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Ein strahlendes Wochenende


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Ein strahlendes Wochenende 

 

Orginalspielbericht

https://inyo.home.blog/2019/07/25/ein-strahlendes-wochenende-cthulhu/

 

Ein strahlendes Wochenende von Frank Mechenbier. Das Szenario spielt im Jahr 2001 und die Gruppe wurde von der EU losgeschickt, um in der Gegend um Chernobyl Proben zu entnehmen und den Vorfall genauer zu untersuchen.

 

Die Charaktere

 

Nathalie: Die junge Biologin stammt aus Prypjat und erlebte den Vorfall somit selbst mit.

Dimitri: Ein Arzt mittleren Alters. Fähig in seinem Handwerk, doch er verbirgt ein düsteres Geheimnis.

Boris: Der Anführer der Gruppe und Kernphysiker. Er leidet seit vielen Jahren an den Folgen einer radioaktiven Verstrahlung.

Viktor: Ein ehemaliges Mitglied des Militärs. Er ist für die Sicherheit der Gruppe verantwortlich.

 

Die Geschichte

 

Viele Jahre nach dem Reaktorunfall in Chernobyl hat die EU eine Forschergruppe entsendet, um Licht ins Dunkel zu bringen: Wie hoch sind die Strahlenwerte aktuell und gibt es weitere Informationen über den Ablauf des Vorfalls. Denn bis zu diesem Zeitpunkt sind viele Faktoren noch unbekannt. Sie treffen sich daher in einem heruntergekommenen Dorf am Rande der Sperrzone. Sie kehren in einem kleinen Gasthof ein, dem einzigen, der noch steht, und beraten sich kurz mit ihrem Kontaktmann. Es gibt Ziegenmilch und einen Eintopf mit Ziegenkäse. Die Wirtin ist freundlich, wenn auch etwas verschroben und ihre kleine Nichte, ein 9jähriges Mädchen mit einem Feuermal über einer Gesichtshälfte, quetscht neugierig die Gäste aus.

 

Der Schlaf ist nicht für alle erholsam, die Männer leiden unter Alpträumen von überfüllten Bussen, in die sich mehr und mehr Menschen quetschen, eine Übersteigerung der Evakuierung damals. Am nächsten Morgen zeigt die Nichte ihnen ihr Lieblingsspielzeug, eine Holzziege und führt sie zum Stall, wo die Wirtin eine zweiköpfige Ziege hält. Diese gibt angeblich mehr Milch als die anderen Ziegen. Nach diesem kurzen Ausflug geht es mit zwei vollbeladenen Transportern los. Die Gruppe hat beschlossen, nach den starken Regenfällen der letzten Nacht die großen Straßen zu nehmen und nicht querfeldein zu fahren. Bald schon türmt sich vor ihnen der gewaltige Absperrzaun auf, welcher die Sperrzone umgibt. Ein gelangweilter Wächter fragt sie am Tor nach ihren Papieren und öffnet dann die Schranke.

 

Nathalie möchte an möglichst verschiedenen Punkten Proben sammeln, daher hat man sich auf eine Route geeinigt, welche durch Prypjat, anschließend über die Brücke und am Fluss herunter nach Chernobyl führt. In Prypjat bittet Nathalie, noch einmal an ihrer alten Schule vorbeifahren zu dürfen, in der Viktor eine Bewegung wahrnimmt. Es scheint, sie sind nicht alleine. Nach etwas Überzeugungsarbeit lässt Boris die beiden hineingehen, auch, um weitere Proben zu nehmen. Nathalie führt ihren Kumpanen tief in das verfallene Gebäude. Alle Fenster sind zerschlagen, Staub liegt auf dem Boden, hier und dort hört man das Quietschen von Türen. Im alten Schwimmbad nimmt sie einige Proben, während Boris sich umsieht. Er folgt einer Bewegung und steht plötzlich einem Wolf gegenüber. Von der Wirtin waren sie bereits vor einem besonders aggressiven Wolf gewarnt worden, der in den letzten Monaten einige Leute in der Gegend angefallen hat. Es scheint dieses Untier zu sein: Größer als ein gewöhnlicher Wolf, längere Beine, fast handartige Pfoten. Viktor versucht, die Bestie zu erschießen, doch die Waffe verklemmt sich und das Tier setzt zum Sprung an…

