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[At your Door] Kapitel XIII: 9.8


-TIE-
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Michael Sueson

- Am Boden unter der Feuerleiter des zerstörten Miyako Hotels -

 

Ich sehe bei den Aktionen über meinem Kopf mitfiebernd zu. Unglaublich, dass das bisher alles gut gegangen ist. Als Sarah sich auf den Weg nach unten macht und Vivian die Hiobsbotschaft runterruft, bemerke ich, dass ich das Seil die ganze Zeit in meinen Händen wringe um die Spannung an ihm auszulassen.

Sofort rufe ich: "JAMES, VIV, ICH HAB NOCH EIN SEIL HIER. HOCHWERFEN ODER HOCHBRINGEN?"

 

Ich verspüre keine Lust noch einmal da hoch zu klettern, die Treppen schwanken unter Sarahs 50 Kilo schon bedenklich... und ich bringe knapp das doppelte auf die Waage ... aber ich würde es versuchen, wenn es nicht anders geht. Ich warte auf eine Antwort, mache einen großen, losen Knoten aus dem Seil, so dass es sich besser werfen lässt. Dann warte ich auf Antwort. Anspannung wie in einem Einsatz ist vorhanden, aber auch die entsprechende Abgeklärtheit... steig jetzt da runter und hör auf rumzuheulen, Viv, klar ist das scheiße, aber... Schmerz ist Leben... was ist mit Abi?... wir müssen hier weg... komm schon... Profis!

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Jimmy Pierce

- In den Resten des Miyako Hotels, Feuertreppe -

 

Ich brülle nach unten: "MICHAEL! Wirf es rauf, schnell!"

 

Fang es, verdammt!  Michael zielt sorgfältig, wirft und ich schnappe das Seil.

 

Dann wende ich mich zu Vivian. "Viv, du schaffst das. Ich bin hier. Ich helfe dir. Versuch den Schmerz zu ignorieren. Wir müssen hier weg. Keiner von uns muss hier heute sterben. Nimm dir einen Moment, dann kletter runter. Nimm das Seil zur Hilfe. Ich fang dich auf. Sarah hat es auch geschafft. Du bist stark. Du schaffst es." 

 

Ich werfe ihr das Seil nach oben.

 

Ein Kloß bildet sich in meinem Hals, Ereignisse und Emotionen drohen über mir zusammen zu schlagen.

 

Nicht jetzt. Reiß dich zusammen. Wir sind aufgewacht und die Hölle ist losgebrochen. Scheiß auf Jatik und den ganzen Mist. Raus aus L.A. Weg hier.

 

Dann kehren die Erinnerungen zurück. Oder sind es Visionen? Oder ist es einfach der Wahnsinn, der mich langsam aber sicher erwischt hat?

 

Wieder bebt der Boden. Keine Erinnerung. Realität. Trashtown. Das ist Los Angeles. All die Träume. Sie haben mich gewarnt, wie es ausgehen wird. Das Kind. Der tote Hund. Das rohe, blutige Fleisch. Ich überlege ob ich nach dem Schild auf den Hängen sehen soll. Ich habe Angst, denn ich weiß, was ich sehen werde.

 

 

H   L   O D

 

Mehr ist nicht mehr übrig. Liegt zerschmettert am Hang. Ein Schaudern läuft über meinen Rücken.

 

Trashtown

 

Einwohner 38.201

                 37.952

                 37.901

                 37.864 

 

Aufflackern von Mündungsfeuer. Michael. Getroffen. Nicht in die Weste. In die Stirn. Der Schütze ist auch kein Asiate, der Schütze ist ... NEIN! Das ist nicht passiert! Und das wird nicht passieren!

 

Warm und sanft schmiegt sich der nackte Körper an mich. Ein wunderbares Gefühl. Vereint. Endlich. Nach all den Jahren. Ich blicke Vivian in die Augen. Lächle. Blicke auf Julian in ihren Armen. Vivian wirkt so verletztlich. Julian ... ist tot.

 

Doch das muss nicht so bleiben. Oder? Sarah lebt auch wieder. Sie ist von den Toten zurück. Warum nicht Julian?

