Jump to content

Ein weiterer Spielbericht zu den BdW


Recommended Posts

Sechzehnter Spielabend

 

Sie sind da. Der Deutsche, der sich als Dr. Meyer vorstellt, hält eine kurze Rede. Trotz der Beinahe-Erdolchung einer Jüdin mit einer Flagge des deutschen Reichs stellt er sich als halbwegs umgänglicher Zeitgenosse heraus, das gleiche lässt sich für Professor Uhr sagen, welcher gemeinsam mit Meyer das Expeditionscorps der BFE am Lake-Lager anführt. Man stellt sich den Fragen der Teilnehmer, doch eine nicht zu leugnende Skepsis, insbesondere unter den Leuten der SME, bleibt bestehen, auch wenn ein Großteil der Expeditionsteilnehmer das Klischee des martialischen Nationalisten nicht wirklich erfüllen will. Einzig  der Geologe Dr. Rilke strahlt zumindest in Ansätzen die preußische Zackigkeit aus, die man von ihm erwarten würde.

Moore reagiert bedacht, umsichtig und freundlich. Gemeinsam mit Lexington und den deutschen lässt er von Miss Lewinson einige Fotos im Zeichen der Völkerverständigung schießen, bevor er sich gemeinsam mit den anderen Expeditionsleitern zu einer Lagebesprechung zurückzieht, während die Neuankömmlinge fachmännisch, geordnet und professionell ihr Lager aufbauen. Mehr zufällig begleitet ihn Dr. Enfield. Die Deutschen seien zwar primär zum Zwecke der Erschließung von Rohstoffen an den Pol gekommen, würden sich aber, wenn sie nunmehr von Miss Lexington so herzlich eingeladen worden seien, gerne auch an den Ausgrabungen des Lake-Lagers beteiligen. Mit irritierender Liebe zum Detail lassen sie sich die bisherigen Funde erklären. Dr. Enfield bleibt ihnen feindlich gesonnen, die Drastik ihrer Ablehnung bringt Moore während des Gesprächs gelegentlich in Verlegenheit, doch am Ende einigt man sich darauf, dass die Deutschen (deren Uhren 12 Stunden vor denen der anderen beiden Expedition sind) nach ihrer Nachtruhe von Enfield und den anderen mit der Erkundung des Lagers primär Befassten durch die bisherigen Funde geführt werden sollen, bevor sie sich in ihrer Schicht daran machen, die Ausgrabungen weiter voranzubringen.

Während des Tages versucht man mit aller Kraft weiter an der Freilegung des Lagers zu arbeiten. Angespornt durch die Ankunft der Deutschen arbeiten auch Lexingtons Leute engagiert mit, während ein neuer Eiskegel geöffnet und ein Zelt ausgegraben wird. Der Eiskegel enthält ein weiteres Älteres Wesen, doch zwischen gefrorenen Schneemassen stößt Blavatski auf einen Sternförmigen Speckstein, in welchen ein Punktmuster eingeritzt ist, dass ihn an jenes Schutzzeichen erinnert, welches er vier Jahre zuvor im Dachstuhl des Lauerers im Dunkeln in der Nähe von Arkham gefunden hatte. Einige der anderen stimmen ihn zu, als er die Ähnlichkeit beschreibt, andere können sie nicht erkennen. Warum hätten Lake und Dyer die Wesen mit einer solchen Beigabe begraben sollen? Moore wirft ein, dass beide das befremdliche Necronomicon beim Bibliothekar Dr. Armitage ausgeliehen haben sollen, bevor sie in die Antarktis reisten. Haben sie das Zeichen darin gefunden und es im Wahnsinn hier versteckt? Blavatski beschließt, das ältere Zeichen auf einem neuen Stück Speckstein nachzuahmen.

Das Zelt war wohl einst für Vorräte gedacht, zumindest finden sich darin zahllose, auf die bizarrste Art geöffnete Konserven. Salz fehlt ebenso wie Fleisch. Niemand will über die Ursachen hierfür größere Mutmaßungen anstellen und so strengt man sich an, noch ein weiteres Zelt freizulegen. Und tatsächlich gelingt es: Um 19 Uhr blickt man in das das Anatomiezelt des Lake-Lagers. Der Anblick ist abstoßend: Blut überall – hat hier eine Vivisektion stattgefunden? Das Sezierbesteck fehlt, medizinische Fachbücher sind bei jenen Seiten aufgeschlagen, die die menschliche Anatomie im Detail beschreiben. Der Anblick ist im Allgemeinen nichts für schwache Nerven, doch als Miss Lewinson vage, dreieckige Spuren im Eis zu erkennen glaubt, sieht jeder ihr an, wie sehr die Ereignisse der letzten Tage an ihr zehren.

Nachdem die Deutschen aufgestanden sind und Moore einen extrem ungehaltenen Starkweather über die veränderte Sachlage informiert hat, führen Dr. Enfield und einige der anderen Investigatoren sie durch das Lager. Entgegen den Anweisungen Moores, Meyer und seinen Kollegen alles zu zeigen (schließlich könne man ohnehin nichts verheimlichen), versucht Enfield die Neuankömmlinge darüber zu belügen, was sie gefunden hätten. Ihre List ist schnell durchschaut und zunehmend irritiert von ihrer Aggressivität, wenden sich Meyer, Uhr und Rilke Mr. Wheapner als neuem Ansprechpartner zu. Schließlich zeigt man ihnen alles und nach den ersten Schwierigkeiten verhalten sich die Geführten ausgesprochen höflich, auch wenn ihr ausgesprochen detailliertes Interesse für einige der Begebenheiten in den Zelten die Investigatoren zunehmend irritiert. Am Ende hat man drei Stunden verbracht, davon zwei im Lager und gerade einmal eine in der Höhle, die der Geologe Rilke zwar interessant, aber anscheinend nicht auf einer Stufe mit den Geschehnissen im Lager befindlich einschätzt.

Man wechselt sich ab und Lewinson und Blavatski, welchem seit dem Morgen ein seltsames, tinitusartiges Pfeifen (eine Art Teke-Li oder dergleichen) zusetzt, gehen den Deutschen die Nacht über bei ihren Arbeiten im Lager zur Hand. Durch die überlegene Ausrüstung kommen die Deutschen schnell voran: Bis zum morgen hat man alle verbliebenen Kegel geöffnet und zudem eine Zeltplane unter dem Eis des leeren Flugzeugunterstandes entdeckt, deren Öffnung man aber Moore vorbehält. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Meyers Leute mehr über die Fundstellen wissen, als sie vorgeben.

Und in der Tat: Nach dem Frühstück der SME informiert Meyer Moore, dass ihm und seinem Team die Öffnung einer außerordentlich relevanten Ausgrabungsstätte vorbehalten sei. Gemeinsam und mit den Eismessern der BFE bewaffnet, macht man sich auf den Weg zur Zeltplane und legt sie vollständig frei. Die Öffnung ist erneut für alle, die dabei sind, keine angenehme Erfahrung: Der Geruch, der für einen kurzen Moment aus dem Zelt dringt, ist absolut widerlich und lässt den Zwinger aufheulen. Hier wurden feinsäuberlich 8 Hunde der Miskatonic-Expedition seziert, teilweise sieht man unter dem Eis noch die präzise zerlegten Scheiben ihrer Hirne und Organe. Lexington, die dazugestoßen ist, entschuldigt sich, Miss Lewinson muss sich übergeben. Meyer vertraut Moore leise an, dass er über Informationen verfüge, die in diesem Sachverhalt unter Umständen relevant sein könnten. Er führt ihn in das Lager der Deutschen, die nächsten Stunden wird er nicht wieder gesehen.

Lexington muss den Kopf freibekommen und beschließt, gemeinsam mit Priestley und ihrem Piloten Willams einen kleinen Flug an den Bergen entlang zu unternehmen. Doch schon nach wenigen Stunden wird sie zur Rückkehr gezwungen, während die Investigatoren gerade den alten Hundezwinger freilegen. Furiengleich stürmt sie zu Moores Zelt und überschüttet den sichtlich verstörten Mann, der sein Zelt kaum verlassen will, mit Vorwürfen, wonach er und/oder Starkweather sie umbringen wollten. Anscheinend war der Sauerstoff, den sie von der SME für den Flug erhalten hatte, verunreinigt gewesen. Thorpe überprüft in Reaktion darauf alle Flaschen und stellt fest, dass einige wenige wohl mit Industrierückständen versetzt seien.

Moore verzieht sich wieder in sein Zelt. Zum Abendessen kommt er, mit einem tief beunruhigten Gesichtsausdruck, in die Messe, nachdem er mehrere Minuten scheinbar ziellos durch das Lake-Lager gelaufen war. Er wirkt erschöpft und abgezehrt, während Lexington gerade ihren Funkspruch vom „großartigen ersten Überflug über die Berge“ in den Äther schickt. Beinahe provozierend reicht sie ihm das Mikrofon, doch er stammelt nur ein paar Sätze und beendet dann die Übertragung. Doch dabei belässt sie es nicht: Lexington hatte auf Moores Ankunft gewartet, um allen triumphierend die Mitteilung zu überbringen: Sie hat einen Deal mit der BFE geschlossen und wird im Austausch gegen Ressourcen drei Leute aus Barsmeier und Falkens Team über die Berge bringen.

Alle sind überrascht, dass das Plateau nunmehr so schnell erreicht werden soll. Als Moore Starkweather die Botschaft übermittelt, ist dieser sofort bereit schnellstmöglich ins Lake-Lager zu kommen, um Lexington in ihren Reisevorbereitungen zu überholen. Um 5 Uhr am nächsten Morgen starten Thorpe, Dewitt, Lewinson und Blavatski, um den Hauptmann abzuholen. Währenddessen teilt Moore die Plätze für den Flug durch den Dyer-Pass zu: Immer noch fahrig, drängt er darauf, dass neben den Investigatoren unbedingt Myers (der ohnehin mitwollte), Greene und Bryce den Weg antreten sollen. Letzterer ist gar nicht erbaut über diese Neuigkeit, wollte er doch eigentlich gefühlt den Rest seines Lebens bei den Fossilien in der Höhle verbringen, doch Moore duldet (überraschend für ihn) keine Widerworte.

Der Tag im Lager vergeht mit Vorbereitungen. Gegen 16 Uhr holt die Weddell Starkweather am Fuße des Mount Nansen ab, welcher von allen Ereignissen im Lake-Lager nur am Rande gehört hat und nach mehreren Lexington-freien Tagen in der Wildnis in absoluter Hochstimmung ist. Sein Enthusiasmus ist ansteckend, sodass der Rückflug durch die zahllosen Anekdoten des Bergsteigers wahrlich wie im Fluge vergeht. Lexington wäre eigentlich bereits zu Abflug bereit und Meyer drängt sie, endlich mit Baumann, Rilke und ihm zu starten, doch bevor nicht die versprochenen Güter in ihrem Basislager am Schelfeis angekommen sind, hat sie nicht vor, auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu weichen.

Kurz nach Mitternacht landet Starkweather und trommelt sofort die teilweise bereits schlafenden Mannschaftsmitglieder zusammen, um eine Ansprache zu halten. Seine Tatkraft, sein Optimismus und sein Teamgeist, der es gar nicht als Möglichkeit in Frage kommen lässt, dass Lexington und die Deutschen den tollkühnen Helden der SME in irgendeinem Punkt etwas voraushaben könnten, stecken die Besatzung im Lager an. Nach all der Kälte, dem Grauen und den unangenehmen Überraschungen der letzten Tage, ist man doch irgendwie froh, die (manchmal zu) unbeirrbare Führungsstärke von James Abercrombie Starkweather in der Nähe zu wissen.

Am nächsten Morgen geht es los. Starkweather hat 8 Uhr als Startzeit angesetzt, doch die Weddell durchzuchecken, mit der er gekommen ist, zieht sich. Zu allem Überfluss gibt es ein Problem mit einem der Rotoren, welches sich wohl noch bis in den frühen Nachmittag ziehen könnte. Lexington erhält schließlich die Nachricht aus ihrem Lager, dass die Ladung der BFE wohlbehalten angekommen sei, woraufhin sie ebenfalls die Startprozedur einleitet. Durch Thorpes mechanische Gaben gelingt es schließlich, den Defekt zu reparieren und gegen 9:30 können die beiden Maschinen startklar gemacht werden. Doch trotz allem gelingt es Lexington um 10:02 abzufliegen, während die SME erst eine gute Viertelstunde später in die Höhe steigt.

Schnell bewegt man sich auf die Berge zu. Der Wind rauscht um die Boeings, während Starkweather ob der Aussicht zunehmend euphorisch ist. Moore hingegen klammert eine seltsame kleine Ledertasche an sich, die er schon seitdem er das Gespräch mit Meyer geführt hatte, nicht mehr aus den Augen ließ. Sphärische Störgeräusche machen eine Verständigung der beiden Maschinen schwierig, das Lake-Lager ist schon kurz nach dem Start ebensowenig zu erreichen wie die Belle mit Lexington und den Deutschen.

Es ist 10:20 und Blavatskis Kopf dröhnt und hämmert. Das Pfeifen in seinem Kopf wird lauter und er hat das Gefühl, als würde der Speckstein ihn vor irgendetwas abschirmen. Während alle anderen den unglaublichen Ausblick genießen, schläft Dr. Greene. 10:41 beginnen auf 4900m Sturmböen am Flugzeug zu rütteln. Sauerstoffflaschen fallen und rollen durch das Flugzeug, doch niemand wird verletzt. Moore hält seine Mappe weiter umklammert. Auf 5500m beginnt man mit der Beatmung und tastet sich bis 11:04 langsam näher an den Pass, als  man langsam auf gewisse Regelmäßigkeiten an den Berghängen aufmerksam zu werden beginnt. Gesteinsformationen, welche wenn überhaupt durch Vulkanismus entstanden sein könnten, doch für diesen gibt es hier keine Anzeichen. Immer weiter nähert man sich und gegen 11:09 wird ein Feldstecher herumgereicht, mit dessen Hilfe man überall an den Bergen in der Nähe des immer schneller näher rückenden Dyer-Passes Höhleneingänge erkennen kann. Keine Tropfsteine sind zu sehen, nur regelmäßige Gänge, die in den schwarzen, von Schnee befreiten Stein führen und sich dort im Dunkeln verlieren. Kann man an ihnen nicht sogar einige Ritzungen erkennen, die an das Speckstenfragment erinnern?

Blavatski driftet immer weiter von den anderen hinfort, während man in den Pass einfliegt: Mag sich der eine oder andere an die Gemälde Roerichs erinnert fühlen, für ihn wecken die Felsnadeln, die Höhlen und der Schwarze Stein Erinnerungen an Kaddath, das Plateau von Leng, die Mi-Go, jene grausamen Schneemenschen des Himalaya und noch so viele andere Absonderlichkeiten. Das Pfeifen wird lauter und lauter, sodass zumindest Dr. Enfield es inzwischen ebenfalls hört.

Der Pass ist auch für einen erfahrenen Piloten schwierig zu durchqueren. Heftige Fallwinde herrschen vor und zunehmend zweifeln Dewitt und Thorpe daran, dass sie unter diesen Bedingungen auf diesem Weg wieder zurückkehren können. Eine Doppelhalo leuchtet am anderen Ende des Passes im Widerschein der Eiskristalle. Moore und Starkweather beugen sich nach vorne, um die ersten zu sein, die sehen, was auf der anderen Seite liegt, der eine Angsterfüllt, der andere voller Tatendrang.

Dann, der Sinkflug. Um 11:23 durchfliegt man den roten Sirup der Halo und die Sicht klärt sich. Und dann sehen sie sie. Eine Stadt. Gigantisch. Unsagbar alt. 50km in beide Richtungen am Bergmassiv zieht sie sich, dann verliert sich die Sicht. Aus zerborstenen Türmen quillt Eis und spalten ziehen sich durch Plätze, Gebäude und Mauern. Nur die Farben von Schnee und Stein dominieren dieses tote Stillleben. Titanische Gebäuderuinen unter ihnen, sinken die beiden Flugzeuge langsam aber sicher hinab. Moore reicht dem neben ihm sitzenden Blavatski mit zitternden Fingern die Mappe, die dieser bereits den kompletten Flug zu erhaschen versuchte, während Thorpe und Dewitt die Maschinen auf 5300m, in also überraschender Tiefe, auf einem großen runden Platz herunterbringen. Willkommen.

Link to comment
Share on other sites

  • 7 months later...

Siebzehnter Spielabend

 

Unsanft setzt die Enderby mit einem hässlichen Reißen ihrer Kufen auf dem knirschenden, uralten Eisboden des Platzes auf, den Starkweather zur Landung auserkoren hat. Dicht folgt ihr die Weddell, welche von Thorpe deutlich sanfter heruntergebracht wird. Dr. Enfield und Mr. Blavatski ignorieren das riesige, sicherlich 10 Meter breite Loch, welches sie überfliegen ebenso wie die Berge von Schutt und die aus dem Eis hervorragenden Ruinen, stumme Zeugen einer einstmaligen, uralten Lebensrealität, die jeder Erkenntnis der modernen Geo-, Bio- und Anthropologie zuwiderläuft. Mit zittrigen Händen blättern sie durch den Stapel feinsäuberlich getippter Seiten, die ihnen ein sichtlich verstörter Moore aus jener ledernen Mappe gereicht hat, die ihm der Deutsche Meyer im Lake-Lager gegeben hatte. Immer wieder fallen einzelne Sätze ins Auge, deren Worte sich mit der sie umgebenden friedhofsgleichen Grabstätte einer längst vergangenen Zivilisation zu einer verstörenden Vision der Realität verdichten:

„Nur mit größtem Widerwillen lege ich die Gründe dar, aus denen ich mich gegen die geplante Invasion der Antarktis stelle…“

Das wenige, was die beiden lesen können, bevor die Maschinen zum Stillstand gekommen sind und die Passagiere hinaus in diese fremdartige Welt entlassen, genügt ihnen, um zu verstehen, dass sie nicht die ersten sind: Dyer war hier gewesen. Sein Bericht – eine Warnung, diesen von Gott verlassenen Ort niemals zu betreten. Was hatte Moore ihnen hier vorenthalten?

Während Starkweather euphorisch die Mannschaft sammelt und Thorpe zu seiner hervorragenden Landung gratuliert, konfrontieren Enfield und Blavatski Moore, der selbst kaum fassen kann, an jenem Ort zu stehen, den der Text in solch minutiösem Detail charakterisiert. Die ihm sonst so zu eigene Ruhe hat ihn verlassen und seine Gesichtszüge entgleiten ihm, als er versucht sich zu rechtfertigen: Selbst nach den Funden im Lager – hätte ihm irgendjemand geglaubt? Hätte er Meyers wilden Erzählungen Gehör schenken sollen? Das hitzige Wortgefecht führt schnell die gesamte Crew zusammen und eine wohl verständliche Nervosität führt zu einem allgemeinen Streit um den Text, die Stadt und die weiteren Pläne. Während Starkweather, Blavatski und der mit einem ans krankhafte grenzenden Tatendrang gesegnete Myers möglichst lange bleiben wollen, sind es Thorpe und Enfield, die, nachdem Moore Dyers angebliche Erlebnisse in der Stadt zusammengefasst hat, keine Minute länger als nötig hier bleiben wollen. Bryce schwankt mit einer gewissen Hysterie zwischen den beiden Fraktionen, während Dewitt und Miles die während der Landung beschädigten Kufen besehen, Greene schweigend das Schauspiel beobachtet und Wheapner und Miss Lewinson nach einem Lagerplatz Ausschau halten. Nachdem Starkweather dies bemerkt, nutzt er es als willkommene Gelegenheit die Gruppe auf ein eindeutig geteiltes Ziel einzuschwören: Überleben.

In einer nur wenige Dutzend Meter von Flugzeug entfernten und durch die Erosion teilweise abgetragenen Ruine, die wohl einst die Spitze eines großen, inzwischen vom Eis verschlungenen Kegelförmigen Gebäudes war, werden die Zelte aufgeschlagen und ein erstes, provisorisches Lager errichtet. Man merkt den Anwesenden das Fehlen des Logistikers Packard ebenso an wie das des Polarkundlers Sykes und die Arbeit geht langsamer und weniger professionell von Statten als bisher. Auch die Höhe setzt den Exploratoren zu, doch ist man froh, dass Arbeit ohne Sauerstoffzufuhr überhaupt möglich ist, da das Plateau gut 1000m tiefer liegt, als dies auf Basis der Berichte der Miskatonic anzunehmen war. Trotzdem sollte die Höhe und der Sauerstoffmangel nicht unterschätzt werden, wie Dr. Greene erklärt. Bis die Akklimatisierung vorangeschritten sei, wären schwere körperliche Arbeiten zu vermeiden.

Am neu errichteten Lagerplatz wird schnellstmöglich eine kleine Mahlzeit gekocht, um die (Dr. Greenes prophetischen Worten entsprechend) schwer erschöpften Mitglieder der SME zu versorgen. Prof. Moore hält derweil eine kurze Ansprache und versucht grundlegende Sicherheitsrichtlinien durchzusetzen. Starkweather, Myers und Wheapner schnüren derweil jedoch bereits ihr Bündel, um den Platz, auf dem sie hier gelandet sind, näher zu erkunden. Insbesondere der 6-8m hohe Hügel in 200m Distanz in der Mitte, der von Schutt und Eis gebildet ist, scheint es ihnen angetan zu haben, da sie alle aus der Luft in seiner Mitte einen abgründigen Schlund zu erkennen geglaubt hatten. Was könnte er verbergen?

Doch Greene sollte einmal mehr Recht behalten: Alleine das Erzwingen des sanften Anstiegs auf 8 Meter Höhe über eine Strecke von 50 Metern in der Länge gerät zur atemlosen Tortur, die Myers in die Knie zwingt. Wheapner hilft ihm, Starkweather folgt kurz darauf. Man nimmt sich vor, den Abgrund am nächsten Tag, nachdem man sich mehr an die Höhen gewöhnt hat, endlich weiter zu erkunden. Greene versorgt den vollkommen fertigen Myers mit Sauerstoff und scheltet die kleine Expeditionsgruppe für ihren Leichtsinn. Starkweather und Wheapner lassen sich trotzdem nicht von einer weiteren Erkundung abhalten.

Derweil lesen die im Lager verbliebenen Dyers Text, während Moore, Miles, Thorpe und Dewitt mit einem Rechenschieber über dem Kartenmaterial der Boeings brüten. Die Fallwinde scheinen eine schnelle Rückreise durch den Pass momentan unmöglich zu machen, sodass man für den Rückweg auf günstigeres Wetter angewiesen ist. Alternativ scheint jedoch auch die Route an den Bergen entlang zur Küste viabel, wenn auch risikoreich, zu sein. Die Treibstoffkalkulationen lassen keinerlei Raum für Fehler. Selbst Thorpe muss eingestehen, dass es wohl sinnvoller ist, zumindest noch 1-2 Tage ab und auf besseres Wetter zu warten, bevor man  einen derartig riskanten Plan umsetzt, zumal die Kufen der Enderby nach wie vor repariert werden müssen, ein Unterfangen, dem sich die drei Experten sogleich zuwenden.

Während die Zeitmesser langsam in Richtung 6 Uhr abends deuten, zieht die Sonne gen Westen und taucht die Stadt in ein fremdartig anmutendes, rostrotes Licht. Wheapner und Starkweather kehren von ihrer Erkundung des Platzes zurück, in den Taschen Funde von versteinertem Holz und zerbrochenen Fresken, die sie den vereisten Trümmern entrangen. Moore stürzt sich mit Begeisterung auf das Holz und Myers ist außer sich über die Bruchstücke. Doch ansonsten herrscht im Lager eine kalte, brütend-dumpfe Stille, sodass die beiden Entdecker sich zum Schlaf ins Zelt zurückziehen.

Erst unbemerkt, doch stetig schwerer zu übersehen hat sich ein Nebel über dem Boden des Platzes gebildet, der, einem Chlorgaspräparat nicht unähnlich, über dem Eis wabert. Immer dichter wird er und sammelt sich, steigt empor, füllt den Platz und die von ihm abzweigenden Straßen. Bald sieht man vom Lager aus die 40m entfernten Piloten kaum noch, untergegangen in einer dicken, sirup-artigen, von der Sonne rot eingefärbten Nebelmasse. Sowohl Bryce, als Blavatski und zunehmend auch Myers, starren schlicht gedankenverloren und mit glasigem Blick in das Wabern, während sich Moore mit Feuereifer in die Untersuchung des Holzes flüchtet und ebenfalls kaum ansprechbar ist. Enfield, Lewinson und Greene ist die Lage nicht geheuer. Alle haben das seltsame Gefühl, auf etwas zu warten. Etwas, dass passieren muss, etwas, dass dort draußen ist. Die Wahrnehmung wird immer stärker und stärker, bis sie geradezu unerträglich scheint. Man ruft nach Thorpe und seinen Kollegen, will sie im Angesicht dieses nicht geheuren Naturschauspiels zurück in der zunehmend brüchiger scheinenden Sicherheit des Lagers wissen. Wie durch Wasser dringen die Worte zu den dreien durch und sie taumeln die wenigen Schritte durch den Nebel in Richtung des nur noch zu erahnenden Lagers. Doch nur Miles und Thorpe kommen an. Dewitt ist nicht zu sehen. Lewinson und Thorpe seilen sich an und gehen in den Nebel zurück. Nur wenige Schritte vom Flugzeug entfernt finden sie ihn: Hilflos lallend, kaum in der Lage sich zu bewegen, wie von seltsamen, pantomimisch-spastischen Anfällen geschüttelt. Aus seinen verdrehten Augen spricht das pure Grauen, als er sie sieht. Er versucht zu rennen, doch es misslingt ihm. Er stürzt und Miss Lewinson zieht ihn ins Lager, wo Dr. Enfield ihm eine Beruhigungsspritze verpasst und in einem der Zelte verstaut.

