Jump to content

Spielmechaniken – Flip/Roll & Write


nadine.wohlfart
 Share

Recommended Posts

Wir stellen euch einige der gängigsten Spielmechaniken genauer vor. Heute: Flip/Roll & Write ...

 

Pegasus-Spiele-Blog_Header_Roll-Write_12

 

In dieser Reihe möchten wir euch einige der wichtigsten Spielmechaniken vorstellen, die ihr garantiert schon mal gehört habt, unter denen ihr euch aber vielleicht noch gar nicht so viel vorstellen könnt. Aber wir möchten Hell ins Dunkel der grauen Brettspielbegrifflichkeiten bringen und sie mit Farbe und natürlich Spielspaß füllen! Außerdem möchten wir euch zeigen, dass hinter einem Begriff unendliche Möglichkeiten und Spiele mit unterschiedlichsten Themen und Regeln stehen. Denn eine Spielmechanik stellt letztlich nur den Rahmen dar, den jedes Spiel anders füllt. Den Anfang dieser Reihe hat vor einiger Zeit die Worker Placement-Spielmechanik gemacht. Wenn ihr den Blogbeitrag noch nicht kennt, schaut doch mal rein: www.pegasus.de/news/pegasus-spiele-blog/spielmechaniken-worker-placement. Aber genug der Vorrede, heute für euch im Programm – die hitverdächtige Mechanik Flip & Write bzw. Roll & Write.

 

‚Was meinen die mit hitverdächtig‘ fragt ihr euch jetzt vielleicht, schließlich gibt es weder Roll & Write noch Flip & Write als BoardGameGeek-Kategorien und BGG ist doch gewissermaßen unser aller Bibel. (Es gibt jedoch die Mechanik Paper-and-Penil, die es auch ziemlich genau trifft.) Ganz einfach, Flip bzw. Roll & Write Spiele eignen sich besonders gut für Remotes Spielen, also Spielen via Videotelefonie. Daher sind viele Spiele mit diesem Mechanismus seit Beginn der Coronapandemie ganz besonders beliebt und eines unserer Flip & Write Spiele, Der Kartograph, wurde zum Kennerspiel des Jahres nominiert. Wobei eigentlich ist Der Kartograph streng genommen gar kein Flip & Write Spiel, sondern eher ein Flip & Draw Spiel. Aber dazu kommen wir später noch. Selbstverständlich gibt es Flip bzw. Roll & Write Spiele aber schon sehr viel länger als ein Jahr. Bereits unsere zweite Nominierung zum Spiel des Jahres, nach Pandemie 2009, war ein Roll & Write Spiel: Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel: Bronzezeit. Und da fangen die Sonderfälle auch schon an!

 

Aber lasst uns ganz von vorne beginnen und zunächst mal festhalten, was die Begriffe Flip & Write und Roll & Write ganz grundsätzlich bedeuten: Das Kernelement beider Mechaniken ist das Wörtchen Write, also Schreiben. Das bedeutet, dass ihr als Hauptelement kein Brett und auch keine Plättchen, Figuren, Tableaus etc. habt, sondern in der Regel ein Blatt Papier und einen Stift. Und in jeder Runde tragt bzw. zeichnet ihr auf diesem Papier etwas ein. Aber liebe Zeichenspielmuffel, lauft nicht weg, es geht ganz harmlos weiter und es zwingt euch garantiert niemand zum Malen. *hust* Zusätzlich zu dem Papier, das eigentlich eher eine Art  Plan ist, liegen Spielen mit diesem Mechanismus noch Karten und/oder Würfel bei. Grundsätzlich ist euer Ziel meist, Siegpunkte zu sammeln. Und die erhaltet ihr indem ihr Würfelergebnisse oder Karteneigenschaften möglichst geschickt bzw. strategisch auf eurem Plan einzeichnet. Dieser Plan kann dabei ganz vielfältige Formen haben; oft handelt es sich aber um einen Landschaftsplan, den ihr befüllen müsst. Es gibt aber auch ganz andere Ansätze, z.B. bei Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel: Bronzezeit. Hier habt ihr zwar Würfel und auch ein Blatt, auf dem ihr etwas eintragt, aber ihr habt auch noch ein massives Holzbrett, auf dem ihr erwürfelte Waren festhaltet. Und die könnt ihr dann für Monumente, Städte und Errungenschaften abgeben, die ihr wiederum auf eurem Plan eintragt. Der zeigt in diesem Fall keine Landschaft, sondern bildet eure Stadt ab, die ihr aufbaut. Man könnte Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel: Bronzezeit also auch als Roll & Build Spiel bezeichnen.

