-
Posts
92 -
Joined
-
Last visited
Everything posted by aeq
-
21. Spielabend Ein eisiger Wind weht, doch Starkweather treibt die schwer atmenden Deutschen, Myers und die Investigatoren voran. Erst als sich die Gruppe bereits fast einen Kilometer vom Treibhaus entfernt hat, in dem die Brut der Älteren Wesen in aufgedunsenen Pinguinkörpern wuchert, gestattet er ihnen innezuhalten. Widerstreitende Emotionen dominieren die sofort entstehende Diskussion: Während Dr. Enfield und Blavatski von einer geradezu empathischen, von Verständnis geprägten Grundhaltung die Handlungen der Älteren Wesen interpretieren, ist Myers fassungslos: Seine vormalige Neugierde und sein Forschergeist scheinen im Angesicht der Ereignisse der letzten Stunde wie weggefegt und der andauernde Stress, die Belastung der vergangenen Tage, macht sich mittlerweile auch an seinem Nervenkostüm bemerkbar. Warum hat Starkweather ihn daran gehindert, auf die Kreaturen zu schießen? Warum tötet die Menschheit sie nicht, so lange sie noch die Chance dazu hat?! Seine anklagenden Fragen werden immer hysterischer und heizen die Stimmung des Trupps auf. Selbst Dr. Meyer hat ein wenig von seiner ihm sonst so eigenen Ruhe verloren. Gleiches kann man glücklicherweise nicht von Starkweather behaupten: Eine Gruppe von Menschen wider aller Gefahren am Ende der Welt anzuführen - hier ist er in seinem Element. Verschwörerisch wendet er sich an die Investigatoren, als er merkt, dass Myers unvermittelt mit Rilke und Meyer in gebrochenem Deutsch über Atlantis zu diskutieren begonnen hat und stellt ihnen seinen Plan vor: Zwar würde er gerne selbst die Suche nach Bryce anführen und herausfinden, was die Markierung des “Träumenden Arbeiters” auf der Karte bedeuten könnte, doch ist Myers hierfür definitiv zu instabil. Gleichzeitig kann er ihn schlecht alleine (oder gar in Begleitung der Deutschen!) ins Lager zurückschicken, denn selbst wenn er den Weg fände, würde seine neue Labilität nur die ohnehin schon aggressiven Tendenzen von Miles und Dewitt verstärken - zusammen mit dem von Zeit zu Zeit wirr vor sich hinbrabbelnden Danforth eine explosive Mischung, mit der er Dr. Greene und Prof. Moore nicht alleine lassen kann. Die Investigatoren stimmen zu und machen sich gemeinsam mit Starkweather und den Deutschen, die darauf bestehen, ebenfalls zur Landmarke des Träumenden Arbeiters zu ziehen auf den Weg zurück über den Fluss, den Mr. Wheapner in weiser Voraussicht mit Steigeisen versehen hat, die den Abstieg deutlich vereinfachen. Leider hilft dies dem glücklosen Thorpe nicht, welcher beim Abstieg stürzt und sich dabei leicht verletzt. Glücklicherweise wird er schnell von Dr. Enfield wieder auf die Beine gebracht. Kurz darauf trennen sich die Wege der Gruppen und Starkweather zieht gemeinsam mit Myers, eine Anekdote über von ihm gezähmte Elefanten in Afrika auf den Lippen, zurück in Richtung Basislager. Während sie sich entfernen, hört man noch das dröhnendes Lachen des Hauptmanns (wohl über einen Witz, den er gerade gemacht hat). Ein letztes Mal dreht sich Myers zu den Investigatoren um, verzieht das Gesicht zu einer Grimasse und vollzieht einen pantomimischen Kopfschuss durch seine Schläfe. Es bleibt ungewiss, ob er damit einen Kommentar über seine gegenwärtige Gesellschaft oder eine Vorhersage über die Zukunft der Expedition zu machen versucht. Meyer und Rilke bemerken dies gar nicht mehr, schon eilen sie voran in Richtung des auf ihren abgezeichneten Karten markierten Punktes. Kurz darauf stößt Wheapner auf einige nicht allzu alte Stiefelspuren, die wohl einen Schlitten gezogen haben. Aufgeregt zieht die Gruppe weiter, immer den Spuren nach, welche sie nach einigen 100 Metern zu einem seltsamen Platz führen: Kreisrund, gut 10m im Durchmesser, komplett eisfrei und umgeben von gut einen Meter hohen Obelisken aus einem fremdartigen, weißlichen Gestein. Befreit von Schnee und Eis ist der Platz, der größtenteils von einer unregelmäßigen, aus farblich divergenten Bodenplatten geformten Spirale eingenommen wird, gut zwei Meter tiefer gelegen als die restliche Umgebung. Thorpe und Lewinson sind alarmiert: Ist das nicht das gleiche Spiralmuster, welches auch Danforth im Delirium in den Boden zu ritzen versuchte? Mag dies der Ort sein, den die älteren Wesen mit den Zeichen für “Symbol” und “Macht/Herrschaft” markiert hatten? Doch bevor irgendjemand intervenieren kann, ist Blavatski bereits über einige im Eis improvisierte Stufen hinab in den Kreis gesprungen. Für einen kurzen Moment übermannt ihn der Schwindel, als würde er von einer mentalen Strömung erfasst um Halt ringen. Fast stolpert er, empfindet das Spiralmuster in seinem Kopf nach, wie einen gebannten Strudel, ein Tornado aus Feuer, dessen Kräfte die Bodenplatten verschließen… Doch als er sich an die Eiswand lehnt, stößt er mit seinem Bein gegen einen dort abgestellten Rucksack, der in Ermangelung eines besseren Wortes gefüllt mit Müll ist: Eine Ansammlung von Steinbrocken, Kristallstücken, Metallfetzen und Geweberesten organischer Herkunft. An einem Punkt der Spiralform ist aus diesen Substanzen gar ein kleines, nicht mal 10 cm großes Konstrukt aufgeschichtet, ein seltsames Machwerk moderner Kunst. Für sich allein genommen wirkt es sinnlos, doch mehr von diesen kruden Installationen an verschiedenen, neuralgischen Punkten der Spirale appliziert, könnten möglicherweise einen gänzlich anderen Effekt haben, so mutmaßt Blavatski. Auch die Deutschen sind fasziniert. Meyer bemerkt, dass der Rucksack der Ausrüstung der ALE entstammt. War der “Träumende Arbeiter” wohl in Wirklichkeit gar nicht Bryce, sondern Danforth? Doch die anderen drängen dazu, die Spuren, welche von der Glyphe in Richtung der Ausläufer der Berge und damit zum “Träumenden Arbeiter” führen, weiter zu verfolgen. Das Zeichen könnte später noch genauer untersucht werden, doch wenn sie wirklich Danforth auf der Spur wären, könnten sie wohlmöglich anstelle von Bryce heute Abend die Motorenteile ins Lager zurückbringen. Angespornt von diesem Gedanken nähert man sich dem Endpunkt der Fährte: Ein halb eingestürztes, bunkerartiges Gebäude aus der Blütezeit, welches in den Fels des Gebirgsmassivs übergeht. Durch die Überreste der knapp 100m durchmessenden Eingangshalle hindurch beginnt man, die abzweigenden Gänge zu ergründen und bereits beim zweiten hat die Gruppe Glück: Ein Steinschlag verhindert zwar nach wenigen Dutzend Metern bereits das Fortkommen, doch davor findet sich etwas, das unzweifelhaft als kleines Lager bezeichnet werden kann: Ein Kocher, Schlafsack, Kleidung, Seile, ein Schlitten, Schreibzeug und ein Notizbuch - Danforths Unterschlupf ist gefunden. Doch wo sind die Motorenteile? Während Ms. Lewinson das Notizbuch öffnet, fällt Mr. Wheapners Blick auf das Geröll, aus welchem er ein Stück Stoff hervorlugen sieht. Tatsächlich: Bei näherer Betrachtung stellt sich heraus, dass jemand (ausgesprochen dilletantisch) eine Tasche dort zu verstecken versucht hat. Wheapner hebt sogleich den schweren, dem Scheppern nach zu schließen mit Metall gefüllten Beutel an, während Ms Lewinson die letzten, kaum verständlichen Sätze in Danforths schwer zu entziffernder Handschrift liest. Dann hört er das leise Klicken und sieht den Federmechanismus, welcher unterhalb der Tasche versteckt war, die Lunte und das Dynamit. Er schreit eine laute Warnung und geistesgegenwärtig rennen die Investigatoren und die Deutschen in die Haupthalle zurück. Doch bevor sie den Gang verlassen können, betäubt bereits eine monströse Explosion ihre Sinne und ein ohrenbetäubendes Grollen ist das letzte, was sie am Rande ihrer Warnehmung identifizieren können, bevor eine gnädige Ohnmacht sie umfängt.Als Mr. Thorpe erwacht, steht er in einem Vorlesungssaal, neben ihm Philip G. Johnson, seines Zeichens CEO und Präsident der Boeing Company. Die Wände sind geschmückt mit Karten, welche Sektionen verschiedener Vertreter der Gattung Homo darstellen. Draußen regnet es in Strömen. Das Auditorium platzt fast aus allen Nähten. In der vordersten Reihe hat Präsident Hoover soeben an der Seite seiner Gattin Platz genommen. Ein letztes Mal klopft Johnson ihm ermutigend auf die Schulter - er wisse am besten, wie er es der Welt erklären sollte. Doch Thorpe weiß nicht, was zu tun ist. Er stolpert an das Redepult. Neben ihm steht ein Diaprojektor, der grell und ohne Bild an die Wand hinter ihm projiziert. Er will eines der Dias aus der am Boden stehenden Kiste einlegen, doch sind sie ebenfalls alle leer. Unruhe macht sich im Publikum breit. Ein Blitz gleißt am Fenster und erhellt einen schnell näher kommenden Vogelschwarm. Rufe sind von den Zuhörern zu vernehmen. Es sind keine Vögel, dafür sind sie zu groß, doch das Publikum hat nur Augen für Thorpe. Immer mehr Stimmen schreien ihm entgegen, eine Kakophonie, welche stetig an Dringlichkeit und Aggressivität zu gewinnen scheint: 'Was geschah mit der Starkweather-Moore-Expedition?’, ‘Was geschah mit der Starkweather-Moore-Expedition?!’ - mit einem Krachen brechen die Älteren Wesen durch das Fenster. ‘WAS GESCHAH MIT DER STARKWEATHER-MOORE-EXPEDITION?!” Thorpe schreckt hoch. Absolute Dunkelheit umgibt ihn. Langsam orientiert er sich. Er scheint sich unter der Erde zu befinden. Sein Körper schmerzt. Langsam erwachen auch die anderen. Alle scheinen überlebt zu haben, selbst Mr. Wheapner, auch wenn sein linker Arm gebrochen und seine Polarkleidung schwer verbrannt ist. Im Lichte einer der noch funktionsfähigen Taschenlampen versucht Dr. Enfield dem Grundsatz der Triage folgend die notwendigste Erste-Hilfe zu gewährleisten, während die Investigatoren zusammen mit Meyer und Rilke versuchen, ihre Situation zu erfassen. Danforth musste die Motorenteile mit einer Falle gesichert haben. Hatte er nicht Zündkapseln bei sich getragen, als sie ihn im Lager der SME stellten? Und war nicht aus dem Bestand der ALE noch in New York Dynamit gestohlen worden? Durch die Explosion musste der Boden der Höhle kollabiert sein, woraufhin sie Gott wer weiß wohin gestürzt waren. Ihre Umgebung erweckt den Anschein einer kleinen natürlichen Höhle, welche nunmehr zu Hälfte unter einer Schuttlawine begraben ist, die zu beseitigen unmöglich scheint. Doch während die anderen über die notwendigen nächsten Schritte diskutieren, bemerkt Thorpe, dass ihnen gegenüber ein perfekt quaderförmiger Tunnel von 1.80*1.50m steil in die Tiefe führt. Die Älteren Wesen müssen hier gewesen sein! Und waren in den uralten Steintrümmern am Boden nicht einige ihrer Trittsiegel zu erahnen? Niemand ist nach der Erfahrung in der Vergangenheit sonderlich begeistert davon, weiter hinabzusteigen, doch schnell kommt man darin überein, dass es der einzig sinnvolle Weg sei, um ihre Chance zu maximieren, jemals wieder das Tageslicht zu sehen. Höhle um Höhle folgt man den oftmals nur zu erahnenden Spuren der Alten. Gelegentliche Manipulationen des Gesteins, die auf ähnlichem Wege wie die quaderförmige Tunnelstruktur geschaffen worden sein mussten, weisen darauf hin, dass man nach wie vor auf dem richtigen Weg ist. Doch dieser führt immer weiter nach unten. Zunehmend wird es wärmer. Schließlich endet der Pfad der Älteren Wesen auf einer Steinklippe. Schon zuvor waren Geräusche zu vernehmen gewesen, ein schrilles Krächzen, welches von den immer häufiger mit grauen Flechten bewachsenen Höhlenwänden reflektiert worden war. Hier zeigt sich sein Ursprung: Die Investigatoren blicken hinab in eine Kaverne, in der mindestens 100 teils mannshohe Pinguine kreischend durcheinander rennen. Die Enttäuschung ist groß. Haben die Bewohner der Stadt nur einige Pinguine nach oben bringen wollen und nach Erreichen dieses Ziels hier Kehrt gemacht? Gleichwohl hatten sie an der Oberfläche bereits den Verschlag voller Pinguine und Robben. Niemand weiß so recht, was er aus den vorliegenden Informationen deduzieren sollte. Wieder zurückzukehren, um einen anderen Weg einzuschlagen, scheint im Angesicht der Unzahl an Gängen dieses labyrinthischen Tunnelsystems keine gute Idee zu sein. Auf der anderen Seite ist ein mit einem mehrere Meter großen Stein fast vollständig verschlossener Durchgang zu erkennen, welcher weiter voran führt und an dem ein Mensch sich mühsam vorbeiquetschen könnte. Resigniert seilt die Gruppe sich unter Rücksicht auf ihre Verletzungen langsam nach unten ab und meidet dabei die mit ihren Flügel flatternden Pinguine, die wohl ihren Nachwuchs zu schützen scheinen. Ohne die Spuren der Alten auf sich alleine gestellt ziehen die Investigatoren durch die an das Domizil der Pinguine angrenzenden Höhlen. Was sie dort sehen, ist nicht angehalten, ihre Laune zu verbessern: Ein Haufen von Fischen, augenscheinlich Futter für die Pinguine, liegt dort bereit und einige Kammern weiter findet sich eine ebenfalls gefütterte Rotte von Seehunden. Wer versorgt diese Tiere, wenn nicht die Älteren Wesen? Der Verdacht, der sie beschleicht, ist zu verstörend, um ihn auszusprechen und wird von den abstrakt-expressionistischen Mustern und Strukturen, die in anderen Räumen teils bis zu 10 Zentimeter in den Stein geritzt sind, nur verstärkt. Dass das Gestein gleichsam unangenehm an jenes in der Nähe des Sonnenlosen Ozeans erinnert, wie Thorpe leise bemerkt, lässt die Nervosität nahezu spürbar werden. Einzig Rilke scheint all diese Neuigkeiten mit einer freudigen Erwartung zu quittieren, da sie sich endlich “der Quelle nähern” würden, doch die anderen wollen nur noch weg und drängen in einen von Spinnweben überwucherten, schmalen Spalt, denn wo Spinnweben sind, kann in jüngerer Vergangenheit kein Shoggothe entlanggekommen sein. Durch ihre dicke Kleidung geschützt, kriecht die Gruppe unter dem dichten Gespinst hindurch, welches von grauen Netzweber wimmelt, deren Beinzahl auf ungesund scheinende Weise (zwischen 7 und 22) schwankt. Der einzige mit weniger Glück ist Wheapner, dessen von Brandlöchern übersäter Parka von den Insekten schnell überwunden wird, die sich in sein Fleisch graben, woraufhin eine lähmende Kälte sich von seinem Brustkorb aus in seinem ganzen Körper auszubreiten beginnt. Die letzten Meter ziehen die anderen ihn aus dem nicht zu enden scheinenden Spalt, bevor Dr. Enfield ihm eine Adrenalinspritze ins Herz rammen kann und die anderen das Spinnengetier so gut es geht von seinem Körper vertreiben. Eine über und über von gräulich fluoreszierendem Schimmelpilz überwucherte Höhle (ein Anblick, der Rilke erneut frohlocken lässt) querend, treten die Investigatoren schließlich hinaus. Ein wohlbekanntes Panorama breitet sich unter ihnen aus: Der Sonnenlose Ozean. Doch es ist nicht mehr derselbe Abgrund, den sie in traumgleichen Visionen aus dem Pleistozän erlebten. Hier leuchten keine koloniengleichen Ansammlungen von Feenlampen aus der Tiefe klaren, stillen Wassers, und es gibt auch keine Laternen, die wie Sternlein hoch von der Höhlenwand funkeln. Das Gewässer, das sich vor ihnen erstreckt, ist eine dicke, schwere Brühe voll fremdartigen Lebens, die Luft wird erfüllt von Fäulnis und Schimmel und dem Geruch urzeitlichen Gesteins. Ringsum hört man das ferne Krächzen und Kreischen der großen Pinguine, das keuchende Kläffen der blinden Robben. Planschend durchpflügen unbekannte Leiber die schwach erhellte Wasserfläche. Zu weilen erschallen von den Höhlenwänden andere, fremdere Klänge, wie zusammenhangloses Geklimper auf den unvollständigen Registern einer verstimmten Kirchenorgel, wie riesige und schier durch gerostete Metall pfeifen, wie eine Dampflokomotive unter höchster Maschinenleistung: die Stimmen der Schoggothen. Nach links hin schwingt die Felswand sich zu einem Vorgebirge herab, das in den Sonnenlosen Ozean ragt; nach rechts hin öffnet das Gelände sich zu einer flachen, weiten, ungeschützten Platte. Der steinerne Sims, auf dem sie sich befinden, bildet in beide Richtungen einen natürlichen Pfad, nicht breiter als 1-2 Meter, dem man folgen kann. Die Felswand darunter, bis zu einer Höhe von mindestens acht Metern, ist gleichsam in ganz ähnlicher Weise nahezu vollständig mit abstrakten Ritzungen verziert wie die Höhlen durch die sie zuvor gekommen waren.Der Anblick setzt allen zu. Wheapner beginnt seine Kameraden anzuschreien und gestikuliert wild. Es wäre ein Leichtes für ihn, einen der anderen von der Kante zu stoßen, woraufhin Rilke mit zitternder Hand seine Parabellum zieht, die ihm sogleich von Ms. Lewinson aus der Hand geschlagen wird. Ein Schuss löst sich aus der Waffe, der von den Wänden wiederhallend mit einem dissonanten Pfeifen vom Boden quittiert wird. Bevor die Gruppe die sich der Felswand mit erschreckender Geschwindigkeit entgegenschiebende Gestalt sehen kann, rennen bereits fast alle den Pfad entlang nach links, in Richtung der Lichtquelle, in Richtung des Leuchtturms und damit in Richtung der Rampe, doch bis dahin sind mindestens mehrere Kilometer zurückzulegen und der sicherlich 30m lange Shoggothe holt schnell auf. Fast alle? Wheapner ergreift Rilke und drückt ihn zu Boden, um auf ihn einzuprügeln, doch dieser windet sich aus seinem Griff und rennt den anderen nach, Wheapner dicht auf den Fersen. Schließlich versucht sich der Shoggothe die Wand hinaufzuschieben und aus einer Kurzschlussreaktion heraus zündet Blavatski eine Magnesium-Fackel und wirft sie der Bestie entgegen, welche sie mit einem sich plötzlich formenden Maul fängt und mit mehreren Stielaugen betrachtet. Völlig fasziniert stellt sie die Verfolgung ein und Dr. Enfield voran quetscht sich die Gruppe durch einen nicht einmal 50cm breiten Felsspalt hindurch. Mehrere Meter müssen so zurückgelegt werden, wobei sich alle blutige Verletzungen zuziehen, als der Stein durch ihre Haut reißt. Doch schließlich sacken sie in einer weniger als 5 Meter großen und maximal 2 Meter hohen Kammer schwer atmend zusammen.
-
20. Spielabend Die Unruhe im Lager ist annähernd physisch erfassbar. Niemand hat sonderlich viel geschlafen, denn alle wissen, dass die Zeit drängt. Während Miles und Dewitt finster in den sich langsam verflüchtigenden Nebel starren und sich Thorpe und Wheapner einen Whiskey mit einigen Schmerztabletten teilen, womit sie den Unmut von Dr. Enfield und Dr. Greene auf sich ziehen, studieren Myers und Blavatski die Notizen Dr. Meyers zur Punktschrift der älteren Wesen, während ihnen Ms. Lewinson über die Schulter lugt. Myers wird geradezu euphorisch, als er das Büchlein durchblättert: Unabhängig von der großen Menge an Vokabeln, die er zusammengetragen hat, macht der deutsche Wissenschaftler einige ausgesprochen vielversprechende Vorschläge zur Interpretation der tiefergehenden Logik der Punktmuster. Wie schon Myers geht er davon aus, dass jedes Schriftzeichen aus ein bis fünf Punkten besteht, die als Eckpunkte eines verzerrten Fünfecks einen Zentralbereich freilassen, sodass weit mehr als 60 000 Zeichen abgebildet werden können. Die einfachsten Schriftzeichen sind diejenigen, die nur den innersten der fünf möglichen Ringe benutzen. So ist etwa laut Meyers Vermutung das Zeichen für „Universum, Kosmos“ ein einfaches Fünfeck, dessen Ecken alle samt auf dem innersten Ring liegen und die Eigenbezeichnung der Spezies gar nur ein einzelner Punkt auf selbigem Ring. Ausgesprochen kreativ ist der Zusammenhang, den Meyer zwischen der Schrift der Alten und ihrer pfeiftonartigen Verständigung herstellt: Das Fehlen oder Vorhandensein jedes Punktes, sowie sein relativer Abstand zur Mitte, gibt demnach genau an, was für ein Akkord dargestellt ist. Gar über die Poesie der Älteren Wesen, die angeblich fünf Zeichen zu einem Fünfeck zusammenfasst, stellt Meyer einige Vermutungen an. Blavatski ist fasziniert von diesen Einsichten, die sein bisheriges, intuitives Verständnis der Sprache systematisieren und in eine neue, nützlichere Form bringen und auch Ms. Lewinson kann das eine oder andere aus den Übersetzungsversuchen der Deutschen mitnehmen. Derweil treffen Starkweather, Moore und die Deutschen letzte Vorbereitungen und besprechen die Route, während sie tief über das Kartenmaterial gebeugt sind. Gelegentlich blickt Starkweather auf und starrt mit zusammengekniffenen Augen in Richtung des im roten Licht der tief stehenden Sonne immer schwächer wabernden Nebels. Als Thorpe und Wheapner den Whiskey beiseite stellen und ihre Waffen ein letztes Mal prüfen, gesellen sich Dewitt und Miles zu ihnen, um sie darauf einzuschwören, im Zweifelsfall keine dieser Bestien am Leben zu lassen – ein Vorschlag, den die beiden mit Skepsis quittieren. Ganz im Gegenteil nimmt in der Aufbruchsstimmung ein anderer Gedanke Form an: Möglicherweise sollte man eine Art diplomatisches Symbol mit sich bringen, um seine Absichten klar zu kommunizieren? Während Dewitt und Miles diesen Vorschlag nur mit einem ungläubigen Schnauben kommentieren und Dr. Meyer ebenfalls nicht vollends sicher ist, inwieweit dieser Versuch der Kontaktaufnahme als naiv bezeichnet werden kann, unterstützt nach kurzem Zögern ausgerechnet Starkweather die Idee, sodass sich Moore, Blavatski und Lewinson ans Werk machen und aus einigen Planen und mit etwas Tinte eine Art Banner mit den Punktschriftzeichen für Friede und Kommunikation improvisieren. Langsam ungeduldig geworden, drängen Myers und die Deutschen zum Aufbruch. Auch Miles und Dewitt wollen den Stoßtrupp, wenn sie schon nicht selbst dabei sein können, lieber früher als später aufbrechen sehen, immerhin geht es um Bryce. Nur Dr. Greene und Dr. Enfield scheinen von diesem Gedanken nicht begeistert und sind in ein tiefes, persönliches Gespräch versunken, welches unsanft von Ms. Lewinson unterbrochen wird, die noch einmal Enfields Ausrüstung überprüft. Schließlich machen sich die Investigatoren, Starkweather, Myers und die beiden Deutschen bewaffnet und so gut, wie es die Umstände erlauben, ausgerüstet auf den Weg. Die erste Etappe – vom Lager zum Flussbett – vergeht ereignislos. Mr. Wheapner kennt die Umgebung mittlerweile ausgezeichnet und führt die Gruppe bewusst über einige bisher weniger beschrittene Pfade, in der Hoffnung, Spuren von Danforth zu finden, doch leider vergebens. Gleichsam ist Dr. Meyer sehr angetan von Wheapners Orientierung und versucht ihn davon zu überzeugen, sich einer etwaigen Expedition in den Untergrund der Stadt anzuschließen. Rilke hätte in der Vision im Konsulat etwas gesehen, dass er nicht anders als als Quelle allen Lebens beschreiben konnte, eine gottgleiche Macht, die die widerwärtigen Protolebensformen hervorbrachte, welche die Shoggothen am Sonnenlosen Ozean den Älteren Wesen übergeben hatten. Doch nicht zuletzt ein kurzer Blick in Richtung des ein wenig kränklich wirkenden Rilkes überzeugt Wheapner davon, höflich abzulehnen, trotz der Versprechungen von Ruhm und finanzieller Kompensation durch die BFE. In der Nähe des Flusses schafft Wheapner eine sichere Abstiegsroute für die weniger Kletterbegeisterten, nicht ohne sich dabei selbst beinahe das Genick zu brechen. Abgedämpft durch die von Blavatski geschaffenen Talismane mit jenem seltsamen Zeichen spürt Thorpe jedoch beim Durchqueren des vereisten Flussbetts erneut einen seltsamen, sirenengleichen Sog, der ihn aus der Stadt hinaus, auf jenes verfluchte Plateau zieht, welches jenseits der Stadt gelegen nur vom Flussbett aus erahnt werden kann. Auch Blavatski spürt es, stärker noch als Thorpe. Und unwillkürlich fühlt er sich erneut zurückversetzt in eine Zeit, in der der Fluss nicht gefroren war und Blutstropfen, Fragmente von etwas Anderem, Unaussprechlichem durch das Wasser trieben. Und er weiß, dass Gott noch immer dort draußen wartet, irgendwo jenseits der Stadt… Nachdem die beiden ihre Visionen von sich geschüttelt haben, versucht sich die Gruppe am Aufstieg auf der anderen Seite. Nur Rilke starrt weiter versonnen in Richtung der weißen Einöde. Nachdem mehrere Rufe von Meyer ihn nicht wieder zur Besinnung bringen, seufzt Starkweather und kuriert das „Deutsche Sensibelchen“ mit einem ordentlichen Schlag auf den Hinterkopf, der ihn nach vorne stolpern, aber anscheinend auch wieder zu sich kommen lässt. Rilke kommentiert den Vorgang schwer atmend nicht weiter, aber wahrt auf dem zweiten Teil des Weges einen sorgfältigen Sicherheitsabstand zum Hauptmann und wirft ihm von Zeit zu Zeit einen hasserfüllten Blick zu. Auf der anderen Seite des Flusses übernimmt Meyer die Führung und je weiter sie ihm folgen, desto mehr bemerken die Investigatoren Spuren vernunftgeleiteten Handelns: Trümmer, die anscheinend beiseite geschafft wurden, um Eingänge freizulegen, Schleifspuren auf dem Boden und schließlich, den scharfen Augen von Dr. Enfield zu verdanken, gar eine das Licht der Sonne reflektierende, zusammengequetschte Dose Campbells Beste Bohnen, die im Jahr 1928 hergestellt worden war. Die allgemeine Anspannung steigt, nicht zuletzt, als ganz in der Nähe der Dose ein freigeräumter Eingang eines Schachtes entdeckt wird, der einige Meter nach unten führt und aus dem krächzende Geräusche zu vernehmen sind. Nach kurzer Beratung beschließt man, sich das ganze näher ansehen zu wollen und erkundet mit Stirnlampen ausgestattet und der wilden Mischung aus Jagdwaffen und privaten Handfeuerwaffen, die die Expeditionsteilnehmer im Lager aufgebracht haben, das Innere der unter Eis liegenden Reste des Gebäudes, in das der Schacht führt. Es wird wärmer, lauter und stickiger, je weiter sie sich voran bewegen. schließlich entdecken sie den Ursprung der Geräusche: In mehreren, teils durch improvisierte Mauern aus Stein und Eis abgegrenzten, Kammern, tummeln sich die blinden Albinoriesenpinguine, von denen schon Dyer sprach, mindestens vierzig an der Zahl. In einem anderen, ähnlich aufgebauten Raum sind zahllose weiß-gräuliche, ebenfalls kaum noch des Sehens mächtige Robben gefangen und Myers berichtet angewidert von einem weiteren Gehege, in den eine Reihe von Meterlangen Nacktschnecken auf einigen toten Pinguinen brütete. Alles wirkt sauber und planmäßig. Die Räume verfügen sogar über kleine, künstlich angelegte Wasserbecken und separate Lagerstätten für große Mengen mit Eis gekühlten, kränklich weißen Meeresgetiers, das vage an verschiedene Variationen von Anglerfischen erinnert. Halten die Älteren Wesen hier ihre lebenden Nahrungsreserven? Kaum wieder an der frischen Luft erhärtet sich dieser Verdacht, als man nur einige dutzend Meter weiter an einem weiteren freigeräumten Eingang zum Obergeschoss eines langgezogenen, bunkerartigen Gebäudes kommt, wie sie in diesem Teil der Stadt, neben Ansammlungen von wabenartigen Fünfecken, die sich um inzwischen eingestürzte Türme gruppieren, häufiger gesehen werden können. Ein leichter, widerlich-süßlicher Gestank nach Tod und Verwesung dringt daraus hervor. Blavatski fasst sich ein Herz und geht voran, Dr. Enfield und Starkweather hinter ihm. Der miasmatische Odem dringt aus dem hinteren Teil der langgestreckten, durch Wände vage in Kammern abgeteilten Konstruktion, in der die Reste zahlloser Pinguin- und Robbenkadaver stumm und überfroren ruhen. Die Robben sind gehäutet, den Pinguinen fehlt es an Fleisch, teilweise auch an Knochen, gleichwohl auch einige Pinguinhäute gefunden werden können, denen es an Besitzern mangelt. Wheapner fühlt sich an ein Schlachthaus erinnert, eine Einschätzung, der die anderen beklommen zustimmen. Enfield und Blavatski sind die einzigen, die sich wirklich nahe an die Überreste der Tiere heranwagen und durch Zufall bemerken sie, wie im Licht der Taschenlampen zwischen zwei Rippenknochen einer Robbe etwas hervorschimmert: Es ist eine der Schneebrillen der SME! Könnte sich Bryce Leiche unter all diesem Getier befinden? Thorpe, Blavatski und Enfield beginnen das Eis der obersten Schicht aufzubrechen und suchen nach weiteren Hinweisen, um ihren grausigen Verdacht zu bestätigen. Unter der obersten Eisschicht ist es wärmer und der Gestank deutlich stärker ausgeprägt, was wohl den zahllosen Kleinstlebewesen zu verdanken ist, die dort die Überreste von Pinguinen und Robben verzehren. Doch in dieser unappetitlichen Masse von sich zersetzendem, nekrösem Fleisch finden sich nur einige Stofffetzen, die mit viel Fantasie einem Parka entstammen könnten. Enttäuscht, aber auch gleichwohl froh, keinen finalen Beweis für einen grausamen Tod Bryces gefunden zu haben, verlässt man das Schlachthaus und geht weiter in die Richtung, die Dr. Meyer vorgibt. Nur noch wenige Minuten, dann seien sie da, sagt er und deutet kurz darauf auf einige seltsame Strukturen, die sich auf einem großen, aber insgesamt relativ freien Schuttfeld erheben. Sie erinnern eher an Neubauten im Stile des Bauhaus als die klassische Architektur der Stadt: Keilförmig, von Süd nach Nord schräg abfallend, gut 35 Meter lang und aus Eisblöcken gefertigt sind sie zweifelsohne kaum älter als einige Jahre. Nur eines von insgesamt 8 ist fertig gestellt und vorsichtig, die improvisierte Parlamentärsflagge zwischen sich, begibt man sich zu ihm. Aus der Nähe sieht man, dass das Dach aus dünnen Quarzplatten besteht und die Tür durch eine mit Robbenleder verschlossene Doppelschleuse gesichert ist. Der Schrägbau fängt die Sonne ein, bemerkt Ms. Lewinson, könnte es sich hierbei also um ein Gewächshaus handeln? Mit den Waffen im Anschlag begibt man sich ins Innere, wo Temperaturen deutlich über dem Gefrierpunkt herrschen. Ein widerlicher Gestank nach Aas liegt in der Luft, der von annähernd 200 säuberlich aufgereihten und gehäuteten Pinguinen ausgeht, aus denen Blumen mit fleischigen Blüten sprießen. Die Investigatoren fühlen sich sofort an jene Pflanzen erinnert, die sie in der Vergangenheit überall um das Konsulat herum gesehen hatten und es dauert nicht lange, bis Dr. Enfield das ausspricht, was sich einige der Anwesenden gedacht haben: Das hier ist eine Brutstätte für Nachwuchs. Insbesondere Myers nimmt diese Information nicht gut auf: 7 weitere dieser Gewächshäuser seien im Bau, 200 Ältere Wesen in jedem von ihnen, also 1600 in vier Jahren? Wohin solle das führen? Was würde die Zukunft der Menschheit unter solchen Umständen bringen? Würden wir in 50 Jahren noch die dominante Spezies auf diesem Planeten sein? Andere halten dagegen, dass niemand weiß, ob wirklich die vier Kreaturen aus Lakes Lager hierfür verantwortlich seien oder ob sie nicht irgendeine Form von präservierten Samen gefunden hätten, sodass man hier nicht von einem exponentiellen Wachstumsprozess ausgehen sollte. Myers wird ein wenig ruhiger, aber sein Unwohlsein ist ihm deutlich anzusehen, als Starkweather die Gruppe zur Ordnung ruft und darauf hinweist, dass Meyer und Wheapner herausgefunden hätten, dass die Spuren der Älteren Wesen, die überall um die Gewächshäuser verteilt sind, sich in Richtung der Reste einer Turmruine bewegten, von der ein Schacht nach unten führe. Vorsichtig, sowohl den Boden als auch den Himmel im Blick eilt man in Richtung der Spuren, wobei Blavatski bemerkt, dass es anscheinend zwei verschiedene Größen von Trittsiegeln gibt, die darauf hindeuten, dass die fleischigen Blumen im Gewächshaus nicht die erste Generation des Nachwuchses sind, was Myers Zustand nicht gerade zuträglich ist. Der Schacht führt 30m in die Tiefe und nach kurzem Zögern beschließt man, über die im Kreis herabführende Rampe hinunterzusteigen. Ein leicht abschüssiger Pfad ist mit Robbenleder abgegrenzt, dahinter ist es leicht wärmer und der scharfe Geruch der Alten durchdringt die Luft. Wenige Meter weiter führt noch ein, vielleicht 8m breiter Schacht weit über 100m in die Tiefe. Wheapner und Myers weigern sich, noch weiter hinabzusteigen, doch man einigt sich darauf, zumindest einige Meter zu gehen, da in 20m Tiefe ein vages grünliches Leuchten erkennbar ist. Vorsichtig geht man im Gänsemarsch herunter und tritt durch ein mit Pflanzenfasern verhängtes Portal in einen Gang, von dem 6 Räume abzweigen. In einer Seitennische findet Dr. Enfield eine Art aus Robbenleder genähten Polarparka eines der Älteren Wesen, doch währenddessen nimmt Myers eine der Quellen des grünlichen Leuchtens näher in Augenschein: Die ca. 15 cm breiten und 5 cm hohen Gefäße sind mit einer dicken Paste bestrichen, in der eine Flüssigkeit voller grünlich leuchtender Pilze schwimmt. Seine verstörende Vermutung wird kurz darauf von Dr. Enfield bestätigt: Es handelt sich bei diesen Gefäßen um menschliche Hirnschalen. Alleine der Gang wird von mindestens sechs von ihnen erhellt, was zu wild durcheinandergerufenen Vermutungen und Fragen führt: Woher kommen derartig viele Hirnschalen? Warum sollten sie menschliche Knochen für etwas derartig Mundanes wie Beleuchtung verwenden? Macht Diplomatie mit ihnen unter diesen Umständen überhaupt noch Sinn? Machen wir nicht gleiches mit Tieren? Ist eine dieser Lampen einmal ein Teil von Bryce gewesen? Beklommen aber in Eile durchsucht man die Räume, während Wheapner die Rampe nach unten im Blick behält. Der erste Raum sorgt direkt für den nächsten Schock, da er von einer massiven tischartigen Konstruktion dominiert wird, die zweifelsohne aus Menschenknochen besteht. An den Wänden finden sich jedoch zwei faszinierende, mit Kohle gemalte Karten von hoher Qualität, die einmal nahezu die komplette Antarktis und andererseits ein ca. 300km großes Gebiet innerhalb der Stadt zeigen. Auf beiden sind Orte in der Punktschrift der Alten markiert, die Myers, Meyer und Blavatski fesseln. Derweil untersuchen Enfield und Rilke die Knochen und kommen zu dem Ergebnis, dass sie definitiv älter als 10, eher sogar 100 Jahre sind. Enfield erinnert sich daran, dass der Pym-Text ungefähr zu jener Zeit gespielt haben soll und dass die Deutschen von jenem geheimen letzten Kapitel berichtet hatten, welches sie überhaupt erst in die Antarktis geführt hatte. Könnte hier ein Zusammenhang bestehen? Die auf der Karte markierten Orte sind aufschlussreich: Das Landungslager am Rossmeer ist dort mit dem Wort „Arbeiter“ ebenso eingezeichnet wie das Lake-Lager („Arbeiter“ und „Höhle“) und das Lager der SME in der Stadt („Arbeiter“ und „Neugierig“/“Sonderbar“). Ausgerechnet Starkweather merkt an, dass sich das Zeichen für „Arbeiter“ noch an einem anderen Ort in der Stadt befindet, ganz in der Nähe der Berge, zusammen mit dem Vorsatz „Traum“/“Halluzination“ und zweier anderer markierter Orte („Muster“ + „Herrschaft“ und „Muster“ + „Kristall“ + „Tarnung“). Daneben finden sich zahlreiche andere Orte, mehr als man in der Kürze der Zeit analysieren könnte. Ms. Lewinson schießt einige Fotos und Mr. Thorpe skizziert zusammen mit Blavatski und den Deutschen schnell das Wichtigste. Blavatskis Blick fällt dabei zudem auf eine seltsame kristallene Konstruktion auf dem Knochentisch, deren Sinn sich ihm jedoch nicht erschließt und die er weise nicht weiter berührt. Derweil durchsuchen Dr. Enfield und Ms. Lewinson schnell die restlichen Räume, bei denen es sich anscheinend um eine Küche mit einem befremdlichen, sicherlich 30 Kilo schweren, in eine Art milchig-graues Glas gefassten Kasten auf einem Tisch, eine Werkstatt zur Herstellung von Stoffen, eine Art seltsames Labor mit weiteren Kristallen (in dem zu Ms. Lewinsons zum Entsetzen aller Anwesenden drei winzige, in Eis gefasste Shoggothenkeimlinge entdeckt) und einen Raum mit einem beeindruckend anzusehenden, aber noch in Arbeit befindlichen Panorama-Gemälde im Stil der Blütezeit der Älteren Wesen handelt. Mr. Wheapner hört ein leises Pfeifen aus den Tiefen des Abgrunds und mahnt die anderen zur Eile. Sein Blick fällt auf eine seltsame Stangenwaffe, die in der Nische hinter der Polarkleidung des Älteren Wesens lehnte und an deren Ende sich eine umgestülpte, Pilzartige Kappe aus einem keramischen Metall befindet. Auch er ist klug genug, sie nicht weiter zu untersuchen. Und nirgendwo ist Bryce. Erneut hört Wheapner vom Grund Geräusche nach oben dringen. Das Pfeifen ist vielstimmig, aber scheint nicht näher gekommen zu sein. Starkweather drängt darauf, weiterzusuchen, doch die 6 Räume, die sich auf gleicher Höhe des Schachtes auf der gegenüberliegenden Seite befinden, scheinen alle nicht in Benutzung zu sein. Zumindest eine Ebene weiter nach unten will er noch gehen, denn gut 30 Meter weiter unten ist weiteres blassgrünes Licht zu erahnen. Bevor Myers oder die Deutschen Widerspruch einlegen können, sind der Hauptmann und die Investigatoren bereits wieder auf der Rampe und gehen vorsichtig nach unten. Die „Stimmen“ der Älteren Wesen sind nunmehr für alle deutlich am Boden des Schachtes zu vernehmen, doch als mit einem Mal Myers, der die Nachhut bildet, stolpert, unter seinem Fuß ein knapp 30cm großes Stück Stein aus der Rampe bricht und dieses kurz darauf mit widerhallendem Echo auf dem Boden aufschlägt, verstummen sie. Die Expeditionsteilnehmer halten Inne und rennen die Spiralen der Rampe herauf. Flügelschläge und ein wildes Pfeifen hinter sich, stolpern sie voran. Auf Höhe des Ganges sehen sie bereits den verheißungsvollen Lichtschein, der sie am Ende des zweiten Schachtes erwartet, doch bevor sie ihn erreichen, sehen sie, dass zwei der Älteren Wesen sie verfolgt und eingeholt haben. Verschiedene Dinge geschehen in kurzer Folge: Die Deutschen rennen in Richtung des zweiten Schachtes und versuchen das Nest zu verlassen, Starkweather entsichert sein Jagdgewehr, Myers hält seinen Revolver zitternd vor sich und die Investigatoren entrollen die Parlamentärsflagge, die sie vor sich halten. Während eine der Kreaturen tatsächlich innezuhalten scheint, bewegt sich die andere weiter mit hoher Geschwindigkeit auf den vor die anderen getretenen Blavatski zu, ergreift ihn und reißt ihn mit sich nach vorne ohne innezuhalten, doch auch ohne ihn mit seinen kraftvollen Tentakeln zu zerreißen. Das zurückgebliebene ältere Wesen pfeift dissonant und laut, seine Extremitäten scheinen dabei eine Geste immer wieder zu wiederholen, die ausgerechnet Thorpe mit seinen geringen Kenntnissen der Punktschrift erkennt: „Verboten“ und „Verlassen“. Er ruft seine Erkenntnis den anderen zu. Starkweather befiehlt den Rückzug und bevor Myers einen Schuss abgeben kann, hat Starkweather ihn ergriffen und aus dem Weg gezogen, als die Kreatur mit Blavatski vor sich über sie hinweg, an den deutschen vorbei durch den zweiten Schacht fliegt und ihn schmerzhaft aus dem Eingang wirft. Die anderen haben das Signal verstanden und ziehen sich schnellstmöglich zurück. So schnell es geht, entfernt man sich von der Lagerstätte der Älteren Wesen und erst, als man einen halben Kilometer zurückgelegt hat, gibt Starkweather das Zeichen zur Rast. Schwer atmend diskutiert man das Geschehene. Sie haben Bryce nicht gefunden, aber sie leben noch. Die Alten haben sie nicht umgebracht. Und war nicht jenes ruhige Wesen, das auf das Zeichen reagiert hat, gar jenes, welches sie in der Schule gesehen hatten? Insbesondere Dr. Enfield scheint eine seltsame Begeisterung für diese fremdartigen Wesen zu hegen. Und immerhin haben sie eine Spur: Ein „träumender Arbeiter“… könnte das vielleicht ihr verlorenes Expeditionsmitglied sein?