Blavatski erwacht aus seiner Starre, verwundert, dass Zeit vergangen scheint. War er nicht nur eine Sekunde in Gedanken gewesen? Doch angeblich hatte er für mehr als eine halbe Stunde in den Nebel gestarrt. Er besinnt sich auf das Ältere Zeichen, dass er bei sich trägt. Testweise händigt er es auf Nachfrage Dr. Enfield aus. Sobald sie das Amulett berührt, fällt das verstörende Gefühl des Beobachtet-Werdens und Wartens von ihr ab, während genau jene Emotionen nach und nach Blavatskis Geist zu lähmen beginnen.

Als der Nebel gegen Mitternacht endlich schwindet, finden auch Myers und Bryce den Weg aus ihrer Stasis. Motiviert von der Wirkung des Älteren Zeichens will Blavatski weitere Amulette fertigen und das ganze Lager schützen. Während er gerade gemeinsam mit der von der Wirkung des Amuletts irritierten, aber auch faszinierten Dr. Enfield mit der Arbeit beginnen will, erwacht Dewitt und verlässt zielstrebig sein Zelt. Enfield und Thorpe begleiten ihn. Er geht aus der Lagerruine heraus, zu den Flugzeugen. Es scheint, als würde er etwas suchen. Mit heiserer, aufgeregter Stimme erklärt er: Seltsame, affenartige Kreaturen hätten ihn gestern hier gefangen genommen, in ihr Lager geschleift und betäubt. Doch hätte er fliehen können und den Platz erkundet. In einem steinernen Gebäude, ganz hier in der Nähe habe er Unterschlupf gefunden. Tatsächlich findet er kurz darauf genau jenes Gebäude, kaum 60m von den Fliegern und 100 vom bestehenden Lager entfernt.

Da die Temperaturen stetig, von „angenehmen“ -20 auf mittlerweile -33 Grad gefallen sind, plädieren Enfield und Thorpe schnell dafür, trotz eines leicht mulmigen Gefühls, ob der Erzählungen von Dewitt das Lager in dieses Gebäude zu verlegen. Es ist weiten teils intakt und nur durch einen einzigen Eingang zu betreten, mit Hilfe der Segelplanen der Flugzeuge sollte es relativ gut vor der Kälte abzuschirmen sein. Der gerade aufgestandene und von namenlosen Träumen, an die sich jede Erinnerung verbietet heimgesuchte Wheapner hilft mit verquollenen Augen ebenso beim Transport des Lagers wie der glänzend ausgeruhte Starkweather und Dr. Greene, der im Angesicht all der Geschehnisse des Tages Dr. Enfield das „du“ angeboten hat.

Mit zitternder und bald partiell erfrorener Hand macht sich Blavatski daran, die neue Heimstatt okkult durch neue Zeichen abzusichern. Sowohl der übermüdete Myers als auch Dr. Enfield nehmen hieran Anteil und er erklärt beiden am Feuer, wie er das Schutzritual einst in Neuengland in einem kleinen Dorf in der Gegend um Arkham unter nur als kompliziert zu beschreibenden Umständen erlernt hatte. Initial skeptisch können Lewinson und Myers davon überzeugt werden, das Experiment zu wagen und selbst einen Stein mit einem schnell geritzten Älteren Zeichen unter Anleitung Blavatskis zu weihen. Beide spüren die Wirkung des Rituals und sind erwartungsgemäß verstört, wobei Enfield die Sache immer noch deutlich entspannter aufnimmt als der vollkommen überreizte Myers.

Starkweather wiederum, der von der ganzen Nebel-Episode der Nacht nichts mitbekommen hat, brennt bereits vor Tatendrang und nimmt Myers und Wheapner beiseite. Falls sich die Skeptiker-Fraktion um Thorpe, die immerhin eine „demokratische“ Abstimmung über den Verbleib in der Stadt ins Spiel gebracht hatte, wirklich durchsetzen könne, müsse man schnell handeln und möglichst viel sehen, fotografieren, dokumentieren und sammeln. Dementsprechend sei der einzig sinnvolle Weg die Aufteilung: Starkweather würde zusammen mit Dewitt (der ja bei der Suche nach dem neuen Lager einen guten Riecher bewiesen hatte – die Details interessieren nicht weiter) die gigantischen Statuen am Flussbett in Augenschein nehmen wollen. Vielleicht könnte er ja sogar Thorpe dazu einladen und ihm auf dem Weg von seiner für ihn so untypisch feigen Haltung abbringen? Das Loch am Platz sei dem Bergsteiger Wheapner, Myers und den anderen vorbehalten, die sich ihnen anschließen. Sie sollen schauen, was sich hier finden ließe…

Link to comment
Share on other sites

Siebzehnter Spielabend

 

Nach der glimpflich verlaufenen Verlegung des Lagers versucht jeder der Anwesenden sich ein wenig aufzuwärmen. Die Temperaturen sind mittlerweile auf -37 Grad gefallen. Die Stimmung ist gemischt: Während Starkweather und Myers voller Begeisterung endlich die Stadt erkunden wollen, schweigt Bryce finster in der Ecke und Miles bekundet in Andeutungen seinen Unmut gegenüber der Situation. Schlussendlich bereitet er jedoch zusammen mit Moore und Thorpe gegen 7 ein kleines Frühstück vor und den Optimisten gelingt es, die Mehrheit der Expeditionsteilnehmer in ihrem Tatendurst anzustecken. Pläne werden geschmiedet: Dewitt und Thorpe werden Starkweather zu den Statuen folgen, die man auf Basis der Bilder aus der Luft gut zwei Meilen vom Lager am Flussbett vermutet. Auch Blavatski schließt sich an. Myers, Enfield, Wheapner und Lewinson haben hingegen die nahegelegene Grube im Zentrum des großen Platzes im Auge.

 

Nachdem die Gruppen gebildet sind, macht man sich schnellstmöglich an die Arbeit: Insbesondere Starkweathers Team hat eine verhältnismäßig lange Strecke vor sich und will definitiv vor Einbruch des seltsamen Nebels wieder im Lager sein. Dementsprechend zeigt sich der Hauptmann anfangs noch streng, als Blavatski und Thorpe an einem riesigen kathedralengleichen Bau anhalten und durch seine nur partiell vom Eis verschlossenen Zugänge auf meterhohe Wandfresken nach innen blicken. Er drängt zum schnellen Fortkommen und als Dewitt eine seltsame Bemerkung fallen lässt, wonach das “Konzerthaus umgestaltet worden sei”, an die er sich kurz darauf nicht mehr erinnern kann, sind auch die anderen von Starkweathers Plan überzeugt. Gleichsam will man das in relativer Nähe zum Platz liegende Gebäude am kommenden Tag erneut in Augenschein nehmen und mit der Hilfe eines fähigen Kletterers wie Dr. Greene oder Mr. Wheapner erschließen.

 

Stetig tastet die vier sich am Fuß der Berge entlang und bestaunen die beeindruckende Architektur oder das, was nach Jahrhunderttausenden noch von ihr übrig geblieben ist. Da man noch sehr gut im Zeitplan ist, beschließt Starkweather dem Drängen von Thorpe und insbesondere Blavatski nachzugeben und erlaubt die Erkundung einer annähernd hundert Meter am Berghang hinaufreichenden Terassenkonstruktion, deren Inneres schmuckloser ist, als dies das “Konzerthaus” vermuten ließ. Gemeinsam erkundet man die oftmals bereits eingestürzten Gänge, die teils weit in den Fels der Berge hineingetrieben scheinen. Aus dem Aufbau der Räume entsteht die Vermutung, dass es sich um ein Wohnhaus gehandelt haben könnte.

 

Währenddessen steigen Enfield, Lewinson, Wheapner und Myers über eine von Säulen und Bögen getragene Rampe gut 20m hinab in die Eingeweide der Stadt. Wheapner sichert den Weg, doch nichts desto trotz tut sich Dr. Enfield mit dem über die Jahrhunderte zunehmend instabiler gewordenen Weg schwer.

 

Einmal unten bestaunt jedoch auch das zweite Expeditionskorps die uralten Friese und Fresken der Älteren Wesen. Insbesondere Myers erfüllt ihr Anblick mit Begeisterung. Sofort beginnt er sie zu skizzieren und das dargestellte Leben der ehemaligen Bewohner der Stadt zu ergründen. Palmen und großzügiger Pflanzenwuchs um die einstmals glorreiche Erscheinung des nunmehr eingestürzten Turms in der Mitte des Platzes, auf dessen Grund man sich gerade befindet, zeugen von besseren Tagen, in denen es hier deutlich wärmer gewesen sein musste.

 

Vom gut 100m durchmessenden Hauptraum des Turms zweigen insgesamt zwölf Gänge ab, von denen die Mehrzahl jedoch kaum noch zu begehen ist, zu sehr haben Geröll und Schutt zusammen mit dem Eis von Jahrtausenden eine feste, undurchdringliche Masse gebildet. Doch die Wege, die noch passierbar sind, führen schnell zu neuen Erkenntnissen: Dr. Enfield bemerkt, dass einer von ihnen anscheinend in jüngerer Zeit häufiger beschritten wurde. Soweit noch Spuren zu erahnen sind, scheinen sie nicht menschlich zu sein. Ms. Lewinson untersucht derweil einige Papierstücke, die wohl einem Notizbuch entstammen. Ihre regelmäßige Platzierung legt nahe, dass Dyer und Danforth einen Weg durch die labyrinthischen Tunnel unter der Stadt markierten.  Für den Moment sieht man jedoch davon ab, irgendeinem der Gänge weiter als einige Meter zu folgen - zu unklar ist, was dort wohlmöglich auf die kleine Gruppe warten würde.

 

Währenddessen ist Myers unterhalb der Rampe auf etwas gänzlich anderes gestoßen: Mehrere kleine Hügel aus Schnee, drei eher flach und einer höher und regelmäßiger, sind dort zu erkennen. Während es sich bei den Flachen allerdings ausschließlich um Schneeverwehungen handelt, unter denen sich ehemalige Schlitten aus dem Lake-Lager befinden, ist der vierte, von einem sternförmigen Speckstein markiert und ragt gut 1.5m in die Höhe. Böses ahnend gräbt Mr. Wheapner seitlich in das Eis und stößt nach wenigen Zentimetern auf etwas Festgefrorenes: Ein Kopf. Nach den Riten der Älteren Wesen bestattet, fand hier Gedney seine letzte Ruhe.

 

Starkweather und seine Leute wiederum sind endlich an den Statuen angelangt - oder dem, was von ihnen übrig ist. Am überfrorenen Flusslauf, der in Form eines wie in der Zeit stehengebliebenen Wasserfalls aus den Bergen entspringt, kann man durch die Jahrtausende sauber abgeschleifte geometrische Körper erkennen, die mit Phantasie einstmals Ältere Wesen dargestellt haben könnten. Doch auch ohne all jene künstlerischen Details, die sie in grauer Vorzeit einmal ausgemacht haben müssen, sind die 70m hohen, aus dem sie umgebenden Stein geschlagenen Statuen eine beeindruckende Arbeit. Einzig irritierend ist die Tatsache, dass ihre oberen Kanten ein wenig zu glatt und im Verhältnis zum Rest der Statue nicht hinreichend verwittert sind. Blavatskis Verdacht, dass die Köpfe der vormaligen Wächter der Stadt sauber abgeschlagen worden seien, bestätigt sich kurz darauf beim Fund eines überdimensionierten, metergroßen Steinauges im Eis des Flusses. Nicht ohne einige Fotos geschossen zu haben, macht man sich wieder auf den Rückweg. Der kurze Gedanke, dass man im Fels oberhalb des Wasserfalls Geräusche vernommen hätte, verflüchtigt sich, ohne dass jemand darüber ein Wort verliert.

 

Der Abend verläuft ruhiger als zuvor. Prof. Moore hat sich mittlere Erfrierungen zugezogen und wird von Greene entsprechend gescholten und versorgt. Als der Nebel kommt, ist allgemein bekannt, worauf man sich einzustellen hat. Starkweather, der dem Phänomen mit einer Form von höflichem Unverständnis gegenübersteht und gegen die Auswirkungen des Phänomens vollkommen immun scheint, versucht die Stimmung hochzuhalten, was Entartungen wie in der letzten Nacht verhindern kann. Das ist zumindest seine Interpretation der Ereignisse - immer mehr der Anwesenden kommen jedoch darin überein, dass irgendetwas an diesen befremdlichen Zeichen, die Blavatski gemeinsam mit Dr. Enfield im Akkord zu ritzen begonnen hat, zu sein scheint, was ihre inneren Widerstandskräfte stärkt. Niemand hat im Angesicht der allgemeinen Umstände gerade die Muße über die weiteren Konsequenzen dieser Feststellung für ein naturalistisches Weltbild nachzudenken. Ebenfalls wird nicht viel über die seltsam-schnellen Fortschritte gesprochen, die Blavatski in der Entschlüsselung der Sprache der Älteren Wesen macht. Nur Myers lässt Blavatskis intensives Verständnis mit einer gewissen Eifersucht zurück.

 

Am nächsten Morgen werden beim Essen Pläne geschmiedet. Die Stimmung ist ausgesprochen gut, denn zum erste Mal seit ihrer Ankunft in der Stadt herrscht Stille um die Expedition: Das Heulen und Pfeifen des Jetstreams in den Bergen ist verstummt und man hofft, auf diesem Weg nun doch in kurzer Zeit wieder das Lake-Lager erreichen zu können, um über die unglaubliche Welt hinter dem Miskatonic-Gebirgen zu berichten. Miles, Dewitt und Thorpe diskutieren die Optionen gemeinsam mit den Expeditionsleitern und kommen zu dem Ergebnis, dass man in weniger als 24 Stunden mit der Weddell aufbrechen wird, um sechs Mitglieder der Expedition zurückzubringen und dafür andere (zusammen mit Vorräten und allem, was man für ein permanenteres Lager braucht) herzuholen. Miles meldet sich sofort freiwillig, auch der zunehmend schweigsam gewordene Bryce ist direkt mit von der Partie, als die Neuigkeiten von Prof. Moore allgemein vorgestellt werden.

 

Gemeinsam mit Wheapner und Thorpe macht sich Starkweather an diesem Tag zu einem neuen Ziel auf: Ein gut erhaltener Turm, den er aus der Distanz am Fluss gesehen zu haben glaubt, verspricht gute Sicht und soll mit Wheapners Hilfe erklettert werden. Vielleicht lässt sich auf diesem Wege sogar Näheres über den Verbleib der Belle und ihrer Crew in Erfahrung bringen? Der ebenfalls im Klettern bewanderte Dr. Greene zieht derweil mit Dewitt, Myers und Blavatski zum “Konzerthaus”, um einen sicheren Abstieg in die Haupthalle zu ermöglichen. Ms. Lewinson und Dr. Enfield hingegen wollen erneut hinab in die Turmruine, wo sie den von Danforth und Dyer markierten Weg erkunden wollen.

 

Nach einem beschwerlichen Weg, auf dem Starkweather ein straffes Tempo vorlegt, kommen er, Wheapner und Thorpe am Turm, einer gerade einmal 5-7m breiten Nadel, die gut 40m in den Himmel ragt, an. Gemeinsam erklimmt man die brüchige Rampenkonstruktion im Inneren und kann von der Spitze tatsächlich eine Bewegung im weiß-grau der toten Stadt ausmachen - Menschen auf der anderen Flussseite!

 

Es sind Priestley und Lexington, letztere zum wohl ersten Mal überhaupt geradezu erfreut, Starkweather zu sehen. Schnell bringt man sich auf den aktuellen Stand: So sei das Lager der ALE gestern angegriffen und verwüstet, sowie ihr Pilot Kyle Williams entführt worden. Er habe gerade daran gearbeitet, das Flugzeug wieder in Ordnung zu bringen, welches nun jedoch nach wie vor defekt sei. Die bisherige Suche war nicht von Erfolg gekrönt. Die Deutschen kochten derweil ihr eigenes Süppchen. Starkweathers Vorschlag, die Lager zusammenzulegen stößt auf wenig Gegenliebe, doch man einigt sich darauf, mit Hilfe von Signalspiegeln zu kommunizieren.

 

Das Innere des “Konzerthauses” gleicht einem riesigen, fünfeckigen Kirchenschiff, das von fünf, mehr als einem dutzend Meter hohen Friesen verziert wird, die in ihrer Kunstfertigkeit jedoch deutlich hinter den Werken am Fuß des zerstörten Turms zurückbleiben. Blavatski erkennt mehrfach dort das Wort für “Tod” oder “Verfall”, oder “Begräbnis”, doch kann sich niemand einen wirklichen Reim darauf machen. Insbesondere, dass in den Darstellungen eines anscheinenden Zeremoniells in der (wiederum im Vergleich zu den Fresken im Turm deutlich weniger begrünten) Stadt ein Teil des Bildes im Westen konsequent leer bleibt, gibt Rätsel auf.

 

Auf Dyers Pfaden wandelnd gelangen Enfield und Lewinson schließlich zu an eine Sackgasse, in welcher sich ebenfalls Friese von grotesk-niedriger Qualität finden. Überreste zweier, in ihrer Form sehr verschiedener, Lager deuten darauf hin, dass sowohl die beiden kühnen Forscher aus Arkham als auch die älteren Wesen, denen sie gefolgt waren, hier Rast machten. Ms. Lewinson entdeckt gar einige Aufzeichnungen auf menschlichem Papier mit Tinte aus dem Lake-Lager, die zweifelsohne die Punktschrift der älteren Wesen darstellen und nimmt diese an sich.

 

Die beiden Damen sind zuerst wieder im Lager. Dieses ist abgesehen von einem an den Boeings schraubenden Miles und Moore, der in seinem Zelt schläft, verlassen. Erst nach einigen Minuten fällt den beiden auf, dass jemand fehlt: Bryce ist verschwunden.

 

Man beginnt Suchtrupps zu bilden, als die anderen Expeditionen zurückkommen bindet der extrem besorgte Moore auch sie ein. Doch Enfield und Lewinson haben zu diesem Zeitpunkt auf einem Hausdach nur wenige hundert Meter vom Lager entfernt bereits einen grausamen Fund gemacht. Kratzspuren, Reste von Bryce Parka und die Fußabdrücke eines Älteren Wesens.

 

Als der Nebel aufzieht, ziehen sich alle im Angesicht dieser Hiobsbotschaft angemessen verstörten Forscher zurück in das Lager, auch wenn einige weiter suchen wollen. Es wird stark gestritten: Sollte man am Zeitplan festhalten? Kann man Bryce hier einfach zurücklassen? Und was ist mit Lexington und ihrem Piloten?

 

Schlussendlich entschließen sich einer Laune folgend Thorpe, Enfield, Lewinson, Blavatski und Wheapner bewaffnet zum Flugzeug zu gehen. Keinen Moment zu spät, denn sie können gerade noch fassungslos mit ansehen, wie eine kleine Signalrakete auf die Ederby zurast und die Boeing mit einer enormen Explosion in einem Feuerball vergeht.

 

Eine humanoide Gestalt rennt vor den sie verfolgenden Investigatoren davon, doch gelingt es ihnen, die Person in die Beine zu schießen und die Distanz zwischen ihnen zu verkürzen. Schließlich ringt man den Mann zu Boden, jedoch nicht ohne dass er Wheapner einen sauberen Schuss durch seine Handfläche verpasst.

 

Das unrasierte und eingefallene Gesicht des Täters ist allen bekannt: Kyle Williams, der Pilot der ALE. Doch scheint sein Geist mehr als labil: Stetig murmelt er eine Abfolge von Begriffen, die nach und nach alle einzuordnen wissen - es sind Bostoner U-Bahn-Stationen. In einem Moment des Erkennens lässt der erst wild lachende und dann vor der brabbelnden Gestalt des Piloten in die Knie gehende Moore keinen Zweifel an dem, was allen, die Dyers Bericht gelesen hatten, langsam dämmert: Vor ihnen liegt Paul Danforth.

Edited by aeq
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

  • 4 months later...

Achtzehnter Spielabend

 

Fassunglos blicken die Mitglieder der Starkweather-Moore Expedition auf die wirr faselnde Gestalt Danforths. In Mr. Wheapners Handschuh klafft ein rauchendes Loch, aus dem Blut hervortritt. Die brennenden Trümmer der Enderby spiegeln sich in Miles’ Augen. Es herrscht allgemeine Verwirrung. Um den Auswirkungen des Nebels zu entgehen, ordnet Dr. Enfield geistesgegenwärtig an, den nicht mehr alleine lauffähigen Piloten der Lexington-Expedition schnellstmöglich in den Schutz der Älteren Zeichen zu bringen. Die anderen schließen sich an und bewegen sich ins Lager. 

Während Greene und Enfield sich Danforth und Wheapner annehmen und Moore zu verarbeiten versucht, was gerade geschehen ist, sind Miles, Dewitt und Thorpe nicht im Inneren der Ruine zu halten, in der die Expedition ihre Zelte aufgeschlagen hat: Alle drei sorgen sich um die Weddell und hoffen (trotz besseren Wissens) darauf, dass die Enderby vielleicht noch zu retten sei. Ohne die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, eilen sie deshalb in Richtung der Maschinen, wo der Nebel bereits nach wenigen Minuten seinen Tribut fordert. Doch während Dewitt und Miles sich in Zeit und Raum verlieren und katatonisch in die Flammen blicken, zieht es Thorpe in Richtung des Turms. Von einem tiefen Gefühl von Sehnsucht, Trauer und Irritation durchdrungen streift er durch die Ruinen. Warum ist es so kalt? Wieso ist die Stadt im Eis versunken? Aber gleichsam widerspricht er sich selbst: Sollte es wirklich wärmer sein? Hat nicht alles genau so seine Richtigkeit? Zahllose verwirrte, widerstreitende Stimmen überlagern sich in seinem Kopf zu einer einzigen Kakophonie, die kaum noch erträglich ist, als er nach schier endloser Zeit wieder zu sich kommt, auf halbem Wege hinab auf der Rampe in den Abgrund der unteren Geschosse der Ruine des Turms. 

Das Verschwinden der drei Aeronauten entgeht nach einigen Minuten auch Ms. Lewinson nicht, die die Aufmerksamkeit auf Dewitt und Miles lenkt, deren Gestalten im flackernden Feuerschein aus dem Nebel hervorstechen, starr und sich nicht rührend. Resolut nimmt Starkweather sich des Problems an. Nachdem feinfühligere Diplomatie scheitert, löst die Übergabe eines Älteren Zeichens zusammen mit einem saftigen Faustschlag das Problem und die beiden kommen in kurzem Abstand zu sich und kehren ins Lager zurück. Während Mr. Dewitt bereits Erfahrung mit der Wirkung des Nebels hat und es mit Fassung trägt, glauben die Investigatoren an Miles eine gewisse Form von Ekel zu erkennen. Gegen 2:50 Uhr gelangt schließlich auch Thorpe wieder zurück in das Lager, wo Mr. Wheapner ihn in seiner Funktion als Wachtposten begrüßt und ausfragt. Erschöpft klettert der Flugzeugingenieur sich zu vieler Fragen erwehrend in seinen Schlafsack und beendet diesen ereignisreichen Nikolaustag mit einer Abfolge unruhiger Träume, an die er sich am nächsten Tag nicht mehr zu erinnern vermag. Auffällig ist alleine jenes seltsame Spiralmuster, welches er geistesabwesend mit seiner Fußspitze in den Eisschnee vor dem Lager gezeichnet hat und das frappierend Ähnlichkeit mit jenem Symbol besitzt, dass der gefesselte Danforth mit seinen blutigen Fingerspitzen in den Boden der Ruine zu ritzen versucht....

Gegen 7 Uhr wird die Expedition von einem Schrei der Enttäuschung geweckt. Es ist Miles, der in Richtung des Dyer-Passes zeigt, der von einer dicken, grauen Wolkendecke verhangen ist. Schnell besprechen sich die Piloten mit Prof. Moore. Die Situation scheint düster: Den Pass zu durchfliegen wäre bei diesen Wetterbedigungen reiner Selbstmord. Doch die Alternativen scheinen nicht viel besser: Mit nur einer Maschine die lange Route an den Bergen entlang bis zum Meer zu fliegen würde zwangsläufig voraussetzen, einen Teil des Teams hier zurückzulassen, welcher darauf angewiesen wäre, dass möglichst schnell ein Rettungsversuch initiiert werden würde. Die dafür notwendigen Ressourcen könnten wenn überhaupt die Herren Barsmeier und Falken aufbringen...

 

Auch in Lexingtons Lager ist die Situation nicht besser, wie man kurz darauf via Spiegelkommunikation erfährt: Der deutsche Pilot Baumann hat sich nach Williams Verschwinden die Belle genauer angesehen und die vermeintlichen Defekte des Flugzeugs stellen sich bei genauerer Betrachtung als klare Fälle von Sabotage heraus. Mehrere Teile sind fachmännisch ausgebaut worden. Moores Vorschlag, Thorpe ins Lager der ALE zu schicken, um zu sehen, inwieweit man aushelfen kann, wird von Lexington positiv aufgenommen. Allgemein geht man davon aus, dass Williams bzw. Danforth die restlichen Teile irgendwo versteckt haben muss, mit dem Ziel, als einziger Überlebender aus der Stadt zu entkommen. 

Da Danforth die Teile leider nicht an seinem Leib trägt (im Gegensatz zu einigen Zündkapseln und -Schnuren) werden neue Suchpläne geschmiedet. Zwar will Starkweather Bryce Verschwinden nach wie vor aufklären, aber es spricht ja nichts dagegen, dies einerseits mit einer allgemeinen Erkundung der Stadt und andererseits der Suche nach den Motorenteilen zu kombinieren. Da niemand Thorpe alleine in Richtung Lexington-Lager ziehen lassen will und eine eingehende Untersuchung des Gebiets auf der anderen Seite des Flusses von Lexington und Priestley alleine (auf die Deutschen will man sich lieber nicht verlassen) nicht gestemmt werden kann, werden die restlichen Investigatoren ebenfalls gen Süden gesandt. 