 

Auch wenn wir nach wie vor sehr stolz auf Im Wandel der Zeiten – Das Würfelspiel: Bronzezeit und unsere Nominierung 2010 sind, wollen wir uns jetzt mal etwas aktuellere Beispiele ansehen, denn auch nach elf Jahren hat die Flip/ Roll & Write Mechanik nichts an Hotness eingebüßt! Ganz im Gegenteil! Gerade im letzten Jahr wurde Der Kartograph zum Kennerspiel des Jahres nominiert. Das Spiel aus dem Roll Player-Universum, das sich rund um die Königin Gimnax und böse Dragule dreht, ist ein Flip & Write Spiel par excellence … oder? Also zunächst mal ist alles für ein klassisches Spiel mit dieser Mechanik gegeben: ein Spielplan, in diesem Fall eine noch unerforschte, fas leere Karte der nördlichen Reiche des Königreichs Nalos, die ihr kartographieren sollt, einige Stifte und Karten, die euch Runde für Runde vorgeben, welche Landschaften ihr eintragen müsst. Außerdem gibt es noch Wertungskarten, die zeigen, für welche Formationen es Punkte gibt. Aber jeder von euch, der schon mal Der Kartograph gespielt hat, weiß, dass man eigentlich nichts ‚writet’, also schreibt, sondern man zeichnet viel mehr die Landschaftstypen auf dem eigenen Plan ein. Schließlich erschließt ihr Wälder, Dörfer, Flussläufe, Felder und Gebirge. Und von Zeit zu Zeit trefft ihr auch auf fiese Monster. Und da sind wir wieder bei der These von oben: Streng genommen ist Der Kartograph eigentlich eher ein Flip & Draw Spiel. Und da einige von euch wahre Kunstwerke auf ihren Landschaftsplänen erschaffen haben, haben wir im letzten Jahr zu einem Kreativwettbewerb aufgerufen – mit überwältigendem Rücklauf! Die Gewinner könnt ihr euch hier anschauen.

 

Der Kartograph ist kein Eigentitel von uns, sondern ein Lizenztitel unseres Partners Thunderworks Games. Aber das Kartographieren hat euch und uns so viel Spaß gemacht, dass wir uns überlegt haben, wie wir euch noch mehr bieten können. Und so haben wir schon bei verschiedenen Events interaktive Kartograph-Runden mit euch gespielt – natürlich alles digital! Damit ihr sowohl bei diesen Gelegenheiten, aber auch mit Freunden und der Familie digital spielen könnt, haben wir euch online die beiden Landschaftspläne des Grundspiels zur Verfügung gestellt und für die CONspiracy 3 mit Hunter & Cron sogar eine eigene Landkarte ausgearbeitet. Außerdem hat unsere Redaktion extra für euch eine Minivariante, Tabula Rasa, entwickelt, bei der ihr zu Beginn des Spiels selbst Gebirge, Ruinen und Ödnisfelder erwürfelt. Alle diese Materialien findet ihr entweder auf der Kartograph-Shopseite oder in unserem neuen Downloadbereich. Wenn ihr die Landschaftspläne lieber in guter Qualität haben möchtet und dazu noch vier neue Hinterhaltkarten, dann könnte die Minierweiterung Neue Entdeckungen was für euch sein. Außerdem dürft ihr euch schon bald auf Neues aus Nalos freuen, denn im Sommer erscheint die Erweiterung Unbekannte Lande, die drei komplett neue Spielplan-Blöcke beinhaltet – jeder davon mit einer eigenen Geschichte, eigenen Regeln und neuen Wertungskarten. Etwa zur gleichen Zeit werden wir Cartographers Heroes, die Fortsetzung von Der Kartograph, die auch eigenständig spielbar ist, auf Deutsch veröffentlichen. Selbstverständlich werdet ihr aber auch in der deutschen Version auf die namensgebenden Helden der englischen Originalversion treffen. Außerdem erwarten euch Land-, Wertungs-, Erkundungs- und Hinterhaltkarten mit einzigartigen Fähigkeiten. Wenn ihr noch mehr vom Kartographen erfahren wollt, dann schaut doch mal in das zweiteilige Interview mit dem Autor Jordy Adan. Teil 1 und Teil 2 findet ihr hier auf dem Blog.