-
Neunzehnter Spielabend Zwischen den gefallenen Monolithen der umliegenden Gebäude wirkt die Gestalt von Dr. Ernst-Dieter Rilke winzig, als er über Eis und Geröll aufgeregt auf die Investigatoren zuläuft. In holprigem Englisch erklärt er ihnen sein Anliegen. Rilke und Meyer hätten Inschriften entdeckt, die darauf schließen ließen, dass die Erbauer der Stadt auf der Grundlage des Gewebes primitiverer Lebensformen, die in Höhlen tief unter der Stadt hausten, viele Formen irdischen Lebens praktisch neu heranzüchteten. Könnten diese primitiven Urformen oder ihre Abkömmlinge gefunden werden, so würde dies unweigerlich das menschliche Wissen von Evolution, Genetik und Biologie revolutionieren. Aus diesem Grund brennt Dr. Rilke darauf, eine Expedition in die Kavernen zu unternehmen, die sich in den Untiefen unter der Stadt verbergen, doch Dr. Meyer hatte klargestellt, dass ein solches Unterfangen sorgsam geplant und mehr als nur sie beide umfassen müsse. Eigentlich hatte Rilke gerade Lexington und Priestley für diesen kühnen Plan gewinnen wollen, doch da ihm nunmehr gleich eine ganze Gruppe von Mitgliedern der Starkweather-Moore-Expedition entgegen gekommen war, lag es natürlich nahe, ihnen zuerst von seinen Gedanken zu berichten. Die Investigatoren sind sich unsicher, was sie von Rilkes in nervöser Begeisterung vorgetragenen Ideen halten sollen, doch bevor sie mit Rücksicht auf die einhergehenden Risiken einer solchen Unternehmung und im Hinblick auf die zu priorisierende Suche nach Bryce und den Flugzeugteilen höflich ablehnen können, lädt er sie zum temporären Lagerplatz des Zwei-Mann-Stoßtrupps ein, welchen er und Dr. Meyer bilden, um ihnen dort einen ausgesprochen beeindruckenden Fund zu zeigen, den er nur kryptisch als “Kinematogramm” bezeichnet. Nach gut 10 Minuten des Fußmarsches ist Rilke in Begleitung der anderen vor einer riesigen, flachen, fünfeckigen Struktur von mehreren hundert Metern Durchmesser angelangt. Wenn auch weitenteils nicht mehr als 5 Meter hoch, so erhebt sich in ihrer Mitte ein massiver Kuppelbau von mehr als 60 Meter Durchmesser und 30 Meter Höhe. Diese an die Hagia Sophia gemahnenden Maße sind selbst an einem Ort wie diesem ungewöhlich. Rilke führt die Investigatoren durch einen der fünf Eingänge, vorbei an einer runden Vertiefung am Boden, in das Innere. Im Gehen deutet er kurz auf die nach unten gerichtete Rahme, welche angeblich in einen großen Raum mit einer Art “Kristallbatterie” führt, doch heißt den Mitgliedern der SME sogleich, ihm weiter in den Hauptsaal zu folgen. Der Raum entspricht in seinen Maßen dem, was man von der äußeren Anschauung dieses Monumentalbaus erwarten könnte und verzichtet im Gegensatz zu den meisten anderen Orten, die die Investigatoren bisher besucht haben, vollkommen auf Friese oder Fresken. Das einzige Zeugnis der vollendeten Kunstfertigkeit der Älteren Wesen sind fünf große Statuen, die Nischen zwischen den Eingängen füllen und ein unscheinbarer Sockel in der Mitte des Raums. Während Dr. Rilke direkt zu einem Aufgang in den oberen Teil der Kuppelkonstruktion gehen will, bleiben die anderen fasziniert zurück, sodass auch er konsterniert inne hält, Mr. Wheapner an seiner Seite. Ms. Lewinson, Dr. Enfield und Mr. Thorpe haben ihren Blick derweil auf die Statuen gerichtet. Eine von ihnen scheint bewusst zerstört, doch aus ihren Überresten lässt sich ohne Schwierigkeiten rekonstruieren, dass es sich dereinst um die Darstellung des tonnenförmigen Körpers eines Älteren Wesens gehandelt haben muss. Dies legt nahe, dass die anderen Motive, welche einem verstörenden Panoptikum entnommen scheinen, und seltsame fleischige Kegel mit Zangen, humanoide Geschöpfe ohne Augen und mit zahllosen Tentakeln, Krakenartige Wesenheiten und befremdlich insektoide Krustentiere abbilden, ebenfalls einen Realitätsbezug haben – ein Gedanke, über den sich die Anwesenden lieber keine allzu genauen Gedanken machen. Könnte es sich bei diesem Ort um eine Art Konvent gehandelt haben, gleich den Räumlichkeiten des Völkerbunds? Mr. Blavatski schenkt den Statuen nur wenig Beachtung. Der Sockel in der Mitte des Raums hat sein Interesse geweckt und bevor Dr. Rilke ihn warnen kann, hat er ihn bereits betreten. Ein Schwindelgefühl erfasst ihn und am Rande des hörbaren Spektrums glaubt er eine Stimme zu vernehmen, die ihm vertraulich, doch kaum vernehmbar, etwas zuflüstert. So sehr er sich anstrengt – er versteht es nicht. Er überlegt, was der Zweck dieser Konstruktion sein könnte und nachdem er sich mit den anderen über ihre Hypothesen zum diplomatischen Sinn dieses Gebäudes verständigt erscheint ihm der Gedanke plausibel, dass es sich um irgendeine Form von Übersetzungsmechanismus handeln könnte. Leise ist eine weitere Gestalt aus einem der Gänge zu Dr. Rilke hinzugetreten und beobachtet mit einem Lächeln die Mischung aus Faszination, Irritation und Abscheu, die die Mitglieder der SME im Angesicht der Statuen zeigen. Doch als Mr. Blavatski zuerst mit wenig Erfolg seine Theorie experimentell zu überprüfen versucht, versteht er auf Anhieb die Intention des Metaphysikers und stellt sich ebenfalls auf den Sockel, wo er in Deutsch ein seltsames Zwiegespräch mit Blavatski beginnt, der auf Englisch antwortet. Tatsächlich: Die Maschine ermöglicht die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg. Dr. Meyer ist begeistert von dieser Erkenntnis, als er Rilke und die anderen nach oben führt, um ihnen den eigentlichen Höhepunkt ihrer bisherigen Forschungen an diesem Ort zu zeigen. Noch kurz wird Rilkes Expedition in die Tiefe angesprochen und der diplomatische Meyer legt nahe, dass man vollstes Verständnis für die Prioritäten der SME hätte, aber ein gemeinsames Gespräch mit Starkweather und Moore in dieser Sache vielleicht klärend wirken könnte. Nicht zuletzt, da die beiden in den vergangenen Tagen vieles die Friese und die Punktschrift der Älteren Wesen in Erfahrung haben bringen können. Wissen, welches sie im Austausch für Unterstützung in den Höhlen unter der Stadt gerne mit der SME zu teilen bereit wäre. Dann zeigt Dr. Meyer mit leicht bebender Stimme das, was er als “Bildgeber” bezeichnet. In der Mitte des Raums, welcher den oberen Teil der Kuppel bildet, liegt eine Druse von solch geometrischer Regelmäßigkeit und Schönheit, das sie niemals natürlichen Ursprungs sein könnte. Milchiger Dunst liegt in ihrem Inneren, welcher augenscheinlich von einer steinernen Linse ausgeht, auf welcher bewegte Bilder zu erkennen sind, die die Umgebung des Kuppelbaus zeigen, doch die Umgebung ist grün, die Gebäude intakt. Aufnahmen aus der Zeit vor dem Untergang der Stadt! Alle außer Blavatski beugen sich über die Druse, um einen besseren Blick zu erhaschen. Das Bild ist klein, verzerrt und kaum zu erkennen. Mit dem Segen von Dr. Meyer beschließt Mr. Wheapner deshalb schließlich, mit seiner Taschenlampe in die Linse zu leuchten. Wie in Zeitlupe breitet sich von der Linse ausgehend ein anmutiges Prisma von Lichtstrahlen aus, die sich im geometrisch perfekten Einschluss der Druse wieder und wieder brechen und heller scheinen, als sie dies im Angesicht des Strahls der Taschenlampe sein sollten. Sie sind gefüllt von dem milchigen Nebel, der nunmehr jedoch strahlend weiß scheint und sich in Raum auszubreiten beginnt. Blavatski, der gerade noch einmal nach unten zum Sockel gehen wollte, sieht noch, wie alle, die direkt um die Druse herum stehen, zu Boden gerafft werden, als der Nebel sie berührt. Bevor er selbst im Weiß vergeht, zieht er sein Älteres Zeichen und streckt es der auf ihn zuschießenden Substanz entgegen. Man hat das Gefühl zu fallen, rückwärts durch die Zeit zu fallen, immer weiter, Leben um Leben in die Vergangenheit, Erst Jahrhunderte, dann Jahrtausende, immer schneller, eine Retrogression des Evolutionsprozesses einer Millionen von Jahren… und dann ist es vorbei. Die Investigatoren erwachen. Sie laufen durch eine Straße, ein lauer Wind weht. Ein Gewicht bei jedem Schritt an ihrem Geschirr legt nahe, dass sie etwas zu ziehen scheinen. Die Sicht ist schlecht, verschwommen und fast frei von allen Farben. Jede Bewegung geschieht quasi automatisch, ihre nackten, behaarten Körper funktionieren ohne jede Einflussnahme und jeder Versuch, dies zu ändern, ist unglaublich anstrengend. Pfeiflaute durchdringen die Luft. Hunderte Gerüche, manche verlockend, andere fremd und abstoßend, evozieren Emotionen und Gedanken, die sie nicht denken, denn sie sind nicht alleine in ihren Köpfen. Sie stecken in den Körpern einer Karawane affenartiger, prähistorischer Vorfahren ihrer Spezies, die seltsame rüsselbewehrte Dromedare führen, während zwei Ältere Wesen sie pfeifend antreiben. Wer zu schreien versucht, scheitert. Nur einer hat die Kontrolle über seinen neuen Körper: Blavatski. Schwach spürt er eine andere, urtümlichere Instanz in seinem Hirn, doch ist es ein Leichtes, diese zu ignorieren. Sofort hält er inne, als er eines der Älteren Wesen sieht und versucht zu sprechen, doch nur ein Krächzen dringt über seine Lippen. Die Kreatur scheint gleichwohl irritiert davon, dass einer ihrer Affen angehalten hat und besieht das Tier. Blavatski versucht in Punktschrift das Zeichen für “Kommunikation” in den Boden zu malen und sich auf andere Weise verständlich zu machen. Ein weiteres Älteres Wesen wird mit pfeifenden Tönen herbeigerufen und gemeinsam untersucht man diesen kuriosen Fall. Nachdem man auf unsanfte Weise sichergestellt hat, dass der Vormensch nicht von einem Shan kontrolliert wird, transportiert man ihn zu jenem Gebäude, in dem sich die Körper der Menschen in der Gegenwart befinden. Währenddessen zieht die kleine Karawane aus Älteren Wesen, Affenmenschen und Rüsseldromedaren an prächtigen Grünanlagen vorbei und zu dem weiten, dunklen Toreingang eines großen sternförmigen Gebäudes, welches sich als Zugang in die Unterwelt der Stadt herausstellt. Tiefer und tiefer geht es hinab, vorbei an in der Gegenrichtung laufenden Zügen von Affen und Packtieren. Die Menschen bemerken, dass ihre Wirte zunehmend unruhiger und nervöser werden, je weiter sie sich in die Tiefe bewegen. Schließlich endet der Weg an einem Portal, welches den Blick freigibt auf einen riesigen, unterirdischen See, der von Laternen und einer Art Leuchtturm in blasses Licht getaucht wird. Die Angst der Affen ist unerträglich, sie beginnen zu zittern und kreischen, doch eine kurze Abfolge von Pfeiflauten eines der älteren Wesen (welches jenen Tönen verblüffend ähnelt, die der Vertreter ihrer Spezies im Schulgebäude der Gegenwart an die Menschen richtete) lässt sie auf der Stelle erstarren. Geräusche schallen über das Wasser: ein Schleifen, ein Mahlen, ein Rumpeln, Pfiffe und Melodiefetzen, zuweilen das scharfe Krachen brechenden Gesteins. Shoggothen. Blavatskis Affe wird von den älteren Wesen auf dem Sockel platziert, der sich in der Gegenwart als Universalübersetzer herausstellte. Blitzartig beginnt das dissonante Pfeifen der Älteren Wesen Sinn zu ergeben und formt sich in seinem Geist zu Fragen: Wer er sei, was er sei, woher er komme und weshalb er sich ein derartig unwürdiges Geschöpf als Hülle erwählt hätte. Blavatski versucht zu antworten, doch weder seine Lippen, noch seine Zunge, ja nicht einmal seine Hirnlappen sind darauf ausgelegt, Sprache zu produzieren, die über simple Krächz- und Grunzlaute hinausgeht. Mit Händen und Füßen versucht er sich ungelenk verständlich zu machen, doch nachdem die beiden Verhörenden gut einem Dutzend Sekunden dieses Schauspiels lauschen durften, fragen sie ihn, ob er nicht seinen Körper wechseln wollte, was er mit emphatischer Zustimmung quittiert. In den Köpfen der hypnotisch paralysierten Affen gefangen, unfähig die Augen zu schließen, ist jeder gezwungen, sich der wahnhaften Erscheinung zu stellen, die sich der Gruppe mit einer erschreckend hohen Geschwindigkeit nähert: Ungeheuerlich groß sind sie und formlos, ganz wie sie in den Wandfriesen dargestellt waren. Was die Friese jedoch nicht zeigen können, ist die Art, wie sie sich bewegen (ein schwellendes, peristaltisches Schieben von einer kaltschnäuzigen Gewalttätigkeit, die die Seele erschauern lässt), ihr Klang (ein unausgesetztes feuchtes, schmatzendes, malmendes Geräusch), oder wie die unzähligen, unablässig entstehenden und vergehenden Augen und Mäuler matt in dem trüben Licht leuchten, oder der Ekel erregende Gestank, den sie in Schwällen um sich verbreiten gleich einer Krankheit. Blavatski verlässt gemeinsam mit den beiden Älteren Wesen das Gebäude (welches sie auf dem Sockel als “Konsulat” bezeichnet hatten) gen Norden und ist zurück im pfeifenden Meer aus Geräuschen, die die Stadt ausmachen. Es ist immer noch warm, der Himmel über ihnen ist blau, nur wenige Wolken sind zu erkennen. Doch als sie sich dem Fluss nähern, bricht Chaos aus. Die beiden Älteren Wesen kümmern sich nicht mehr um ihn. Andere flattern laut trompetend über ihn empor, nur bestrebt, schnellstmöglich vom Fluss wegzukommen. Nur er spürt eine seltsame Kraft, ein Verlangen, dass ihn näher zum Fluss zieht… Die Schoggothen fließen voran zu den Lasttieren und strecken unausdenkliche Körperglieder aus. Mit geschwinden, kraftstrotzenden Konvulsionen laden sie Bündel und Taschen von den hilflos zitternden Tieren und legen die Last auf einen ordentlichen Haufen. Dann strecken sie noch einmal die kraftstrotzenden Greifarme aus: Jeder wählt sich eines der Lasttiere aus der Herde, hebt dessen Körper fast beiläufig empor – das Tier beginnt zu schreien und um sich zu schlagen – und zieht es in seine Körpermasse hinein, deren Oberfläche dort unversehens in zahllosen Zungen, Mündern und Mäulern erblüht. Nach dieser “Fütterung” fließen sie davon. Niemand nimmt dieses grauenvolle Schauspiel sonderlich gut auf, auch nach allem, was sie bisher sehen mussten. Insbesondere Mr. Wheapner kollabiert mental. Doch bevor er oder die anderen in der Lage wären, sich irgendwie wieder zu fassen, kehren die Shoggothen pfeifend nach kurzer Zeit zurück und hieven wild zappelnde Netze über die Rücken der Dromedare. In ihnen tummeln sich seltsamste protoplasmide Erscheinungen, die widerwärtigen Hybriden aus Axolotl und nahezu jedem denkbaren und undenkbaren Reptil, Insekt, Meerestier oder schlicht einer wilden Ansammlung von Mäulern und Tentakeln gleichen und die sich in den Netzen in einem Kampf jeder gegen jeden gegenseitig das Fleisch aus den Körpern reißen. Mit einem erneuten Pfeifton lässt die Paralyse nach und die verbliebenen Dromedare werden von den an den Rande ihrer Belastbarkeit gebrachten Affen zurückgeführt. Einer von ihnen, der keinem der Investigatoren als Wirt dient und dessen Geschirr nicht richtig angebracht war, befreit sich und flieht in einen Seitengang. Die Älteren Wesen ignorieren ihn, während sie der Rampe nach oben ins Tageslicht folgen. Blavatski ist am Fluss angelangt. Aus dem Augenwinkel sieht er die riesigen Statuen zweier älterer Wesen am Wasserfall, doch sein Blick ruht auf jenem Etwas, das sich langsam gegen den Strom auf dem Fluss bewegt, dem Ziel all seines Strebens. Es ist gleichmäßig mattschwarz, ohne das geringste Einsprengsel einer anderen Farbe. Blavatski schwimmt auf es zu. Es erinnert vage an einen Bären oder ein Faultier, doch es ist in ganz und gar unschöner Weise missgestaltet, verkrüppelt – verdreht, als wolle es sich selbst die Hinterbeine abnagen. Er merkt, dass seine Anatomie nicht darauf ausgelegt ist, sich im Wasser fortzubewegen, doch er kämpft sich voran, treibt seinen vormenschlichen Körper an seine Grenzen. Sein Kopf ist nach einer Seite hin widernatürlich verjüngt; weder Augen noch Mund sind auszumachen. Aus seinem Brustkorb ragen zwei zusätzliche Beine in merkwürdigem Winkel, und aus einer Schulter sticht eine flache, sternförmige Protuberanz, die entfernt an den Kopf eines Älteren Wesens erinnert. Dann, schließlich, berührt er es und ist nicht mehr. Mr. Blavatski schreckt hoch. Vor ihm die Wartungstür, in der Hand der Universalschlüssel, der ihm Zugang zum Büro von Dr. Armitage gewähren würde. Unter normalen Umständen würde er nicht in die Räumlichkeiten des Bibliothekars einbrechen, doch er hatte das Gefühl, dass er ihm gewisse Dinge verschwiegen hatte, ebenso wie Prof. Pabodie. Gewisse Dinge, über die auch Prof. Dyer nicht hatte sprechen wollen und wegen derer er nunmehr auf unbestimmte Zeit mit unbekanntem Ziel verreist war. Gewisse Dinge, die die Miskatonic Expedition in jenes neu entdeckte Bergmassiv inmitten des Antarktischen Kontinents betrafen. Jenes Bergmassiv, welches er bald erkunden würde. Dass er in seiner rechten Manteltasche die 10*10$ Anzahlung spürt, die der Deutsche ihm gegeben hat, damit er sich durch die Heizungstunnel, mit denen er sich in all seinen Jahren an der Miskatonic University hinreichend vertraut gemacht hat, in jenes Zimmer schleicht, ist selbstverständlich ebenfalls ein Motivator. Er öffnet die Tür. Poe’s Verräterischem Herz gleich sieht er sofort die Stelle, welche ihn mit einer ungeahnten Kraft zu sich zieht. Zwei lose Dielenbretter pulsieren im Boden, rhythmisch. Er entfernt sie und hebt den kleinen Safe mit dem ihm bekannten Sternenartigen Symbol darauf heraus. Er nimmt den Schlüssel, den der Deutsche ihm gegeben hat und öffnet ihn. Er scheint leer, doch wenn man etwas genauer blickt, erkennt man einen winzigen, tropfenförmigen, mattschwarzen Stein. Nicht größer als ein Fingernagel. Und die Wucht seiner Erkenntnis trifft Blavatski mit der Macht einer Lokomotive. ES ist unermesslich. Gewaltig, gewaltiger denn Welten. Machtvoll, ebenso fähig, Kontinente zu zermalmen, wie den Lauf der Welten zu verändern. ES umspannt unausdenkliche Entfernungen und erstreckt sich bis an den Rand des Gesichtsfeldes in Richtungen, welche auch nur zu denken bereits Kopfschmerz bereitet. ES sitzt gefangen. SEINE unfassliche Wesenssubstanz ist zusammengepresst im Würge griff eines zwergenhaft kleinen Raumes, wo es in erbarmungsloser Kältefolter gefesselt liegt und nicht zu entfliehen vermag. Seit Ewigkeiten harrt ES eingekerkert außerhalb der Zeit, zuckt, wirft sich gegen die Fesseln, die ES festhalten. Doch noch immer halten sie stand, noch immer bleibt ES gefangen… doch nur gerade eben noch. Gleich Fingern aus einem Netz können winzige Teile SEINER selbst, kleiner und unbedeutender als Schuppen von Haut oder Haar, aus dem reglos-eisigen Gefängnis dringen und sind frei. Überall liegen sie, ringsum, unsichtbar, und harren auf Nahrung, auf Wachstum, um ihrem grauenerregenden Leib Stärke zuzuführen, und Kraft. Manche von ihnen sind klein, so klein, andere jedoch so groß wie Häuser, wieder andere noch größer gar. Eines jener Teile ist das Wesen, das ihn soeben verzehrt hat, ein mikroskopisch kleiner Auswuchs der unermesslichen Größe des Gefangenen in dieser unserer Welt. Und unter der Oberfläche der Welt kann er seinesgleichen fühlen, gleich schwärenden Eiterherden. Selbst die Erbauer der Stadt können sie nicht zerstören – nur betäuben und in der Kälte begraben. Und die Kälte nimmt zu mit jedem Jahr, und bald werden auch diese schlafen und warten, bis das Land sich wieder erwärmt. Dann nähren sie sich wieder zum Nutzen des Gefangenen, bis ES seine Fesseln zu zerreißen vermag. Dies ist der Tag, den ES erwartet in beharrlicher Ungeduld. Mit jenseitiger Gewalt werden die Mitglieder der SME und die beiden deutschen Doktoren in die Gegenwart zurückgeschleudert. Allen scheint es zumindest körperlich gut zu gehen. Psychisch hat jedoch jeder Wunden davongetragen. Rilke faselt von einer “Quelle allen Lebens”, die er auf seiner Flucht vom Sonnenlosen Ozean gesehen hätte. Meyer lacht nervös und versucht sich mit dem permanent schreienden Wheapner zu unterhalten, während Thorpe apathisch an der Wand lehnt. Dr. Enfield ist die erste, die sich wieder fängt und die jedem der es wünscht (und Mr. Wheapner) Beruhigungsmittel spritzt. Langsam fängt man sich, auch wenn das Mittel bei Dr. Meyer zu gut zu wirken scheint: Jeder Selbstkontrolle beraubt erzählt er allen Anwesenden, dass die Deutsche Expedition von einem gewissen Albrecht Loemmler (der Blavatski als deutscher Großindustrieller geläufig ist) primär auf Grund des nie gedruckten letzten Kapitels des Pym-Texts in die Antartkis entsandt worden war, um dessen Wahrheitsgehalt zu prüfen. Pikanterweise hätte Loemmler die Pym-Druckfahnen niemand geringerem als Lexingtons kurz vor seinem Tod abgekauft. Dyers Bericht erhielten sie erst durch ein Versorgungsschiff, nachdem sie bereits auf dem Eis waren, was überhaupt erst dafür sorgte, dass die BFE und Ms. Lexington in Kontakt traten. Man verbringt die Nacht im kleinen Lager der beiden Deutschen, welches sich im Keller mit der “Kristallbatterie” befindet, die allerdings inzwischen, ebenso wie die Druse, geborsten ist. Trotzdem ist die Temperatur hier unten immer noch knapp über dem Gefrierpunkt, sodass man es aushalten kann. Am nächsten Tag, nachdem alle, selbst Mr. Wheapner, ihre Contenance wieder gefunden haben, macht man sich den vormaligen Plänen folgend, auf den Weg ins Lager der SME, um dort Starkweather und Moore von der Expedition in die Tiefe zu überzeugen, für die Rilke nach seiner epiphanischen Erfahrung in der Vergangenheit noch mehr zu brennen scheint als vorher. Nach mehreren Stunden Fußmarsch erreicht man den großen Platz, an dem Dewitt gerade mit einem Gewehr Wache hält. Starkweather, Miles und einige andere sind gerade im Aufbruch begriffen, um weiter nach Bryce und den Teilen zu suchen, als sie die Investigatoren Man ist froh, dass alle noch lebten, nachdem Lexington am Morgen spiegelte, dass sie nicht ins Lager zurückgekehrt seien. Insbesondere das Wiedersehen von Dr. Greene und Dr. Enfield gestaltet sich ausgesprochen emotional. Den Deutschen bringt man hingegen ein gewisses Misstrauen entgegen. Am Feuer erklärt Dr. Meyer ihr Anliegen, welches jedoch trotz generellem Interesse mit Blick auf die dringenderen Probleme durch Moore und Starkweather höflich abgelehnt wird. Als Meyer nunmehr jeder erstmals vollends über die dramatische Lage der SME ins Bild gesetzt wird, entschließen er (und nach einigem Zögern auch Rilke) sich, alle Informationen, über die sie verfügen, mit der SME zu teilen, insbesondere betreffend das reiche Kompendium, welches Dr. Meyer zur Punktschrift der Älteren Wesen in seinem Notzibuch aufgebaut hat und das von ihm und Rilke angefertigte Kartenmaterial. Bei einem Abgleich des selbigen mit den Daten von Prof. Moore erwähnt Dr. Meyer nebenbei etwas, was die komplette Mannschaft elektrisiert: Die BFE scheint die Position eines neu errichteten Unterschlupfs der Älteren Wesen zu kennen. Miles ist sich sicher, dass sie Bryce dort finden werden und lädt sein Gewehr durch, um seine Aussage zu unterstreichen. Dewitt ist ebenfalls der Ansicht, dass man dieses Nest ausräuchern müsste. Ausgerechnet Starkweather mahnt allerdings ebenso wie Ms. Lewinson zur Besonnenheit. So plant man einen Trupp auszurüsten, der die entsprechenden Positionen auskundschaften soll, um Hinweise auf Bryce zu entdecken. Sobald der Nebel am nächsten Morgen nachlässt, bricht die Gruppe, die die Deutschen, Starkweather, Myers und die Investigatoren umfasst, auf.
