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[In Via Flaminia] Szene VIII v. XVI - Rudis excitatio -


Alveradis
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Furia

- in ihrem Schlafzimmer in der Caedier-Villa -

 

 

Als Furia wieder zu sich kommt ist es dämmrig. Sie weiß nicht, ob es früh oder spät ist oder wie viel Zeit vergangen ist. Ihr ist übel, sie weiß, wenn sie sich jetzt bewegt, wird sie sich übergeben. Das Haus ist still.

Es fällt ihr schwer, ihre Gedanken zu ordnen. Wilde Fetzen flimmern vor ihren Augen, alles wirkt pelzig und falsch. Sie hat schlecht geträumt, aber die surrealen Träume zeichnen sich leider zu deutlich gegen die unerträgliche Realität ab. Furia presst die Augen zu, aber die Bilder verschwinden nicht, ebenso wenig wie der kaum wahrzunehmende, aber dennoch allgegenwärtige Gestank nach... ja, nach was eigentlich? Süßlich, ein bisschen wie zu schwerer Wein oder Lustknaben. Man hätte den Geruch mögen können, doch Furia war verkatert von diesem ...etwas... Es trieb ihr die Säure in die Speiseröhre und das Elend in den Schlaf. Sie ist es so Leid.

 

Furia zieht die Beine an ihren Körper und rollt sich zusamen, reibt ihre Wange an ihren Oberschenkeln, um wieder Gespür für ihren Körper zu bekommen. Es gelingt ihr nicht. Sie fühlt sich so schrecklich einsam.

Lucius hatte ihr vor einiger Zeit einen kleinen Hund von einer seiner Reisen mitgebracht. Ein pelziges, schmutzigweißes Tier, unerzogen und laut, aber warm und atmend. Furia hatte das Tier weniger mit sich herum getragen, als sie wollte, hatte Angst, man würde es ihr als Schwäche auslegen.

Vor einer knappen Woche, nach nur 4 Mondläufen hatte sie den zerschlagenen Körper des Tieres im Atrium gefunden.

Er ist von einem der Balkone gefallen hatten sie gesagt.

Ja, sicher.

Jeden Atemzug den ich tue wird dieses Haus feindseliger.

Nur einer von uns beiden wird diese Begegnung überlegen. Entweder ich reisse diese Mauern nieder oder ich gehe in ihnen zu Grunde.

 

Furia rollt sich weiter zusammen, krampft ihre Muskeln, als müsste sie sich nur fest genug einrollen, um zu verschwinden.

 

Eigentlich müsste ich weinen. Es ist so schrecklich alles. Prima hatte recht, es ist wie es ist, wie konnte ich so dumm sein, anzunehmen, ausgerechnet ich hätte mehr Glück.

Primas bleiches, kaltes Gesicht flackert vor Furias Wahrnehmung. Still. Sie hatte Recht gehabt und dafür hatte sie teuer bezahlt.

Edited by Alveradis
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Lucius Caedicius Pisciculus

- Schlafgemach der Furia in der Villa Pisciculi -

 

Mit schweren Schritten und müdem Blick trete ich in die Tür des Schlafgemachs meiner Frau. Um mehrere Libra erleichtert, allerdings um den Preis von Jahrzehnten der Alterung. Meine Haare scheinen grauer als zuvor, meine Haut fahl, mein Blick ist trüb und die Kraft, die ich einst verströmte, ist verschwunden. Ich betrachte Furia einen Augenblick - kurz klärt sich mein Blick und ein mildes Lächeln schleicht auf mein Gesicht -, dann wanke ich schweren Schrittes zu ihrem Bett und setze mich neben den kleinen zusammengerollten Körper. Mein Leib ist nackt und mein Tentakelärmchen hängt blutverschmiert matt an mir herab.

 

Es dauert eine ganze Zeit, bis ich meine Stimme finde und genug Kraft, um etwas zu sagen, dann bricht es aus mir heraus: "Alles wird gut. Ab jetzt, meine Liebe. Vertrau mir. Alles wird wieder sein wie früher... vor ... vor diesem Land."

 

Dann lasse ich mich nach hinten umfallen und komme mit meinem Kopf neben Furias zu liegen, sehe in ihr unglückliches aber wunderschönes Gesicht.

 

Ich habe das alles nur für dich getan. Weil ich es dir nicht antun konnte. Hoffentlich geht mein Plan auf und sie bemerken die Wahrheit nicht. Hoffentlich ist das Blut der Sklavin rein genug, dass auch sie den Nachkommen gebären kann.

 

Arme Attilia, was hast du ihr angetan, du Monster? Nein. Zu was haben sie dich gezwungen. Du beschützt nur deine Frau, Pisciculus. Das einzige, was wichtig ist.

 

Erneut ein sanftes Lächeln, während ich Furia nach wie vor anblicke. Von der Spitze meines Tentakelsärmchens, die etwas über der Bettkante hängt, tropfen Blut und Laich auf den Boden. Die Geräusche könnten kaum unterschiedlicher sein beim Aufkommen... Helles Tipp tipp tipp, das Blut, dann ein dumpfes Platsch-Quatsch, der Laich.

 

Arme Attilia.

Edited by 123
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  • 2 weeks later...

Lucius Caedicius Pisciculus

- Schlafgemach der Furia in der Villa Pisciculi -

 

Nachdem Furia nicht auf mich reagiert, lege ich ihr meine riesige Pranke auf den Rücken, streiche ihn sanft und unbeholfen. "Schschsch. Alles wird gut, Liebes."

 

Bitte sprich doch mit mir. Ich mache das doch alles nur für dich.

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  • 2 weeks later...

Lucius Caedicius Pisciculus

- Schlafgemach der Furia in der Villa Pisciculi -

 

Ich verharre eine ganze Zeit neben dem reglosen Körper, dann erhebe ich mich. Mein Gesicht zur Fratze verzerrt, ich brülle wie ein Stier, erst unartikuliert, dann formen sich Worte: "HOLT MIR FIMBRIA! IRGENDETWAS IST MIT MEINER FRAU UND ICH WILL WISSEN WAS!" Ich höre wie die Sklaven draußen aufspringen. Dann stehe ich heftig atmend im Zimmer. Niemand da den ich anschreien könnte, niemand den ich züchtigen könnte. Hilflosigkeit macht sich in mir breit. Ein Gefühl wie sterben. Manchmal lässt man sich auf Dinge ein, die man eigentlich nicht tun möchte, wenn man dieses Gefühl loswerden will. Ich denke wieder an die Küste ... die Küste an jenem einen Tag in Britannia... an jenem einen Tag, als das hier alles begann. Lange zurück und so nah wie immer. Britannia ist hier, mitten in Ostia.

 

Eine Träne rinnt meine Wange hinunter... Zorn, Trauer über die falsche Entscheidung, um meine Frau, um Attilia, um meines Verrates willen, Hilflosigkeit... Wenn es doch enden würde. Einfach so. Ich denke an mein Gladius in einer Kiste in meinem cubiculum... vielleicht wäre das die beste Lösung... für Furia, für Attilia und für mich. Arme Attilia... hätte ich sie doch gehen lassen und sie meinem Kameraden Murena gegeben... bevor sie... ihr Götter, warum... Hilflosigkeit, der Gedanke an mein Gladius und rot gefärbtes Wasser... das Meer in Britannia, mein Blut, der Rabe, das Mädchen, mein Schwert... es hätte einfach enden sollen... ist es dafür zu spät?

 

Unentschlossen stehe ich mitten im Zimmer... geht es weiter oder endet es... ich weiß es nicht mehr... weiß garnichts mehr...

Edited by 123
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