Nachdem man schnell einen Schlitten mit einigen Vorräten, Ersatzteilen, Werkzeugen und Waffen ausgestattet hat, macht man sich auf den Weg durch die Stadt. Wheapner und Thorpe sind bereits mit einem guten Teil der Route vertraut und führen die Gruppe zielstrebig in Richtung des nadelspitzen Aussichtsturms, an dem sie tags zuvor bereits Lexington ausfindig gemacht hatten. Auf dem Weg halten sie Ausschau nach Spuren Danforths, doch diese erschöpfen sich in einem nur wenige Meter vom großen Platz entfernten Schlitten, auf dem einige magere Pemmikanpackungen und Getränke gelagert wurden und dessen Kufenspuren sich mit der Zeit auf dem vereisten Geröllboden verlieren. 

Am Fluss angelangt, seilt der Bergsteiger Wheapner die Gruppe vorsichtig einige Meter auf das Eis des Bettes hinab. Während er, Dr. Enfield und Ms. Lewinson zielstrebig auf der anderen Seite wieder nach oben klettern wollen, scheinen Thorpe und Blavatski abgelenkt. Irgendetwas am Flussbett verstört beide zutiefst. Ihre Nackenharre stellen sich auf und eine tiefe Form von Wut, Zorn und… Angst? macht sich in ihrem Bauch bemerkbar. Es ist Thorpe, der zuerst seinen Blick über den Flussverlauf schweifen lässt, hinaus über die Grenzen der Stadt und das Plateau, hinaus zu jenen anderen Bergen und bevor er tiefer und tiefer in einer wahnwitzigen Vision aus Teer, Öl und Leere im Fluss versinkt, reißen ihn die anderen Investigatoren zurück in die kalte Welt. 

Wheapners Orientierungskunst ist auf der anderen Flussseite erwartungsgemäß eingeschränkt, hat er doch nur eine grobe Vorstellung davon, welcher Weg von der gegenwärtigen Position der Gruppe zum Lager der ALE führt. Thorpe hingegen scheint sich sehr sicher zu sein, wie man am schnellsten dorthin gelangt. Dass er sich selbst nicht so recht erklären kann, wie er an dieses Wissen gelangt ist, ändert nichts an seiner grundfesten Überzeugung, der sich auch Wheapner schließlich beugt. Und tatsächlich: Bald kommt auf einem kleinen Platz, dessen Wahl als Landebahn von gehörigem Selbstbewusstsein des Piloten zeugt, der arg mitgenommene Stahlkörper der Belle in Sicht, welche unzweifelhaft bereits bessere Tage gesehen hat. 

Am Flugzeug hantierend steht Baumann, der einzige im Lager Anwesende. Sichtlich erfreut über die neue Gesellschaft erklärt er in holprigem Englisch, dass Ms. Lexington und Priestley die Gegend nach Williams' Versteck durchsuchten, Meyer und Rilke erkundeten derweil einige Gebäude. Thorpe macht sich sofort daran, das Flugzeug unter die Lupe zu nehmen, während die anderen ihre Zelte aufbauen. Letztlich kommt er jedoch zu einem ähnlichen Ergebnis wie der deutsche Pilot: Die Maschine ist von fähiger Hand sabotiert worden und auch der Rückgriff auf die Ersatzteile, die er aus dem Lager der SME mitgebracht hat, würde nur einen Teil des fehlenden Materials kompensieren. 

Gegen 9 kommen die müden und abgekämpften Gestalten von Priestley und Lexington ins Lager, doch ihre Stimmung hebt sich augenblicklich, als sie die Investigatoren sehen. Man kocht Tee und Suppe und berichtet sich gegenseitig von den Erlebnissen der letzten Tage. Selbst als es langsam auf 11 zugeht und Nebelschwaden über dem Boden zu wabern beginnen, sind Rilke und Meyer noch nicht in Sicht. Als Baumann deshalb in das gemeinsame SME-ALE-Lager eingeladen wird, berichtet er, dass dies nicht die erste Nacht sei, die die beiden draußen alleine im Nebel verbrächten. Lexington und Priestley können dies ebensowenig wie die Investigatoren nachvollziehen, worauf Enfield von den Älteren Zeichen und ihrer seltsamen Schutzfunktion gegen den Nebel zu berichten beginnt. Anfangs skeptisch lehnt Lexington das ältere Zeichen primär aus Höflichkeit (insbesondere gegenüber Blavatski, dem sie inzwischen das "du" angeboten hat) nicht ab, doch ist sie bereits nach wenigen Minuten im Nebel von seiner Wirkung überzeugt und unterstützt die beiden nachdrücklich in ihren Bemühungen, das Lager vollständig abzusichern. Dr. Enfield bietet auch Baumann einen Speckstein mit eingeritztem älteren Zeichen an, doch dieser lehnt höflich ab.

Die Geschehnisse am Fluss kontemplierend folgt Blavatski einer Laune und tritt in den Nebel heraus, wo er zu meditieren beginnt. Ein um die Brust geschlungenes Seil ist an einem der Zelte angebunden und dient als Absicherung, als er sich auf den ihn umgebenden Ort einzustellen beginnt und bewusst immer tiefer in die Träume der Stadt hinabgleitet; immer tiefer in das kollektive Unterbewusstsein von Jahrmillionen des Lebens, dass sich an diesem Ort abgespielt hat, stets überschattet von jener finsteren Flutwelle aus Richtung des Plateaus, jener fordernden, unendlich alten und mächtigen Kraft, die ihn an den Ort der Kreuzigung ruft...

Nachdem Wheapner und Priestley den kehlig stumm schreienden und in widernatürlichen Verrenkungen erstarrten Blavatski auf Drängen von Ms. Lexington wieder in das mit Älteren Zeichen versehene Gebäude hineinziehen, in dem sie ihre Zelte errichtet haben, ist dieser außer sich: So wenige Schritte trennten ihm von der Wahrheit, so nahe war die Erleuchtung gewesen! Doch Ms. Lexington duldet so wenig Widerspruch wie die anderen Investigatoren und so sieht Blavatski schließlich ein, dass er sich besser ebenso zu Bett begeben sollte, wie die anderen.

Am nächsten Morgen übernehmen Priestley und Wheapner nach einem kurzen Frühstück die Spiegelschicht und berichten von ihrer guten Ankunft im Lager und den Plänen, weiter nach Danforths Teilen suchen zu wollen, die Lexington und co. bisher noch nicht entdeckt hätten. Auch bei der SME gibt es diesbezüglich keine Fortschritte, die Suchtrupps hätten den Unterschlupf Danforths genausowenig entdeckt wie Bryce. Doch Myers sei zu einer Art riesigem Kristallgarten, eine Ansammlung von meterhohen Stelen, gelangt, der aus der Höhe betrachtet wie eine große Ansammlung von Zeichen in der Punktschrift der älteren Wesen wirkte und die er in aller Ausführlichkeit beschreibt, was die Kontaktaufnahme an diesem Morgen sichtlich in die Länge zieht. Als sie endlich fertig sind, haben sich die anderen Investigatoren bereits auf den Weg gemacht. Sie wollten einer Schlittenspur folgen, die sie in der Nähe des Lagers am gestrigen Abend entdeckt hatten. Wheapner beschließt, sie einzuholen. 

Der teilweise kaum noch erkennbaren Schlittenspur zu folgen gelingt den scharfen Augen von Blavatski und Enfield mit Bravour und gemeinsam führen sie die Vierergruppe zu einem eingestürzten Kuppelbau, von dem aus die Spuren sich weiter vom Lager entfernen. Doch ist es unzweifelhaft, dass derjenige, der ihn zog, auch hier Halt gemacht und das Gebäude in Augenschein genommen hatte, sodass man sich ebenso dazu entschließt: Jede Struktur im Umkreis mehrerer Meilen kommt als Versteck für die Teile in Frage.

Das Innere der Kuppel erinnert an den Aufbau einer Nautilus: Spiralenförmig führt ein Weg ins Innere, an dessen Seiten sich Räume auffächern. Viele davon sind nicht mehr begehbar, doch die wenigen, die es sind, vermitteln den zunehmend begeisterten Forschern einen Eindruck vom Zweck des Gebäudes: Es scheint sich um eine Art Schule gehandelt zu haben: So ist ein Raum der Anatomie der Älteren Wesen gewidmet, ein anderer einer hochentwickelten Mathematik, ein dritter scheint sich mit Tanz und Musik zu beschäftigen und ein vierter mit Landwirtschaft. 

Das Studium des Wissensschatzes dieser fremdartigen Spezies ist faszinierend und treibt die Investigatoren weiter in die Spirale hinein. Auch Wheapner ist mittlerweile zu ihnen gestoßen und er ist es, der den all zu schnellen Schritt der Gruppe ins Zentrum des Gebäudes bremst: Ein leises Pfeifen ist zu vernehmen, dass aus der Mitte der Nautilus zu stammen scheint. Vorsichtig tasten sich die Investigatoren voran und gelangen zu einem Raum, nahe am Mittelpunkt, dessen Decke eingestürzt ist und den Blick nach draußen freigibt. Dort steht vor Fresken, die sich wohl mit etwas wie Bauingenieurswesen, Rohrsystemen und Ähnlichem beschäftigen ein leibhaftiges Älteres Wesen. Hochkonzentriert studiert es die Skizzen und Texte an der Wand und scheint die Gruppe nicht zu bemerken. Für eine Minute passiert nichts, doch als Blavatski ein Amulett mit einem älteren Zeichen hervorzieht, dreht sich die Kreatur um und sieht mit seinen fünf Augen die Menschen. Seine Reaktion ist nicht aggressiv, ängstlich oder etwas Vergleichbares. Es stößt stattdessen eine kurze Abfolge von seltsam beruhigend klingenden Pfeiftönen aus. Ms. Lewinson kritzelt schnell ein Zeichen in der Punktschrift der Alten auf einen Zettel und schiebt ihn in Richtung des Wesens, dass, während es gerade einen lauten und durchdringenden Pfeifton ausstößt, diesen in Augenschein nimmt. Seine Reaktion ist schwer zu deuten, doch legt eine Form von Irrititation und Verstörung nahe. Schnell malt es mit einem seiner Gliedmaßen zwei Zeichen in den Boden und entfliegt durch das Loch in der Decke. 

Nachdem es auch nach mehreren Minuten nicht mit Verstärkung zurückkehrt, um die Gruppe außer Gefecht zu setzen, ist die Stimmung unter den Investigatoren euphorisch: Ein Erstkontakt mit einem Älteren Wesen und dann auch noch ein solch positiver (zumindest ist diese Interpretation die dominierende)! Das muss im Lager berichtet werden. Doch zuerst will man der Spur des Schlittens weiter folgen. Bereits nach wenigen 100m sieht man dabei allerdings eine Gestalt in der Distanz: Es ist einer der Deutschen, der sich als Dr. Rilke vorstellt und die Charaktere fragt, ob er sie vielleicht um einen Gefallen bitten könnte...

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

  • 2 months later...

Neunzehnter Spielabend

 

Zwischen den gefallenen Monolithen der umliegenden Gebäude wirkt die Gestalt von Dr. Ernst-Dieter Rilke winzig, als er über Eis und Geröll aufgeregt auf die Investigatoren zuläuft. In holprigem Englisch erklärt er ihnen sein Anliegen. Rilke und Meyer hätten Inschriften entdeckt, die darauf schließen ließen, dass die Erbauer der Stadt auf der Grundlage des Gewebes primitiverer Lebensformen, die in Höhlen tief unter der Stadt hausten, viele Formen irdischen Lebens praktisch neu heranzüchteten. Könnten diese primitiven Urformen oder ihre Abkömmlinge gefunden werden, so würde dies unweigerlich das menschliche Wissen von Evolution, Genetik und Biologie revolutionieren. Aus diesem Grund brennt Dr. Rilke darauf, eine Expedition in die Kavernen zu unternehmen, die sich in den Untiefen unter der Stadt verbergen, doch Dr. Meyer hatte klargestellt, dass ein solches Unterfangen sorgsam geplant und mehr als nur sie beide umfassen müsse. Eigentlich hatte Rilke gerade Lexington und Priestley für diesen kühnen Plan gewinnen wollen, doch da ihm nunmehr gleich eine ganze Gruppe von Mitgliedern der Starkweather-Moore-Expedition entgegen gekommen war, lag es natürlich nahe, ihnen zuerst von seinen Gedanken zu berichten.

Die Investigatoren sind sich unsicher, was sie von Rilkes in nervöser Begeisterung vorgetragenen Ideen halten sollen, doch bevor sie mit Rücksicht auf die einhergehenden Risiken einer solchen Unternehmung und im Hinblick auf die zu priorisierende Suche nach Bryce und den Flugzeugteilen höflich ablehnen können, lädt er sie zum temporären Lagerplatz des Zwei-Mann-Stoßtrupps ein, welchen er und Dr. Meyer bilden, um ihnen dort einen ausgesprochen beeindruckenden Fund zu zeigen, den er nur kryptisch als “Kinematogramm” bezeichnet.

Nach gut 10 Minuten des Fußmarsches ist Rilke in Begleitung der anderen vor einer riesigen, flachen, fünfeckigen Struktur von mehreren hundert Metern Durchmesser angelangt. Wenn auch weitenteils nicht mehr als 5 Meter hoch, so erhebt sich in ihrer Mitte ein massiver Kuppelbau von mehr als 60 Meter Durchmesser und 30 Meter Höhe. Diese an die Hagia Sophia gemahnenden Maße  sind selbst an einem Ort wie diesem ungewöhlich.

Rilke führt die Investigatoren durch einen der fünf Eingänge, vorbei an einer runden Vertiefung am Boden, in das Innere. Im Gehen deutet er kurz auf die nach unten gerichtete Rahme, welche angeblich in einen großen Raum mit einer Art “Kristallbatterie” führt, doch heißt den Mitgliedern der SME sogleich, ihm weiter in den Hauptsaal zu folgen. Der Raum entspricht in seinen Maßen dem, was man von der äußeren Anschauung dieses Monumentalbaus erwarten könnte und verzichtet im Gegensatz zu den meisten anderen Orten, die die Investigatoren bisher besucht haben, vollkommen auf Friese oder Fresken. Das einzige Zeugnis der vollendeten Kunstfertigkeit der Älteren Wesen sind fünf große Statuen, die Nischen zwischen den Eingängen füllen und ein unscheinbarer Sockel in der Mitte des Raums. Während Dr. Rilke direkt zu einem Aufgang in den oberen Teil der Kuppelkonstruktion gehen will, bleiben die anderen fasziniert zurück, sodass auch er konsterniert inne hält, Mr. Wheapner an seiner Seite.

Ms. Lewinson, Dr. Enfield und Mr. Thorpe haben ihren Blick derweil auf die Statuen gerichtet. Eine von ihnen scheint bewusst zerstört, doch aus ihren Überresten lässt sich ohne Schwierigkeiten rekonstruieren, dass es sich dereinst um die Darstellung des tonnenförmigen Körpers eines Älteren Wesens gehandelt haben muss. Dies legt nahe, dass die anderen Motive, welche einem verstörenden Panoptikum entnommen scheinen, und seltsame fleischige Kegel mit Zangen, humanoide Geschöpfe ohne Augen und mit zahllosen Tentakeln, Krakenartige Wesenheiten und befremdlich insektoide Krustentiere abbilden, ebenfalls einen Realitätsbezug haben – ein Gedanke, über den sich die Anwesenden lieber keine allzu genauen Gedanken machen. Könnte es sich bei diesem Ort um eine Art Konvent gehandelt haben, gleich den Räumlichkeiten des Völkerbunds?

Mr. Blavatski schenkt den Statuen nur wenig Beachtung. Der Sockel in der Mitte des Raums hat sein Interesse geweckt und bevor Dr. Rilke ihn warnen kann, hat er ihn bereits betreten. Ein Schwindelgefühl erfasst ihn und am Rande des hörbaren Spektrums glaubt er eine Stimme zu vernehmen, die ihm vertraulich, doch kaum vernehmbar, etwas zuflüstert. So sehr er sich anstrengt – er versteht es nicht. Er überlegt, was der Zweck dieser Konstruktion sein könnte und nachdem er sich mit den anderen über ihre Hypothesen zum diplomatischen Sinn dieses Gebäudes  verständigt erscheint ihm der Gedanke plausibel, dass es sich um irgendeine Form von Übersetzungsmechanismus handeln könnte.

Leise ist eine weitere Gestalt aus einem der Gänge zu Dr. Rilke hinzugetreten und beobachtet mit einem Lächeln die Mischung aus Faszination, Irritation und Abscheu, die die Mitglieder der SME im Angesicht der Statuen zeigen. Doch als Mr. Blavatski zuerst mit wenig Erfolg seine Theorie experimentell zu überprüfen versucht, versteht er auf Anhieb die Intention des Metaphysikers und stellt sich ebenfalls auf den Sockel, wo er in Deutsch ein seltsames Zwiegespräch mit Blavatski beginnt, der auf Englisch antwortet. Tatsächlich: Die Maschine ermöglicht die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg.

Dr. Meyer ist begeistert von dieser Erkenntnis, als er Rilke und die anderen nach oben führt, um ihnen den eigentlichen Höhepunkt ihrer bisherigen Forschungen an diesem Ort zu zeigen. Noch kurz wird Rilkes Expedition in die Tiefe angesprochen und der diplomatische Meyer legt nahe, dass man vollstes Verständnis für die Prioritäten der SME hätte, aber ein gemeinsames Gespräch mit Starkweather und Moore in dieser Sache vielleicht klärend wirken könnte. Nicht zuletzt, da die beiden in den vergangenen Tagen vieles die Friese und die Punktschrift der Älteren Wesen in Erfahrung haben bringen können. Wissen, welches sie im Austausch für Unterstützung in den Höhlen unter der Stadt gerne mit der SME zu teilen bereit wäre.

Dann zeigt Dr. Meyer mit leicht bebender Stimme das, was er als “Bildgeber” bezeichnet. In der Mitte des Raums, welcher den oberen Teil der Kuppel bildet, liegt eine Druse von solch geometrischer Regelmäßigkeit und Schönheit, das sie niemals natürlichen Ursprungs sein könnte. Milchiger Dunst liegt in ihrem Inneren, welcher augenscheinlich von einer steinernen Linse ausgeht, auf welcher bewegte Bilder zu erkennen sind, die die Umgebung des Kuppelbaus zeigen, doch die Umgebung ist grün, die Gebäude intakt. Aufnahmen aus der Zeit vor dem Untergang der Stadt! Alle außer Blavatski beugen sich über die Druse, um einen besseren Blick zu erhaschen. Das Bild ist klein, verzerrt und kaum zu erkennen. Mit dem Segen von Dr. Meyer beschließt Mr. Wheapner deshalb schließlich, mit seiner Taschenlampe in die Linse zu leuchten.

Wie in Zeitlupe breitet sich von der Linse ausgehend ein anmutiges Prisma von Lichtstrahlen aus, die sich im geometrisch perfekten Einschluss der Druse wieder und wieder brechen und heller scheinen, als sie dies im Angesicht des Strahls der Taschenlampe sein sollten. Sie sind gefüllt von dem milchigen Nebel, der nunmehr jedoch strahlend weiß scheint und sich in Raum auszubreiten beginnt. Blavatski, der gerade noch einmal nach unten zum Sockel gehen wollte, sieht noch, wie alle, die direkt um die Druse herum stehen, zu Boden gerafft werden, als der Nebel sie berührt. Bevor er selbst im Weiß vergeht, zieht er sein Älteres Zeichen und streckt es der auf ihn zuschießenden Substanz entgegen.

Man hat das Gefühl zu fallen, rückwärts durch die Zeit zu fallen, immer weiter, Leben um Leben in die Vergangenheit, Erst Jahrhunderte, dann Jahrtausende, immer schneller, eine Retrogression des Evolutionsprozesses einer Millionen von Jahren… und dann ist es vorbei.

Die Investigatoren erwachen. Sie laufen durch eine Straße, ein lauer Wind weht. Ein Gewicht bei jedem Schritt an ihrem Geschirr legt nahe, dass sie etwas zu ziehen scheinen. Die Sicht ist schlecht, verschwommen und fast frei von allen Farben. Jede Bewegung geschieht quasi automatisch, ihre nackten, behaarten Körper funktionieren ohne jede Einflussnahme und jeder Versuch, dies zu ändern, ist unglaublich anstrengend. Pfeiflaute durchdringen die Luft. Hunderte Gerüche, manche verlockend, andere fremd und abstoßend, evozieren Emotionen und Gedanken, die sie nicht denken, denn sie sind nicht alleine in ihren Köpfen. Sie stecken in den Körpern einer Karawane affenartiger, prähistorischer Vorfahren ihrer Spezies, die seltsame rüsselbewehrte Dromedare führen, während zwei Ältere Wesen sie pfeifend antreiben. Wer zu schreien versucht, scheitert.

Nur einer hat die Kontrolle über seinen neuen Körper: Blavatski. Schwach spürt er eine andere, urtümlichere Instanz in seinem Hirn, doch ist es ein Leichtes, diese zu ignorieren. Sofort hält er inne, als er eines der Älteren Wesen sieht und versucht zu sprechen, doch nur ein Krächzen dringt über seine Lippen. Die Kreatur scheint gleichwohl irritiert davon, dass einer ihrer Affen angehalten hat und besieht das Tier. Blavatski versucht in Punktschrift das Zeichen für “Kommunikation” in den Boden zu malen und sich auf andere Weise verständlich zu machen. Ein weiteres Älteres Wesen wird mit pfeifenden Tönen herbeigerufen und gemeinsam untersucht man diesen kuriosen Fall. Nachdem man auf unsanfte Weise sichergestellt hat, dass der Vormensch nicht von einem Shan kontrolliert wird, transportiert man ihn zu jenem Gebäude, in dem sich die Körper der Menschen in der Gegenwart befinden.

Währenddessen zieht die kleine Karawane aus Älteren Wesen, Affenmenschen und Rüsseldromedaren an prächtigen Grünanlagen vorbei und zu dem weiten, dunklen Toreingang eines großen sternförmigen Gebäudes, welches sich als Zugang in die Unterwelt der Stadt herausstellt. Tiefer und tiefer geht es hinab, vorbei an in der Gegenrichtung laufenden Zügen von Affen und Packtieren. Die Menschen bemerken, dass ihre Wirte zunehmend unruhiger und nervöser werden, je weiter sie sich in die Tiefe bewegen. Schließlich endet der Weg an einem Portal, welches den Blick freigibt auf einen riesigen, unterirdischen See, der von Laternen und einer Art Leuchtturm in blasses Licht getaucht wird. Die Angst der Affen ist unerträglich, sie beginnen zu zittern und kreischen, doch eine kurze Abfolge von Pfeiflauten eines der älteren Wesen (welches jenen Tönen verblüffend ähnelt, die der Vertreter ihrer Spezies im Schulgebäude der Gegenwart an die Menschen richtete) lässt sie auf der Stelle erstarren. Geräusche schallen über das Wasser: ein Schleifen, ein Mahlen, ein Rumpeln, Pfiffe und Melodiefetzen, zuweilen das scharfe Krachen brechenden Gesteins. Shoggothen.

Blavatskis Affe wird von den älteren Wesen auf dem Sockel platziert, der sich in der Gegenwart als Universalübersetzer herausstellte. Blitzartig beginnt das dissonante Pfeifen der Älteren Wesen Sinn zu ergeben und formt sich in seinem Geist zu Fragen: Wer er sei, was er sei, woher er komme und weshalb er sich ein derartig unwürdiges Geschöpf als Hülle erwählt hätte. Blavatski versucht zu antworten, doch weder seine Lippen, noch seine Zunge, ja nicht einmal seine Hirnlappen sind darauf ausgelegt, Sprache zu produzieren, die über simple Krächz- und Grunzlaute hinausgeht. Mit Händen und Füßen versucht er sich ungelenk verständlich zu machen, doch nachdem die beiden Verhörenden gut einem Dutzend Sekunden dieses Schauspiels lauschen durften, fragen sie ihn, ob er nicht seinen Körper wechseln wollte, was er mit emphatischer Zustimmung quittiert.

In den Köpfen der hypnotisch paralysierten Affen gefangen, unfähig die Augen zu schließen, ist jeder gezwungen, sich der wahnhaften Erscheinung zu stellen, die sich der Gruppe mit einer erschreckend hohen Geschwindigkeit nähert: Ungeheuerlich groß sind sie und formlos, ganz wie sie in den Wandfriesen dargestellt waren. Was die Friese jedoch nicht zeigen können, ist die Art, wie sie sich bewegen (ein schwellendes, peristaltisches Schieben von einer kaltschnäuzigen Gewalttätigkeit, die die Seele erschauern lässt), ihr Klang (ein unausgesetztes feuchtes, schmatzendes, malmendes Geräusch), oder wie die unzähligen, unablässig entstehenden und vergehenden Augen und Mäuler matt in dem trüben Licht leuchten, oder der Ekel erregende Gestank, den sie in Schwällen um sich verbreiten gleich einer Krankheit.

Blavatski verlässt gemeinsam mit den beiden Älteren Wesen das Gebäude (welches sie auf dem Sockel als “Konsulat” bezeichnet hatten) gen Norden und ist zurück im pfeifenden Meer aus Geräuschen, die die Stadt ausmachen. Es ist immer noch warm, der Himmel über ihnen ist blau, nur wenige Wolken sind zu erkennen. Doch als sie sich dem Fluss nähern, bricht Chaos aus. Die beiden Älteren Wesen kümmern sich nicht mehr um ihn. Andere flattern laut trompetend über ihn empor, nur bestrebt, schnellstmöglich vom Fluss wegzukommen. Nur er spürt eine seltsame Kraft, ein Verlangen, dass ihn näher zum Fluss zieht…

Die Schoggothen fließen voran zu den Lasttieren und strecken unausdenkliche Körperglieder aus. Mit geschwinden, kraftstrotzenden Konvulsionen laden sie Bündel und Taschen von den hilflos zitternden Tieren und legen die Last auf einen ordentlichen Haufen. Dann strecken sie noch einmal die kraftstrotzenden Greifarme aus: Jeder wählt sich eines der Lasttiere aus der Herde, hebt dessen Körper fast beiläufig empor – das Tier beginnt zu schreien und um sich zu schlagen – und zieht es in seine Körpermasse hinein, deren Oberfläche dort unversehens in zahllosen Zungen, Mündern und Mäulern erblüht. Nach dieser “Fütterung” fließen sie davon.

