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Spielmechaniken – Worker Placement


nadine.wohlfart
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Wir stellen euch einige der gängigsten Spielmechaniken genauer vor. Den Anfang macht „Worker Placement“ ...

 

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Set Collection, Tile Placement bzw. Legespiel, Hand Management, Drafting, Area Majority, Push your luck usw. – den Brettspielneulingen unter euch mögen diese Begriffe noch gänzlich neu sein, aber lasst euch gesagt sein, spätestens bei der ersten etwas ausführlicheren Recherche zu einem Spiel werdet ihr auf Begriffe wie diese stoßen! Denn allen, die schon etwas länger den Brettspielen verfallen sind, bieten diese eine wunderbare Orientierung auf dem schier unüberblickbaren Brettspielmarkt. Die Rede ist von Spielmechaniken. Insgesamt 182 Spielmechaniken kennt BoardGameGeek und während sich vermutlich jeder unter Memory etwas vorstellen kann, wird es bei Push your luck schon schwieriger und ganz ehrlich, selbst eingefleischte Brettspielfans können sich nicht unbedingt etwas unter Delayed Purchase vorstellen, obwohl sicherlich die allermeisten von euch Spiele dieser Kategorie kennen: Dominion, Aeon´s End – um nur zwei zu nennen. Oftmals verbergen sich hinter vermeintlich schwierigen Begrifflichkeiten ganz einfache Mechaniken. In diesem Fall: Gekaufte Karten bzw. Gegenstände kommen nicht sofort ins Spiel, sondern erst später im Spielverlauf. Damit solche Kategorien für euch, egal ob Brettspieleinsteiger oder -profi, in Zukunft keine grauen, unbelebten Begrifflichkeiten mehr sind, stellen wir euch in hier auf unserem Blog in Zukunft einige der wichtigsten Mechaniken vor. Den Anfang machen wir heute mit… Worker Placement!

 

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die allermeisten von euch schon mal ein Worker Placement-Spiel gespielt haben, denn es ist eine der häufigsten Spielmechaniken. BoardGameGeek kennt immerhin knapp 2.700 Spiele dieser Kategorie. Das heißt aber nicht, dass alle gleich funktionieren. Im Gegenteil – Worker Placement ist eine Mechanik, die sich wunderbar mit anderen Mechanismen kombinieren lässt. Aber alles der Reihe nach. Worker Placement, zu Deutsch Arbeiterplatzierung, werden Spiele genannt, bei denen ihr eine begrenzte Anzahl an Aktionen pro Zug habt, die über Arbeiter angezeigt werden. Im Prinzip ist das auch schon alles, was sich allgemeingütig für alle Spiele dieser Kategorie sagen lässt. Aber Worker Placement ist noch so viel mehr! Es ist eine Mechanik, die sich vielseitig variieren lässt und sich so für die unterschiedlichsten Themen und Spielarten eignet. Ein großer Unterschied bei Worker Placement-Spielen ist z.B., dass euch bei einigen Titeln bereits zu Spielbeginn alle Arbeiter zur Verfügung stehen, während ihr bei anderen Spielen nur eine kleine Anzahl an Startarbeitern habt und im Spielverlauf weitere dazugewinnen könnt.

 

Bei dem Expertenspiel Prêt-à-Porter unseres Partnerverlags Portal Games, den wir euch auf dem Blog auch schon vorgestellt haben (ihr kennt den Beitrag noch nicht? Dann schnell hier entlang!), habt ihr beispielsweise von Anfang bis Ende immer drei Arbeiter. Diese könnt ihr alle in jeder der zwölf Runden nutzen, um euer Modeunternehmen auszubauen indem ihr Verträge mit Dienstleistern abschließt, neue Mitarbeiter einstellt, exklusive Stoffe und neue Designs erwerbt, Kredite aufnehmt oder letzte Vorbereitungen vor der Modenschau trefft. Doch hinter jeder dieser Aktionen verbergen sich weitere Herausforderungen und auch neue Mechanismen. So könnt ihr bei den Modenschauen bei Prêt-à-Porter z.B. immer nur eine Kollektion eines bestimmten Stils präsentieren. Daher müsst ihr vorher die richtigen Designkarten einer Farbe kaufen. Das nennt man auf Brettspielerisch übrigens Set Collection, also Sets sammeln. Aber das könnte ein anderer Beitrag sein…