-
Neunzehnter Spielabend Zwischen den gefallenen Monolithen der umliegenden Gebäude wirkt die Gestalt von Dr. Ernst-Dieter Rilke winzig, als er über Eis und Geröll aufgeregt auf die Investigatoren zuläuft. In holprigem Englisch erklärt er ihnen sein Anliegen. Rilke und Meyer hätten Inschriften entdeckt, die darauf schließen ließen, dass die Erbauer der Stadt auf der Grundlage des Gewebes primitiverer Lebensformen, die in Höhlen tief unter der Stadt hausten, viele Formen irdischen Lebens praktisch neu heranzüchteten. Könnten diese primitiven Urformen oder ihre Abkömmlinge gefunden werden, so würde dies unweigerlich das menschliche Wissen von Evolution, Genetik und Biologie revolutionieren. Aus diesem Grund brennt Dr. Rilke darauf, eine Expedition in die Kavernen zu unternehmen, die sich in den Untiefen unter der Stadt verbergen, doch Dr. Meyer hatte klargestellt, dass ein solches Unterfangen sorgsam geplant und mehr als nur sie beide umfassen müsse. Eigentlich hatte Rilke gerade Lexington und Priestley für diesen kühnen Plan gewinnen wollen, doch da ihm nunmehr gleich eine ganze Gruppe von Mitgliedern der Starkweather-Moore-Expedition entgegen gekommen war, lag es natürlich nahe, ihnen zuerst von seinen Gedanken zu berichten. Die Investigatoren sind sich unsicher, was sie von Rilkes in nervöser Begeisterung vorgetragenen Ideen halten sollen, doch bevor sie mit Rücksicht auf die einhergehenden Risiken einer solchen Unternehmung und im Hinblick auf die zu priorisierende Suche nach Bryce und den Flugzeugteilen höflich ablehnen können, lädt er sie zum temporären Lagerplatz des Zwei-Mann-Stoßtrupps ein, welchen er und Dr. Meyer bilden, um ihnen dort einen ausgesprochen beeindruckenden Fund zu zeigen, den er nur kryptisch als “Kinematogramm” bezeichnet. Nach gut 10 Minuten des Fußmarsches ist Rilke in Begleitung der anderen vor einer riesigen, flachen, fünfeckigen Struktur von mehreren hundert Metern Durchmesser angelangt. Wenn auch weitenteils nicht mehr als 5 Meter hoch, so erhebt sich in ihrer Mitte ein massiver Kuppelbau von mehr als 60 Meter Durchmesser und 30 Meter Höhe. Diese an die Hagia Sophia gemahnenden Maße sind selbst an einem Ort wie diesem ungewöhlich. Rilke führt die Investigatoren durch einen der fünf Eingänge, vorbei an einer runden Vertiefung am Boden, in das Innere. Im Gehen deutet er kurz auf die nach unten gerichtete Rahme, welche angeblich in einen großen Raum mit einer Art “Kristallbatterie” führt, doch heißt den Mitgliedern der SME sogleich, ihm weiter in den Hauptsaal zu folgen. Der Raum entspricht in seinen Maßen dem, was man von der äußeren Anschauung dieses Monumentalbaus erwarten könnte und verzichtet im Gegensatz zu den meisten anderen Orten, die die Investigatoren bisher besucht haben, vollkommen auf Friese oder Fresken. Das einzige Zeugnis der vollendeten Kunstfertigkeit der Älteren Wesen sind fünf große Statuen, die Nischen zwischen den Eingängen füllen und ein unscheinbarer Sockel in der Mitte des Raums. Während Dr. Rilke direkt zu einem Aufgang in den oberen Teil der Kuppelkonstruktion gehen will, bleiben die anderen fasziniert zurück, sodass auch er konsterniert inne hält, Mr. Wheapner an seiner Seite. Ms. Lewinson, Dr. Enfield und Mr. Thorpe haben ihren Blick derweil auf die Statuen gerichtet. Eine von ihnen scheint bewusst zerstört, doch aus ihren Überresten lässt sich ohne Schwierigkeiten rekonstruieren, dass es sich dereinst um die Darstellung des tonnenförmigen Körpers eines Älteren Wesens gehandelt haben muss. Dies legt nahe, dass die anderen Motive, welche einem verstörenden Panoptikum entnommen scheinen, und seltsame fleischige Kegel mit Zangen, humanoide Geschöpfe ohne Augen und mit zahllosen Tentakeln, Krakenartige Wesenheiten und befremdlich insektoide Krustentiere abbilden, ebenfalls einen Realitätsbezug haben – ein Gedanke, über den sich die Anwesenden lieber keine allzu genauen Gedanken machen. Könnte es sich bei diesem Ort um eine Art Konvent gehandelt haben, gleich den Räumlichkeiten des Völkerbunds? Mr. Blavatski schenkt den Statuen nur wenig Beachtung. Der Sockel in der Mitte des Raums hat sein Interesse geweckt und bevor Dr. Rilke ihn warnen kann, hat er ihn bereits betreten. Ein Schwindelgefühl erfasst ihn und am Rande des hörbaren Spektrums glaubt er eine Stimme zu vernehmen, die ihm vertraulich, doch kaum vernehmbar, etwas zuflüstert. So sehr er sich anstrengt – er versteht es nicht. Er überlegt, was der Zweck dieser Konstruktion sein könnte und nachdem er sich mit den anderen über ihre Hypothesen zum diplomatischen Sinn dieses Gebäudes verständigt erscheint ihm der Gedanke plausibel, dass es sich um irgendeine Form von Übersetzungsmechanismus handeln könnte. Leise ist eine weitere Gestalt aus einem der Gänge zu Dr. Rilke hinzugetreten und beobachtet mit einem Lächeln die Mischung aus Faszination, Irritation und Abscheu, die die Mitglieder der SME im Angesicht der Statuen zeigen. Doch als Mr. Blavatski zuerst mit wenig Erfolg seine Theorie experimentell zu überprüfen versucht, versteht er auf Anhieb die Intention des Metaphysikers und stellt sich ebenfalls auf den Sockel, wo er in Deutsch ein seltsames Zwiegespräch mit Blavatski beginnt, der auf Englisch antwortet. Tatsächlich: Die Maschine ermöglicht die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg. Dr. Meyer ist begeistert von dieser Erkenntnis, als er Rilke und die anderen nach oben führt, um ihnen den eigentlichen Höhepunkt ihrer bisherigen Forschungen an diesem Ort zu zeigen. Noch kurz wird Rilkes Expedition in die Tiefe angesprochen und der diplomatische Meyer legt nahe, dass man vollstes Verständnis für die Prioritäten der SME hätte, aber ein gemeinsames Gespräch mit Starkweather und Moore in dieser Sache vielleicht klärend wirken könnte. Nicht zuletzt, da die beiden in den vergangenen Tagen vieles die Friese und die Punktschrift der Älteren Wesen in Erfahrung haben bringen können. Wissen, welches sie im Austausch für Unterstützung in den Höhlen unter der Stadt gerne mit der SME zu teilen bereit wäre. Dann zeigt Dr. Meyer mit leicht bebender Stimme das, was er als “Bildgeber” bezeichnet. In der Mitte des Raums, welcher den oberen Teil der Kuppel bildet, liegt eine Druse von solch geometrischer Regelmäßigkeit und Schönheit, das sie niemals natürlichen Ursprungs sein könnte. Milchiger Dunst liegt in ihrem Inneren, welcher augenscheinlich von einer steinernen Linse ausgeht, auf welcher bewegte Bilder zu erkennen sind, die die Umgebung des Kuppelbaus zeigen, doch die Umgebung ist grün, die Gebäude intakt. Aufnahmen aus der Zeit vor dem Untergang der Stadt! Alle außer Blavatski beugen sich über die Druse, um einen besseren Blick zu erhaschen. Das Bild ist klein, verzerrt und kaum zu erkennen. Mit dem Segen von Dr. Meyer beschließt Mr. Wheapner deshalb schließlich, mit seiner Taschenlampe in die Linse zu leuchten. Wie in Zeitlupe breitet sich von der Linse ausgehend ein anmutiges Prisma von Lichtstrahlen aus, die sich im geometrisch perfekten Einschluss der Druse wieder und wieder brechen und heller scheinen, als sie dies im Angesicht des Strahls der Taschenlampe sein sollten. Sie sind gefüllt von dem milchigen Nebel, der nunmehr jedoch strahlend weiß scheint und sich in Raum auszubreiten beginnt. Blavatski, der gerade noch einmal nach unten zum Sockel gehen wollte, sieht noch, wie alle, die direkt um die Druse herum stehen, zu Boden gerafft werden, als der Nebel sie berührt. Bevor er selbst im Weiß vergeht, zieht er sein Älteres Zeichen und streckt es der auf ihn zuschießenden Substanz entgegen. Man hat das Gefühl zu fallen, rückwärts durch die Zeit zu fallen, immer weiter, Leben um Leben in die Vergangenheit, Erst Jahrhunderte, dann Jahrtausende, immer schneller, eine Retrogression des Evolutionsprozesses einer Millionen von Jahren… und dann ist es vorbei. Die Investigatoren erwachen. Sie laufen durch eine Straße, ein lauer Wind weht. Ein Gewicht bei jedem Schritt an ihrem Geschirr legt nahe, dass sie etwas zu ziehen scheinen. Die Sicht ist schlecht, verschwommen und fast frei von allen Farben. Jede Bewegung geschieht quasi automatisch, ihre nackten, behaarten Körper funktionieren ohne jede Einflussnahme und jeder Versuch, dies zu ändern, ist unglaublich anstrengend. Pfeiflaute durchdringen die Luft. Hunderte Gerüche, manche verlockend, andere fremd und abstoßend, evozieren Emotionen und Gedanken, die sie nicht denken, denn sie sind nicht alleine in ihren Köpfen. Sie stecken in den Körpern einer Karawane affenartiger, prähistorischer Vorfahren ihrer Spezies, die seltsame rüsselbewehrte Dromedare führen, während zwei Ältere Wesen sie pfeifend antreiben. Wer zu schreien versucht, scheitert. Nur einer hat die Kontrolle über seinen neuen Körper: Blavatski. Schwach spürt er eine andere, urtümlichere Instanz in seinem Hirn, doch ist es ein Leichtes, diese zu ignorieren. Sofort hält er inne, als er eines der Älteren Wesen sieht und versucht zu sprechen, doch nur ein Krächzen dringt über seine Lippen. Die Kreatur scheint gleichwohl irritiert davon, dass einer ihrer Affen angehalten hat und besieht das Tier. Blavatski versucht in Punktschrift das Zeichen für “Kommunikation” in den Boden zu malen und sich auf andere Weise verständlich zu machen. Ein weiteres Älteres Wesen wird mit pfeifenden Tönen herbeigerufen und gemeinsam untersucht man diesen kuriosen Fall. Nachdem man auf unsanfte Weise sichergestellt hat, dass der Vormensch nicht von einem Shan kontrolliert wird, transportiert man ihn zu jenem Gebäude, in dem sich die Körper der Menschen in der Gegenwart befinden. Währenddessen zieht die kleine Karawane aus Älteren Wesen, Affenmenschen und Rüsseldromedaren an prächtigen Grünanlagen vorbei und zu dem weiten, dunklen Toreingang eines großen sternförmigen Gebäudes, welches sich als Zugang in die Unterwelt der Stadt herausstellt. Tiefer und tiefer geht es hinab, vorbei an in der Gegenrichtung laufenden Zügen von Affen und Packtieren. Die Menschen bemerken, dass ihre Wirte zunehmend unruhiger und nervöser werden, je weiter sie sich in die Tiefe bewegen. Schließlich endet der Weg an einem Portal, welches den Blick freigibt auf einen riesigen, unterirdischen See, der von Laternen und einer Art Leuchtturm in blasses Licht getaucht wird. Die Angst der Affen ist unerträglich, sie beginnen zu zittern und kreischen, doch eine kurze Abfolge von Pfeiflauten eines der älteren Wesen (welches jenen Tönen verblüffend ähnelt, die der Vertreter ihrer Spezies im Schulgebäude der Gegenwart an die Menschen richtete) lässt sie auf der Stelle erstarren. Geräusche schallen über das Wasser: ein Schleifen, ein Mahlen, ein Rumpeln, Pfiffe und Melodiefetzen, zuweilen das scharfe Krachen brechenden Gesteins. Shoggothen. Blavatskis Affe wird von den älteren Wesen auf dem Sockel platziert, der sich in der Gegenwart als Universalübersetzer herausstellte. Blitzartig beginnt das dissonante Pfeifen der Älteren Wesen Sinn zu ergeben und formt sich in seinem Geist zu Fragen: Wer er sei, was er sei, woher er komme und weshalb er sich ein derartig unwürdiges Geschöpf als Hülle erwählt hätte. Blavatski versucht zu antworten, doch weder seine Lippen, noch seine Zunge, ja nicht einmal seine Hirnlappen sind darauf ausgelegt, Sprache zu produzieren, die über simple Krächz- und Grunzlaute hinausgeht. Mit Händen und Füßen versucht er sich ungelenk verständlich zu machen, doch nachdem die beiden Verhörenden gut einem Dutzend Sekunden dieses Schauspiels lauschen durften, fragen sie ihn, ob er nicht seinen Körper wechseln wollte, was er mit emphatischer Zustimmung quittiert. In den Köpfen der hypnotisch paralysierten Affen gefangen, unfähig die Augen zu schließen, ist jeder gezwungen, sich der wahnhaften Erscheinung zu stellen, die sich der Gruppe mit einer erschreckend hohen Geschwindigkeit nähert: Ungeheuerlich groß sind sie und formlos, ganz wie sie in den Wandfriesen dargestellt waren. Was die Friese jedoch nicht zeigen können, ist die Art, wie sie sich bewegen (ein schwellendes, peristaltisches Schieben von einer kaltschnäuzigen Gewalttätigkeit, die die Seele erschauern lässt), ihr Klang (ein unausgesetztes feuchtes, schmatzendes, malmendes Geräusch), oder wie die unzähligen, unablässig entstehenden und vergehenden Augen und Mäuler matt in dem trüben Licht leuchten, oder der Ekel erregende Gestank, den sie in Schwällen um sich verbreiten gleich einer Krankheit. Blavatski verlässt gemeinsam mit den beiden Älteren Wesen das Gebäude (welches sie auf dem Sockel als “Konsulat” bezeichnet hatten) gen Norden und ist zurück im pfeifenden Meer aus Geräuschen, die die Stadt ausmachen. Es ist immer noch warm, der Himmel über ihnen ist blau, nur wenige Wolken sind zu erkennen. Doch als sie sich dem Fluss nähern, bricht Chaos aus. Die beiden Älteren Wesen kümmern sich nicht mehr um ihn. Andere flattern laut trompetend über ihn empor, nur bestrebt, schnellstmöglich vom Fluss wegzukommen. Nur er spürt eine seltsame Kraft, ein Verlangen, dass ihn näher zum Fluss zieht… Die Schoggothen fließen voran zu den Lasttieren und strecken unausdenkliche Körperglieder aus. Mit geschwinden, kraftstrotzenden Konvulsionen laden sie Bündel und Taschen von den hilflos zitternden Tieren und legen die Last auf einen ordentlichen Haufen. Dann strecken sie noch einmal die kraftstrotzenden Greifarme aus: Jeder wählt sich eines der Lasttiere aus der Herde, hebt dessen Körper fast beiläufig empor – das Tier beginnt zu schreien und um sich zu schlagen – und zieht es in seine Körpermasse hinein, deren Oberfläche dort unversehens in zahllosen Zungen, Mündern und Mäulern erblüht. Nach dieser “Fütterung” fließen sie davon. Niemand nimmt dieses grauenvolle Schauspiel sonderlich gut auf, auch nach allem, was sie bisher sehen mussten. Insbesondere Mr. Wheapner kollabiert mental. Doch bevor er oder die anderen in der Lage wären, sich irgendwie wieder zu fassen, kehren die Shoggothen pfeifend nach kurzer Zeit zurück und hieven wild zappelnde Netze über die Rücken der Dromedare. In ihnen tummeln sich seltsamste protoplasmide Erscheinungen, die widerwärtigen Hybriden aus Axolotl und nahezu jedem denkbaren und undenkbaren Reptil, Insekt, Meerestier oder schlicht einer wilden Ansammlung von Mäulern und Tentakeln gleichen und die sich in den Netzen in einem Kampf jeder gegen jeden gegenseitig das Fleisch aus den Körpern reißen. Mit einem erneuten Pfeifton lässt die Paralyse nach und die verbliebenen Dromedare werden von den an den Rande ihrer Belastbarkeit gebrachten Affen zurückgeführt. Einer von ihnen, der keinem der Investigatoren als Wirt dient und dessen Geschirr nicht richtig angebracht war, befreit sich und flieht in einen Seitengang. Die Älteren Wesen ignorieren ihn, während sie der Rampe nach oben ins Tageslicht folgen. Blavatski ist am Fluss angelangt. Aus dem Augenwinkel sieht er die riesigen Statuen zweier älterer Wesen am Wasserfall, doch sein Blick ruht auf jenem Etwas, das sich langsam gegen den Strom auf dem Fluss bewegt, dem Ziel all seines Strebens. Es ist gleichmäßig mattschwarz, ohne das geringste Einsprengsel einer anderen Farbe. Blavatski schwimmt auf es zu. Es erinnert vage an einen Bären oder ein Faultier, doch es ist in ganz und gar unschöner Weise missgestaltet, verkrüppelt – verdreht, als wolle es sich selbst die Hinterbeine abnagen. Er merkt, dass seine Anatomie nicht darauf ausgelegt ist, sich im Wasser fortzubewegen, doch er kämpft sich voran, treibt seinen vormenschlichen Körper an seine Grenzen. Sein Kopf ist nach einer Seite hin widernatürlich verjüngt; weder Augen noch Mund sind auszumachen. Aus seinem Brustkorb ragen zwei zusätzliche Beine in merkwürdigem Winkel, und aus einer Schulter sticht eine flache, sternförmige Protuberanz, die entfernt an den Kopf eines Älteren Wesens erinnert. Dann, schließlich, berührt er es und ist nicht mehr. Mr. Blavatski schreckt hoch. Vor ihm die Wartungstür, in der Hand der Universalschlüssel, der ihm Zugang zum Büro von Dr. Armitage gewähren würde. Unter normalen Umständen würde er nicht in die Räumlichkeiten des Bibliothekars einbrechen, doch er hatte das Gefühl, dass er ihm gewisse Dinge verschwiegen hatte, ebenso wie Prof. Pabodie. Gewisse Dinge, über die auch Prof. Dyer nicht hatte sprechen wollen und wegen derer er nunmehr auf unbestimmte Zeit mit unbekanntem Ziel verreist war. Gewisse Dinge, die die Miskatonic Expedition in jenes neu entdeckte Bergmassiv inmitten des Antarktischen Kontinents betrafen. Jenes Bergmassiv, welches er bald erkunden würde. Dass er in seiner rechten Manteltasche die 10*10$ Anzahlung spürt, die der Deutsche ihm gegeben hat, damit er sich durch die Heizungstunnel, mit denen er sich in all seinen Jahren an der Miskatonic University hinreichend vertraut gemacht hat, in jenes Zimmer schleicht, ist selbstverständlich ebenfalls ein Motivator. Er öffnet die Tür. Poe’s Verräterischem Herz gleich sieht er sofort die Stelle, welche ihn mit einer ungeahnten Kraft zu sich zieht. Zwei lose Dielenbretter pulsieren im Boden, rhythmisch. Er entfernt sie und hebt den kleinen Safe mit dem ihm bekannten Sternenartigen Symbol darauf heraus. Er nimmt den Schlüssel, den der Deutsche ihm gegeben hat und öffnet ihn. Er scheint leer, doch wenn man etwas genauer blickt, erkennt man einen winzigen, tropfenförmigen, mattschwarzen Stein. Nicht größer als ein Fingernagel. Und die Wucht seiner Erkenntnis trifft Blavatski mit der Macht einer Lokomotive. ES ist unermesslich. Gewaltig, gewaltiger denn Welten. Machtvoll, ebenso fähig, Kontinente zu zermalmen, wie den Lauf der Welten zu verändern. ES umspannt unausdenkliche Entfernungen und erstreckt sich bis an den Rand des Gesichtsfeldes in Richtungen, welche auch nur zu denken bereits Kopfschmerz bereitet. ES sitzt gefangen. SEINE unfassliche Wesenssubstanz ist zusammengepresst im Würge griff eines zwergenhaft kleinen Raumes, wo es in erbarmungsloser Kältefolter gefesselt liegt und nicht zu entfliehen vermag. Seit Ewigkeiten harrt ES eingekerkert außerhalb der Zeit, zuckt, wirft sich gegen die Fesseln, die ES festhalten. Doch noch immer halten sie stand, noch immer bleibt ES gefangen… doch nur gerade eben noch. Gleich Fingern aus einem Netz können winzige Teile SEINER selbst, kleiner und unbedeutender als Schuppen von Haut oder Haar, aus dem reglos-eisigen Gefängnis dringen und sind frei. Überall liegen sie, ringsum, unsichtbar, und harren auf Nahrung, auf Wachstum, um ihrem grauenerregenden Leib Stärke zuzuführen, und Kraft. Manche von ihnen sind klein, so klein, andere jedoch so groß wie Häuser, wieder andere noch größer gar. Eines jener Teile ist das Wesen, das ihn soeben verzehrt hat, ein mikroskopisch kleiner Auswuchs der unermesslichen Größe des Gefangenen in dieser unserer Welt. Und unter der Oberfläche der Welt kann er seinesgleichen fühlen, gleich schwärenden Eiterherden. Selbst die Erbauer der Stadt können sie nicht zerstören – nur betäuben und in der Kälte begraben. Und die Kälte nimmt zu mit jedem Jahr, und bald werden auch diese schlafen und warten, bis das Land sich wieder erwärmt. Dann nähren sie sich wieder zum Nutzen des Gefangenen, bis ES seine Fesseln zu zerreißen vermag. Dies ist der Tag, den ES erwartet in beharrlicher Ungeduld. Mit jenseitiger Gewalt werden die Mitglieder der SME und die beiden deutschen Doktoren in die Gegenwart zurückgeschleudert. Allen scheint es zumindest körperlich gut zu gehen. Psychisch hat jedoch jeder Wunden davongetragen. Rilke faselt von einer “Quelle allen Lebens”, die er auf seiner Flucht vom Sonnenlosen Ozean gesehen hätte. Meyer lacht nervös und versucht sich mit dem permanent schreienden Wheapner zu unterhalten, während Thorpe apathisch an der Wand lehnt. Dr. Enfield ist die erste, die sich wieder fängt und die jedem der es wünscht (und Mr. Wheapner) Beruhigungsmittel spritzt. Langsam fängt man sich, auch wenn das Mittel bei Dr. Meyer zu gut zu wirken scheint: Jeder Selbstkontrolle beraubt erzählt er allen Anwesenden, dass die Deutsche Expedition von einem gewissen Albrecht Loemmler (der Blavatski als deutscher Großindustrieller geläufig ist) primär auf Grund des nie gedruckten letzten Kapitels des Pym-Texts in die Antartkis entsandt worden war, um dessen Wahrheitsgehalt zu prüfen. Pikanterweise hätte Loemmler die Pym-Druckfahnen niemand geringerem als Lexingtons kurz vor seinem Tod abgekauft. Dyers Bericht erhielten sie erst durch ein Versorgungsschiff, nachdem sie bereits auf dem Eis waren, was überhaupt erst dafür sorgte, dass die BFE und Ms. Lexington in Kontakt traten. Man verbringt die Nacht im kleinen Lager der beiden Deutschen, welches sich im Keller mit der “Kristallbatterie” befindet, die allerdings inzwischen, ebenso wie die Druse, geborsten ist. Trotzdem ist die Temperatur hier unten immer noch knapp über dem Gefrierpunkt, sodass man es aushalten kann. Am nächsten Tag, nachdem alle, selbst Mr. Wheapner, ihre Contenance wieder gefunden haben, macht man sich den vormaligen Plänen folgend, auf den Weg ins Lager der SME, um dort Starkweather und Moore von der Expedition in die Tiefe zu überzeugen, für die Rilke nach seiner epiphanischen Erfahrung in der Vergangenheit noch mehr zu brennen scheint als vorher. Nach mehreren Stunden Fußmarsch erreicht man den großen Platz, an dem Dewitt gerade mit einem Gewehr Wache hält. Starkweather, Miles und einige andere sind gerade im Aufbruch begriffen, um weiter nach Bryce und den Teilen zu suchen, als sie die Investigatoren Man ist froh, dass alle noch lebten, nachdem Lexington am Morgen spiegelte, dass sie nicht ins Lager zurückgekehrt seien. Insbesondere das Wiedersehen von Dr. Greene und Dr. Enfield gestaltet sich ausgesprochen emotional. Den Deutschen bringt man hingegen ein gewisses Misstrauen entgegen. Am Feuer erklärt Dr. Meyer ihr Anliegen, welches jedoch trotz generellem Interesse mit Blick auf die dringenderen Probleme durch Moore und Starkweather höflich abgelehnt wird. Als Meyer nunmehr jeder erstmals vollends über die dramatische Lage der SME ins Bild gesetzt wird, entschließen er (und nach einigem Zögern auch Rilke) sich, alle Informationen, über die sie verfügen, mit der SME zu teilen, insbesondere betreffend das reiche Kompendium, welches Dr. Meyer zur Punktschrift der Älteren Wesen in seinem Notzibuch aufgebaut hat und das von ihm und Rilke angefertigte Kartenmaterial. Bei einem Abgleich des selbigen mit den Daten von Prof. Moore erwähnt Dr. Meyer nebenbei etwas, was die komplette Mannschaft elektrisiert: Die BFE scheint die Position eines neu errichteten Unterschlupfs der Älteren Wesen zu kennen. Miles ist sich sicher, dass sie Bryce dort finden werden und lädt sein Gewehr durch, um seine Aussage zu unterstreichen. Dewitt ist ebenfalls der Ansicht, dass man dieses Nest ausräuchern müsste. Ausgerechnet Starkweather mahnt allerdings ebenso wie Ms. Lewinson zur Besonnenheit. So plant man einen Trupp auszurüsten, der die entsprechenden Positionen auskundschaften soll, um Hinweise auf Bryce zu entdecken. Sobald der Nebel am nächsten Morgen nachlässt, bricht die Gruppe, die die Deutschen, Starkweather, Myers und die Investigatoren umfasst, auf.
-
Neunzehnter Spielabend Zwischen den gefallenen Monolithen der umliegenden Gebäude wirkt die Gestalt von Dr. Ernst-Dieter Rilke winzig, als er über Eis und Geröll aufgeregt auf die Investigatoren zuläuft. In holprigem Englisch erklärt er ihnen sein Anliegen. Rilke und Meyer hätten Inschriften entdeckt, die darauf schließen ließen, dass die Erbauer der Stadt auf der Grundlage des Gewebes primitiverer Lebensformen, die in Höhlen tief unter der Stadt hausten, viele Formen irdischen Lebens praktisch neu heranzüchteten. Könnten diese primitiven Urformen oder ihre Abkömmlinge gefunden werden, so würde dies unweigerlich das menschliche Wissen von Evolution, Genetik und Biologie revolutionieren. Aus diesem Grund brennt Dr. Rilke darauf, eine Expedition in die Kavernen zu unternehmen, die sich in den Untiefen unter der Stadt verbergen, doch Dr. Meyer hatte klargestellt, dass ein solches Unterfangen sorgsam geplant und mehr als nur sie beide umfassen müsse. Eigentlich hatte Rilke gerade Lexington und Priestley für diesen kühnen Plan gewinnen wollen, doch da ihm nunmehr gleich eine ganze Gruppe von Mitgliedern der Starkweather-Moore-Expedition entgegen gekommen war, lag es natürlich nahe, ihnen zuerst von seinen Gedanken zu berichten. Die Investigatoren sind sich unsicher, was sie von Rilkes in nervöser Begeisterung vorgetragenen Ideen halten sollen, doch bevor sie mit Rücksicht auf die einhergehenden Risiken einer solchen Unternehmung und im Hinblick auf die zu priorisierende Suche nach Bryce und den Flugzeugteilen höflich ablehnen können, lädt er sie zum temporären Lagerplatz des Zwei-Mann-Stoßtrupps ein, welchen er und Dr. Meyer bilden, um ihnen dort einen ausgesprochen beeindruckenden Fund zu zeigen, den er nur kryptisch als “Kinematogramm” bezeichnet. Nach gut 10 Minuten des Fußmarsches ist Rilke in Begleitung der anderen vor einer riesigen, flachen, fünfeckigen Struktur von mehreren hundert Metern Durchmesser angelangt. Wenn auch weitenteils nicht mehr als 5 Meter hoch, so erhebt sich in ihrer Mitte ein massiver Kuppelbau von mehr als 60 Meter Durchmesser und 30 Meter Höhe. Diese an die Hagia Sophia gemahnenden Maße sind selbst an einem Ort wie diesem ungewöhlich. Rilke führt die Investigatoren durch einen der fünf Eingänge, vorbei an einer runden Vertiefung am Boden, in das Innere. Im Gehen deutet er kurz auf die nach unten gerichtete Rahme, welche angeblich in einen großen Raum mit einer Art “Kristallbatterie” führt, doch heißt den Mitgliedern der SME sogleich, ihm weiter in den Hauptsaal zu folgen. Der Raum entspricht in seinen Maßen dem, was man von der äußeren Anschauung dieses Monumentalbaus erwarten könnte und verzichtet im Gegensatz zu den meisten anderen Orten, die die Investigatoren bisher besucht haben, vollkommen auf Friese oder Fresken. Das einzige Zeugnis der vollendeten Kunstfertigkeit der Älteren Wesen sind fünf große Statuen, die Nischen zwischen den Eingängen füllen und ein unscheinbarer Sockel in der Mitte des Raums. Während Dr. Rilke direkt zu einem Aufgang in den oberen Teil der Kuppelkonstruktion gehen will, bleiben die anderen fasziniert zurück, sodass auch er konsterniert inne hält, Mr. Wheapner an seiner Seite. Ms. Lewinson, Dr. Enfield und Mr. Thorpe haben ihren Blick derweil auf die Statuen gerichtet. Eine von ihnen scheint bewusst zerstört, doch aus ihren Überresten lässt sich ohne Schwierigkeiten rekonstruieren, dass es sich dereinst um die Darstellung des tonnenförmigen Körpers eines Älteren Wesens gehandelt haben muss. Dies legt nahe, dass die anderen Motive, welche einem verstörenden Panoptikum entnommen scheinen, und seltsame fleischige Kegel mit Zangen, humanoide Geschöpfe ohne Augen und mit zahllosen Tentakeln, Krakenartige Wesenheiten und befremdlich insektoide Krustentiere abbilden, ebenfalls einen Realitätsbezug haben – ein Gedanke, über den sich die Anwesenden lieber keine allzu genauen Gedanken machen. Könnte es sich bei diesem Ort um eine Art Konvent gehandelt haben, gleich den Räumlichkeiten des Völkerbunds? Mr. Blavatski schenkt den Statuen nur wenig Beachtung. Der Sockel in der Mitte des Raums hat sein Interesse geweckt und bevor Dr. Rilke ihn warnen kann, hat er ihn bereits betreten. Ein Schwindelgefühl erfasst ihn und am Rande des hörbaren Spektrums glaubt er eine Stimme zu vernehmen, die ihm vertraulich, doch kaum vernehmbar, etwas zuflüstert. So sehr er sich anstrengt – er versteht es nicht. Er überlegt, was der Zweck dieser Konstruktion sein könnte und nachdem er sich mit den anderen über ihre Hypothesen zum diplomatischen Sinn dieses Gebäudes verständigt erscheint ihm der Gedanke plausibel, dass es sich um irgendeine Form von Übersetzungsmechanismus handeln könnte. Leise ist eine weitere Gestalt aus einem der Gänge zu Dr. Rilke hinzugetreten und beobachtet mit einem Lächeln die Mischung aus Faszination, Irritation und Abscheu, die die Mitglieder der SME im Angesicht der Statuen zeigen. Doch als Mr. Blavatski zuerst mit wenig Erfolg seine Theorie experimentell zu überprüfen versucht, versteht er auf Anhieb die Intention des Metaphysikers und stellt sich ebenfalls auf den Sockel, wo er in Deutsch ein seltsames Zwiegespräch mit Blavatski beginnt, der auf Englisch antwortet. Tatsächlich: Die Maschine ermöglicht die Verständigung über Sprachgrenzen hinweg. Dr. Meyer ist begeistert von dieser Erkenntnis, als er Rilke und die anderen nach oben führt, um ihnen den eigentlichen Höhepunkt ihrer bisherigen Forschungen an diesem Ort zu zeigen. Noch kurz wird Rilkes Expedition in die Tiefe angesprochen und der diplomatische Meyer legt nahe, dass man vollstes Verständnis für die Prioritäten der SME hätte, aber ein gemeinsames Gespräch mit Starkweather und Moore in dieser Sache vielleicht klärend wirken könnte. Nicht zuletzt, da die beiden in den vergangenen Tagen vieles die Friese und die Punktschrift der Älteren Wesen in Erfahrung haben bringen können. Wissen, welches sie im Austausch für Unterstützung in den Höhlen unter der Stadt gerne mit der SME zu teilen bereit wäre. Dann zeigt Dr. Meyer mit leicht bebender Stimme das, was er als “Bildgeber” bezeichnet. In der Mitte des Raums, welcher den oberen Teil der Kuppel bildet, liegt eine Druse von solch geometrischer Regelmäßigkeit und Schönheit, das sie niemals natürlichen Ursprungs sein könnte. Milchiger Dunst liegt in ihrem Inneren, welcher augenscheinlich von einer steinernen Linse ausgeht, auf welcher bewegte Bilder zu erkennen sind, die die Umgebung des Kuppelbaus zeigen, doch die Umgebung ist grün, die Gebäude intakt. Aufnahmen aus der Zeit vor dem Untergang der Stadt! Alle außer Blavatski beugen sich über die Druse, um einen besseren Blick zu erhaschen. Das Bild ist klein, verzerrt und kaum zu erkennen. Mit dem Segen von Dr. Meyer beschließt Mr. Wheapner deshalb schließlich, mit seiner Taschenlampe in die Linse zu leuchten. Wie in Zeitlupe breitet sich von der Linse ausgehend ein anmutiges Prisma von Lichtstrahlen aus, die sich im geometrisch perfekten Einschluss der Druse wieder und wieder brechen und heller scheinen, als sie dies im Angesicht des Strahls der Taschenlampe sein sollten. Sie sind gefüllt von dem milchigen Nebel, der nunmehr jedoch strahlend weiß scheint und sich in Raum auszubreiten beginnt. Blavatski, der gerade noch einmal nach unten zum Sockel gehen wollte, sieht noch, wie alle, die direkt um die Druse herum stehen, zu Boden gerafft werden, als der Nebel sie berührt. Bevor er selbst im Weiß vergeht, zieht er sein Älteres Zeichen und streckt es der auf ihn zuschießenden Substanz entgegen. Man hat das Gefühl zu fallen, rückwärts durch die Zeit zu fallen, immer weiter, Leben um Leben in die Vergangenheit, Erst Jahrhunderte, dann Jahrtausende, immer schneller, eine Retrogression des Evolutionsprozesses einer Millionen von Jahren… und dann ist es vorbei. Die Investigatoren erwachen. Sie laufen durch eine Straße, ein lauer Wind weht. Ein Gewicht bei jedem Schritt an ihrem Geschirr legt nahe, dass sie etwas zu ziehen scheinen. Die Sicht ist schlecht, verschwommen und fast frei von allen Farben. Jede Bewegung geschieht quasi automatisch, ihre nackten, behaarten Körper funktionieren ohne jede Einflussnahme und jeder Versuch, dies zu ändern, ist unglaublich anstrengend. Pfeiflaute durchdringen die Luft. Hunderte Gerüche, manche verlockend, andere fremd und abstoßend, evozieren Emotionen und Gedanken, die sie nicht denken, denn sie sind nicht alleine in ihren Köpfen. Sie stecken in den Körpern einer Karawane affenartiger, prähistorischer Vorfahren ihrer Spezies, die seltsame rüsselbewehrte Dromedare führen, während zwei Ältere Wesen sie pfeifend antreiben. Wer zu schreien versucht, scheitert. Nur einer hat die Kontrolle über seinen neuen Körper: Blavatski. Schwach spürt er eine andere, urtümlichere Instanz in seinem Hirn, doch ist es ein Leichtes, diese zu ignorieren. Sofort hält er inne, als er eines der Älteren Wesen sieht und versucht zu sprechen, doch nur ein Krächzen dringt über seine Lippen. Die Kreatur scheint gleichwohl irritiert davon, dass einer ihrer Affen angehalten hat und besieht das Tier. Blavatski versucht in Punktschrift das Zeichen für “Kommunikation” in den Boden zu malen und sich auf andere Weise verständlich zu machen. Ein weiteres Älteres Wesen wird mit pfeifenden Tönen herbeigerufen und gemeinsam untersucht man diesen kuriosen Fall. Nachdem man auf unsanfte Weise sichergestellt hat, dass der Vormensch nicht von einem Shan kontrolliert wird, transportiert man ihn zu jenem Gebäude, in dem sich die Körper der Menschen in der Gegenwart befinden. Währenddessen zieht die kleine Karawane aus Älteren Wesen, Affenmenschen und Rüsseldromedaren an prächtigen Grünanlagen vorbei und zu dem weiten, dunklen Toreingang eines großen sternförmigen Gebäudes, welches sich als Zugang in die Unterwelt der Stadt herausstellt. Tiefer und tiefer geht es hinab, vorbei an in der Gegenrichtung laufenden Zügen von Affen und Packtieren. Die Menschen bemerken, dass ihre Wirte zunehmend unruhiger und nervöser werden, je weiter sie sich in die Tiefe bewegen. Schließlich endet der Weg an einem Portal, welches den Blick freigibt auf einen riesigen, unterirdischen See, der von Laternen und einer Art Leuchtturm in blasses Licht getaucht wird. Die Angst der Affen ist unerträglich, sie beginnen zu zittern und kreischen, doch eine kurze Abfolge von Pfeiflauten eines der älteren Wesen (welches jenen Tönen verblüffend ähnelt, die der Vertreter ihrer Spezies im Schulgebäude der Gegenwart an die Menschen richtete) lässt sie auf der Stelle erstarren. Geräusche schallen über das Wasser: ein Schleifen, ein Mahlen, ein Rumpeln, Pfiffe und Melodiefetzen, zuweilen das scharfe Krachen brechenden Gesteins. Shoggothen. Blavatskis Affe wird von den älteren Wesen auf dem Sockel platziert, der sich in der Gegenwart als Universalübersetzer herausstellte. Blitzartig beginnt das dissonante Pfeifen der Älteren Wesen Sinn zu ergeben und formt sich in seinem Geist zu Fragen: Wer er sei, was er sei, woher er komme und weshalb er sich ein derartig unwürdiges Geschöpf als Hülle erwählt hätte. Blavatski versucht zu antworten, doch weder seine Lippen, noch seine Zunge, ja nicht einmal seine Hirnlappen sind darauf ausgelegt, Sprache zu produzieren, die über simple Krächz- und Grunzlaute hinausgeht. Mit Händen und Füßen versucht er sich ungelenk verständlich zu machen, doch nachdem die beiden Verhörenden gut einem Dutzend Sekunden dieses Schauspiels lauschen durften, fragen sie ihn, ob er nicht seinen Körper wechseln wollte, was er mit emphatischer Zustimmung quittiert. In den Köpfen der hypnotisch paralysierten Affen gefangen, unfähig die Augen zu schließen, ist jeder gezwungen, sich der wahnhaften Erscheinung zu stellen, die sich der Gruppe mit einer erschreckend hohen Geschwindigkeit nähert: Ungeheuerlich groß sind sie und formlos, ganz wie sie in den Wandfriesen dargestellt waren. Was die Friese jedoch nicht zeigen können, ist die Art, wie sie sich bewegen (ein schwellendes, peristaltisches Schieben von einer kaltschnäuzigen Gewalttätigkeit, die die Seele erschauern lässt), ihr Klang (ein unausgesetztes feuchtes, schmatzendes, malmendes Geräusch), oder wie die unzähligen, unablässig entstehenden und vergehenden Augen und Mäuler matt in dem trüben Licht leuchten, oder der Ekel erregende Gestank, den sie in Schwällen um sich verbreiten gleich einer Krankheit. Blavatski verlässt gemeinsam mit den beiden Älteren Wesen das Gebäude (welches sie auf dem Sockel als “Konsulat” bezeichnet hatten) gen Norden und ist zurück im pfeifenden Meer aus Geräuschen, die die Stadt ausmachen. Es ist immer noch warm, der Himmel über ihnen ist blau, nur wenige Wolken sind zu erkennen. Doch als sie sich dem Fluss nähern, bricht Chaos aus. Die beiden Älteren Wesen kümmern sich nicht mehr um ihn. Andere flattern laut trompetend über ihn empor, nur bestrebt, schnellstmöglich vom Fluss wegzukommen. Nur er spürt eine seltsame Kraft, ein Verlangen, dass ihn näher zum Fluss zieht… Die Schoggothen fließen voran zu den Lasttieren und strecken unausdenkliche Körperglieder aus. Mit geschwinden, kraftstrotzenden Konvulsionen laden sie Bündel und Taschen von den hilflos zitternden Tieren und legen die Last auf einen ordentlichen Haufen. Dann strecken sie noch einmal die kraftstrotzenden Greifarme aus: Jeder wählt sich eines der Lasttiere aus der Herde, hebt dessen Körper fast beiläufig empor – das Tier beginnt zu schreien und um sich zu schlagen – und zieht es in seine Körpermasse hinein, deren Oberfläche dort unversehens in zahllosen Zungen, Mündern und Mäulern erblüht. Nach dieser “Fütterung” fließen sie davon. Niemand nimmt dieses grauenvolle Schauspiel sonderlich gut auf, auch nach allem, was sie bisher sehen mussten. Insbesondere Mr. Wheapner kollabiert mental. Doch bevor er oder die anderen in der Lage wären, sich irgendwie wieder zu fassen, kehren die Shoggothen pfeifend nach kurzer Zeit zurück und hieven wild zappelnde Netze über die Rücken der Dromedare. In ihnen tummeln sich seltsamste protoplasmide Erscheinungen, die widerwärtigen Hybriden aus Axolotl und nahezu jedem denkbaren und undenkbaren Reptil, Insekt, Meerestier oder schlicht einer wilden Ansammlung von Mäulern und Tentakeln gleichen und die sich in den Netzen in einem Kampf jeder gegen jeden gegenseitig das Fleisch aus den Körpern reißen. Mit einem erneuten Pfeifton lässt die Paralyse nach und die verbliebenen Dromedare werden von den an den Rande ihrer Belastbarkeit gebrachten Affen zurückgeführt. Einer von ihnen, der keinem der Investigatoren als Wirt dient und dessen Geschirr nicht richtig angebracht war, befreit sich und flieht in einen Seitengang. Die Älteren Wesen ignorieren ihn, während sie der Rampe nach oben ins Tageslicht folgen. Blavatski ist am Fluss angelangt. Aus dem Augenwinkel sieht er die riesigen Statuen zweier älterer Wesen am Wasserfall, doch sein Blick ruht auf jenem Etwas, das sich langsam gegen den Strom auf dem Fluss bewegt, dem Ziel all seines Strebens. Es ist gleichmäßig mattschwarz, ohne das geringste Einsprengsel einer anderen Farbe. Blavatski schwimmt auf es zu. Es erinnert vage an einen Bären oder ein Faultier, doch es ist in ganz und gar unschöner Weise missgestaltet, verkrüppelt – verdreht, als wolle es sich selbst die Hinterbeine abnagen. Er merkt, dass seine Anatomie nicht darauf ausgelegt ist, sich im Wasser fortzubewegen, doch er kämpft sich voran, treibt seinen vormenschlichen Körper an seine Grenzen. Sein Kopf ist nach einer Seite hin widernatürlich verjüngt; weder Augen noch Mund sind auszumachen. Aus seinem Brustkorb ragen zwei zusätzliche Beine in merkwürdigem Winkel, und aus einer Schulter sticht eine flache, sternförmige Protuberanz, die entfernt an den Kopf eines Älteren Wesens erinnert. Dann, schließlich, berührt er es und ist nicht mehr. Mr. Blavatski schreckt hoch. Vor ihm die Wartungstür, in der Hand der Universalschlüssel, der ihm Zugang zum Büro von Dr. Armitage gewähren würde. Unter normalen Umständen würde er nicht in die Räumlichkeiten des Bibliothekars einbrechen, doch er hatte das Gefühl, dass er ihm gewisse Dinge verschwiegen hatte, ebenso wie Prof. Pabodie. Gewisse Dinge, über die auch Prof. Dyer nicht hatte sprechen wollen und wegen derer er nunmehr auf unbestimmte Zeit mit unbekanntem Ziel verreist war. Gewisse Dinge, die die Miskatonic Expedition in jenes neu entdeckte Bergmassiv inmitten des Antarktischen Kontinents betrafen. Jenes Bergmassiv, welches er bald erkunden würde. Dass er in seiner rechten Manteltasche die 10*10$ Anzahlung spürt, die der Deutsche ihm gegeben hat, damit er sich durch die Heizungstunnel, mit denen er sich in all seinen Jahren an der Miskatonic University hinreichend vertraut gemacht hat, in jenes Zimmer schleicht, ist selbstverständlich ebenfalls ein Motivator. Er öffnet die Tür. Poe’s Verräterischem Herz gleich sieht er sofort die Stelle, welche ihn mit einer ungeahnten Kraft zu sich zieht. Zwei lose Dielenbretter pulsieren im Boden, rhythmisch. Er entfernt sie und hebt den kleinen Safe mit dem ihm bekannten Sternenartigen Symbol darauf heraus. Er nimmt den Schlüssel, den der Deutsche ihm gegeben hat und öffnet ihn. Er scheint leer, doch wenn man etwas genauer blickt, erkennt man einen winzigen, tropfenförmigen, mattschwarzen Stein. Nicht größer als ein Fingernagel. Und die Wucht seiner Erkenntnis trifft Blavatski mit der Macht einer Lokomotive. ES ist unermesslich. Gewaltig, gewaltiger denn Welten. Machtvoll, ebenso fähig, Kontinente zu zermalmen, wie den Lauf der Welten zu verändern. ES umspannt unausdenkliche Entfernungen und erstreckt sich bis an den Rand des Gesichtsfeldes in Richtungen, welche auch nur zu denken bereits Kopfschmerz bereitet. ES sitzt gefangen. SEINE unfassliche Wesenssubstanz ist zusammengepresst im Würge griff eines zwergenhaft kleinen Raumes, wo es in erbarmungsloser Kältefolter gefesselt liegt und nicht zu entfliehen vermag. Seit Ewigkeiten harrt ES eingekerkert außerhalb der Zeit, zuckt, wirft sich gegen die Fesseln, die ES festhalten. Doch noch immer halten sie stand, noch immer bleibt ES gefangen… doch nur gerade eben noch. Gleich Fingern aus einem Netz können winzige Teile SEINER selbst, kleiner und unbedeutender als Schuppen von Haut oder Haar, aus dem reglos-eisigen Gefängnis dringen und sind frei. Überall liegen sie, ringsum, unsichtbar, und harren auf Nahrung, auf Wachstum, um ihrem grauenerregenden Leib Stärke zuzuführen, und Kraft. Manche von ihnen sind klein, so klein, andere jedoch so groß wie Häuser, wieder andere noch größer gar. Eines jener Teile ist das Wesen, das ihn soeben verzehrt hat, ein mikroskopisch kleiner Auswuchs der unermesslichen Größe des Gefangenen in dieser unserer Welt. Und unter der Oberfläche der Welt kann er seinesgleichen fühlen, gleich schwärenden Eiterherden. Selbst die Erbauer der Stadt können sie nicht zerstören – nur betäuben und in der Kälte begraben. Und die Kälte nimmt zu mit jedem Jahr, und bald werden auch diese schlafen und warten, bis das Land sich wieder erwärmt. Dann nähren sie sich wieder zum Nutzen des Gefangenen, bis ES seine Fesseln zu zerreißen vermag. Dies ist der Tag, den ES erwartet in beharrlicher Ungeduld. Mit jenseitiger Gewalt werden die Mitglieder der SME und die beiden deutschen Doktoren in die Gegenwart zurückgeschleudert. Allen scheint es zumindest körperlich gut zu gehen. Psychisch hat jedoch jeder Wunden davongetragen. Rilke faselt von einer “Quelle allen Lebens”, die er auf seiner Flucht vom Sonnenlosen Ozean gesehen hätte. Meyer lacht nervös und versucht sich mit dem permanent schreienden Wheapner zu unterhalten, während Thorpe apathisch an der Wand lehnt. Dr. Enfield ist die erste, die sich wieder fängt und die jedem der es wünscht (und Mr. Wheapner) Beruhigungsmittel spritzt. Langsam fängt man sich, auch wenn das Mittel bei Dr. Meyer zu gut zu wirken scheint: Jeder Selbstkontrolle beraubt erzählt er allen Anwesenden, dass die Deutsche Expedition von einem gewissen Albrecht Loemmler (der Blavatski als deutscher Großindustrieller geläufig ist) primär auf Grund des nie gedruckten letzten Kapitels des Pym-Texts in die Antartkis entsandt worden war, um dessen Wahrheitsgehalt zu prüfen. Pikanterweise hätte Loemmler die Pym-Druckfahnen niemand geringerem als Lexingtons kurz vor seinem Tod abgekauft. Dyers Bericht erhielten sie erst durch ein Versorgungsschiff, nachdem sie bereits auf dem Eis waren, was überhaupt erst dafür sorgte, dass die BFE und Ms. Lexington in Kontakt traten. Man verbringt die Nacht im kleinen Lager der beiden Deutschen, welches sich im Keller mit der “Kristallbatterie” befindet, die allerdings inzwischen, ebenso wie die Druse, geborsten ist. Trotzdem ist die Temperatur hier unten immer noch knapp über dem Gefrierpunkt, sodass man es aushalten kann. Am nächsten Tag, nachdem alle, selbst Mr. Wheapner, ihre Contenance wieder gefunden haben, macht man sich den vormaligen Plänen folgend, auf den Weg ins Lager der SME, um dort Starkweather und Moore von der Expedition in die Tiefe zu überzeugen, für die Rilke nach seiner epiphanischen Erfahrung in der Vergangenheit noch mehr zu brennen scheint als vorher. Nach mehreren Stunden Fußmarsch erreicht man den großen Platz, an dem Dewitt gerade mit einem Gewehr Wache hält. Starkweather, Miles und einige andere sind gerade im Aufbruch begriffen, um weiter nach Bryce und den Teilen zu suchen, als sie die Investigatoren Man ist froh, dass alle noch lebten, nachdem Lexington am Morgen spiegelte, dass sie nicht ins Lager zurückgekehrt seien. Insbesondere das Wiedersehen von Dr. Greene und Dr. Enfield gestaltet sich ausgesprochen emotional. Den Deutschen bringt man hingegen ein gewisses Misstrauen entgegen. Am Feuer erklärt Dr. Meyer ihr Anliegen, welches jedoch trotz generellem Interesse mit Blick auf die dringenderen Probleme durch Moore und Starkweather höflich abgelehnt wird. Als Meyer nunmehr jeder erstmals vollends über die dramatische Lage der SME ins Bild gesetzt wird, entschließen er (und nach einigem Zögern auch Rilke) sich, alle Informationen, über die sie verfügen, mit der SME zu teilen, insbesondere betreffend das reiche Kompendium, welches Dr. Meyer zur Punktschrift der Älteren Wesen in seinem Notzibuch aufgebaut hat und das von ihm und Rilke angefertigte Kartenmaterial. Bei einem Abgleich des selbigen mit den Daten von Prof. Moore erwähnt Dr. Meyer nebenbei etwas, was die komplette Mannschaft elektrisiert: Die BFE scheint die Position eines neu errichteten Unterschlupfs der Älteren Wesen zu kennen. Miles ist sich sicher, dass sie Bryce dort finden werden und lädt sein Gewehr durch, um seine Aussage zu unterstreichen. Dewitt ist ebenfalls der Ansicht, dass man dieses Nest ausräuchern müsste. Ausgerechnet Starkweather mahnt allerdings ebenso wie Ms. Lewinson zur Besonnenheit. So plant man einen Trupp auszurüsten, der die entsprechenden Positionen auskundschaften soll, um Hinweise auf Bryce zu entdecken. Sobald der Nebel am nächsten Morgen nachlässt, bricht die Gruppe, die die Deutschen, Starkweather, Myers und die Investigatoren umfasst, auf.