Niemand nimmt dieses grauenvolle Schauspiel sonderlich gut auf, auch nach allem, was sie bisher sehen mussten. Insbesondere Mr. Wheapner kollabiert mental. Doch bevor er oder die anderen in der Lage wären, sich irgendwie wieder zu fassen, kehren die Shoggothen pfeifend nach kurzer Zeit zurück und hieven wild zappelnde Netze über die Rücken der Dromedare. In ihnen tummeln sich seltsamste protoplasmide Erscheinungen, die widerwärtigen Hybriden aus Axolotl und nahezu jedem denkbaren und undenkbaren Reptil, Insekt, Meerestier oder schlicht einer wilden Ansammlung von Mäulern und Tentakeln gleichen und die sich in den Netzen in einem Kampf jeder gegen jeden gegenseitig das Fleisch aus den Körpern reißen.

Mit einem erneuten Pfeifton lässt die Paralyse nach und die verbliebenen Dromedare werden von den an den Rande ihrer Belastbarkeit gebrachten Affen zurückgeführt. Einer von ihnen, der keinem der Investigatoren als Wirt dient und dessen Geschirr nicht richtig angebracht war, befreit sich und flieht in einen Seitengang. Die Älteren Wesen ignorieren ihn, während sie der Rampe nach oben ins Tageslicht folgen.

Blavatski ist am Fluss angelangt. Aus dem Augenwinkel sieht er die riesigen Statuen zweier älterer Wesen am Wasserfall, doch sein Blick ruht auf jenem Etwas, das sich langsam gegen den Strom auf dem Fluss bewegt, dem Ziel all seines Strebens.

Es ist gleichmäßig mattschwarz, ohne das geringste Einsprengsel einer anderen Farbe. Blavatski schwimmt auf es zu. Es erinnert vage an einen Bären oder ein Faultier, doch es ist in ganz und gar unschöner Weise missgestaltet, verkrüppelt – verdreht, als wolle es sich selbst die Hinterbeine abnagen. Er merkt, dass seine Anatomie nicht darauf ausgelegt ist, sich im Wasser fortzubewegen, doch er kämpft sich voran, treibt seinen vormenschlichen Körper an seine Grenzen. Sein Kopf ist nach einer Seite hin widernatürlich verjüngt; weder Augen noch Mund sind auszumachen. Aus seinem Brustkorb ragen zwei zusätzliche Beine in merkwürdigem Winkel, und aus einer Schulter sticht eine flache, sternförmige Protuberanz, die entfernt an den Kopf eines Älteren Wesens erinnert. Dann, schließlich, berührt er es und ist nicht mehr.

Mr. Blavatski schreckt hoch. Vor ihm die Wartungstür, in der Hand der Universalschlüssel, der ihm Zugang zum Büro von Dr. Armitage gewähren würde. Unter normalen Umständen würde er nicht in die Räumlichkeiten des Bibliothekars einbrechen, doch er hatte das Gefühl, dass er ihm gewisse Dinge verschwiegen hatte, ebenso wie Prof. Pabodie. Gewisse Dinge, über die auch Prof. Dyer nicht hatte sprechen wollen und wegen derer er nunmehr auf unbestimmte Zeit mit unbekanntem Ziel verreist war. Gewisse Dinge, die die Miskatonic Expedition in jenes neu entdeckte Bergmassiv inmitten des Antarktischen Kontinents betrafen. Jenes Bergmassiv, welches er bald erkunden würde. Dass er in seiner rechten Manteltasche die 10*10$ Anzahlung spürt, die der Deutsche ihm gegeben hat, damit er sich durch die Heizungstunnel, mit denen er sich in all seinen Jahren an der Miskatonic University hinreichend vertraut gemacht hat, in jenes Zimmer schleicht, ist selbstverständlich ebenfalls ein Motivator.

Er öffnet die Tür. Poe’s Verräterischem Herz gleich sieht er sofort die Stelle, welche ihn mit einer ungeahnten Kraft zu sich zieht. Zwei lose Dielenbretter pulsieren im Boden, rhythmisch. Er entfernt sie und hebt den kleinen Safe mit dem ihm bekannten Sternenartigen Symbol darauf heraus. Er nimmt den Schlüssel, den der Deutsche ihm gegeben hat und öffnet ihn. Er scheint leer, doch wenn man etwas genauer blickt, erkennt man einen winzigen, tropfenförmigen, mattschwarzen Stein. Nicht größer als ein Fingernagel. Und die Wucht seiner Erkenntnis trifft Blavatski mit der Macht einer Lokomotive.

ES ist unermesslich. Gewaltig, gewaltiger denn Welten. Machtvoll, ebenso fähig, Kontinente zu zermalmen, wie den Lauf der Welten zu verändern. ES umspannt unausdenkliche Entfernungen und erstreckt sich bis an den Rand des Gesichtsfeldes in Richtungen, welche auch nur zu denken bereits Kopfschmerz bereitet. ES sitzt gefangen. SEINE unfassliche Wesenssubstanz ist zusammengepresst im Würge griff eines zwergenhaft kleinen Raumes, wo es in erbarmungsloser Kältefolter gefesselt liegt und nicht zu entfliehen vermag. Seit Ewigkeiten harrt ES eingekerkert außerhalb der Zeit, zuckt, wirft sich gegen die Fesseln, die ES festhalten. Doch noch immer halten sie stand, noch immer bleibt ES gefangen… doch nur gerade eben noch. Gleich Fingern aus einem Netz können winzige Teile SEINER selbst, kleiner und unbedeutender als Schuppen von Haut oder Haar, aus dem reglos-eisigen Gefängnis dringen und sind frei. Überall liegen sie, ringsum, unsichtbar, und harren auf Nahrung, auf Wachstum, um ihrem grauenerregenden Leib Stärke zuzuführen, und Kraft. Manche von ihnen sind klein, so klein, andere jedoch so groß wie Häuser, wieder andere noch größer gar. Eines jener Teile ist das Wesen, das ihn soeben verzehrt hat, ein mikroskopisch kleiner Auswuchs der unermesslichen Größe des Gefangenen in dieser unserer Welt. Und unter der Oberfläche der Welt kann er seinesgleichen fühlen, gleich schwärenden Eiterherden. Selbst die Erbauer der Stadt können sie nicht zerstören – nur betäuben und in der Kälte begraben. Und die Kälte nimmt zu mit jedem Jahr, und bald werden auch diese schlafen und warten, bis das Land sich wieder erwärmt. Dann nähren sie sich wieder zum Nutzen des Gefangenen, bis ES seine Fesseln zu zerreißen vermag. Dies ist der Tag, den ES erwartet in beharrlicher Ungeduld.

Mit jenseitiger Gewalt werden die Mitglieder der SME und die beiden deutschen Doktoren in die Gegenwart zurückgeschleudert. Allen scheint es zumindest körperlich gut zu gehen. Psychisch hat jedoch jeder Wunden davongetragen. Rilke faselt von einer “Quelle allen Lebens”, die er auf seiner Flucht vom Sonnenlosen Ozean gesehen hätte. Meyer lacht nervös und versucht sich mit dem permanent schreienden Wheapner zu unterhalten, während Thorpe apathisch an der Wand lehnt. Dr. Enfield ist die erste, die sich wieder fängt und die jedem der es wünscht (und Mr. Wheapner) Beruhigungsmittel spritzt.

Langsam fängt man sich, auch wenn das Mittel bei Dr. Meyer zu gut zu wirken scheint: Jeder Selbstkontrolle beraubt erzählt er allen Anwesenden, dass die Deutsche Expedition von einem gewissen Albrecht Loemmler (der Blavatski als deutscher Großindustrieller geläufig ist) primär auf Grund des nie gedruckten letzten Kapitels des Pym-Texts in die Antartkis entsandt worden war, um dessen Wahrheitsgehalt zu prüfen.  Pikanterweise hätte Loemmler die Pym-Druckfahnen niemand geringerem als Lexingtons kurz vor seinem Tod abgekauft. Dyers Bericht erhielten sie erst durch ein Versorgungsschiff, nachdem sie bereits auf dem Eis waren, was überhaupt erst dafür sorgte, dass die BFE und Ms. Lexington in Kontakt traten.

Man verbringt die Nacht im kleinen Lager der beiden Deutschen, welches sich im Keller mit der “Kristallbatterie” befindet, die allerdings inzwischen, ebenso wie die Druse, geborsten ist. Trotzdem ist die Temperatur hier unten immer noch knapp über dem Gefrierpunkt, sodass man es aushalten kann. Am nächsten Tag, nachdem alle, selbst Mr. Wheapner, ihre Contenance wieder gefunden haben, macht man sich den vormaligen Plänen folgend, auf den Weg ins Lager der SME, um dort Starkweather und Moore von der Expedition in die Tiefe zu überzeugen, für die Rilke nach seiner epiphanischen Erfahrung in der Vergangenheit noch mehr zu brennen scheint als vorher.

Nach mehreren Stunden Fußmarsch erreicht man den großen Platz, an dem Dewitt gerade mit einem Gewehr Wache hält. Starkweather, Miles und einige andere sind gerade im Aufbruch begriffen, um weiter nach Bryce und den Teilen zu suchen, als sie die Investigatoren Man ist froh, dass alle noch lebten, nachdem Lexington am Morgen spiegelte, dass sie nicht ins Lager zurückgekehrt seien. Insbesondere das Wiedersehen von Dr. Greene und Dr. Enfield gestaltet sich ausgesprochen emotional.

Den Deutschen bringt man hingegen ein gewisses Misstrauen entgegen. Am Feuer erklärt Dr. Meyer ihr Anliegen, welches jedoch trotz generellem Interesse mit Blick auf die dringenderen Probleme durch Moore und Starkweather höflich abgelehnt wird. Als Meyer nunmehr jeder erstmals vollends über die dramatische Lage der SME ins Bild gesetzt wird, entschließen er (und nach einigem Zögern auch Rilke) sich, alle Informationen, über die sie verfügen, mit der SME zu teilen, insbesondere betreffend das reiche Kompendium, welches Dr. Meyer zur Punktschrift der Älteren Wesen in seinem Notzibuch aufgebaut hat und das von ihm und Rilke angefertigte Kartenmaterial.

Bei einem Abgleich des selbigen mit den Daten von Prof. Moore erwähnt Dr. Meyer nebenbei etwas, was die komplette Mannschaft elektrisiert: Die BFE scheint die Position eines neu errichteten Unterschlupfs der Älteren Wesen zu kennen. Miles ist sich sicher, dass sie Bryce dort finden werden und lädt sein Gewehr durch, um seine Aussage zu unterstreichen. Dewitt ist ebenfalls der Ansicht, dass man dieses Nest ausräuchern müsste. Ausgerechnet Starkweather mahnt allerdings ebenso wie Ms. Lewinson zur Besonnenheit. So plant man einen Trupp auszurüsten, der die entsprechenden Positionen auskundschaften soll, um Hinweise auf Bryce zu entdecken. Sobald der Nebel am nächsten Morgen nachlässt, bricht die Gruppe, die die Deutschen, Starkweather, Myers und die Investigatoren umfasst, auf.

 

 

 

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Neunzehnter Spielabend

 

Zwischen den gefallenen Monolithen der umliegenden Gebäude wirkt die Gestalt von Dr. Ernst-Dieter Rilke winzig, als er über Eis und Geröll aufgeregt auf die Investigatoren zuläuft. In holprigem Englisch erklärt er ihnen sein Anliegen. Rilke und Meyer hätten Inschriften entdeckt, die darauf schließen ließen, dass die Erbauer der Stadt auf der Grundlage des Gewebes primitiverer Lebensformen, die in Höhlen tief unter der Stadt hausten, viele Formen irdischen Lebens praktisch neu heranzüchteten. Könnten diese primitiven Urformen oder ihre Abkömmlinge gefunden werden, so würde dies unweigerlich das menschliche Wissen von Evolution, Genetik und Biologie revolutionieren. Aus diesem Grund brennt Dr. Rilke darauf, eine Expedition in die Kavernen zu unternehmen, die sich in den Untiefen unter der Stadt verbergen, doch Dr. Meyer hatte klargestellt, dass ein solches Unterfangen sorgsam geplant und mehr als nur sie beide umfassen müsse. Eigentlich hatte Rilke gerade Lexington und Priestley für diesen kühnen Plan gewinnen wollen, doch da ihm nunmehr gleich eine ganze Gruppe von Mitgliedern der Starkweather-Moore-Expedition entgegen gekommen war, lag es natürlich nahe, ihnen zuerst von seinen Gedanken zu berichten.

Die Investigatoren sind sich unsicher, was sie von Rilkes in nervöser Begeisterung vorgetragenen Ideen halten sollen, doch bevor sie mit Rücksicht auf die einhergehenden Risiken einer solchen Unternehmung und im Hinblick auf die zu priorisierende Suche nach Bryce und den Flugzeugteilen höflich ablehnen können, lädt er sie zum temporären Lagerplatz des Zwei-Mann-Stoßtrupps ein, welchen er und Dr. Meyer bilden, um ihnen dort einen ausgesprochen beeindruckenden Fund zu zeigen, den er nur kryptisch als “Kinematogramm” bezeichnet.

Nach gut 10 Minuten des Fußmarsches ist Rilke in Begleitung der anderen vor einer riesigen, flachen, fünfeckigen Struktur von mehreren hundert Metern Durchmesser angelangt. Wenn auch weitenteils nicht mehr als 5 Meter hoch, so erhebt sich in ihrer Mitte ein massiver Kuppelbau von mehr als 60 Meter Durchmesser und 30 Meter Höhe. Diese an die Hagia Sophia gemahnenden Maße  sind selbst an einem Ort wie diesem ungewöhlich.

Rilke führt die Investigatoren durch einen der fünf Eingänge, vorbei an einer runden Vertiefung am Boden, in das Innere. Im Gehen deutet er kurz auf die nach unten gerichtete Rahme, welche angeblich in einen großen Raum mit einer Art “Kristallbatterie” führt, doch heißt den Mitgliedern der SME sogleich, ihm weiter in den Hauptsaal zu folgen. Der Raum entspricht in seinen Maßen dem, was man von der äußeren Anschauung dieses Monumentalbaus erwarten könnte und verzichtet im Gegensatz zu den meisten anderen Orten, die die Investigatoren bisher besucht haben, vollkommen auf Friese oder Fresken. Das einzige Zeugnis der vollendeten Kunstfertigkeit der Älteren Wesen sind fünf große Statuen, die Nischen zwischen den Eingängen füllen und ein unscheinbarer Sockel in der Mitte des Raums. Während Dr. Rilke direkt zu einem Aufgang in den oberen Teil der Kuppelkonstruktion gehen will, bleiben die anderen fasziniert zurück, sodass auch er konsterniert inne hält, Mr. Wheapner an seiner Seite.

Ms. Lewinson, Dr. Enfield und Mr. Thorpe haben ihren Blick derweil auf die Statuen gerichtet. Eine von ihnen scheint bewusst zerstört, doch aus ihren Überresten lässt sich ohne Schwierigkeiten rekonstruieren, dass es sich dereinst um die Darstellung des tonnenförmigen Körpers eines Älteren Wesens gehandelt haben muss. Dies legt nahe, dass die anderen Motive, welche einem verstörenden Panoptikum entnommen scheinen, und seltsame fleischige Kegel mit Zangen, humanoide Geschöpfe ohne Augen und mit zahllosen Tentakeln, Krakenartige Wesenheiten und befremdlich insektoide Krustentiere abbilden, ebenfalls einen Realitätsbezug haben – ein Gedanke, über den sich die Anwesenden lieber keine allzu genauen Gedanken machen. Könnte es sich bei diesem Ort um eine Art Konvent gehandelt haben, gleich den Räumlichkeiten des Völkerbunds?

Mr. Blavatski schenkt den Statuen nur wenig Beachtung. Der Sockel in der Mitte des Raums hat sein Interesse geweckt und bevor Dr. Rilke ihn warnen kann, hat er ihn bereits betreten. Ein Schwindelgefühl erfasst ihn und am Rande des hörbaren Spektrums glaubt er eine Stimme zu vernehmen, die ihm vertraulich, doch kaum vernehmbar, etwas zuflüstert. So sehr er sich anstrengt – er versteht es nicht. Er überlegt, was der Zweck dieser Konstruktion sein könnte und nachdem er sich mit den anderen über ihre Hypothesen zum diplomatischen Sinn dieses Gebäudes  verständigt erscheint ihm der Gedanke plausibel, dass es sich um irgendeine Form von Übersetzungsmechanismus handeln könnte.

Leise ist eine weitere Gestalt aus einem der Gänge zu Dr. Rilke hinzugetreten und beobachtet mit einem Lächeln die Mischung aus Faszination, Irritation und Abscheu, die die Mitglieder der SME im Angesicht der Statuen zeigen. Doch als Mr. Blavatski zuerst mit wenig Erfolg seine Theorie experimentell zu überprüfen versucht, versteht er auf Anhieb die Intention des Metaphysikers und stellt sich ebenfalls auf den Sockel, wo er in Deutsch ein seltsames Zwiegespräch mit Blavatski beginnt, der auf Englisch antwortet. Tatsächlich: Die Maschine ermöglicht die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg.

Dr. Meyer ist begeistert von dieser Erkenntnis, als er Rilke und die anderen nach oben führt, um ihnen den eigentlichen Höhepunkt ihrer bisherigen Forschungen an diesem Ort zu zeigen. Noch kurz wird Rilkes Expedition in die Tiefe angesprochen und der diplomatische Meyer legt nahe, dass man vollstes Verständnis für die Prioritäten der SME hätte, aber ein gemeinsames Gespräch mit Starkweather und Moore in dieser Sache vielleicht klärend wirken könnte. Nicht zuletzt, da die beiden in den vergangenen Tagen vieles die Friese und die Punktschrift der Älteren Wesen in Erfahrung haben bringen können. Wissen, welches sie im Austausch für Unterstützung in den Höhlen unter der Stadt gerne mit der SME zu teilen bereit wäre.

Dann zeigt Dr. Meyer mit leicht bebender Stimme das, was er als “Bildgeber” bezeichnet. In der Mitte des Raums, welcher den oberen Teil der Kuppel bildet, liegt eine Druse von solch geometrischer Regelmäßigkeit und Schönheit, das sie niemals natürlichen Ursprungs sein könnte. Milchiger Dunst liegt in ihrem Inneren, welcher augenscheinlich von einer steinernen Linse ausgeht, auf welcher bewegte Bilder zu erkennen sind, die die Umgebung des Kuppelbaus zeigen, doch die Umgebung ist grün, die Gebäude intakt. Aufnahmen aus der Zeit vor dem Untergang der Stadt! Alle außer Blavatski beugen sich über die Druse, um einen besseren Blick zu erhaschen. Das Bild ist klein, verzerrt und kaum zu erkennen. Mit dem Segen von Dr. Meyer beschließt Mr. Wheapner deshalb schließlich, mit seiner Taschenlampe in die Linse zu leuchten.

Wie in Zeitlupe breitet sich von der Linse ausgehend ein anmutiges Prisma von Lichtstrahlen aus, die sich im geometrisch perfekten Einschluss der Druse wieder und wieder brechen und heller scheinen, als sie dies im Angesicht des Strahls der Taschenlampe sein sollten. Sie sind gefüllt von dem milchigen Nebel, der nunmehr jedoch strahlend weiß scheint und sich in Raum auszubreiten beginnt. Blavatski, der gerade noch einmal nach unten zum Sockel gehen wollte, sieht noch, wie alle, die direkt um die Druse herum stehen, zu Boden gerafft werden, als der Nebel sie berührt. Bevor er selbst im Weiß vergeht, zieht er sein Älteres Zeichen und streckt es der auf ihn zuschießenden Substanz entgegen.

Man hat das Gefühl zu fallen, rückwärts durch die Zeit zu fallen, immer weiter, Leben um Leben in die Vergangenheit, Erst Jahrhunderte, dann Jahrtausende, immer schneller, eine Retrogression des Evolutionsprozesses einer Millionen von Jahren… und dann ist es vorbei.

Die Investigatoren erwachen. Sie laufen durch eine Straße, ein lauer Wind weht. Ein Gewicht bei jedem Schritt an ihrem Geschirr legt nahe, dass sie etwas zu ziehen scheinen. Die Sicht ist schlecht, verschwommen und fast frei von allen Farben. Jede Bewegung geschieht quasi automatisch, ihre nackten, behaarten Körper funktionieren ohne jede Einflussnahme und jeder Versuch, dies zu ändern, ist unglaublich anstrengend. Pfeiflaute durchdringen die Luft. Hunderte Gerüche, manche verlockend, andere fremd und abstoßend, evozieren Emotionen und Gedanken, die sie nicht denken, denn sie sind nicht alleine in ihren Köpfen. Sie stecken in den Körpern einer Karawane affenartiger, prähistorischer Vorfahren ihrer Spezies, die seltsame rüsselbewehrte Dromedare führen, während zwei Ältere Wesen sie pfeifend antreiben. Wer zu schreien versucht, scheitert.

Nur einer hat die Kontrolle über seinen neuen Körper: Blavatski. Schwach spürt er eine andere, urtümlichere Instanz in seinem Hirn, doch ist es ein Leichtes, diese zu ignorieren. Sofort hält er inne, als er eines der Älteren Wesen sieht und versucht zu sprechen, doch nur ein Krächzen dringt über seine Lippen. Die Kreatur scheint gleichwohl irritiert davon, dass einer ihrer Affen angehalten hat und besieht das Tier. Blavatski versucht in Punktschrift das Zeichen für “Kommunikation” in den Boden zu malen und sich auf andere Weise verständlich zu machen. Ein weiteres Älteres Wesen wird mit pfeifenden Tönen herbeigerufen und gemeinsam untersucht man diesen kuriosen Fall. Nachdem man auf unsanfte Weise sichergestellt hat, dass der Vormensch nicht von einem Shan kontrolliert wird, transportiert man ihn zu jenem Gebäude, in dem sich die Körper der Menschen in der Gegenwart befinden.

Währenddessen zieht die kleine Karawane aus Älteren Wesen, Affenmenschen und Rüsseldromedaren an prächtigen Grünanlagen vorbei und zu dem weiten, dunklen Toreingang eines großen sternförmigen Gebäudes, welches sich als Zugang in die Unterwelt der Stadt herausstellt. Tiefer und tiefer geht es hinab, vorbei an in der Gegenrichtung laufenden Zügen von Affen und Packtieren. Die Menschen bemerken, dass ihre Wirte zunehmend unruhiger und nervöser werden, je weiter sie sich in die Tiefe bewegen. Schließlich endet der Weg an einem Portal, welches den Blick freigibt auf einen riesigen, unterirdischen See, der von Laternen und einer Art Leuchtturm in blasses Licht getaucht wird. Die Angst der Affen ist unerträglich, sie beginnen zu zittern und kreischen, doch eine kurze Abfolge von Pfeiflauten eines der älteren Wesen (welches jenen Tönen verblüffend ähnelt, die der Vertreter ihrer Spezies im Schulgebäude der Gegenwart an die Menschen richtete) lässt sie auf der Stelle erstarren. Geräusche schallen über das Wasser: ein Schleifen, ein Mahlen, ein Rumpeln, Pfiffe und Melodiefetzen, zuweilen das scharfe Krachen brechenden Gesteins. Shoggothen.

Blavatskis Affe wird von den älteren Wesen auf dem Sockel platziert, der sich in der Gegenwart als Universalübersetzer herausstellte. Blitzartig beginnt das dissonante Pfeifen der Älteren Wesen Sinn zu ergeben und formt sich in seinem Geist zu Fragen: Wer er sei, was er sei, woher er komme und weshalb er sich ein derartig unwürdiges Geschöpf als Hülle erwählt hätte. Blavatski versucht zu antworten, doch weder seine Lippen, noch seine Zunge, ja nicht einmal seine Hirnlappen sind darauf ausgelegt, Sprache zu produzieren, die über simple Krächz- und Grunzlaute hinausgeht. Mit Händen und Füßen versucht er sich ungelenk verständlich zu machen, doch nachdem die beiden Verhörenden gut einem Dutzend Sekunden dieses Schauspiels lauschen durften, fragen sie ihn, ob er nicht seinen Körper wechseln wollte, was er mit emphatischer Zustimmung quittiert.

In den Köpfen der hypnotisch paralysierten Affen gefangen, unfähig die Augen zu schließen, ist jeder gezwungen, sich der wahnhaften Erscheinung zu stellen, die sich der Gruppe mit einer erschreckend hohen Geschwindigkeit nähert: Ungeheuerlich groß sind sie und formlos, ganz wie sie in den Wandfriesen dargestellt waren. Was die Friese jedoch nicht zeigen können, ist die Art, wie sie sich bewegen (ein schwellendes, peristaltisches Schieben von einer kaltschnäuzigen Gewalttätigkeit, die die Seele erschauern lässt), ihr Klang (ein unausgesetztes feuchtes, schmatzendes, malmendes Geräusch), oder wie die unzähligen, unablässig entstehenden und vergehenden Augen und Mäuler matt in dem trüben Licht leuchten, oder der Ekel erregende Gestank, den sie in Schwällen um sich verbreiten gleich einer Krankheit.