 

WEIL ES FALSCH IST! kreischt die Stimme des Jungen mit dem Hundefleisch.

 

Ich blinzle verwirrt. Julian fängt sich in Vivians Armen an aufzulösen. Zurück bleibt nur feiner, blauer Staub. Wie Sarahs Staub. Ich höre Jennys Stimme. Es lässt sich jederzeit rückgängig machen. Leben in der Hand eines anderen.

 

NEIN. Niemand hat das Recht so mit dem Leben zu spielen.

 

Ms Finley lächelt mich an. Der aufgeplatze Schädel, die blutige Hüfte wo ich sie erwischt habe. Neben ihr Mr. Finley. Heraushängende Innereien. Das Haus dahinter. Eingehüllt in eine Aura aus Licht. Eine Oase des Glücks. Es riecht nach Essen. SIE kocht. Im Orangenhain stapeln sich die Leichenteile.

 

Mein Magen dreht sich. Dann ein neuer Stoß aus der Erde. Die Bilder verschwinden. Die Geräusche der sterbenden Stadt kehren zurück. Kreischendes Metall, krachender Beton, berstendes Glas, schreiende Menschen. Explosionen, Alarmanlagen. Der Soundtrack zum Untergang.  

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Vivian weiß, dass wenn sie dort bleibt nicht nur sie selbst sondern auch Jimmy mit ihr untergehen wird. Er wartet auf sie, will ihr helfen, wie er Sarah geholfen hat. Mit schmerzenden Fingern greift sie nach dem Seil, die linke Hand zittern, aber es muss sein. Keuchend und stöhnend schiebt sie sich über den Rand der Feuertreppe, unter ihr, am Geländer festgeklammert Streckt Jimmy ihr einen Arm entgegen, will ihr helfen, aber sie kann sich selbst kaum helfen.

 

Der kalte Schweiß steht ihr auf der Strin als ihre Beine in den Abgrund baumeln, sie kann Jimmy´s Hand fühlen wie er versucht sie zu lenken, ihre Füße dahin schiebt wo es einen sicheren Tritt gibt aber ihre Kraft lässt schneller nach als sie halt findet.

 

Mit einem aufkeuchen rutscht Vivian ab und Jimmy´s Griff geht in´s Leere. Er kann sich kaum selber halten als Vivian ungebremst auf ihn prallt, nur das Seil das sie sich um die Hüfte gebunden hat verhindert schlimmeres. Schmerzhaft prallt sie auf dem vierten Stockwerk der Treppe auf, das Seil schneidet in ihr Fleisch, schmerzhaft aber nichts im Vergleich zu ihren Händen. Kurz wird Vivian schwarz vor Augen, aber sie spürt wie Jimmy sie hochzieht, weiter, immer weiter geht es die Treppen herunter.

 

Unten angekommen klärt sich ihr Blick wieder. Keuchend lauft ihr alle weg von dem was vom Miyako Hotel übrig geblieben ist. Rumpelnd und Grollend holt der Erdstoß euch ein, in der Gasse hinter dem Hotel gibt es keine Deckung, nichts wohin man ausweichen kann. Ihr rennt um euer Leben, der Boden bockt unter euren Füßen auf. Mit einem Zittern und Krachen stürzt hinter euch das Hotel ein, erneut wallt Staub auf und dann, wie Geister stolpert ihr aus der Gasse heraus auf eine breite Straße. Ihr seid von oben bis unten mit Staub bedeckt, er rieselt durch eure Haare, alles ist grau, braun, er klebt an euch. Das Atmen fällt euch schwer, hustend und keuchend kommt ihr zum stehen.

 

Aber ihr lebt.

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Michael Sueson

- Querstraße zur Gasse des endgültig zerstörten Miyako Hotels -

 

Ich taumele einfach erstmal weiter. Staub setzt sich überall fest. Nimmt die Orientierung, die Sicht, die Luft zum Atmen. Ich versuche mir mit den Händen die Augen zu säubern... feuchte Tränenflecken zeigen sich kurz um meine geschundenen Augen herum, aber in wenigen Augenblicken saugt diese Flüssigkeit sich wieder mit Staub voll... grau in grau. Ich sehe an mir herunter, immer noch nackt habe ich nicht ein Stückchen Stoff, dass ich mir vor Mund und Nase halten könnte. Immer wieder würge ich und spucke staubigen Schleim aus. Der fehlende Überblick macht mir Angst. Das Kind im Hotel beschäftigt mich nicht übermäßig.