 

Draußen hören die beiden anderen den Schuss und eilen in die Schule. Nathalie konnte den Wolf derweil mit ein paar Steinwürfen ablenken, dafür wurde sie zum neuen Ziel. Boris und Dimitri finden ein Schlachtfeld vor: Viktor hat eine Bisswunde am Bein, kann kaum stehen, hinkt aber mit gezogenem Messer auf den Wolf zu, der sich in Nathalies Schulter festgebissen hat und sie umherschleudert. Die Frau krallt sich in das lange, borstige Fell und versucht, dem Wolf in die Kehle zu beißen, um Dominanz auszuüben. Dimitri zückt seine Leuchtschusspistole und versucht, das Tier abzuschießen, verfehlt es jedoch – und glücklicherweise auch die anderen. Boris will ebenfalls den Kampf mit dem Messer antreten und stürzt sich auf die mutierte Kreatur. Gemeinsam mit Viktor kann er den Wolf niederringen und erstechen. Der Arzt versorgt die beiden Verletzten und Viktor geht hinüber zu einer Art Nest, das er kurz vor dem Angriff entdeckt hatte. Darin findet er zwei mutierte Wolfswelpen, die ohne ihre Mutter kaum Überlebenschancen haben. Nathalie gibt vor, nicht sehen zu wollen, wie die Tiere kaltgemacht werden und rennt nach oben. In Wahrheit hat sie sich lediglich an eine Kette erinnert, welche ihre Freundin Anna kurz vor dem Reaktorunfall bekommen hatte und die sie selbst immer sehr schön fand. Tatsächlich findet sie oben einen Spind, der merkwürdigerweise von selbst auf und zu schwingt. Dimitri ist ihr gefolgt und kann sich ebenfalls keinen reim darauf machen, findet aber tatsächlich darin die gesuchte Kette.

 

Nach dem kleinen Zwischenfall ist Boris etwas verstimmt, dass Nathalie – die noch immer Fellbüschel vom Wolf ausspuckt – ihre Zeit mit solchen persönlichen Belangen verplempert hat. Sie packen die toten Welpen zu Untersuchungszwecken ein und verlassen Prypjat. Sie fahren weiter nach Osten über die Brücke und kommen auch ein hochverstrahltes Feld zu. Hier gab es einst einen Wald, dessen Bäume so viel der Strahlung aufgenommen hatten, dass sie rot zu glühen begannen. Der Wald wurde schließlich abgebrannt und nun findet sich hier eine kahle, unheimliche Einöde. Die Transporter fahren jedoch nicht hindurch, sondern biegen nach Süden ab, folgen dem Fluss. Dieser ist von einem merkwürdigen Algenteppich bedeckt und wenn man ganz genau hinsieht, scheint er auch noch grünlich zu leuchten. An einer geeigneten Stelle steigt die Gruppe aus und Nathalie will eine der Algen mit der Pinzette aufnehmen, als die Alge plötzlich aufkreischt.

 

Erschrocken lässt die junge Frau die Pinzette fallen und ist völlig verwirrt, die Männer haben jedoch nichts gehört und sticheln nur, ob sie die Alge vielleicht noch beißen wolle.

Nachdem auch diese Proben genommen sind, ziehen sich alle ihre Schutzanzüge an und fahren nach Chernobyl. Der Ort ist trostlos und der Sarkophag ragt aus den alten, grauen Betongebäuden hervor. Sie parken ihre Transporter und beginnen, die alten Verwaltungsgebäude zu durchsuchen. Tatsächlich finden sie ein paar Notizen über die Vorfälle, doch heute können sie sich nicht mehr tiefer vorwagen. Ihre Anzüge zeigen bereits fast bedenkliche Strahlenbelastungen und so fahren sie für diesen Tag wieder zurück ins Dorf.