Blavatski verlässt gemeinsam mit den beiden Älteren Wesen das Gebäude (welches sie auf dem Sockel als “Konsulat” bezeichnet hatten) gen Norden und ist zurück im pfeifenden Meer aus Geräuschen, die die Stadt ausmachen. Es ist immer noch warm, der Himmel über ihnen ist blau, nur wenige Wolken sind zu erkennen. Doch als sie sich dem Fluss nähern, bricht Chaos aus. Die beiden Älteren Wesen kümmern sich nicht mehr um ihn. Andere flattern laut trompetend über ihn empor, nur bestrebt, schnellstmöglich vom Fluss wegzukommen. Nur er spürt eine seltsame Kraft, ein Verlangen, dass ihn näher zum Fluss zieht…

Die Schoggothen fließen voran zu den Lasttieren und strecken unausdenkliche Körperglieder aus. Mit geschwinden, kraftstrotzenden Konvulsionen laden sie Bündel und Taschen von den hilflos zitternden Tieren und legen die Last auf einen ordentlichen Haufen. Dann strecken sie noch einmal die kraftstrotzenden Greifarme aus: Jeder wählt sich eines der Lasttiere aus der Herde, hebt dessen Körper fast beiläufig empor – das Tier beginnt zu schreien und um sich zu schlagen – und zieht es in seine Körpermasse hinein, deren Oberfläche dort unversehens in zahllosen Zungen, Mündern und Mäulern erblüht. Nach dieser “Fütterung” fließen sie davon.

Niemand nimmt dieses grauenvolle Schauspiel sonderlich gut auf, auch nach allem, was sie bisher sehen mussten. Insbesondere Mr. Wheapner kollabiert mental. Doch bevor er oder die anderen in der Lage wären, sich irgendwie wieder zu fassen, kehren die Shoggothen pfeifend nach kurzer Zeit zurück und hieven wild zappelnde Netze über die Rücken der Dromedare. In ihnen tummeln sich seltsamste protoplasmide Erscheinungen, die widerwärtigen Hybriden aus Axolotl und nahezu jedem denkbaren und undenkbaren Reptil, Insekt, Meerestier oder schlicht einer wilden Ansammlung von Mäulern und Tentakeln gleichen und die sich in den Netzen in einem Kampf jeder gegen jeden gegenseitig das Fleisch aus den Körpern reißen.

Mit einem erneuten Pfeifton lässt die Paralyse nach und die verbliebenen Dromedare werden von den an den Rande ihrer Belastbarkeit gebrachten Affen zurückgeführt. Einer von ihnen, der keinem der Investigatoren als Wirt dient und dessen Geschirr nicht richtig angebracht war, befreit sich und flieht in einen Seitengang. Die Älteren Wesen ignorieren ihn, während sie der Rampe nach oben ins Tageslicht folgen.

Blavatski ist am Fluss angelangt. Aus dem Augenwinkel sieht er die riesigen Statuen zweier älterer Wesen am Wasserfall, doch sein Blick ruht auf jenem Etwas, das sich langsam gegen den Strom auf dem Fluss bewegt, dem Ziel all seines Strebens.

Es ist gleichmäßig mattschwarz, ohne das geringste Einsprengsel einer anderen Farbe. Blavatski schwimmt auf es zu. Es erinnert vage an einen Bären oder ein Faultier, doch es ist in ganz und gar unschöner Weise missgestaltet, verkrüppelt – verdreht, als wolle es sich selbst die Hinterbeine abnagen. Er merkt, dass seine Anatomie nicht darauf ausgelegt ist, sich im Wasser fortzubewegen, doch er kämpft sich voran, treibt seinen vormenschlichen Körper an seine Grenzen. Sein Kopf ist nach einer Seite hin widernatürlich verjüngt; weder Augen noch Mund sind auszumachen. Aus seinem Brustkorb ragen zwei zusätzliche Beine in merkwürdigem Winkel, und aus einer Schulter sticht eine flache, sternförmige Protuberanz, die entfernt an den Kopf eines Älteren Wesens erinnert. Dann, schließlich, berührt er es und ist nicht mehr.

Mr. Blavatski schreckt hoch. Vor ihm die Wartungstür, in der Hand der Universalschlüssel, der ihm Zugang zum Büro von Dr. Armitage gewähren würde. Unter normalen Umständen würde er nicht in die Räumlichkeiten des Bibliothekars einbrechen, doch er hatte das Gefühl, dass er ihm gewisse Dinge verschwiegen hatte, ebenso wie Prof. Pabodie. Gewisse Dinge, über die auch Prof. Dyer nicht hatte sprechen wollen und wegen derer er nunmehr auf unbestimmte Zeit mit unbekanntem Ziel verreist war. Gewisse Dinge, die die Miskatonic Expedition in jenes neu entdeckte Bergmassiv inmitten des Antarktischen Kontinents betrafen. Jenes Bergmassiv, welches er bald erkunden würde. Dass er in seiner rechten Manteltasche die 10*10$ Anzahlung spürt, die der Deutsche ihm gegeben hat, damit er sich durch die Heizungstunnel, mit denen er sich in all seinen Jahren an der Miskatonic University hinreichend vertraut gemacht hat, in jenes Zimmer schleicht, ist selbstverständlich ebenfalls ein Motivator.

Er öffnet die Tür. Poe’s Verräterischem Herz gleich sieht er sofort die Stelle, welche ihn mit einer ungeahnten Kraft zu sich zieht. Zwei lose Dielenbretter pulsieren im Boden, rhythmisch. Er entfernt sie und hebt den kleinen Safe mit dem ihm bekannten Sternenartigen Symbol darauf heraus. Er nimmt den Schlüssel, den der Deutsche ihm gegeben hat und öffnet ihn. Er scheint leer, doch wenn man etwas genauer blickt, erkennt man einen winzigen, tropfenförmigen, mattschwarzen Stein. Nicht größer als ein Fingernagel. Und die Wucht seiner Erkenntnis trifft Blavatski mit der Macht einer Lokomotive.

ES ist unermesslich. Gewaltig, gewaltiger denn Welten. Machtvoll, ebenso fähig, Kontinente zu zermalmen, wie den Lauf der Welten zu verändern. ES umspannt unausdenkliche Entfernungen und erstreckt sich bis an den Rand des Gesichtsfeldes in Richtungen, welche auch nur zu denken bereits Kopfschmerz bereitet. ES sitzt gefangen. SEINE unfassliche Wesenssubstanz ist zusammengepresst im Würge griff eines zwergenhaft kleinen Raumes, wo es in erbarmungsloser Kältefolter gefesselt liegt und nicht zu entfliehen vermag. Seit Ewigkeiten harrt ES eingekerkert außerhalb der Zeit, zuckt, wirft sich gegen die Fesseln, die ES festhalten. Doch noch immer halten sie stand, noch immer bleibt ES gefangen… doch nur gerade eben noch. Gleich Fingern aus einem Netz können winzige Teile SEINER selbst, kleiner und unbedeutender als Schuppen von Haut oder Haar, aus dem reglos-eisigen Gefängnis dringen und sind frei. Überall liegen sie, ringsum, unsichtbar, und harren auf Nahrung, auf Wachstum, um ihrem grauenerregenden Leib Stärke zuzuführen, und Kraft. Manche von ihnen sind klein, so klein, andere jedoch so groß wie Häuser, wieder andere noch größer gar. Eines jener Teile ist das Wesen, das ihn soeben verzehrt hat, ein mikroskopisch kleiner Auswuchs der unermesslichen Größe des Gefangenen in dieser unserer Welt. Und unter der Oberfläche der Welt kann er seinesgleichen fühlen, gleich schwärenden Eiterherden. Selbst die Erbauer der Stadt können sie nicht zerstören – nur betäuben und in der Kälte begraben. Und die Kälte nimmt zu mit jedem Jahr, und bald werden auch diese schlafen und warten, bis das Land sich wieder erwärmt. Dann nähren sie sich wieder zum Nutzen des Gefangenen, bis ES seine Fesseln zu zerreißen vermag. Dies ist der Tag, den ES erwartet in beharrlicher Ungeduld.

Mit jenseitiger Gewalt werden die Mitglieder der SME und die beiden deutschen Doktoren in die Gegenwart zurückgeschleudert. Allen scheint es zumindest körperlich gut zu gehen. Psychisch hat jedoch jeder Wunden davongetragen. Rilke faselt von einer “Quelle allen Lebens”, die er auf seiner Flucht vom Sonnenlosen Ozean gesehen hätte. Meyer lacht nervös und versucht sich mit dem permanent schreienden Wheapner zu unterhalten, während Thorpe apathisch an der Wand lehnt. Dr. Enfield ist die erste, die sich wieder fängt und die jedem der es wünscht (und Mr. Wheapner) Beruhigungsmittel spritzt.

Langsam fängt man sich, auch wenn das Mittel bei Dr. Meyer zu gut zu wirken scheint: Jeder Selbstkontrolle beraubt erzählt er allen Anwesenden, dass die Deutsche Expedition von einem gewissen Albrecht Loemmler (der Blavatski als deutscher Großindustrieller geläufig ist) primär auf Grund des nie gedruckten letzten Kapitels des Pym-Texts in die Antartkis entsandt worden war, um dessen Wahrheitsgehalt zu prüfen.  Pikanterweise hätte Loemmler die Pym-Druckfahnen niemand geringerem als Lexingtons kurz vor seinem Tod abgekauft. Dyers Bericht erhielten sie erst durch ein Versorgungsschiff, nachdem sie bereits auf dem Eis waren, was überhaupt erst dafür sorgte, dass die BFE und Ms. Lexington in Kontakt traten.

Man verbringt die Nacht im kleinen Lager der beiden Deutschen, welches sich im Keller mit der “Kristallbatterie” befindet, die allerdings inzwischen, ebenso wie die Druse, geborsten ist. Trotzdem ist die Temperatur hier unten immer noch knapp über dem Gefrierpunkt, sodass man es aushalten kann. Am nächsten Tag, nachdem alle, selbst Mr. Wheapner, ihre Contenance wieder gefunden haben, macht man sich den vormaligen Plänen folgend, auf den Weg ins Lager der SME, um dort Starkweather und Moore von der Expedition in die Tiefe zu überzeugen, für die Rilke nach seiner epiphanischen Erfahrung in der Vergangenheit noch mehr zu brennen scheint als vorher.

Nach mehreren Stunden Fußmarsch erreicht man den großen Platz, an dem Dewitt gerade mit einem Gewehr Wache hält. Starkweather, Miles und einige andere sind gerade im Aufbruch begriffen, um weiter nach Bryce und den Teilen zu suchen, als sie die Investigatoren Man ist froh, dass alle noch lebten, nachdem Lexington am Morgen spiegelte, dass sie nicht ins Lager zurückgekehrt seien. Insbesondere das Wiedersehen von Dr. Greene und Dr. Enfield gestaltet sich ausgesprochen emotional.

Den Deutschen bringt man hingegen ein gewisses Misstrauen entgegen. Am Feuer erklärt Dr. Meyer ihr Anliegen, welches jedoch trotz generellem Interesse mit Blick auf die dringenderen Probleme durch Moore und Starkweather höflich abgelehnt wird. Als Meyer nunmehr jeder erstmals vollends über die dramatische Lage der SME ins Bild gesetzt wird, entschließen er (und nach einigem Zögern auch Rilke) sich, alle Informationen, über die sie verfügen, mit der SME zu teilen, insbesondere betreffend das reiche Kompendium, welches Dr. Meyer zur Punktschrift der Älteren Wesen in seinem Notzibuch aufgebaut hat und das von ihm und Rilke angefertigte Kartenmaterial.

Bei einem Abgleich des selbigen mit den Daten von Prof. Moore erwähnt Dr. Meyer nebenbei etwas, was die komplette Mannschaft elektrisiert: Die BFE scheint die Position eines neu errichteten Unterschlupfs der Älteren Wesen zu kennen. Miles ist sich sicher, dass sie Bryce dort finden werden und lädt sein Gewehr durch, um seine Aussage zu unterstreichen. Dewitt ist ebenfalls der Ansicht, dass man dieses Nest ausräuchern müsste. Ausgerechnet Starkweather mahnt allerdings ebenso wie Ms. Lewinson zur Besonnenheit. So plant man einen Trupp auszurüsten, der die entsprechenden Positionen auskundschaften soll, um Hinweise auf Bryce zu entdecken. Sobald der Nebel am nächsten Morgen nachlässt, bricht die Gruppe, die die Deutschen, Starkweather, Myers und die Investigatoren umfasst, auf.

 

 

 

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

Neunzehnter Spielabend

 

Zwischen den gefallenen Monolithen der umliegenden Gebäude wirkt die Gestalt von Dr. Ernst-Dieter Rilke winzig, als er über Eis und Geröll aufgeregt auf die Investigatoren zuläuft. In holprigem Englisch erklärt er ihnen sein Anliegen. Rilke und Meyer hätten Inschriften entdeckt, die darauf schließen ließen, dass die Erbauer der Stadt auf der Grundlage des Gewebes primitiverer Lebensformen, die in Höhlen tief unter der Stadt hausten, viele Formen irdischen Lebens praktisch neu heranzüchteten. Könnten diese primitiven Urformen oder ihre Abkömmlinge gefunden werden, so würde dies unweigerlich das menschliche Wissen von Evolution, Genetik und Biologie revolutionieren. Aus diesem Grund brennt Dr. Rilke darauf, eine Expedition in die Kavernen zu unternehmen, die sich in den Untiefen unter der Stadt verbergen, doch Dr. Meyer hatte klargestellt, dass ein solches Unterfangen sorgsam geplant und mehr als nur sie beide umfassen müsse. Eigentlich hatte Rilke gerade Lexington und Priestley für diesen kühnen Plan gewinnen wollen, doch da ihm nunmehr gleich eine ganze Gruppe von Mitgliedern der Starkweather-Moore-Expedition entgegen gekommen war, lag es natürlich nahe, ihnen zuerst von seinen Gedanken zu berichten.

Die Investigatoren sind sich unsicher, was sie von Rilkes in nervöser Begeisterung vorgetragenen Ideen halten sollen, doch bevor sie mit Rücksicht auf die einhergehenden Risiken einer solchen Unternehmung und im Hinblick auf die zu priorisierende Suche nach Bryce und den Flugzeugteilen höflich ablehnen können, lädt er sie zum temporären Lagerplatz des Zwei-Mann-Stoßtrupps ein, welchen er und Dr. Meyer bilden, um ihnen dort einen ausgesprochen beeindruckenden Fund zu zeigen, den er nur kryptisch als “Kinematogramm” bezeichnet.

Nach gut 10 Minuten des Fußmarsches ist Rilke in Begleitung der anderen vor einer riesigen, flachen, fünfeckigen Struktur von mehreren hundert Metern Durchmesser angelangt. Wenn auch weitenteils nicht mehr als 5 Meter hoch, so erhebt sich in ihrer Mitte ein massiver Kuppelbau von mehr als 60 Meter Durchmesser und 30 Meter Höhe. Diese an die Hagia Sophia gemahnenden Maße  sind selbst an einem Ort wie diesem ungewöhlich.

Rilke führt die Investigatoren durch einen der fünf Eingänge, vorbei an einer runden Vertiefung am Boden, in das Innere. Im Gehen deutet er kurz auf die nach unten gerichtete Rahme, welche angeblich in einen großen Raum mit einer Art “Kristallbatterie” führt, doch heißt den Mitgliedern der SME sogleich, ihm weiter in den Hauptsaal zu folgen. Der Raum entspricht in seinen Maßen dem, was man von der äußeren Anschauung dieses Monumentalbaus erwarten könnte und verzichtet im Gegensatz zu den meisten anderen Orten, die die Investigatoren bisher besucht haben, vollkommen auf Friese oder Fresken. Das einzige Zeugnis der vollendeten Kunstfertigkeit der Älteren Wesen sind fünf große Statuen, die Nischen zwischen den Eingängen füllen und ein unscheinbarer Sockel in der Mitte des Raums. Während Dr. Rilke direkt zu einem Aufgang in den oberen Teil der Kuppelkonstruktion gehen will, bleiben die anderen fasziniert zurück, sodass auch er konsterniert inne hält, Mr. Wheapner an seiner Seite.

Ms. Lewinson, Dr. Enfield und Mr. Thorpe haben ihren Blick derweil auf die Statuen gerichtet. Eine von ihnen scheint bewusst zerstört, doch aus ihren Überresten lässt sich ohne Schwierigkeiten rekonstruieren, dass es sich dereinst um die Darstellung des tonnenförmigen Körpers eines Älteren Wesens gehandelt haben muss. Dies legt nahe, dass die anderen Motive, welche einem verstörenden Panoptikum entnommen scheinen, und seltsame fleischige Kegel mit Zangen, humanoide Geschöpfe ohne Augen und mit zahllosen Tentakeln, Krakenartige Wesenheiten und befremdlich insektoide Krustentiere abbilden, ebenfalls einen Realitätsbezug haben – ein Gedanke, über den sich die Anwesenden lieber keine allzu genauen Gedanken machen. Könnte es sich bei diesem Ort um eine Art Konvent gehandelt haben, gleich den Räumlichkeiten des Völkerbunds?

Mr. Blavatski schenkt den Statuen nur wenig Beachtung. Der Sockel in der Mitte des Raums hat sein Interesse geweckt und bevor Dr. Rilke ihn warnen kann, hat er ihn bereits betreten. Ein Schwindelgefühl erfasst ihn und am Rande des hörbaren Spektrums glaubt er eine Stimme zu vernehmen, die ihm vertraulich, doch kaum vernehmbar, etwas zuflüstert. So sehr er sich anstrengt – er versteht es nicht. Er überlegt, was der Zweck dieser Konstruktion sein könnte und nachdem er sich mit den anderen über ihre Hypothesen zum diplomatischen Sinn dieses Gebäudes  verständigt erscheint ihm der Gedanke plausibel, dass es sich um irgendeine Form von Übersetzungsmechanismus handeln könnte.

Leise ist eine weitere Gestalt aus einem der Gänge zu Dr. Rilke hinzugetreten und beobachtet mit einem Lächeln die Mischung aus Faszination, Irritation und Abscheu, die die Mitglieder der SME im Angesicht der Statuen zeigen. Doch als Mr. Blavatski zuerst mit wenig Erfolg seine Theorie experimentell zu überprüfen versucht, versteht er auf Anhieb die Intention des Metaphysikers und stellt sich ebenfalls auf den Sockel, wo er in Deutsch ein seltsames Zwiegespräch mit Blavatski beginnt, der auf Englisch antwortet. Tatsächlich: Die Maschine ermöglicht die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg.

Dr. Meyer ist begeistert von dieser Erkenntnis, als er Rilke und die anderen nach oben führt, um ihnen den eigentlichen Höhepunkt ihrer bisherigen Forschungen an diesem Ort zu zeigen. Noch kurz wird Rilkes Expedition in die Tiefe angesprochen und der diplomatische Meyer legt nahe, dass man vollstes Verständnis für die Prioritäten der SME hätte, aber ein gemeinsames Gespräch mit Starkweather und Moore in dieser Sache vielleicht klärend wirken könnte. Nicht zuletzt, da die beiden in den vergangenen Tagen vieles die Friese und die Punktschrift der Älteren Wesen in Erfahrung haben bringen können. Wissen, welches sie im Austausch für Unterstützung in den Höhlen unter der Stadt gerne mit der SME zu teilen bereit wäre.

Dann zeigt Dr. Meyer mit leicht bebender Stimme das, was er als “Bildgeber” bezeichnet. In der Mitte des Raums, welcher den oberen Teil der Kuppel bildet, liegt eine Druse von solch geometrischer Regelmäßigkeit und Schönheit, das sie niemals natürlichen Ursprungs sein könnte. Milchiger Dunst liegt in ihrem Inneren, welcher augenscheinlich von einer steinernen Linse ausgeht, auf welcher bewegte Bilder zu erkennen sind, die die Umgebung des Kuppelbaus zeigen, doch die Umgebung ist grün, die Gebäude intakt. Aufnahmen aus der Zeit vor dem Untergang der Stadt! Alle außer Blavatski beugen sich über die Druse, um einen besseren Blick zu erhaschen. Das Bild ist klein, verzerrt und kaum zu erkennen. Mit dem Segen von Dr. Meyer beschließt Mr. Wheapner deshalb schließlich, mit seiner Taschenlampe in die Linse zu leuchten.

Wie in Zeitlupe breitet sich von der Linse ausgehend ein anmutiges Prisma von Lichtstrahlen aus, die sich im geometrisch perfekten Einschluss der Druse wieder und wieder brechen und heller scheinen, als sie dies im Angesicht des Strahls der Taschenlampe sein sollten. Sie sind gefüllt von dem milchigen Nebel, der nunmehr jedoch strahlend weiß scheint und sich in Raum auszubreiten beginnt. Blavatski, der gerade noch einmal nach unten zum Sockel gehen wollte, sieht noch, wie alle, die direkt um die Druse herum stehen, zu Boden gerafft werden, als der Nebel sie berührt. Bevor er selbst im Weiß vergeht, zieht er sein Älteres Zeichen und streckt es der auf ihn zuschießenden Substanz entgegen.

Man hat das Gefühl zu fallen, rückwärts durch die Zeit zu fallen, immer weiter, Leben um Leben in die Vergangenheit, Erst Jahrhunderte, dann Jahrtausende, immer schneller, eine Retrogression des Evolutionsprozesses einer Millionen von Jahren… und dann ist es vorbei.

Die Investigatoren erwachen. Sie laufen durch eine Straße, ein lauer Wind weht. Ein Gewicht bei jedem Schritt an ihrem Geschirr legt nahe, dass sie etwas zu ziehen scheinen. Die Sicht ist schlecht, verschwommen und fast frei von allen Farben. Jede Bewegung geschieht quasi automatisch, ihre nackten, behaarten Körper funktionieren ohne jede Einflussnahme und jeder Versuch, dies zu ändern, ist unglaublich anstrengend. Pfeiflaute durchdringen die Luft. Hunderte Gerüche, manche verlockend, andere fremd und abstoßend, evozieren Emotionen und Gedanken, die sie nicht denken, denn sie sind nicht alleine in ihren Köpfen. Sie stecken in den Körpern einer Karawane affenartiger, prähistorischer Vorfahren ihrer Spezies, die seltsame rüsselbewehrte Dromedare führen, während zwei Ältere Wesen sie pfeifend antreiben. Wer zu schreien versucht, scheitert.

Nur einer hat die Kontrolle über seinen neuen Körper: Blavatski. Schwach spürt er eine andere, urtümlichere Instanz in seinem Hirn, doch ist es ein Leichtes, diese zu ignorieren. Sofort hält er inne, als er eines der Älteren Wesen sieht und versucht zu sprechen, doch nur ein Krächzen dringt über seine Lippen. Die Kreatur scheint gleichwohl irritiert davon, dass einer ihrer Affen angehalten hat und besieht das Tier. Blavatski versucht in Punktschrift das Zeichen für “Kommunikation” in den Boden zu malen und sich auf andere Weise verständlich zu machen. Ein weiteres Älteres Wesen wird mit pfeifenden Tönen herbeigerufen und gemeinsam untersucht man diesen kuriosen Fall. Nachdem man auf unsanfte Weise sichergestellt hat, dass der Vormensch nicht von einem Shan kontrolliert wird, transportiert man ihn zu jenem Gebäude, in dem sich die Körper der Menschen in der Gegenwart befinden.

Währenddessen zieht die kleine Karawane aus Älteren Wesen, Affenmenschen und Rüsseldromedaren an prächtigen Grünanlagen vorbei und zu dem weiten, dunklen Toreingang eines großen sternförmigen Gebäudes, welches sich als Zugang in die Unterwelt der Stadt herausstellt. Tiefer und tiefer geht es hinab, vorbei an in der Gegenrichtung laufenden Zügen von Affen und Packtieren. Die Menschen bemerken, dass ihre Wirte zunehmend unruhiger und nervöser werden, je weiter sie sich in die Tiefe bewegen. Schließlich endet der Weg an einem Portal, welches den Blick freigibt auf einen riesigen, unterirdischen See, der von Laternen und einer Art Leuchtturm in blasses Licht getaucht wird. Die Angst der Affen ist unerträglich, sie beginnen zu zittern und kreischen, doch eine kurze Abfolge von Pfeiflauten eines der älteren Wesen (welches jenen Tönen verblüffend ähnelt, die der Vertreter ihrer Spezies im Schulgebäude der Gegenwart an die Menschen richtete) lässt sie auf der Stelle erstarren. Geräusche schallen über das Wasser: ein Schleifen, ein Mahlen, ein Rumpeln, Pfiffe und Melodiefetzen, zuweilen das scharfe Krachen brechenden Gesteins. Shoggothen.

Blavatskis Affe wird von den älteren Wesen auf dem Sockel platziert, der sich in der Gegenwart als Universalübersetzer herausstellte. Blitzartig beginnt das dissonante Pfeifen der Älteren Wesen Sinn zu ergeben und formt sich in seinem Geist zu Fragen: Wer er sei, was er sei, woher er komme und weshalb er sich ein derartig unwürdiges Geschöpf als Hülle erwählt hätte. Blavatski versucht zu antworten, doch weder seine Lippen, noch seine Zunge, ja nicht einmal seine Hirnlappen sind darauf ausgelegt, Sprache zu produzieren, die über simple Krächz- und Grunzlaute hinausgeht. Mit Händen und Füßen versucht er sich ungelenk verständlich zu machen, doch nachdem die beiden Verhörenden gut einem Dutzend Sekunden dieses Schauspiels lauschen durften, fragen sie ihn, ob er nicht seinen Körper wechseln wollte, was er mit emphatischer Zustimmung quittiert.

In den Köpfen der hypnotisch paralysierten Affen gefangen, unfähig die Augen zu schließen, ist jeder gezwungen, sich der wahnhaften Erscheinung zu stellen, die sich der Gruppe mit einer erschreckend hohen Geschwindigkeit nähert: Ungeheuerlich groß sind sie und formlos, ganz wie sie in den Wandfriesen dargestellt waren. Was die Friese jedoch nicht zeigen können, ist die Art, wie sie sich bewegen (ein schwellendes, peristaltisches Schieben von einer kaltschnäuzigen Gewalttätigkeit, die die Seele erschauern lässt), ihr Klang (ein unausgesetztes feuchtes, schmatzendes, malmendes Geräusch), oder wie die unzähligen, unablässig entstehenden und vergehenden Augen und Mäuler matt in dem trüben Licht leuchten, oder der Ekel erregende Gestank, den sie in Schwällen um sich verbreiten gleich einer Krankheit.

