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[Inmitten uralter Bäume] Epilog


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Langsam verließen Julia und George die Hütte. Sie behielten den Arbeiter mit der Kettensäge im Blick, während sie sich – vorbei an dem knienden Indianer – entlang des dünnen Seeuferstreifens bewegten. Ein letztes Mal kamen die Elemente der letzten Tage zusammen: der dunkle See auf der linken Seite, der mit verstörenden Bildern und undeutlich gewisperter Stimme rief, der fahle Wald, dessen schleichende Veränderung mit dem Näherkommen zu diesem See einherging, und zuletzt die vielen Toten, die hier in Form der sterblichen Überreste an den Pfählen warteten. Das Mondlicht trug dazu bei, dass Zoey und JJ, im Angesicht der widerwärtig zugerichteten Leichen, noch blasser aussahen, als sie es bei Tageslicht getan hätten. Niemand sagte ein Wort und die wenigen Geräusche, die auf natürliche Weise in diesem toten Winkel Erde entstanden, riss der stärker werdende Wind davon... riss sie fort, so wie die Hoffnung auf Rettung für Ben, den Jäger und seinen Sohn, so wie die Erinnerung an die letzten Tage und die Toten: Eugene, Sidney und Christopher – die Entführer – im Wald erschossen, von Muffin zerfleischt und auf einem Baum gepfählt – hatten sich das sicherlich alles ganz anders vorgestellt. Die wenigen anderen Suchtrupps, die diesen Ort hier erreichen würden, würden wohl frühestens morgen hier ankommen; wenn es überhaupt ein anderer Trupp gewagt hatte sich soweit vorzuwagen... sicherlich würde niemand den Weg von der Hütte in der Sidney Harris in seinem Blut mit zerfetzter Kehle lag und vor dem Christopher Dobbs als stummer Wächter auf dem Ast hing, verfolgen können, ohne den Hinweis, den JJ ihrer Schwester und deren Begleitern mithilfe des Funkgeräts gegeben hatte.

 

Am Ufer bei der Lichtung wartete der sterbende Indianer, das Gesicht blass wie der Wald und mit blutdurchtränktem Hemd, da wo Julias Kugel ihn verwundet hatte. Wenige Meter im Wasser vor ihm beruhigte sich der Sturm. Begann etwas langsam aufzusteigen, etwas das man allein aufgrund der schieren Größe für eine Insel hätte halten können. Eine Insel, deren Oberfläche von modrigen, abgestorbenen Pflanzenstängeln überzogen war. Erst langsam lief der bräunlich-grünliche Moder des Sees ab und man konnte erkennen, dass es sich um Dutzende silberner Stacheln handelte, die dem Wesen das Aussehen eines riesenhaften Abkömmlings eines Igels und einer Schnecke verliehen. Schleimig, ekelhaft, stachelbewährt und gefährlich. Wie bei einem Insekt sondierten unzählige Augen, die mitten über dem sabbernden Maul saßen, aus dem unablässig braun-schwarzes Seewasser rann, die Umgebung und sahen durch die Augen am Leib ebenso, wie durch die Augen seiner stillen Diener. Zoey konnte die silbernen Verbindungslinien erkennen. Die Fäden, die alles verbanden, alle Sinneseindrücke und Informationen zu diesem riesigen, boshaften Gehirn transportierten und die Befehle an die einzelnen Drohnen dieser Monstrosität aussandten... die dafür sorgten, dass sie ohne Worte wussten, was die anderen taten, die dafür sorgten, dass die vier Soldaten in der Hütte das sehen konnten, was der Arbeiter mit der Kettensäge sah, die offenbarten, dass diese Kreaturen keine Einschränkungen ihrer Wahrnehmung durch das fehlende Tageslicht hinnehmen mussten.