 

Aber zurück zu Worker Placement. Wie bereits erwähnt gibt es neben Spielen, bei denen ihr von Anfang an eine feste Anzahl an Arbeitern habt, auch Titel, bei denen ihr im Laufe des Spiels neue Arbeiter anheuert bzw. dazubekommt. So zum Beispiel bei Cooper Island und Everdell. Bei dem Expertenspiel Cooper Island von unserem Partnerverlag Frosted Games (auch diesen Partner haben wir euch schon vorgestellt. Zum Beitrag geht´s hier entlang!) müsst ihr euch die zusätzlichen Arbeiter und Vorarbeiter verdienen, indem ihr Meilensteine erreicht, durch die ihr neue Arbeiter anheuern könnt. Diese könnt ihr dann wiederum für verschiedenste Aktionen im Inselzentrum einsetzen, die es euch dann erlauben, Landschaftsplättchen zu nehmen und/oder auf eurer Halbinsel anzulegen, um Ressourcen zu erhalten, oder Ressourcen auszugeben, um Steuerradpunkte und andere Vorteile zu erhalten. Bei Everdell, das im Frühjahr bei uns erscheinen wird, erhaltet ihr dagegen automatisch neue Arbeiter, sobald ihr die Jahreszeit wechselt. Das passiert in jedem Spiel drei Mal, aber zu unterschiedlichen Zeitpunkten, denn ein Kniff bei Everdell ist es, einen klugen Zeitpunkt auszusuchen, um eure kleine Stadt in die nächste Jahreszeit zu führen. Eure Arbeiter werden hier, passend zum Spielthema – ihr baut im beschaulichen Tal von Everdell eine neue Stadt mit tierischen Bewohnern auf – als niedliche Holzfiguren dargestellt. Im Grundspiel verkörpert ihr Igel, Mäuse, Eichhörnchen oder Schildkröten. In der Pearlbrook-Erweiterung kommen noch Otter dazu. Auch bei diesem Spiel nutzt ihr eure Arbeiter dann, um Aktionen im Schatten des Immerbaums auszuführen und so eure eigene Stadt aufzubauen.

 

Ein anderes, besonderes Beispiel für ein Worker Placement-Spiel, bei dem ihr im Laufe des Spiels neue Arbeiter hinzubekommt ist Roll for the Galaxy. Euer Ziel ist es hier, eine die Galaxis umspannende Zivilisation aufzubauen. Doch dazu braucht ihr, ihr erratet es sicher, Arbeiter! Und diese werden bei Roll for the Galaxy nicht durch die ansonsten für Worker Placement Spiele sehr üblichen Holzmeeple (Meeple nennt man bei Brettspielen übrigens die Spielfiguren) verkörpert, sondern durch Würfel. Alleine durch die Tatsache, dass für zwei bis fünf Spieler insgesamt 111 Würfel im Spiel enthalten sind, ist es naheliegend, dass diese zu Spielbeginn nicht einfach alle als Startarbeiter verteilt werden. Im Gegenteil, ihr beginnt das Spiel mit nur einer Handvoll Würfeln, wovon die meisten relativ schwache Heimatwürfel sind. Doch in jeder Runde könnt ihr eure Arbeiter mit etwas Taktieren und Vorausplanen so einsetzen, dass sie neue Technologien entwickeln und neue Welten besiedeln, die euch wiederum neue Arbeiter bescheren. Das alleine reicht natürlich nicht, um das Spiel zu gewinnen, denn ihr müsst auch wertvolle Güter produzieren und handeln oder verbrauchen, aber je nach gebauter Welt erhaltet ihr wertvollere Würfel, die euch dabei helfen. Wenn ihr mehr über ferne Galaxien und die Würfel in Roll for the Galaxy erfahren wollt, dann schaut euch unser Erklärvideo dazu an.

