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Mens sana


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Mens sana

 

Wir durften dieses FTHAGN-Szenario von Julia Knobloch lange vor seiner Veröffentlichung testspielen.

Im Szenario muss eine Gruppe Verletzter versuchen, die Belagerung der osmanischen Seestreitmacht zu überleben.

 

Orginalspielbericht

https://inyo.home.blog/2020/05/11/mens-sana-cthulhu/

 

Die Charaktere

 

Nicolò Contarini: Nach dem Tod seiner ersten Ehefrau hat er Isabella vor drei Jahren geheiratet. Die kinderlose Ehe macht ihm jedoch Sorgen, besonders jetzt, wo er seinen älteren Bruder vergiftet hat und auch sein Vater im Sterben liegt.

 

Isabella Contarini: Die junge Ehefrau von Nicolò. Sie hat ihn auf seiner gesamten Pilgerreise begleitet und für eine Schwangerschaft gebetet. Jetzt endlich wurden diese Gebete erhört.

 

Jean de Mirefleurs: Ein Ordensmitglied der Johanniter. Er lernte Nicolò während der gemeinsamen Gefangenschaft auf einem osmanischen Galeerenschiff kennen. Zu seinem älteren Bruder Bertrand, dem jetzigen Leiter des Hospitals, hat er kein gutes Verhältnis.

 

Olivier Duval: Der trink- und spielsüchtige Ordensritter hat im betrunkenen Zustand eine wertvolle Reliquie verspielt, die er nun wiederbeschaffen muss. Er bereut seinen Eintritt in den Orden, zu dem er überredet wurde, nachdem er Theresa de Mirefleurs unehelich geschwängert hatte.

 

Schwester Teresa: Ehemals Therese de Mirefleurs. Sie wurde von Olivier unehelich schwanger. Ihre Familie zwang sie, das Kind wegzugeben und Nonne zu werden, was sie völlig verabscheut.

 

Die Geschichte

 

Bitteres Erwachen

 

Eine Handvoll Personen erwacht. Sie fühlen sich alle furchtbar, haben Verletzungen und sind zunächst desorientiert. Erst langsam kommen die Erinnerungen zurück. Sie befinden sich auf Rhodos, welches derzeit unter osmanischer Belagerung steht. Jeder von ihnen war in der Nähe der Stadtmauer, als diese teilweise eingestürzt ist. Als Isabella erwacht, wird sie recht schnell zu ihrem Ehemann gebracht. Sie hat eine schwere Kopfverletzung erlitten, ihrem Bauch jedoch geht es gut, was beide erleichtert – sie, weil es dann dem Kind gut geht und ihn, weil damit ihre Fähigkeit, Kinder zu bekommen, nicht gefährdet ist. Jean dagegen ist sehr verstimmt, als sein Bruder auftaucht, der Siechmeister des Hospitals. Dieser redet ziemlich herablassend mit ihm und Jean ist noch immer wütend darüber, dass sein Bruder ihn versetzen lassen hat. Auch mit Teresa spricht Bertrand nicht sonderlich freundlich, den reichen Nicolò behandelt er dagegen mehr als zuvorkommend.

 

Nachdem sie sich etwas ausgeruht haben, beginnt die Visite und Siechmeister, Ärzte und der Apotheker drehen ihre Runde. Während der Visite hören einige der Verletzten, wie die Ordensmitglieder über den kritischen Zustand eines Patienten sprechen und ob sie ihn aufgeben oder etwas versuchen sollen. Was genau sie vorhaben, wird jedoch nicht klar. Die Gruppe schert sich jedoch nicht darum. Dann kommt ein kleines Mädchen herein, welches Teresas Aufmerksamkeit erweckt. Es ist Agape, ein Waisenkind, welches vom Orden aufgezogen wird. Teresa kennt die Kleine daher schon lange, sie ist ihr regelrecht ans Herz gewachsen, daher fragt sie nach dem Auftrag des Kindes. Anscheinend hat der Apotheker es losgeschickt, um einige Zutaten für eine Arznei zu besorgen. Es ist bereits später Abend und die nächtlichen Straßen sind sehr unsicher, was Teresa sehr besorgt. Allerdings sind sie und die anderen um sie herum alle zu schwer verletzt, um zu helfen, also lassen sie Agape ziehen. Der Apotheker selbst scheint ein verwirrter Mann zu sein. Während der Visite hat er mehrfach mit sich selbst gesprochen und zeigt immer wieder Ticks, die an seinem Geisteszustand zweifeln lassen.