Dann stieß einer der silbernen Stacheln nach vorne, wie die Lanze des heiligen George, der den Drachen angreift und durchbohrte den Indianer. Injizierte das Gift der Wesenheit und nahm ihn langsam auf in das silbrige Netz... ins Kollektiv der Diener und Gliedmaßen... Ira Haws wurde langsam Teil dieser wabernden Kreatur. Er wehrte sich nicht, ersehnte diese vermeintliche Rettung vor dem Tod, war dem Versprechen des ewigen Lebens ebenso verfallen, wie vor rund 150 Jahren Joseph Turner und seine fahnenflüchtigen Soldaten der Nordstaaten. Tapfere Männer, die ihr Leben nicht für ihr Land geben wollten, die im Wald nichts anderes gesucht hatten, als ihren Frieden und Selbstbestimmtheit. Die von der Stimme aus dem See mit dem Versprechen auf ewiges Leben und Freiheit gelockt worden waren und die seither Glieder dieses dämonischen Wesens gewesen waren; unsterblich, aber weniger frei als je zuvor. Die sich von rohem Fleisch ernährt hatten, das Sonnenlicht meiden mussten, als ihre Zeit abgelaufen war, und geholfen hatten neue Diener zu entführen. Zunächst die Arbeiter, die JJs und Zoeys Vater auf die seltsamen Funde beim Reservoir angesetzt hatte und dann JJ, die Jäger und die Künstler... die Entführer leisteten Gegenwehr und mussten ausgeschaltet werden. Sie konnten nicht riskieren mehr Leute zu verlieren, als sie ‚einnahmen’. Jeder einzelne war wichtig... vor allem die Arbeiter, um den Kristall zu bergen. Den Kristall, der die letzte Barriere war... die letzte Barriere für IHN. Umso wichtiger war es nun keinen der ‚Neuen’ zu verlieren. Daher hatten sie die Angreifer nicht einfach erschießen können. Sie brauchten diese zusätzlichen Drohnen, um die Konstruktion zu vollenden und den Kristall zu bergen. Die Arbeiter hatten ihn mit dem Dynamit freigelegt. Jetzt wartete der blau-glühende Stein, der einer der äonenalten Splitter eines Gefängnisses war, das IHN einsperrte. ER lauerte auf der Erde, abgestürzt in seiner verlassenen Stadt, gebunden an etlichen Orten, in zahllosen Seen, doch die Kerkersplitter fielen. Nach und nach gelang es ihm durch die Jahrtausende einen Kristallsplitter nach dem nächsten in seinen Einflussbereich zu ziehen. Jedes Steinchen einzeln, konnte er vernichten. Stück für Stück gelang es ihm, die Mauern seines Kerkers einzureißen. Nun fehlten nicht mehr viele... nur noch dieser, den die Drohnen nach langer Suche endlich gefunden hatten, den sie freigelegt hatten aus der tiefen Erde und den sie bald IHM in den See schleifen würden, wo er seine Kraft neutralisieren könnte, und dann noch der letzte, der größte... weit entfernt von hier für seine Drohnen... für IHN keine Distanz... ohnehin dachte ER nicht in Kategorien wie Zeit oder Entfernung... nur für seine Werkzeuge war dies von Bedeutung... für die so rasch zerfallenden Drohnen, die ab einem gewissen Alter das Sonnenlicht meiden mussten.

 

Julia kam als letzte bei den Pfählen an. Die dienstbeflissene Polizistin hatte es sich nicht nehmen lassen, den Rückzug zu decken. Der Wächter mit der Kettensäge war ruhig stehen geblieben und erst mit großem Abstand gefolgt. Ihm reichte es, wenn er sie im Auge behielt. Als einzige war Agent Julia Williamson nahe genug, um den Indianer und sein Schicksal zu beobachten. Als erste sah sie das haushohe Wesen, das die Wasseroberfläche mit seinen spitzen, silbernen Stacheln aufriss und den Indianer durchbohrte. Als letzte der kleinen Gruppe war sie noch klar und stabil genug, um eine rationale Entscheidung zu treffen, wie sie später in ihrem Bericht schrieb. Sie rief den anderen zu, dass sie laufen sollten und stürzte durch die Dunkelheit hinter den Pfählen mit den Überresten der Künstler vorbei. Der Reiz, den der See auf sie ausübte riss noch einmal heftig an ihr, sie sah im Augenwinkel, wie auch die übrigen begannen zu rennen, dann wandte sie sich nicht mehr um, rannte in den Wald, vorbei an der Hütte mit den Särgen im Keller, über den Weg mit den fahlen Blättern, hinein in den Sumpf und nach Stunden des orientierungslosen Umherirrens zur Hütte mit einem gepfählten und einem ausgebluteten Entführer, mit denen dieser ganze Alptraum begonnen hatte. In den ersten Sonnenstrahlen fand ein weiterer Suchtrupp, um den alten Friseur, die junge Polizistin, die völlig unterkühlt und in einem Schockzustand halb wach, halb schlafend vor sich hin delirierte und in der Halbwelt aus Traum und Realität Dinge sah, die ein menschlicher Geist nicht fassen kann...