 

Während für viele Worker Placement-Spiele grundsätzlich das Konzept „je mehr Arbeiter desto besser“ gilt, gibt es auch Beispiele, bei denen das anders ist. So gibt es auch Spiele, bei denen ihr neue Arbeiter dazugewinnen könnt, diese dann aber auch ernähren müsst. Könnt ihr das nicht, folgt in aller Regel eine eher suboptimale Konsequenz. Deswegen müsst ihr immer gut kalkulieren, ob sich zusätzliche Arbeiter lohnen oder ob die euch gegebenenfalls mehr schaden als nützen. Genau so ist es bei dem oben bereits erwähnen Cooper Island. Könnt ihr eure Arbeiter am Ende einer Runde nicht ernähren, erhaltet ihr Ankerplättchen. Diese hindern eure Schiffe daran, sich weiterzubewegen und geben außerdem noch Minuspunkte am Spielende. Ihr könnt Ankerplättchen im weiteren Spielverlauf wieder loswerden, doch das kostet euch wertvolle Steuerradpunkte, die ihr zunächst an anderer Stelle erwirtschaften müsst und die am Ende über Sieg und Niederlage entscheiden.

 

Nicht ganz so dramatisch geht es bei Pharaon zu, einem weiteren Titel unseres Partnerverlags Frosted Games. Auch wenn ihr eure „Arbeiter“ hier nicht ernähren müsst, müsst ihr trotzdem entscheiden, ob ihr weitere „Arbeiter“ in dieser Runde einsetzen wollt oder es möglicherweise nützlicher ist, die Runde zu beenden. Ihr seht schon, dass wir „Arbeiter“ bei Pharaon in Anführungszeichen setzen, bedeutet wieder eine Sonderform von Worker Placement. Bei diesem Kennerspiel habt ihr nämlich gar keine bestimmte Anzahl an „klassischen“ Arbeitern in Form von irgendwelchen Markern. Stattdessen müsst ihr Ressourcen auf dem Rad der Zeit einsetzen, um Aktionen ausführen zu dürfen durch die ihr teilweise wieder neue Ressourcen erhaltet, die ihr gegebenenfalls wiederum einsetzen könnt. Doch natürlich sind die Ressourcen knapp und tendenziell müsst ihr immer mehr bezahlen als ihr rausbekommt. Und bei manchen Aktionen erhaltet ihr andere Vorteile oder Fortschritte, die euch am Ende des Spiels den Sieg bringen könnten. Das Besondere bei Pharaon ist außerdem, dass ihr jederzeit in eurem Zug passen könnt, auch wenn ihr theoretisch noch Aktionen ausführen könntet. Seid ihr der erste Spieler, der in dieser Runde passt, dürft ihr euch nicht nur zuerst euren Bonus für die nächste Runde aussuchen, sondern ihr erhaltet auch Boni für jede weitere Aktion, die eure Mitspieler ausführen. „Soweit so gut, dann lohnt es sich ja, jede Runde früh zu passen“ denkt ihr jetzt vielleicht. Nicht ganz, denn insgesamt spielt ihr nur über fünf Runden. Es will also gut durchdacht sein, wann ihr passt. Wenn ihr jetzt Lust habt, Pharaon selbst mal auszuprobieren, dann schaut mal in unserer digitalen Spieleausleihe vorbei, dort könnt ihr Pharaon und viele weitere Titel kostenlos digital ausprobieren.

 

Ganz besondere Arbeiter habt ihr auch bei unserem kooperativen Echtzeitspiel Kitchen Rush. Das Worker Placement-Grundprinzip bleibt erhalten, denn ihr setzt eure beiden Arbeiter ein, um Aktionen auszuführen. Aber darüber hinaus ist Kitchen Rush alles andere als klassisch: Eure Arbeiter sind Sanduhren, die für eine Aktion immer so lange brauchen, bis der Sand vollständig durchgelaufen ist und außerdem spielt ihr alle gleichzeitig. Das heißt, es gibt keine festen Runden in denen ihr eure Arbeiter nacheinander einsetzt, sondern ihr habt pro Szenario eine feste Spielzeit, in der ihr bestimmte Ziele erreichen müsst, zum Beispiel eine bestimmte Anzahl an Gästen bedienen oder einen bestimmten Geldbetrag erwirtschaften. Dazu setzt ihr eure Arbeiter ein, um Gäste zu empfangen, ihre Bestellungen aufzunehmen, Zutaten aus der Vorratskammer zu nehmen, zu spülen, einzukaufen, zu kochen und vieles mehr! Doch wie im echten Leben dauern bestimmte Tätigkeiten eine gewisse Zeit. Und die wird bei Kitchen Rush durch den rinnenden Sand in den Sanduhren dargestellt. Solange der Sand nicht vollständig durchgelaufen ist, ist der Arbeiter an diese bestimmte Aktion gebunden. Erst danach darf er umgestellt und an anderer Stelle eingesetzt werden.

