Das ist ein veritables Minenfeld, und es gibt wenig Gründe, sich da ausgerechnet als Deutscher weit aus dem Fenster zu lehnen. Die Grundanlage des Konfliktes ist, wie so viele, dem Britischen Empire zu verdanken, mit kolonialistischer Grenzziehung und am Ende unhaltbaren Versprechungen an beide Seiten. Was BDS angeht, so kann ich den Ansatz, die illegalen Siedlungen und die Ungleichbehandlung der Volksgruppen in Israel durch internationalen und wirtschaftlichen Druck zu beenden, per se nachvollziehen. Allerdings denke ich, dass die konkrete Ausprägung dann gegen das Existenzrecht Israels an sich geht, und damit dann auch verschiedene rote Linien zum Antisemitismus überschreitet. Dazu gibt es die vielen historischen Verflechtungen und eine Unzahl schlimmer Aussagen führender BDS-Mitglieder, die mich die Bewegung zutiefst ablehnen lassen. Durch die hohe mediale Präsenz des Konfliktes gibt es, auch in der US-Politik oder von US-Konzernen, öfter mal wohl gemeinte Aktionen, die dann doch eher nach hinten los gehen. Kein Ben&Jerrys Eis in besetzten Siedlungen des Westjordanlandes ist eine vergleichsweise überlegte und gezielte Vorgehensweise, die es für mich persönlich ganz sicher nicht in eine Liste von Antisemitischen Vorfällen geschafft hätte - aber das andere das so sehen, kann ich auch nachvollziehen. Sinnlos ist es in jedem Fall. Persönlich finde ich Vorfälle, in denen Menschen auf Grund ihrer jüdischen Identität - ob tatsächlich existierend oder nur so gelesen - angegriffen werden, deutlich schlimmer. Also z.B. der Klappspaten-Angriff in Hamburg, oder die Vielzahl von Angriffen auf Kippa-Träger in Berlin. Ist jetzt aber auch eine gezielt lokale Sicht auf das Problem.