 

Kurz darauf wird Oliviers Saufkumpane Alphonso eingeliefert. Er ist schwer verletzt und Olivier ist besorgt. Der Ritter weiß nämlich möglicherweise, an wen er die Reliquie verloren hat… Trotz diverser Sorgen übermannt alle irgendwann der Schlaf. Leise Geräusche lassen die beiden Frauen tief in der Nacht erwachen: 2 Männer tragen eine Person in einem Sack nach draußen, vermutlich ein Verstorbener. Aber auch der Apotheker schleicht herum und bleibt eine Weile bei Jean stehen. Der fühlt sich am nächsten Morgen ziemlich fit und flucht wie ein Wilder, als man ihn nicht entlassen will. Am liebsten würde er sofort wieder anfangen, zu kämpfen, doch sein Bruder verordnet ihm weiterhin Bettruhe. Während ihres Austausches wird Alphonso eine dunkle Flüssigkeit eingeflößt, vermutlich eine Medizin.

 

Es geht aufwärts – oder?

 

Isabella und ihr Mann machen, da es ihnen auch wieder etwas besser geht, einen kurzen Ausflug in den Garten des Hospitals, um die Sonne zu genießen. Der entfernte Schlachtenlärm ist hier außerdem kaum zu hören. Olivier besteht darauf, seine Ausrüstung zu holen und Teresa führt ihn in einen Keller, der sich ebenfalls im Garten beziehungsweite Hinterhof befindet. Nicolò beobachtet die beiden ziemlich genau und versucht, die Zeit abzuschätzen, die die beiden dort unten verbringen. Wer weiß, vielleicht läuft da ja etwas… Tatsächlich suchen die beiden wirklich nach der Ausrüstung, vor allem aber nach der verlorenen Reliquie. Da sie sich seit Jahren nicht gesehen haben, sprechen sie kurz miteinander über das gemeinsame Kind und die Konsequenzen, die daraus entstanden sind. Teresa wurde die Tochter damals weggenommen, etwas, was sie nie überwunden hat und Olivier ist wütend auf sich selbst, er hätte niemals weggehen dürfen.

 

Als sie wieder nach oben kommen, wird es Zeit für das morgendliche Gebet und die Beichte, weswegen sich Isabella auf den Weg nach drinnen macht. Dort hat der Ritter Alphonso einen Wutanfall und Jean muss einen der Ärzte vor dem Ritter retten, der anscheinend völlig desorientiert ist. Seine Wunden sind allerdings schon sehr gut verheilt. Isabella kommt derweil nicht zum Gebet, weil sie plötzlich Nasenbluten und Sehstörungen bekommt. Nicolò wird im Eingang flüsternd von einem Ordensmitglied eine besondere Medizin gegen eine kleine Spende angeboten, was er nur zu gerne annimmt. Seine Frau will er damit allerdings nicht behandeln lassen, da man ihm sagt, dass diese schwanger sei und man nicht wisse, wie sich die Medizin auf das Kind auswirke. Stattdessen will er die Medizin für Isabellas Zofe, damit diese seine Frau im Notfall aus der Stadt schaffen kann. Sein Gegenüber findet das etwas merkwürdig, aber Geld ist Geld. Nachdem Nicolò die Medizin bekommen hat, notiert sich der Sekretär der Visite etwas in einem kleinen Büchlein.

 

Langsam spitzt sich die Lage draußen zu. Der Kampfeslärm wird lauter und Agape wird hereingebracht. Ihr Körper ist völlig verbrannt und sie ist dem Tode nah. Teresa wird vom Apotheker, dessen Wahn mit jeder Stunde zuzunehmen scheint, um Hilfe gebeten. In seiner Apotheke entdeckt sie das Rezept für den besonderen Trank, der angeblich alles heilen kann. An Alphonso hat sie die Wunderwirkung bereits beobachten können. Einige der Zutaten des „Theriaca nigra“ sind jedoch ausgedachte Dinge, die es gar nicht gibt. Was soll beispielsweise „Materia angelica nigra“ sein? Teresa ist wütend, dass Agape wegen solchen Fantasiezutaten in den möglichen Tod geschickt wurde. Sie konfrontiert Bertrand mit dem Rezept und will helfen, doch er nimmt es ihr weg und erklärt, der Apotheker habe alles unter Kontrolle. Als sie weiterhin darum fleht, helfen zu dürfen, ermahnt er sie, sie würde sich gegen eine kirchliche Anordnung auflehnen und ob sie das wirklich wolle. Schließlich gibt die Frau nach.