 

Monate nach den Geschehnissen bestieg George „Viking“ Shaw ein Flugzeug in seine Heimat. Die Haare des Briten waren lang, der Bart abrasiert. Es hatte lange gedauert, bis er und seine Verbündeten einen Wanderer gefunden hatten, der eine ausreichende Ähnlichkeit besaß. Nun stieg George unter falschem Namen in ein Flugzeug. Er würde in seine Heimat reisen. Hier kannte er sich aus. Hier würde er damit beginnen den letzten Kristall zu finden. Würde IHN befreien. Nach Hause, in seine Wohnung, würde er ebenso wenig jemals zurückkehren, wie einer der toten Künstler, die für einen inspirierenden Trip aus Boston in den nahen Wald gefahren waren. Niemals würde George den Brief beantworten können, der oben auf dem Berg aus Post in seinem Appartement lag, nie die Postkarte abschicken, die er für sein kleines Waisen-Patenkind verfasst hatte. Die Narbe auf seiner Brust juckte hin und wieder noch... doch der Geist war bereits integriert in das silberne Netz. Sie mussten IHN befreien. Er setzte sich mechanisch auf seinen Flugzeugplatz. Es war nicht notwendig, sich zu der jungen Frau neben ihm zu wenden, um sicher zu sein, dass auch sie sich setzte, er sah es durch ihre Augen. Sie waren verbunden... durch IHN.

 

Zoey Strong, die einstmals so lebenslustige Frau, träumte erneut von diesem Tag, von dieser Nacht. Die Gurte hielten sie davon ab sich erneut selbst zu verletzen. Sich vor Schmerz auf den Boden zu werfen und schreiend und weinend um Vergebung zu bitten. Sich selbst kleine Schnitte beizubringen, um durch den Schmerz zu spüren, dass sie noch da war... und sich zu bestrafen, dafür, dass sie sie alle enttäuscht hatte. Ihre Mutter, Vater, Schwester, George, Ben... jeden einzelnen.

Hinter ihrem leeren Blick sah sie die Bilder jener Nacht zum tausendsten Mal. Sah wie Julia in der Dunkelheit verschwand, wie George ansetzte loszurennen, nein zu humpeln. Wie JJ überlegte, aber gewillt war ihrer Schwester auch weiterhin zu folgen. Dann war alles so schnell gegangen. Im See durchpflügte etwas das Wasser, näherte sich so schnell wie ein Rennboot und dabei so groß wie ein Kreuzfahrtschiff. Schälte sich aus der Dunkelheit und blendete Zoey, als sie es als Zentrum all’ der silbernen Fäden erkannte. Als sie sah, dass das der Bewohner der verlassenen Stadt auf dem Grund des Sees war, dem sie im Keller nur knapp entronnen war. Sie rannte los. Der Widerstand war groß. Sie überholte George, wusste, dass er rennen würde, sah wie Jessica-Jane – jetzt schon direkt hinter der inzwischen im Wald verschwundenen Julia – rannte und folgte ihrer Schwester durch den silbernen Vorhang, der alles umgab. Sie schloss die Augen und trat mit aller Kraft hindurch. Dann rannte sie.

