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Unsere Spiele können noch mehr – LUtopia und Der Kartograph


nadine.wohlfart
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Wir stellen euch das besondere Kunst-/Stadtprojekt Projekt LUtopia vor, das u.a. unser Spiel Der Kartograph nutzt …

 

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Vor Kurzem hat uns bei Pegasus Spiele eine Mail des Projekts LUtopia erreicht für das unser zum Kennerspiel des Jahres nominierter Titel Der Kartograph sowie weitere Brettspiele „Modell gestanden haben“. (Ihr kennt Der Kartograph noch nicht? In unserem Interview mit Autor Jordy Adan erfahrt ihr alles über das zum 2020 zum Kennerspiel des Jahres nominierte Flip & Draw-Spiel).  Wir waren natürlich sofort ganz Ohr! Und begeistert davon, dass unsere Spiele nicht nur von euch zuhause – analog oder digital – gespielt werden, sondern auch in Bereichen zum Einsatz kommen, die auf den ersten Blick gar nichts mit Spielen zu tun haben. Daher möchten wir euch das Projekt LUTopia heute genauer vorstellen. Dazu haben wir Prof. Dr. Marc Reisner von der Hochschule der Medien und seinen Kollegen Christoph Deeg, den Projektleiter von LUtopia zum Interview eingeladen:

 

Zunächst einmal die grundlegende Frage: Was ist LUtopia?

 

„LUtopia ist ein Kunstprojekt im digitalen Raum. Wir wollen durch Anwendung von Spielmodellen neue Ideen für das Leben in der Stadt Ludwigshafen entwickeln. Genauer geht es um die Frage, wie das Leben in dieser sich verändernden Stadt in der Zukunft aussehen könnte. Es geht also nicht um die Planung von Gebäuden, sondern um die Frage, wie die Menschen diesen Lebensraum Stadt nutzen können.“

 

Wie kam es zu dem Projekt LUtopia und wer ist die Zielgruppe?

 

„LUtopia ist ein Projekt des Kulturbüros Ludwigshafen in Kooperation mit der Stadtbibliothek, der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft und dem äthiopisch-deutschen Transformationslabor SOSTLAB. Zielgruppe sind letztlich alle Einwohner*innen Ludwigshafens und alle Menschen, die sich mit neuen Methoden der Stadtentwicklung auseinandersetzen möchten. Ausgangspunkt war eine Idee aus einem anderen Projekt von Christoph Deeg, einem der Gründer von SOSTLAB und dem Kulturbüro. Inspiriert von Projekten wie Block by Block und Enter Africa entstand die Idee für ein langfristig angelegtes Projekt, welches mit einem großen Camp im analogen Raum beginnen sollte. Im Rahmen dieses Camps sollte in dem Videospiel Minecraft eine fiktive Zukunftsvision der Stadt Ludwigshafen entstehen. Zudem sollte ein local-based Game entwickelt werden, welches die Menschen zu den verschiedenen Orten der Veränderung in Ludwigshafen führt. Schließlich sollte es eine architektonische Installation entstehen, die den Karl-Kornmann-Platz in Ludwigshafen und das Foyer des Kulturzentrums ‚das Haus‘ transformierte. Begleitet werden sollte dieser Prozess durch eine Vielzahl an Workshops und weiteren Events. Pandemiebedingt haben wir daraus eine komplett digitale Version erschaffen, die alle beschriebenen Elemente enthielt. Auf Basis der Ergebnisse dieses Camps sind nun weitere Aktivitäten geplant.“

 

In dem Projekt geht es darum, wie sich die Stadt Ludwigshafen entwickeln könnte. Was hat das mit dem Spiel Der Kartograph zu tun?

 

„Wir haben den Landschaftsplan bei Der Kartograph als eine Übersetzung eines Raumes gesehen. Zudem hat Der Kartograph spannende Spielmechaniken, die eine Form der Entwicklung von Räumen darstellt. So ist das Spiel quasi ein Codierungssystem, welches wir auf die Stadt Ludwigshafen übertragen haben. Der Kartograph ist zudem analog und einfach zu lernen. Es ist trotzdem komplex genug, um die Idee einer Stadt darzustellen. Für uns war es sofort klar, dass wir damit arbeiten möchten. Es ist nebenbei bemerkt ein wirklich cooles Spiel.

 

Wie seid ihr auf das Spiel Der Kartograph aufmerksam geworden und was hat euch daran besonders gefallen?

