicht, dass das die Hand eines Affen ist.

 

Viel erstaunlicher ist jedoch die Polydaktylie. So bezeichnet man die Vielfingrigkeit. Diese Hand hat SECHS Finger! Wir haben es hier also mit Hexadaktylie zu tun.

 

Wissen Sie, es gehört zu den erstaunlichen Phänomenen der Naturkunde, dass die Zoologie weder Säugetiere, noch Vögel, noch Amphibien, noch Reptilien kennt, die von iher Natur her mit sechs Fingern ausgestattet sind. Einige Evolutionsforscher messen dem meiner Erinnung nach Bedeutung bei.

 

Allgemein gilt die Sechsfingrigkeit als eine Fehlbildung. Man trifft auf sie angeblich verstärkt auf sie in Regionen, wo ... nun ... über Generationen besonders enge verwandtschaftliche Verhältnisse zwischen Ehegatten bestehen, sei es aufgrund geographischer Abgeschiedenheit des Siedlungsgebietes  ... oder auch aufgrund von Traditionen, mit denen das Vermögen in der Familie gehalten werden soll, so dass Ehen vornehmlich zwischen Vettern und Basen ...", ich räuspere mich. "Sie verstehen, was ich meine ...

 

Entweder diese Hand gehörte einem fehlgebildeten Menschen ... oder meinetwegen auch Affen ... oder wir haben es hier mit der Hand eines Wesens zu tun, dass in der Zoologie bislang unbekannt sein dürfte!"

 

 

Nachdem wir noch eine Weile über die sechs Finger sinniert haben, trägt jeder vor, was er an Informationen beizusteuern vermag.

 

Mr. Eklund, Dr. Baxter und Matilde berichten über die weiteren Auktionsgegenstände, die sie gesehen (und teilweise mitgenommen) haben.

 

Dr. Baxter berichtet über den Fund in Dalgliesh Fahrzeug.

 

Matilde und ich bereichten noch einmal ausgiebig von dem Taxi-Unfall, den Anrufen im Tee-Haus und dem Angriff dieses Wesens in der Schneiderei.

 

Ich erzähle von den Zeitungsartikeln, von Hartmuts Hinweis auf die legendären Tcho-Tcho und auf das Wachsfigurenkabinett und von dem Gespräch mit Lord Penhew.

 

Widerwillig erzähle ich auch von der Einladungskarte, die laut Hartmut bei den Gegenständen war, die ich in der Schneiderei bei der Leiche gefunden habe. Ich beschränke mich hinsichtlich meiner Freundschaft mit Roger aber auf das nötigste.

 

Dann bitte ich Matilde einen Stadtplan von London zu holen. Als die Karte auf dem Tisch liegt, beginne ich alle Orte einzuzeichnen, die bisher Erwähnung gefunden haben und erklären den anderen meine Theorie, dass das Auktionshaus in der Mitte all dieser Orte liegt. Ich erläutere meine Theorie, dass all diese Ereignisse in einem Zusammehang mit etwas stehen könnten, was sich in, unter oder nahe dem Auktionshaus befindet. Ich äußere meinen Verdacht, dass auch die Fleischerein, die Matilde in Dalgliesh's Gedanken gesehen hat, sich in diesem eng umgrenzten Gebiet befindet.

 

Mehr oder weniger ratlos betrachten wir schließlich das Bild auf der Karte. Lange sind die Tassen geleert.

 

 

"Wir sollten Lord Penhew nicht länger warten lassen, denke ich. Wir sollten den Besuch nicht bis morgen aufschieben."

 

Hierüber sind sich alle einig, auch wenn man Oves Gedanken leicht erraten kann. Er würde lieber ins Krankenhaus zurückkehren, wenn man es ihm erlauben würde.

 

Und ich muss an Cainnech denken, der nun in irgendeiner Zelle sitzten dürfte. "Ich hoffe, dass wird mich heute nicht in meinen Träumen verfolgen...", denke ich und sehe das Bild von Roger in seiner Zelle vor mir, wie ich es auf Herm zum ersten Mal geträumt habe.

 

Dann brechen wir auf. Vorsorglich falte ich die Karte auf und stecke sie in meine Innentasche.

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