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LARP frisst dein Geld


Guest Niklas
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Guest Niklas

...oder so ähnlich zumindest. Gebt mir 'n Bier und ich erzähle euch von meinen Abenteuern ... ach egal, vergesst das Bier, ich tu's trotzdem:

 

Vor einigen Wochen setzte sich in meinem Kopf die Idee fest, dass es doch möglich sein müsste in Irland eine Munchkinbasisspiel aufzutreiben. Irland, das sind etwa 4-4,5 Millionen Menschen auf einer Insel, davon leben 3-3,5 Millionen in vier Städten (Dublin, Cork, stab city-Limerick, Galway).

Zunächst versuchte ich es beim lokalen Spielehändler meines Vertrauens, einem Hinterhofraumbesitzer in einer 1500 Menschen-"Stadt". "Munchkin? Hab ich noch nie von gehört, versuch's mal in Dublin, aber in einem Monat werde ich wieder bestellen,..".

Ich machte mich also auf den Weg nach Dublin, und hatte keinen Plan wo ich einen Spieleladen finden könnte - in der Grafton Street Area, der teuersten Einkaufsgegend in einem sowieso sehr teuren Land, gab es keinen - es gab nichtmal einen Comichändler den ich hätte um Rat fragen können, also benutzte ich meine Laufwerkzeuge ein wenig mehr und lief die O'Connell-Street rauf und runter. Keine Spur von irgendetwas was nach Spielehändler aussah, in einer Seitenstraße fand ich aber wenigstens einen Gebrauchtbuchhändler der ein wenig Bescheid wusste: "Spielehändler? Wenn du die suchst musst du dich mal in Dublin umschauen [doh?], hier in der Gegend gibt's ein paar Spieleläden, frag doch mal da nach. Der games workshop ist direkt um die Ecke..."

 

..."direkt um die Ecke" also? Irischen Wegbeschreibungen zu vertrauen ist eine Sache, am Ziel ankommen die andere - "direkt um die Ecke" ist so eine allgemeine Antwort wie "Ich mach's gleich am Montag" (das ist der Code für "lass mich darüber nachdenken ob ich's tue, wenn ich's tue wird's aber auch an einem Montag sein. Aber erst nachdem ich ausgeschlafen und mein zweites Frühstück hatte, so um die Mittagszeit, wenn niemand mit mir rechnet, werde ich vielleicht kommen um's zu tun. In 'nem Monat, vielleicht auch in 'ner Woche..."). Ecken können hier ganz schön lang sein, und in Dublin City gibt's viele Ecken. Ich glaube, er meinte "irgendwo hier in der Ecke nördlich vom Liffey und westlich der O'Connell-Street").

 

Einige Ecken und zehn, zwangzig Minuten weiter, auf der Straße die die Fortsetzung der Millenium (oder war's die Halfpenny?) Bridge ist war es dann endlich soweit: Rechterhand prangte mir, gelb auf rot, "games workshop" von einer Hauswand entgegen. Geöffnet war auch noch, lucky me :). Naja, nicht so ganz, denn der games workshop ist auf Warhammer 40k und andere Tischformatige Kriegsspiele spezialisiert - und um überhaupt einen Tipp zu bekommen wo ich weitermachen könne musste ich mich dem Beraverkäufer in einer Runde Warhammer stellen. Knapp besiegten meine Space Marines seine Bloodsucking Zombies from Outer Space (oder so), "Versuch's mal im Forbidden Planet, auf der anderen Seite des Liffey, ich glaub der hat nicht nur Comics sondern auch Spiele."

Forbidden Planet? doh, weshalb bin ich da nicht eher drauf gekommen, da war ich doch sogar schonmal. Zurück über die Halfpenny Bridge ging's, dann ein paar Meter links den Liffey entlang und schon stand ich im Forbidden Planet. Die Spur erlief sich da aber im Sand, wie man so schön sagt, denn der freundliche Mensch dort konnte mir nicht weiterhelfen: "Vielleicht im games workshop, in der Straße gegenüber..."

So weit, so schlecht - moment, hab ich nicht mal irgendwo gelesen, dass Temple Bar ein "alternativer Stadtteil" sein soll? Für "alternativ" taucht das ziemlich prominent im Reiseführer auf, und die Preise sind auch nicht gerade günstig. Naja, mal schauen, irgendwo muss das ja herkommen...