 

In dieser Nacht hat Boris erneut fürchterliche Alpträume. Er steht in Prypjat, wo alle bereits auf den Bus warten. Nur der Schlachter steht auf der Straße und schlägt einer Ziege den Kopf ab. Blut quillt aus ihrem Körper, dann wirft er sie zu Boden und nimmt sich die nächste Ziege. Kopf ab. Blut. Wegwerfen. Kopf ab. Blut. Wegwerfen. Es wiederholt sich so lange, bis der Schlachter völlig in toten Ziegen und Blut versinkt.

Am Morgen trifft die Gruppe die Wirtin ganz aufgeregt vor: Ihre Nichte ist verschwunden, wohl mit dem Fahrrad weggefahren. Sie habe das schon einmal gemacht und die Polizei kann erst nach 24 Stunden eingreifen. Die Gruppe verspricht, Ausschau nach ihr zu halten, wenn sie wieder in die Sperrzone fahren. Vielleicht wollte das Mädchen ja nach Prypjat… Doch der Pförtner hat sie nicht gesehen und es gibt auch sonst nirgendwo Spuren ihres Fahrrads. Also fährt man wieder nach Chernobyl und setzt die geplante Suche nach Informationen zum Unfall fort. Tatsächlich findet Viktor auf einer der unteren Ebenen Hinweise auf einen Tunnel, der unter den Reaktor führen sollte und darauf, dass vermutlich noch andere Arten von Strahlung die Rettungsarbeiten damals erschwert haben. Morgen, so beschließt das Team, will man sich diesen Tunnel einmal genauer ansehen. Boris bezweifelt, dass er wie geplant mit Beton aufgefüllt wurde.

 

Das Mädchen ist auch, als sie zurückkehren, noch nicht wieder da, aber wenigstens kann man die Wirtin beruhigen, dass sie sich nicht in das verstrahlte Gebiet begeben hat. Trotzdem fragen sie am nächsten Morgen, als sie erneut nach Chernobyl fahren, einen Jäger, ob er das Kind gesehen hat. Leider auch hier erfolglos. Dann jedoch stoßen sie auf etwas Merkwürdiges: Der Pförtner ist nicht mehr da, die Schranke steht offen und das Motorrad des Mannes ist verschwunden. Eine kurze Durchsuchung des Pförtnerhäuschens ergibt: Nach ihrem letzten Besuch gab es einen weiteren Eintrag in seinem Besucherbuch, der jedoch anschließend ausradiert wurde. Viktor setzt die Polizei in Kenntnis vom Vorfall, dann folgt die Gruppe den Spuren des Vehikels nach Prypjat. Dort verliert sich jedoch auf dem Asphalt die Spur sehr schnell. Beim Verlassen des verlassenen Örtchens entdeckt die Gruppe dafür allerdings die Spuren eines Autos, das augenscheinlich aus Prypjat gestartet und in Richtung Reaktor gefahren wurde.

 

Sind es Schmuggler, Entführer oder ein anderes Forschungsteam? Die beiden Lastwagen jagen die holprigen Straßen entlang und halten am gewohnten Platz. Die Gruppe steigt aus und begibt sich zum Eingang des ominösen Tunnels, der in einen langen, dunklen Gang führt. Überraschenderweise wurden in diesem Lichtquellen angebracht, die auch von irgendwoher mit Strom versorgt werden. Etwas tiefer wurde an die Decke der Sternhimmel gemalt – die Konstellationen entsprechen denen vom Tag des Reaktorunfalls. Und auch der Sternhimmel von heute, denn an diesem Tag jährt sich der schreckliche Vorfall.