 

„Wie gesagt, wir haben recherchiert und dabei auch geschaut, welche Spiele wir kennen. Marc Reisner unterrichtet (neben seiner Tätigkeit als Leiter des Gründungsbüros der HWG Ludwigshafen) Spieldesign an der HDM in Stuttgart und kennt daher den Markt sehr gut. Und: wir wollten etwas haben, das auch in anderen Kulturkreisen funktioniert, weil wir mit SOSTLAB diese starke Bindung an Afrika haben. Es ist eine klare Spielmechanik, die eine sehr gute Mischung aus Chance und Entscheidung bzw. Strategie darstellt. Es ist ein rundum funktionierendes Spiel und es ist zudem flexibel genug, um daraus weitere Modelle zu entwickeln.“

 

Wie genau habt ihr das Spiel für euer Projekt adaptiert? Wie sah der Ablauf aus?

 

„Wir haben zuerst das Spielfeld geändert. Als Vorlage dienten Darstellungen von Postleitzahlenbereichen der Stadt Ludwigshafen. Aus diesen hat Marc Reisner dann neue Spielfelder generiert. Dann haben wir basierend auf der Logik von Tetris Formen entwickelt. Dazu müssen wir etwas weiter ausholen: in dem Projekt haben wir wie in Minecraft eine fiktive Version von Ludwigshafen erschaffen. 10 Orte der Stadt wurden digital nachgebaut. Dann haben wir in Workshops diesen Orten fiktive Funktionen zugewiesen, die realen Funktionen von Orten entnommen wurden. So gab es den ‚Tempel der Erleuchtung‘ basierend auf den Funktionen Ruhe, Meditation, Heilung, Menschen beobachten, frieden machen, Optimismus und Weltwertschätzung. Für den Tempel der Erleuchtung und sieben weitere Funktionen haben wir dann Formen gewählt. Diese konnten dann auf dem Spielfeld verteilt werden.“

 

Und wie genau sahen die täglichen „Aufgaben“ aus?

 

„Jeden Tag sollte eine Karte gespielt werden. Es gab zwei zentrale Ziele: zum einen sollten die einzelnen Formen so verteilt werden, dass möglichst keine Felder ungenutzt bleiben. Zum anderen sollten alle Teilnehmer aufschreiben, welche Formen wie oft genutzt wurden. Somit wussten wir auf jeder Karte welche Funktion (z.B. „Tempel der Erleuchtung“) am meisten gewählt wurde. Das bedeutete, man musste gegebenenfalls überlegen, ob man eher siegen wollte oder aber sicherstellen wollte, dass sich die Stadt so entwickelt, wie man es sich wünscht.“

 

Wie groß war der Zuspruch für das Projekt?

 

„Das Interesse war an sich groß. Leider hatten wir dieses Teilprojekt aber erst sehr spät kommuniziert und mussten so einen anderen Weg wählen. Wir haben es mit einer Gruppe spielen können und werden es nun als gesondertes Projekt in größerem Rahmen wiederholen und u.a. auch in Addis Abeba anwenden.“

 

Geht es bzw. wie geht es mit LUtopia weiter?

 

„LUtopia wird weitergehen. Wir bauen gerade an dem Netzwerk bzw. neuen Formaten. SOSTLAB hat den Grundstein gelegt. Ende des Jahres ist geplant, dass SOSTLAB auch real nach Ludwigshafen kommt. Es gibt eine Vielzahl an weiteren Ideen. Und: alle Menschen sind eingeladen sich zu beteiligen.“

 

Welche Rolle spielen Gesellschaftsspiele eurer Meinung nach für das soziale Miteinander?

 

„Sie sind sehr wichtig, weil das Spiel ein extrem verbindendes Element hat. Spielen funktioniert überall und Spiele können immer wieder neue Räume erschaffen. Wir mögen beides: digitale und analoge Spiele. Analoge Modelle erschaffen aber immer einen besonderen Raum der Interaktion. Wir würden uns wünschen, dass Spielen und Spieldesign ein Hauptfach in der Schule werden, denn es ist eine Kulturtechnik, die vieles ermöglicht. Zudem macht Spielen einfach unglaublich Spaß!“

 

Last but not least, welche Rolle spielen Gesellschaftsspiele für euch persönlich?

 

„Wir spielen immer. Wobei man zugegeben sagen muss, dass wir da in einer besonderen Situation sind. Marc und ich, wir haben uns über das Spiel kennengelernt und in unserer täglichen Arbeit nutzen wir das Spiel als wichtiges Element. Wir spielen quasi immer. Und wir suchen immer wieder nach neuen Spielideen. Und dann haben wir noch unsere Kinder, die auch leidenschaftliche Spieler sind.“

 

Prof. Dr. Marc Reisner und Christoph Deeg, vielen Dank, dass ihr uns Rede und Antwort gestanden habt und uns an eurem spannenden Projekt teilhaben lasst. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg und freuen uns darauf, noch viel von LUtopia zu hören!

 

Ihr habt Fragen, Anmerkungen oder Anregungen? Wir freuen uns auf eure Kommentare zum aktuellen Blogbeitrag oder eure E-Mail an blog@pegasus.de.


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