 

Ruhig und friedlich; zudem nur ein weiteres Kind, dass im Scheißhaufen dieses Falls ersoffen ist wie ein kleines Kätzchen in einem steinbeschwerten Sack im Fluss. Ohne Ahnung warum oder was überhaupt geschieht... ruhig und friedlich. Aiden und das Latinobaby ziehen an mir vorbei... Galls verschwundene Kinder... das Kind der Farmer... so viele schon... und jetzt eins mehr... fuck... du wirst dem gegenüber gleichgültig, Cowboy, lass das nicht zu... ihr habt nur euch... halt an dir fest... gib dich nicht auf. Zünd dem Kleinen später eine Kerze an... später... jetzt müssen wir überleben. Also...

 

... was jetzt? Wo hin? Wir brauchen erstmal einen Überblick, ob wir überhaupt noch irgendwo hin können. Ein Auto. Raus aus L. A. ... oder zumindest weg von den schlimmsten Verwüstungen. Neu sortieren.

 

Ich krächze kurz zu Jim und den anderen: "Wir müssen uns irgendwo neu aufstellen. Wunden lecken. Ein Auto oder sowas wäre gut, oder? Erstmal weg und einen Überblick kriegen?!"

 

Dann schüttelt der nächste Hustenkrampf meinen Körper, der wie ein Chitinpanzer in den geschundenen Farben des Regenbogenhämatoms glänzt. Der Cowboy musste einiges einstecken... und alles ohne Hut.

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Jimmy Pierce

- auf der Flucht durch L.A. -

 

Kurz schließe ich Vivian in die Arme. „Siehst du. Wir schaffen es.“

 

Dann nehme ich ihre unverletzte Hand vorsichtig und helfe ihr bei der Flucht.

 

Meine Augen brennen, meine Lungen brennen. In meinen Ohren dröhnt es.

 

Vor meinem inneren Auge zerfällt L.A. weiter, wandelt sich, wird zu Trash City. Ich schmecke Blut und Haare im Mund. Hund. Frisch und blutig. Überleben des Stärkeren. Endzeit.

 

Wieder sehe ich das Mündungsfeuer. Michael. Der Duft aus Finleys Küche.

 

Es ist noch nicht passiert. Aber wird es noch passieren? Wenn wir keine Hunde finden?

 

Ein Stöhnen dringt bei dem Gedanken aus meinem Mund. Ich merke wie meine Hände zittern. Mein Magen rebelliert. Schweiß tritt mir auf die Stirn und sofort legt sich Staub darauf und klebt auf meiner Haut.

 

Panik steigt in mir auf. Die Erde bebt, überall Schreie und Zerstörung.

 

"Wir müssen uns irgendwo neu aufstellen. Wunden lecken. Ein Auto oder sowas wäre gut, oder? Erstmal weg und einen Überblick kriegen?!"´

 

Ein Auto? Auf zerstörten Straßen? Bei fallenden Trümmerteilen? Und vermutlich verstopften Straßen durch andere Flüchtende?

 

Ich fang an zu Lachen. Es klingt etwas hysterisch. Oder ist ein Lachen an sich bei mir schon hysterisch?

 

Finny bigs eat smaller fish-

bet you just kinda wish

that you were a finny big, too!

 

Nyahh, nyahh you´re really not,

nyahh, nyahh, you´re in the pot,

nyahh, nyahh, we really got you!

 

“In den nächsten Park. Zu den Hunden. Die bringen sich bestimmt dort in Sicherheit. Da ist dann auch der Junge. Er weiß was zu tun ist.“

Edited by Dark_Pharaoh
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Vivian Chandler

- auf der Flucht durch L.A. -

 

Der Schmerz ist so gross, dass ich alles anderes vergesse. Ich vergesse das Kind, auch wenn ich weiss, es wird mich in den Traeumen jagen.