-
Achtzehnter Spielabend Fassunglos blicken die Mitglieder der Starkweather-Moore Expedition auf die wirr faselnde Gestalt Danforths. In Mr. Wheapners Handschuh klafft ein rauchendes Loch, aus dem Blut hervortritt. Die brennenden Trümmer der Enderby spiegeln sich in Miles’ Augen. Es herrscht allgemeine Verwirrung. Um den Auswirkungen des Nebels zu entgehen, ordnet Dr. Enfield geistesgegenwärtig an, den nicht mehr alleine lauffähigen Piloten der Lexington-Expedition schnellstmöglich in den Schutz der Älteren Zeichen zu bringen. Die anderen schließen sich an und bewegen sich ins Lager. Während Greene und Enfield sich Danforth und Wheapner annehmen und Moore zu verarbeiten versucht, was gerade geschehen ist, sind Miles, Dewitt und Thorpe nicht im Inneren der Ruine zu halten, in der die Expedition ihre Zelte aufgeschlagen hat: Alle drei sorgen sich um die Weddell und hoffen (trotz besseren Wissens) darauf, dass die Enderby vielleicht noch zu retten sei. Ohne die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, eilen sie deshalb in Richtung der Maschinen, wo der Nebel bereits nach wenigen Minuten seinen Tribut fordert. Doch während Dewitt und Miles sich in Zeit und Raum verlieren und katatonisch in die Flammen blicken, zieht es Thorpe in Richtung des Turms. Von einem tiefen Gefühl von Sehnsucht, Trauer und Irritation durchdrungen streift er durch die Ruinen. Warum ist es so kalt? Wieso ist die Stadt im Eis versunken? Aber gleichsam widerspricht er sich selbst: Sollte es wirklich wärmer sein? Hat nicht alles genau so seine Richtigkeit? Zahllose verwirrte, widerstreitende Stimmen überlagern sich in seinem Kopf zu einer einzigen Kakophonie, die kaum noch erträglich ist, als er nach schier endloser Zeit wieder zu sich kommt, auf halbem Wege hinab auf der Rampe in den Abgrund der unteren Geschosse der Ruine des Turms. Das Verschwinden der drei Aeronauten entgeht nach einigen Minuten auch Ms. Lewinson nicht, die die Aufmerksamkeit auf Dewitt und Miles lenkt, deren Gestalten im flackernden Feuerschein aus dem Nebel hervorstechen, starr und sich nicht rührend. Resolut nimmt Starkweather sich des Problems an. Nachdem feinfühligere Diplomatie scheitert, löst die Übergabe eines Älteren Zeichens zusammen mit einem saftigen Faustschlag das Problem und die beiden kommen in kurzem Abstand zu sich und kehren ins Lager zurück. Während Mr. Dewitt bereits Erfahrung mit der Wirkung des Nebels hat und es mit Fassung trägt, glauben die Investigatoren an Miles eine gewisse Form von Ekel zu erkennen. Gegen 2:50 Uhr gelangt schließlich auch Thorpe wieder zurück in das Lager, wo Mr. Wheapner ihn in seiner Funktion als Wachtposten begrüßt und ausfragt. Erschöpft klettert der Flugzeugingenieur sich zu vieler Fragen erwehrend in seinen Schlafsack und beendet diesen ereignisreichen Nikolaustag mit einer Abfolge unruhiger Träume, an die er sich am nächsten Tag nicht mehr zu erinnern vermag. Auffällig ist alleine jenes seltsame Spiralmuster, welches er geistesabwesend mit seiner Fußspitze in den Eisschnee vor dem Lager gezeichnet hat und das frappierend Ähnlichkeit mit jenem Symbol besitzt, dass der gefesselte Danforth mit seinen blutigen Fingerspitzen in den Boden der Ruine zu ritzen versucht.... Gegen 7 Uhr wird die Expedition von einem Schrei der Enttäuschung geweckt. Es ist Miles, der in Richtung des Dyer-Passes zeigt, der von einer dicken, grauen Wolkendecke verhangen ist. Schnell besprechen sich die Piloten mit Prof. Moore. Die Situation scheint düster: Den Pass zu durchfliegen wäre bei diesen Wetterbedigungen reiner Selbstmord. Doch die Alternativen scheinen nicht viel besser: Mit nur einer Maschine die lange Route an den Bergen entlang bis zum Meer zu fliegen würde zwangsläufig voraussetzen, einen Teil des Teams hier zurückzulassen, welcher darauf angewiesen wäre, dass möglichst schnell ein Rettungsversuch initiiert werden würde. Die dafür notwendigen Ressourcen könnten wenn überhaupt die Herren Barsmeier und Falken aufbringen... Auch in Lexingtons Lager ist die Situation nicht besser, wie man kurz darauf via Spiegelkommunikation erfährt: Der deutsche Pilot Baumann hat sich nach Williams Verschwinden die Belle genauer angesehen und die vermeintlichen Defekte des Flugzeugs stellen sich bei genauerer Betrachtung als klare Fälle von Sabotage heraus. Mehrere Teile sind fachmännisch ausgebaut worden. Moores Vorschlag, Thorpe ins Lager der ALE zu schicken, um zu sehen, inwieweit man aushelfen kann, wird von Lexington positiv aufgenommen. Allgemein geht man davon aus, dass Williams bzw. Danforth die restlichen Teile irgendwo versteckt haben muss, mit dem Ziel, als einziger Überlebender aus der Stadt zu entkommen. Da Danforth die Teile leider nicht an seinem Leib trägt (im Gegensatz zu einigen Zündkapseln und -Schnuren) werden neue Suchpläne geschmiedet. Zwar will Starkweather Bryce Verschwinden nach wie vor aufklären, aber es spricht ja nichts dagegen, dies einerseits mit einer allgemeinen Erkundung der Stadt und andererseits der Suche nach den Motorenteilen zu kombinieren. Da niemand Thorpe alleine in Richtung Lexington-Lager ziehen lassen will und eine eingehende Untersuchung des Gebiets auf der anderen Seite des Flusses von Lexington und Priestley alleine (auf die Deutschen will man sich lieber nicht verlassen) nicht gestemmt werden kann, werden die restlichen Investigatoren ebenfalls gen Süden gesandt. Nachdem man schnell einen Schlitten mit einigen Vorräten, Ersatzteilen, Werkzeugen und Waffen ausgestattet hat, macht man sich auf den Weg durch die Stadt. Wheapner und Thorpe sind bereits mit einem guten Teil der Route vertraut und führen die Gruppe zielstrebig in Richtung des nadelspitzen Aussichtsturms, an dem sie tags zuvor bereits Lexington ausfindig gemacht hatten. Auf dem Weg halten sie Ausschau nach Spuren Danforths, doch diese erschöpfen sich in einem nur wenige Meter vom großen Platz entfernten Schlitten, auf dem einige magere Pemmikanpackungen und Getränke gelagert wurden und dessen Kufenspuren sich mit der Zeit auf dem vereisten Geröllboden verlieren. Am Fluss angelangt, seilt der Bergsteiger Wheapner die Gruppe vorsichtig einige Meter auf das Eis des Bettes hinab. Während er, Dr. Enfield und Ms. Lewinson zielstrebig auf der anderen Seite wieder nach oben klettern wollen, scheinen Thorpe und Blavatski abgelenkt. Irgendetwas am Flussbett verstört beide zutiefst. Ihre Nackenharre stellen sich auf und eine tiefe Form von Wut, Zorn und… Angst? macht sich in ihrem Bauch bemerkbar. Es ist Thorpe, der zuerst seinen Blick über den Flussverlauf schweifen lässt, hinaus über die Grenzen der Stadt und das Plateau, hinaus zu jenen anderen Bergen und bevor er tiefer und tiefer in einer wahnwitzigen Vision aus Teer, Öl und Leere im Fluss versinkt, reißen ihn die anderen Investigatoren zurück in die kalte Welt. Wheapners Orientierungskunst ist auf der anderen Flussseite erwartungsgemäß eingeschränkt, hat er doch nur eine grobe Vorstellung davon, welcher Weg von der gegenwärtigen Position der Gruppe zum Lager der ALE führt. Thorpe hingegen scheint sich sehr sicher zu sein, wie man am schnellsten dorthin gelangt. Dass er sich selbst nicht so recht erklären kann, wie er an dieses Wissen gelangt ist, ändert nichts an seiner grundfesten Überzeugung, der sich auch Wheapner schließlich beugt. Und tatsächlich: Bald kommt auf einem kleinen Platz, dessen Wahl als Landebahn von gehörigem Selbstbewusstsein des Piloten zeugt, der arg mitgenommene Stahlkörper der Belle in Sicht, welche unzweifelhaft bereits bessere Tage gesehen hat. Am Flugzeug hantierend steht Baumann, der einzige im Lager Anwesende. Sichtlich erfreut über die neue Gesellschaft erklärt er in holprigem Englisch, dass Ms. Lexington und Priestley die Gegend nach Williams' Versteck durchsuchten, Meyer und Rilke erkundeten derweil einige Gebäude. Thorpe macht sich sofort daran, das Flugzeug unter die Lupe zu nehmen, während die anderen ihre Zelte aufbauen. Letztlich kommt er jedoch zu einem ähnlichen Ergebnis wie der deutsche Pilot: Die Maschine ist von fähiger Hand sabotiert worden und auch der Rückgriff auf die Ersatzteile, die er aus dem Lager der SME mitgebracht hat, würde nur einen Teil des fehlenden Materials kompensieren. Gegen 9 kommen die müden und abgekämpften Gestalten von Priestley und Lexington ins Lager, doch ihre Stimmung hebt sich augenblicklich, als sie die Investigatoren sehen. Man kocht Tee und Suppe und berichtet sich gegenseitig von den Erlebnissen der letzten Tage. Selbst als es langsam auf 11 zugeht und Nebelschwaden über dem Boden zu wabern beginnen, sind Rilke und Meyer noch nicht in Sicht. Als Baumann deshalb in das gemeinsame SME-ALE-Lager eingeladen wird, berichtet er, dass dies nicht die erste Nacht sei, die die beiden draußen alleine im Nebel verbrächten. Lexington und Priestley können dies ebensowenig wie die Investigatoren nachvollziehen, worauf Enfield von den Älteren Zeichen und ihrer seltsamen Schutzfunktion gegen den Nebel zu berichten beginnt. Anfangs skeptisch lehnt Lexington das ältere Zeichen primär aus Höflichkeit (insbesondere gegenüber Blavatski, dem sie inzwischen das "du" angeboten hat) nicht ab, doch ist sie bereits nach wenigen Minuten im Nebel von seiner Wirkung überzeugt und unterstützt die beiden nachdrücklich in ihren Bemühungen, das Lager vollständig abzusichern. Dr. Enfield bietet auch Baumann einen Speckstein mit eingeritztem älteren Zeichen an, doch dieser lehnt höflich ab. Die Geschehnisse am Fluss kontemplierend folgt Blavatski einer Laune und tritt in den Nebel heraus, wo er zu meditieren beginnt. Ein um die Brust geschlungenes Seil ist an einem der Zelte angebunden und dient als Absicherung, als er sich auf den ihn umgebenden Ort einzustellen beginnt und bewusst immer tiefer in die Träume der Stadt hinabgleitet; immer tiefer in das kollektive Unterbewusstsein von Jahrmillionen des Lebens, dass sich an diesem Ort abgespielt hat, stets überschattet von jener finsteren Flutwelle aus Richtung des Plateaus, jener fordernden, unendlich alten und mächtigen Kraft, die ihn an den Ort der Kreuzigung ruft... Nachdem Wheapner und Priestley den kehlig stumm schreienden und in widernatürlichen Verrenkungen erstarrten Blavatski auf Drängen von Ms. Lexington wieder in das mit Älteren Zeichen versehene Gebäude hineinziehen, in dem sie ihre Zelte errichtet haben, ist dieser außer sich: So wenige Schritte trennten ihm von der Wahrheit, so nahe war die Erleuchtung gewesen! Doch Ms. Lexington duldet so wenig Widerspruch wie die anderen Investigatoren und so sieht Blavatski schließlich ein, dass er sich besser ebenso zu Bett begeben sollte, wie die anderen. Am nächsten Morgen übernehmen Priestley und Wheapner nach einem kurzen Frühstück die Spiegelschicht und berichten von ihrer guten Ankunft im Lager und den Plänen, weiter nach Danforths Teilen suchen zu wollen, die Lexington und co. bisher noch nicht entdeckt hätten. Auch bei der SME gibt es diesbezüglich keine Fortschritte, die Suchtrupps hätten den Unterschlupf Danforths genausowenig entdeckt wie Bryce. Doch Myers sei zu einer Art riesigem Kristallgarten, eine Ansammlung von meterhohen Stelen, gelangt, der aus der Höhe betrachtet wie eine große Ansammlung von Zeichen in der Punktschrift der älteren Wesen wirkte und die er in aller Ausführlichkeit beschreibt, was die Kontaktaufnahme an diesem Morgen sichtlich in die Länge zieht. Als sie endlich fertig sind, haben sich die anderen Investigatoren bereits auf den Weg gemacht. Sie wollten einer Schlittenspur folgen, die sie in der Nähe des Lagers am gestrigen Abend entdeckt hatten. Wheapner beschließt, sie einzuholen. Der teilweise kaum noch erkennbaren Schlittenspur zu folgen gelingt den scharfen Augen von Blavatski und Enfield mit Bravour und gemeinsam führen sie die Vierergruppe zu einem eingestürzten Kuppelbau, von dem aus die Spuren sich weiter vom Lager entfernen. Doch ist es unzweifelhaft, dass derjenige, der ihn zog, auch hier Halt gemacht und das Gebäude in Augenschein genommen hatte, sodass man sich ebenso dazu entschließt: Jede Struktur im Umkreis mehrerer Meilen kommt als Versteck für die Teile in Frage. Das Innere der Kuppel erinnert an den Aufbau einer Nautilus: Spiralenförmig führt ein Weg ins Innere, an dessen Seiten sich Räume auffächern. Viele davon sind nicht mehr begehbar, doch die wenigen, die es sind, vermitteln den zunehmend begeisterten Forschern einen Eindruck vom Zweck des Gebäudes: Es scheint sich um eine Art Schule gehandelt zu haben: So ist ein Raum der Anatomie der Älteren Wesen gewidmet, ein anderer einer hochentwickelten Mathematik, ein dritter scheint sich mit Tanz und Musik zu beschäftigen und ein vierter mit Landwirtschaft. Das Studium des Wissensschatzes dieser fremdartigen Spezies ist faszinierend und treibt die Investigatoren weiter in die Spirale hinein. Auch Wheapner ist mittlerweile zu ihnen gestoßen und er ist es, der den all zu schnellen Schritt der Gruppe ins Zentrum des Gebäudes bremst: Ein leises Pfeifen ist zu vernehmen, dass aus der Mitte der Nautilus zu stammen scheint. Vorsichtig tasten sich die Investigatoren voran und gelangen zu einem Raum, nahe am Mittelpunkt, dessen Decke eingestürzt ist und den Blick nach draußen freigibt. Dort steht vor Fresken, die sich wohl mit etwas wie Bauingenieurswesen, Rohrsystemen und Ähnlichem beschäftigen ein leibhaftiges Älteres Wesen. Hochkonzentriert studiert es die Skizzen und Texte an der Wand und scheint die Gruppe nicht zu bemerken. Für eine Minute passiert nichts, doch als Blavatski ein Amulett mit einem älteren Zeichen hervorzieht, dreht sich die Kreatur um und sieht mit seinen fünf Augen die Menschen. Seine Reaktion ist nicht aggressiv, ängstlich oder etwas Vergleichbares. Es stößt stattdessen eine kurze Abfolge von seltsam beruhigend klingenden Pfeiftönen aus. Ms. Lewinson kritzelt schnell ein Zeichen in der Punktschrift der Alten auf einen Zettel und schiebt ihn in Richtung des Wesens, dass, während es gerade einen lauten und durchdringenden Pfeifton ausstößt, diesen in Augenschein nimmt. Seine Reaktion ist schwer zu deuten, doch legt eine Form von Irrititation und Verstörung nahe. Schnell malt es mit einem seiner Gliedmaßen zwei Zeichen in den Boden und entfliegt durch das Loch in der Decke. Nachdem es auch nach mehreren Minuten nicht mit Verstärkung zurückkehrt, um die Gruppe außer Gefecht zu setzen, ist die Stimmung unter den Investigatoren euphorisch: Ein Erstkontakt mit einem Älteren Wesen und dann auch noch ein solch positiver (zumindest ist diese Interpretation die dominierende)! Das muss im Lager berichtet werden. Doch zuerst will man der Spur des Schlittens weiter folgen. Bereits nach wenigen 100m sieht man dabei allerdings eine Gestalt in der Distanz: Es ist einer der Deutschen, der sich als Dr. Rilke vorstellt und die Charaktere fragt, ob er sie vielleicht um einen Gefallen bitten könnte...
-
Hi Leute, es gibt ja schon einige Threads, die verschiedene Formen von Anregungen für Cthulhu NOW behandeln. Eine Facette, die mich jedoch sehr interessieren würde und zu der ich bisher noch nicht wirklich viel gefunden habe, sind Sachbücher, insbesondere solche, die eigentlich keinen spezifischen Bezug zum Rollenspiel haben, aber sehr gut als Quellen- und Nachschlagewerke für Cthulhu NOW taugen könnten, da sie sich intensiv und zugänglich (idealerweise zudem reich und anschaulich bebildert) mit einer für NOW relevanten Thematik auseinandersetzen. Beispiele wären: - Bücher zu modernen Polizeiermittlungsmethoden (die über die bereits hervorragenden Informationen in den vorhandenen NOW-Quellenbänden hinausgehen) - Bücher zu Automobilen, militärischer Ausrüstung, Waffen und anderen Gebrauchsgegenständen der Gegenwart - Bücher über moderne Geheimdienstarbeit bzw. wie man sich dieser entziehen kann - Bücher über den kreativen Einsatz von Alltagsgegenständen zu McGyver-artigen Zwecken - Bücher über moderne Esoterik/Magie und Verschwörungstheorien - Bücher zum Überleben im Falle des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung - etc. Hat jemand Vorschläge für Werke, die in diese Kategorie passen könnten? Danke!
-
Hi Leute, es gibt ja schon einige Threads, die verschiedene Formen von Anregungen für Cthulhu NOW behandeln. Eine Facette, die mich jedoch sehr interessieren würde und zu der ich bisher noch nicht wirklich viel gefunden habe, sind Sachbücher, insbesondere solche, die eigentlich keinen spezifischen Bezug zum Rollenspiel haben, aber sehr gut als Quellen- und Nachschlagewerke für Cthulhu NOW taugen könnten, da sie sich intensiv und zugänglich (idealerweise zudem reich und anschaulich bebildert) mit einer für NOW relevanten Thematik auseinandersetzen. Beispiele wären: - Bücher zu modernen Polizeiermittlungsmethoden (die über die bereits hervorragenden Informationen in den vorhandenen NOW-Quellenbänden hinausgehen) - Bücher zu Automobilen, militärischer Ausrüstung, Waffen und anderen Gebrauchsgegenständen der Gegenwart - Bücher über moderne Geheimdienstarbeit bzw. wie man sich dieser entziehen kann - Bücher über den kreativen Einsatz von Alltagsgegenständen zu McGyver-artigen Zwecken - Bücher über moderne Esoterik/Magie und Verschwörungstheorien - Bücher zum Überleben im Falle des Zusammenbruchs der öffentlichen Ordnung - etc. Hat jemand Vorschläge für Werke, die in diese Kategorie passen könnten? Danke!
-
Siebzehnter Spielabend Nach der glimpflich verlaufenen Verlegung des Lagers versucht jeder der Anwesenden sich ein wenig aufzuwärmen. Die Temperaturen sind mittlerweile auf -37 Grad gefallen. Die Stimmung ist gemischt: Während Starkweather und Myers voller Begeisterung endlich die Stadt erkunden wollen, schweigt Bryce finster in der Ecke und Miles bekundet in Andeutungen seinen Unmut gegenüber der Situation. Schlussendlich bereitet er jedoch zusammen mit Moore und Thorpe gegen 7 ein kleines Frühstück vor und den Optimisten gelingt es, die Mehrheit der Expeditionsteilnehmer in ihrem Tatendurst anzustecken. Pläne werden geschmiedet: Dewitt und Thorpe werden Starkweather zu den Statuen folgen, die man auf Basis der Bilder aus der Luft gut zwei Meilen vom Lager am Flussbett vermutet. Auch Blavatski schließt sich an. Myers, Enfield, Wheapner und Lewinson haben hingegen die nahegelegene Grube im Zentrum des großen Platzes im Auge. Nachdem die Gruppen gebildet sind, macht man sich schnellstmöglich an die Arbeit: Insbesondere Starkweathers Team hat eine verhältnismäßig lange Strecke vor sich und will definitiv vor Einbruch des seltsamen Nebels wieder im Lager sein. Dementsprechend zeigt sich der Hauptmann anfangs noch streng, als Blavatski und Thorpe an einem riesigen kathedralengleichen Bau anhalten und durch seine nur partiell vom Eis verschlossenen Zugänge auf meterhohe Wandfresken nach innen blicken. Er drängt zum schnellen Fortkommen und als Dewitt eine seltsame Bemerkung fallen lässt, wonach das “Konzerthaus umgestaltet worden sei”, an die er sich kurz darauf nicht mehr erinnern kann, sind auch die anderen von Starkweathers Plan überzeugt. Gleichsam will man das in relativer Nähe zum Platz liegende Gebäude am kommenden Tag erneut in Augenschein nehmen und mit der Hilfe eines fähigen Kletterers wie Dr. Greene oder Mr. Wheapner erschließen. Stetig tastet die vier sich am Fuß der Berge entlang und bestaunen die beeindruckende Architektur oder das, was nach Jahrhunderttausenden noch von ihr übrig geblieben ist. Da man noch sehr gut im Zeitplan ist, beschließt Starkweather dem Drängen von Thorpe und insbesondere Blavatski nachzugeben und erlaubt die Erkundung einer annähernd hundert Meter am Berghang hinaufreichenden Terassenkonstruktion, deren Inneres schmuckloser ist, als dies das “Konzerthaus” vermuten ließ. Gemeinsam erkundet man die oftmals bereits eingestürzten Gänge, die teils weit in den Fels der Berge hineingetrieben scheinen. Aus dem Aufbau der Räume entsteht die Vermutung, dass es sich um ein Wohnhaus gehandelt haben könnte. Währenddessen steigen Enfield, Lewinson, Wheapner und Myers über eine von Säulen und Bögen getragene Rampe gut 20m hinab in die Eingeweide der Stadt. Wheapner sichert den Weg, doch nichts desto trotz tut sich Dr. Enfield mit dem über die Jahrhunderte zunehmend instabiler gewordenen Weg schwer. Einmal unten bestaunt jedoch auch das zweite Expeditionskorps die uralten Friese und Fresken der Älteren Wesen. Insbesondere Myers erfüllt ihr Anblick mit Begeisterung. Sofort beginnt er sie zu skizzieren und das dargestellte Leben der ehemaligen Bewohner der Stadt zu ergründen. Palmen und großzügiger Pflanzenwuchs um die einstmals glorreiche Erscheinung des nunmehr eingestürzten Turms in der Mitte des Platzes, auf dessen Grund man sich gerade befindet, zeugen von besseren Tagen, in denen es hier deutlich wärmer gewesen sein musste. Vom gut 100m durchmessenden Hauptraum des Turms zweigen insgesamt zwölf Gänge ab, von denen die Mehrzahl jedoch kaum noch zu begehen ist, zu sehr haben Geröll und Schutt zusammen mit dem Eis von Jahrtausenden eine feste, undurchdringliche Masse gebildet. Doch die Wege, die noch passierbar sind, führen schnell zu neuen Erkenntnissen: Dr. Enfield bemerkt, dass einer von ihnen anscheinend in jüngerer Zeit häufiger beschritten wurde. Soweit noch Spuren zu erahnen sind, scheinen sie nicht menschlich zu sein. Ms. Lewinson untersucht derweil einige Papierstücke, die wohl einem Notizbuch entstammen. Ihre regelmäßige Platzierung legt nahe, dass Dyer und Danforth einen Weg durch die labyrinthischen Tunnel unter der Stadt markierten. Für den Moment sieht man jedoch davon ab, irgendeinem der Gänge weiter als einige Meter zu folgen - zu unklar ist, was dort wohlmöglich auf die kleine Gruppe warten würde. Währenddessen ist Myers unterhalb der Rampe auf etwas gänzlich anderes gestoßen: Mehrere kleine Hügel aus Schnee, drei eher flach und einer höher und regelmäßiger, sind dort zu erkennen. Während es sich bei den Flachen allerdings ausschließlich um Schneeverwehungen handelt, unter denen sich ehemalige Schlitten aus dem Lake-Lager befinden, ist der vierte, von einem sternförmigen Speckstein markiert und ragt gut 1.5m in die Höhe. Böses ahnend gräbt Mr. Wheapner seitlich in das Eis und stößt nach wenigen Zentimetern auf etwas Festgefrorenes: Ein Kopf. Nach den Riten der Älteren Wesen bestattet, fand hier Gedney seine letzte Ruhe. Starkweather und seine Leute wiederum sind endlich an den Statuen angelangt - oder dem, was von ihnen übrig ist. Am überfrorenen Flusslauf, der in Form eines wie in der Zeit stehengebliebenen Wasserfalls aus den Bergen entspringt, kann man durch die Jahrtausende sauber abgeschleifte geometrische Körper erkennen, die mit Phantasie einstmals Ältere Wesen dargestellt haben könnten. Doch auch ohne all jene künstlerischen Details, die sie in grauer Vorzeit einmal ausgemacht haben müssen, sind die 70m hohen, aus dem sie umgebenden Stein geschlagenen Statuen eine beeindruckende Arbeit. Einzig irritierend ist die Tatsache, dass ihre oberen Kanten ein wenig zu glatt und im Verhältnis zum Rest der Statue nicht hinreichend verwittert sind. Blavatskis Verdacht, dass die Köpfe der vormaligen Wächter der Stadt sauber abgeschlagen worden seien, bestätigt sich kurz darauf beim Fund eines überdimensionierten, metergroßen Steinauges im Eis des Flusses. Nicht ohne einige Fotos geschossen zu haben, macht man sich wieder auf den Rückweg. Der kurze Gedanke, dass man im Fels oberhalb des Wasserfalls Geräusche vernommen hätte, verflüchtigt sich, ohne dass jemand darüber ein Wort verliert. Der Abend verläuft ruhiger als zuvor. Prof. Moore hat sich mittlere Erfrierungen zugezogen und wird von Greene entsprechend gescholten und versorgt. Als der Nebel kommt, ist allgemein bekannt, worauf man sich einzustellen hat. Starkweather, der dem Phänomen mit einer Form von höflichem Unverständnis gegenübersteht und gegen die Auswirkungen des Phänomens vollkommen immun scheint, versucht die Stimmung hochzuhalten, was Entartungen wie in der letzten Nacht verhindern kann. Das ist zumindest seine Interpretation der Ereignisse - immer mehr der Anwesenden kommen jedoch darin überein, dass irgendetwas an diesen befremdlichen Zeichen, die Blavatski gemeinsam mit Dr. Enfield im Akkord zu ritzen begonnen hat, zu sein scheint, was ihre inneren Widerstandskräfte stärkt. Niemand hat im Angesicht der allgemeinen Umstände gerade die Muße über die weiteren Konsequenzen dieser Feststellung für ein naturalistisches Weltbild nachzudenken. Ebenfalls wird nicht viel über die seltsam-schnellen Fortschritte gesprochen, die Blavatski in der Entschlüsselung der Sprache der Älteren Wesen macht. Nur Myers lässt Blavatskis intensives Verständnis mit einer gewissen Eifersucht zurück. Am nächsten Morgen werden beim Essen Pläne geschmiedet. Die Stimmung ist ausgesprochen gut, denn zum erste Mal seit ihrer Ankunft in der Stadt herrscht Stille um die Expedition: Das Heulen und Pfeifen des Jetstreams in den Bergen ist verstummt und man hofft, auf diesem Weg nun doch in kurzer Zeit wieder das Lake-Lager erreichen zu können, um über die unglaubliche Welt hinter dem Miskatonic-Gebirgen zu berichten. Miles, Dewitt und Thorpe diskutieren die Optionen gemeinsam mit den Expeditionsleitern und kommen zu dem Ergebnis, dass man in weniger als 24 Stunden mit der Weddell aufbrechen wird, um sechs Mitglieder der Expedition zurückzubringen und dafür andere (zusammen mit Vorräten und allem, was man für ein permanenteres Lager braucht) herzuholen. Miles meldet sich sofort freiwillig, auch der zunehmend schweigsam gewordene Bryce ist direkt mit von der Partie, als die Neuigkeiten von Prof. Moore allgemein vorgestellt werden. Gemeinsam mit Wheapner und Thorpe macht sich Starkweather an diesem Tag zu einem neuen Ziel auf: Ein gut erhaltener Turm, den er aus der Distanz am Fluss gesehen zu haben glaubt, verspricht gute Sicht und soll mit Wheapners Hilfe erklettert werden. Vielleicht lässt sich auf diesem Wege sogar Näheres über den Verbleib der Belle und ihrer Crew in Erfahrung bringen? Der ebenfalls im Klettern bewanderte Dr. Greene zieht derweil mit Dewitt, Myers und Blavatski zum “Konzerthaus”, um einen sicheren Abstieg in die Haupthalle zu ermöglichen. Ms. Lewinson und Dr. Enfield hingegen wollen erneut hinab in die Turmruine, wo sie den von Danforth und Dyer markierten Weg erkunden wollen. Nach einem beschwerlichen Weg, auf dem Starkweather ein straffes Tempo vorlegt, kommen er, Wheapner und Thorpe am Turm, einer gerade einmal 5-7m breiten Nadel, die gut 40m in den Himmel ragt, an. Gemeinsam erklimmt man die brüchige Rampenkonstruktion im Inneren und kann von der Spitze tatsächlich eine Bewegung im weiß-grau der toten Stadt ausmachen - Menschen auf der anderen Flussseite! Es sind Priestley und Lexington, letztere zum wohl ersten Mal überhaupt geradezu erfreut, Starkweather zu sehen. Schnell bringt man sich auf den aktuellen Stand: So sei das Lager der ALE gestern angegriffen und verwüstet, sowie ihr Pilot Kyle Williams entführt worden. Er habe gerade daran gearbeitet, das Flugzeug wieder in Ordnung zu bringen, welches nun jedoch nach wie vor defekt sei. Die bisherige Suche war nicht von Erfolg gekrönt. Die Deutschen kochten derweil ihr eigenes Süppchen. Starkweathers Vorschlag, die Lager zusammenzulegen stößt auf wenig Gegenliebe, doch man einigt sich darauf, mit Hilfe von Signalspiegeln zu kommunizieren. Das Innere des “Konzerthauses” gleicht einem riesigen, fünfeckigen Kirchenschiff, das von fünf, mehr als einem dutzend Meter hohen Friesen verziert wird, die in ihrer Kunstfertigkeit jedoch deutlich hinter den Werken am Fuß des zerstörten Turms zurückbleiben. Blavatski erkennt mehrfach dort das Wort für “Tod” oder “Verfall”, oder “Begräbnis”, doch kann sich niemand einen wirklichen Reim darauf machen. Insbesondere, dass in den Darstellungen eines anscheinenden Zeremoniells in der (wiederum im Vergleich zu den Fresken im Turm deutlich weniger begrünten) Stadt ein Teil des Bildes im Westen konsequent leer bleibt, gibt Rätsel auf. Auf Dyers Pfaden wandelnd gelangen Enfield und Lewinson schließlich zu an eine Sackgasse, in welcher sich ebenfalls Friese von grotesk-niedriger Qualität finden. Überreste zweier, in ihrer Form sehr verschiedener, Lager deuten darauf hin, dass sowohl die beiden kühnen Forscher aus Arkham als auch die älteren Wesen, denen sie gefolgt waren, hier Rast machten. Ms. Lewinson entdeckt gar einige Aufzeichnungen auf menschlichem Papier mit Tinte aus dem Lake-Lager, die zweifelsohne die Punktschrift der älteren Wesen darstellen und nimmt diese an sich. Die beiden Damen sind zuerst wieder im Lager. Dieses ist abgesehen von einem an den Boeings schraubenden Miles und Moore, der in seinem Zelt schläft, verlassen. Erst nach einigen Minuten fällt den beiden auf, dass jemand fehlt: Bryce ist verschwunden. Man beginnt Suchtrupps zu bilden, als die anderen Expeditionen zurückkommen bindet der extrem besorgte Moore auch sie ein. Doch Enfield und Lewinson haben zu diesem Zeitpunkt auf einem Hausdach nur wenige hundert Meter vom Lager entfernt bereits einen grausamen Fund gemacht. Kratzspuren, Reste von Bryce Parka und die Fußabdrücke eines Älteren Wesens. Als der Nebel aufzieht, ziehen sich alle im Angesicht dieser Hiobsbotschaft angemessen verstörten Forscher zurück in das Lager, auch wenn einige weiter suchen wollen. Es wird stark gestritten: Sollte man am Zeitplan festhalten? Kann man Bryce hier einfach zurücklassen? Und was ist mit Lexington und ihrem Piloten? Schlussendlich entschließen sich einer Laune folgend Thorpe, Enfield, Lewinson, Blavatski und Wheapner bewaffnet zum Flugzeug zu gehen. Keinen Moment zu spät, denn sie können gerade noch fassungslos mit ansehen, wie eine kleine Signalrakete auf die Ederby zurast und die Boeing mit einer enormen Explosion in einem Feuerball vergeht. Eine humanoide Gestalt rennt vor den sie verfolgenden Investigatoren davon, doch gelingt es ihnen, die Person in die Beine zu schießen und die Distanz zwischen ihnen zu verkürzen. Schließlich ringt man den Mann zu Boden, jedoch nicht ohne dass er Wheapner einen sauberen Schuss durch seine Handfläche verpasst. Das unrasierte und eingefallene Gesicht des Täters ist allen bekannt: Kyle Williams, der Pilot der ALE. Doch scheint sein Geist mehr als labil: Stetig murmelt er eine Abfolge von Begriffen, die nach und nach alle einzuordnen wissen - es sind Bostoner U-Bahn-Stationen. In einem Moment des Erkennens lässt der erst wild lachende und dann vor der brabbelnden Gestalt des Piloten in die Knie gehende Moore keinen Zweifel an dem, was allen, die Dyers Bericht gelesen hatten, langsam dämmert: Vor ihnen liegt Paul Danforth.
