Jump to content

Schizophrenie


grannus
 Share

Recommended Posts

Da ich derzeit vor dem Rechner sitze und einige Themen zusammenfasse, dachte ich mir, dass es euch evtl. auch interessieren würde. Das Thema Schizophrenie wird im Dementophobia mit Sicherheit (erschöpfend?) behandelt- keine Ahnung, da ich es nicht besitze.  Demnach, als kurze Zusammenfassung, ganz interessant. Ganz besonders das Fallbeispiel (natürlich anonym).

 

Schizophrenie

 

Definition:

Schizophrenien sind schwerwiegende psychische Erkrankungen; sie sind durch psychopathologisch beschreibbare Auffälligkeiten des Denkens, der Wahrnehmung und der Affektivität gekennzeichnet und können in unterschiedlichen syndromatischen Erscheinungsformen auftreten. Im akuten Schub bestehen meist eine erheblich verzerrte Realitätswahrnehmung und –bewertung. Schizophrene Psychosen betreffen die gesamte Persönlichkeit. Ursache und Entstehung sind bisher im Einzelnen ungeklärt- aber dazu später noch mehr.

 

Epidemiologie:

-Jahresinzidenz 0,03-0,06% der Bevölkerung.

-häufigstes Auftreten zwischen dem 20. Und 40. Lebensjahr, Häufigkeitsgipfel bei Männern: 15.-24. Lebensjahr, bei Frauen: 25.-34: Lebensjahr (Auftreten im Kindesalter bei ca. 2% der Fälle, Auftreten nach dem 40. Lebensjahr bei ca. 20% der Fälle als sog. „Spätschizophrenie“).

-Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer, sie erkranken durchschnittlich später als Männer.

-Häufigkeit schizophrener Psychosen in den Familien von schizophrenen Erkrankten: Eltern 5-10%, Geschwister 8-15%, Kinder 10-15% (bei schizophrenen Partner 50%), Enkel 2-5%.

-Transkulturell: vergleichbare Häufigkeit in allen Teilen der Welt.

 

Grundsymptome (Synonym: Minussymptome) der Schizophrenie sind grundlegend und charakteristisch für Erleben und Verlauf der Erkrankung, im Vergleich zu akzessorischen Symptomen (Synonym: Plussymptome), die passager (nur vorübergehend auftretend) und komplizierend auftreten. Die Beschreibung der Grundsymptome dient der Charakterisierung des wesentlich psychologisch Veränderten beim schizophren Erkrankten.

-Formale Denkstörung: Störung der Assoziation, Zerfahrenheit (scheinbar zusammenhangloses, alogisches Denken), Begriffszerfall, Kontamination, Begriffsverschiebung, Sperrung des Denkens oder Gedankenabreißen.

-Störungen der Affektivität: inadäquate Affektivität , Instabilität der Stimmungslage, mangelnder Kontakt, affektive Steifigkeit, Verlust der emotionalen Schwingungsfähigkeit, Ratlosigkeit, depressive Verstimmung, aber auch ekstatische Stimmung mit Glücksgefühl und Entrücktheit.

-Ich-Störungen: Desintegration von Denken, Fühlen, Wollen, Handeln. Autismus, Verlust der Meinhaftigkeit, häufig verbunden mit dem Erleben des von außen Gemachten und der Beeinflussung von Fühlen, Wollen, Denken.

 

Akkzessorische Symptome:

-Wahn (Verfolgung, Beeinträchtigung, Kontrolle, Vergiftung, aber auch Berufung und Größe)

-Halluzinationen (Stimmen)

-katatone Symptome (Störungen der Motorik und des Antriebs)

 

Unterformen der schizophrenen Psychose:

-Hebephrenie (typisch ist der Beginn in der Adoleszenz bzw. im frühen Erwachsenenalter mit Leistungsknick. Oft in den Vorstadien in inadäquater Weise Beschäftigung mit Bereichen wie Religion, Philosophie, Esoterik, Parapsychologie.)

-Paranoid-halluzinatorische Schizophrenie (Beginn eher später, Erkrankungsgipfel im 4. Lebensjahrzehnt; Persönlichkeit bleibt bei spätem Beginn überwiegend intakt; häufigste Form der Schizophrenie, oft schizoide, sensitive Persönlichkeiten.)

