Highcooley

Hallo allerseits Nach ziemlich genau DREI Jahren Spieldauer ist es soweit. Gestern ist die Horror im Orient Express Kampagne in unserer Gruppe zu Ende gegangen *freu/sniff*. Während dieser Zeit habe ich immer wieder Hilfe im Forum gefunden. Und da zu dieser Kampagne bereits so ziemlich alles gesagt war, was es zu sagen gibt, konnte ich sämtliche Fragen anhand bestehender Einträge beantworten. Daher war ich eher ein passiver Benutzer. Ich möchte die Gelegenheit nutzen und euch allen an dieser Stelle herzlich für eure Forenarbeit und die tollen Beiträge (nicht nur zu HOE) danken! Bereits die Vorbereitung wurde dank etlicher sehr reflektierter Spielberichte und unzähliger genialer Handouts grossartig vereinfacht und unterstützt. Fazit des Spiels: Zwei ?berlebende in einer Gruppe von sechs Spielern. Davon ein ziemlich verstörter Geistlicher, der nebst einigen Phobien seine Lebzeiten wohl hinter den Türen eines Klosters verbringen und sich pflegen lassen wird. Der Andere, ein junger Bibliothekar, der ebenfalls schwer angeschlagen seine ?ngste und das Geschehene in Pubs seiner Irischen Landsmänner zu verarbeiten resp. ersäufen versucht. Nebst zwei weiteren Char, die knapp vor und im Endkampf selbst gefallen sind, ist er der Einzige, der die ganze Kampagne erlebt hat. Während dem ganzen Spiel bis zur Rückreise nach London sind also drei Charakter auf der Strecke geblieben und am Ende hat es nochmals vier erwischt. Fazit des Meisters: Das Leiten dieser Kampagne hat grossen Spass gemacht, war aber auch sehr anstrengend und herausfordernd. Als mittel erfahrener Rollenspieler und Meister anderer Genres mit einer ebenso mittel erfahrenen Gruppe, hatte ich die Warnung "nicht geeignet für Anfänger" komplett in den Wind geschlagen. Der gleichzeitige Einstieg in CoC und die echt schwierige Kampagne für beide Seiten hatten drei markante Auswirkungen auf den Spielverlauf: Einerseits variierte der Fortschritt, der die Spieler an einem Spielabend machten extrem. So konnten sie an einer Kleinigkeit Stunden verbringen und einfach nicht weiter kommen. Dabei war es besonder anspruchsvoll, den richtigen Hinweis möglichst subtil einfliessen zu lassen, ohne gleich plump die Lösung durch einen NSC zu präsentieren (was voraussetzt, dass man überhaupt herausfindet, wo das Problem bei der offensichtlichen Situation überhaupt liegt). An anderen Abenden wurden aber auch schwups mal rasch ein Kapitel komplett gelöst, so dass ich jeweils mit leeren Händen bezüglich vorbereitetem Material dastand. Andererseits war es für mich extrem anspruchsvoll, gerade in den Kapiteln mit etlichen NSC, Hinweisen und losen Enden die Stimmung richtig rüber zu bringen. Aufgrund des hohen Konzentrationsanspruchs auf den Spielverlauf kamen Stimmungselemente und das Ausspielen der NSC manchmal einfach zu kurz, was sehr schade war. Und drittens konnten die Spieler teilweise trotz Notizen nicht mehr rekonstruieren, was in der Vergangenheit so alles geschehen war. Dies war dann oft schade, wenn sie gewisse Verknüpfungen nicht mehr alleine machen konnten oder sich gar nicht mehr erinnerten, was noch vor vier Kapiteln alles geschehen war und welche Personen sie getroffen hatten. Die Rückmeldungen der Spieler waren durchwegs positiv mit entsprechend ähnlichen (auch von anderen Meistern bereits erkannten) Kritikpunkten: Teilweise langatmig, Hilflosigkeit der Char, da sie die ganzen Hintergründe der Geschichte nicht kannten und nicht im Stand waren, die losen Enden zu verknüpfen, manchmal extremes Railroading und die für CoC Neulinge ungewohnte Recherche nach Hinweisen im dichten Dschungel von Städten mit zig Leuten, Archiven und Bibliotheken (Hilflosigkeit). Würde ich diese Kampagne wieder leiten? Ich glaube ja. Sie weist einige schwierig umzusetzende Hürden auf, ist nicht immer so "Benutzerfreundlich" für Spieler wie Spielleiter und setzt oft auf Verhandlungsgeschick und die Interaktion mit mehreren NSCs, was unserer Gruppe nicht so liegt. Aber gerade das Orient Express Thema hat mich im Vorfeld sehr gefesselt und hat massgeblich dazu beigetragen, dass ich mich überhaupt entschlossen habe CoC zu leiten. Für angehende HOE Spielleiter kann ich nur empfehlen, vorgängig ein paar Abenteuer zu leiten (oder geleitet zu haben), in denen folgende Themen zur Angewöhnung vorkommen: Allgemeiner Umgang mit der Umsetzung von Horror im Rollenspiel (für absolute CoC Neulinge), ausgedehnte Recherchen in Bibliotheken, Archiven und anderen Wissensträgern, Verhandlungsgeschick und der Umgang mit vielen NSCs. Einige kürzere Abenteuer sollten imho reichen, bevor ihr euch an HOE wagen könnt. Dadurch habt ihr aber den Vorteil, dass ihr ungefähr wisst, wie ihr und eure Spieler in solchen Situationen reagiert, auf was man als Meister vorbereitet sein muss und auf was ihr euch in etwa einlasst. Selbstverständlich gibt es auch viele "klassische" Horrorelemente, wie Höhlen, Artefakte, Traumerfahrungen und abscheuliche Szenen und Wesen. Auch die Eisenbahnromantik kommt nicht zu kurz. Von dem her keine Angst, ganz nur so bürokratisch ist HOE auch nicht und daher hat es ja auch grossen Spass gemacht, die Runde zu leiten ;-) Wie angesprochen finde ich die Vorbereitung auf HOE nicht unbedingt nur einfach, da etliche NSCs, Handlungsstränge und jede Menge an Vorgeschichte und Meisterwissen verwaltet und abrufbar gehalten werden muss. Ich für meine Wenigkeit habe in einigen Kapiteln mit Hilfe von Flussdiagrammen gearbeitet, um mir die komplexen Zusammenhänge und Abläufe merken zu können und die ?bersicht zu behalten. Diese Visio-Files kann ich angehenden Kampagnenleitern auf Anfrage gerne zur Verfügung stellen. Sie sind allerdings weder vollständig, noch in publikationswürdiger Form geschrieben. Benutzung sowie allfällige Folgeschäden und Phobien daher auf eigene Gefahr :-) Die nächsten Runden werde ich das Leiten anderen überlassen um ein wenig aufzutanken. Ich habe aber bereits einige kürzere Abenteuer bereit, die mich reizen. Zudem steht BDW im Regal und will bald einmal vorbereitet werden. Zwischen Vorbereitung und Umsetzung können ja bekanntlich rasch einmal einige Monate verstreichen. Gute Rollenspielrunden euch allen und bis bald. Andy