-
Siebzehnter Spielabend Unsanft setzt die Enderby mit einem hässlichen Reißen ihrer Kufen auf dem knirschenden, uralten Eisboden des Platzes auf, den Starkweather zur Landung auserkoren hat. Dicht folgt ihr die Weddell, welche von Thorpe deutlich sanfter heruntergebracht wird. Dr. Enfield und Mr. Blavatski ignorieren das riesige, sicherlich 10 Meter breite Loch, welches sie überfliegen ebenso wie die Berge von Schutt und die aus dem Eis hervorragenden Ruinen, stumme Zeugen einer einstmaligen, uralten Lebensrealität, die jeder Erkenntnis der modernen Geo-, Bio- und Anthropologie zuwiderläuft. Mit zittrigen Händen blättern sie durch den Stapel feinsäuberlich getippter Seiten, die ihnen ein sichtlich verstörter Moore aus jener ledernen Mappe gereicht hat, die ihm der Deutsche Meyer im Lake-Lager gegeben hatte. Immer wieder fallen einzelne Sätze ins Auge, deren Worte sich mit der sie umgebenden friedhofsgleichen Grabstätte einer längst vergangenen Zivilisation zu einer verstörenden Vision der Realität verdichten: „Nur mit größtem Widerwillen lege ich die Gründe dar, aus denen ich mich gegen die geplante Invasion der Antarktis stelle…“ Das wenige, was die beiden lesen können, bevor die Maschinen zum Stillstand gekommen sind und die Passagiere hinaus in diese fremdartige Welt entlassen, genügt ihnen, um zu verstehen, dass sie nicht die ersten sind: Dyer war hier gewesen. Sein Bericht – eine Warnung, diesen von Gott verlassenen Ort niemals zu betreten. Was hatte Moore ihnen hier vorenthalten? Während Starkweather euphorisch die Mannschaft sammelt und Thorpe zu seiner hervorragenden Landung gratuliert, konfrontieren Enfield und Blavatski Moore, der selbst kaum fassen kann, an jenem Ort zu stehen, den der Text in solch minutiösem Detail charakterisiert. Die ihm sonst so zu eigene Ruhe hat ihn verlassen und seine Gesichtszüge entgleiten ihm, als er versucht sich zu rechtfertigen: Selbst nach den Funden im Lager – hätte ihm irgendjemand geglaubt? Hätte er Meyers wilden Erzählungen Gehör schenken sollen? Das hitzige Wortgefecht führt schnell die gesamte Crew zusammen und eine wohl verständliche Nervosität führt zu einem allgemeinen Streit um den Text, die Stadt und die weiteren Pläne. Während Starkweather, Blavatski und der mit einem ans krankhafte grenzenden Tatendrang gesegnete Myers möglichst lange bleiben wollen, sind es Thorpe und Enfield, die, nachdem Moore Dyers angebliche Erlebnisse in der Stadt zusammengefasst hat, keine Minute länger als nötig hier bleiben wollen. Bryce schwankt mit einer gewissen Hysterie zwischen den beiden Fraktionen, während Dewitt und Miles die während der Landung beschädigten Kufen besehen, Greene schweigend das Schauspiel beobachtet und Wheapner und Miss Lewinson nach einem Lagerplatz Ausschau halten. Nachdem Starkweather dies bemerkt, nutzt er es als willkommene Gelegenheit die Gruppe auf ein eindeutig geteiltes Ziel einzuschwören: Überleben. In einer nur wenige Dutzend Meter von Flugzeug entfernten und durch die Erosion teilweise abgetragenen Ruine, die wohl einst die Spitze eines großen, inzwischen vom Eis verschlungenen Kegelförmigen Gebäudes war, werden die Zelte aufgeschlagen und ein erstes, provisorisches Lager errichtet. Man merkt den Anwesenden das Fehlen des Logistikers Packard ebenso an wie das des Polarkundlers Sykes und die Arbeit geht langsamer und weniger professionell von Statten als bisher. Auch die Höhe setzt den Exploratoren zu, doch ist man froh, dass Arbeit ohne Sauerstoffzufuhr überhaupt möglich ist, da das Plateau gut 1000m tiefer liegt, als dies auf Basis der Berichte der Miskatonic anzunehmen war. Trotzdem sollte die Höhe und der Sauerstoffmangel nicht unterschätzt werden, wie Dr. Greene erklärt. Bis die Akklimatisierung vorangeschritten sei, wären schwere körperliche Arbeiten zu vermeiden. Am neu errichteten Lagerplatz wird schnellstmöglich eine kleine Mahlzeit gekocht, um die (Dr. Greenes prophetischen Worten entsprechend) schwer erschöpften Mitglieder der SME zu versorgen. Prof. Moore hält derweil eine kurze Ansprache und versucht grundlegende Sicherheitsrichtlinien durchzusetzen. Starkweather, Myers und Wheapner schnüren derweil jedoch bereits ihr Bündel, um den Platz, auf dem sie hier gelandet sind, näher zu erkunden. Insbesondere der 6-8m hohe Hügel in 200m Distanz in der Mitte, der von Schutt und Eis gebildet ist, scheint es ihnen angetan zu haben, da sie alle aus der Luft in seiner Mitte einen abgründigen Schlund zu erkennen geglaubt hatten. Was könnte er verbergen? Doch Greene sollte einmal mehr Recht behalten: Alleine das Erzwingen des sanften Anstiegs auf 8 Meter Höhe über eine Strecke von 50 Metern in der Länge gerät zur atemlosen Tortur, die Myers in die Knie zwingt. Wheapner hilft ihm, Starkweather folgt kurz darauf. Man nimmt sich vor, den Abgrund am nächsten Tag, nachdem man sich mehr an die Höhen gewöhnt hat, endlich weiter zu erkunden. Greene versorgt den vollkommen fertigen Myers mit Sauerstoff und scheltet die kleine Expeditionsgruppe für ihren Leichtsinn. Starkweather und Wheapner lassen sich trotzdem nicht von einer weiteren Erkundung abhalten. Derweil lesen die im Lager verbliebenen Dyers Text, während Moore, Miles, Thorpe und Dewitt mit einem Rechenschieber über dem Kartenmaterial der Boeings brüten. Die Fallwinde scheinen eine schnelle Rückreise durch den Pass momentan unmöglich zu machen, sodass man für den Rückweg auf günstigeres Wetter angewiesen ist. Alternativ scheint jedoch auch die Route an den Bergen entlang zur Küste viabel, wenn auch risikoreich, zu sein. Die Treibstoffkalkulationen lassen keinerlei Raum für Fehler. Selbst Thorpe muss eingestehen, dass es wohl sinnvoller ist, zumindest noch 1-2 Tage ab und auf besseres Wetter zu warten, bevor man einen derartig riskanten Plan umsetzt, zumal die Kufen der Enderby nach wie vor repariert werden müssen, ein Unterfangen, dem sich die drei Experten sogleich zuwenden. Während die Zeitmesser langsam in Richtung 6 Uhr abends deuten, zieht die Sonne gen Westen und taucht die Stadt in ein fremdartig anmutendes, rostrotes Licht. Wheapner und Starkweather kehren von ihrer Erkundung des Platzes zurück, in den Taschen Funde von versteinertem Holz und zerbrochenen Fresken, die sie den vereisten Trümmern entrangen. Moore stürzt sich mit Begeisterung auf das Holz und Myers ist außer sich über die Bruchstücke. Doch ansonsten herrscht im Lager eine kalte, brütend-dumpfe Stille, sodass die beiden Entdecker sich zum Schlaf ins Zelt zurückziehen. Erst unbemerkt, doch stetig schwerer zu übersehen hat sich ein Nebel über dem Boden des Platzes gebildet, der, einem Chlorgaspräparat nicht unähnlich, über dem Eis wabert. Immer dichter wird er und sammelt sich, steigt empor, füllt den Platz und die von ihm abzweigenden Straßen. Bald sieht man vom Lager aus die 40m entfernten Piloten kaum noch, untergegangen in einer dicken, sirup-artigen, von der Sonne rot eingefärbten Nebelmasse. Sowohl Bryce, als Blavatski und zunehmend auch Myers, starren schlicht gedankenverloren und mit glasigem Blick in das Wabern, während sich Moore mit Feuereifer in die Untersuchung des Holzes flüchtet und ebenfalls kaum ansprechbar ist. Enfield, Lewinson und Greene ist die Lage nicht geheuer. Alle haben das seltsame Gefühl, auf etwas zu warten. Etwas, dass passieren muss, etwas, dass dort draußen ist. Die Wahrnehmung wird immer stärker und stärker, bis sie geradezu unerträglich scheint. Man ruft nach Thorpe und seinen Kollegen, will sie im Angesicht dieses nicht geheuren Naturschauspiels zurück in der zunehmend brüchiger scheinenden Sicherheit des Lagers wissen. Wie durch Wasser dringen die Worte zu den dreien durch und sie taumeln die wenigen Schritte durch den Nebel in Richtung des nur noch zu erahnenden Lagers. Doch nur Miles und Thorpe kommen an. Dewitt ist nicht zu sehen. Lewinson und Thorpe seilen sich an und gehen in den Nebel zurück. Nur wenige Schritte vom Flugzeug entfernt finden sie ihn: Hilflos lallend, kaum in der Lage sich zu bewegen, wie von seltsamen, pantomimisch-spastischen Anfällen geschüttelt. Aus seinen verdrehten Augen spricht das pure Grauen, als er sie sieht. Er versucht zu rennen, doch es misslingt ihm. Er stürzt und Miss Lewinson zieht ihn ins Lager, wo Dr. Enfield ihm eine Beruhigungsspritze verpasst und in einem der Zelte verstaut. Blavatski erwacht aus seiner Starre, verwundert, dass Zeit vergangen scheint. War er nicht nur eine Sekunde in Gedanken gewesen? Doch angeblich hatte er für mehr als eine halbe Stunde in den Nebel gestarrt. Er besinnt sich auf das Ältere Zeichen, dass er bei sich trägt. Testweise händigt er es auf Nachfrage Dr. Enfield aus. Sobald sie das Amulett berührt, fällt das verstörende Gefühl des Beobachtet-Werdens und Wartens von ihr ab, während genau jene Emotionen nach und nach Blavatskis Geist zu lähmen beginnen. Als der Nebel gegen Mitternacht endlich schwindet, finden auch Myers und Bryce den Weg aus ihrer Stasis. Motiviert von der Wirkung des Älteren Zeichens will Blavatski weitere Amulette fertigen und das ganze Lager schützen. Während er gerade gemeinsam mit der von der Wirkung des Amuletts irritierten, aber auch faszinierten Dr. Enfield mit der Arbeit beginnen will, erwacht Dewitt und verlässt zielstrebig sein Zelt. Enfield und Thorpe begleiten ihn. Er geht aus der Lagerruine heraus, zu den Flugzeugen. Es scheint, als würde er etwas suchen. Mit heiserer, aufgeregter Stimme erklärt er: Seltsame, affenartige Kreaturen hätten ihn gestern hier gefangen genommen, in ihr Lager geschleift und betäubt. Doch hätte er fliehen können und den Platz erkundet. In einem steinernen Gebäude, ganz hier in der Nähe habe er Unterschlupf gefunden. Tatsächlich findet er kurz darauf genau jenes Gebäude, kaum 60m von den Fliegern und 100 vom bestehenden Lager entfernt. Da die Temperaturen stetig, von „angenehmen“ -20 auf mittlerweile -33 Grad gefallen sind, plädieren Enfield und Thorpe schnell dafür, trotz eines leicht mulmigen Gefühls, ob der Erzählungen von Dewitt das Lager in dieses Gebäude zu verlegen. Es ist weiten teils intakt und nur durch einen einzigen Eingang zu betreten, mit Hilfe der Segelplanen der Flugzeuge sollte es relativ gut vor der Kälte abzuschirmen sein. Der gerade aufgestandene und von namenlosen Träumen, an die sich jede Erinnerung verbietet heimgesuchte Wheapner hilft mit verquollenen Augen ebenso beim Transport des Lagers wie der glänzend ausgeruhte Starkweather und Dr. Greene, der im Angesicht all der Geschehnisse des Tages Dr. Enfield das „du“ angeboten hat. Mit zitternder und bald partiell erfrorener Hand macht sich Blavatski daran, die neue Heimstatt okkult durch neue Zeichen abzusichern. Sowohl der übermüdete Myers als auch Dr. Enfield nehmen hieran Anteil und er erklärt beiden am Feuer, wie er das Schutzritual einst in Neuengland in einem kleinen Dorf in der Gegend um Arkham unter nur als kompliziert zu beschreibenden Umständen erlernt hatte. Initial skeptisch können Lewinson und Myers davon überzeugt werden, das Experiment zu wagen und selbst einen Stein mit einem schnell geritzten Älteren Zeichen unter Anleitung Blavatskis zu weihen. Beide spüren die Wirkung des Rituals und sind erwartungsgemäß verstört, wobei Enfield die Sache immer noch deutlich entspannter aufnimmt als der vollkommen überreizte Myers. Starkweather wiederum, der von der ganzen Nebel-Episode der Nacht nichts mitbekommen hat, brennt bereits vor Tatendrang und nimmt Myers und Wheapner beiseite. Falls sich die Skeptiker-Fraktion um Thorpe, die immerhin eine „demokratische“ Abstimmung über den Verbleib in der Stadt ins Spiel gebracht hatte, wirklich durchsetzen könne, müsse man schnell handeln und möglichst viel sehen, fotografieren, dokumentieren und sammeln. Dementsprechend sei der einzig sinnvolle Weg die Aufteilung: Starkweather würde zusammen mit Dewitt (der ja bei der Suche nach dem neuen Lager einen guten Riecher bewiesen hatte – die Details interessieren nicht weiter) die gigantischen Statuen am Flussbett in Augenschein nehmen wollen. Vielleicht könnte er ja sogar Thorpe dazu einladen und ihm auf dem Weg von seiner für ihn so untypisch feigen Haltung abbringen? Das Loch am Platz sei dem Bergsteiger Wheapner, Myers und den anderen vorbehalten, die sich ihnen anschließen. Sie sollen schauen, was sich hier finden ließe…
-
Sechzehnter Spielabend Sie sind da. Der Deutsche, der sich als Dr. Meyer vorstellt, hält eine kurze Rede. Trotz der Beinahe-Erdolchung einer Jüdin mit einer Flagge des deutschen Reichs stellt er sich als halbwegs umgänglicher Zeitgenosse heraus, das gleiche lässt sich für Professor Uhr sagen, welcher gemeinsam mit Meyer das Expeditionscorps der BFE am Lake-Lager anführt. Man stellt sich den Fragen der Teilnehmer, doch eine nicht zu leugnende Skepsis, insbesondere unter den Leuten der SME, bleibt bestehen, auch wenn ein Großteil der Expeditionsteilnehmer das Klischee des martialischen Nationalisten nicht wirklich erfüllen will. Einzig der Geologe Dr. Rilke strahlt zumindest in Ansätzen die preußische Zackigkeit aus, die man von ihm erwarten würde. Moore reagiert bedacht, umsichtig und freundlich. Gemeinsam mit Lexington und den deutschen lässt er von Miss Lewinson einige Fotos im Zeichen der Völkerverständigung schießen, bevor er sich gemeinsam mit den anderen Expeditionsleitern zu einer Lagebesprechung zurückzieht, während die Neuankömmlinge fachmännisch, geordnet und professionell ihr Lager aufbauen. Mehr zufällig begleitet ihn Dr. Enfield. Die Deutschen seien zwar primär zum Zwecke der Erschließung von Rohstoffen an den Pol gekommen, würden sich aber, wenn sie nunmehr von Miss Lexington so herzlich eingeladen worden seien, gerne auch an den Ausgrabungen des Lake-Lagers beteiligen. Mit irritierender Liebe zum Detail lassen sie sich die bisherigen Funde erklären. Dr. Enfield bleibt ihnen feindlich gesonnen, die Drastik ihrer Ablehnung bringt Moore während des Gesprächs gelegentlich in Verlegenheit, doch am Ende einigt man sich darauf, dass die Deutschen (deren Uhren 12 Stunden vor denen der anderen beiden Expedition sind) nach ihrer Nachtruhe von Enfield und den anderen mit der Erkundung des Lagers primär Befassten durch die bisherigen Funde geführt werden sollen, bevor sie sich in ihrer Schicht daran machen, die Ausgrabungen weiter voranzubringen. Während des Tages versucht man mit aller Kraft weiter an der Freilegung des Lagers zu arbeiten. Angespornt durch die Ankunft der Deutschen arbeiten auch Lexingtons Leute engagiert mit, während ein neuer Eiskegel geöffnet und ein Zelt ausgegraben wird. Der Eiskegel enthält ein weiteres Älteres Wesen, doch zwischen gefrorenen Schneemassen stößt Blavatski auf einen Sternförmigen Speckstein, in welchen ein Punktmuster eingeritzt ist, dass ihn an jenes Schutzzeichen erinnert, welches er vier Jahre zuvor im Dachstuhl des Lauerers im Dunkeln in der Nähe von Arkham gefunden hatte. Einige der anderen stimmen ihn zu, als er die Ähnlichkeit beschreibt, andere können sie nicht erkennen. Warum hätten Lake und Dyer die Wesen mit einer solchen Beigabe begraben sollen? Moore wirft ein, dass beide das befremdliche Necronomicon beim Bibliothekar Dr. Armitage ausgeliehen haben sollen, bevor sie in die Antarktis reisten. Haben sie das Zeichen darin gefunden und es im Wahnsinn hier versteckt? Blavatski beschließt, das ältere Zeichen auf einem neuen Stück Speckstein nachzuahmen. Das Zelt war wohl einst für Vorräte gedacht, zumindest finden sich darin zahllose, auf die bizarrste Art geöffnete Konserven. Salz fehlt ebenso wie Fleisch. Niemand will über die Ursachen hierfür größere Mutmaßungen anstellen und so strengt man sich an, noch ein weiteres Zelt freizulegen. Und tatsächlich gelingt es: Um 19 Uhr blickt man in das das Anatomiezelt des Lake-Lagers. Der Anblick ist abstoßend: Blut überall – hat hier eine Vivisektion stattgefunden? Das Sezierbesteck fehlt, medizinische Fachbücher sind bei jenen Seiten aufgeschlagen, die die menschliche Anatomie im Detail beschreiben. Der Anblick ist im Allgemeinen nichts für schwache Nerven, doch als Miss Lewinson vage, dreieckige Spuren im Eis zu erkennen glaubt, sieht jeder ihr an, wie sehr die Ereignisse der letzten Tage an ihr zehren. Nachdem die Deutschen aufgestanden sind und Moore einen extrem ungehaltenen Starkweather über die veränderte Sachlage informiert hat, führen Dr. Enfield und einige der anderen Investigatoren sie durch das Lager. Entgegen den Anweisungen Moores, Meyer und seinen Kollegen alles zu zeigen (schließlich könne man ohnehin nichts verheimlichen), versucht Enfield die Neuankömmlinge darüber zu belügen, was sie gefunden hätten. Ihre List ist schnell durchschaut und zunehmend irritiert von ihrer Aggressivität, wenden sich Meyer, Uhr und Rilke Mr. Wheapner als neuem Ansprechpartner zu. Schließlich zeigt man ihnen alles und nach den ersten Schwierigkeiten verhalten sich die Geführten ausgesprochen höflich, auch wenn ihr ausgesprochen detailliertes Interesse für einige der Begebenheiten in den Zelten die Investigatoren zunehmend irritiert. Am Ende hat man drei Stunden verbracht, davon zwei im Lager und gerade einmal eine in der Höhle, die der Geologe Rilke zwar interessant, aber anscheinend nicht auf einer Stufe mit den Geschehnissen im Lager befindlich einschätzt. Man wechselt sich ab und Lewinson und Blavatski, welchem seit dem Morgen ein seltsames, tinitusartiges Pfeifen (eine Art Teke-Li oder dergleichen) zusetzt, gehen den Deutschen die Nacht über bei ihren Arbeiten im Lager zur Hand. Durch die überlegene Ausrüstung kommen die Deutschen schnell voran: Bis zum morgen hat man alle verbliebenen Kegel geöffnet und zudem eine Zeltplane unter dem Eis des leeren Flugzeugunterstandes entdeckt, deren Öffnung man aber Moore vorbehält. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Meyers Leute mehr über die Fundstellen wissen, als sie vorgeben. Und in der Tat: Nach dem Frühstück der SME informiert Meyer Moore, dass ihm und seinem Team die Öffnung einer außerordentlich relevanten Ausgrabungsstätte vorbehalten sei. Gemeinsam und mit den Eismessern der BFE bewaffnet, macht man sich auf den Weg zur Zeltplane und legt sie vollständig frei. Die Öffnung ist erneut für alle, die dabei sind, keine angenehme Erfahrung: Der Geruch, der für einen kurzen Moment aus dem Zelt dringt, ist absolut widerlich und lässt den Zwinger aufheulen. Hier wurden feinsäuberlich 8 Hunde der Miskatonic-Expedition seziert, teilweise sieht man unter dem Eis noch die präzise zerlegten Scheiben ihrer Hirne und Organe. Lexington, die dazugestoßen ist, entschuldigt sich, Miss Lewinson muss sich übergeben. Meyer vertraut Moore leise an, dass er über Informationen verfüge, die in diesem Sachverhalt unter Umständen relevant sein könnten. Er führt ihn in das Lager der Deutschen, die nächsten Stunden wird er nicht wieder gesehen. Lexington muss den Kopf freibekommen und beschließt, gemeinsam mit Priestley und ihrem Piloten Willams einen kleinen Flug an den Bergen entlang zu unternehmen. Doch schon nach wenigen Stunden wird sie zur Rückkehr gezwungen, während die Investigatoren gerade den alten Hundezwinger freilegen. Furiengleich stürmt sie zu Moores Zelt und überschüttet den sichtlich verstörten Mann, der sein Zelt kaum verlassen will, mit Vorwürfen, wonach er und/oder Starkweather sie umbringen wollten. Anscheinend war der Sauerstoff, den sie von der SME für den Flug erhalten hatte, verunreinigt gewesen. Thorpe überprüft in Reaktion darauf alle Flaschen und stellt fest, dass einige wenige wohl mit Industrierückständen versetzt seien. Moore verzieht sich wieder in sein Zelt. Zum Abendessen kommt er, mit einem tief beunruhigten Gesichtsausdruck, in die Messe, nachdem er mehrere Minuten scheinbar ziellos durch das Lake-Lager gelaufen war. Er wirkt erschöpft und abgezehrt, während Lexington gerade ihren Funkspruch vom „großartigen ersten Überflug über die Berge“ in den Äther schickt. Beinahe provozierend reicht sie ihm das Mikrofon, doch er stammelt nur ein paar Sätze und beendet dann die Übertragung. Doch dabei belässt sie es nicht: Lexington hatte auf Moores Ankunft gewartet, um allen triumphierend die Mitteilung zu überbringen: Sie hat einen Deal mit der BFE geschlossen und wird im Austausch gegen Ressourcen drei Leute aus Barsmeier und Falkens Team über die Berge bringen. Alle sind überrascht, dass das Plateau nunmehr so schnell erreicht werden soll. Als Moore Starkweather die Botschaft übermittelt, ist dieser sofort bereit schnellstmöglich ins Lake-Lager zu kommen, um Lexington in ihren Reisevorbereitungen zu überholen. Um 5 Uhr am nächsten Morgen starten Thorpe, Dewitt, Lewinson und Blavatski, um den Hauptmann abzuholen. Währenddessen teilt Moore die Plätze für den Flug durch den Dyer-Pass zu: Immer noch fahrig, drängt er darauf, dass neben den Investigatoren unbedingt Myers (der ohnehin mitwollte), Greene und Bryce den Weg antreten sollen. Letzterer ist gar nicht erbaut über diese Neuigkeit, wollte er doch eigentlich gefühlt den Rest seines Lebens bei den Fossilien in der Höhle verbringen, doch Moore duldet (überraschend für ihn) keine Widerworte. Der Tag im Lager vergeht mit Vorbereitungen. Gegen 16 Uhr holt die Weddell Starkweather am Fuße des Mount Nansen ab, welcher von allen Ereignissen im Lake-Lager nur am Rande gehört hat und nach mehreren Lexington-freien Tagen in der Wildnis in absoluter Hochstimmung ist. Sein Enthusiasmus ist ansteckend, sodass der Rückflug durch die zahllosen Anekdoten des Bergsteigers wahrlich wie im Fluge vergeht. Lexington wäre eigentlich bereits zu Abflug bereit und Meyer drängt sie, endlich mit Baumann, Rilke und ihm zu starten, doch bevor nicht die versprochenen Güter in ihrem Basislager am Schelfeis angekommen sind, hat sie nicht vor, auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu weichen. Kurz nach Mitternacht landet Starkweather und trommelt sofort die teilweise bereits schlafenden Mannschaftsmitglieder zusammen, um eine Ansprache zu halten. Seine Tatkraft, sein Optimismus und sein Teamgeist, der es gar nicht als Möglichkeit in Frage kommen lässt, dass Lexington und die Deutschen den tollkühnen Helden der SME in irgendeinem Punkt etwas voraushaben könnten, stecken die Besatzung im Lager an. Nach all der Kälte, dem Grauen und den unangenehmen Überraschungen der letzten Tage, ist man doch irgendwie froh, die (manchmal zu) unbeirrbare Führungsstärke von James Abercrombie Starkweather in der Nähe zu wissen. Am nächsten Morgen geht es los. Starkweather hat 8 Uhr als Startzeit angesetzt, doch die Weddell durchzuchecken, mit der er gekommen ist, zieht sich. Zu allem Überfluss gibt es ein Problem mit einem der Rotoren, welches sich wohl noch bis in den frühen Nachmittag ziehen könnte. Lexington erhält schließlich die Nachricht aus ihrem Lager, dass die Ladung der BFE wohlbehalten angekommen sei, woraufhin sie ebenfalls die Startprozedur einleitet. Durch Thorpes mechanische Gaben gelingt es schließlich, den Defekt zu reparieren und gegen 9:30 können die beiden Maschinen startklar gemacht werden. Doch trotz allem gelingt es Lexington um 10:02 abzufliegen, während die SME erst eine gute Viertelstunde später in die Höhe steigt. Schnell bewegt man sich auf die Berge zu. Der Wind rauscht um die Boeings, während Starkweather ob der Aussicht zunehmend euphorisch ist. Moore hingegen klammert eine seltsame kleine Ledertasche an sich, die er schon seitdem er das Gespräch mit Meyer geführt hatte, nicht mehr aus den Augen ließ. Sphärische Störgeräusche machen eine Verständigung der beiden Maschinen schwierig, das Lake-Lager ist schon kurz nach dem Start ebensowenig zu erreichen wie die Belle mit Lexington und den Deutschen. Es ist 10:20 und Blavatskis Kopf dröhnt und hämmert. Das Pfeifen in seinem Kopf wird lauter und er hat das Gefühl, als würde der Speckstein ihn vor irgendetwas abschirmen. Während alle anderen den unglaublichen Ausblick genießen, schläft Dr. Greene. 10:41 beginnen auf 4900m Sturmböen am Flugzeug zu rütteln. Sauerstoffflaschen fallen und rollen durch das Flugzeug, doch niemand wird verletzt. Moore hält seine Mappe weiter umklammert. Auf 5500m beginnt man mit der Beatmung und tastet sich bis 11:04 langsam näher an den Pass, als man langsam auf gewisse Regelmäßigkeiten an den Berghängen aufmerksam zu werden beginnt. Gesteinsformationen, welche wenn überhaupt durch Vulkanismus entstanden sein könnten, doch für diesen gibt es hier keine Anzeichen. Immer weiter nähert man sich und gegen 11:09 wird ein Feldstecher herumgereicht, mit dessen Hilfe man überall an den Bergen in der Nähe des immer schneller näher rückenden Dyer-Passes Höhleneingänge erkennen kann. Keine Tropfsteine sind zu sehen, nur regelmäßige Gänge, die in den schwarzen, von Schnee befreiten Stein führen und sich dort im Dunkeln verlieren. Kann man an ihnen nicht sogar einige Ritzungen erkennen, die an das Speckstenfragment erinnern? Blavatski driftet immer weiter von den anderen hinfort, während man in den Pass einfliegt: Mag sich der eine oder andere an die Gemälde Roerichs erinnert fühlen, für ihn wecken die Felsnadeln, die Höhlen und der Schwarze Stein Erinnerungen an Kaddath, das Plateau von Leng, die Mi-Go, jene grausamen Schneemenschen des Himalaya und noch so viele andere Absonderlichkeiten. Das Pfeifen wird lauter und lauter, sodass zumindest Dr. Enfield es inzwischen ebenfalls hört. Der Pass ist auch für einen erfahrenen Piloten schwierig zu durchqueren. Heftige Fallwinde herrschen vor und zunehmend zweifeln Dewitt und Thorpe daran, dass sie unter diesen Bedingungen auf diesem Weg wieder zurückkehren können. Eine Doppelhalo leuchtet am anderen Ende des Passes im Widerschein der Eiskristalle. Moore und Starkweather beugen sich nach vorne, um die ersten zu sein, die sehen, was auf der anderen Seite liegt, der eine Angsterfüllt, der andere voller Tatendrang. Dann, der Sinkflug. Um 11:23 durchfliegt man den roten Sirup der Halo und die Sicht klärt sich. Und dann sehen sie sie. Eine Stadt. Gigantisch. Unsagbar alt. 50km in beide Richtungen am Bergmassiv zieht sie sich, dann verliert sich die Sicht. Aus zerborstenen Türmen quillt Eis und spalten ziehen sich durch Plätze, Gebäude und Mauern. Nur die Farben von Schnee und Stein dominieren dieses tote Stillleben. Titanische Gebäuderuinen unter ihnen, sinken die beiden Flugzeuge langsam aber sicher hinab. Moore reicht dem neben ihm sitzenden Blavatski mit zitternden Fingern die Mappe, die dieser bereits den kompletten Flug zu erhaschen versuchte, während Thorpe und Dewitt die Maschinen auf 5300m, in also überraschender Tiefe, auf einem großen runden Platz herunterbringen. Willkommen.
-
Fünfzehnter Spielabend Lexington konspiriert mit den Deutschen. Wer hätte das gedacht? Welche Konsequenzen sollte man aus dieser Einsicht ziehen? Die Investigatoren sind unschlüssig. Schließlich einigt man sich darauf, eine Konfrontation zu vermeiden und Moore am kommenden Tag beiseite zu nehmen, um ihn auf den Vorfall hinzuweisen. Doch am nächsten Morgen ist man bereits mit anderen Dingen beschäftigt: Ein weiterer Eiskegel ist zu öffnen und die Flugzeugunterstände müssen fertiggestellt werden. Zudem ist im weiteren Verlauf des Tages mit der Ankunft des Generators zu rechnen, mit dessen Hilfe der Pabodie-Bohrer endlich in Betrieb genommen werden soll, an dem O’Doul und Gilmore schrauben. Der Kegelschnitt eröffnet den Blick auf ein weiteres jener seltsamen Wesen. Diejenigen, die der Ausgrabung am Vortag nicht beigewohnt hatten, sind ebenso erschüttert wie ihre Kameraden es zuvor gewesen waren, doch die Investigatoren tragen den Fund nun mit mehr Fassung. Da am Nachmittag mit der Ankunft des Paläontologen Bryce zu rechnen ist, will Dr. Enfield nunmehr in Tradition von Lake eine Sektion des beschädigten Exemplars in seiner Gegenwart durchführen. Evtl. kann der Experte den rätselhaften Fund ja besser einordnen? Bis zu seiner Ankunft wird mit tatkräftiger Unterstützung von Lexingtons Leuten (und unter den aufmunternd gemeinten, aber anscheinend nicht nur positiv aufgenommenen Kommentaren ihres Kamermanns Priestley) ein weiteres Zelt freigelegt, bis in die Abendstunden noch eines. Glücklicherweise offenbart keines Hinweise auf ähnlich grausame Szenen, wie sie in den bisher geöffneten Lagerplätzen angedeutet worden waren. Gleichsam stellen sich nur weitere Fragen: Wieso ist eines der Zelte anscheinend komplett verlassen und bar jedem persönlichen Zeugnis? Weshalb ist das andere nur noch eine Ansammlung von Zeltstangen ohne Plane? Und wer hat es geschafft, anscheinend sämtliche Seiten aus dem Notizbuch von Morrogh mit einem einzigen Griff herauszureißen? Mit den Flugzeugen am Nachmittag kommen die restlichen Teile des Generators, sodass sich O’Doul und Gilmore ans Werk machen können. Doch die Aufnahme des Bohrbetriebs verzögert sich: Bald gesellt sich neben einigen der Lagerarbeiter auch Thorpe zu ihnen hinzu und mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit gelingt es ihm, die Komponente zu identifizieren, die bisher immer wieder zu Problemen geführt hat. Bis in die späten Abendstunden wird der Bohrer schließlich in Betrieb genommen. Prof. Bryce und Dr. Enfield sezieren derweil das „alte Wesen“, wie Lake es genannt hatte, fotografiert und gefilmt von Ms. Lewinson und Priestley. Dabei ist zudem Blavatski, dessen morbide Interessen inzwischen niemand mehr hinterfragt. Die Sektion ist eine unangenehme Angelegenheit: Die Kreatur ist zäh und das erwärmte Zelt erfüllt von ihrem seltsamen, süßlich scharfen Geruch. Trotzdem schreiten die beiden voran und versuchen das Innere dieses seltsamen Etwas so gut wie nur möglich zu verstehen. Doch stattdessen gibt das Alte Wesen nur neue Rätsel auf: Das Exoskelett erinnert an Insekten oder insbesondere Hohltiere, doch die Nervenbahnen und das Hirn scheinen hoch entwickelt zu sein. Über komplexe Photosensoren in seinen „Kronblättern“ konnte es vermutlich sogar sehen und über scharfe Mäuler an seinen „Staubblättern“ Nahrung zu sich nehmen, mit Blick auf die Verdauungsorgane nicht nur pflanzlicher Natur. Voll ausgebildete Lungen und Kiemen legen ein Mischleben an Land und im Wasser nahe – ob es mit seinen Schwingen (oder dann wohl eher Flossen) schwamm? Dem Ansehen nach dem primitiven Urleben näher als jedem heutigen Landlebewesen, doch dem Aufbau nach eine befremdliche Chimäre aus Pflanze und hochentwickeltem Tier – wie fügt sich dieses Monstrum nur in die Erdgeschichte ein? Bryce Unwohlsein in Gegenwart der Kreatur ist ihm anzumerken und so ist er nicht gerade traurig darum festzustellen, dass die Bohrungen am Höhleneingang kurz vor ihrem Beginn stehen, als er das Sektionszelt endlich verlassen kann. Er ist zusammen mit Wheapner der erste, der nach einer euphorischen (und der Uhrzeit unangemessenen) Meldung von Gilmore um 4 Uhr morgens am 30.11. den Durchbruch an der sagenumwobenen Lake-Höhle sieht. Bis 9 Uhr ist ein passierbarer Zugang geschaffen und Wheapner bahnt sich als erster seinen Weg in die Tiefe. Die Miskatonic-Expedition hatte nicht zu viel versprochen: Die Kaverne ist ein magischer Ort, zwischen unzähligen Stalaktiten und Stalagmiten ein Portal in ein unermessliches Reich ausgeschwemmter, unterirdischer Flusstäler, für deren Erkundung Mr. Wheapner sofort Feuer und Flamme ist. Bryce wiederum scheint sich wie ein Kind im Spielzeugladen zu fühlen, als er herunterklettert und erkennt, dass die Höhle eine einzige fossilisierte Schatzkammer darstellt. Auch die anderen bestaunen die Umgebung, während Prof. Griffith den Ort aus einer geologischen Perspektive ergründet. Die Überbleibsel der Vorgängerexpedition sind klar zu erkennen: Ein Tisch mit fossilisierten Funden und einer alten Funzel, und zahllose Ausgrabungspunkte sind stummes Zeugnis ihrer vormaligen Präsenz. Dort, wo sie dereinst unter größten Mühen die alten Wesen aus der Erde gehoben hatten, fällt Mr. Thorpe ein kleiner, knapp 5 cm langer, eiförmiger Stein ins Auge, den er auf Grund seiner außerordentlichen Regelmäßigkeit einsteckt. Seine verglichen mit der kalten Umgebung relativ hohe Temperatur von knapp 6 Grad ist verblüffend, jedoch bei weitem nicht so irritierend wie der Fakt, dass es sich kurz darauf, als die anderen in der Höhle den Stein ebenfalls in Augenschein nehmen wollen, innerhalb von weniger als einer Minuten auf knapp 30 Grad erwärmt. Niemand weiß aus diesem seltsamen Fundstück schlau zu werden und man beschließt, es später weiter zu untersuchen, doch als alle wieder mit ihren Erkundungen und Analysen beschäftigt sind, steckt Thorpe den Stein schlicht in seine Jackentasche. Lexington hat sich während der Öffnung der Höhle höflich zurückgehalten. Statt dem Vorgang beizuwohnen, hat sie ihre Männer dabei überwacht, wie sie mit Kettensägen ein weiteres Zelt freilegen. Die Investigatoren irritiert Lexingtons Anwesenheit im Allgemeinen schon seit der Ankunft und dem Kontakt zu den Deutschen ist es nicht besser geworden. Warum interessiert sie sich jetzt so für das Lake-Lager? Nach dem Mittag bietet Blavatski ihr eine Führung durch die Höhle an, die sie nach kurzem Zögern dankend annimmt und die Mr. Thorpe, Ms. Lewinson und Dr. Enfield beteiligen sich an der Freilegung des Zeltes. Wheapner ist derweil von der ausufernden Menge von Tunneln fasziniert, die von der Lake-Höhle abzweigen. Bald unterstützt durch die anderen macht er sich daran, ihr Netz zu kartographieren und entdeckt engmaschige Verbindungen unterschiedlichster Größe. 500, 600, 700m weit ist er in das Labyrinthische System der Kavernen vorgedrungen und ein Ende ist nicht abzusehen. Das Höhenprofil deutet zudem auf vormals hohen Wasserdruck hin. Könnten die Tunnel bis auf das 6000m hohe Plateau reichen, von welchem Dyer berichtete? Die Höhle ist ein Sensationsfund und bereits beim Mittag wird Prof. Moore nicht müde, der Welt dies mitzuteilen. Im Laufe des Tages gehen zahllose Gratulationen und Angebote für weitere Expeditionen auf der Gabrielle und der Tallahassee ein, die an die mittlerweile knapp 20 Personen im Lake-Lager (darunter seit heute auch Dr. Greene, der die Alten Wesen ebenfalls sezierte und während des Essens sichtlich verstört wirkt) weitergeschickt werden. Doch Moore kann sich darüber kaum freuen: Zu irritiert ist er über die grausigen Funde in den Zelten und die befremdliche Anatomie des Alten Wesens in Kombination mit den Aussagen Dyers, Danforths und der anderen Teilnehmer der Rettungsmission. Warum hatten sie lügen sollen? Bereits zum Mittag hatte er einem Impuls folgend versucht Kontakt mit Prof. Pabodie in Arkham aufzunehmen, doch zum Abend erhält er eine brüske Absage in Form eines Funktelegramms. Irritiert und für seine Verhältnisse überraschend gereizt zieht er sich in sein Zelt zurück. Zuvor setzen ihn die Investigatoren jedoch schließlich über Lexingtons Kontakt zu den Deutschen ins Bild. Gemeinsam beschließt man, etwaige nächtliche Gespräche via Funk mit Hilfe der kleineren Geräte in den Zelten zu überwachen. Ebenjene Überwachung fällt in der ersten Nacht Ms. Lewinson zu. Im Halbschlaf hat sie das Gefühl, immer wieder Wortfetzen und Bruchstücke von deutschen Sätzen zu vernehmen, doch als sie ein ums andere Mal hochschreckt, ist er Apparat abgesehen von einem leisen, sphärischen Grundrauschen, stumm. Ein lautes Dröhnen am Himmel weckt das Lager vor seiner Zeit, als drei Junkers-Flugzeuge um 4:30 tief über die Zelte von Lexington und Moore hinwegdonnern. Knapp vor dem Kopf der gerade aus ihrem Zelt gekrochenen Ms. Lewinson wird etwas aus einer der Maschinen abgeworfen, entgeistert blickt sie auf eine Schwarz-Weiß-Rote Fahne, die sie beinahe gepfählt hätte. Es herrscht helle Aufregung, nicht wenige greifen zu ihren Waffen, als sie sich in Richtung der Flieger begeben, die gerade knapp 50m vom Lager entfernt sauber gelandet sind. Lexington ist gemeinsam mit Priestley den anderen voraus, Moore ihr dicht auf den Fersen. Die Tür und ausklappbare Treppe des mittleren Aeroplans wird geöffnet und heraus tritt ein magerer, ältere Mann mit Bart, der seinen maßgeschneiderten Parka zurechtrückt und mit ausgestreckter Hand auf Lexington und Moore zugeht: „Ladies and Gentleman, this is the Barsmeier Falken Expedition Exploration Corps. My Name is Doktor Johann Meyer and it is a pleasure to finally meet you in Person. Professor Moore and Miss Lexington I suppose?” Während Lexington breit lächelnd die Hand des Doktoren schüttelt, betrachten die Mitglieder der SME verwirrt und irritiert die Situation. Das Explorationscorps der Barsmeier-Falken-Expedition ist angekommen – die Deutschen sind da.