-Katatone Formen (Beginn häufiger im jüngeren Erwachsenenalter; oft plötzliche Manifestation der Erkrankung; prognostisch eher günstig.)

 

Fallbeispiel:

Ein 32jähriger Mann entwickelte etwa 6 Wochen vor der Aufnahme in die Klinik Schlaflosigkeit und zunehmende Unruhe. Kurz zuvor war die Firma, in der er 14 Jahre lang als Schweißer gearbeitet hatte, in Konkurs gegangen, und er war arbeitslos geworden. Weitere Symptome kamen hinzu: Das Gefühl, von anderen Menschen „komisch“ angesehen zu werden, die Überzeugung, man spreche z.B. im Bus oder auch auf der Straße über ihn bis hin zu Wahrnehmungen, dass Radio- und Fernsehsendungen Botschaften an ihn enthielten, deren genaue inhaltliche Bedeutung er nicht erfassen konnte. Schließlich verbarrikadierte er seine Wohnungstür aus Angst vor Verfolgern, die er auch sprechen härte („den greifen wir uns jetzt, den machen wir fertig!“) und die ihn von der gegenüberliegenden Wohnung aus beobachten, abhören und bestrahlen würden. Zuletzt verweigerte der Patient das Essen von seiner Ehefrau, die er verdächtigte, ihn vergiften zu wollen, weil sie mit den Verfolgern unter einer Decke stecke. Ein Erregungszustand bei Eintreffen der Polizei, die er selbst um Hilfe gebeten hatte, führte dann zu seiner Einweisung. Zur Vorgeschichte ist erwähnenswert, dass der Großvater mütterlicherseits in einem psychotischen (vermutlich schizophrenen) Schub Selbstmord begangen hatte. Der Patient hatte vor allem während der Pubertät, in der er sich als zu dick und wenig männlich empfand, deutlich sensitiv-paranoide Beziehungsideen und hatte auch danach eine Neigung zu sensitiven Erleben und Verhalten beibehalten.

 

Befunde: Bei der Aufnahme erschien der Patient ängstlich erregt, offensichtlich unter dem Einfluss akustischer Halluzinationen stehend. Im Untersuchungszimmer antwortete er laut den Stimmen und wähnte, wir wüssten ja ohnehin alles über ihn, weil wir – wie andere Menschen auch – seine Gedanken lesen könnten.

 

Diagnose: Paranoid-halluzinatorische Schizophrenie

 

Therapie und Verlauf: Die Einbeziehung in den akuten Verfolgungswahn des Patienten gestaltete die Arzt-Patienten-Beziehung in den ersten Tagen äußerst schwierig, bis die neuroleptische Behandlung deutliche Wirkungen zeigte. Kontinuierliche, zunächst teilstationäre, dann ambulante Weiterbehandlung mit zunehmendem Verständnis der Erkrankung, soziale Wiedereingliederung.

  • Like 2
Link to comment
Share on other sites

In der Behandlung und Therapie sind auf lange Sicht ja insbesondere die Minussymptome eine Herausforderung.

 

Im Cthulhu-Spiel sind es dagegen sicherlich die Plussymtome, die sich im Rollenspiel gut darstellen bzw. einbauen lassen. Auch wenn akustische Hallunzinationen sicherlich am häufigsten vorkommen (darunter wiederum am häufigsten Stimmen, die u.a. befehlend, kommentierend, vertraut, verhönend oder belustigend sein können), so können Halluzinationen in allen Sinnesmodalitäten auftreten (optisch, olfaktorisch, taktil).

 

Es gibt ja auch schon ein paar Abenteuer, wo das Thema schön umgesetzt wurde - aber die hier aufzuzählen würde sicher spoilern...

Link to comment
Share on other sites

Ich würde es so sagen: akut, im Abenteuer sind die Plussymptome wesentlich stärker und akuter. Dagegen sind in einer längerfristigen Kampagne die Minussymptome besser unterzubringen und darzustellen als eben in der Kürze.

Link to comment
Share on other sites

 Share

×
×
  • Create New...