 

Schließlich gibt es neben den Worker Placement-Spielen auch noch sogenannte Worker Movement-Spiele. Während ihr eure Arbeiter bei den bisher genannten Spielen immer wieder zurücknehmt und in der Regel neu einsetzt (Pharaon bildet hier eine Ausnahme, denn natürlich müsst ihr die Ressourcen nach dem Einsetzen abgeben und setzt streng genommen immer andere „Arbeiter“ ein), bleiben eure Arbeiter bei Worker Movement-Spielen immer auf dem Spielplan und bewegen sich nach bestimmten Vorgaben darüber. Eines der bekanntesten Worker Movement-Spiele ist zum Beispiel Istanbul, das 2014 zum Kennerspiel des Jahres gewählt wurde. Eure Arbeiter werden hier durch einen Kaufmann und seine Gehilfen verkörpert, die sich durch das Istanbuler Basarviertel bewegen, um Waren zu erwerben, diese gewinnbringend wieder zu verkaufen, Vorteile und Boni frei zu spielen und schließlich Rubine zu erhalten. Vom Brunnen aus starten eure Figuren gemeinsam in das Spiel. Doch an jedem Ort, den der Kaufmann besucht, lässt er einen Gehilfen zurück, der dort für ihn die Geschäfte erledigt. Irgendwann sind alle Gehilfen verteilt und der Kaufmann hat nun nur die Möglichkeit, diese Orte erneut zu besuchen, um den jeweiligen Gehilfen am Ende des Zuges mitzunehmen oder zum Brunnen zurückzukehren und alle Gehilfen ebenfalls dorthin zu beordern. Doch das kostet einen wertvollen Zug, den eure Gegner möglicherweise viel effizienter nutzen können. Ihr müsst also den Weg eures Teams gut planen. Und da der Basar aus modularen Spielplanteilen besteht, befinden sich die Orte bei jedem Spiel an anderer Stelle. Übrigens könnt ihr auch bei Istanbul im Laufe des Spiels einen weiteren Gehilfen freispielen. Zu eurem Glück müsst ihr eure Arbeiter hier aber nicht jede Runde erneut ernähren.

 

Natürlich gibt es neben den hier vorgestellten Titeln noch viele, viele weitere Spiele (ihr erinnert euch: knapp 2.700 Spiele bei BoardGameGeek!), die Worker Placement-Mechaniken haben. Aber wie anfangs schon erwähnt, vereinen die meisten davon verschiedene Mechaniken. So z.B. auch Empires of the North, bei dem ihr eure Arbeiter zwar in jeder Runde für bestimmte Aktionen einsetzen könnt, aber bei dem ihr auch auf anderem Wege Aktionen ausführen könnt. Zum Abschluss möchten wir noch kurz einen Punkt aufgreifen, der immer wieder auftaucht: Immer wieder werden Worker Placement-Spiele in einem Atemzug mit Eurogames genannt. Auch wenn sich tatsächlich in sehr vielen Eurogames Worker Placement-Mechaniken finden, erwartet euch in der Welt der Worker Placement-Spiele noch so viel mehr! So haben zum Beispiel auch unsere beiden kooperativen Abenteuerspiele Adventure Island (mit leichter Einstiegshürde) und Robinson Crusoe (tiefgehendes, detailreiches Spiel für Spielerfahrene) Worker Placement-Mechanismen, die es sich definitiv lohnt zu entdecken! Solltet ihr euch an dieser Stelle fragen, was genau eigentlich Eurogames sind, das ist ein Thema für eine anderen Beitrag! An dieser Stelle wünschen wir euch erstmal viel Spaß beim Spielen – egal welches Spiel euer nächstes sein wird!

 

 

Ihr habt Fragen, Anmerkungen oder Anregungen? Oder ihr habt Vorschläge, welche Mechanik wir in Zukunft unbedingt mal näher erläutern sollten? Wir freuen uns auf eure Kommentare zum aktuellen Blogbeitrag oder eure E-Mail an blog@pegasus.de

 

 

 


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