-
Dreizehnter Spielabend Eisiger Wind schlägt Dr. Enfield entgegen, als sie die Tür der Weddell öffnet und als erste Frau das eisige Hochplateau betritt, auf dem sich Lakes Lager befinden soll. Und tatsächlich: Nachdem sich ihre Augen an die farbliche Monotonie gewöhnt haben, erahnt sie in einiger Distanz die Überreste menschlicher Siedlungszeugnisse. Als alle die Boeing verlassen haben, ist es an Moore, das allgemeine Schweigen zu brechen, was sich unter dem Explorationskommando der Starkweather-Moore Expedition breit gemacht hat. Seine gespannte Erregung ist ihm anzumerken. Während Miles sich um den Flieger kümmert, bittet er die Investigatoren, sich in den verschneiten Ruinen des Lagers umzusehen, während er mit Lexington, die aus der soeben gelandeten Belle heraustritt einige Dinge zur Lagerplanung besprechen muss. Ob der Stille, nur unterbrochen vom Wind, der über das Plateau fegt, herrscht eine beklommene Stimmung, als man damit beginnt, den verschneiten Friedhof der Expedition zu erkunden. Bald macht man erste Orientierungspunkte aus und beginnt die Struktur des Lagers zu verstehen: Diese in bizarren Winkeln aus dem Eis hervorragenden Metallteile müssen wohl die ehemaligen Flugzeugunterstände markieren und die Zeltspuren und Latrinen dahinter die kurzfristige Unterkunft von Dyers Rettungstrupp. 30m davon entfernt liegen unter teils meterhohen Schneeverwehungen flache Buckel und Haufen, wahrscheinlich die Zelte der Expeditionsteilnehmer. Doch was sind diese nur ein paar Schritte davon gelegenen, in seltsam gerader Linie von West nach Ost aufgereihten und teils mannshohen Eiskegel? In fast einem halben Kilometer Distanz erkennt man etwas, im ersten Moment scheint es sich um die verknöcherten und nach allen Seiten in ungesunden Winkeln hinausragenden Skelett-Fragmente eines Baumes zu handeln, doch bei näherer Betrachtung erweist es sich als die metallenen Überreste des Pabodiebohrers, der, unterstützt von Eis und Schnee, dieses kompakt und vollständig verschließt. Überhaupt ist das Eis, sobald man die oberste, dünne Schicht von Schnee beiseite geschafft hat, omnipräsent und faustdick. Hier hindurchzukommen wird stundenlange Arbeit erfordern. Nachdem die Enderby unter Führung von Dewitt Starkweather am Mt. Nansen abgesetzt hat und gegen 19 Uhr wohlbehalten mit dem Lagerzauberer Packard und seiner Entourage auf dem Plateau gelandet ist, können die Unterkünfte fertiggestellt und kurz vor Mitternacht ein warmes Abendessen im Messezelt serviert werden. Die Stimmung ist überraschend gut, trotz aller Anspannung. Priestley filmt unbekümmert alle Anwesenden und selbst Ms. Lexington taut ein wenig auf. Alle begeben sich daraufhin ins Bett, mit Ausnahme von Thorpe, Miles, Longfellow und Dewitt, die die vergangenen Stunden geschlafen haben und nunmehr den knapp 6-stündigen Rückflug gen Basislager antreten, wo Teile des Pabodie-Bohrers sowie das Schmelzgerät auf die Flugzeuge geladen werden, während die Piloten nochmals vier Stunden schlafen, bevor es auch schon wieder mit O’Doul und Gilmore als Passagieren losgeht. Die Menge an Schlaf scheint jedoch zumindest für Mr. Thorpe schlecht bemessen gewesen zu sein, denn für einen kurzen Moment glaubt er Strukturen im Himmel über den Bergen aufragen zu sehen, als sie in sein Sichtfeld rücken: Bizarre geometrische Muster, Kegel, Pyramiden, Zylinder, Würfel, teils übereinandergestapelt, teils mit Hilfe von unzähligen Bögen verbunden - ein abstraktes, kubistisches Werk, das vage an eine groteske Stadt im Himmel erinnern mag. Doch dann ist das Trugbild auch schon wieder verschwunden und weder Gilmore noch Miles wollen es gesehen haben. Zum Mittag des 28.11. meldet Starkweather über Funk, dass die Besteigung des Nansen planmäßig voranginge, während Moore gemeinsam mit Ms. Lewinson und Mr. Wheapner die Grabstätte der Miskatonic Expedition aufsucht und dort trauert. Nachdem die Investigatoren unter großen Mühen bereits am Vormittag ein Zelt im Lake-Lager von Eis befreit hatten, dessen Zeltstangen sauber durchtrennt waren und dabei sowohl zahllose Spritzer von Blut als auch eine scharf riechende, dunklere Substanz fanden, ist Moore zwar höchst besorgt, doch drängt er darauf, einen der seltsamen Eiskegel zu öffnen. Der hinterste von ihnen scheint noch am einfachsten von Schnee und Eis zu befreien und mit Eispickeln, Hacken und den Motorsägen der Lexington-Expedition geht man zu Werke, einige seltsame bräunliche Schlieren im Eis unter den Füßen ignorierend. Der Anblick, der sich darin bietet, ist hochgradig verstörend: Ein wulstiges, tonnenförmiges… Etwas, mehr als 2.5m hoch und an der dicksten Stelle annähernd 2m im Durchmesser befindet sich im Loch. An den Seiten zieren es mehrere zusammengefaltete Häute, die ausgebreitet sicher gut 2m messen. Dünne waagrechte Tentakel oder Wurzeln sind in der Tonnenmitte angewachsen und verzweigen sich an der Erscheinung. Nach oben hat es Ähnlichkeit mit so etwas wie einer Blüte, aus der längliche Röhren herausragen, ähnlich wie Fruchtblätter, aber leicht verdickt und anscheinend zu öffnen. Nach unten hin verdickt sich die Tonnenform in etwas, dass am ehesten an die Gliedmaßen eines Seesterns gemahnt. Mit einem Seilzug wird die Erscheinung hervorgehoben und die Seesternextremitäten stellen sich als eingeklappte Wurzeln oder wohl viel mehr Beine heraus, die in dreieckigen Füßen enden. Eine Wunde zeichnet die hintere Seite der Tonnenform, von welcher ein leichter, scharfer Geruch ausgeht. Die Haut ist ledrig und zäh, eine Fossilisierung im klassischen Sinne kaum festzustellen. An keinem der Anwesenden geht der Anblick des Lebewesens spurlos vorbei. Zweifelsohne muss es sich hierbei um einen von Lakes Sensationsfunden handeln, wahrscheinlich sogar jenes Exemplar, an dem er eine improvisierte Sektion durchführte, wie Dr. Enfield mit Blick auf die Wunde vermutet. Doch eine Pflanze sei dies niemals, so Prof. Moore. Warum sollten sie gelogen haben? Warum haben sie diesen Fund allerhöchstens angedeutet, doch so abgeschwächt, dass das wahrhafte Ausmaß dieses Etwas aus den Funksprüchen und Zeitungsberichten nicht einmal annähernd erahnt werden konnte? Moore und Lexington weisen an den Fund ins Biologiezelt zu bringen. Thorpe, der gerade noch gelandet ist, um der Freilegung des „Fossils“ beizuwohnen, wird von Moore von weiteren Flügen entbunden, seine helfenden Hände sind eher im Lager benötigt, wo er zusammen mit Dr. Enfield, Mr. Wheapner, Ms. Lewinson und dem vergeistigten Blavatski weiter gräbt. Tatsächlich können am Nachmittag noch zwei weitere Zelte freigelegt werden, doch auch diese geben Rätsel auf: Schussspuren und eine wahnwitzige Menge von Blut, als wäre jemand hier geradezu ausgeblutet. Gewehrmunition, die achtlos herumliegt und die vollkommen zerstörten Überreste der Pfeife von Prof. Lake. Was ist hier nur passiert? Beim Abendessen wir das Thema weitenteils vermieden. Auch Prof. Moore und Ms. Lexington berichten der Welt zwar im Detail von den Funden jener „Alten Wesen“, wie Lake sie genannt hatte, doch vermeiden auf Moores Drängen jedes Wort über die Zustände im Lager. Als die Investigatoren nach einem anstrengenden Tag gegen 11 langsam ins Bett gehen wollen, bemerkt Mr. Wheapner durch Zufall, dass immer noch gefunkt wird. Eigentlich waren beide Mannschaften bereits seit einer Stunde mit dem Funkbetrieb zu einem Ende gekommen und der Generator abgeschaltet. Er alarmiert die anderen und schnell bemerkt Mr. Blavatski, dass Priestley vor dem Zelt Wache hält. Wahrscheinlich ist also Lexington dort. Man berät sich, was zu tun sei und nachdem man sich kurzzeitig für das Lauschen an der Zeltwand ausspricht, kommt Mr. Thorpe eine herausragende Idee: Warum nicht einfach auf dem Funkband des Flugzeugs mithören? Gesagt getan, während Blavatski Priestley in ein Gespräch über den Hayes-Code und die Freiheit der Filmkunst verwickelt (ein Thema, welches dem Kameramann der Lexington anscheinend sehr nahe geht), schleichen sich die anderen zu den Fliegern und belauschen die letzten Sekunden eines Gesprächs in deutscher Sprache, das Ms. Lewinson glücklicherweise übersetzen kann. Es scheint um Absprachen zwischen Lexington und ihren Gesprächspartnern zu gehen. Ein Handel zum beiderseitigen Vorteil. Sie erhielte Vorräte und einen Generator, die andere Partei würde dafür „dorthin“ gebracht werden, wo auch immer das sei, denn Lexingtons Flugzeuge seien dazu im Gegensatz zu denen ihres Gesprächspartners in der Lage. Dieser bedankt sich höflich für das Angebot und will dies an die beiden Expeditionsleiter weitergeben, da er nicht entscheidungsbefugt ist. Die Investigatoren sind sich sicher: Diese Schlange Lexington konspiriert mit der BFE!
-
Zwölfter Spielabend Der Weg war steinig, doch nunmehr ist er beschritten. Der schwierige Teil der Reise liegt hinter der Starkweather-Moore-Expedition. Zumindest könnte man im Lager der SME diesen Eindruck gewinnen, als nach Ankunft der Investigatoren auf den Schneeraupen und einer unbequemen und kalten ersten Nacht nach und nach fast so etwas wie Wohnlichkeit aus dem Sammelsurium von Hütten und Zelten erwächst: Die Hundezwinger werden von Pulaszki, Sjogren und Finnerud aufgebaut, während sich Bryce, Porter, Myers und Wheapner an der zweiten Hütte mit der Küche abmühen. Dr. Enfield kümmert sich derweil gemeinsam mit Dr. Greene um den unterkühlten Blavatski, der in der bereits fertiggestellten Holzunterkunft langsam wieder zu sich kommt, Ms. Lewinson lässt sich davon jedoch nicht irritieren und baut am anderen Ende des Raumes ihre Dunkelkammer auf. Thorpe und die anderen Piloten und Flugzeugtechniker kümmern sich derweil um die Maschinen und um ihre Unterstände, wenn auch ein wenig geknickt, denn schlierig trockener Schnee, der sich durch die Luft zog, machte jeden Flug zu einer Gefahr, wie ihnen Albermale erklärte. Überwacht wird das Treiben vom dauergestressten Packard, der Lopes und Cruz durch die Gegend scheucht, aber zum ersten Mal seit Tagen ein Ende seiner andauernden Arbeitsbelastung sieht – und tatsächlich: Am Abend des 19.11. ist das Lager der SME so gut wie fertig, nur Gilmore und O’Doul überprüfen noch einmal die massiven Bauteile des Pabodie-Bohrers. Guten Gewissens endlich auf dem richtigen Weg zu sein, begeben sich die Expeditionsteilnehmer in ihre Schlafsäcke und gewöhnen sich langsam aber sicher an die sie umgebende Kälte. Der Nachtschlaf währt jedoch nur kurz: Es ist kurz nach 3 Uhr morgens Expeditionszeit, als eine Glocke die Expeditionsteilnehmer weckt – Der Hinweis auf einen Funknotruf! Schnell sind die Investigatoren wieder wach und begeben sich mit einem eher schlecht als recht angekleideten Starkweather, der Laroche hinter sich herzieht, in die Hütte mit der Funkausrüstung. Ein SOS des Lexington-Lagers. Schüsse sind zu hören, es klingt nach einem Angriff. Kurz darauf bricht der Kontakt ab. Kurz ist ein fernes, donnerndes Grollen aus nördlicher Richtung zu vernehmen, dann ist es still. Immer mehr Expeditionsteilnehmer sammeln sich im Raum. Starkweather und Wheapner blicken sich entschlossen an, beiden ist klar, was zu tun ist: Eine Rettungsmannschaft muss her. In Begleitung von Sykes, Sjogren, Pulaszki und Greene machen sich der grimmig entschlossene, aber absolut in seinem Element befindliche Starkweather und die Investigatoren kurz darauf mit Skiern und Schlitten auf den Weg. Man trägt Waffen, Proviant und erste Hilfe-Ausrüstung bei sich, unsicher, was einen erwarten wird. Auf dem dreistündigen Weg bemüht sich die Natur jedoch mit aller Macht, die Retter abzulenken: Klaffende Spalten und sich auftürmende Schichten jahrhundertealten Eises bannen die Investigatoren ebenso, wie sie sich als Hindernisse erweisen, doch schließlich erreicht man das Lager der Konkurrenzexpedition mit geschulterten Waffen, auf alles gefasst. Schwarzer Rauch ist bereits aus einiger Distanz erkennbar gewesen, doch aus nächster Nähe ist klar ersichtlich, wie übel den Aufbauten der Lexington mitgespielt wurde: Zelte sind abgebrannt, der Hauptgenerator explodiert und die Funkantenne liegt verdreht auf dem Boden. Überall scheinen Männer mit dem Wiederaufbau oder zumindest einer Bestandsaufnahme der Situation beschäftigt zu sein. Ein wenig irritiert von der Abwesenheit einer konkreten Bedrohungslage wird Starkweather von Henk Fossing, dem Mannschaftsleiter hier begrüßt und zu Ms. Lexington in den Kochschuppen gebeten. Während aus der Holzküche nunmehr die Anführer der beiden Expeditionen in wenig gesitteter und deutlich hörbarer Weise ihre augenscheinlich seit einer Weile aufgestauten Animositäten aneinander auslassen, haben die anderen die Gelegenheit, sich in dem, was vom Basislager übrig ist, einmal umzuschauen. Sykes, Sjogren und Pulaszki sind schnell in ein Gespräch mit dem hiesigen Polarführer, Tuvinnen, vertieft und auch die beiden Doktoren zieht es zu ihrem Fachkollegen Dr. Anthony, von dem sie sich Antworten darauf erhoffen, was hier passiert sein mag. Mit ähnlicher Motivation unterhält sich Mr. Wheapner mit dem hiesigen Piloten, Kyle Williams, der sich als recht offener Zeitgenosse erweist, welcher mit Kritik an Ms. Lexington und ihrer Expeditionsplanung nicht hinter dem Bug hält. Anscheinend hatte auch diese Expedition mit Sabotageakten zu kämpfen und ist durch ihren Mangel an Vorräten durch die heutigen Ereignisse in ihrem Fortkommen stark eingeschränkt. Thorpe und Lewinson sprechen zuerst mit dem jungen Chap Hooper, dem zweiten Kameramann der Expedition, der es sich nicht nehmen lässt, die beiden zu filmen und ihnen darüber hinaus mit sichtlicher Aufregung die Geschehnisse erläutert: Anscheinend seien zwei Mitglieder der Lagermannschaft, Dinsdale und Bradbury, an einem „Schneekoller“ erkrankt, der sie dazu brachte, wild um sich zu schießen und alles in Brand zu setzen, was sich in ihrer Reichweite befand. Erst zu spät konnten die beiden Irren unschädlich gemacht werden. Dies bestätigt kurz darauf auch der angeschossene Anthony Hopewell, der dem Flugingenieur Sachs dabei zu helfen versucht, die Überreste des Generators wieder in Gang zu setzen. Darüber hinaus kann er ihnen jedoch auch von einer seltsamen Begebenheit berichten, wonach auf der Reise einer der Seeleute, mit dem zusammen er etwas getrunken hatte, ihn plötzlich angsterfüllt angeschrien hatte und dann über die Reling sprang… Die Ärzte erfahren von Dr. Anthony Ähnliches, können ihn aber davon überzeugen, sich selbst ein Bild zu machen und werden ins Krankenzelt eingelassen. Dort sitzt der leicht verletzte Kameramann Priestley und passt säuerlich auf zwei fixierte Gestalten auf, eine wach, die andere anscheinend ohnmächtig: Dinsdale und Bradbury. Dr. Enfield überzeugt Dinsdale davon, ihr die Geschehnisse aus seiner Sicht zu beschreiben: Nach einem bisschen Alkohol am Vortrag sei der Arachnophobiker heute erwacht und sah sich von Spinnen umgeben, die ihm keine andere Wahl ließen, als alles, was von ihnen befallen war, in Brand zu setzen. Inzwischen scheint ihm das alles sehr peinlich zu sein, doch dass er die Wahrheit sagt, scheint sicher. Nach gut 2 Stunden, welche nicht in die Annalen der Diplomatie eingehen werden, verlässt Starkweather wutentbrannt die Küche und bläst zum Aufbruch. Die komplette Rückfahrt spricht er kein Wort und radiiert kalte, stille Wut – ein Zustand, der sich auch im Lager nicht bessert, wo Moore die Investigatoren empfängt und sich von ihnen einen Bericht geben lässt. Er wirkt seltsam zufrieden mit der Situation. Am Abend verrät er Dr. Enfield seine Gründe: Nach mehreren Stunden am Funkgerät, hätte er sowohl Lexington als auch Starkweather von einem Handel zum gegenseitigen Vorteil überzeugt. Priestley und sie würden bereits am nächsten Tag vorbeikommen und die Details klären. Während Moore dies darlegt, unterhält sich in der Kälte vor der Hütte ein rauchender und überraschend nachdenklicher Bryce mit Blavatski über die letzten Fragen des Seins, was eine von nihilistischer Verzweiflung geprägte Seite des erfolgreichen Paläontologie-Professors und Draufgängers zutage fördert, mit der niemand der Investigatoren gerechnet hat. Tatsächlich dauert es noch bis zum 22. November, bis eine Übereinkunft erzielt werden kann: Die SME liefert Vorräte und hilft mit dem zerstörten Generator, Lexington stellt im Gegenzug Treibstoff für die Boeings bereit. Sobald als möglich würde man sich gemeinsam zu Lakes Lager aufmachen. Starkweather und Lexington wechseln, während Moore diese Ergebnisse der versammelten Mannschaft präsentiert, immer noch kein Wort (oder auch nur einen Blick), aber schließlich fühlen sie sich genötigt, zumindest einen Handschlag auszutauschen, der an Kälte die Umgebungstemperatur weit unterbietet. Zur gemeinsamen Thanksgiving-Feier mit Truthahn aus der Dose und Robbenfleisch am nächsten Tag taut Lexington ein wenig auf und kann zumindest für ein kurzes Gespräch mit Dr. Enfield und Mr. Blavatski gewonnen werden. Zusammen mit Gilmore beenden die Investigatoren (mit Ausnahme von Ms. Lewinson) den Tag bei der ersten Monopoly-Partie am Südpol. Die nächsten drei Tage laufen die Vorbereitungen für den gemeinsamen Flug in Richtung der Berge auf Hochtouren. Eine regelmäßig befahrene Route zwischen den Lagern ist schon bald im Schnee erkennbar und Vorräte und Wissen werden ausgetauscht. Schließlich gibt Albemarle am 27.11. grünes Licht: Die Wetterbedingungen würden in den nächsten 24 Stunden für einen Flug optimal sein, sodass sich Moore, Miles und die Investigatoren in die Weddell schwingen und sich gemeinsam mit der Northrop der Lexington auf den Weg machen. Kurz vor dem Start erklärt Starkweather, dass er fürs erste die Grabungsarbeiten Moore überließe und sich stattdessen darauf konzentrieren würde, der Weltöffentlichkeit einige spannende Fotoaufnahmen einer Erstbesteigung zu liefern, für die er sich eine der Kameras von Ms. Lewinson, sowie die Enderby, Sykes und Dewitt ausleihen würde, was die Betroffenen mehr oder weniger zerknirscht zur Kenntnis nehmen. In Zweierformation fliegt man nunmehr in den Morgenstunden des 27. November los. Moore krallt sich in die Lehne des Pilotensitzes. Eine Grundanspannung liegt in der eisigen Luft, während Thorpe Funkkontakt zu Kyle Williams hält. Außer den beiden (gelegentlich unterbrochen von Miles) redet niemand. Der Motorenlärm übertönt ohnehin jedes Wort. Nach gut zwei Stunden kommen die Berge schließlich in Sicht. Erst sind sie nur dunkle Punkte in der Distanz. Langsam, aber beständig werden sie im Verlauf der nächsten Zeit jedoch größer und größer, bis man ihr titanisches Ausmaß nicht mehr abstreiten kann. Lake hatte nicht gelogen, die Berge sind ohne weiteres 8000, 9000, vielleicht sogar 10000 Meter hoch. Ein Himalaya mitten im ewigen Eis, gegen den sich auch die den Bergen vorgelagerten Gipfel mit ihrem 3000-4000 Metern Höhe wie Spielzeuge ausnehmen. 30 Meilen ins Land reicht der Schatten, den die eigenartig regelmäßigen, eisfreien Felsformationen, die mit ihren tiefen Furchen und würfelähnlichen Auswüchsen fast schon geometrisch zu nennen sind, werfen. Ein Anblick, der insbesondere Blavatski zu ergreifen scheint. Immer lauter hört er seinen eigenen Herzschlag, bis er alles um ihn herum übertönt. Das Atmen fällt ihm zunehmend schwer, als würde ein Gewicht auf seinem Brustkorb lasten. Während sein Blick verschwimmt, beginnt sich das Flugzeug um ihn herum langsam aber sicher in seine Einzelteile aufzulösen. Seine Augen treiben durch Schnee, der immer stärker wird, bis er von einem einzigen, alles umfassenden weißen Rauschen umgeben ist. Seltsame Visionen umfangen ihn ein weiteres Mal, ein Netz, feierliche Bilder von Christus am Kreuze, blutige Leichen des großen Krieges, rauchende Schornsteine des industriellen Todes. Er kommt nach Golgatha, zum Grabe des Heilands. Irgendwann gelingt es den anderen, Blavatski wieder zurückzuholen. Zwischen den schwierigen Fallwinden manövrieren Thorpe und Miles die sichtlich verstörten Passagiere ihres Flugzeuges durch das Vorgebirge, bis sie es schließlich erkennen können. Lakes Lager.
-
Elfter Spielabend Man erzählt an Bord nichts von den verstörenden Funden, die im Rettungsboot der Wallaroo gefunden worden sind. Nur Dr. Greene wird ins Vertrauen gezogen, auch wenn Blavatski aus einer gewissen Weltvergessenheit heraus ohne jede Rücksicht auf die etwaigen Konsequenzen mit Blick auf die Mannschaftsmoral die sauber geköpften Leichen mit an Bord hätte nehmen wollen. Ein Wunsch, von dem ihn Starkweather schnell kuriert, während Ms. Lewinson die auf ihrer Exploration geschossenen Fotos entwickelt und unter Verschluss hält. Bereits am nächsten Morgen ist J.A. Starkweather jedoch auch schon wieder mit seinen Gedanken bei sehr viel erhebenderen Überlegungen angelangt: Bei klarer Sicht ist die Gabrielle nunmehr komplett von Eis umschlossen, ein Zustand, den der Expeditionsleiter mit Hilfe von Sprengstoff zu beheben gedenkt. Zauderer, die auf einen Sturm warten wollen, werden von der Mehrheit der Crewmitglieder und Expeditionsteilnehmer, die sich das Spektakel nicht entgehen lassen wollen, schnell übertönt und der von Migräne gepeinigte Packard geht gemeinsam mit Wheapner raus aufs Eis, um Dynamitladungen an von Mr. Winslowe bestimmten, neuralgischen Punkten anzubringen. Mit einigen Satten Explosionen hat die Gabrielle kurz darauf wieder freie Fahrt, ein Schauspiel, welches sich in den kommenden Tagen noch einige Male wiederholt, während über Funk die Mitteilung eingeht, dass Acacia bereits ihr Basislager aufgeschlagen hat. Erst am 11.11. weichen die gefährlich mahlenden weißen Platten um die Gabrielle langsam aber sicher einer weniger als einen Meter dicken Frostschicht, deren Durchquerung immer noch gefährlich ist, doch dem Kapitän ohne größere Probleme gelingt. Das stundenlang andauernde, nasskalte Wetter legt sich dabei aufs Gemüt der Bordbewohner, doch als am Abend der Ruf von Auskuck ergeht, dass eine See gefunden sei, ist die Stimmung schnell auf dem höchsten Stand seit Wochen angelangt und am 13.11. kann in den Morgenstunden die Einfahrt in offene Gewässer in der Offiziersmesse mit dem Whisky der Wallaroo zelebriert werden. Selbst der nach seinem ungünstigen Sturz ins Wasser beim Versucht der Besteigung eben jenes Schiffes mit einer enormen Erkältung zur Bettruhe verurteilte Mr. Thorpe ist langsam wieder so sehr auf den Beinen, dass er sich ebenfalls einen Schluck genehmigt. Bereits einen Tag später kommt Land in Sicht und die majestätischen Berge der Admiralty Range ragen am Horizont über dem Schiff auf. Sogar die Sonne schält sich nach längerer Zeit endlich einmal wieder zwischen dem trüben Wolkengrau hervor und bald ist auch das dunkelgraue Rauchen des immer noch aktiven Mount Erebus auszumachen. Die Ross-Insel ist erreicht und mit ihr die Ausläufer der Eisfläche des McMurdo-Sunds, welche in einigen Dutzend Meilen direkt in die mehr als 40m hohe Ross-Eisbarriere übergeht, welche nur geringfügig kleiner als Frankreich ist, wie Prof. Moore erwähnt, während das Schiff nach annähernd zwei Monaten auf See am frühen Nachmittag des 14.11. seine Ladung, Mensch und Material, nach und nach auf den hart gefrorenen Untergrund ablädt. Schnell wird ein erstes Landungslager aufgebaut, das jedoch, wie Packard, Sykes und Moore zu betonen nicht müde werden, nur temporär ist: Zu unsicher ist das Meereis, da bereits in den kommenden Wochen mit ersten Einbrüchen durch das zunehmend milde Klima des arktischen Sommers zu rechnen ist. Die Hunde werden an Land gebracht und begeben sich von ihren Führern angespornt in Richtung der massiven Ross-Barriere, um das wirkliche Lager der Expedition ausfindig zu machen. Während Mr. Thorpe seine Mechaniker anspornt die Flugzeuge schnellstmöglich zusammenzubauen und bald selbst einen ersten Flug gemeinsam mit Dewitt und Ms. Lewinson zum bald gefundenen zukünftigen Lagerplatz unternimmt und dabei dem Lexington-Lager ebenfalls einen kurzen Besuch abstattet, machen sich die anderen auf den Weg zur Ross-Insel, um dort, auf Starkweathers Empfehlung hin, den alten Lagern von Scott (1904), Shackleton (1909) und dem später verlassenen, ersten Lagerplatz der Miskatonic-Expedition (1930) aufzusuchen. Ein Marsch von 5 km, der sich im Angesicht schlechter werdender Wetterbedingungen für die Antarktik-Unerfahrenen als gefährlich und strapaziös herausstellt, doch nach mehr als 4 Stunden erreicht man die ausgesprochen gut erhaltenen Hütten, von denen Ms. Lewinson einige ansehnliche Fotos schießt, während Dr. Enfield die noch vorhandenen Medikamente mitnimmt. Gemeinsam setzt man den bereits vor einiger Zeit gefassten Plan um, einem der Kaiserpinguine, die die Gruppe hier neugierig beobachten, eine Tasche überzuziehen, die sich in Shackletons Hütte findet, ein Jucks, der erneut zu Schnappschüssen einlädt. Die Miskatonic-Expedition hat hier im Gegensatz zu den anderen beiden Teams nur eine Truhe unter einer mit Steinen befestigten Flagge der Universität zurückgelassen, in welcher sich persönliche Andenken der Teilnehmer und eine von ihnen allen unterzeichnete Postkarte der Miskatonic-University finden. Danforth, Dyer, Lake… irritierend, diese Namen zu lesen, nun, da man auf ihren Spuren wandelt. Der steile Abstieg gestaltet sich ähnlich schwierig wie der Weg hinauf: Mr. Wheapner führt die Gruppe zwar professionell, doch kann er nicht verhindern, dass Blavatski einen katastrophalen Sturz hinlegt, den er zur Überraschung aller Anwesenden aber mit leichten Prellungen übersteht. Dr. Enfield ist sofort zur Stelle, um die Medikamente aus der Hütte ihrem Zweck zuzuführen. Den 16. Und 17. November hindurch transportieren die Enderby und die Weddel täglich Tonnen von Luftfracht in Richtung des inzwischen im Aufbau befindlichen Hauptlagers auf dem Schelfeis. Man kommt gut voran, noch drei weitere Tage und alle Last wäre überbracht, doch so viel Zeit bleibt nicht. Um 10.40 am 18.11. durchzieht eine Spalte das Meereis 100m weit, bis Mittag bilden sich zwei weitere Risse. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, der kaum zu gewinnen ist, so sehr sich auch die komplette Mannschaft verausgabt. Um 15 Uhr verschwinden direkt vor einer der beiden in voller Fahrt befindlichen Schneeraupen 30 Treibstofffässer und eine Tonne Pemmikan vollkommen geräuschlos in einem Spalt, kurz darauf gibt Packard, der seit nahezu 50 Stunden nicht mehr geschlafen hat, das Zeichen zum Aufbruch und das Lager wird evakuiert. Keine Minute zu spät, denn um 18 Uhr macht ein Riss, der direkt durch die Landebahn geht, das Landungslager endgültig unbrauchbar. Auf an die Raupen gebundenen Paletten macht man sich auf den Weg in Richtung Ross-Eisbarriere, um den Pfad nach oben zu nehmen, den die Hundeführer gefunden hatten. Abgesehen von Thorpe befinden sich alle Investigatoren in diesem bemitleidenswerten Treck, bis zuletzt haben sie noch Kisten verladen, doch als sie, vollkommen durchgefroren und fertig, am nächsten Morgen im immer noch im Bau befindlichen Hauptlager ankommen, müssen sie den Tatsachen ins Gesicht blicken: 4 Tonnen Nahrung und 30 Tonnen Treibstoff sind verloren. Man hofft, einige der Fässer unter Umständen in den nächsten Tagen und Wochen noch bergen zu können, doch ist Moore skeptisch, ob das Meereis in seinem jetzigen Zustand weiter befahren werden soll. Die Gabrielle hat auf Grund des unbeständigen Wetters ihren Lageplatz ohnehin schon weiter ins Rossmeer verlegt, sodass man nicht umhin kommt, den beklagenswerten Verlust von knapp 50% des vorgesehenen Treibstoffs zu konstatieren. Doch auch unter diesen trüben Vorzeichen, an einem stürmischen Tag und in einem bisher allenfalls improvisierten Basislager, lässt sich die SME nicht unterkriegen, denn endlich hat man das Ziel der Sehnsüchte und Ängste, den mysteriösen Südkontinent, erreicht. Willkommen in der Antarktis.
-
Elfter Spielabend Stetig entfernt sich die Gabrielle weiter vom australischen Festland. Den letzten Außenposten der Zivilisation auf dieser Reise im Rücken nähert man sich unerbittlich, nautische Meile für nautische Meile, dem Südkontinent. Die See ist ruhig, der Himmel klar, während Moore über den Verlauf der nächsten Tage und Wochen doziert und die Uhren auf Antipoden-Zeit (12 Stunden vor Greenwich) umgestellt werden. Alle sind guter Dinge, doch Mr. Wheapner lässt sich bei den Mahlzeiten entschuldigen und verbleibt in seiner Kabine. Ging es ihm schon die letzten Tage an Land seit dem Hornissenstich am Strand und der darauf folgenden leichten bis mittelschweren allergischen Reaktion von Zeit zu Zeit eher suboptimal, hatte sich die Lage mit den in Melbourne verschriebenen Medikamenten gebessert. Nun können die besorgten Doktoren Enfield und Greene jedoch geradezu im Minutentakt dabei zusehen, wie sein Gesundheitszustand verfällt, während sein Gesicht eine ungesunde gelbe Farbe annimmt. Während Dr. Greene Hepatitis diagnostiziert, ist sich Enfield sicher, dass man es mit einer medikamentenbedingten Schädigung zu tun hat. Im Gegensatz zu ihrem ansonsten mehr als harmonischen Verhältnis können sich die beiden Ärzte hier einfach nicht einig werden und geraten aneinander. Da Enfields Diagnose am ehesten mit einer Fortsetzung der Reise vereinbar ist, spricht Starkweather schließlich ein Machtwort und Wheapners Medikamente werden abgesetzt. Sein Zustand verbessert sich zusehends und im Laufe der nächsten Tage muss auch Greene seinen Irrtum einsehen. Zur Versöhnung schenkt er Dr. Enfield eine englische Ausgabe von Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheitsgeschichte“, die er in Melbourne mit großem Interesse gelesen hatte. Im Angesicht eines beißend kalten Windes fährt man die kommende Tagen bei wechselndem Seegang voran, bald sind bereits 1500 Kilometer ohne erwähnenswerte Probleme zurückgelegt. Doch der 23.10. setzt dieser Glückssträhne ein jähes Ende: Schon um 5 Uhr morgens wehen Böen mit mehr als 80 Stundenkilometern und das Barometer fällt rapide. Thorpe und Miles kontrollieren noch einmal die Sicherungen der Flugzeuge auf dem Frachtdeck. Mit jeder Stunde schlagen die Wellen mit mehr Wucht gegen das Schiff. Erst um 19 Uhr wird es besser, die Wolken brechen auf und ein Sonnenuntergang von atemberaubender Schönheit beendet den Tag. Noch einmal ist die Gabriel mit einem blauen Auge davon gekommen: Das Schiff wird nach dieser ersten Warnung der naturgewaltigen Mächte des Südmeeres für schlechtes Wetter aufgeriggt und zwei Tage lang schippert man über spiegelglattes Wasser, die Luft frostig und klar. Die Temperaturen sinken dabei stetig: Am 25.10. kann gegen Nachmittag der erste Eisberg bestaunt werden. Gegen Abend fällt das Barometer jedoch erneut. Ein weiteres Mal stellt man sich auf eine schwierige Nacht ein, doch als man am nächsten Morgen an Eisschollen vorbei weiter Richtung Antarktis fährt, ist der Sturm immer noch nicht in Sicht. Das Barometer stabilisiert sich nicht, Albemarle versammelt sich mit einigen Kollegen und diskutiert die Messergebnisse, die inzwischen weit unter die 1000 Millibar-Marke gefallen sind. Gegen 14 Uhr macht der Auskuck auf die sich anbahnende, tiefschwarze Unwetterfront aufmerksam, die sich von Süden nähert. Das Schiff kämpft sich durch die wachsenden Wellen voran. Immer unsanfter wird es zum Spielball des Meeres, während Schneeregen und teils beträchtlicher Hagel auf dem Deck niedergehen. Die meisten Expeditionsteilnehmer verkraften den Wetterumschwung nicht gut und hängen über ihren Schüsseln und Eimern oder suchen Hilfe bei den Medizinern. Während Starkweather sich alle Mühe gibt die Moral der von Seekrankheit gebeutelten hochzuhalten (insbesondere Mr. Thorpe bietet hier ein Bild des Elends), hört Ms. Lewinson plötzlich ein dumpfes, im Takt der Wellen wiederkehrendes Geräusch aus dem Maschinenraum. Ein schrecklicher Verdacht: Könnte sich etwas Großes auf dem Frachtdeck losgerissen haben? Starkweather, Wheapner, Blavatski, Enfield und Lewinson machen sich sofort auf den Weg, selbst Thorpe quält sich in Sorge um seine Flugmaschinen voran. Man kämpft sich über das von orkanartigen Sturmböen und eisiger Gischt heimgesuchte Deck ihn zu den Frachträumen und hat Glück, mit der ersten geöffneten Luke sogleich den Ursprung der Kalamitäten zu identifizieren: Zwei Motoren haben sich aus ihren Verankerungen gelöst und walzen sich durch die Kraft des Wellengangs über das Zwischendeck von Frachtraum II, wobei sie unkontrolliert alles in ihrem Weg niederreißen oder schwer in Mitleidenschaft ziehen, darunter eine der Boeings und einen Gutteil der Petroleum-Vorräte der Expedition. Mit Mühe und Not gelingt es dieser katastrophalen Lage Herr zu werden und erschöpft sinkt man schließlich zusammen. Das Flugzeug ist jedenfalls nicht mehr zu gebrauchen, ebensowenig wie die beiden Motoren. Starkweather ist sichtlich mitgenommen, doch heißt er jeden, der auch nur daran denken könnte, eine potentielle Rückkehr nach Melbourne zur Sprache zu bringen mit den Blicken eines zu allem entschlossenem Wahnsinnigen zu Schweigen. War dies Hennings letztes Werk? Oder gibt es einen weiteren Saboteur? Thorpe ist sich dessen sicher und torkelt am nächsten Morgen (der Sturm hat kaum nachgelassen) zu Miles, um ihn zur Rede zu stellen. Dieser kann den sichtlich ungehaltenen Thorpe jedoch von seiner Unschuld überzeugen. Der restliche Oktober vergeht nach Ende des Sturmes ereignislos und gibt allen an Bord die Gelegenheit, die Wunder der Natur um sie herum zu bestaunen: Immer weiter tastet man sich in eine fremdartige, weiße Welt voran. An Halloween muss bereits dünnes Meereis gebrochen werden und kurz darauf ist das Eis so dick, dass man nach einer geeigneten Fahrrinne Ausschau zu halten gezwungen ist, welche sich erst am 3. November findet. Von nun an geht es weiter durch das Packeis, wo ein erneuter Sturm das Schiff an die Grenzen seiner Belastungsfähigkeit treibt, da neben dem extremen Winden, dem Regen und den Wellen nunmehr auch das Eis sein Übriges tut, um die Gabrielle auf den Grund des Meeres zu schicken. Mögen einige Expeditionsteilnehmer auch im Angesicht eines stetigen nächtlichen Knacken und Knirschens der Schiffswände in der Offiziersmesse ihre Religiosität wiederentdecken, überlebt das Schiff auch diese Prüfung Neptuns und die morgendliche Meldung, dass die Tallahasse 500 Kilometer östlich von hier festsitzt, versüßt der Crew (primär jedoch Starkweather) den nächsten Tag. Andere Schiffe hatten da weniger Glück: Am 6.11. schält sich aus dem kaum noch klar erkennbaren Grenzbereich von Himmel und Eis ein dunkler Fleck an der Seite eines Eisberges hervor. Bald erkennt man, dass es sich um den Bug eines Walfängers handelt. Schnell spricht sich herum, dass es sich wohl um die Wallaroo handele, einem Schiff, welches letzten Herbst in eine Sturmfront geraten und von dem seitdem kein Lebenszeichen mehr gefunden worden war. Schnell wird eine Explorationsmannschaft ausgerüstet, um das Wrack zu erkunden, bestehend aus Starkweather (der „sich den Spaß nicht entgehen lassen“ will), Bryce, Myers, und den Investigatoren. Leider stürzt Thorpe beim Versuch auf das Schiff zu klettern ins Wasser und kann von Wheapner knapp gerettet werden. Mit einer Unterkühlung schickt man ihn zurück auf die Gabrielle, während die anderen die Wallaroo erkunden. Seltsam verstümmelte Leichenteile und eine säuberliche Aneinanderreihung von Toten neben einem augenscheinlich explodierten Maschinenraum vermitteln ein beklemmendes Gefühl. Aus den Funden kann man sich zusammen mit dem Logbuch des Kapitäns (der anscheinend Selbstmord beging) eine Geschichte zusammenreimen: Die Explosion des Motors riss einen Teil der Besatzung mit in den Tod, man saß fest. Die wenigen, die noch kräftig genug waren, versuchten sich mit einem Rettungsboot auf die Suche nach Hilfe zu machen, alle anderen blieben notgedrungen zurück und erfroren jämmerlich. In kaum 2 Meilen Entfernung findet sich jedoch auch besagtes Rettungsboot, aufgetürmt zwischen zwei aneinander gesplitterten Eisplatten. Etwas ist allerdings irritierend daran: Die sechs zerschlissenen und gefrorenen Gestalten an Bord sind tot (soweit nicht überraschend), doch wurde jedem einzelnen von ihnen der Kopf, inklusive des Rückenmarks, feinsäuberlich entfernt. Ein verstörendes Bild, auf das sich keiner der Anwesenden einen Reim machen kann. Man beschließt, an Bord kein weiteres Wort über den Zustand der Leichen zu verlieren.