 

Im Hospital erhält nun Isabellas Zofe Maria den ominösen Trank, Jean beobachtet das Treiben sehr genau und Olivier tuschelt mit ihm darüber. Da Maria neben Isabella liegt, kann diese die schwarze Flüssigkeit der Medizin gut sehen und glaubt, sie würde sich bewegen. Panisch rastet sie aus und muss unter großen Anstrengungen beruhigt werden, um sich und ihrem ungeborenen Kind nicht zu schaden.

 

Die Lage wird jedoch noch schlimmer. Während Maria sich rasend schnell erholt, kommt der Kampfeslärm noch näher und schließlich wird der Ordensmeister selbst hereingebracht. Er ist halb tot, aufgeschlitzt und seine Gedärme hängen aus seinem Bauch. Eilig schaffen die hier tätigen Ordensmitglieder einige Leichen weg. Man hört, dass anscheinend die letzte Wundermedizin verbraucht wurde – Nicolò und Maria haben sie erhalten – und man nun dringend neue für den Ordensmeister herstellen muss. Die Verletzten denken nur noch an Flucht. Sie einigen sich, zusammen zum Hafen zu fliehen, in der Hoffnung, dem Angriff irgendwie zu entkommen. Jean entdeckt dabei im Hinterhof, dass die Kellertür offensteht und Schleifspuren nach unten führen. Er ruft die anderen herbei und sie finden tatsächlich einen Geheimgang, vielleicht ein alter Fluchttunnel.

 

Im Untergrund

 

Gemeinsam gehen sie in den alten Tunnel hinunter. In der Ferne hört man leise Wasser plätschern und an einigen Ecken stehen Apollostatuen. Schließlich gelangen sie zu einer großen Höhle und Jean geht hinein, um sich umzusehen. Die anderen schauen nur kurz, ob sie einen Ausgang entdecken, doch es scheint, die Höhle sei eine Sackgasse, daher wollen sie umkehren. Unten entdeckt Jean einen Teich und eine Art Amphitheater, auf dem ein griechischer Jüngling angekettet ist. Zwei schwere Ketten halten einen gewaltigen Kessel über ihm. Der Apotheker, einer der Pfleger und der Siechmeister Bertrand stehen mit zwei Verletzten vor dem Jüngling und singen. Jean muss mitansehen, wie Fäden aus den Fingern des Jungen wachsen, welche sich in die Körper der Verletzten bohren. Bertrand schneidet ihm anschließend ins Handgelenk und eine schwarze Flüssigkeit tropft zäh wie Honig in eine Schale.

 

Angewidert geht Jean mit gezogener Waffe auf die Gruppe zu, der Rest zieht sich lieber zurück, da hier keine Flucht möglich ist. Auf dem Weg kommen ihnen zwei Pfleger entgegen, welche Agape und ein weiteres, verletztes Kind tragen. Ein kurzes Gespräch entbrennt und die Pfleger drängen die Gruppe dazu, zum Engel zu gehen und seine Wunder zu erleben. Anscheinend wollen sie die Kinder dem Engel opfern, um den Großmeister zu retten. Ein Leben für ein Leben. Tatsächlich gehen Teresa und Olivier mit ihnen zum Engel, während das Ehepaar versucht, aus dem Labyrinth von Gängen zu entkommen und sich dabei hoffnungslos verirrt.

