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[Das Ende des Wahnsinns] Kapitel 4: Polizeidienststelle Ettstraße – Bayern, 04. Juni 1924, München, 16:47


grannus
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"Und wo gehen wir jetzt hin? Eine Spur zu dem Artefakt haben wir ja nicht, oder? Wir wollten doch zu der Universität, vielleicht kann der Experte helfen." Ich mustere Dirschl. "Sie kennen sich hier aus, wissen wer den Gegenstand bisher untersucht hat."

 

Ich überlege einen Moment und wende mich dann an Erich. "Vielleicht hast du auch noch ... alte Kontake, die uns weiterbringen oder einen Ansatzpunkt?"

 

"Auf jeden Fall sollten wir eine unauffällige Unterkunft finden wo uns die Mörder von Schubert nicht so leicht finden können. Und ja, wir sollten zusammen bleiben."

 

Ich spüre wie die Verbrennungen unter den Verbänden zu jucken beginnen. Ich seufze. "Zudem sollten wir uns schützen. Wenn wir Aufmerksamkeit auf uns ziehen bei solchen Leuten, dann sollten wir uns, wenn es nicht anders geht, verteidigen können. Hat da jemand eine Idee?"

 

Ich denke an Plauen. An Hoffmann, der die anderen unterstützt hat. Solche Hilfe werden wir in München nicht so schnell bekommen. Auch bekommen wir hier durch die Sache im Zug keine längere Leine wie in Plauen von den Behörden.

 

Ich fühle mich unwohl. Ich will keinen weiteren Kampf. Nicht nochmal dem Tod ins Auge blicken. Das habe ich im Großen Krieg und in Plauen. Meine Schuldigkeit der Gefahr gegenüber ist getan.

 

Aber ich kann meine Freunde nicht im Stich lassen.

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München... nicht meine Stadt. Trotzdem die Kontakte der Organisation hierher kenne ich, sollte nicht schwierig sein heraus zu finden, ob meine Leute Schubert besucht haben. Allerdings würd das Staub aufwirbeln.

 

"Ich weiß nicht, ob das gut ist. Nehmen wir mal an, dass bei Schubert waren gar nicht meine Leute. Wenn ich jetzt anfange alte Kontakte abzuklappern, kriegen das meine Leute aber mit und spätestens dann würden sie gegen uns vorgehen. Wenn es natürlich wirklich meine... damaligen... Leute waren dann ist jede Kontaktaufnahme hier in München sowieso gefährlich. Die haben Angst vorm Boss und kuschen, wenn er ruft. Da kann ich Gefallen einfordern wie ich will - die würden mich eiskalt und hinter meinem Rücken verraten. Keine Ehre unter Gaunern... Ihr dürft nicht vergessen - in ihren Augen bin ich ein Verräter."

 

Veräter der sein ganzes Leben für Leute weggeworfen hat, die er grade mal ein paar Tage kennt...

 

"... halt die Klappe..." murmele ich. Als ich merke das ich es dieses Mal sogar laut gesagt habe, schüttel ich den Kopf leicht und starre auf den Boden.

 

"... meinte nicht euch..." sage ich kleinlaut.

 

"Ich denke die Situation ist ziemlich bescheiden. Ich weiß ehrlich gesagt nicht wirklich wie und wo ich anfangen kann, ohne uns noch weiter reinzureiten, als ich es eh schon getan habe."

 

Siehst du?! Du nutzt ihnen überhaupt nichts. Alles was du bisher getan hast war sie alle in den Tod zureißen. Schuber war doch erst der Anfang. Du weißt genau was euch blüht. Stell dir vor was sie mit der Frau anstellen. Du kennst doch die Arbeit von unseren Schlägern und Knochenbrechern... und einer schönen Frau wie ihr tun die sicher nicht nur das an. Und jetzt kannst du ihnen nicht mal helfen. Du verdammter Idiot! Zu nichts zu gebrauchen! Hättest du auf mich gehört, wären wir gar nicht hier. Wir würden es uns in Berlin gut gehen lassen. Oder sonst wo - an unserem Haus auf Sylt zum Beispiel. Aber du musstest ja alles wegwerfen. Dämlicher Idiot!

 

Ich merke wie meine Hände anfangen zu zittern. Deshalb nehme ich sie von dem Glas Wasser weg und vergrabe sie in den Taschen meines Jackets.

 

Ich wende meinen Blick von meinen Freunden ab und beobachte weiter das Geschehen im Lokal.

Edited by Art
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Ich beuge mich kurz zu Erich, lege ihm eine Hand auf die Schulter. "Wir sind hier, weil wir hier sein wollen."

 

Dann setze ich mich wieder neben Katharina, lasse Erich seinen Freiraum und blicke zu den anderen.

 

Im Zug hätte ich ihn am liebsten erwürgt. Ich habe mich für einen Lügner und Verräter geopfert. Entstellt. Doch mittlerweile habe ich einen Freund gewonnen. Plauen hat uns verändert. Es hat Katharina und mich zusammen gebracht. Es hat Erich von seinen Dämonen befreit. Und ein guter Mann hat sein Leben gelassen, um den anderen den Hals zu retten.

 

Vertraust du ihm wirklich so absolut? Er könnte jederzeit umkippen, oder nicht? Euch verraten um seinen Hals aus der Schlinge zu ziehen.