-
Zehnter Spielabend Endlich Land in Sicht! Die Australische Küste verheißt sicheren Boden unter den Füßen, eine anständige Dusche und Essen, welches nicht bei jedem Bissen mit seiner dezenten Ammoniaknote daran gemahnt, wie schnell die S.S. Gabrielle im Angesicht diverser Sabotageakte zur Todesfalle hätte werden können. Doch nunmehr ist der Täter gefasst und bei Ankunft im Hafen von Melbourne wird Henning sogleich von drei wartenden Polizeibeamten abgeführt, nicht ohne den Investigatoren noch ein arrogantes Lächeln zuzuwerfen. Endlich kann man also durchatmen – oder? Tatsächlich finden sich die Investigatoren sogleich in einer Situation wider, die sie alle an die Zeit in New York erinnert: Eine Menschenmenge von annähernd 70 Schaulustigen und Journalisten hat sich an der Mole versammelt, an der das Schiff vertäut wird und sobald die Polizisten mit dem Steward von Dannen ziehen, gibt es kein Halten und die versammelte Journaille bestürmt die Expeditionsteilnehmer. Starkweather zögert nicht lange und stürzt sich mit seinem charmantesten Zahnpasta-Lächeln ins Getümmel. Während die meisten Expeditionsteilnehmer die Ablenkung nutzen, um schnellstmöglich von Bord zu gehen, lässt er es sich aber nicht nehmen, die Helden der vergangenen Wochen, ohne deren detektivischen Spürsinn Henning wahrscheinlich immer noch auf freiem Fuß wäre, zu sich in den Pulk der Pressevertreter zu bitten. Mit einem Seufzen folgt man der Aufforderung und stellt sich im Blitzlicht den Fragen der Reporter. Nachdem man sich endlich freigekämpft hat (Starkweather genießt das Bad in der Menge noch ein wenig länger und scheint in ein Gespräch mit zwei offiziell wirkenden Herren vertieft) wird Mr. Thorpe von Jeremy Nimoy in Begleitung dreier Anzugträger abgefangen, welcher ihm die freudige Mitteilung macht, dass der am Hafen verbrannte Ersatzmotor der Boeing kurzfristig ersetzt werden konnte und nunmehr gar Mr. Boeing höchstselbst sich die Ehre gäbe, im Rahmen einer kleinen Zeremonie die Übergabe der Apparatur an die Expedition am übermorgigen Tag zu zelebrieren. Am Bahnhof trifft man den Rest der Expedition, der freundlicherweise auf die investigatoren sowie den kurz darauf folgenden Starkweather gewartet hat. Mit dem Zug fährt man nunmehr in die Innenstadt von Melbourne, wobei im Waggon, den die Expedition vollumfänglich belegt, einige organisatorische Details für die nächsten Tage besprochen werden: Schnell ergibt es sich, dass alle Expeditionsteilnehmer den Komfort eines Zimmer in Anspruch nehmen wollen und so erklärt sich Prof. Moore bereit, im Intercontinental zu reservieren. Starkweather wiederum klärt über sein Gespräch mit den Herren auf, bei denen es sich um Mitarbeiter der Stadtverwaltung handelte, die den wissenschaftlichen Stab der Expedition, Sykes, Greene und die Investigatoren zu einem Empfang am morgigen Abend einluden. Am Abend ergibt sich für Thorpe die Gelegenheit, mit Starkweather und Moore zu einem Dinner mit Mr. Boeing in eines der besten Restaurants der Stadt im Rialto eingeladen worden zu sein, ein Anlass den Boeing nutzt, um ein wenig mit Thorpe über seinen Werdegang in der Firma und das Wachstum in den vergangenen Jahren zu sprechen. Die Expeditionsleitung ist überaus erfreut, als Boeing ihnen eröffnet, dass er ihnen den Motor selbstverständlich kostenlos zur Verfügung stellen würde und er auch einer umfassenderen Partnerschaft zum allseitigen Nutzen nicht ablehnend gegenüber stünde, deren Details man in den nächsten Tagen ausarbeiten könne. Währenddessen genießen die anderen in geselliger Atmosphäre ein bescheidenes Abendmahl im Intercontinental. Man vermisst jedoch sowohl die Lagermannschaft als auch die komplette technische Crew. Kurz vor 11 kommen sie mehr als erschöpft wirkend in die Lobby geschlurft, angeführt von einem gestresst wirkendem Packard, der jedem, der so wirkt, als könne er versuchen, ihn nach den Gründen seiner Laune zu fragen, einen eisigen Blick zuwirft, der entsprechende Ambitionen sofort erfrieren lässt. Als der Tisch sich langsam lichtet, nimmt Mr. Wheapner die anderen Investigatoren bei Seite und bekundet sein Misstrauen, ob der entspannten und selbstsicheren Reaktion von Henning. Könnte man etwas übersehen haben? Gibt es gar noch einen weiteren Saboteur? Am nächsten Tag muss noch einmal der Spießrutenlauf des Polizeiverhörs im Law Court absolviert werden: Die komplette Expedition wird vorgeladen, ebenso wie die Offiziere und Kapitän Vredenbourgh und nach und nach arbeiten sich fünf Beamte an ihnen ab, immer auf der Suche nach Widersprüchen zwischen ihren bereits auf dem Schiff abgefassten, schriftlichen und den im Rahmen des Verhörs getätigten, mündlichen Aussagen. Manche haben hierbei Glück und sind bereits nach fünf oder zehn Minuten frei zu gehen, andere wiederum sind auch nach einer halben Stunde immer noch im Gespräch, das nunmehr fast einen Verhör gleicht. Dr. Enfield hat besonderes Pech und erst Starkweathers Intervention gepaart mit ihrem rechtschaffenen Zorn befreien sie nach einer knappen Stunde aus den Fängen zweier besonders aufmerksamer Polizisten. Sogleich eilt sie nunmehr auch aus der Polizeistation, denn eigentlich war sie für um zwei mit Dr. Greene verabredet, da man gemeinsam den Zoo besuchen wollte. Dieser, der recht schnell mit seiner Befragung fertig war, sitzt bereits wartend und in ein Buch vertieft auf einer Bank vor dem Gebäude und gemeinsam macht man sich auf den Weg, ein paar schöne Stunden im Tierpark zu verbringen, wo man sich über die Studienjahre, die Unterschiede in den Fachkulturen in Großbritannien und England, Greenes zweijährige Arbeit als Schatzmeister der American Eugenics Society und Dr. Enfields flüchtige Bekanntschaft mit R.A. Fisher unterhält. Am Abend dann schließlich der Empfang bei Bürgermeister. Nach einer etwas improvisiert wirkenden Übergabe des Stadtschlüssels und kurzen Reden des Lord Mayors und Starkweathers, zieht man ins Rialto um, wo ein mittelgroßer Saal mit Buffet und einer kleinen Kapelle gebucht wurde, sodass der Abend beim Tanz ausklingt. Mr. Thorpe wird dabei nicht nur dem Lord Mayor und seiner jungen Gattin vorgestellt, sondern auch noch dem Großindustrielen MacPherson Robertson, dem der Ingenieur sofort sympathisch ist, umso mehr, als er von ihm über die Anwesenheit Boeings in der Stadt erfährt. Gemeinsam konzipiert man im Rahmen einer Diskussion über die Ausgestaltung der 100-Jahrs-Feierlichkeiten Melbournes im kommenden Jahr die Idee eines Flugwettbewerbs, der von London bis hierher führen solle. McPherson ist begeistert und erklärt sich bereit, die vollkommen wahnwitzige Summe von 75000 $ als Preisgeld zur Verfügung zu stellen. Das McRobertson Air Race ist geboren. Schon reichlich alkoholisiert machen sich Mr. Thorpe, Mr. Blavatski und Mr. Wheapner in Begleitung der Riege der jüngeren Wissenschaftler um Prof. Bryce auf den Weg in die Chinatown Melbournes, um den Abend bei ein wenig Glücksspiel ausklingen zu lassen. Noch Stunden spielt man sich unter Zugabe von reichlich Reiswein durch eine schummrige Spielhölle nach der nächsten, bevor man schlussendlich in einer Opiumhöhle landet. Mr. Wheapner zieht sich hier sicherheitshalber zurück, als er jedoch am nächsten Morgen in seinem Zimmer aufwacht, ohne genau zu wissen, wie er dorthin gekommen ist, wird er das Fehlen seiner Brieftasche bemerken. Die anderen wiederum zieht es in das Etablissement und unter Anleitung des durch den Alkohol (für seine Verhältnisse) recht gelösten Samuel Winslowe, der leidlich Mandarin beherrscht und anscheinend durchaus seine Erfahrungen im Opiumkonsum besitzt, lässt man sich auf Diwanen neben betäubend duftenden Pfeifen nieder und inhaliert die rauschhaften Stoffe, die dieser Ort verheißt. Alle nehmen dieses Erlebnis als eine Woge der Entspannung und teilweise gar erotischer Befriedigung wahr, nur Mr. Blavatski gleitet immer weiter und weiter in einen trance-artigen Zustand der Tiefenentspannung, in dem er langsam aber sicher über die Grenzen seines Bewusstseins hinauszuwachsen scheint und durch einen schwarzen See, einen sonnenlosen Ozean voll surrealer Erscheinungen treibt. Wie ein Fluss fließt er langsam in Richtung eines anderen Ortes dissonanter religiöser Assoziationen, die einfach kein kohärentes Bild ergeben und stattdessen in ihrem Heilsversprechen das Ende besiegeln und einen Neuanfang bieten. Als er wieder erwacht, schüttelt Myers ihn wild, während die anderen ihn entgeistert anstarren. Schreiend muss er über Minuten nicht ansprechbar gewesen sein, als er versuchte mit seinen bloßen Fingernägeln die Wand der Kammer zu zerreißen, an der leichte Blutspuren zu erkennen sind. Mit diesem eher irritierenden Abschluss des Abends begibt man sich zurück ins Intercontinental. Die nächsten Tage vergehen wie im Fluge: Die Übergabe des Motors, ein gemeinsamer Strandausflug (an dessen Ende leider erneut Mr. Blavatskis Kollaps steht – dieses Mal induziert durch eine Qualle, welche ihn zwei Tage schmerzhaft ans Bett fesselt), Spaziergänge durch die Stadt, das Umland und die kulturellen Institutionen Melbournes: Man bemüht sich, das Maximum aus diesen warmen Tagen des australischen Frühlings herauszuholen, bevor man schließlich erneut über die Gangway steigt und die Gabrielle langsam aber sicher Kurs gen Süden setzt. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge blickt man der Zivilisation nach, denn voran warten alleine die Kälte, das Eis und die Ungewissheit.
-
Neunter Spielabend Der Vortrag der Piloten und Ingenieure zu den Flugzeugen der Expedition ist gegen 11.30 Uhr beendet. Die Mehrzahl der Expeditionsteilnehmer und sogar die Stewards, die in der Hitze des heutigen Tages nur einige kühle Erfrischungen für die Referenten bringen sollten, haben den Ausführungen von Mr. Thorpe, Dewitt, Miles, Longfellow und Houston mit Interesse gelauscht. Niemand hatte sich im Besonderen auf sie konzentriert, aber wenn jemand sie beobachtet hätte, wäre ihm unter Umständen Ms. Lewinsons leichte Nervosität aufgefallen: Zum Mittag soll ihr Plan umgesetzt werden, um den Saboteur in eine Falle zu locken. Kurz vor dem Essen noch einmal die letzten Absprachen: Pulaszki fragt nach seiner Rolle, Starkweather wird ebenfalls noch einmal darauf hingewiesen, was zu tun ist. Ein gewisses Maß an Vorfreude lässt sich beim Blick in sein Gesicht dabei nicht verhehlen. Kurz nach Beginn des Mittags, anlässlich dessen eine ammoniakstichige Suppe mit den Fleischkloßresten des gestrigen Tages serviert wird, betritt Pulaszki die Offiziersmesse und geht eilig und unter Entschuldigungen zu Starkweather, dem er etwas ins Ohr flüstert. Starkweather runzelt die Stirn und kneift die Brauen zusammen, bevor er schließlich in ein Donnerwetter ausbricht: Wer hätte es bitte fertiggebracht, den Hunden gestern im Bewusstsein, ihnen etwas Gutes zu tun, die Reste des Abendmahls mit Ketchup zum Fraß vorzuwerfen?! Wisse man denn nicht, dass Ketchup hochgiftig für die Tiere sei?! Kurz darauf hört man Starkweather ähnliches aus der Mannschaftsmesse poltern. Die versammelten Wissenschaftler und Offiziere wirken irritiert bis eingeschüchtert. Nur Pulaszki wirft Ms. Lewinson dann doch noch einmal ein ein wenig zu optimistisches Lächeln zu und kann sich gar ein Zwinkern nicht vergreifen, was zum Glück den anderen Versammelten zu entgehen scheint. Am Nachmittag gilt es mit den Durchsuchungen der Frachträume weiterzumachen, um festzustellen, ob der Saboteur an weiteren Stellen zugeschlagen hat. Es geht schleppend voran und man braucht bis in die Abendstunden, um Frachtraum I komplett zu durchsuchen. Die Funde sind ernüchternd: Säureverätzungen in den Funkgeräten der Expedition, mit Chlorbleiche versetzter Fotoentwickler und einige weitere hässliche Kleinigkeiten finden sich. Als man Moore davon berichtet, ist dieser außerordentlich besorgt und wünscht für die Pläne in der heutigen Nacht viel Erfolg. Denn das zentrale Element von Ms. Lewinsons Plan steht bisher noch aus: Gemeinsam mit Mr. Thorpe will sie den Täter in Flagranti erwischen, nämlich genau dann, wenn er das vermeintliche Hundegift aus der Kombüse zu stehlen versucht. Unter fadenscheinigen Vorwänden gelingt es den beiden, sich kurz vor Mitternacht in selbige zu schleichen, während Mr. Blavatski Schmiere steht. Dabei machen sie sich beim gerade Feierabend machenden Smut genausowenig beliebter wie bei einem der Stewards, Henning, der gerade noch ein wenig aufräumt, doch am Ende zählt das Ergebnis. Man harrt mehrere Stunden aus und gibt sich langsam aber sicher dem Schlaf und hypnagogen Visionen hin, bevor ein Scharren an der Tür die beiden hochreißt: Jemand versucht sich Zugang zu verschaffen! Am Ende stellt sich aber heraus, dass es sich beim Eindringling nur um Avery Giles handelt, dem von Albemarle nicht unerhebliche Summen für ein paar Tafeln Schokolade geboten wurden, die sich Giles aus der Küche beschaffen wollte. Seufzend lässt man ihn (mit der Schokolade) ziehen. Der Rest der Nacht bleibt ereignislos und bevor die Küche im Morgengrauen wieder besetzt wird, verschwindet man unauffällig wieder nach draußen. Eine wenig erfolgreiche Nacht, nach der sich Lewinson und Thorpe todmüde in ihre Betten werfen, ohne dabei einen großen Gedanken an das Frühstück zu verschwenden. Doch schon gegen 10 werden sie wieder wach, denn die Geräusche aus dem Hundezwinger in Frachtraum V schraubt sich immer höher und höher, anfallsweise unterbrochen von wütendem Bellen, Knurren und Zähnefletschen. Die Hunde haben augenscheinlich irgendetwas auszutragen; es klingt, als würden sie einander an die Gurgel gehen.Nur Augenblicke später schlägt ein Seemann Alarm. Pulaszki und Finnerud kommen eilends herbeigestürmt. Schaulustige folgen und wollen sehen, was los ist. Sie bekommen weit mehr zu sehen, als sie erhofft hatten. Es bietet sich ein entsetzliches Bild. In einem Stahlrahmen stehen an der Schottwandnebeneinander die Transportboxen für die Hunde aufgereiht. Jeder Hund hat seine eigene Käfigbox, doch die Türen sind aus gehängt; dicke Lederleinen geben den Tieren ein wenig mehr Bewegungsfreiheit, ohne sie doch ganz frei laufen zu lassen. Nun jedoch haben sich einige Hunde losgerissen. Viele stehen vor ihren Boxen; sie bellen aus Leibeskräften oder knurren, die Zähne gefletscht, das Nackenhaar gesträubt, mit einem höchst bedrohlichen Ausdruck um die Augen. In der Mitte des Frachtraums gehen zwei Hunde mit Zähnen und Klauen aufeinander los; zwei andere umkreisen die beiden Kämpfenden und fallen gelegentlich schnappend und beißend eins der anderen Tiere an. Andere sind zu einem Angriff nicht in der Lage, doch sie stürzen sich mit wütendem Schnappen auf alles, was ihnen zu nahe kommt. Die Hunde tragen hässliche lange Kratzer; manchen hängen Haut und Fleisch in Fetzen aus den Flanken. Vier Hunde liegen bereits mit zerfleischter Kehle tot in langsam größer werdenden Lachen; andere stürzen sich in wütender Raserei immer wieder kurz auf die Leichen, um sich dann mit gesträubtem Nackenhaarwieder in ihre Boxen zurückzuziehen. Pulaszki und Finnerud schreiten gedrängt von Turlow bald zur Tat und töten die aggressivsten Tiere, bis endlich wieder Ruhe herrscht. Ihre Gesichter sind kreidebleich, einige der Expeditionsmitglieder, die das Schauspiel mitansehen mussten, übergeben sich. Dr. Greene und Dr. Enfield erkennen schnell, dass es sich hierbei um eine Vergiftung handeln muss. Weitere Untersuchungen identifizieren kurz darauf den Wirkstoff als Strychnin, ein potentes Rattengift, dass man ohne Probleme in New York kaufen kann oder auch in der Küche an Bord findet und welches auf die Pemmikanrationen der Hunde aufgetragen worden war. Ms. Lewinsons Plan war also nach hinten losgegangen. Umso engagierter schreiten die Investigatoren deshalb nun zur Tat und versuchen gemeinsam mit Moore den Kreis der Verdächtigen einzuschränken: Es musste jemand gewesen sein, der das Schiff gut kennt und der sich sowohl Zugang zur Kühllast als auch zum Futter der Hunde arrangieren konnte. Das spricht für das Küchenpersonal oder (eher unwahrscheinlich) Turlow. Moore legt Ms. Lewinson nahe, dass sie diese kleine Gruppe unter Umständen einer Visitation unterziehen sollten. Man stimmt zu. Nachdem Dr. Greene am Nachmittag eine Einführung in den Wiener Walzer gegeben hat (davon, dass er noch kurz zuvor die toten Hunde seziert hat, lässt er sich nicht aus dem Konzept bringen), machen sich deshalb die Investigatoren (mit Ausnahme des bereits seit gestern mit Seekrankheit herniederliegenden Wheapners) zur Essenszeit auf den Weg zur Kammer des Smut und der zwei Stewards. Fachmännisch durchsucht man sie. Und tatsächlich finden sich erschütternde Indizien: In Hennings Gepäck stoßen die Investigatoren auf zwei angebrochene Fläschchen Schwefelsäure sowie ein anscheinend häufig gelesener Zeitungsartikel über die Starkweather-Moore-Expedition. Während sie seine Habe durchstöbern, entdeckt jedoch niemand Geringeres als der Verdächtige höchstselbst die Investigatoren und versucht diese aus seiner Kammer zu werfen. Lautstark beschwert er sich, was einige andere Matrosen auf den Plan ruft. Blavatski rennt los, um Starkweather zu holen. Morehouse Bryce und Timothy Cartier stoßen gerade vom Essen kommend ebenfalls dazu. Eine Konfrontation liegt nahe und bald fliegen die Fäuste, als Bryce einen der Matrosen bewusstlos schlägt und Henning mit Gewalt versucht an die beiden Säureflaschen zu kommen, die Dr. Enfield trägt. Dann kommen der Kapitän, die Offiziere, der Wissenschaftliche Stab der Expedition und natürlich Starkweathe rund Moore dazu, alle von Blavatski vom Essen hierhergeholt. Die Stimmung ist außerordentlich gespannt, aber durch sorgsame Kommunikation und einen Nervenzusammenbruch Hennings (in dem er den sichtlich irritierten Starkweather bezichtigt, seinen Bruder umgebracht zu haben) können die Investigatoren alle Anwesenden von ihrem Verdacht gegen den Steward überzeugen, woraufhin er abgeführt wird. Die nächsten Tage vergehen in Langeweile und Bürokratie, als Zeugenaussagen gemacht und die Polizei kontaktiert werden müssen. Packards Origami findet sich bald überall an Bord des Schiffes und Dr. Greene versucht aus der eingeschränkten Schallplattensammlung in der Reedersuite das Beste zu machen und erweitert seinen Tanzkurs notgedrungen auf die wunderbare Welt der österreichischen Marschmusik, deren Vielfalt er sich selber kaum bewusst gewesen ist. Das Klima zwischen Crew und Expedition bleibt schlecht, aber zumindest treten keine weiteren Fälle von Sabotage auf, auch wenn Henning stumm bleibt. Am 10. Oktober ist es schließlich soweit: In der Distanz sieht man Land. Die Australische Küste kommt in Sicht…
-
Achter Spielabend Nach kurzer Besprechung setzen Mr. Thorpe und Ms. Lewinson und Dr. Enfield Mr. Starkweather, Prof. Moore und Offizier Turlow auf der Brücke über ihre Untersuchungen der Rohre in der Kühllast ins Bild. Verätzungen? Ein Saboteur an Bord der Gabrielle? Man ist sich nicht vollends sicher, was man daraus machen soll. Sollte die Tat nicht schon am Festland stattgefunden haben (was nicht auszuschließen ist) und sich der Verräter tatsächlich noch auf dem Schiff befinden, könne man sich nicht sicher sein, ob und wann er wieder zuschlagen würde. Gemeinsam überlegt man, welche Teile der Fracht nach den nunmehr verdorbenen Nahrungsmitteln das höchste Gefährdungspotential besitzen: Die Generatoren? Die Bohrausrüstung? Mr. Thorpe fürchtet insbesondere um die Motoren der Fairchild sowie der drei Boeings, während Dr. Enfield die Hunde ins Spiel bringt. Den Täter dingfest zu machen, hat oberste Priorität, darin sind sich alle einig und so schlägt Ms. Lewinson vor, dass man ihm eine Falle stellen sollte: Man müsste ihm eine einmalige Chance bieten, die Expedition in ihrem Mark zu erschüttern, sodass selbst Starkweather gar nicht anders könnte, als umzukehren. Als sie ihren Plan gerade vorzustellen versucht, stürmt allerdings ein Matrose in den Raum und ruft etwas von einem Bombenfund in einem der Rettungsboote! Ein paar Minuten zuvor war Mr. Wheapners Misstrauen ob der Ergebnisse von Thorpes Untersuchung der korrodierten Rohe geweckt und einer Intuition folgend, begann er das Deck nach Anzeichen von Sabotage zu untersuchen. Als er die schwere Plane eines der Rettungsboote ein kleines Stück anhob, sah er in der Dunkelheit darunter zwar nichts, doch nahm etwas war, was ihm unzweifelhaft an ein Ticken gemahnte. Könnte es sich um eine Bombe handeln? Schnell war der Matrose Almondale, der gerade vorbeilief, abkommandiert, Wheapner beim Anheben der Plane zu helfen, doch als beide zusammen an den Seilen zogen, die die Plane an Ort und Stelle hielten, war im Umkreis von 10 Metern ein unschönes Knacken zu vernehmen und Almondale lag schreiend am Boden. Der Matrose hatte es irgendwie geschafft, sich bei Zug am Seil den Arm auszukugeln und Wheapners Versuche, erste Hilfe zu leisten, verschlimmerten das Problem nur. Schnell bildete sich eine Traube von Schaulustigen, das Gerücht um die Bombe verbreitete sich wie ein Lauffeuer und einige rannten los, um Hilfe zu holen. Kurz darauf kommen Thorpe, Lewinson, Enfield, Starkweather, Moore und Turlow aufs Deck gestürmt, Dr. Greene dicht auf ihren Fersen. Zwei Matrosen haben soeben die Plane weggezogen und das Boot inspiziert – von einer Bombe keine Spur. Greene und Enfield verschwenden daran allerdings auch keine großen Gedanken, sondern kümmern sich sogleich um den immer noch wimmernden Almondale. Auf die Unruhe aufmerksam geworden stößt Kapitän Vredenbourgh zu der Versammlung an Deck hinzu und ist außer sich über Wheapners augenscheinliche Narretei, doch Starkweather schirmt ihn ab und will ihn persönlich zur Verantwortung ziehen. Der Stimmung zwischen Crew und Expedition hat diese keine Einlage zumindest nicht wirklich geholfen. In seiner Kabine zeigt Starkweather sein unverbrüchliches Vertrauen in Chris Wheapner: Er hört sich seine Geschichte an, stimmt seiner Einschätzung zu und überprüft schlussendlich mit ihm zusammen gar noch, ob nicht unter Umständen ein Sprengsatz nicht im Boot, sondern an der Unterseite der Plane befestigt gewesen sein könnte. Eine schlüssige Idee, die sich aber letztlich nicht bestätigt. Ms. Lewinson erklärt ihren Plan derweil Moore alleine: Man müsse so tun, als hätte irgendjemand Törichtes, z.B. Mr. Wheapner, den Hunden etwas Gutes tun wollen und ihnen z.B. Ketchup ins Essen getan, was aber in Wahrheit für sie tödlich ist, wie ihm dann öffentlichkeitswirksam, sodass nahezu die komplette Crew es mitbekommt, von einem aufgeregten Pulaszki mitgeteilt werden würde. Starkweather wäre daraufhin außer sich, denn ohne die Hunde sei die Expedition so gut wie verloren. Wenn nunmehr also selbst ein Dickkopf wie Starkweather die Hunde als Schlüssel sieht, würde sich der Saboteur natürlich auf diese als Ziel konzentrieren und versuchen an das Ketchup zu gelangen, welches sie umbringen würde. Ergo müsste man dann nur noch Ms. Lewinson mit Kamera in der Küche versteckt platzieren und dann abwarten, bis man den Saboteur in Flagranti erwischen könnte. Moore ist von der Idee durchaus angetan und gibt Lewinson seinen Segen, Starkweather, Pulaszki und Wheapner in Kenntnis zu setzen. Derweil lässt Mr. Thorpe die Sorge um seine Motoren nicht in Ruhe. Er zieht die Flugzeugingenieure und –Piloten, die sich gerade allesamt in Miles Kabine mit dem Monopoly-Spiel von Gilmore einen netten Abend machen ins Vertrauen und schlägt vor, dass sie von nun an Wachen in den Frachträumen aufstellen sollten. Alle sind nach kurzem Zögern dabei, Miles und Longfellow werfen sich dabei jedoch einige Blicke zu, die Thorpe verdächtig vorkommen. Er übernimmt die erste Wache und kann sich, nachdem er Packard von der Idee überzeugt hat, den Schlüssel für die Lagerräume organisieren. Während er sich gerade sein Nachtlager bereitet, schaut er sich routinemäßig mit seiner Taschenlampe um und entdeckt dabei ein kleines Stoffbündel zwischen den Treibstofffässern, welches sich bei näherer Betrachtung als eine Reihe von Zündkapseln (wie sie der Expedition gestohlen worden waren!) und Lunte herausstellt. Ein Brandsatz, der das komplette Schiff vernichten könnte, sollte er aktiviert werden. Schnellstmöglich setzt Thorpe die anderen Investigatoren in Kenntnis und man streitet sich heftig, wie mit diesem Fund umgegangen werden soll. Schließlich entscheidet man sich dagegen, Starkweather oder den Kapitän in Kenntnis zu setzen und geht stattdessen zu Moore. Dieser ist hochgradig besorgt, aber bleibt ruhig und betont die Notwendigkeit, den Saboteur (der nunmehr wohl eindeutig noch an Bord ist) schnellstmöglich zu finden und dabei möglichst wenig Aufhebens zu machen und Ms. Lewinsons Plan zum morgigen Mittag umzusetzen. Die Investigatoren beginnen daraufhin, die Frachträume zu durchsuchen und nach den restlichen gestohlenen Zündkapseln Ausschau zu halten, die sie in den frühen Morgenstunden unter einem Berg von Tauen finden. Damit scheint zumindest die direkte Gefahr gebannt und man begibt sich übermüdet zu Bett. Wenige Stunden später gilt es jedoch schon wieder munter zu sein, denn der Vortrag von Mr. Thorpe und seinem Team zu den Flugzeugen ist von 9:30 – 11:30 eingeplant, in dessen Rahmen er, Houston, Dewitt und Miles einen umfassenden Überblick über die Maschinen und ihre Funktionsweise liefern. Das Interesse ist groß, selbst der Steward, der eigentlich nur ein paar Getränke für die Referenten bringen sollte, stellt irgendwann sein Tablett ab und hört sich den Vortrag komplett an, das gleiche gilt für einige der Matrosen. Doch insbesondere Ms. Lewinson ist ungeduldig: Zum Mittagessen beginnt schließlich die Umsetzung ihres Plans…
-
Siebter Spielabend Die letzten Tage im Atlantik vermitteln den Teilnehmer der Starkweather-Moore-Expedition ein gewisses Gefühl von Urlaub: Das Wetter ist wunderbar und verleitet zum (beim Fahrttempo der Gabrielle natürlich nicht erlaubten) Schwimmen in den endlosen Weiten der Wellen. Auf Drängen von Prof. Morehouse Bryce lässt sich Moore am 17. September dazu breitschlagen „diesen Film mit dem Affen“ auf dem Projektor der SME zu zeigen. Während Starkweather skeptisch, aber außerordentlich aufmerksam den Geschehnissen auf der Leinwand folgt (fast so als würde er gerade ein Gemälde von George Bellows begutachten) und Moore gelegentlich wegnickt, ist der Großteil der anwesenden Expeditionsteilnehmer gut unterhalten und insbesondere von der Tricktechnik beeindruckt. Am Morgen des 19. Septembers nähert sich das Ende der ersten Etappe der Expedition, als in den ersten Strahlen der Morgensonne die Küste Panamas in ein goldenes Licht getaucht vor dem Schiff langsam näher kommt. Das opulente Grün wird nur hin und wieder von Befestigungsanlagen und grauen Gebäuden unterbrochen, die – kanonenstarrend und wehrhaft – seltsam deplatziert wirken. In der Bucht von Colon dümpelt man eine Stunde lang zwischen kleinen Fischerbooten hin und her, bis schließlich ein jamaikanisch anmutender Verwaltungsangestellter namens Quentin die Gabrielle von einer Zollbarkasse aus besteigt, die bürokratischen Details klärt und gemeinsam mit Kapitän Vredenburgh den 15m breiten Rumpf des Schiffes sicher durch die gigantischen Gatun-Schleusen manövrieren, wo es langsam aber stetig angehoben wird. Noch zwei Mal wiederholt sich dieses Schauspiel bevor Vredenburgh auf den Gatun-See einfährt und Mr. Wheapner diverse Expeditionsteilnehmer mit seiner überraschend guten zoologischen Kenntnis der lokalen Fauna beeindrucken kann. Mr. Thorpe ist derweil in ein Gespräch mit Ingenieursmaat Pacquare über die Details der unerreichten technischen Meisterleistung, welche der Panamakanal darstellt, vertieft und nur wenige Schritte entfernt diskutieren Mr. Blavatski und Prof. Myers die Meriten der hiesigen präkolumbianischen Zivilisation, sowie die jüngere Geschichte der Region, über die Myers dank gewisser Lektüre vor Reiseantritt grob im Bilde ist. Über den zwischen den Hügeln eingeschnittenen Culebra-Kanal geht es über weitere Schleusen schließlich in den Miraflores-See und in der einbrechenden Dämmerung erreicht die Gabrielle nach der Passage zweier weiterer Schleusen schließlich den Pazifik in Form des Hafenbeckens von Balboa, der von Schiffen jeder Größe gesäumt ist. Zwar geht man hier vor Anker, doch Starkweather sieht davon ab, Landgang zu gestatten, womit er sich insbesondere unter den Crew-Mitgliedern nicht gerade Freunde macht. Generell ist sein Ruf in diesen Kreisen nach wie vor eher suboptimal und färbt auf die gesamte Expedition ab, was das Verhältnis zwischen Schiffsmannschaft und SME sichtlich verschlechtert. Trotzdem feiert man unterstützt durch von fahrenden Händlern gebrachtes Obst und lokalen Alkohol gemeinsam ein kleines karibisches Fest, um die die Wasserscheide gebührend zu zelebrieren. Am nächsten Morgen werden zu früher Stund unter Starkweathers und Packards wachsamen Augen von einem kleinen Frachtkahn die Nahrungsmittelvorräte der Expedition um Obst und Gemüse der Region ergänzt, sodass die Gabrielle früh wieder in See stechen kann. Schon gegen Mittag ist das Festland außer Sicht und das Wetter hat merklich angezogen: Gischt und Wellen spritzen an Deck und durchnässen jeden in kürzester Zeit, der es wagt, sich den Naturgewalten auszusetzen. Wer kann, bleibt unter Deck, wo man dem mitleiderregendem Schauspiel beiwohnen kann, wie Prof. Albermarle versucht, trotz massiver Seekrankheit im andauernden Geschaukel der Wellenberge- und Täler seinen Vortrag über das Klima der Antarktis zu halten. Am 22. September halten Dr. Greene und Dr. Enfield gemeinsam ein Seminar über Kältemedizin und Erste Hilfe. Als Zeichen des guten Willens hatte Offizier Turlow auch die einfachen Crewmitglieder angeregt, an dieser Veranstaltung teilzunehmen, doch die Matrosen, die sich dort, in der hintersten Reihe der Mannschaftsmesse platziert haben, lauschen dem Vortrag nur peripher. Stattdessen geht erneut eine Zeitung herum und Ms. Lewinson erhascht aus dem Seitenwinkel einen Blick auf den Artikel, der im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht und den Titel „DAS BLUT AN JAMES STARKWEATHERS HÄNDEN“ trägt. Im Rahmen der praktischen Übungen im weiteren Verlauf des Seminars gelingt es ihr, sich die Gazette zu angeln und gemeinsam lesen die Investigatoren: Auffällig ist, dass diese Ausgabe des Arkham Advertisers bereits mehrere Jahre alt ist und doch noch relativ frisch aussieht. Der Inhalt ruft Stirnrunzeln hervor, denn erneut wird Starkweather (diesmal im Rahmen der Veröffentlichung seines ersten Buches, in welchem er unter anderem seine Himalaya-Expedition 1925 an der Seite von Prof. Moore für die Miskatonic-Expedition beschreibt) für mangelnde Planung seiner Expedition, den Verlust eines großen Teils der Vorräte und sogar den Tod von 3 Sherpas und 5 Yaks verantwortlich gemacht. Der Sensationalismus täuscht Ms. Lewinson und die anderen jedoch nicht und so konzentriert man sich auf die zentrale Frage: Wer lanciert diese schlechte Presse nur? Die misstrauische Attitüde der Mannschaft gegenüber der Expedition verbessert sich auch in den kommenden Tagen nicht, ganz im Gegenteil: Zwar setzt sich das Wetter wieder und der Ozean ist nun spiegelglatt, doch wirft die Crew den Wissenschaftlern (und vorallem den Frauen) nun offen misstrauische und unduldsame Blicke zu. In Ecken stehen sie tuschelnd herum und tragen vertäute Bündel über Deck. Von Wheapner und Thorpe auf ihre Feindschaft zu Starkweather angesprochen, entgegnen die Vollmatrosen Stokeley und Almondale gar, dass man die Probleme mit diesem Vergewaltiger (ein neues Gerücht) vielleicht schon sehr bald aus der Welt schaffen würde, worauf ein hässliches Lachen folgt. Als dann auch noch plötzlich Pacquare verschwunden scheint, ohne Vorwarnung die Motoren verstummen und die Expeditionsmitglieder unwirsch von der Mannschaft an Deck zitiert werden, bricht Panik unter den Investigatoren aus, Mr. Wheapner ist bereits kurz davor sich zu bewaffnen*, als Ms. Lewinson mit Blick auf ihre geographische Lage eine unter Umständen deutlich harmlosere Erklärung für diese verdächtigen Umtriebe in den Sinn kommt. Tatsächlich ist die Erklärung zwar nicht schön, aber harmlos: Admiral Triton höchstselbst (der sich als verkleideter Pacquare herausstellt) überbringt Kapitän Vredenburgh die Botschaft, dass das Schiff morgen Äquator überqueren und deshalb König Neptun die Kontrolle über die Brücke übernehmen würde. Einige Landratten müssten hier schließlich noch getauft werden… Für die Zeitgenossen, welche bisher noch nicht den Äquator überquert hatten, ergibt sich dadurch am nächsten Tag die zweifelhaft Chance, die fremden und ein wenig deftigen Bräuche der Seefahrt aus erster Hand zu erleben, aus den Reihen der Expeditionsteilnehmer wird insbesondere Mr. Thorpe und dem Rest der Piloten und Ingenieure, dem arg zitternden Timothy Cartier, welchem von Morehouse Bryce Mut zugesprochen wird und dem erst gar nicht erschienenen Samuel Winslowe diese Ehre zu Teil. Nachdem alle das reichlich tumbe Theater überstanden haben, werden Fleischbällchen, Schwedisches Flaschenbier, Salzstangen und manch andere Knabberei gereicht, sodass die Stimmung, selbst zwischen Expedition und Crew, merklich entspannt. Bis in den Nachmittag verbleiben die letzten und genießen den Ausklang der Zeremonie. Doch gegen vier rennt der obere Steward Coates schwer hustend an Deck und ruft Alarm aus: Die Kühlleitung sei defekt, große Mengen Ammoniak ausgetreten und die Kühlfracht kaum zu betreten, ohne sich übergeben zu müssen. Es hilft alles nichts, man muss herunter und den Schaden besehen. Mit feuchten Tüchern vor dem Mund macht man sich auf den Weg dem Pesthauch des Frachtraums entgegen. Während Mr. Thorpe zu dem Ergebnis kommt, dass die Rohrleitung wahrscheinlich durch den Einfluss von Säure zerstört wurde und die Crew zusammen mit der Lagermannschaft schlecht gelaunt den Ammoniak wegschrubbt, besehen Mr. Packard, Mr. Starkweather und Mr. Wheapner den Schaden: Der Kühlraum ist ohne Reparatur an Land nicht mehr nutzbar und gut dreiviertel der Fracht durch den Ammoniak ungenießbar geworden. Der Rest wird sich nicht mehr lange halten. Als Vredenburgh dies mitbekommt, drängt er Starkweather dazu, umzukehren, doch dieser ist unbeirrt in seinem Streben schnellstmöglich nach Melbourne zu kommen und dort, wenn es sein muss, auf eigene Kosten neue Vorräte zu kaufen. Nach einer sich andeutenden Besserung ist das Verhältnis zwischen SME und Crew damit auf einem neuen Tiefpunkt. Doch die Investigatoren ahnen zunehmend, dass hier ein Saboteur am Werk ist und dies nicht seine letzte Tat gewesen sein mag… * Das war angenehm nahe an einer Eskalation. Die Nerven lagen auf jeden Fall blank. Ich bin generell immer wieder überrascht, wie gut es die Gruppe schafft, sich für mittlerweile gut 40 Stunden nahezu ohne jeden Mythosbezug bei Laune zu halten.^^
-
Sechster Spielabend Kurz nach Mitternacht des 9. Septembers: Mit mehr oder minder großer Fassungslosigkeit versuchen die Mitglieder der Starkweather-Moore-Expedition zu verstehen, was gerade passiert ist. Man starrt in die immer noch glimmenden Trümmer des Lagerhauses, welches vor wenigen Stunden noch lichterloh brannte. Schadensbegrenzung tut Not. In all dem Chaos erwacht Charles Blavatski* aus einer Art meditativem Rausch, der ihn an den Rand allen Bewusstseins führte, einen sonnenlosen Ozean, den Ursprung allen Lebens, älter und fremdartiger als es je ein Wissenschaftler zu denken wagte. Augenscheinlich war er am vorletzten Abend von Nikolaus Roerich zu einer tiefen Kontemplation unter Einfluss psychoaktiver Substanzen in seine Suite im Sherry Netherlands eingeladen worden, doch danach vermischen sich alle Erinnerungen zu einer protoplasmiden Brühe, die Anfang und Ende allen uns bekannten Seins in sich zu tragen schien und in kakophoner Stimmenvielfalt Blavatskis Hirn bombardierte: Waren dies die Akasha-Chroniken von denen seine Großmutter Helena Petrovna Blavatsky gesprochen hatte? Nachdem (in seltenem Rollentausch) Moore die Presse besänftigt und Starkweather mit dem unter seinen Verbrennungen leidenden Packard die Schäden besehen hat, ist es an Ms. Lewinson ihrer Pflicht als Expeditionsfotografin nachzukommen und die heldenhaften Szenen des Abends zu „rekonstruieren“, wie Starkweather es nennt. Nach einer viel zu langen Nacht begibt man sich schließlich ein (hoffentlich) wirklich letztes Mal ins Amherst, welches Moore überstürzt für eine weitere Nacht zu buchen gezwungen war, um den Expeditionsteilnehmern ein Dach über dem Kopf zu bieten. Beim Frühstück, ein paar Stunden später, verkündete Moore schließlich die Einschätzung von Starkweather, Decksoffizier Turlow, Packard und sämtlichen Mitgliedern des Lagertrupps, die die Nacht durchgearbeitet haben: Ihr Ersteindruck hat sich bestätigt, primär von den Schäden betroffen seien Nahrungsmittelvorräte und Kerosin, welche man in Australien zuliefern lassen könnte. Problematischer sähe es jedoch mit einem der Boeing-Ersatzmotoren aus, der kurz vor seiner Verladung gestanden hatte: Er sei komplett ausgebrannt und schließlich mitsamt der kleinen Transportbahn ins Meer gestürzt. Als Mr. Thorpe dies hört, muss er schlucken: Der Motor war immerhin noch nicht einmal auf dem Markt und zudem von ihm selbst und seiner Abteilung für die Extremwetterbedingungen der Antarktis optimiert. Nach kurzem Nachdenken ruft er seinen Abteilungsleiter bei Boeing, Jeremy Nimoy an, um ihn über das Problem in Kenntnis zu setzen. Auch dieser ist von der Nachricht persönlich getroffen, sieht aber seine Chance, sich beim Management beliebt zu machen: Der Presserummel der SME hatte bei Boeing schon vor einigen Tagen Interesse an einer medialen Zusammenarbeit laut werden lassen, die jedoch nicht weiter verfolgt worden war. Nimoy bietet deshalb nicht nur eine schnellstmögliche Konstruktion des Ersatzmotors zum Selbstkostenpreis, sondern auch noch eine Lieferung nach Melbourne auf Kosten der Firma an, wenn die Expedition Boeing dafür adäquat in den Fokus der Berichterstattung rückt, z.B. durch eine entsprechende Übergabezeremonie und eine Integration der Boeing in das Expeditionslogo. Starkweather ist vom Deal, den „dieser Fuchs“ Thorpe abgeschlossen hat, ganz begeistert und sagt sofort zu, alles entsprechend in die Wege zu leiten. Die Investigatoren verbringen den Rest des Tages mit letzten Recherchen und Besorgungen: Mr. Wheapner scheint den Transportlisten der Expedition nicht vollends zu trauen und deckt sich deshalb noch einmal selbst mit Überlebensausrüstung (und einer Zimmerpflanze) ein, bevor er mit seiner Verlobten einen angenehmen Abend zu zweit zubringt und Dr. Enfield macht sich unter dem Eindruck der Erzählungen Philip Douglas gemeinsam mit Dr. Greene daran, noch einige Beruhigungsmittel zu kaufen, bevor er sie gegen 8 Uhr überraschend zu einer Steinbeck-Lesung in eine recht freigeistige Buchhandlung einlädt. Mr. Blavatski scheitert leider sowohl daran, über J.J. Hanson kurzfristig ein Gespräch mit Roerichs Entführer Sothcott zu bekommen, als auch mit dem Entführten selbst zu sprechen, da dieser für einige Take die Stadt verlassen hätte. Ms. Lewinson versucht derweil letzte Recherchen zur Karte des Piri Reis anzustellen, welche ihr seit dem Besuch bei Acacia Lexington gestern Abend nicht mehr aus dem Kopf zu gehen scheint. Am Abend schließlich machen sich nahezu alle jüngeren Expeditionsmitglieder (Mr. Houston, Prof. Bryce und Mr. Cartier, Mr. Thorpe, Mr. Blavatski, Mr. Myers, Mr. Dewitt, Mr. Laroche, Mr. Gilmore und selbst Mr. Winslow) auf den Weg in eine Flüsterkneipe, um den Abschied vom Festland gebührend zu feiern. Der Besuch produziert eine Vielzahl seltsamer Szenen, Mr. Blavatski erinnert sich am Morgen der Abfahrt insbesondere an das seltsame Bild des sonst so schweigsamen Winslow, der sich den Versuchen von Bryce, ihn mit Whiskey abzufüllen vollkommen entzog und stattdessen Gilmore das Konzept der Markov-Kette zur Modellierung von Monopoly zu erklären versuchte, der davon (es mag am deutschen Schnaps gelegen haben) vollkommen fasziniert war. Dann, am 10. September um 7:12 Uhr ist es soweit: Die S.S. Gabrielle verlässt den Hudson River und befindet sich nach kurzer Fahrt auf offenen Gewässern. Sobald man die fünf Meilen-Grenze überschritten hat, bricht allgemeine Feierstimmung aus und Mr. Wheapner macht sich (nicht zuletzt um den Abschied von seiner Verlobten zu verdrängen) mit einigen Flaschen Jack Daniel’s aus der Zeit vor der Prohibition mehr als beliebt, die Starkweather kurz darauf mit Vorkriegssekt ergänzt. Einige Herren entschuldigen sich mit Blick auf die frühe Stunde (oder den gestrigen Kater), andere machen sich nach kurzen Akklimatisierungsversuchen schnellstmöglich auf den Weg Richtung Reling. Auch Prof. Moore scheint sich noch an den Seegang gewöhnen zu müssen. Die ersten Tage der Fahrt vergehen ruhig, am 14. September umfährt man Küste Kubas, das Wetter ist zunehmend karibisch. Die Pflanze, die Mr. Wheapner mit an Bord gebracht hat, muss, wie ihm ein Steward namens geduldig Henning mitteilt, leider entweder in die Offiziersmesse oder das Schiff ganz verlassen. Moore gewöhnt sich (nicht zuletzt durch die Unterstützung der beiden fachkundigen Mediziner) relativ bald an das Leben auf See und initiiert alsbald ein Unterhaltungs- und Bildungsprogramm: Expeditionsteilnehmer sind herzlich eingeladen, die Fahrt mit lehrreichen Vorträgen oder sonstiger Erbauung zu versüßen. Der Andrang ist überraschend groß und reicht von Kursen zum Umgang mit den Fliegern, die Thorpe, Miles und Dewitt zu verantworten haben bis hin zu eher exotischen Lektionen in der alten Kunst des japanischen Papierfaltens vom immer noch schwer hustenden Packard. Einzig die distanzierte und zuweilen misstrauische Attitüde der Crewmitglieder irritiert die Investigatoren: Verhalten sich die Offiziere stets tadellos und höflich, ganz gleich ob Turlow Starkweathers Anekdoten beim Nachmittagstee lauscht oder in der alltäglichen Fachsimpelei der Schiffsingenieure mit dem technischen Korps der Expedition, wahren die einfachen Mannschaftsgrade sorgsam Distanz zu ihren Gästen an Bord der Gabrielle. Insbesondere die Damen sowie James Starkweather scheinen es ihnen dabei angetan zu haben. Zur Auflockerung der Stimmung ersinnt die findige Ms. Lewinson ein szenisches Spiel eines zeitgenössischen Abenteuerromans zum Zwecke der allgemeinen Bordunterhaltung über sämtliche Ränge der Schiffshierarchie hinweg. Starkweather ist angetan und begeistert sich sofort für die Hauptrolle. Zwar sind am Ende die Zuschauerplätze im Mannschaftsraum primär mit Expeditionsteilnehmern und dem Offizierskorps gefüllt, doch haben sich in den hinteren Rängen auch einige Matrosen eingerichtet. Sie tuscheln jedoch miteinander, augenscheinlich macht eine Zeitung die Runde. Ms. Lewinson kann sich die Zeitung durch klugen Einsatz der improvisierten Bühneninfrastruktur ihres Schauspiels als Requisite aneignen und ermöglicht es so auch den Investigatoren den fraglichen Artikel zu lesen: Ein Interview von vergangener Woche des New York Observer mit einem gewissen Mark Peabody über Starkweathers Expedition in die australische Wüste vor mehr als 10 Jahren, in welchem harte Anschuldigungen gegen den erfolgreichen Abenteurer angebracht werden. Schlampige Vorbereitung und Inkompetenz hätten es zu einer reinen Glückssache gemacht, dass alle Teilnehmer wohlbehalten in die Zivilisation zurückgekehrt seien. Starkweather erklärt die Dinge in seinen Büchern selbstverständlich gänzlich anders. Kann man Mark Peabodys Aussage trauen oder will er nur auf der aktuellen Medienwelle mitschwimmen, die die SME ausgelöst hat? Und hat am Ende jemand den Artikel bewusst lanciert? * Der Spieler hatte den vergangene Spielabend versäumt, weshalb ich ihm seiner okkulten Profession und seiner Erfahrung mit Sothcott an der Miskatonic entsprechend einige Visionen mit auf den Weg gegeben habe, die einen extrem vagen Ausblick auf die Geschehnisse um die Götterfalle geben.