Ich vergesse die ganze Zerstoerung, die Angst.

Ich schaffe nichts mehr als zu nicken, und anfangen mich zu bewegen.

Ich schlucke schwer, schaue Michael, Sarah, Jimmy an.

 

Danach sammele ich meine ganze Kraft und sage:"Riesiger Wurm. Hier unten...unter der Stadt.."

Ich schuettele den Kopf.

In den Park? Alles klar, dann gehen wir dahin.

Edited by Nyre
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Michael Sueson

- Querstraße zur Gasse des endgültig zerstörten Miyako Hotels -

 

Park! Hund! Junge!

 

Park? Hunde? Junge?

 

Wovon sprichst du alter Mann? Er hat einen Plan. Gut. Die Details erklärt er sicher später. Vielleicht wäre das Meer ein gutes Ziel, wenn ein... Moment... ein riesiger Wurm...? Fuck! Das ist kein Wurm... oder doch... aber es meint... die Schlange...

 

Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen. Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre. Danach muss er losgelassen werden eine kleine Zeit. ... Und wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan losgelassen werden aus seinem Gefängnis und wird ausziehen, zu verführen die Völker an den vier Enden der Erde, Gog und Magog, und sie zum Kampf zu versammeln; deren Zahl ist wie der Sand am Meer. Und sie stiegen herauf auf die Ebene der Erde und umringten das Heerlager der Heiligen und die geliebte Stadt. Und es fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie. Und der Teufel, der sie verführte, wurde geworfen in den Pfuhl von Feuer und Schwefel, wo auch das Tier und der falsche Prophet waren; und sie werden gequält werden Tag und Nacht, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Und ich sah einen großen, weißen Thron und den, der darauf saß; vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es wurde keine Stätte für sie gefunden. Und ich sah die Toten, Groß und Klein, stehen vor dem Thron, und Bücher wurden aufgetan. Und ein andres Buch wurde aufgetan, welches ist das Buch des Lebens. Und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben steht, nach ihren Werken. Und das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren; und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Und der Tod und sein Reich wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der zweite Tod: der feurige Pfuhl. Und wenn jemand nicht gefunden wurde geschrieben in dem Buch des Lebens, der wurde geworfen in den feurigen Pfuhl. Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Draußen sind die Hunde und die Zauberer und die Unzüchtigen und die Mörder und die Götzendiener und alle, die die Lüge lieben und tun. Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald. - Amen, ja, komm, Herr Jesus! Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen!

 
Es ist vorbei. Bald. Jetzt. Bleibe standhaft im Herzen, Michael. Du bist die Waffe des Herrn. Sei stark.
 
Ich sehe an mir herab. Wenn ich doch nur eine Waffe hätte. Ich suche mir unter den Trümmerteilen etwas Passendes, das einer Keule oder einem himmlischen Schwert am nächsten kommt. Er wird dich führen... in den Park oder ans Meer ist so gut wie alles andere.
 
 
Los geht's. Immer weiter.
 
"Kein Wurm Viv. Das ist Satan. Die tausend Jahre sind vorbei. Seid standhaft. Die Gnade des Herrn Jesus sei mit allen! Amen." Flüstere ich leise und tätschele dabei meine neue Waffe. Das sind die letzten Worte in dem Buch. Damit endet alles.
Edited by 123
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Ein Park. Verzweifelt versucht Jimmy sich zu orientieren, aber diese Trümmerlandschaft ist kaum noch mit dem Los Angeles vergleichbar was er kannte. Verstörte Menschen laufen zwischen Trümmerbergen herum, überall wird nach Hilfe geschrien. Die Straße auf der Ihr steht, ehemals vierspurig ist nur noch eine Schotterpiste aus aufgerissenem Beton. Mehrere Stufen haben sich im Beton gebildet und die Straße unbefahrbar gemacht. Autos, grau vom Staub, teilweise mit Trümmern bedeckt säumen die Ränder. Alarmanlagen piepen, hilflos Blinken die Lichter und mögen doch kaum die Dreckschicht zu durchdringen.