Blavatski verlässt gemeinsam mit den beiden Älteren Wesen das Gebäude (welches sie auf dem Sockel als “Konsulat” bezeichnet hatten) gen Norden und ist zurück im pfeifenden Meer aus Geräuschen, die die Stadt ausmachen. Es ist immer noch warm, der Himmel über ihnen ist blau, nur wenige Wolken sind zu erkennen. Doch als sie sich dem Fluss nähern, bricht Chaos aus. Die beiden Älteren Wesen kümmern sich nicht mehr um ihn. Andere flattern laut trompetend über ihn empor, nur bestrebt, schnellstmöglich vom Fluss wegzukommen. Nur er spürt eine seltsame Kraft, ein Verlangen, dass ihn näher zum Fluss zieht…

Die Schoggothen fließen voran zu den Lasttieren und strecken unausdenkliche Körperglieder aus. Mit geschwinden, kraftstrotzenden Konvulsionen laden sie Bündel und Taschen von den hilflos zitternden Tieren und legen die Last auf einen ordentlichen Haufen. Dann strecken sie noch einmal die kraftstrotzenden Greifarme aus: Jeder wählt sich eines der Lasttiere aus der Herde, hebt dessen Körper fast beiläufig empor – das Tier beginnt zu schreien und um sich zu schlagen – und zieht es in seine Körpermasse hinein, deren Oberfläche dort unversehens in zahllosen Zungen, Mündern und Mäulern erblüht. Nach dieser “Fütterung” fließen sie davon.

Niemand nimmt dieses grauenvolle Schauspiel sonderlich gut auf, auch nach allem, was sie bisher sehen mussten. Insbesondere Mr. Wheapner kollabiert mental. Doch bevor er oder die anderen in der Lage wären, sich irgendwie wieder zu fassen, kehren die Shoggothen pfeifend nach kurzer Zeit zurück und hieven wild zappelnde Netze über die Rücken der Dromedare. In ihnen tummeln sich seltsamste protoplasmide Erscheinungen, die widerwärtigen Hybriden aus Axolotl und nahezu jedem denkbaren und undenkbaren Reptil, Insekt, Meerestier oder schlicht einer wilden Ansammlung von Mäulern und Tentakeln gleichen und die sich in den Netzen in einem Kampf jeder gegen jeden gegenseitig das Fleisch aus den Körpern reißen.

Mit einem erneuten Pfeifton lässt die Paralyse nach und die verbliebenen Dromedare werden von den an den Rande ihrer Belastbarkeit gebrachten Affen zurückgeführt. Einer von ihnen, der keinem der Investigatoren als Wirt dient und dessen Geschirr nicht richtig angebracht war, befreit sich und flieht in einen Seitengang. Die Älteren Wesen ignorieren ihn, während sie der Rampe nach oben ins Tageslicht folgen.

Blavatski ist am Fluss angelangt. Aus dem Augenwinkel sieht er die riesigen Statuen zweier älterer Wesen am Wasserfall, doch sein Blick ruht auf jenem Etwas, das sich langsam gegen den Strom auf dem Fluss bewegt, dem Ziel all seines Strebens.

Es ist gleichmäßig mattschwarz, ohne das geringste Einsprengsel einer anderen Farbe. Blavatski schwimmt auf es zu. Es erinnert vage an einen Bären oder ein Faultier, doch es ist in ganz und gar unschöner Weise missgestaltet, verkrüppelt – verdreht, als wolle es sich selbst die Hinterbeine abnagen. Er merkt, dass seine Anatomie nicht darauf ausgelegt ist, sich im Wasser fortzubewegen, doch er kämpft sich voran, treibt seinen vormenschlichen Körper an seine Grenzen. Sein Kopf ist nach einer Seite hin widernatürlich verjüngt; weder Augen noch Mund sind auszumachen. Aus seinem Brustkorb ragen zwei zusätzliche Beine in merkwürdigem Winkel, und aus einer Schulter sticht eine flache, sternförmige Protuberanz, die entfernt an den Kopf eines Älteren Wesens erinnert. Dann, schließlich, berührt er es und ist nicht mehr.

Mr. Blavatski schreckt hoch. Vor ihm die Wartungstür, in der Hand der Universalschlüssel, der ihm Zugang zum Büro von Dr. Armitage gewähren würde. Unter normalen Umständen würde er nicht in die Räumlichkeiten des Bibliothekars einbrechen, doch er hatte das Gefühl, dass er ihm gewisse Dinge verschwiegen hatte, ebenso wie Prof. Pabodie. Gewisse Dinge, über die auch Prof. Dyer nicht hatte sprechen wollen und wegen derer er nunmehr auf unbestimmte Zeit mit unbekanntem Ziel verreist war. Gewisse Dinge, die die Miskatonic Expedition in jenes neu entdeckte Bergmassiv inmitten des Antarktischen Kontinents betrafen. Jenes Bergmassiv, welches er bald erkunden würde. Dass er in seiner rechten Manteltasche die 10*10$ Anzahlung spürt, die der Deutsche ihm gegeben hat, damit er sich durch die Heizungstunnel, mit denen er sich in all seinen Jahren an der Miskatonic University hinreichend vertraut gemacht hat, in jenes Zimmer schleicht, ist selbstverständlich ebenfalls ein Motivator.

Er öffnet die Tür. Poe’s Verräterischem Herz gleich sieht er sofort die Stelle, welche ihn mit einer ungeahnten Kraft zu sich zieht. Zwei lose Dielenbretter pulsieren im Boden, rhythmisch. Er entfernt sie und hebt den kleinen Safe mit dem ihm bekannten Sternenartigen Symbol darauf heraus. Er nimmt den Schlüssel, den der Deutsche ihm gegeben hat und öffnet ihn. Er scheint leer, doch wenn man etwas genauer blickt, erkennt man einen winzigen, tropfenförmigen, mattschwarzen Stein. Nicht größer als ein Fingernagel. Und die Wucht seiner Erkenntnis trifft Blavatski mit der Macht einer Lokomotive.

ES ist unermesslich. Gewaltig, gewaltiger denn Welten. Machtvoll, ebenso fähig, Kontinente zu zermalmen, wie den Lauf der Welten zu verändern. ES umspannt unausdenkliche Entfernungen und erstreckt sich bis an den Rand des Gesichtsfeldes in Richtungen, welche auch nur zu denken bereits Kopfschmerz bereitet. ES sitzt gefangen. SEINE unfassliche Wesenssubstanz ist zusammengepresst im Würge griff eines zwergenhaft kleinen Raumes, wo es in erbarmungsloser Kältefolter gefesselt liegt und nicht zu entfliehen vermag. Seit Ewigkeiten harrt ES eingekerkert außerhalb der Zeit, zuckt, wirft sich gegen die Fesseln, die ES festhalten. Doch noch immer halten sie stand, noch immer bleibt ES gefangen… doch nur gerade eben noch. Gleich Fingern aus einem Netz können winzige Teile SEINER selbst, kleiner und unbedeutender als Schuppen von Haut oder Haar, aus dem reglos-eisigen Gefängnis dringen und sind frei. Überall liegen sie, ringsum, unsichtbar, und harren auf Nahrung, auf Wachstum, um ihrem grauenerregenden Leib Stärke zuzuführen, und Kraft. Manche von ihnen sind klein, so klein, andere jedoch so groß wie Häuser, wieder andere noch größer gar. Eines jener Teile ist das Wesen, das ihn soeben verzehrt hat, ein mikroskopisch kleiner Auswuchs der unermesslichen Größe des Gefangenen in dieser unserer Welt. Und unter der Oberfläche der Welt kann er seinesgleichen fühlen, gleich schwärenden Eiterherden. Selbst die Erbauer der Stadt können sie nicht zerstören – nur betäuben und in der Kälte begraben. Und die Kälte nimmt zu mit jedem Jahr, und bald werden auch diese schlafen und warten, bis das Land sich wieder erwärmt. Dann nähren sie sich wieder zum Nutzen des Gefangenen, bis ES seine Fesseln zu zerreißen vermag. Dies ist der Tag, den ES erwartet in beharrlicher Ungeduld.

Mit jenseitiger Gewalt werden die Mitglieder der SME und die beiden deutschen Doktoren in die Gegenwart zurückgeschleudert. Allen scheint es zumindest körperlich gut zu gehen. Psychisch hat jedoch jeder Wunden davongetragen. Rilke faselt von einer “Quelle allen Lebens”, die er auf seiner Flucht vom Sonnenlosen Ozean gesehen hätte. Meyer lacht nervös und versucht sich mit dem permanent schreienden Wheapner zu unterhalten, während Thorpe apathisch an der Wand lehnt. Dr. Enfield ist die erste, die sich wieder fängt und die jedem der es wünscht (und Mr. Wheapner) Beruhigungsmittel spritzt.

Langsam fängt man sich, auch wenn das Mittel bei Dr. Meyer zu gut zu wirken scheint: Jeder Selbstkontrolle beraubt erzählt er allen Anwesenden, dass die Deutsche Expedition von einem gewissen Albrecht Loemmler (der Blavatski als deutscher Großindustrieller geläufig ist) primär auf Grund des nie gedruckten letzten Kapitels des Pym-Texts in die Antartkis entsandt worden war, um dessen Wahrheitsgehalt zu prüfen.  Pikanterweise hätte Loemmler die Pym-Druckfahnen niemand geringerem als Lexingtons kurz vor seinem Tod abgekauft. Dyers Bericht erhielten sie erst durch ein Versorgungsschiff, nachdem sie bereits auf dem Eis waren, was überhaupt erst dafür sorgte, dass die BFE und Ms. Lexington in Kontakt traten.

Man verbringt die Nacht im kleinen Lager der beiden Deutschen, welches sich im Keller mit der “Kristallbatterie” befindet, die allerdings inzwischen, ebenso wie die Druse, geborsten ist. Trotzdem ist die Temperatur hier unten immer noch knapp über dem Gefrierpunkt, sodass man es aushalten kann. Am nächsten Tag, nachdem alle, selbst Mr. Wheapner, ihre Contenance wieder gefunden haben, macht man sich den vormaligen Plänen folgend, auf den Weg ins Lager der SME, um dort Starkweather und Moore von der Expedition in die Tiefe zu überzeugen, für die Rilke nach seiner epiphanischen Erfahrung in der Vergangenheit noch mehr zu brennen scheint als vorher.

Nach mehreren Stunden Fußmarsch erreicht man den großen Platz, an dem Dewitt gerade mit einem Gewehr Wache hält. Starkweather, Miles und einige andere sind gerade im Aufbruch begriffen, um weiter nach Bryce und den Teilen zu suchen, als sie die Investigatoren Man ist froh, dass alle noch lebten, nachdem Lexington am Morgen spiegelte, dass sie nicht ins Lager zurückgekehrt seien. Insbesondere das Wiedersehen von Dr. Greene und Dr. Enfield gestaltet sich ausgesprochen emotional.

Den Deutschen bringt man hingegen ein gewisses Misstrauen entgegen. Am Feuer erklärt Dr. Meyer ihr Anliegen, welches jedoch trotz generellem Interesse mit Blick auf die dringenderen Probleme durch Moore und Starkweather höflich abgelehnt wird. Als Meyer nunmehr jeder erstmals vollends über die dramatische Lage der SME ins Bild gesetzt wird, entschließen er (und nach einigem Zögern auch Rilke) sich, alle Informationen, über die sie verfügen, mit der SME zu teilen, insbesondere betreffend das reiche Kompendium, welches Dr. Meyer zur Punktschrift der Älteren Wesen in seinem Notzibuch aufgebaut hat und das von ihm und Rilke angefertigte Kartenmaterial.

Bei einem Abgleich des selbigen mit den Daten von Prof. Moore erwähnt Dr. Meyer nebenbei etwas, was die komplette Mannschaft elektrisiert: Die BFE scheint die Position eines neu errichteten Unterschlupfs der Älteren Wesen zu kennen. Miles ist sich sicher, dass sie Bryce dort finden werden und lädt sein Gewehr durch, um seine Aussage zu unterstreichen. Dewitt ist ebenfalls der Ansicht, dass man dieses Nest ausräuchern müsste. Ausgerechnet Starkweather mahnt allerdings ebenso wie Ms. Lewinson zur Besonnenheit. So plant man einen Trupp auszurüsten, der die entsprechenden Positionen auskundschaften soll, um Hinweise auf Bryce zu entdecken. Sobald der Nebel am nächsten Morgen nachlässt, bricht die Gruppe, die die Deutschen, Starkweather, Myers und die Investigatoren umfasst, auf.

 

 

 

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

20. Spielabend

 

Die Unruhe im Lager ist annähernd physisch erfassbar. Niemand hat sonderlich viel geschlafen, denn alle wissen, dass die Zeit drängt. Während Miles und Dewitt finster in den sich langsam verflüchtigenden Nebel starren und sich Thorpe und Wheapner einen Whiskey mit einigen Schmerztabletten teilen, womit sie den Unmut von Dr. Enfield und Dr. Greene auf sich ziehen, studieren Myers und Blavatski die Notizen Dr. Meyers zur Punktschrift der älteren Wesen, während ihnen Ms. Lewinson über die Schulter lugt.

Myers wird geradezu euphorisch, als er das Büchlein durchblättert: Unabhängig von der großen Menge an Vokabeln, die er zusammengetragen hat, macht der deutsche Wissenschaftler einige ausgesprochen vielversprechende Vorschläge zur Interpretation der tiefergehenden Logik der Punktmuster. Wie schon Myers geht er davon aus, dass jedes Schriftzeichen aus ein bis fünf Punkten besteht, die als Eckpunkte eines verzerrten Fünfecks einen Zentralbereich freilassen, sodass weit mehr als 60 000 Zeichen abgebildet werden können. Die einfachsten Schriftzeichen sind diejenigen, die nur den innersten der fünf möglichen Ringe benutzen. So ist etwa laut Meyers Vermutung das Zeichen für „Universum, Kosmos“ ein einfaches Fünfeck, dessen Ecken alle samt auf dem innersten Ring liegen und die Eigenbezeichnung der Spezies gar nur ein einzelner Punkt auf selbigem Ring. Ausgesprochen kreativ ist der Zusammenhang, den Meyer zwischen der Schrift der Alten und ihrer pfeiftonartigen Verständigung herstellt: Das Fehlen oder Vorhandensein jedes Punktes, sowie sein relativer Abstand zur Mitte, gibt demnach genau an, was für ein Akkord dargestellt ist. Gar über die Poesie der Älteren Wesen, die angeblich fünf Zeichen zu einem Fünfeck zusammenfasst, stellt  Meyer einige Vermutungen an. Blavatski ist fasziniert von diesen Einsichten, die sein bisheriges, intuitives Verständnis der Sprache systematisieren und in eine neue, nützlichere Form bringen und auch Ms. Lewinson kann das eine oder andere aus den Übersetzungsversuchen der Deutschen mitnehmen.

Derweil treffen Starkweather, Moore und die Deutschen letzte Vorbereitungen und besprechen die Route, während sie tief über das Kartenmaterial gebeugt sind. Gelegentlich blickt Starkweather auf und starrt mit zusammengekniffenen Augen in Richtung des im roten Licht der tief stehenden Sonne immer schwächer wabernden Nebels. Als Thorpe und Wheapner den Whiskey beiseite stellen und ihre Waffen ein letztes Mal prüfen, gesellen sich Dewitt und Miles zu ihnen, um sie darauf einzuschwören, im Zweifelsfall keine dieser Bestien am Leben zu lassen – ein Vorschlag, den die beiden mit Skepsis quittieren. Ganz im Gegenteil nimmt in der Aufbruchsstimmung ein anderer Gedanke Form an: Möglicherweise sollte man eine Art diplomatisches Symbol mit sich bringen, um seine Absichten klar zu kommunizieren? Während Dewitt und Miles diesen Vorschlag nur mit einem ungläubigen Schnauben kommentieren und Dr. Meyer ebenfalls nicht vollends sicher ist, inwieweit dieser Versuch der Kontaktaufnahme als naiv bezeichnet werden kann, unterstützt nach kurzem Zögern ausgerechnet Starkweather die Idee, sodass sich Moore, Blavatski und Lewinson ans Werk machen und aus einigen Planen und mit etwas Tinte eine Art Banner mit den Punktschriftzeichen für Friede und Kommunikation improvisieren.

Langsam ungeduldig geworden, drängen Myers und die Deutschen zum Aufbruch. Auch Miles und Dewitt wollen den Stoßtrupp, wenn sie schon nicht selbst dabei sein können, lieber früher als später aufbrechen sehen, immerhin geht es um Bryce. Nur Dr. Greene und Dr. Enfield scheinen von diesem Gedanken nicht begeistert und sind in ein tiefes, persönliches Gespräch versunken, welches unsanft von Ms. Lewinson unterbrochen wird, die noch einmal Enfields Ausrüstung überprüft. Schließlich machen sich die Investigatoren, Starkweather, Myers und die beiden Deutschen bewaffnet und so gut, wie es die Umstände erlauben, ausgerüstet auf den Weg.

Die erste Etappe – vom Lager zum Flussbett – vergeht ereignislos. Mr. Wheapner kennt die Umgebung mittlerweile ausgezeichnet und führt die Gruppe bewusst über einige bisher weniger beschrittene Pfade, in der Hoffnung, Spuren von Danforth zu finden, doch leider vergebens. Gleichsam ist Dr. Meyer sehr angetan von Wheapners Orientierung und versucht ihn davon zu überzeugen, sich einer etwaigen Expedition in den Untergrund der Stadt anzuschließen. Rilke hätte in der Vision im Konsulat etwas gesehen, dass er nicht anders als als Quelle allen Lebens beschreiben konnte, eine gottgleiche Macht, die die widerwärtigen Protolebensformen hervorbrachte, welche die Shoggothen am Sonnenlosen Ozean den Älteren Wesen übergeben hatten. Doch nicht zuletzt ein kurzer Blick in Richtung des ein wenig kränklich wirkenden Rilkes überzeugt Wheapner davon, höflich abzulehnen, trotz der Versprechungen von Ruhm und finanzieller Kompensation durch die BFE.

In der Nähe des Flusses schafft Wheapner eine sichere Abstiegsroute für die weniger Kletterbegeisterten, nicht ohne sich dabei selbst beinahe das Genick zu brechen. Abgedämpft durch die von Blavatski geschaffenen Talismane mit jenem seltsamen Zeichen spürt Thorpe jedoch beim Durchqueren des vereisten Flussbetts erneut einen seltsamen, sirenengleichen Sog, der ihn aus der Stadt hinaus, auf jenes verfluchte Plateau zieht, welches jenseits der Stadt gelegen nur vom Flussbett aus erahnt werden kann. Auch Blavatski spürt es, stärker noch als Thorpe. Und unwillkürlich fühlt er sich erneut zurückversetzt in eine Zeit, in der der Fluss nicht gefroren war und Blutstropfen, Fragmente von etwas Anderem, Unaussprechlichem durch das Wasser trieben. Und er weiß, dass Gott noch immer dort draußen wartet, irgendwo jenseits der Stadt…

Nachdem die beiden ihre Visionen von sich geschüttelt haben, versucht sich die Gruppe am Aufstieg auf der anderen Seite. Nur Rilke starrt weiter versonnen in Richtung der weißen Einöde. Nachdem mehrere Rufe von Meyer ihn nicht wieder zur Besinnung bringen, seufzt Starkweather und kuriert das „Deutsche Sensibelchen“ mit einem ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf, der ihn nach vorne stolpern, aber anscheinend auch wieder zu sich kommen lässt. Rilke kommentiert den Vorgang schwer atmend nicht weiter, aber wahrt auf dem zweiten Teil des Weges einen sorgfältigen Sicherheitsabstand zum Hauptmann und wirft ihm von Zeit zu Zeit einen hasserfüllten Blick zu.

Auf der anderen Seite des Flusses übernimmt Meyer die Führung und je weiter sie ihm folgen, desto mehr bemerken die Investigatoren Spuren vernunftgeleiteten Handelns: Trümmer, die anscheinend beiseite geschafft wurden, um Eingänge freizulegen, Schleifspuren auf dem Boden und schließlich, den scharfen Augen von Dr. Enfield zu verdanken, gar eine das Licht der Sonne reflektierende, zusammengequetschte Dose Campbells Beste Bohnen, die im Jahr 1928 hergestellt worden war.

Die allgemeine Anspannung steigt, nicht zuletzt, als ganz in der Nähe der Dose ein freigeräumter Eingang eines Schachtes entdeckt wird, der einige Meter nach unten führt und aus dem krächzende Geräusche zu vernehmen sind. Nach kurzer Beratung beschließt man, sich das ganze näher ansehen zu wollen und erkundet mit Stirnlampen ausgestattet und der wilden Mischung aus Jagdwaffen und privaten Handfeuerwaffen, die die Expeditionsteilnehmer im Lager aufgebracht haben, das Innere der unter Eis liegenden Reste des Gebäudes, in das der Schacht führt. Es wird wärmer, lauter und stickiger, je weiter sie sich voran bewegen. schließlich entdecken sie den Ursprung der Geräusche: In mehreren, teils durch improvisierte Mauern aus Stein und Eis abgegrenzten, Kammern, tummeln sich die blinden Albinoriesenpinguine, von denen schon Dyer sprach, mindestens vierzig an der Zahl. In einem anderen, ähnlich aufgebauten Raum sind zahllose weiß-gräuliche, ebenfalls kaum noch des Sehens mächtige Robben gefangen und Myers berichtet angewidert von einem weiteren Gehege, in den eine Reihe von Meterlangen Nacktschnecken auf einigen toten Pinguinen brütete. Alles wirkt sauber und planmäßig. Die Räume verfügen sogar über kleine, künstlich angelegte Wasserbecken und separate Lagerstätten für große Mengen mit Eis gekühlten, kränklich weißen Meeresgetiers, das vage an verschiedene Variationen von Anglerfischen erinnert. Halten die Älteren Wesen hier ihre lebenden Nahrungsreserven?

Kaum wieder an der frischen Luft erhärtet sich dieser Verdacht, als man nur einige dutzend Meter weiter an einem weiteren freigeräumten Eingang zum Obergeschoss eines langgezogenen, bunkerartigen Gebäudes kommt, wie sie in diesem Teil der Stadt, neben Ansammlungen von wabenartigen Fünfecken, die sich um inzwischen eingestürzte Türme gruppieren, häufiger gesehen werden können. Ein leichter, widerlich-süßlicher Gestank nach Tod und Verwesung dringt daraus hervor. Blavatski fasst sich ein Herz und geht voran, Dr. Enfield und Starkweather hinter ihm. Der miasmatische Odem dringt aus dem hinteren Teil der langgestreckten, durch Wände vage in Kammern abgeteilten Konstruktion, in der die Reste zahlloser Pinguin- und Robbenkadaver stumm und überfroren ruhen. Die Robben sind gehäutet, den Pinguinen fehlt es an Fleisch, teilweise auch an Knochen, gleichwohl auch einige Pinguinhäute gefunden werden können, denen es an Besitzern mangelt. Wheapner fühlt sich an ein Schlachthaus erinnert, eine Einschätzung, der die anderen beklommen zustimmen. Enfield und Blavatski sind die einzigen, die sich wirklich nahe  an die Überreste der Tiere heranwagen und durch Zufall bemerken sie, wie im Licht der Taschenlampen zwischen zwei Rippenknochen einer Robbe etwas hervorschimmert: Es ist eine der Schneebrillen der SME! Könnte sich Bryce Leiche unter all diesem Getier befinden? Thorpe, Blavatski und Enfield beginnen das Eis der obersten Schicht aufzubrechen und suchen nach weiteren Hinweisen, um ihren grausigen Verdacht zu bestätigen. Unter der obersten Eisschicht ist es wärmer und der Gestank deutlich stärker ausgeprägt, was wohl den zahllosen Kleinstlebewesen zu verdanken ist, die dort die Überreste von Pinguinen und Robben verzehren. Doch in dieser unappetitlichen Masse von sich zersetzendem, nekrösem Fleisch finden sich nur einige Stofffetzen, die mit viel Fantasie einem Parka entstammen könnten.

Enttäuscht, aber auch gleichwohl froh, keinen finalen Beweis für einen grausamen Tod Bryces gefunden zu haben, verlässt man das Schlachthaus und geht weiter in die Richtung, die Dr. Meyer vorgibt. Nur noch wenige Minuten, dann seien sie da, sagt er und deutet kurz darauf auf einige seltsame Strukturen, die sich auf einem großen, aber insgesamt relativ freien Schuttfeld erheben. Sie erinnern eher an Neubauten im Stile des Bauhaus als die klassische Architektur der Stadt: Keilförmig, von Süd nach Nord schräg abfallend, gut 35 Meter lang und aus Eisblöcken gefertigt sind sie zweifelsohne kaum älter als einige Jahre. Nur eines von insgesamt 8 ist fertig gestellt und vorsichtig, die improvisierte Parlamentärsflagge zwischen sich, begibt man sich zu ihm. Aus der Nähe sieht man, dass das Dach aus dünnen Quarzplatten besteht und die Tür durch eine mit Robbenleder verschlossene Doppelschleuse gesichert ist. Der Schrägbau fängt die Sonne ein, bemerkt Ms. Lewinson, könnte es sich hierbei also um ein Gewächshaus handeln?

