Der Läuterer Posted March 5, 2014 Report Share Posted March 5, 2014 - - - Matildes Krankenakte - - - Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted March 5, 2014 Author Report Share Posted March 5, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -Aufnahme des Patient: 07-01-26 - - - - - - - - - -Sinnssyk Klinikum - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -Lillehammer / Norge - - - - - - - - - - - - - - - - - -- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Patient VM/02-25/w zeigt bei der Aufnahmestarke Anzeichen einer Jactatio corporis imZustand der Vigilanz.Im Zustand der Somnolenz bzw. des Soportritt dieses Verhalten nicht auf.Dies auffällige Schaukelverhalten, bestimmtdurch monotones, rhythmisches auf und abWippen mit dem Oberkörper, hält überlange Zeiträume der Wachphase an, ohnedass sie dabei ansprechbar wäre. Eine derartig krankhafte Unruhe tritt, nachJung, insbesondere bei Fiebernden, beiMenschen im Delirium oder vereinsamten Menschen auf. - - - - - - - - - - - - - - - - 01 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited June 9, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted March 5, 2014 Author Report Share Posted March 5, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 01 - - Sie beruhigt / stimuliert sich durch diesemonotonen, stereotype Bewegungen undversetzt sich durch dieses nicht-funktionelleSchaukeln in eine Art von Trance. Mitunter verfällt sie zwischendurch in eineKauerstellung.Dabei sitzt sie mit, bis an die Brust, herangezogenen Beinen da, welche sie mit denArmen fest umschliesst.Dabei legt sie ihr Kinn oder die Wange aufdie fest zusammengepressten Knie. VM/02-25/w verweigert bislang jeglicheNahrungsaufnahme.Die Aufnahme von Flüssigkeit gestaltetsich ebenfalls überaus schwierig. - - - - - - - - - - - - - - - - 02 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited June 9, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 30, 2014 Author Report Share Posted May 30, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 09 - - Dr. Warner diagnostiziert bei PatientVM/02-25/w eine überaus schwere aggressiveSchizophrenie, bedingt durch hormonelleFaktoren. Aber auch Ich-Entwicklungsdefizite können einFaktor sein, die zu einer Vulnerabilität geführthaben können. Dr. Warner verweist bei seiner Methodik auffolgende Forschungen und Untersuchungen:Dr. E. Kretschmer's Werk von 1921;'Körperbau & Charakter Untersuchungen zumKonstitutionsproblem und zur Lehre von denTemperamenten'.Dr. E. Kraepelin's Werk von 1892;'Über die Beeinflussung einfacher psychischerVorgänge durch einige Arzneimittel'. - - - - - - - - - - - - - - - - 10 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 30, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 30, 2014 Author Report Share Posted May 30, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 10 - - Diagnostik:Diese Krankheitsform der 'Ovarielle Imbalance'bezeichnet Dr. Warner als 'Hypoöstrogenismus',wie sie z.B. bei einer unfruchtbaren Hündinauftritt. Erweiterte Diagnostik:Auslösend für die Autoaggression könne einesekundäre 'Pyodermie' sein. Sexuell bedingt,und sichtbar an den zahlreichen Verletzungenan den Schenkelinnenseiten. Untersuchungen belegen, dass schizophreneFrauen häufig Zeichen einer Unterfunktion derKeimdrüsen aufweisen. Bei schizophrenen Frauen wurden bereitsunregelmässige Zyklen und im Vergleich zugesunden Frauen auch eine Minderung derGehirndurchblutung festgestellt. - - - - - - - - - - - - - - - - 11 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 30, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 30, 2014 Author Report Share Posted May 30, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 11 - - Bei Frauen mit Schizophrenie variiert dieSymptomschwere negativ mit demÖstrogenspiegel während des Zyklus. In Phasen mit hohem Östrogenspiegel wie derSchwangerschaft ist das Risiko einer schwerenSchizophrenie reduziert. In Phasen verringerterÖstrogenproduktion, wie z.B. nach der Geburteines Kindes, ist diese stark erhöht, sieheFehlgeburt. Mehrmalige Laboruntersuchungen sowie vierausgedehnte Studien während der Monats-zyklen Juni 26, Juli 26 und Sept. 26, Okt. 26hinweg.Isolation des Subjekts im Zeitraum i.Z.m. hohenDosen der Studienmedikation.Eine gynäkologisch-endokrinologische Untersu-chung i.Z.m. einer Langzeit-neuroleptischen-Monotherapie über einen Monatszyklus hinweg. - - - - - - - - - - - - - - - - 12 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 30, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 30, 2014 Author Report Share Posted May 30, 2014 - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 12 - - Die Therapie erfolgt unter Einsatz folgenderMittel:HormonsubstitutionBeruhigungsmittelGanzkörpermassagenElektroschock-TherapieKälteschock-Therapie Therapie im Keller der Anstalt, Raum 003.Hierbei handelt es sich um eine Schall-isolierteGummizelle. Dr. Warner bestand auf einemisolierten und abgeschiedenen Raum, um dieBehandlung nicht zu gefährden. Unsachgemässe Behandlungen und Störungenkönnen, laut Dr. Warner, schwere Folgen habenund sogar zum Tod des Patienten führen. Dr. Warner liess eine Hängematte installieren,um Patient VM/02-25/w ruhig zu lagern. - - - - - - - - - - - - - - - - 13 - - - - - - - - - - - - - - - - Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 30, 2014 Author Report Share Posted May 30, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 13 - - Des weiteren liess Dr. Warner