 

Während ihr euch die Straße anschaut, versucht einen Weg durch die Trümmer zu finden. Stolpert ein Mann durch eure Gruppe, blutüberströmt, er murmelt die ganze Zeit etwas von seiner Frau. Tiefe Schnittwunden zieren seinen Kopf und die Schultern, er muss im Glasregen einer zusammenbrechenden Fassade gestanden haben. Sein Gesicht ist nur eine Maske aus Blut und Staub, wie er überhaupt etwas sehen kann könnt ihr nicht sagen...vielleicht ist er schon Blind.

 

Rechts die Straße Runter kann Jimmy in einiger Entfernung die Little Tokyo Library ausmachen, noch ein Stück weiter kommt die South Main Street, dort ist das Polizeihauptquartier, in dem er von den FBI Leuten verhört wurde, dort ist die Cityhall und dort ist auch der kleine City Hall Park. Dort ist es grün. 400m Trümmerlandschaft, Stahlschlangen zerstörter Autos, Trümmerberge und Hitze. Jetzt schon spürt ihr die brennende Sonne. Jeder Schritt in dieser Stadt wird jetzt eine Herausforderung. Keine Klimaanlagen, kein Strom, kein Wasser.

 

Ihr wisst was kommt. Der Schock hält noch an, aber dann werden die Menschen an sich selber denken, jeder an sich. Plünderungen werden einsetzen bis Rettung kommt, falls sie kommt. Die Nationalgarde, internationale Hilfe aber das wird Tage dauern. Ihr seid auf euch selbst gestellt. Allein. Vollkommen allein.

 

In eurer Aufregung habt ihr es noch gar nicht bemerkt, aber das Rumpeln der Erde hat aufgehört, der Boden schwankt nicht mehr. Fast könnte man meinen es wird Still um euch herum, dabei ist es immer noch Laut, aber die Erde ist still.

 

Rauchsäulen stehen über der Stadt, in Richtung Industriehafen, San Pedro, Terminal Island, Mormon Island hängt eine Riesige hoch aufragende fettschwarze Rauchwand in der Luft. Die Öllager müssen in Brand geraten sein. Der Ganze Himmel im Süden ist eine einzige schwarze Rauchwand.

 

Im Westen könnt ihr die abgebrochenen Wolkenkratzer von Downtown erkennen, wie Finger einer zerschundenen Hand die sich aus den Trümmern erheben recken sie sich in die rauchige Luft.

 

Das war, das ist, also "The Big One" das Erdbeben im San Andreas Graben vor dem die Wissenschaftler immer gewarnt haben. Oder ist es die neue Weltordnung von denen die Finley´s gesprochen haben.

 

Sieht so die Zukunft aus!?

Edited by -TIE-
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Vivian Chandler

- auf der Flucht durch L.A. -

 

Der Schmerz haelt mich immer noch unter Schock. Ich wandere auch wie im Traum, und schaue mich um.

"Bitte, ich musst die Hand irgendwie fixiert bekommen" sage ich zu niemandem besonders.

Ich laufe zu einer Getraenkeautomat, der gekippt ist. Die Scheibe angebrochen.

Ich hole mir eine Flasche Wasser, und stecke noch eine in meiner Tasche.

Ich trinke gierig draus.

"Wenn wir eine Apotheke finden, kann ich mir Schmerzmittel holen..."

Ich schaue Jimmy an, als haette jetzt alle Antworten wonach wir suchen.

"Ja weg vom hier, aber nicht weg von der Geschichte."

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Michael Sueson

- Beim City Hall Park von L. A. -

 

Ich komme neben Vivian, greife soviele Wasserflaschen wie ich greifen kann und stopfe sie in die verdreckte Umhängetasche eines Obdachlosen, dessen Leiche ich unter Trümmerteilen gefunden habe. Ich trage seinen siffigen Sommermantel sowie eine Sonnenbrille und einen Hut, den ich mir ebenso wie ein paar Bermudashorts mit großen Seitentaschen und ein Hawaiihemd unterwegs zusammengeplündert habe... alles aufgelesene Blüten am Wegesrand, teils von Toten entliehen. Ich spreche mit beruhigender Stimme, oder versuche es zumindest: "Viv, Schmerz ist Leben und bald geht es uns allen gut... dennoch... ich habe einen Verbandskasten aus einem Auto. Wenn du willst sehe ich mir deine Hand gleich mal an. Eine Apotheke klingt auch gut."