Das Team kann sich keinen Reim darauf machen. Es dringt tiefer vor und kommt schließlich, nachdem es eine schwere Tür geöffnet hat, in eine Art Schlot. Der Weg führt spiralförmig nach unten und einige der Ebenen werden sogar beleuchtet. Von weiter unten dringen leise Stimmen nach oben und ein kleines Stück vor ihnen steht eine bekuttete Gestalt vor einem Eingang. Die Gruppe schleicht sich an und erkennt die Person als ihren Kontaktmann. Er ist jedoch völlig weggetreten und brabbelt vor sich hin: „Nimm diese zwei Opfer an, das Mädchen und das Andere.“ Mit Entsetzen stellt Boris fest, dass in dem Raum eine weitere Gestalt steht, welche gerade das kleine Mädchen in einen ausgeweideten Ziegenkadaver einnäht.

 

Unbemerkt tritt Dimitri hinter Viktor und hält ihm eine Pistole an den Hinterkopf. Dann ruft er nach unten: „Der Gezeichnete und die Heimgekehrte sind da. Den anderen brauchen wir nicht, oder?“ In diesem Augenblick bricht die Hölle los. Boris hat den anderen Kultisten angesprungen und befreit das schreiende Kind, Nathalie wirft sich auf Dimitri und Viktor versucht, sich vor ihm weg zu ducken. Unten setzen sich etwa ein Dutzend Personen in Bewegung. Das Mädchen leidet stark unter der radioaktiven Strahlung. Boris, der deren Folgen seit Jahren erleidet, zieht sich seinen Schutzanzug aus und steckt das Kind hinein, dann wirft er sich auf den Verräter. Das Kind klammert sich an Nathalies Bein, welche das Mädchen hochhebt und davonläuft. Sie weiß, dass sie unbewaffnet keine Chance gegen 12 Personen hat und kann nur hoffen, dass der kampferprobte Viktor Dimitri überwältigen und ihr folgen kann.

 

Leider wird sein Schutzanzug im Kampf beschädigt und ihm droht dasselbe Schicksal wie Boris, der nach einer kurzen Hilfe rasch dahinsiecht. Bevor sich die anderen Kultisten auf ihn stürzen, kann er jedoch wenigstens noch Dimitri ausschalten. Nathalie erreicht unterdessen das Fahrzeug, springt hinein und fährt wie von Sinnen zurück. Sie blickt sich nicht um, sie weiß nicht, was mit den anderen geschehen ist. Sie lebt, doch die Schrecken des Erlebten werden sie wohl auf ewig begleiten.

 

Fazit

 

Der SL hat sich wirklich sehr viel Mühe mit der Beschaffung der Informationen rund um den Unfall gegeben, hat die Umgebung wunderbar lebhaft und unheimlich beschrieben und hat die Charaktere herrlich lebhaft dargestellt. Es war ein sehr schönes Erlebnis.

 

Das Szenario selbst hatte allerdings recht wenig Inhalt und dümpelte eher vor sich hin. Wir hatten auch wenig Interesse daran, nach dem Mädchen zu suchen. Ein paar Hinweise hätten die Suche sicherlich befeuern können, hätten aber auch zu einem verfrühten Finale führen können. Insgesamt hätte ich mir gewünscht, dass es schon früher Anzeichen gibt, dass sich noch jemand abgesehen vom Team in der Sperrzone herumtreibt, um die Paranoia anzuregen. Hier hätte man einige falsche Fährten legen oder Hinweise auf den Kult finden können. So kam das Ende etwas unvermittelt und es fehlte etwas die Anbindung ans Gesamtgeschehen, auch wenn man sich als Spieler durchaus vorstellen kann, was da los war.

 

Ein strahlendes Wochenende hat durchaus viel Potential, bedarf aber noch etwas Ausbau. Das liebevolle Drumherum mit Requisiten und so weiter hat atmosphärisch aber richtig was hergemacht.

Edited by Belshannar
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