Sie sah nicht mehr, wie George gegen die Barriere prallte. So gut wie besinnungslos liegen blieb. Die Augen verdrehte, keuchte, versuchte sich hoch zu kämpfen, taumelnd wieder umfiel und zuletzt, begraben unter diesem riesigen Berg von einer Monstrosität liegen blieb. Wie der Anblick ihm Hoffnung, Lebenswille und Verstand nahm, während zugleich das düstere, auf ihn tropfende Wasser seine Sinne erfrischte und die Einflüsterungen ihn beruhigten. Er lag da, starrte auf die Stacheln, auf dieses Wesen, auf das Ende. Sah wie Ben und die Jäger herangezerrt wurden – jener bewusstlos, diese sich mit letzter Kraft, aber chancenlos wehrten. Noch einmal schwang er mit dem letzten bisschen Kraft und klarem Verstand die Schrotflintenkeule, brach einen der silbernen Stacheln von einem der Beine ab, während der Jäger und sein Sohn hart an zwei der Pfähle und direkt auf die zermatschten Leichen eines asiatischen Künstlers und eines Kerls namens Phil gefesselt wurden. George lächelte triumphierend und taumelte halb kniend, halb stehend über dem bewusstlosen Ben, wie um den Mann zu schützen, als der silberne Stachel sich tief in seine Brust bohrte. Die Kraft noch einmal einen Abwehrversuch zu unternehmen war nicht mehr da. Ben, George, Arti und sein Vater wurden durchbohrt. Zuletzt sah George mit brechendem Blick die junge Frau, die bewegungslos dastand und auf die Pfähle starrte, dann auf die Kreatur und die untoten Soldaten. Wie auch sie aufgab, weil sie nach der Entführung und ihrer Gefangenschaft und nun, durch die Flucht ihrer Schwester, ihrer letzten Hoffnung beraubt nicht mehr konnte. Nicht mehr wollte. Einfach nur noch stehen und starren konnte. Auf den Stachel, der auch ihre Brust traf. Sie alle starben. Erwachten. Und begannen ihren Dienst für IHN.

 

All’ das sah Zoey nicht mehr. Sie rannte hinter JJ her. Vorbei an der Hütte mit den Steinsärgen im Keller, über die Blätter bedeckte Straße und hinein in den Sumpf. Immer weiter. Aus dieser Welt kam ihr Geist nie völlig wieder zurück. Sie ist immer noch dort gefangen, die weiteren Geschehnisse wie drohende Schatten über ihrem Leben im geistigen Sumpf. Keine bewusste Erinnerung an den nächsten Morgen, als sie neben Julia aufwachte und erkennen musste, dass es nicht JJ gewesen war, der sie gefolgt war. Keine Erinnerung an den Transport durch den Wald und ins Krankenhaus. Die Überweisung in die Nervenheilanstalt. Keine Information über den Wochen später erfolgten Selbstmord ihres Vaters, der sich mit seinem Revolver, den seine Tochter immer noch umklammert hielt, als man sie fand, erschoss. Mit einer der verbliebenen Kugeln, die die ganze Geschichte miterlebt hatten. Er hatte alles verloren. Seine Frau war vor Jahren gegangen. Seine ältere Tochter wahnsinnig im Wald, die Ärzte hatten für sie keine Hoffnung und seine jüngere Tochter noch immer verschollen.

 