 

Nun aber zurück zum eigentlichen Thema dieses Beitrags – Flip bzw. Roll & Write Spiele. Klassischerweise werden bei Spielen mit dieser Mechanik Felder mit Zahlen, Zeichnungen etc. ausgefüllt. Aber es gibt auch andere Ansätze. So zum Beispiel bei Trails of Tucana. Bei dem Familienspiel legt ihr ein Wegenetz auf einer Inselgruppe voller seltsamer Kreaturen und alter Reliquien an. Dazu werden aber in jeder Runde zwei Karten aufgedeckt. Diese zeigen euch zwei Geländearten, die ihr nun verbinden müsst. Boardgamegeek hat dafür einen eigenen Begriff – Line Drawing. Ebenfalls außergewöhnlich bei Trails of Tucana ist, dass ihr zwar grundsätzlich alle den gleichen Inselplan vor euch liegen habt, aber zu Beginn jeder Partie tragen alle Spielenden die zehn Dörfer ihrer Insel an unterschiedlichen Stellen ein. So habt ihr alle leicht modifizierte Ausgangssituationen – spicken beim Nachbarn hilft also nicht. Besonders Flip & Write-Spiele werden häufig über mehrere Runden gespielt, wobei es nach jeder Runde Punkte für gesammelte Fortschritte gibt. So ist das auch bei Trails of Tucana. Für mehr Abwechslung findet ihr auf der Rückseite der Karte findet einen noch größeren Inselplan. Das ist übrigens auch ein Merkmal, das auf viele Flip und Roll & Write Spiele zutrifft: Mehrere Pläne für ein Spiel. Das hat vor allem den Grund, dass sich diese Abwechslung hier sehr leicht bewerkstelligen lässt, da die Variante meist auf die Rückseite des normalen Plans gedruckt wird und somit kein weiteres Material benötigt wird. Das spart übrigens auch Ressourcen und gibt euch die Option, jedes Blatt maximal zu bespielen.

 

Bei Der Kartograph und Trails of Tucana spielen Landschaftspläne die Hauptrolle, aber es gibt viele Spiele, die eine Flip & Write Mechanik haben, aber ganz andere Themen. Zum Beispiel Second Chance. Der Autor dieses Spiels unseres Partnerverlags Edition Spielwiese (Kennt ihr schon die Vorstellung der Edition Spielwiese auf unserem Blog?) ist kein anderer als Uwe Rosenberg. Das Spiel selbst ist abstrakt, hat also kein Thema. In jeder Runde deckt ihr zwei Karten mit Puzzleteilen auf und zeichnet eines davon auf eurem Plan ein. Ziel ist es, den Plan am Ende so voll wie möglich zu haben. Ein bisschen also wie Tetris nur mit Stift und Papier. Naja fast, denn der Name, Second Chance, ist hier nicht nur ein netter Titel, sondern ganz im Gegenteil, der Name ist hier Programm: Könnt ihr keines der beiden Puzzleteile einzeichnen, dürft ihr eine weitere Karte aufdecken und diese ist eure Second Chance, denn passt das gezeigte Teil auf euren Plan, dürft ihr weiter mitspielen, passt es nicht, scheidet ihr aus.

 

Aber jetzt wollen wir weg von zweiten Chancen und hin zu neuen Abenteuern ohne Sicherung und doppelten Boden. Denn wie die allermeisten Mechaniken ist auch Flip bzw. Roll & Write manchmal nur eine von mehreren Mechaniken, die ihr in einem Spiel findet. Daher sind bei den meisten Spielen auf BoardGameGeek auch mehrere Mechaniken für einen Titel angegeben. Oftmals lässt sich auch darüber diskutieren, ob ein Spiel nun als XY-Spiel bezeichnet werden kann. Wir wagen es nun einfach mal und sagen, dass auch unser neues Funspiel Doodle Dungeon, das in Kürze erscheint, Elemente eines Flip & Write bzw. Flip & Draw Spiels hat. Dieses Anti-Helden Dungeoncrawler-Spiel besteht aus drei Phasen. In der ersten Phase baut ihr euren neu erworbenen Dungeon aus, denn dieser ist zu Beginn des Spiels komplett leer. Das heißt, ihr erhaltet Runde für Runde bestimmte Bauelemente wie Mauern, Fallen, Monster und funkelnde Schätze und zeichnet diese auf eurem Dungeonplan ein. Üblicherweise ist es bei einem Flip & Write Spiel so, dass im Prinzip alle die gleichen Optionen haben, also jeder zeichnet in jeder Runde die gleichen Symbole oder Bedingungen ein. Bei Doodle Dungeon ist dies etwas anders, denn vor dem Einzeichnen auf euren Plan findet ein Drafting, also ein Kartenauswählen statt. So zeichnet jeder unterschiedliche Elemente ein. Strenggenommen müsste bzw. könnte man Doodle Dungeon also eher als Draft & Draw Spiel bezeichnen. In der zweiten Phase des Spiels sind wir dann jedoch wieder beim Line Drawing, denn euer linker Nachbar zeichnet in euren frisch designten Dungeon den Weg eines einfallenden Helden. Und der versucht natürlich möglichst viele Fallen und Monster zu umgehen und möglichst viele Schätze zu ergattern. In der dritten und finalen Phase habt ihr dann wiederum die Möglichkeit, euren Dungeon zu verteidigen. Dazu fechten eure Monster Kämpfe mit dem Helden in eurem Dungeon aus. Ihr könnt sie unterstützen indem ihr weise Karten von eurer Hand ausspielt und ihnen in den Kampf z.B. eine Orkkeule reinreicht. Das könnte man wiederum als Hand Management beschreiben. Ihr seht also, Doodle Dungeon ist extrem vielseitig und kombiniert verschiedenste Mechaniken. Wenn ihr euch jetzt schon mal einen Eindruck verschaffen wollt, wie gut das funktioniert, dann testet doch unsere digitale Version auf Tabletopia.