 

Es überrascht mich selber, aber ich mache mir deswegen keine Sorgen. Ich vertraue ihm. Wir sind durch die Hölle gegangen. Das verbindet mehr als Angst und alte Zwänge.

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Franz-Rüdiger nickt etwas übereifrig, als der kleine Kurator seine Vertrauenswürdigkeit betont. Dieser Mann gefällt ihm in seiner zerstreuten Art, hinter welcher die offenkundig vorhandene, hohe Intelligenz immer wieder unversehens aufblitzt. Etwa die Hälfte seiner Kommilitonen ließ sich so charakterisieren - und mindestens zwei Drittel der lehrenden Professoren der sprachwissenschaftlichen Fakultät.

 

Dieser Erich hingegen beschert ihm Bauchgrimmen. Irgend etwas stimmt nicht mit ihm und sofern er die Blicke des entstellten Franzosen richtig deutet, ist er nicht der einige in der Runde, der so empfindet.

 

"Aba freili konn i a Dreffa mid den Professoan Otto und Hommel oaganisiern. Wann waarad 's denn recht?", fragt er den Verbrannten. "Vuileicht könna de Professoan aa a voaübeaghend Unterkunft vamitteln in am da Studentnwohnheime? Do werd bestimmt niemand noch Ihna suchn!"

Edited by MazeBall
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Ich gebe mich ungewöhnlich zurückhaltend für den Moment. Bestellt habe ich nur einen Kaffee an dem ich nachdenklich nippe und beiläufig dem Gespräch folge. Meine Gedanken sind schon in ganz anderen Gefilden und sortieren noch einmal systematisch alle Spuren die wir in Schuberts Haus gefunden haben. Der Schrecken wird weniger schlimm wenn ich nüchtern analysiere.

 

Ein kleines Stimmchen im Hintergrund meines Kopfes flüstert außerdem bereits von einer möglichen zweiten Titelstory in der Vossischen Zeitung. Diese ist jedoch viel leiser als gewohnt...

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Endlich kommt mein Bier und mein Korn.
Gucke die anderen an.

"Auf Schubert ..."
Kippe den Korn runter und spüle mit einem  großen Schluck Bier mit der linken Hand nach, beim schnellen runtersetzen des Schnapsglases geht das Glas kaputt. Einige Splitter haben die Hand verletzt, das Blut sickert dunkel hervor.
In tonloser düsterner Stimme: "Wir finden den, der Dir das angetan hat!" gucke dabei das Blut in meiner Hand an ...

Schüttle den Kopf und nehme schnell ein Taschentuch, nachdem ich den einen größeren Splitter aus der Hand gezogen habe.
Du Trottel ... Bult ist das letzte das Katharina und die anderen nun sehen müssen ...

Mit leichterem, fast fröhlichen Ton: "Wie ungeschickt von mir, wenigstens kein Grund zur Sorge - Alkohol desinfiziert ja!"

Ein verschmitztes Lächeln, das den rattengesichtigen Mann mit der Brille mehr wie eine bleiche kaltschweißige Kröte aussehen läßt.

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  • 3 weeks later...

Ich blicke zu Franz-Rüdiger. "Das wäre sehr freundlich, rufen sie doch gleich an, vielleicht geht es kurzfristig?"

 

Dann wende ich mich an die anderen. "Die ... Freunde ... von Erich ignorieren wir erstmal. Vielleicht bekommen wir auch im Auktionshaus noch weitere Details. Wer dort war, wie sie sich verhalten haben und ähnliches, was meint ihr?"

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"Freili", entgegnet Franz-Rüdiger hilfsbereit und erhebt sich sogleich, um sich beim Personal nach dem nächsten nutzbaren Fernsprecher zu erkundigen, der dann auch umgehend angesteuert wird.

 

Die Dame vom Amt bittet der Student um eine - sofern vorhanden - Verbindung direkt ins Institut oder ansonsten zum Sekretariat der Fakultät; natürlich mit der dringlich vorgetragenen Bitte, umgehend einen der Professoren an den Apparat zu holen. "Jo, i wartn", nuschelt er anschließend in den Hörer und beginnt, sich mit den Schneidezähnen kleine Fetzen Haut aus dem Nagelbett der linken Hand zu reißen. Eine Unart, für die ihn seine Mutter schon immer getadelt hat.

 

[Telefonat gerne per PN, sofern jemand erreichbar ist]

Edited by MazeBall
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  • 5 weeks later...

Nach etwa 10 Minuten kehrt der junge Bayer zu seinem Platz zurück. Mit dem Anflug eines Lächelns nimmt er Platz und fängt an zu berichten, noch bevor sein Sitzfleisch die Polsterung des Stuhls erreicht hat: "Oiso i hob mid Professoa Homml gschbrocha. Mia könna jederzeid in da Fakultät voabei schaun." Er greift zur Tasse mit mittlerweile kaltem Kaffee vor sich und leert diese in einem Zug. "Woin mia gleich 'etz oda hom Sie no andere Dinge voa?", fragt er in die Runde.

Edited by MazeBall
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"Ich denke das das ein guter Anfang wäre. Ich würde gerne auch mehr über den Absender des Telegramms wissen. Zumindest von wo es aufgegeben wurde. Aber da fällt mir kein echte Lösung ein, außer vor Ort mal nachzufragen. Aber das können wir auch noch später machen. Die Spur mit Universität erscheint mit vielversprechender zu sein."

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