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Afrikas dunkle Kulte - Handout


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-- Africa's Dark Sects --

--------- Afrikas dunkle Kulte ---------

 

Ich habe einiges für dieses Handout zusammen gesucht, übersetzt oder selbst geschaffen.

Ich hoffe, dass es Eurer Kampagne nutzt.

Edited by Der Läuterer
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http://www.shreemohanastrologer.com/asstroooo_files/Red-Book.jpg

 

Kleines Buch mit schlichtem, rotem Einband; 328 Seiten.

Äussere Masse: 20 cm x 13 cm x 2 cm

Text: Englisch

 

https://farm9.staticflickr.com/8164/7596261804_b3793dfb8f.jpg

Stempel auf der Innenseite des Einbandes.

 

Autor: Nigel Blackwell / engl. Anthropologe

Blackwell besuchte 1915/16 Britisch-Ost-Afrika (1920 in Kenya umbenannt)

 

Veröffentlichung: London 1921

 

Verlag: Martin Watson & Co Ltd

 

Cthulhu Mythos +5%, Sprüche x2, gS -1W10

 

Konfiszierung und Zerstörung: Lord Great Chamberlain George Henry Hugh Cholmondeley

 

Erhaltene Exemplare: 13

 

Hintergrund der Buch-Vernichtung

In Blackwell's Werk gibt es zahlreiche Obszönitäten, aber auch der allgemeine Inhalt des Buches wirkt recht verstörend.

 

Allem voran war es für die liberale Regierung in Nachkriegs-England ein politisch inkorrektes Machwerk, dem man nachsagte, es sei ein sensationslüsterner Versuch Afrika zu dämonisieren.

 

Andererseits vertraten viele konservative Angeordnete die Meinung, das Buch würde eine anti-koloniale Haltung einnehmen.

Edited by Der Läuterer
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Inhalt:

Das Buch hat schwarz-afrikanische-Kulte zum Inhalt, aus den Gegenden südlich der Sahara, also keine arabischen oder ägyptischen Kulte.

 

Bei diesen, von Blackwell behandelten, Kulten handelt es sich ausschliesslich um Blutopfer-Kulte, was als wesentlichstes Merkmal für einen archaischen Kult angesehen wird.

 

Viele Ausdrücke und Bezeichnung gibt Blackwell oft in Kiswahili wieder, übersetzt die Ausdrücke aber auch immer wörtlich.

 

Die geheimen Gesellschaften der afrikanischen Ethnien sind für den Aussenstehenden zumeist unbekannt und verschlossen.

 

Jeder dieser Kulte huldigt einer Gottheit und fast jedes Dorf hat einen anderen Gott.

Auch die Riten und Praktiken unterscheiden sich häufig.

Oft ist davon nicht viel mehr bekannt, als der Name, den der Afrika-Forscher erfahren hat, ohne je Details dieser Religion mitbekommen zu haben. Und diese Kulte sind über den gesamten schwarzen Kontinent verbreitet.

 

Die von Blackwell in dem Buch beschriebenen Praktiken des Inkices-Kultes der Bantu, mit dem obersten Gott Zambi, ähneln anderen Kulten weltweit sehr.

Dem kreolischen Voodoo-Kult auf Haiti; der afroamerikanisch-kubanischen Santería, in der die afrikanischen Götter mit den katholischen Heiligen vermischt werden; dem afro-brasilianischen Candomblé-Spiritismus; sowie dem Yoruba-Kult im Niger-Kongo-Gebiet.

 

Viele Götter, die Bantu-Inkices, finden dabei in den Jejé-Voduns und den Ketu-Orixás ihre Entsprechung. Diese haben eigene Persönlichkeiten und Fähigkeiten, die mit natürlichen Phänomenen in Verbindung gebracht werden, wobei diese Vorstellung jener der Kami, des japanischen Shintōismus, entspricht.

Edited by Der Läuterer
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1. Kapitel

 

Das Anfangskapitel hat die unterschiedlichsten Kulte in Schwarzafrika zu Inhalt, die aber nur sehr grob umrissen werden.