Er hatte mit Julia gesprochen, die nach New York gezogen war und die aufgrund ihres Berichts zunächst vom Dienst suspendiert hatte, hatte nicht glauben können, was sie erzählte. Er war zum See gegangen, mit den Behörden. Hier fand man die Lichtung, die Seilwindenkonstruktion. Irgendetwas Riesiges war mit Hilfe des Unimogs und dieser Konstruktion in den See gezogen worden. Doch keinen lebenden Menschen fand man mehr. Einzig Fussspuren, die in den See führten. Auch die Taucher, die Tage später den See untersuchten konnten nichts entdecken... keine Leiche. Nur die Lichtung, die Konstruktion und die Überreste von fünf Künstlern, die wohl in der Nähe ihr Lager aufgeschlagen hatten. Kein Täter, keine weiteren Spuren. Alles endete hier. Eine Sackgasse. Ohne Hoffnung, ohne Familie hatte Dad sich eine Kugel in den Kopf geschossen. Alleine Zuhause. Er hatte alles verloren. Der alte Earnest fand seine Leiche, als er nach ihm sehen wollte. Er hatte seine Tochter Zoey und die Polizistin im Wald gefunden und fühlte sich irgendwie verantwortlich. Außerdem war er stets froh, wenn er für seine Spaziergänge ein Ziel hatte und das Stronghaus bot eine gute Gelegenheit. Der Hund musste raus, und er weigerte sich einen Spaziergang im Wald zu unternehmen. Auch sein Herrchen war im Wald verschollen und Earnest hatte es als einziger geschafft das Tier von der Ladefläche des Trucks zu locken, auf dem der riesige Hund mit traurigen Augen auf seinen Herrn wartete. Sie waren beide alt. Earnest wartete auf Gevatter Tod, weil seine Lebensdauer vorüber war, der Hund, weil er nicht ohne seinen Herrn leben wollte. So leisteten sie sich Gesellschaft beim Warten.

 

Ein Klopfen riss Zoey aus ihren Erinnerungen. Durch die Lederriemen konnte sie nur ihren Blick in Richtung Tür lenken, die gerade aufgeschlossen wurde. Zwei kräftige Pfleger betraten den Raum, zogen sie grob an, drückten ihr eine Tasche in die Hand und schleiften sie zum Ausgang der Nervenheilanstalt ‚Mensana’. Niemand beachtete sie und Zoey leistete keinen Widerstand mehr... sie irrte durch den Sumpf und suchte JJ. Am Ende eines Weges öffnete sich eine Autotür und Zoey sah ihre junge Schwester. Sie sah gut aus. Silberner Rouge glänzte auf ihren Wangen und sie winkte. Zoey fürchtete, dass es erneut nur ein Traum war, dann erreichte sie den Wagen, stieg ein und drehte sich ängstlich um. Fürchtete sich... doch sie sah die Anstalt. Sie war nicht in ihren Träumen gefangen. Das war JJ. Auf dem Rücksitz sah sie jetzt George. Beide sahen sie unverwandt an, silbrige Augen ruhten auf Zoey. Glücklich schloss sie ihre Schwester in die Arme. Sie waren zusammen. Alles andere war egal.

 

Langsam ließ George nun doch seinen Blick wandern, streifte JJ, mit ihr hatte alles angefangen. Nun flog er mit ihr nach England, um es zu Ende zu bringen. Um IHN zu befreien. Neben JJ saß ihre Schwester. Ein seliges Lächeln auf dem Gesicht. George durchzuckte eine Erinnerung, wie es war lächeln zu können. Dann vergaß er den Gedanken wieder. Zoey würde ein Teil von ihnen werden... von IHM... in England. Sie war bereit. Wollte nur bei ihrer Schwester sein. Sie würde den Stachel empfangen. Sie hielt JJs Hand und lächelte vor freudiger Erwartung.

 

Julia saß in ihrem leeren Appartement in New York, das Radio spielte leise, als würde es einen Abspann untermalen. Sie wusste nicht, ob sie jemals wieder als Polizistin würde arbeiten können. Hier in dieser unwirklichen, riesigen Stadt, wirkten die Geschehnisse von Shaftsbury und dem Wald so weit weg. So lange her. Wie in einer anderen Welt passiert. Wie aus einem Film, den sie vor Ewigkeiten gesehen hatte. Wenn sie nicht den Beweis gehabt hätte, dann hätte sie nicht geglaubt, dass ihr das alles passiert war. Zum hundertsten Mal holte sie aus ihrer Handtasche das kleine Notizbuch, entnahm die gefaltete und inzwischen stark abgegriffene Buchseite. Betrachtete die schwarze Zeichnung des Sees und der Kreatur, die er der Wind im Sumpf zugepustet hatte. Las die Bildunterschrift, die wohl die Hand des Nordstaatlers Joseph Turner vor etlichen Jahren mit sauberen, kleinen Buchstaben notiert hatte:

 

 

Inmitten uralter Bäume, ruht ER,

 

G L A A K I

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