an beiden Seitender Wände zwei Wandhaken installieren, umPatient VM/02-25/w fixieren zu können undsomit jegliche Autoaggression zu unterbinden. Nach Beendigung der Langzeit-Therapie tratkeine merkbare Exacerbation auf.Die zu erwartende Remission trat nur temporärein. Ein dauerhaftes Nachlassen aufgetretenerKrankheitssymptomen phys. bzw. psy. Naturtrat jedoch überhaupt nicht ein. Therapie S. 10-14gez. Dr. D. Warnergez. Dr. G. Nordgren- - - - - - - - - - - - - - - - 14 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 30, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 30, 2014 Author Report Share Posted May 30, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 07 - - Gewaltsamer Übergriff:Patient VM/02-25/w griff am 28. Feb. 1926 denPfleger Sigurvinsson an; verletzte ihn schwer. Ich brachte der Contessa, wie üblich, um 19.00das Abendessen. Als ich den Raum betrat, lagdie Contessa auf dem Bett. Ihr Gesicht hattesie in den Kissen vergraben. Ich nahm an, dassdie Contessa schlafen würde. Ich stellte dasTablett ab und wollte mich wieder entfernen, alsdie Contessa aufsprang.Sie zerschlug die Fensterscheibe des Zimmersund als ich ihr zu Hilfe kommen wollte, um dieBlutung ihrer Hand zu stoppen, griff sich dieContessa eine lange Scherbe und stach aufmich ein. Dabei verletzte sie mich am Hals.Zu dem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dassdie Contessa sich die rechte Hand mit Streifendes Bettlakens bandagiert hatte. Zwei anderePfleger eilten mir zu Hilfe und konnten dieContessa bändigen.- - - - - - - - - - - - - - - - 08 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 30, 2014 by Der Läuterer 1 Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 31, 2014 Author Report Share Posted May 31, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 03 - - Patient VM/02-25/w spricht immer wieder voneinem Mord, den das Subjekt begangen zuhaben glaubt. Dieser Mord ist aber selbst inihren Gedanken niemals wirklich geschehen.Denn sie wiederholt ständig...'Stirb nicht.' oder 'Du darfst nicht sterben!','Ich werde Dich retten.' und 'Alles wird gut.' Es gibt auch immer wiederkehrende Motive inden Monologen.Derartige Motive sind an starke, emotionaleErlebnisse gekoppelt. Entweder tief verwurzelt, z.B. Kindheit / Familieoder aufwühlende Ereignisse der jüngstenVergangenheit. Blut und Rosen = rote Rosen = Hochzeit?!Hans, seltener Hartmut = der Ehemann?!Monster und Witiko = Urangst vor dem Tod?!Dem Unbekannten?! Vor der Lawine?! - - - - - - - - - - - - - - - - 04 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 31, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 31, 2014 Author Report Share Posted May 31, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 04 - - Es sind die starken Emotionen, die das Subjekttreiben und abschrecken.Finsteres, Unheimliches lässt sie vor Entsetzenerstarren - und zieht sie trotzdem in seinenBann.Und gerade das, dieses Etwas, das sich nichtganz fassen lässt, bleibt unfassbar in ihr. Hintergrund von Patient VM/02-25/w.Das Subjekt entstammt der oberen Schicht derGesellschaft. Die Alpträume sind die Kehrseitedes schönen Scheins.Der Einbruch des Entsetzens, die Konfrontationmit der brutalen Realität, ist nicht denkbar ohnedas Bild einer heilen Welt. Das Dunkle, das inden Keller verbannt wurde, kriecht zurück insLicht. Und ständig produziert das Gehirn neueMonster. Das Zugunglück mit den vielen Totenund Verletzten hat zu einer Verstörung undErschütterung des Selbst geführt. - - - - - - - - - - - - - - - - 05 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 31, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 31, 2014 Author Report Share Posted May 31, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 05 - - Bei Patient VM/02-25/w treten Ängste undbizarre Phantasien auf, welche die Realität erstzu ihren Exzessen stimulieren und die wahrenMonster dadurch im Subjekt selbst erschaffen,weil sie im Unterbewusstsein stets präsent sind. Vor allem die Angst des Kindes, verlassen zuwerden und damit schutzlos allen Gefahrenausgeliefert zu sein, tritt immer wieder hervor.Die Angst ist das Freudschen Es oder wie mandie Abkapselung immer wieder nennen mag. Dr. Nordgren vertritt die Meinung, dass es sichum traumatische Erfahrungen aufgrund desLawinenunglücks von Lom handelt und sichdiese Erfahrungen tief in das Gedächtnis desSubjekts eingebrannt haben.Eine solche Erfahrung ist so schmerzlich, dasssie auf das Wesen des Menschen Einfluss hat. In dem Gebiet gibt es keine hohen Berge.- - - - - - - - - - - - - - - - 06 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 31, 2014 by Der Läuterer Link to comment Share on other sites More sharing options...
Der Läuterer Posted May 31, 2014 Author Report Share Posted May 31, 2014 (edited) - - Akte VM/02-25/w - - - - - - - - - - - - - - - 06 - - Im Ruhezustand 'wartet' Patient VM/02-25/wauf einen Handlungsimpuls von Aussen. Besondere Ausprägung haben die Ängste: Abwehr- und Fluchtreflexe*Fixierung am Bett / Zwangsjacke Angst vor dahinkriechenden Tieren*Isolation von anderen Patienten Angst vor Dunkelheit*dauerhafter Betrieb der Deckenbeleuchtung Schreckreaktion bei unbekanntem Lärm*Vergabe von Beruhigungsmitteln Beobachtung + Massnahmen S. 4-7gez. Dr. I. Haverkamp- - - - - - - - - - - - - - - - 07 - - - - - - - - - - - - - - - - Edited May 31, 2014 by Der Läuterer 1 Link to comment Share on other sites More sharing options...
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