 

Aber vorher lest ihr hoffentlich noch diesen Beitrag zu Ende, denn nun wollen wir uns noch der hier bisher völlig unterrepräsentierten Kategorie der Roll & Write Spiele zuwenden. Im Prinzip funktionieren die sehr ähnlich wie Flip & Write Spiele mit der Ausnahme, dass die Bedingungen, die ihr eintragen müsst nicht von Karten kommen, sondern von Würfeln. Diese zeigen neben üblichen Zahlen meistens auch noch Spezialsymbole. Drei Roll & Write Spiele sind zum Beispiel die Teile der Penny Papers-Reihe. Namensgeberin ist die Forscherin Penny Papers, die ihr in den Titeln bei ihren Expeditionen begleitet. In jedem Teil ist es euer Ziel, einen Ort gründlicher zu erkunden als eure Mitspielenden. Jedes der Spiele hat dabei andere kleine Kniffe und Spezialregeln. Bei Im Tal des Wiraqucha erkundet ihr zum Beispiel einen Dschungel wenn ihr in fünf aneinandergrenzende Felder fünf unterschiedliche Zahlen eingetragen habt. Im Tempel von Apikhabou lauern dagegen fiese Mumien und auf der Totenkopfinsel warten Schätze darauf, von euch entdeckt zu werden.

 

Wenn ihr dagegen eher Fans von abstraktem Spielspaß seid, dann ist HexRoller von unserem Partnerverlag Frosted Games (Kennt ihr schon die Vorstellung von Frosted Games auf unserem Blog?) vermutlich eher etwas für euch. Hier müsst ihr ganz geschickt überlegen, wo ihr die gewürfelten Zahlen eintragt, denn hier lauern keine Gefahren, aber die schmachvolle Niederlage. Daher versucht ihr, Gebiete zu füllen und Zahlenketten zu bilden. Das Besondere ist, dass ihr nicht eine Augenzahl eintragt oder eine Summe, sondern ihr tragt eine Zahl so oft ein, wie oft sie gewürfelt wurde – und das natürlich nur neben gleiche Zahlen, die vorher schon auf dem Spielplan waren. Klingt knifflig? Ist es auch! Aber ihr seht, auch Roll & Write Spiele können beides sein – thematisch und abstrakt.

 

So, bevor ihr euch jetzt ins Testen einiger der genannten Spiele stürzt – neben Doodle Dungeon gibt es auch Der Kartograph und Trails of Tucana in unserer digitalen Spieleausleihe – wollen wir nochmal kurz darauf zurückkommen, dass sich Flip bzw. Roll & Write Spiele super für Spielen via Videotelefonie eignen, solange jeder von euch einen Spielplan vor sich hat und einer das Würfelergebnis bzw. die aufgedeckten Karten in die Kamera zeigt. Wenn euch genauere Details interessieren, dann schaut in unseren Blogbeitrag zum digitalen Spielen, hier haben wir nochmal alles zu diesem Thema für euch aufbereitet.

 

 

Ihr habt Fragen, Anmerkungen oder Anregungen? Oder ihr habt Vorschläge, welche Mechanik wir uns in Zukunft unbedingt mal näher anschauen sollten? Wir freuen uns auf eure Kommentare zum aktuellen Blogbeitrag oder eure E-Mail an blog@pegasus.de.

 

 

 

Hier geht es zum Artikel

Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...