 

Schmerzmittel... geile Idee!

 

Denke ich, während die Blutergüsse an meinem ganzen Körper schmerzen.

 

Dann sehe ich zum Polizeigebäude. Wenn noch irgendwo Ordnung herrscht und Infos ankommen, dann hier. Ich will schon seit geraumer Zeit die Agents benachrichtigen. Ich rufe zu Jim: "Vielleicht sollten wir da auch mal reinschauen?" Dann sammele ich weiter Fundschätze und packe sie in meine Tasche. Alles mit einer Hand, denn mein dickes Metallrohr lasse ich keinen Moment los.

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Jimmy Pierce

- auf der Flucht durch L.A. -

 

"Wir müssen den Jungen suchen. Er hat mich gewarnt. Schon vor Wochen. Ich dachte es wäre ein einfacher Traum. Dabei war es eine Warnung. Vision. Keine Ahnung. Bin kein sehr gläubiger Mensch. Aber ich habe L.A. gesehen nach dieser Scheiße hier. Wenn wir das aufhalten wollen müssen wir den Jungen finden. Er ist bei den Hunden. Also los, schnell."

 

Bitte, ich musst die Hand irgendwie fixiert bekommen

 

Etwas kratzt an meiner Zielstrebigkeit.

 

Wenn wir eine Apotheke finden, kann ich mir Schmerzmittel holen...

 

Schmerzmittel? Was?

 

Vielleicht sollten wir da auch mal reinschauen?

 

 

Aber der Junge!

 

Welcher Junge? 

 

Mein Kopf beginnt sich zu drehen. Ich bleibe stehen, stütze mich auf die Knie. Dann beginne ich zu würgen, sacke nach vorne. Ich huste schwer, mein Verstand klärt sich langsam. Mit ihm kommen die Schmerzen, das Brennen in der Lunge zurück. Ein dumpfes Pochen in meinem Kopf und schmerzende Stellen am ganzen Körper.  

 

Michael hat sich angezogen. Wann? Warum hast du kein Hemd? Keine Waffe? Die anderen haben Wasser? Wo wollen sie hin?

 

Ich blinzle verwirrt. "Wir ... ja ... nein ... wohin gehen wir?"

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Jimmy Pierce

- auf der Flucht durch L.A. -

 

Ich greife ebenfalls nach 2 Wasserflaschen und reiche eine an Jimmy weiter als er zu husten beginnt. "Welcher Junge? Hunde? Traum?" Ich blicke ihn verwirrt an. In mir brüllt alles danach hier wegzukommen. "Polizei, hm, die werden kaum etwas tun können, sieh dich doch nur um..." Ich zucke etwas mutlos die Schultern.

 

Ich mag gar nicht an die vielen Toten und das Ausmaß der Zerstörung denken. Hätten wir es aufhalten können? Aber das Ganze war doch von Anfang an zehn Nummern zu groß für uns... Immerhin weiß ich, dass es den gestorbenen dort wo sie jetzt sind gut geht. Ruhe. Frieden. Weiß ich das wirklich? Ich versuche den Gedanken abzuschütteln indem ich mich auf dringendere Aufgaben stürze.

 

"Vivian, zeig mal deine Hand bitte. Verbandskasten aus dem Auto klingt gut, helft ihr mir? Ich bin zwar kein Experte, aber wir sollten es gemeinsam hinbekommen die Hand soweit zu versorgen. Dann können wir weiter sehen." Dann beginne ich damit mir die Wunde anzusehen und zu versorgen.

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Jimmy Pierce

- auf der Flucht durch L.A. -

 

Dankbar nehme ich das Wasser, trinke ein paar vorsichtige Schlucke. Dann spritze ich mir etwas davon ins Gesicht und beginne die Umgebung wirklich in mich aufzunehmen.