 

Bertrand und Jean kommen ins Gespräch und der Siechmeister ist vollkommen überzeugt von der Heiligkeit seines Tuns. Er selbst wäre ohne den Engel bereits gestorben, ebenso wie viele andere, die nun unsterblich seien. Dass man den Engel anketten musste und es eine Sicherheitsvorkehrung mit Öl gibt, scheint die Fanatiker nicht zu stören. Jean und Olivier tun schließlich so, als seien sie überzeugt, während Teresa Bertrand wütend angeht. Warum er ihr ihr Kind weggenommen habe und ihr nun auch Agape wegnehmen würde. Der Mann ist verwirrt von dem Themenwechsel, was die beiden Männer ausnutzen, um die Ketten des Ölkessels zu lösen. Die Pfleger versuchen, das zu verhindern, werden aber von den erfahrenen Kämpfern schnell niedergestreckt. Öl überzieht den Engel und Jean zündet ihn an, verbrennt dabei aber selber. Die Gestalt des Engels beginnt, sich zu verändern, Körperteile von denen, die er absorbiert hat, werden kurz sichtbar, während er und alle, die sein Blut getrunken haben, zerfallen. Oben auf den Mauern und in den Straßen der Stadt werden etliche Ritter zu schwarzem Schleim.

 

Teresa und Olivier können im Chaos fliehen. Isabella muss jedoch mitansehen, wie ihr Mann und ihre Zofe plötzlich zu dunklen, wabernden Matschklumpen zerfallen. Panisch schreiend kriecht sich weiter, auf die Schreie der anderen beiden zu. Die Frauen klammern sich weinend aneinander und Olivier führt sie aus den Gängen hinaus.

Ob sie die Belagerung überleben…?

 

Fazit

 

Vorab sehr wichtig: Nach uns wurde das Szenario noch mehrfach getestet und an einigen Stellen angepasst. Nicht alles, was ich an dieser Stelle schreibe, ist zu diesem zeitpunkt noch aktuell, sondern bezieht sich auf die Version, die wir damals gespielt haben.

 

Anfangs musste ich etwas an unsere Kreuzritter-Kampagne denken, was sich jedoch schnell gelegt hat. Da man sich fast ausschließlich im Hospital aufhält, gibt es nämlich anders als dort keinen echten Kampfpart oder eine generelle Teilnahme an der Belagerung. Dafür hatten wir einige sehr intensive Charaktermomente, beispielsweise das Wiedersehen von Teresa und Olivier. Auch Jean hatte seine Freude an der Konfrontation mit seinem Bruder.

 

Der eigentliche Plot kam mir dagegen eher wie ein Nebenschauplatz vor, der nebenbei ablief, während die Charaktere aufgrund ihrer Verletzungen nichts tun konnten, außer ein paar merkwürdige Vorfälle zu beobachten. An sich sind die Verletzungnen handlungsrelevant, gleichzeitig aber auch handlungsbremsend – sind sie zu stark, tut man nichts als im Bett herumzuliegen, sind sie zu schwach, haben die SC kein Interesse an der Wundermedizin. Hier die Balance zu finden ist unheimlich schwierig. Bestes Beispiel war die Kopfverletzung der Schwangeren: Ich habe mich durch diese als komplett handlungsfähig betrachtet, während unser SL nur vorhatte, meine Motivation auf das Heilmittel zu erhöhen. Eine Bauchwunde hatte er dagegen von vornherein wegen der Schwangerschaft ausgeschlossen, für mich wäre das aber DER Anreiz auf die Medizin gewesen wäre. Die Verletzungen können sich also als wahrer Drahtseilakt herausstellen.

 

Die erste Begegnung mit Agape wirkt zudem wie der eigentliche Plothook, dem man aber nicht nachgehen kann, weil man zu schwer verletzt ist. Man denkt, man soll ihr helfen, kann es aber nicht, was teilweise frustriert und verwirrt hat. Hier bricht das Szenario mit üblichen Handlungsabläufen, die sich in vielen Standardszenarien eingebürgert haben.

 

Die Charaktere an sich sind sehr schön dargestellt und haben einen ausführlichen Hintergrund, auch wenn manche unnötige Nebenmissionen besitzen, die aufgrund der Handlungsbeschränkungen gar nicht durchzuführen sind. Was gut gewesen wäre, wären mehr Verknüpfungen der Charaktere untereinander. Jeder kannte eine andere Person, mehr wäre vielleicht sinnvoller gewesen. Trotz der vorhandenen Anbindungen haben wir unsere Charaktere sehr wenig miteinander agieren lassen, sodass ihre Interaktion im Finale etwas unlogisch wirkte, was dann auch wieder zum Zerbrechen der Gruppe bei Entdeckung des Engels geführt hat. Wir waren vielleicht einfach nicht die Gruppe für dieses Szenario.

Edited by Belshannar
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