Mit den Waffen im Anschlag begibt man sich ins Innere, wo Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt herrschen. Ein widerlicher Gestank nach Aas liegt in der Luft, der von annähernd 200 säuberlich aufgereihten und gehäuteten Pinguinen ausgeht, aus denen Blumen mit fleischigen Blüten sprießen. Die Investigatoren fühlen sich sofort an jene Pflanzen erinnert, die sie in der Vergangenheit überall um das Konsulat herum gesehen hatten und es dauert nicht lange, bis Dr. Enfield das ausspricht, was sich einige der Anwesenden gedacht haben: Das hier ist eine Brutstätte für Nachwuchs. Insbesondere Myers nimmt diese Information nicht gut auf: 7 weitere dieser Gewächshäuser seien im Bau, 200 Ältere Wesen in jedem von ihnen, also 1600 in vier Jahren? Wohin solle das führen? Was würde die Zukunft der Menschheit unter solchen Umständen bringen? Würden wir in 50 Jahren noch die dominante Spezies auf diesem Planeten sein? Andere halten dagegen, dass niemand weiß, ob wirklich die vier Kreaturen aus Lakes Lager hierfür verantwortlich seien oder ob sie nicht irgendeine Form von präservierten Samen gefunden hätten, sodass man hier nicht von einem exponentiellen Wachstumsprozess ausgehen sollte.

Myers wird ein wenig ruhiger, aber sein Unwohlsein ist ihm deutlich anzusehen, als Starkweather die Gruppe zur Ordnung ruft und darauf hinweist, dass Meyer und Wheapner herausgefunden hätten, dass die Spuren der Älteren Wesen, die überall um die Gewächshäuser verteilt sind, sich in Richtung der Reste einer Turmruine bewegten, von der ein Schacht nach unten führe. Vorsichtig, sowohl den Boden als auch den Himmel im Blick eilt man in Richtung der Spuren, wobei Blavatski bemerkt, dass es anscheinend zwei verschiedene Größen von Trittsiegeln gibt, die darauf hindeuten, dass die fleischigen Blumen im Gewächshaus nicht die erste Generation des Nachwuchses sind, was Myers Zustand nicht gerade zuträglich ist.

Der Schacht führt 30m in die Tiefe und nach kurzem Zögern beschließt man, über die im Kreis herabführende Rampe hinunterzusteigen. Ein leicht abschüssiger Pfad ist mit Robbenleder abgegrenzt, dahinter ist es leicht wärmer und der scharfe Geruch der Alten durchdringt die Luft. Wenige Meter weiter führt noch ein, vielleicht 8m breiter Schacht weit über 100m in die Tiefe. Wheapner und Myers weigern sich, noch weiter hinabzusteigen, doch man einigt sich darauf, zumindest einige Meter zu gehen, da in 20m Tiefe ein vages grünliches Leuchten erkennbar ist.

Vorsichtig geht man im Gänsemarsch herunter und tritt durch ein mit Pflanzenfasern verhängtes Portal in einen Gang, von dem 6 Räume abzweigen. In einer Seitennische findet Dr. Enfield eine Art aus Robbenleder genähten Polarparka eines der Älteren Wesen, doch währenddessen nimmt Myers eine der Quellen des grünlichen Leuchtens näher in Augenschein: Die ca. 15 cm breiten und 5 cm hohen Gefäße sind mit einer dicken Paste bestrichen, in der eine Flüssigkeit voller grünlich leuchtender Pilze schwimmt. Seine verstörende Vermutung wird kurz darauf von Dr. Enfield bestätigt: Es handelt sich bei diesen Gefäßen um menschliche Hirnschalen. Alleine der Gang wird von mindestens sechs von ihnen erhellt, was zu wild durcheinandergerufenen Vermutungen und Fragen führt: Woher kommen derartig viele Hirnschalen? Warum sollten sie menschliche Knochen für etwas derartig Mundanes wie Beleuchtung verwenden? Macht Diplomatie mit ihnen unter diesen Umständen überhaupt noch Sinn? Machen wir nicht gleiches mit Tieren? Ist eine dieser Lampen einmal ein Teil von Bryce gewesen?

Beklommen aber in Eile durchsucht man die Räume, während Wheapner die Rampe nach unten im Blick behält. Der erste Raum sorgt direkt für den nächsten Schock, da er von einer massiven tischartigen Konstruktion dominiert wird, die zweifelsohne aus Menschenknochen besteht. An den Wänden finden sich jedoch zwei faszinierende, mit Kohle gemalte Karten von hoher Qualität, die einmal nahezu die komplette Antarktis und andererseits ein ca. 300km großes Gebiet innerhalb der Stadt zeigen. Auf beiden sind Orte in der Punktschrift der Alten markiert, die Myers, Meyer und Blavatski fesseln. Derweil untersuchen Enfield und Rilke die Knochen und kommen zu dem Ergebnis, dass sie definitiv älter als 10, eher sogar 100 Jahre sind. Enfield erinnert sich daran, dass der Pym-Text ungefähr zu jener Zeit gespielt haben soll und dass die Deutschen von jenem geheimen letzten Kapitel berichtet hatten, welches sie überhaupt erst in die Antarktis geführt hatte. Könnte hier ein Zusammenhang bestehen?

Die auf der Karte markierten Orte sind aufschlussreich: Das Landungslager am Rossmeer ist dort mit dem Wort „Arbeiter“ ebenso eingezeichnet wie das Lake-Lager („Arbeiter“ und „Höhle“) und das Lager der SME in der Stadt („Arbeiter“ und „Neugierig“/“Sonderbar“). Ausgerechnet Starkweather merkt an, dass sich das Zeichen für „Arbeiter“ noch an einem anderen Ort in der Stadt befindet, ganz in der Nähe der Berge, zusammen mit dem Vorsatz „Traum“/“Halluzination“ und zweier anderer markierter Orte („Muster“ + „Herrschaft“ und „Muster“ + „Kristall“ + „Tarnung“). Daneben finden sich zahlreiche andere Orte, mehr als man in der Kürze der Zeit analysieren könnte. Ms. Lewinson schießt einige Fotos und Mr. Thorpe skizziert zusammen mit Blavatski und den Deutschen schnell das Wichtigste. Blavatskis Blick fällt dabei zudem auf eine seltsame kristallene Konstruktion auf dem Knochentisch, deren Sinn sich ihm jedoch nicht erschließt und die er weise nicht weiter berührt.

Derweil durchsuchen Dr. Enfield und Ms. Lewinson schnell die restlichen Räume, bei denen es sich anscheinend um eine Küche mit einem befremdlichen, sicherlich 30 Kilo schweren, in eine Art milchig-graues Glas gefassten Kasten auf einem Tisch, eine Werkstatt zur Herstellung von Stoffen, eine Art seltsames Labor mit weiteren Kristallen (in dem zu Ms. Lewinsons zum Entsetzen aller Anwesenden drei winzige, in Eis gefasste Shoggothenkeimlinge entdeckt) und einen Raum mit einem beeindruckend anzusehenden, aber noch in Arbeit befindlichen Panorama-Gemälde im Stil der Blütezeit der Älteren Wesen handelt.

Mr. Wheapner hört ein leises Pfeifen aus den Tiefen des Abgrunds und mahnt die anderen zur Eile. Sein Blick fällt auf eine seltsame Stangenwaffe, die in der Nische hinter der Polarkleidung des Älteren Wesens lehnte und an deren Ende sich eine umgestülpte, Pilzartige Kappe aus einem keramischen Metall befindet. Auch er ist klug genug, sie nicht weiter zu untersuchen.

Und nirgendwo ist Bryce.

Erneut hört Wheapner vom Grund Geräusche nach oben dringen. Das Pfeifen ist vielstimmig, aber scheint nicht näher gekommen zu sein. Starkweather drängt darauf, weiterzusuchen, doch die 6 Räume, die sich auf gleicher Höhe des Schachtes auf der gegenüberliegenden Seite befinden, scheinen alle nicht in Benutzung zu sein. Zumindest eine Ebene weiter nach unten will er noch gehen, denn gut 30 Meter weiter unten ist weiteres blassgrünes Licht zu erahnen. Bevor Myers oder die Deutschen Widerspruch einlegen können, sind der Hauptmann und die Investigatoren bereits wieder auf der Rampe und gehen vorsichtig nach unten. Die „Stimmen“ der Älteren Wesen sind nunmehr für alle deutlich am Boden des Schachtes zu vernehmen, doch als mit einem Mal Myers, der die Nachhut bildet, stolpert, unter seinem Fuß ein knapp 30cm großes Stück Stein aus der Rampe bricht und dieses kurz darauf mit widerhallendem Echo auf dem Boden aufschlägt, verstummen sie. Die Expeditionsteilnehmer halten Inne und rennen die Spiralen der Rampe herauf. Flügelschläge und ein wildes Pfeifen hinter sich, stolpern sie voran. Auf Höhe des Ganges sehen sie bereits den verheißungsvollen Lichtschein, der sie am Ende des zweiten Schachtes erwartet, doch bevor sie ihn erreichen, sehen sie, dass zwei der Älteren Wesen sie verfolgt und eingeholt haben.

Verschiedene Dinge geschehen in kurzer Folge: Die Deutschen rennen in Richtung des zweiten Schachtes und versuchen das Nest zu verlassen, Starkweather entsichert sein Jagdgewehr, Myers hält seinen Revolver zitternd vor sich und die Investigatoren entrollen die Parlamentärsflagge, die sie vor sich halten. Während eine der Kreaturen tatsächlich innezuhalten scheint, bewegt sich die andere weiter mit hoher Geschwindigkeit auf den vor die anderen getretenen Blavatski zu, ergreift ihn und reißt ihn mit sich nach vorne ohne innezuhalten, doch auch ohne ihn mit seinen kraftvollen Tentakeln zu zerreißen. Das zurückgebliebene ältere Wesen pfeift dissonant und laut, seine Extremitäten scheinen dabei eine Geste immer wieder zu wiederholen, die ausgerechnet Thorpe mit seinen geringen Kenntnissen der Punktschrift erkennt: „Verboten“ und „Verlassen“. Er ruft seine Erkenntnis den anderen zu. Starkweather befiehlt den Rückzug und bevor Myers einen Schuss abgeben kann, hat Starkweather ihn ergriffen und aus dem Weg gezogen, als die Kreatur mit Blavatski vor sich über sie hinweg, an den deutschen vorbei durch den zweiten Schacht fliegt und ihn schmerzhaft aus dem Eingang wirft. Die anderen haben das Signal verstanden und ziehen sich schnellstmöglich zurück.

So schnell es geht, entfernt man sich von der Lagerstätte der Älteren Wesen und erst, als man einen halben Kilometer zurückgelegt hat, gibt Starkweather das Zeichen zur Rast. Schwer atmend diskutiert man das Geschehene. Sie haben Bryce nicht gefunden, aber sie leben noch. Die Alten haben sie nicht umgebracht. Und war nicht jenes ruhige Wesen, das auf das Zeichen reagiert hat, gar jenes, welches sie in der Schule gesehen hatten? Insbesondere Dr. Enfield scheint eine seltsame Begeisterung für diese fremdartigen Wesen zu hegen. Und immerhin haben sie eine Spur: Ein „träumender Arbeiter“… könnte das vielleicht ihr verlorenes Expeditionsmitglied sein?

 

  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

  • 3 months later...

21. Spielabend

 

Ein eisiger Wind weht, doch Starkweather treibt die schwer atmenden Deutschen, Myers und die Investigatoren voran. Erst als sich die Gruppe bereits fast einen Kilometer vom Treibhaus entfernt hat, in dem die Brut der Älteren Wesen in aufgedunsenen Pinguinkörpern wuchert, gestattet er ihnen innezuhalten. Widerstreitende Emotionen dominieren die sofort entstehende Diskussion: Während Dr. Enfield und Blavatski von einer geradezu empathischen, von Verständnis geprägten Grundhaltung die Handlungen der Älteren Wesen interpretieren, ist Myers fassungslos: Seine vormalige Neugierde und sein Forschergeist scheinen im Angesicht der Ereignisse der letzten Stunde wie weggefegt und der andauernde Stress, die Belastung der vergangenen Tage, macht sich mittlerweile auch an seinem Nervenkostüm bemerkbar. Warum hat Starkweather ihn daran gehindert, auf die Kreaturen zu schießen? Warum tötet die Menschheit sie nicht, so lange sie noch die Chance dazu hat?! Seine anklagenden Fragen werden immer hysterischer und  heizen die Stimmung des Trupps auf. Selbst Dr. Meyer hat ein wenig von seiner ihm sonst so eigenen Ruhe verloren. 
Gleiches kann man glücklicherweise nicht von Starkweather behaupten: Eine Gruppe von Menschen wider aller Gefahren am Ende der Welt anzuführen - hier ist er in seinem Element. Verschwörerisch wendet er sich an die Investigatoren, als er merkt, dass Myers unvermittelt mit Rilke und Meyer in gebrochenem Deutsch über Atlantis zu diskutieren begonnen hat und stellt ihnen seinen Plan vor: Zwar würde er gerne selbst die Suche nach Bryce anführen und herausfinden, was die Markierung des “Träumenden Arbeiters” auf der Karte bedeuten könnte, doch ist Myers hierfür definitiv zu instabil. Gleichzeitig kann er ihn schlecht alleine (oder gar in Begleitung der Deutschen!) ins Lager zurückschicken, denn selbst wenn er den Weg fände, würde seine neue Labilität nur die ohnehin schon aggressiven Tendenzen von Miles und Dewitt verstärken - zusammen mit dem von Zeit zu Zeit wirr vor sich hinbrabbelnden Danforth eine explosive Mischung, mit der er Dr. Greene und Prof. Moore nicht alleine lassen kann. 
Die Investigatoren stimmen zu und machen sich gemeinsam mit Starkweather und den Deutschen, die darauf bestehen, ebenfalls zur Landmarke des Träumenden Arbeiters zu ziehen auf den Weg zurück über den Fluss, den Mr. Wheapner in weiser Voraussicht mit Steigeisen versehen hat, die den Abstieg deutlich vereinfachen. Leider hilft dies dem glücklosen Thorpe nicht, welcher beim Abstieg stürzt und sich dabei leicht verletzt. Glücklicherweise wird er schnell von Dr. Enfield wieder auf die Beine gebracht. Kurz darauf trennen sich die Wege der Gruppen und Starkweather zieht gemeinsam mit Myers, eine Anekdote über von ihm gezähmte Elefanten in Afrika auf den Lippen, zurück in Richtung Basislager. Während sie sich entfernen, hört man noch das dröhnendes Lachen des Hauptmanns (wohl über einen Witz, den er gerade gemacht hat). Ein letztes Mal dreht sich Myers zu den Investigatoren um, verzieht das Gesicht zu einer Grimasse und vollzieht einen pantomimischen Kopfschuss durch seine Schläfe. Es bleibt ungewiss, ob er damit einen Kommentar über seine gegenwärtige Gesellschaft oder eine Vorhersage über die Zukunft der Expedition zu machen versucht. 
Meyer und Rilke bemerken dies gar nicht mehr, schon eilen sie voran in Richtung des auf ihren abgezeichneten Karten markierten Punktes. Kurz darauf stößt Wheapner auf einige nicht allzu alte Stiefelspuren, die wohl einen Schlitten gezogen haben. Aufgeregt zieht die Gruppe weiter, immer den Spuren nach, welche sie nach einigen 100 Metern zu einem seltsamen Platz führen: Kreisrund, gut 10m im Durchmesser, komplett eisfrei und umgeben von gut einen Meter hohen Obelisken aus einem fremdartigen, weißlichen Gestein. Befreit von Schnee und Eis ist der Platz, der größtenteils von einer unregelmäßigen, aus farblich divergenten Bodenplatten geformten Spirale eingenommen wird, gut zwei Meter tiefer gelegen als die restliche Umgebung. 
Thorpe und Lewinson sind alarmiert: Ist das nicht das gleiche Spiralmuster, welches auch Danforth im Delirium in den Boden zu ritzen versuchte? Mag dies der Ort sein, den die älteren Wesen mit den Zeichen für “Symbol” und “Macht/Herrschaft” markiert hatten? Doch bevor irgendjemand intervenieren kann, ist Blavatski bereits über einige im Eis improvisierte Stufen hinab in den Kreis gesprungen. Für einen kurzen Moment übermannt ihn der Schwindel, als würde er von einer mentalen Strömung erfasst um Halt ringen. Fast stolpert er, empfindet das Spiralmuster in seinem Kopf nach, wie einen gebannten Strudel, ein Tornado aus Feuer, dessen Kräfte die Bodenplatten verschließen… Doch als er sich an die Eiswand lehnt, stößt er mit seinem Bein gegen einen dort abgestellten Rucksack, der in Ermangelung eines besseren Wortes gefüllt mit Müll ist: Eine Ansammlung von Steinbrocken, Kristallstücken, Metallfetzen und Geweberesten organischer Herkunft. An einem Punkt der Spiralform ist aus diesen Substanzen gar ein kleines, nicht mal 10 cm großes Konstrukt aufgeschichtet, ein seltsames Machwerk moderner Kunst. Für sich allein genommen wirkt es sinnlos, doch mehr von diesen kruden Installationen an verschiedenen, neuralgischen Punkten der Spirale appliziert, könnten möglicherweise einen gänzlich anderen Effekt haben, so mutmaßt Blavatski. Auch die Deutschen sind fasziniert. Meyer bemerkt, dass der Rucksack der Ausrüstung der ALE entstammt. War der “Träumende Arbeiter” wohl in Wirklichkeit gar nicht Bryce, sondern Danforth? 
Doch die anderen drängen dazu, die Spuren, welche von der Glyphe in Richtung der Ausläufer der Berge und damit zum “Träumenden Arbeiter” führen, weiter zu verfolgen. Das Zeichen könnte später noch genauer untersucht werden, doch wenn sie wirklich Danforth auf der Spur wären, könnten sie wohlmöglich anstelle von Bryce heute Abend die Motorenteile ins Lager zurückbringen. Angespornt von diesem Gedanken nähert man sich dem Endpunkt der Fährte: Ein halb eingestürztes, bunkerartiges Gebäude aus der Blütezeit, welches in den Fels des Gebirgsmassivs übergeht. Durch die Überreste der knapp 100m durchmessenden Eingangshalle hindurch beginnt man, die abzweigenden Gänge zu ergründen und bereits beim zweiten hat die Gruppe Glück: Ein Steinschlag verhindert zwar nach wenigen Dutzend Metern bereits das Fortkommen, doch davor findet sich etwas, das unzweifelhaft als kleines Lager bezeichnet werden kann: Ein Kocher, Schlafsack, Kleidung, Seile, ein Schlitten, Schreibzeug und ein Notizbuch - Danforths Unterschlupf ist gefunden. 
Doch wo sind die Motorenteile? Während Ms. Lewinson das Notizbuch öffnet, fällt Mr. Wheapners Blick auf das Geröll, aus welchem er ein Stück Stoff hervorlugen sieht. Tatsächlich: Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass jemand (ausgesprochen dilletantisch) eine Tasche dort zu verstecken versucht hat. Wheapner hebt sogleich den schweren, dem Scheppern nach zu schließen mit Metall gefüllten Beutel an, während Ms Lewinson die letzten, kaum verständlichen Sätze in Danforths schwer zu entziffernder Handschrift liest. Dann hört er das leise Klicken und sieht den Federmechanismus, welcher unterhalb der Tasche versteckt war, die Lunte und das Dynamit. Er schreit eine laute Warnung und geistesgegenwärtig rennen die Investigatoren und die Deutschen in die Haupthalle zurück. Doch bevor sie den Gang verlassen können, betäubt bereits eine monströse Explosion ihre Sinne und ein ohrenbetäubendes Grollen ist das letzte, was sie am Rande ihrer Warnehmung identifizieren können, bevor eine gnädige Ohnmacht sie umfängt.
Als Mr. Thorpe erwacht, steht er in einem Vorlesungssaal, neben ihm Philip G. Johnson, seines Zeichens CEO und Präsident der Boeing Company. Die Wände sind geschmückt mit Karten, welche Sektionen verschiedener Vertreter der Gattung Homo darstellen. Draußen regnet es in Strömen. Das Auditorium platzt fast aus allen Nähten. In der vordersten Reihe hat Präsident Hoover soeben an der Seite seiner Gattin Platz genommen. Ein letztes Mal klopft Johnson ihm ermutigend auf die Schulter - er wisse am besten, wie er es der Welt erklären sollte. Doch Thorpe weiß nicht, was zu tun ist. Er stolpert an das Redepult. Neben ihm steht ein Diaprojektor, der grell und ohne Bild an die Wand hinter ihm projiziert. Er will eines der Dias aus der am Boden stehenden Kiste einlegen, doch sind sie ebenfalls alle leer. Unruhe macht sich im Publikum breit. Ein Blitz gleißt am Fenster und erhellt einen schnell näher kommenden Vogelschwarm. Rufe sind von den Zuhörern zu vernehmen. Es sind keine Vögel, dafür sind sie zu groß, doch das Publikum hat nur Augen für Thorpe. Immer mehr Stimmen schreien ihm entgegen, eine Kakophonie, welche stetig an Dringlichkeit und Aggressivität zu gewinnen scheint: 'Was geschah mit der Starkweather-Moore-Expedition?’, ‘Was geschah mit der Starkweather-Moore-Expedition?!’ - mit einem Krachen brechen die Älteren Wesen durch das Fenster. ‘WAS GESCHAH MIT DER STARKWEATHER-MOORE-EXPEDITION?!” 
Thorpe schreckt hoch. Absolute Dunkelheit umgibt ihn. Langsam orientiert er sich. Er scheint sich unter der Erde zu befinden. Sein Körper schmerzt. Langsam erwachen auch die anderen. Alle scheinen überlebt zu haben, selbst Mr. Wheapner, auch wenn sein linker Arm gebrochen und seine Polarkleidung schwer verbrannt ist. Im Lichte einer der noch funktionsfähigen Taschenlampen versucht Dr. Enfield dem Grundsatz der Triage folgend die notwendigste Erste-Hilfe zu gewährleisten, während die Investigatoren zusammen mit Meyer und Rilke versuchen, ihre Situation zu erfassen. Danforth musste die Motorenteile mit einer Falle gesichert haben. Hatte er nicht Zündkapseln bei sich getragen, als sie ihn im Lager der SME stellten? Und war nicht aus dem Bestand der ALE noch in New York Dynamit gestohlen worden? Durch die Explosion musste der Boden der Höhle kollabiert sein, woraufhin sie Gott wer weiß wohin gestürzt waren. Ihre Umgebung erweckt den Anschein einer kleinen natürlichen Höhle, welche nunmehr zu Hälfte unter einer Schuttlawine begraben ist, die zu beseitigen unmöglich scheint. 
Doch während die anderen über die notwendigen nächsten Schritte diskutieren, bemerkt Thorpe, dass ihnen gegenüber ein perfekt quaderförmiger Tunnel von 1.80*1.50m steil in die Tiefe führt. Die Älteren Wesen müssen hier gewesen sein! Und waren in den uralten Steintrümmern am Boden nicht einige ihrer Trittsiegel zu erahnen? Niemand ist nach der Erfahrung in der Vergangenheit sonderlich begeistert davon, weiter hinabzusteigen, doch schnell kommt man darin überein, dass es der einzig sinnvolle Weg sei, um ihre Chance zu maximieren, jemals wieder das Tageslicht zu sehen. 
Höhle um Höhle folgt man den oftmals nur zu erahnenden Spuren der Alten. Gelegentliche Manipulationen des Gesteins, die auf ähnlichem Wege wie die quaderförmige Tunnelstruktur geschaffen worden sein mussten, weisen darauf hin, dass man nach wie vor auf dem richtigen Weg ist. Doch dieser führt immer weiter nach unten. Zunehmend wird es wärmer. Schließlich endet der Pfad der Älteren Wesen auf einer Steinklippe. Schon zuvor waren Geräusche zu vernehmen gewesen, ein schrilles Krächzen, welches von den immer häufiger mit grauen Flechten bewachsenen Höhlenwänden reflektiert worden war. Hier zeigt sich sein Ursprung: Die Investigatoren blicken hinab in eine Kaverne, in der mindestens 100 teils mannshohe Pinguine kreischend durcheinander rennen. 
Die Enttäuschung ist groß. Haben die Bewohner der Stadt nur einige Pinguine nach oben bringen wollen und nach Erreichen dieses Ziels hier Kehrt gemacht? Gleichwohl hatten sie an der Oberfläche bereits den Verschlag voller Pinguine und Robben. Niemand weiß so recht, was er aus den vorliegenden Informationen deduzieren sollte. Wieder zurückzukehren, um einen anderen Weg einzuschlagen, scheint im Angesicht der Unzahl an Gängen dieses labyrinthischen Tunnelsystems keine gute Idee zu sein. Auf der anderen Seite ist ein mit einem mehrere Meter großen Stein fast vollständig verschlossener Durchgang zu erkennen, welcher weiter voran führt und an dem ein Mensch sich mühsam vorbeiquetschen könnte. Resigniert seilt die Gruppe sich unter Rücksicht auf ihre Verletzungen langsam nach unten ab und meidet dabei die mit ihren Flügel flatternden Pinguine, die wohl ihren Nachwuchs zu schützen scheinen. 
Ohne die Spuren der Alten auf sich alleine gestellt ziehen die Investigatoren durch die an das Domizil der Pinguine angrenzenden Höhlen. Was sie dort sehen, ist nicht angehalten, ihre Laune zu verbessern: Ein Haufen von Fischen, augenscheinlich Futter für die Pinguine, liegt dort bereit und einige Kammern weiter findet sich eine ebenfalls gefütterte Rotte von Seehunden. Wer versorgt diese Tiere, wenn nicht die Älteren Wesen? Der Verdacht, der sie beschleicht, ist zu verstörend, um ihn auszusprechen und wird von den abstrakt-expressionistischen Mustern und Strukturen, die in anderen Räumen teils bis zu 10 Zentimeter in den Stein geritzt sind, nur verstärkt. Dass das Gestein gleichsam unangenehm an jenes in der Nähe des Sonnenlosen Ozeans erinnert, wie Thorpe leise bemerkt, lässt die Nervosität nahezu spürbar werden. Einzig Rilke scheint all diese Neuigkeiten mit einer freudigen Erwartung zu quittieren, da sie sich endlich “der Quelle nähern” würden, doch die anderen wollen nur noch weg und drängen in einen von Spinnweben überwucherten, schmalen Spalt, denn wo Spinnweben sind, kann in jüngerer Vergangenheit kein Shoggothe entlanggekommen sein. 
Durch ihre dicke Kleidung geschützt, kriecht die Gruppe unter dem dichten Gespinst hindurch, welches von grauen Netzweber wimmelt, deren Beinzahl auf ungesund scheinende Weise (zwischen 7 und 22) schwankt. Der einzige mit weniger Glück ist Wheapner, dessen von Brandlöchern übersäter Parka von den Insekten schnell überwunden wird, die sich in sein Fleisch graben, woraufhin eine lähmende Kälte sich von seinem Brustkorb aus in seinem ganzen Körper auszubreiten beginnt. Die letzten Meter ziehen die anderen ihn aus dem nicht zu enden scheinenden Spalt, bevor Dr. Enfield ihm eine Adrenalinspritze ins Herz rammen kann und die anderen das Spinnengetier so gut es geht von seinem Körper vertreiben. 
Eine über und über von gräulich fluoreszierendem Schimmelpilz überwucherte Höhle (ein Anblick, der Rilke erneut frohlocken lässt) querend, treten die Investigatoren schließlich hinaus. Ein wohlbekanntes Panorama breitet sich unter ihnen aus: Der Sonnenlose Ozean. 
Doch es ist nicht mehr derselbe Abgrund, den sie in traumgleichen Visionen aus dem Pleistozän erlebten. Hier leuchten keine koloniengleichen Ansammlungen von Feenlampen aus der Tiefe klaren, stillen Wassers, und es gibt auch keine Laternen, die wie Sternlein hoch von der Höhlenwand funkeln. Das Gewässer, das sich vor ihnen erstreckt, ist eine dicke, schwere Brühe voll fremdartigen Lebens, die Luft wird erfüllt von Fäulnis und Schimmel und dem Geruch urzeitlichen Gesteins. Ringsum hört man das ferne Krächzen und Kreischen der großen Pinguine, das keuchende Kläffen der blinden Robben. Planschend durchpflügen unbekannte Leiber die schwach erhellte Wasserfläche. Zu weilen erschallen von den Höhlenwänden andere, fremdere Klänge, wie zusammenhangloses Geklimper auf den unvollständigen Registern einer verstimmten Kirchenorgel, wie riesige und schier durch gerostete Metall pfeifen, wie eine Dampflokomotive unter höchster Maschinenleistung: die Stimmen der Schoggothen. Nach links hin schwingt die Felswand sich zu einem Vorgebirge herab, das in den Sonnenlosen Ozean ragt; nach rechts hin öffnet das Gelände sich zu einer flachen, weiten, ungeschützten Platte. Der steinerne Sims, auf dem sie sich befinden, bildet in beide Richtungen einen natürlichen Pfad, nicht breiter als 1-2 Meter, dem man folgen kann. Die Felswand darunter, bis zu einer Höhe von mindestens acht Metern, ist gleichsam in ganz ähnlicher Weise nahezu vollständig mit abstrakten Ritzungen verziert wie die Höhlen durch die sie zuvor gekommen waren.
Der Anblick setzt allen zu. Wheapner beginnt seine Kameraden anzuschreien und gestikuliert wild. Es wäre ein Leichtes für ihn, einen der anderen von der Kante zu stoßen, woraufhin Rilke mit zitternder Hand seine Parabellum zieht, die ihm sogleich von Ms. Lewinson aus der Hand geschlagen wird. Ein Schuss löst sich aus der Waffe, der von den Wänden wiederhallend mit einem dissonanten Pfeifen vom Boden quittiert wird. Bevor die Gruppe die sich der Felswand mit erschreckender Geschwindigkeit entgegenschiebende Gestalt sehen kann, rennen bereits fast alle den Pfad entlang nach links, in Richtung der Lichtquelle, in Richtung des Leuchtturms und damit in Richtung der Rampe, doch bis dahin sind mindestens mehrere Kilometer zurückzulegen und der sicherlich 30m lange Shoggothe holt schnell auf. Fast alle? Wheapner  ergreift Rilke und drückt ihn zu Boden, um auf ihn einzuprügeln, doch dieser windet sich aus seinem Griff und rennt den anderen nach, Wheapner dicht auf den Fersen. Schließlich versucht sich der Shoggothe die Wand hinaufzuschieben und aus einer Kurzschlussreaktion heraus zündet Blavatski eine Magnesium-Fackel und wirft sie der Bestie entgegen, welche sie mit einem sich plötzlich formenden Maul fängt und mit mehreren Stielaugen betrachtet. Völlig fasziniert stellt sie die Verfolgung ein und Dr. Enfield voran quetscht sich die Gruppe durch einen nicht einmal 50cm breiten Felsspalt hindurch. Mehrere Meter müssen so zurückgelegt werden, wobei sich alle blutige Verletzungen zuziehen, als der Stein durch ihre Haut reißt. Doch schließlich sacken sie in einer weniger als 5 Meter großen und maximal 2 Meter hohen Kammer schwer atmend zusammen.
Edited by aeq
  • Like 1
Link to comment
Share on other sites