 

...und tatsächlich: Hinter einem Head Shop (nein, entgegen der Bezeichnung kann man dort keine Köpfe kaufen. Es wurde ziemlich viel Schrank- oder Dachbodengärtnereibedarf beworben...) fand ich einen Comicladen der, ganz simpel, mit einem an die Wand gesprühten "Comics 2000" auf sich aufmerksam zu machen suchte.

Der Mensch hinter dem Tresen war, nachdem ich seine Aufmerksamkeit von dem Flugzeugmodell welches er gerade bemalte auf mich lenken konnte, beinahe zuvorkommend: "Da müssen wir doch gleich mal eine Überzeugungsprobe würfeln. Das kann man ja nicht machen, eine Frage einfach so zu beantworten. Ich hoffe, du hast Würfel dabei?" Ja, die hatte ich doch tatsächlich dabei - die Probe schien aber nicht zu seiner Zufriedenheit auszufallen, daher erklärte er mir folgendes (man beachte dabei, dass das auf dem irischen Lande eine durchaus denkbare Wegbeschreibung wäre wenn man die Treppen durch Hügel ersetzt und ein paar "in der Kurve geht's schräg in der gleichen Richtung ab" und "nach 1 1/2 Meilen 50m links den Hügel runter" einfügt): "Wenn du aus dem Laden gehst biegst du links ab, gehst die Straße runter und links neben Dunnes Stores ist eine kleine Gasse, da gehst du durch. Am Ende der Gasse ist ein kleiner Hinterhof, du nimmst den zweiten Ausgang auf der rechten Seite und du gehst einfach durch die dritte Tür links, gehst die Treppe hoch, auf der anderen Seite des Korridors wieder runter und dann über die Gasse die schräg in den Hinterhof einbiegt." Alles klar soweit? Gut, ich hatte nämlich keinen Stift und keinen Zettel dabei - um's aufgemalt zu bekommen hätte meine Probe wohl anders ausfallen müssen...

"Da gehst du durch, dann rechts und an der Kreuzung geradeaus. Nach ein paar hundert Metern kommt ein McDonalds, gegenüber davon ist 'n Comic- und Spielehändler, vielleicht kann der dir weiterhelfen. Viel Glück, und pass auf wenn du über die Straße gehst - bei deinem Würfelglück überlebst du hier nicht lange..."

Schon klar, auf der Straße muss ich also anhalten und die Autofahrer zu einem Würfelduell herausfordern bevor ich weitergehen darf? Oder muss ich beim Straße kreuzen würfeln während der Autofahrer seinen Wurf macht?

 

Die Wegbeschreibung war zwar, für eine Stadt, ziemlich kompliziert (oder hatte ich Glück und hab den kürzesten Weg bekommen?), aber korrekt - ich nahm mir die Freiheit im nächsten Supermarkt entlang des Weges ein Mittagessen zu besorgen...

 

...und auch der dortige Ladenhüter war kein Mensch der direkten Sorte: "Munchkin? jo, davon hab ich vor ein paar Wochen mal ein paar gehabt, aber das war was ganz Neues und ich hab die meinen Stammkunden angedreht, wenn die mir Feedback gegeben haben order ich vielleicht noch 'nen Satz. Aber lass uns mal gucken gehen was wir so finden, vielleicht ist ja trotzdem was für dich dabei..."

Er nahm mich dann mit zum Spieleregal, wir gingen alle Boxen durch ("manchmal fallen welche hinten runter"), aber nichts zu machen - es war kein Munchkin zu finden. "Vielleicht hab ich noch was im Lager, lass uns mal gucken gehen" - sprach's, ließ den Laden Laden sein und nahm mich mit in sein Spielelager. Wir waren gerade dazu gekommen uns darauf zu einigen, dass er einfach noch ein paar bestellt und ich in 'nem Monat wiederkomme, da sah ich (hinter einem Stapel Zombie!-Kästen quer liegend) einen Super Munchkin durch die Gegend fliegen - gerne war der Mensch vom Laden bereit es mit nach vorne zu nehmen, "aber ich habe hier eine einfach Regel: Wir würfeln jetzt aus wieviel ich vom Einkaufspreis abweiche und dann würfelst du wieviel Prozent du's günstiger bekommst."

 

Am Ende hatte ich 17 für's Busticket nach Dublin, 4für die Mahlzeit und 25 für's Supermunchkin ("weil's sich dann besser verkäuft mach ich 24,99 draus) ausgegeben. Wenigstens haben meine Mitmunchkins sich nach der Geschichte an den Anschaffungskosten beteiligt, ganz ohne Würfelei... ;)

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