 

"Sorry. Hatte heute vor dem Beben wieder einen Traum. Ähnlich wie einige Male zuvor. Was dort passiert passt verdammt gut zu dem was hier passiert. Die Stimme des Jungen hat mich noch einen Moment verfolgt nachdem das Adrenalin unserer Flucht nachgelassen hat. Bin wieder bei mir."

 

Dann trete ich neben Sarah und sehe mir Vivians Verletzungen an um Sarah bei der ersten Hilfe zu unterstützen.

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Vivian Chandler

- auf der Flucht durch L.A. -

 

"Was fuer einen Traum, kannst du uns davon erzaehlen?" ich bin dankbar fuer jede Ablenkung, und Jimmy sieht besonders mitgenommen aus.

"Danke euch allen. Dass ich noch lebe...ist ein Wunder" Ich laechele wieder ein wenig.

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Jimmy Pierce

- auf der Flucht durch L.A. -

 

"Ging um Trash City. Mal wieder. Ich hörte eine Stimme. Menschen verschwinden. Menschen verschwinden. Menschen verschwinden. Menschen verschwinden. Menschen verschwinden. Wieder und wieder. Es war der Junge. Dann haben sich Traum und Wirklichkeit vermischt. Der Geruch nach brennendem Öl, Staub und Rauch, so intensiv wie nie zuvor. Als würde ich nicht träumen sondern wäre wach. Der Schutt unter meinen Füßen hat vibriert, Steine fingen an zu rieseln. Ein tiefes, dunkles Grollen rollte heran. Dann ..."

 

Ich zögere. Die Erinnerung an das Bild ist klar, aber es ist nicht gut, sowas jetzt zu erzählen. Zumal es nie passieren wird.

 

Ein Schuss, das Aufflackern von Mündungsfeuer. Michael der getroffen wird, aber am anderen Ende der Waffe steht nicht ein asiatischer Wächter, sondern Vivian und der Schuss hat nicht die Weste getroffen sondern die Stirn.

 

Der Traum läuft vor meinem inneren Auge erneut ab. Auch die nächste Szene lässt mich Schaudern.

 

Vivian. Sie steht nackt über mir, so verletzlich, ihr Kind im Arm, es ist tot, schon lange, aber doch nicht. Ich habe es gesehen, Sarah ist von den Toten zurück gekommen, Noélle ist von den Toten zurück gekommen, warum nicht auch ihr kleiner Alexander?

 

WEIL ES FALSCH IST!

 

Diese Stimme! Sie hat sich in meinen Kopf gebrannt. Der Junge mit dem blutigen Gesicht und dem Stück Hundefleisch.

 

SCHAU!

 

Dann wieder Vivian. Das Kind in ihren Armen fängt an sich aufzulösen, in feinen, blauen Staub, wie der Staub zu dem Sarah geworden ist und aus dem sie wieder auferstand. Jenny hat es gesagt, es lässt sich jederzeit rückgängig machen. Leben in der Hand eines anderen.

 

Niemand sollte so mit dem Leben spielen.

 

Ich schlucke, zögere, und springe zur nächsten Szene.

 

"Ich sah die Leichen der Finleys vor ihrem Haus welches in eine Aura des Lichtes gehüllt war. Wie ... eine Oase des Glücks." Ein kurzes Zittern läuft durch meinen Körper. 

 

"Dann dieser ölige Qualm über dem Anwesen. Es wurde gekocht, SIE hatte gekocht und im Orangenhain stapelten sich die Leichenteile.

 

Dann bin ich schwer atmend auf die Knie gefallen, der Boden unter mir wackelte noch immer. Eine Schutthalde und diesmal wusste ich, Trashtown ist Los Angeles, unter mir lag ein Slum und darüber standen nur noch ein H  L   O D - die übrigen Buchstaben lagen zerschmettert am Hang.

 

Dann bin ich aufgewacht. Und sah genau wie ihr die Entstehung von Trashtown."

 

Ich trinke noch einen Schluck und senke den Blick.

 

Sie halten dich für endgültig durchgeknallt, alter Mann. Und vermutlich haben sie Recht.

 

Was ist Wahrheit? Was Traum? Was Wahnsinn? Ich weiß es nicht mehr ...

Edited by Dark_Pharaoh
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