  • 3 months later...

22. Spielabend

 

Tief unten in den labyrinthischen Kavernen, welche die Eingeweide der Stadt durchziehen, lässt Ms. Lewinson einen Flachmann kreisen. Abgekämpft schweigt man sich an. Die Stille wird vom gelegentlichen Murmeln Thorpes unterbrochen, der den Beutel mit den Flugzeugteilen gleich einem Talisman umklammert hält. Nur wenige Meter entfernt, auf der anderen Seite des engen Risses im Fels, dräut der sonnenlose Ozean und die Heerschaar der Shoggothen, die dieses Reich beherrschen.

Dr. Meyer bemüht sich schließlich um Konversation und wirft die berechtigte, jedoch gegenwärtig ein wenig deplatziert wirkende Frage in den Raum, was man wohl nach der Rückkehr in die zivilisierte Welt aus diesen Erkenntnissen machen würde. Niemandem ist nach großen Gesprächen zumute und seine Initiative verebbt, während im spärlichen Licht der Taschenlampe Dr. Enfield Rilkes Wunden zu versorgen versucht. Die meisten gehen auf das Konto von Mr. Wheapner, der den engen Raum, auf dem die Investigatoren mit den beiden Deutschen zusammengepfercht sind, genauer in Augenschein nimmt. Tatsächlich ist die Felsspalte, durch die sie sich vor den Shoggothen hinein in diese kleine natürliche Kammer geflüchtet haben, nicht der einzige Weg hinaus – sowohl an der Decke als auch an zwei Seiten des ovalen Raums finden sich weitere Öffnungen im Fels, durch die man weiter vorankommen könnte. Wheapner diese Vermutung, indem er jeweils eine Patronenkugel in die beiden Risse am Boden wirft. Sie hallen beide aus der Distanz wider, sodass man eine Rückkehr zum sonnenlosen Ozean möglicherweise vermeiden kann.

Während er den anderen diese freudige Botschaft mitteilt, hört er ebenso wie Dr. Enfield aus einer der beiden Spalten am Boden und jener an der Decke ein schnell lauter werdendes Rascheln und Trippeln, gefolgt von mehreren peitschenartigen Geräuschen. Sofort weist Wheapner die anderen an, sich schnellstmöglich durch die verbleibende Spalte zu fliehen und zieht sein Gewehr, Ms. Lewinson tut es ihm gleich. Beide sichern den Rückzug und sehen, wie mehrere längliche, widerwärtig anzuschauende und mehr als armlange Gliederfüßer mit kurzen, unterbrochenen Bewegungen aus den Löchern kriechen.  Durch die engen Gänge voranrennend betet man, dass der Weg nicht plötzlich in einer Sackgasse endet. Als er sich endlich verbreitert, versucht Rilke mit Blavatskis Gewehr zu schießen, doch trifft mit einem Querschläger nur Wheapner an der Schulter. Ganz hinten schießt Ms. Lewinson in Richtung der Kreaturen und leuchtet sie an: Wo man den Kopf  erwarten  würde, sitzen zwei lange dünne  Fühler - unaufhörlich schleudern sie sie mit einem peitschenden Geräusch voran und wo ihr Maul sein sollte, steht ein zuckendes Bündel kleinerer fühlerartiger Werkzeuge, zwischen denen sich in der Mitte eine kleine Öffnung befindet, aus der ein im Halbdunkel nur zu erahnender Stachel hervorragt. Die Schüsse treffen nicht, doch scheinen sie die Kreaturen zu desorientieren und stoppen ihre Fortbewegung. Als eine von ihnen nach einem weiteren Querschläger von der Decke fällt, kann Wheapner gerade noch ausweichen. Langsam vergrößert sich die Distanz und als die Gruppe nach knapp 5 Minuten des Rennens in einen breiten Tunnel voller Shoggothischer Ritzungen heraustritt, scheinen die Wesenheiten ihnen nicht weiter gefolgt zu sein.

Nicht, dass man hier viel mehr Grund hätte sich sicher zu fühlen. Für Dr. Enfield ist klar, dass man in jene Richtung gehen sollte, die vom Ozean wegführt. Niemand widerspricht. Still folgt man dem Gang, bis Rilke plötzlich aufgeregt und in gebrochenem Englisch auf einen kleinen Seitengang zeigt, der wohl einst von den Älteren Wesen geschaffen sein musste, zu eng, um von größeren Shoggothen genutzt zu werden und frei von ihrer Symbolik. Er sei diesen Weg in der Vision aus der Vergangenheit heruntergerannt, wenn man in die entgegengesetzte Richtung gehen würde, müsste man also wieder den alten Weg nach oben finden!

In Ermangelung von Alternativen folgt man dem zunehmend fiebrig wirkenden Deutschen in den Seitengang, der nach wenigen Dutzend Metern in einer sichelförmigen Kammer endet, an deren Ende ein leicht erhöht liegender Durchgang von einem durch die Macht der Jahrmillionen langsam schwindenden Stein verdeckt wird, der wohl einst kunstvoll bearbeitet war. Auf der anderen Seite sei „die Quelle“, so sagt er mit weit aufgerissenen roten Augen. Endlich hat er sein Ziel erreicht.

Gemeinsam mit Lewinson und Wheapner geht er voran. Als die drei das orgelartige Pfeifen vernehmen, dessen kakophone Vielstimmigkeit sie bereits am Sonnenlosen Ozean fürchten lernten, halten sie inne, bevor sie schließlich doch hinaustreten. Ihr Blick fällt von einem Vorsprung auf eine ca. 50m durchmessende, kugelförmige Höhle. Auf der gegenüberliegenden Seite wäre auf ungefähr gleicher Höhe der Weg hinaus zu sehen, den Rilke im Sinn hat. Doch hierfür hat keiner der drei gerade Augen: Unterhalb des Vorsprungs sitzt der wohl größte Shoggothe, den die Investigatoren bisher hier unten gesehen haben. Der Blick seiner zahllosen Sehorgane scheint bisher noch nicht auf die drei Menschen gefallen zu sein, die in sein Reich einzudringen wagten. Die mehr als labile Ms. Lewinson ist kurz davor dies zu ändern, als sie den vollkommen überraschten Rilke ergreift, um ihn dem Biest zu Fraß vorzuwerfen. Glücklicherweise kann Wheapner dies verhindern, indem er Lewinsons Nase bricht. Bevor sie blutend darauf reagieren kann, hören die drei die angsterfüllten Schreie mehrerer Pinguine, die von einem kleineren Shoggothen in die Höhle hineingetrieben werden. Die große Bestie stürzt sich krachend auf die Tiere, zerreißt und verzehrt sie. Ihren kleineren Artgenossen greift sie hingegen nicht an und lässt ihn stattdessen in die kugelförmige Höhle, in deren Mitte sich, nunmehr vom großen Shoggothen verlassen, ein wenig hinab erkennen lässt.

 

Der frühere Gang ist heute  weit  aufgerissen,  zu  einem  Loch  von mindestens drei Metern Durchmesser. Fahles graues Licht leuchtet heraus, von unten und der Seite kommend. Und darin haust unsägliches Grauen. Ihre Zahl ist unnennbar, und keiner von ihnen gleicht dem anderen. Weich erscheinende Leiber, die einander unablässig verschlingen, verzehren, zerfleischen; manche klein wie Hunde, andere größer als der größte Stier. Hier ein dicker Tausendfüßler ohne Kopf; dort ein muskulöser Wurm; dort drüben ein  großer,  klebriger  Schleimbeutel  mit  gifttriefenden Stacheln.  In  ihrem  Ringen  strömen  sie  alle  her bei  und streben, in die Kammer des Schoggothen zu gelangen.

Der kleinere Shoggothe stürzt sich mit einem schrillen Schrei mitten unter das Gezücht in seinem nimmer enden den Kampf auf  Leben  und  Tod.  Wie  rasend  fallen  der  Shoggothe und die Protolebensformen übereinander her, zerren aneinander, winden eigene Körperteile um Gliedmaßen des jeweils anderen.

Mehrere Minuten starren die drei wie hypnotisiert dieses wüste, urzeitliche, enthemmte Gemetzel an, bevor sich der massige und von frischen Wunden übersäte Shoggothenkörper zurückzieht und mit einem Pfeifen dem größeren Bewohner der Höhle ein Signal sendet, der ihn daraufhin durch dein Eingang hinaus lässt und ihm kurz darauf folgt. Die Kugel ist mit Ausnahme des widernatürlichen Lebens, welches sich aus dem grauen Gang hervorwindet, leer.

Wheapner und die immer noch blutende Ms. Lewinson ergreifen die Gelegenheit und signalisieren den anderen, ihnen schnellstmöglich zu folgen. Niemand von ihnen hat den riesigen Shoggothen und das gnadenlose Schlachten mitansehen müssen, aber die Geräuschkulisse war bereits ausreichend, um ihnen einen Eindruck davon zu vermitteln, dass sie diesen Ort schnellstmöglich durchqueren sollten. Selbst Rilkes Enthusiasmus durch den Gang hinab „zur Quelle“ vorzustoßen, ist mittlerweile deutlich gedämpft. Mit maximaler Geschwindigkeit seilt man sich den Verletzungen zum Trotze auf den Höhlenboden ab, meidet dabei jeden Kontakt mit dem formlosen Gezücht, welches sich langsam wieder aus der Grube heraufzuschieben beginnt und klettert auf der anderen Seite nach oben. Dr. Meyer, Blavatski und Ms. Wheapner kommen als letzte am Seil nicht schnell genug voran und hören bereits, wie sich die massive Gestalt des riesigen Shoggothen wieder in die Höhle zurückwalzt. Gerade, als sie den Vorsprung erklettern, bemerkt er schließlich die Eindringlinge und versucht sie  unter wütendem Pfeifen und Schnaufen zu packen, doch sie rennen aus der Höhle hinaus und die Gliedmaßen der Kreatur greifen ins Leere.

Die Gruppe bewegt sich so schnell sie kann über eine lange Brücke, die einen Ausläufer des Sonnenlosen Ozeans überspannt, voran. Rilke gibt den Weg vor – nur weg von dem immer noch ohrenbetäubenden TE-KE-LI-LI-Rufen des Shoggothen, die von unzähligen seiner Brüder erwidert werden. Wie durch ein Wunder gelingt es ihnen, jeden weiteren Kontakt mit jenen Herrschern des Abgrunds unter der Stadt zu vermeiden, während sie durch die mit Ritzungen verunstalteten Tunnel fliehen. Und schließlich, nach einer schier endlos anmutenden Zeitspanne, sehen sie vor sich eine breite Rampe, die hinauf führt – sie kennen sie aus der Vergangenheit.

Irgendwann erreicht man schweißdurchnässt und vollkommen erschöpft die Oberfläche. Die Kälte und das helle Licht sind ungewohnt – insbesondere für Wheapner, dessen Parka die Explosion von Danforths Bombe kaum überlebt hat. Zum Glück ist Lexingtons Lager nicht weit und so schleppt man sich abgekämpft einen guten Kilometer durch die im Vergleich zum Reich der Shoggothen geradezu heimelig anmutenden Ruinen der Stadt hindurch.

Priestley und Lexington lassen ihre Gewehre schnell sinken, als sie sehen, wer sich dort ihrem Lager nähert. Schnellstmöglich versucht man sich um die Verletzten zu kümmern und bereitet eine warme Mahlzeit zu. Anscheinend war die Gruppe gute 26 Stunden verschwunden und Starkweather hatte bereits begonnen, nach ihnen suchen zu lassen. Blavatski erklärt Lexington das Geschehene, während die Deutschen Baumann ins Bild setzen. Dieser ist ebenso wie die Amerikanerin mehr als begeistert über den Fund der Motorenteile, die Thorpe jedoch nach wie vor wie seinen Augapfel hütet und nicht aus der Hand gibt. Man vereinbart, die Belle am nächsten Morgen wieder startklar zu machen, nachdem alle die Gelegenheit hatten, sich ein wenig zu erholen. Baumann drängt darauf, die Zeit vor dem Einbruch des Nebels noch für den Einbau zu nutzen, doch wird von seinen Landsmännern beschwichtigt. Nichts desto trotz versucht er kurz darauf die Teile aus Thorpes nachtschlafener Umarmung zu befreien, was diesem jedoch nicht entgeht. Mit Blick auf die neben Thorpes Kopf liegende Handfeuerwaffe zieht sich Baumann, Entschuldigungen in Richtung des manisch wirkenden Boeing-Ingenieurs murmelnd, aus seinem Zelt zurück.

Am nächsten Morgen kann sich Thorpe nicht an die Geschehnisse der Nacht erinnern und beginnt gut gelaunt Wheapner die Funktionsweise der Motoren zu erklären – ein Gespräch an dem sich der Deutsche mit Händen und Füßen zu beteiligen versucht. Währenddessen diskutiert Lexington mit den anderen die nächsten Schritte: Jetzt, wo die Belle wieder funktionsfähig sei, müsse man das Lager schnellstmöglich abbauen und sich auf den Weg zum großen Platz machen, um dort gemeinsam mit der SME Gepäck und Reisende optimal aufzuteilen und dann schnellstmöglich in Richtung Lager zurückzufliegen. Die Wetterbedingungen würden gegenwärtig besser werden, sodass gute Chancen bestünden, den Pass zu überfliegen. Und sollte dies nicht funktionieren, müsse man eben den Weg zu den Deutschen einschlagen. Die Investigatoren sollten Starkweather die Botschaft überbringen, sodass sie morgen früh via Spiegelkommunikation die Details klären könnten.

Nachdem der im Umgang mit der Technik wieder zu Sinnen gekommene Thorpe sein Werk vollbracht hat ist die Belle wieder flugbereit und die Gruppe macht sich auf den Weg in Richtung SME-Lager. Das Wetter ist optimal und so kommt man gut voran, selbst der Abstieg durch das Flussbett erfüllt die sonst für diesen Ort so anfälligen Geister von Blavatski und Thorpe mit einer gewissen Euphorie, einem kurzen Hauch von Freiheit, der jedoch nach wenigen Augenblicken namenloser Enttäuschung weicht. Blavatski ist von diesen Emotionen, die nicht die seinen sind, ausgesprochen beunruhigt, doch ehe Schlimmeres passieren kann, hat Ms. Enfield die anderen zur Eile angetrieben und nach insgesamt weniger als 3 Stunden Wegstrecke erkennt man die wohlbekannten Ausläufer des großen Platzes in der Distanz.

Dr. Greene, Moore und Dewitt freuen sich ausgesprochen, als sie sehen, dass die Investigatoren noch am Leben sind, umso mehr, als Thorpe ihnen die gute Nachricht über den Fund der Motorenteile mitteilt. Auch Starkweather und Miles, die kurz darauf von einer erfolglosen Suchaktion zurückkehren, sind enorm erleichtert, die fünf wiederzusehen. Doch man merkt schnell, dass die Stimmung im Lager gedrückt ist – Starkweather lässt die Suche nach Bryce keine Ruhe, während Dewitt, Miles und (der zur Sicherheit sedierte Myers) zunehmend labiler werden, eine Situation, mit der Greene und Moore nur schwer umgehen können, insbesondere, da der immer wieder von Anfällen und Schüben des Wahnsinns geschüttelte Danforth ihnen immer stärker zu schaffen macht.

Selbst Starkweather kann unter diesen Umständen nicht leugnen, dass eine schnelle Rückkehr ins Basislager die einzig sinnvolle Entscheidung darstellt und stimmt Lexingtons Plan deshalb vollumfänglich zu – bis zum Einbruch des Nebels müsse man eine zweite Landebahn für die Belle freiräumen und bereits mit dem geordneten Abbau des Lagers beginnen. Morgen könnte die ALE im Laufe des Tages landen, sodass man sich dann, sobald das Wetter es erlaubt, auf den Weg über die Berge machen kann.

Doch zuvor will er noch einmal losziehen, um nach Bryce zu suchen. Myers hatte vor einigen Tagen, als er noch in besserer Verfassung war, eine Art Plateau voller Kristallmonolithen erwähnt, welches nur ca. 2 Wegstunden entfernt liegen sollte und das bisher noch nicht systematisch abgesucht worden ist. Im Angesicht des Geisteszustands der Anwesenden sei es ohnehin nicht sonderlich leicht, die Suchaktion effektiv zu gestalten, wie er den Investigatoren verschwörerisch zuraunt. Dr. Enfield und Blavatski erklären sich daraufhin bereit, die Stunden bis zum Nebeleinbruch für eine letzte Suche zu nutzen und machen sich auf den Weg, während die anderen das Lager für den Aufbruch vorbereiten.

Es ist ein ruhiger, geradezu besinnlicher Weg durch die Ruinen der Stadt zu dem niedrigen Tafelberg, den Myers gefunden hatten. Starkweather fragt seine beiden Begleiter über die Geschehnisse im Abgrund aus und fragt, wie denn die Pläne der Investigatoren nach der Rückkehr in die Zivilisation aussähen. Wie das Wissen um die wahre Geschichte der Erde die Menschheit verändern würde. Ob es überhaupt wünschenswert wäre, dass dieses Wissen an die Öffentlichkeit gelangt. Doch wie sollte man es zurückhalten können? Man müsste den Zugriff auf den Südpol vollständig abriegeln oder zumindest in einer einflussreichen Hand monopolisieren, um das zu ermöglichen.

Bevor man diesen Gedanken weiterspinnen kann, erreichen die drei über eine serpentinenartige Rampe den Kristallgarten, wie Myers ihn genannt hatte. Die  unzähligen, mehrere Meter hohen Dornen  fangen  das  Licht  der niedrigen  Sonne  auf  und  brechen  es  in  unaufhörlich wechselnde und tanzende Lichtspiele in allen Farben des Regenbogens. Selbst Starkweather ist kurz von der Schönheit dieses Anblicks der Sprache beraubt, bevor er sich mit Dr. Enfield daran macht, die Umgebung systematisch nach Spuren von Bryce zu durchkämmen. Die regelmäßige Anordnung der Monolithen halten Blavatski zurück. Von einer erhöhten Position, die es inzwischen nicht mehr gibt, scheinen sie ein Muster zu ergeben, Schriftzeichen gar? Die Kälte ignorierend, greift er zu Stift und Papier und während die anderen erfolglos suchen, formt sich die Struktur der Kristalle in seinem Kopf zu einem Sinn, der die klassischen Grenzen der Sprache transzendiert, bis es ihm gelingt, ihn in Worte zu bannen:

 

Nicht alle Perfektion ist erfreulich,

Nicht alle Schönheit ist ewig.

Wachstum erfordert Zerstörung,

Leben erfordert den Tod:

Wir sterben;

macht dies uns nicht schöner?

 

Als er die Worte deklamiert, ist Starkweather zuerst irritiert und scheint dann geradezu ergriffen, bevor er vom Plateau herab in die Stadt blickt. Es gäbe keinen Ort, an dem er momentan lieber wäre.

Der Rückweg gestaltet sich ereignislos. Man spricht über die Vergangenheit, den Beginn der Reise, die Rekrutierung in New York, die SS Gabrielle – all jene Erfahrungen, die sich kaum so anfühlen, als wären sie von diesen Personen in diesem Leben vor nur wenigen Monaten gemacht worden.

Als der große Platz in Sicht kommt, gibt Dr. Enfield Starkweather seinen Revolver zurück, den er ihr vor dem Aufbruch zur Sicherheit geliehen hatte.

Im Lager erkennt Mr. Wheapner am Himmel zwei kleine Punkte, die sich schnell nähern.

Dann geht alles sehr schnell.

Dr. Enfield spürt sie, bevor sie sie sieht. Zwei Ältere Wesen schießen aus dem Himmel herab und versuchen nach Blavatski zu greifen, welchem es gelingt, auszuweichen. Starkweather schießt und trifft, Enfield rennt in das nächstgelegene Gebäude. Eines umschlingt Starkweather, Blavatski reißt ihn aus der Umklammerung, doch schleudert ihn dabei direkt in die Fänge des anderen, welches sich kraftvoll vom Boden abstößt und losfliegt. Das verbleibende Ältere Wesen, welches von Starkweathers Schuss verwundet wurde, scheint Blavatski kurz ebenfalls greifen zu wollen, doch hält dann inne, als würde es ihn erkennen und fliegt dann ohne weitere Beute davon.

Vom Lager aus ist die nur wenige hundert Meter entfernte Szenerie klar erkennbar, doch die Schüsse von Wheapner und Dewitt gehen aus der Distanz ins Leere. Alle sind im Aufruhr. Ohne weitere Absprache beginnt Miles die Motoren des Flugzeugs zu starten. Die gerade ins Lager rennende Enfield hält dies für keine gute Idee, doch schnell sind alle einer Meinung: Der Hauptmann muss gerettet werden. Greene, Dewitt und die Investigatoren fliegen.

Der Kurs führt jedoch offenkundig nicht ins Nest der Älteren Wesen – er führt hinaus, über die eisige Einöde, dem Flussbett folgend zu jenen anderen Bergen des Wahnsinns, von denen Blavatski weiß, dass ETWAS dort bereits auf ihn wartet.

Edited by aeq
  • Like 3
Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...