-
Fünfter Spielabend Der 8. September 1933 verspricht ein ungemütlicher Tag zu werden. Bereits in den frühen Morgenstunden türmen sich Wolkenberge über der Stadt auf und ein kalter Wind fegt durch die Straßen Manhattans. Im behaglichen Inneren des Hotel Amherst merkt man davon selbstverständlich nicht sehr viel, während Professor William Moore nicht ohne Stolz in der Stimme berichtet, dass die Vorbereitungen für die Abreise fast abgeschlossen seien und sie, sofern nichts Unvorhergesehenes geschähe, am kommenden Tag kurz nach Sonnenaufgang New York Richtung Panama verlassen könnten. Die gute Stimmung verflüchtigt sich jedoch sogleich wieder, nachdem Moore die Anwesenden daran erinnert, dass der verstorbene Kapitän J.B. Douglas heute beigesetzt werden würde und James Starkweather und er sich freuen würden, wenn weitere Mitglieder der Expedition bereit wären, dem Ermordeten die letzte Ehre zu erweisen. Mr. Thorpe, Mr. Wheapner, sowie die Damen Enfield und Lewinson schließen sich, als diejenigen, die eigentlich für Kapitän Douglas Verantwortung getragen hatten, Moore und Starkweather an, nach kurzem Zögern stößt Ralph Dewitt zur Gruppe hinzu, der nach der Pressebarrage der letzten Tage hofft, dass ihn ein Friedhof auf andere Gedanken bringen würde. Nachdem die „Helden des gestrigen Tages“, welche Nicolas Roerich aus den Fängen der deutschen Entführer um Anthony Sothcott befreit haben, noch kurz einem etwas fahrig wirkenden jungen Mann von NBC ein Radiointerview über ihre Rolle in den Geschehnissen gegeben haben (wobei Mr. Blavatski jedoch unauffindbar ist), macht man sich auf den Weg: Es regnet in Strömen, als die kleine Gruppe in zwei Taxis zum Friedhof St. Brigit fährt. Viele sind nicht gekommen, um von Kapitän J.B. Douglas Abschied zu nehmen, zwei alte Seemänner, ein Mann in Anzug und ein dickerer Mann mit Bart von vielleicht 55 Jahren – Douglas‘ Bruder Philip. In einigen Metern Distanz macht Mr. Thorpe jedoch eine weitere Gestalt aus: Es ist niemand Geringeres als der Journalist Nathaniel Hawke, welcher für einen Gutteil der Schmierenpresse gegenüber der Expedition in den letzten Tagen verantwortlich ist. Er hält sich abseits, kritzelt aber jedes Wort, welches gesprochen wird, auf einen kleinen Notizblock, den er unter einem Baum vor Regen geschützt hält. Beim Anblick der Investigatoren zieht er sich jedoch schnell zurück: Zu lebendig sind seine Erfahrungen daran, was aufgebrachte Subjekte seiner „Recherchen“ mit ihm anstellen könnten. Nach einer kurzen, uninspirierten Rede des Priesters kondolieren Moore und der ungewöhnlich ernste Starkweather dem Bruder des Verstorbenen, der Rest der Anwesenden folgt sogleich. Während Dr. Enfield kurz darauf ein Taxi nimmt, um zurück in die Innenstadt zu kommen, und sich dabei ein wenig mit Mr. Gerald Brackman, dem Anzugträger von der Beerdigung unterhält, der sich als Douglas Anwalt herausstellt und Dewitt noch eine Rechnung mit Hawke begleichen will, kommen die anderen Investigatoren mit Philip ins Gespräch und laden ihn zum Essen ein. Er scheint froh, jemanden zu haben, mit dem er reden kann und so vertraut er der Dame und den beiden Herren einige hässliche Geheimnisse über das Leben seines Bruders nach der Rückkehr aus der Antarktis an: Dass er wieder mit dem Trinken begonnen hatte und ihm zwei Finger fehlten, wie sein ganzes Gemüt von einer tiefen Schwermut durchdrungen war und er im Schlaf sprach und schrie. Philip hatte das Verhalten seines Bruders über Monate besorgt beobachtet und sich aus zahlreichen Fragmenten von kryptischen Äußerungen und den im Schlaf gesprochenen Worten seines Bruders, sowie vorangegangenen Funkmeldungen der Arkham ein Bild davon gemacht, was J.B. dort unten passiert sein mochte: Die Crewmitglieder, die der Schnee in die Raserei getrieben hat, und die aufeinander losgingen, der Matrose, der einfach aufs Schelfeis sprang und dessen Leiche man nie fand, seltsame kalte, schwarze, Steine, die plötzlich angespült wurden und die irgendetwas damit zu tun haben mochten, wie der Kapitän seine Finger verlor und nicht zuletzt Danforth, der junge Student und Expeditionsteilnehmer, der mit Dyer zusammen zum Rettungstrupp gehörte, welcher in Lakes Lager geschickt worden war und der seit seiner Rückkehr vollkommen wahnsinnig geworden zu sein schien und im Maschinenraum fixiert werden musste, damit sein Geschrei nicht die Moral der Crew vollkommen zersetzte. „Die Falle, die Falle, die Falle… Gott ist gefangen!“, rief er nur immer wieder, unterbrochen von wahnsinnigem Lachen, bevor er irgendwann vollkommen verstummte. Die drei Expeditionsteilnehmer lauschen den Schilderungen Philips schweigsam und mit Unbehagen. Irgendwann scheiden sich ihre Wege und sie fahren zurück in die Innenstadt, während Douglas noch einmal zum Grab seines Bruders will. Der Regen hat aufgehört und vereinzelt brechen Sonnenstrahlen durch das Wolkenmeer über New York. Um 17 Uhr ist das Treffen von Dr. Enfield und Ms. Lewinson mit Acacia Lexington anberaumt. Mit dem Taxi macht man sich auf die weite Reise von Manhattan zu ihrer Villa nach Queens und wird von ihrem Sekretär bzw. Butler Richard, einer eher unterkühlten Gestalt, in ihr Arbeitszimmer geleitet, welches von drei Gemälden Nicolas Roerichs sowie einer seltsamen Landkarte umrahmt wird. Ein Fenster eröffnet den Blick auf einen wunderbar gepflegten japanischen Garten. Nach kurzer Wartezeit betritt Lexington den Raum und es entspinnt sich ein höfliches, wenn gleich nicht wirklich persönliches Gespräch: Die Damen hoffen durch offen zur Schau getragene Abneigung gegen Mr. Starkweather bei Acacia punkten zu können und auch, wenn sie ihnen in allen Punkten zustimmen mag (bzw. teilweise in ihrer Feindseligkeit gegenüber dem Leiter der SME die beiden noch weit in den Schatten stellt – sogar von einer Vergiftung Starkweathers spricht sie), ist sie vom Besuch der beiden irritiert und kann ihre Motivation nicht genau einordnen. Ms. Lewinsons Reden erwecken bei ihr den Eindruck, dass die beiden eventuell zu ihr überlaufen wollen, doch das weisen sie von sich und wenn dann erst auf dem ewigen Eis. Lexington interpretiert das als ein „sobald Starkweathers Expedition zusammenbricht, wollen wir von ihnen gerettet werden“, und ist davon nicht sonderlich angetan. Sie rät den beiden immer wieder ausdrücklich, dass sie, wenn ihnen an ihrem Leben gelegen sei, die SME verlassen sollten und ihre Sicherheit ansonsten ernstlich in Frage stünde. Könnte sie unter Umständen für die Sabotageakte der letzten Tage verantwortlich sein? Am Abend kann Moore die frohe Botschaft verkünden, dass die Expedition nahezu aufbruchsbereit ist und das Schiff nach Plan in den Morgenstunden ablegen wird. Doch bevor die Investigatoren ihr Gepäck an Bord laden, versuchen sie dem Verschwinden von Mr. Blavatski auf die Spur zu kommen und rufen deshalb Nicolas Roerich an, welcher ihn zuletzt gesehen hatte. Dieser erklärt, dass Blavatski ihn kurz nach Sonnenaufgang verlassen hätte. Besorgt macht man sich auf den Weg zur S.S. Gabrielle, wo Decksoffizier Turlow die Expeditionsteilnehmer über ihre Kabinen informiert. Mr. Wheapner, Mr. Thorpe und Mr. Blavatski sind in einer Kajüte, die Damen in einer anderen. Und tatsächlich, dort sitzt Blavatski meditierend, anscheinend in einer Art Trance-Zustand. Dr. Enfield rät davon ab, ihn aufzuwecken und so rätselt man fürs erste über seinen Zustand, bevor kurz vor 22 Uhr eine gewaltige Explosion das Schiff erschüttert. Schnell versuchen sich alle einen Überblick zu verschaffen: Am Pier brennt es lichterloh, das Lagerhaus wird stetig zum Opfer der Flammen. Treibstofffässer explodieren immer wieder lautstark, überall finden sich Pfützen brennenden Benzins. Die Schauerleute und Hafenarbeiter fliehen den Ort des Geschehens. Doch am gefährlichsten wirkt eine Palette von fünf Fässern voller Gasolin, die gerade mit Hilfe des Krans auf das Schiff verladen werden sollten und bedrohlich zwischen dem Pier und dem Schiff hängen. Sollten sie sich entzünden und ebenfalls explodieren, wäre das Ergebnis fatal. Als Starkweather an Deck kommt und die Situation erfasst, fackelt er nicht lange und trommelt eine kleine Truppe um Mr. Wheapner und den Schlittenführer Pulaszki zusammen, um die Fässer mit Hilfe der Löschschläuche an Bord des Schiffes zu kühlen. Kapitän Vredenbourgh tut derweil alles, um das Schiff vom Hafen loszubekommen und Mr. Thorpe versucht zusammen mit dem bärengleichen Charlie Porter den Kran aus der Gefahrenzone zu bringen. Enfield und Lewinson haben zu diesem Zeitpunkt zusammen mit Dr. Greene bereits das Schiff verlassen und versuchen am brennenden Lagerhaus so gut es geht zu helfen. Verletzte Schauerleute retten sich aus den Gebäude, unter ihnen auch der verletzte Hidalgo Cruz, welcher allerdings hustend nach drinnen zeigt und in gebrochenen Englisch begreiflich zu machen versucht, dass der Chef der Expeditionslogistik Dave Packard immer noch da drin wäre. Greene und die beiden Damen zögern nicht lange und springen in das Flammenmeer. Gemeinsam gelingt es ihnen den ohnmächtigen Packard aus dem Inferno zu ziehen, wobei Greene sich schwere Verbrennungen am Bein zuzieht, da er in eine Pfütze entzündeten Benzins tritt. Ms. Lewinson erkennt dabei zwischen den dichten Rauschschwaden eine Gestalt auf der anderen Seite der Flammen, in ihrer Hand ein Kanister – Der Brandstifter? Sie nimmt die Verfolgung auf und es gelingt ihr die Gestalt in einem Handgemenge festzunageln. Gemeinsam mit dem vom gerade ablegenden Schiff an Land gesprungenen Wheapner schaltet sie ihn aus. Polizei und Feuerwehr rücken an und man identifiziert den Täter als den Kleinkriminellen Jerry Polk, dem ein rothaariger Mann namens Doyle 500 Dollar geboten hat, wenn er die beiden Docks der Expeditionen in Brand setzen würde. Mr. Wheapner eilt schnellstmöglich zu seiner Verlobten, die auf ihn am Dock gewartet hatte und das ganze Schauspiel aus nächster Nähe mit ansehen musste. Für die gerade anrückende Presse bietet das Liebespaar ein gefundenes Fressen. Der gerade wieder zu sich gekommene Packard nimmt derweil gemeinsam mit Turlow den Schaden in Augenschein: Einige Lebensmittel sind verbrannt und natürlich große Teile des Treibstoffs. Nichts, was man nicht wieder auftreiben könnte. 1-2 Tage Verzögerung, mehr nicht. Doch vom Bug der Gabrielle blickt Mr. Starkweather stoisch mit einem Feldstecher den Hudson hinunter, wo gerade ein anderes Schiff von den Schleppkähnen aufs offene Gewässer hinausgezogen wird: Es ist die Tallahassee, Acacia Lexingtons Schiff.
-
Vierter Spielabend Der Kapitän ist tot, es lebe der Kapitän! Nach dem plötzlichen Ableben des vermeintlich für die Expedition verpflichteten J.B. Douglas in den Morgenstunden des vorangegangenen Tages, kann Mr. Starkweather kurz nach Mitternacht am 7.September 1933 die Entwarnung geben: Ein gewisser Captain Vredenburgh würde die SME von nun an unterstützen und bilde zusammen mit dem ersten Offizier Turlow eine hervorragende Besetzung für den ehemals vakanten Führungsposten der S.S. Gabrielle. Doch die Investigatoren haben anderes zu tun, als die Entscheidung Starkweathers zu bejubeln: Der Zeitplan ist eng gesteckt und nach wie vor müssen letzte Vorbereitungen getroffen werden. Der für die Logistik Zuständige David Packard treibt die Expeditionsteilnehmer unermüdlich an. Nachdem Starkweather eine größere Gruppe von arbeitslosen Hafen- und Fabrikarbeitern zusammengetrommelt hat, scheint sich die Lage ein wenig zu entspannen, doch dann ist es Peter Sykes, der die Aufmerksamkeit der SME beansprucht und auf eine allgemeine Anprobe der gerade angekommenen Polarausrüstung drängt. Hierbei macht insbesondere Charles Blavatski Bekanntschaft mit dem jungen Archäologie-Professor Charles Myers, welcher für einen Mann der Wissenschaft bemerkenswert undogmatisch mit den Thesen des Metaphysikers umzugehen weiß und ihn teils gar mit obskuren Wissen über angeblich seit Jahrzehntausenden verschollenen Städten in Afrika in ein Gespräch zu verwickeln weiß. Währenddessen planen Dr. Enfield und Ms. Levinson ihren weiblichen Charme zu nutzen, um Acacia Lexington aus der Hinterhand zu locken und mehr darüber in Erfahrung zu bringen, ob sie bei den Sabotageakten der letzten Tage eine Rolle spielte oder nicht. Als Prof. Moore durch Zufall von ihrem Plan hört, ist er der Idee gegenüber nicht abgeneigt und bittet die Damen Lexington im Sinne der Expedition die aufrichtigsten Grüße zu schicken, nicht zuletzt um das durch die Linse der Medien noch verschärfte Konfliktverhältnis zwischen ihr und Starkweather ein wenig zu entspannen, da für derlei Animositäten im ewigen Eis kein Platz mehr sei. Für den Abend des nächsten Tages bekommen die beiden einen Termin in Lexingtons Villa. Mr. Wheapner und Mr. Thorpe wiederum wollen nach sorgsam getaner Arbeit und Anprobe mehr über das Ableben des Kapitäns in Erfahrung bringen und besuchen den Tatort: Die heruntergekommene Hafenkaschemme „Purple Cup“, von der Douglas in seinen Notizen sprach, liegt ganz in der Nähe und so entscheidet man sich zu einem Besuch, der allerdings nicht viel zu Tage führt – die Matrosen sind schweigsam und feindselig, einzig ein verunstaltetes kleines Männlein ist bereit, ihnen zu erzählen, dass er sich noch daran erinnern könne, wie Douglas in der Nacht seines Todes mit drei Seeleuten lange und eindringlich über etwas sprach, wobei auch die Namen Lexington und Starkweather fielen… Im Amherst treffen Enfield und Levinson, die sich auf der Fahrt zum Hotel ein Taxi mit Moore teilen, einmal mehr auf den munteren Rezeptionisten des Hotels, der den Professor direkt auf das Paket ansprach, dass irgendein feiner Herr vorhin in seinem Zimmer abgegeben hatte. Moore war selbstverständlich zu jener Zeit am Dock gewesen – wer war also in sein Zimmer eingedrungen, hatte es ohne Rücksicht durchsucht und letztlich an seiner statt das Paket angenommen? Starkweather tobt und stellt Expeditionsteilnehmer als Wachtposten im Hotel auf (zuerst trifft es den ohnehin durch die schlechte Presse über ihn schon mitgenommenen Dewitt), bis er eine vernünftigere Sicherheitslösung organisiert hat und Moore muss erst einmal mit dem Schock des gewaltsamen Eindringens in seine Privaträume zurechtkommen - doch für die Investigatoren gibt es eine Spur: Der Bote hinterließ seinen Namen, sodass sie beim Blick ins Gästebuch feststellen können, dass es sich bei ihm um niemand geringeres als Nicholas Roerich handelte! Der weltbekannte Abenteurer, Philosoph und Esoteriker logiert zur Zeit (wie sich leicht in Erfahrung bringen ließ) im The Sherry-Netherland und so beschließen Enfield, Levinson und Blavatski ihm nach einer freundlichen Begrüßung am Telefon zu besuchen, um mehr über das Paket in Erfahrung zu bringen. Chris Wheapner begleitet sie, da er, um seiner jüngst Verlobten einen Besuch abzustatten, ohnehin in die gleiche Richtung müsste. Nur Thorpe bleibt zurück, um den nach einem Wutausbruch von Starkweather ein wenig labilen Dewitt wieder auf die Beine zu stellen. Als das Taxi mit den vier Investigatoren schließlich das Netherlands erreicht und Charles Blavatski gerade die Straße überqueren will, sieht er schließlich das undenkbare: Roerich wird direkt vor dem Eingang des Hotels von einer hochgewachsenen Gestalt in einem Trenchcoat mit einer Waffe bedroht und in einen Wagen verfrachtet, vulgo entführt! Schnell rennt er zum Netherlands, um die Polizei telefonisch zu alarmieren, während die anderen drei dem italienischen Taxifahrer Anweisung geben, den Entführern zu folgen. Es entspannt sich eine gefährliche Fahrt durch Inner Manhattan, in dessen Rahmen Schüsse fallen, Polizeiwagen zu klump gefahren werden und man einem tödlichen Unfall nur knapp entgeht. Schließlich kann man dem Automobil bis zu einem schummrigen Lagerhaus an einem stillgelegten Teil des Hafens verfolgen. Roerich wird in das Gebäude geschafft und während Levinson und Enfield erneut versuchen so schnell wie möglich die Polizei zum Ort des Geschehens zu leiten, ist es Wheapner, der sich an das Gebäude heranschleicht und gerade noch sehen kann, wie sich einer der Entführer mit einem Päckchen unter dem Arm auf ein Motorboot schwingt und davonfährt. Aus dem Haus selbst kann er die eindeutigen Geräusche einer intensiven Befragung mit deutschem Akzent zu vernehmen: Um den Aufenthaltsort von Dyer und Danforth geht es, und um alles, was Roerich über die Vorgängerexpedition und einen gewissen Pym weiß. Viel ist das nicht und immer wieder sind Schläge zu vernehmen, die seine Zunge zu lockern jedoch nicht im Stande zu sein scheinen. Schließlich kommt die Polizei und nach einer kurzen und intensiven Patt-Situation geben die verbliebenen Geiselnehmer auf, doch das Paket ist verschwunden… Durch Zufall stößt auch J.J. Hansen zum Tatort hinzu und beglückwünscht die Expeditionsteilnehmer zu ihrem Engagement. Ihm entgeht nicht, dass einer der Täter bemerkenswert gut auf das Phantombild des Tatverdächtigen im Falle Douglas passt. Dass sein Name auch noch Sothcott ist, verringert das Verdachtsmoment nicht gerade. Schließlich begibt man sich zu dritt mit dem leicht mitgenommenen Roerich zum Dinner, der Blavatski und den Damen mitteilt, was er weiß. So stammte das Paket von seinem entfernten Freund William Dyer, dem Leiter der Miskatonic-Expedition, der mit unbekanntem Ziel in die Südsee verzogen sei. Was genau es enthielte, konnte er jedoch nicht sagen. Irgendwann verabschieden sich Enfield und Levinson, doch Charles Blavatski bleibt ob der weltanschaulichen Nähe zu Roerich noch bis tief in die Nacht. Als man Moore in der Lobby des Amherst, in der Thorpe gerade mit Dewitt und einigen anderen Monopoly spielt, die gesamte Geschichte berichtet, ist er außerordentlich irritiert und beginnt von den seltsamen Veränderungen zu berichten, die seine Kollegen und Freunde nach der Rückkehr aus der Antarktis durchgemacht hätten. Alle seien sie seltsam still geworden und insbesondere sein Verhältnis zu Dyer war nachhaltig gestört. Dass er ihm nun dieses Päckchen schickte… er weiß es nicht zu deuten, doch bleibt er fest entschlossen herauszufinden, was am Pol geschah…
-
Dritter Spielabend Der 6. September 1933, 1 Uhr: Als Charles Blavatski aus unruhigen Träumen von Göttern und der Ewigkeit erwachte, fand er sich ohne Erinnerung an die jüngste Zeit in einem Bett im St. Marys Hospital in Arkham wieder. Seit mehr als 3 Wochen hatte er in einem komatösen Zustand, der die Ärzte vor Rätsel stellte, vor sich hin gedämmert, nachdem er Mitte August wirr vor sich hin brabbelnd in den Gängen der Miskatonic University gefunden worden war. Die Worte, die er vor sich hin sprach, konnte sie nicht mehr benennen, nur eines war ihr im Gedächtnis geblieben: Soffkott oder etwas dergleichen hatte er immer wieder gemurmelt. Doch nun war er erwacht und stellte mit einem Grausen fest, dass er sich eigentlich seit 5 Tagen in New York aufhalten müsste, was ihm zudem auch durch eine kleine Menge von höflichen Briefen Prof. Moores und einige zunehmend aggressiver werdende Telegramme Starkweathers begreiflich gemacht wurde, die sich in den vergangenen Tagen angesammelt hatten. Das Begleichen der Krankenhausrechnung stellte zum Glück genausowenig ein Problem dar wie die Finanzierung eines Ferngesprächs – aus unerfindlichen Gründen hatte er 100$ in zwei 50ern bei sich. So meldete sich Blavatski um 1.30 Uhr bei Mr. Starkweather zum Dienst, welcher ihm barsch mitteilte, dass er sich gefälligst in das nächste Verkehrsmittel zu schwingen habe, um nach New York zu kommen oder sich nicht länger als Teil der Expedition zu verstehen habe. Nachdem Prof. Moore sich den Hörer noch einmal reichen ließ und Blavatski ruhig mitteilte, dass Mr. Starkweather auf Grund eines unvorhergesehenen Schicksalsschlags gerade ein wenig unleidlich sei, machte sich dieser mit dem nächsten Taxi (die Rechnung ging auf Starkweather) nach New York. Am Morgen lasen auch Mr. Thorpe, Mr. Wheapner und die Damen Enfield und Levinson die Zeitung und stießen so auf den von Moore erwähnten „Schicksalsschlag“ in Form einer Todesanzeige: J.B. Douglas, Kapitän der Miskatonic, welcher für die SME verpflichtet worden war, starb in der Nacht in einer zwielichtigen Hafengegend. Was war passiert? Konnte selbst diese Tat Sabotage sein? Starkweather und Moore waren noch nicht zum Frühstück heruntergekommen und so begab sich Mr. Thorpe nach oben, wo die beiden jedoch von einem Pressekorps belagert wurden – absolut kein Durchkommen. Doch in all dem Trubel saß eine entspannte, etwas zerknittert wirkende Gestalt in einem Sessel und beobachtete das Geschehen: Lt. J.J. Hansen, wie er sich vorstellte, kam von der Mordkommission des NYPD und wollte den Investigatoren einige Fragen stellen, da sie, wie Mr. Thorpe ihm sogleich mitteilte, ja von Prof. Moore damit beauftragt worden waren, ihn zu betreuen, sobald er hier angekommen war. Dass er dabei erst heute hätte ankommen sollen, ist nur eine von zahlreichen Irritationen, die dieser Fall mit sich zu bringen schien. Doch da die beiden Herren und Damen die Fragen des Kommissar bereitwillig und ehrlich beantworteten (und dabei auch die Adresse des Hotels des Verstorbenen bekannt gaben) empfahl er sich sobald, um Starkweather und Moore einer Befragung zu unterziehen, jetzt, da sich die Pressemeute zerstreut hatte. Im Heruntergehen begriffen kamen die vier nunmehr jedoch Mr. Blavatski entgegen, der gerade mit dem Taxi (und einigem Gebäck eines nahegelegenen Konditors) das Hotel erreicht hatte und für den Rapport bei Starkweather antrat. Genaueres über das, was ihm zugestoßen war, konnte er auch nicht sagen, wusste er doch selbst am wenigsten darüber, doch bevor sich eine intensivere Unterhaltung zu diesem Thema ergeben konnte, stand bereits Starkweather auf dem Gang, von der Polizei aus seinem eigenen Zimmer vertrieben und hielt Blavatski einen Appell, der sich gewaschen hatte, bevor er kryptisch anmerkte, dass jeder, der ein Interesse daran hätte, herauszufinden, was mit dem Kapitän passiert war, wohl nur eine Gelegenheit dazu bekommen würde, sich in seinem Hotel umzusehen, bevor er wieder von Hansen in das Zimmer hineingebeten wurde. Ebenfalls sprach er Mr. Wheapner auf seinen augenscheinlichen Status als Frauenheld an und hielt ihm die Morgenausgabe der New York Post vors Gesicht, in der auf Seite 3 ausführlich über sein Liebesverhältnis zu einer Italienerin Namens Lusetta Charloso berichtet wurde und dass er die Dame gefälligst ehelichen oder in den Wind schießen sollte, selbstverständlich im Sinne der Expedition. Zur großen Verwunderung aller Anwesenden schien er nunmehr ernsthaft ersteres zu konsiderieren. Während Mr. Blavatski die üblichen Prozesse (Arzt, Einkleidung, Zahnarzt, Foto, etc.) über sich ergehen lassen durfte, Dr. Enfield David Packard wertvolle logistische Anregungen lieferte und Mr. Wheapner nunmehr also einen Verlobungsring zu kaufen auszog, machten sich Mr. Thorpe und Ms. Levinson auf dem schnellstmöglichen Weg auf zu der heruntergekommenen Absteige, in der der Kapitän residiert haben sollte. Die Polizei hatte den Raum bereits versiegelt, aber durch Charme und List gelang es Levinson sich (nachdem man eine Begegnung mit dem Schmierfink Nathaniel Hawke, der für einen nicht unwesentlichen Teil der verleumderischen Artikel über Mitglieder der Expedition verantwortlich gewesen war, zum Guten gewendet hatte) Zugang zum Zimmer des Kapitäns durch sein Fenster zu verschaffen: Ein einziges Chaos erwartete sie dort, augenscheinlich hatte jemand mit weniger Fingerspitzengefühl als die Spurensicherung den Tatort bereits durchsucht gehabt und neben diversen Indizien (darunter mehrere Telefonnummern) stieß sie insbesondere auf einen Brief, welcher vom Kapitän, an seinen Bruder gerichtet, noch nicht beendet worden war und in dem er von einem komischen Deutschen schrieb, der ihn verfolgte und alles über die Expedition der Miskatonic University und einen gewissen Pym herausfinden wollte… Die Polizei rückte an, doch glücklicherweise konnten sich Thorpe und Levinson ungesehen vom Tatort entfernen. Als sie am Nachmittag den anderen von ihren Entdeckungen berichten erlebt Blavatski ein Flashback: Eine Gestalt mit deutschem Akzent, die ihm Bezahlung dafür verspricht, dass er ihr irgendwelche Dokumente aus irgendjemandes Büro brächte und die verschwörerisch davon spricht, dass er doch auch „ein Freund der Literatur sei, der seinen Pym gelesen hat“. Könnte dieser Deutsche der Täter gewesen sein? Seine Beschreibung passt jedenfalls auf die, die die Polizei für einen Mann herausgegeben hat, der am Tatort gesehen worden war. Als man am Abend beschließt, die Herberge des Kapitäns noch einmal aufzusuchen und mit dem schmierigen Rezeptionisten spricht, erzählt dieser nach einer erheblichen finanziellen Inzentivierung durch Blavatski alles, was er über den Deutschen weiß – zugegebenermaßen nicht viel. Aber einen Namen hat er parat: Anthony Sothcott. Und da erwischt es Blavatski noch einmal: Er ist sich sicher, dass es Sothcott war, der ihm den Auftrag gab, über die Tunnel in Armitages Büro einzubrechen und von dort alles zu holen, was Pabodie diesem zur Bewahrung überlassen hatte! Der Tag endet schließlich romantisch: Bei einem Dinner macht Chris Wheapner seiner Lucette nach nicht einmal einer Woche einen Heiratsantrag, welchen diese nach kurzem Zögern annimmt, was zuerst das ganze Restaurant und kurz darauf (dank der Beobachtungsgabe von Morehouse Bryce) die komplette Expeditionsmannschaft mit Jubel quittiert.
-
Zweiter Spielabend Unsere Investigatoren haben sich der Einladung James Starkweathers gefügt und sind Anfang September des Jahres 1933 in den Big Apple, das Herz der vereinigten Staaten, den Moloch, den Inbegriff der modernen Großstadt, nach New York gereist. Nach einem Gespräch in der Lobby des Hotel Amhersts mit dem grausam entstellten aber netten Albert Gilmore, der sich als einer der Mechaniker der Expedition herausstellt, ist man einquartiert und gilt es nur noch einige letzte Vorkehrungen zu treffen: Maßnehmen für die Expeditionskleidung, medizinische Überprüfungen bei den Dr. Greene und Enfiled (die zu einer surreal grauenvollen Zahnexekution für Mr. Thorpe führt), Pressefotos, die fachmännisch von Ms. Levinson geschossen werden… Die Reise beginnt, so könnte man zumindest meinen, doch bevor man tatsächlich in See stechen wird, sind doch noch so einige Vorbereitungen abzuhaken, die mehr Zeit in Anspruch nehmen, als man im ersten Moment gedacht hätte: Am Hafen wird das stolze Expeditionsschiff SS Gabrielle unter Führung des dauergestressten Mannschaftsleiters David Packard (immer in Begleitung muskelbepackter Träger mit mexikanischem Akzent) beladen und auch Chris Whapner und die Damen Levinson und Enfield müssen mit anpacken, die Fracht überprüfen und dergleichen mehr, um sicherzustellen, dass auch bloß nichts fehlt, wenn man New York dann schließlich verlässt. George Thorpe wiederum wird mit den anderen Piloten und Mechanikern, Dewitt, Longfellow, Houston und Miles ein paar Kilometer vor der Stadt die Flugzeuge in Empfang nehmen und auf ihre Funktionalität testen. Als die Fairchild dabei arge Schwächen aufweist und selbst Patrick Miles, der sie immerhin mitentwickelt hat, sagt, dass der Motorblock wohl ausgetauscht werden muss, ist er es, der durch Tatendrang und Improvisationstalent besticht und in einem Anfall erfinderischer Genialität den Tag rettet und den Motor funktionstüchtig bekommt, eine ingenieurstechnische Großtat, die in die Annalen des Flugzeugbaus eingehen wird, oder – wenn dies nicht der Fall sein sollte, doch zumindest in der Crew von sich reden macht. Währenddessen entgeht Ms. Levinson und Enfield nicht, dass die Frachtlisten nicht wenige Fehler aufweisen, teils seltsame Missverständnisse, teils wahrlich besorgniserregende, fehlende Objekte. Doch ganz gleich ob leere Marmeladengläser oder nicht mehr auffindbare Salzsäure, James Starkweather wittert Sabotage. Ein Eindruck, der sich nur noch weiter steigert, als die Presse am Morgen des 4. Septembers berichtet, dass niemand geringeres als Acacia Lexington, die millionenschwere Erbin, ebenfalls eine Antarktis-Expedition plant und die „erste Frau am Südpol“ sein will. Starkweathers Respekt für die Frauen in seiner Mannschaft wächst ob dieser Neuigkeit in wenigen Nanosekunden ins Unermessliche und so steht er der versammelten Journaille gerne Rede und Antwort, dass er nicht nur eine, nein, zwei Frauen an den Südpol bringen wird – und das natürlich noch vor Lexington, denn der Start der Expedition ist auf den 9. September vorgezogen. Damit sind es dann fünf Expeditionen, die im internationalen Polarjahr 1933 in die Antarktis aufbrechen werden: Byrd, Elsworth-Balchen und Barsmeier-Falken, Lexington und Starkweather-Moore, doch nur Lexingtons Planungen tangieren die der SME, fast als wollte sie Starkweather provozieren. Dass zwischen den beiden irgendeine erklärte Feindschaft steht, ist offenkundig, doch darüber reden will die Expeditionsleitung nicht. Sowohl Starkweather als auch Moore blocken ab. Das verkürzte Zeitfenster stellt alle Expeditionsteilnehmer unter enormen Stress. Drohbriefe befremdlichsten Inhaltes erreichen die Expeditionsteilnehmer. Spielschulden, Barschlägereien: Die Schmierenpresse berichtet über die dunklen Flecken in Dewitts Vergangenheit. Doch wenigstens gibt es eine gute Nachricht: Kapitän J.B. Douglas, der bereits die Expedition der Miskatonic als Captain der Arkham unterstützte, hat der Expeditionsleitung zugesagt, wie Moore den Investigatoren verschwörerisch mitteilt. Der Presserummel sei ihm jedoch verhasst und so soll diese Information fürs erste geheim bleiben. Sobald er jedoch in New York ist, bittet Moore darum, dass sie ihn in Empfang nehmen und betreuen. Nun gut, es gibt noch eine zweite gute Nachricht: Irgendwann ist Feierabend und den nutzen nicht wenige Expeditionsteilnehmer um das New Yorker Nachtleben zu ergründen: Alan „Colt“ Houston findet im Paläontologen und Frauenheld Morehouse Bryce und seiner Clique bestehend aus dem Archäologen Charles Myers, dem dauerschüchternen Doktoranden Timothy Cartier und dem wegen seiner 21 Jahre von den anderen immer wieder aufgezogenen Assistenten Myers Avery Giles Brüder im Geiste mit denen er ordentlich einen drauf macht, doch das Mädchen nimmt letztlich niemand anderes als Mr. Whapner mit nach Hause. Von da an sieht man ihn häufiger mit der jungen Französin Lucette Charlois, einer Sekretärin im Export-Import ihres Großonkels. Doch Glück in der Liebe, Pech im… Handwerk: Das Aufbauen der Hundekammern unter Führung des Polen Pulaszki wäre ohne ihn wohl schneller gegangen…