 

Blackwell beschreibt verschiedene Kulte.

Er erklärt Praktiken vom Kult des Fliessenden Schreckens aus Nigeria, wobei der Schrecken durch rhythmische Tänze, Getrommel und rituelles Häuten beschworen werden kann.

Der Kult des Gewundenen Wurmes aus dem Kongo, bei dem die Gläubigen sich eigenhändig verstümmeln.

Er beschreibt den Kult des Ahtu, den Blackwell als identisch mit dem Kult des Gewundenen Wurmes identifiziert.

Der Kult des Weissen Affens, bei dem einer legendären Kreatur geopfert wird, wobei das Hintergrundwissen über diesen Kult überaus nebulös bleibt.

Er zitiert dabei Beschreibungen aus anderen Quellen, wie z.B. Eingeborene, Missionare oder Grosswildjäger.

Edited by Der Läuterer
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2. Kapitel

 

Das mittlere Kapitel befasst sich mit den verschiedensten Kulten in Britisch-Ost-Afrika.

 

http://publishing.cdlib.org/ucpressebooks/data/13030/4c/ft8199p24c/figures/ft8199p24c_00004.gif

Stämme und deren Siedlungsgebiet um den Mt. Kenya.

 

 

Kult des "Chui Mtu"

 

Im alten Ägypten wurde der Leopard als ein göttliches Wesen betrachtet und als eine der Erscheinungsformen des Gottes Osiris angesehen, dessen Aufgabe es war, die Toten zu richten.

 

Mit Ausbreitung des Kultes in Regionen südlich der Sahara, nahm der Kult in Schwarzafrika auch andere Formen an. Die anbetungswürdige Wesenheit wurde vielerorts zum Chui Mtu, dem Leoparden-Mann.

Kiswahili chui = Leopard, mtu = Mann

 

Bei vielen Stämmen gilt der Leopard als mächtiges Totem-Tier, das die Seelen der Verstorbenen zur ewigen Ruhe geleitet.

Über viele Jahrhunderte hat der Leoparden-Kult südlich der Sahara überdauert.

 

Aber nur sehr wenige Stämme praktizieren den Kult des Leoparden-Mannes.

 

http://frankzumbach.files.wordpress.com/2011/02/popular-science-leopard-men-article-august-1943-8x6.jpg

 

http://1.bp.blogspot.com/-CE4ajyY5XMk/UZN4atvd9jI/AAAAAAAAAv4/0QxAexbHWus/s1600/ccf14022011_000001.jpg

 

http://4.bp.blogspot.com/-3mh0AhdQpHI/UZN4iZK7nBI/AAAAAAAAAwo/Uy0Y_AYkcdg/s1600/leopard-men-africas-greatest-terror-8x6.jpg

 

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http://frankzumbach.files.wordpress.com/2011/02/eaten-alive-by-leopard-men-p4-8x6.jpg

 

Das Volk der Meru lebt nordöstlich des Mt. Kenya, am Fluss Kazńa. Auch sie betrachten den Leoparden als heiliges Tier.

 

Der Häuptling der Meru, M'Muraa M'Kairanyi, berichtete, dass sein Volk, laut der Legenden der Ältesten, vor Urzeiten im pharaonischen Ägypten siedelte. Sie nennen dieses Land wahlweise Tto oder Misiri, was zu Verwirrung führen kann, bevor der Stamm gen Süden zog.

Er berichtete auch, dass der blutige Kult des Chui Mtu Tabu sei und von keinem Stamm mehr praktiziert würde.

 

Möglicherweise lassen sich durch diesen Stamm linguistische Rückschlüsse auf die Phonetik der alt-ägyptischen Sprache ziehen.

 

Der britische Grosswildjäger und Fotograf Charles Thurley Stoneham war 1919 im Westen Kenias auf der Suche nach dem mystischen und sagenumwobenen Nandi Bär.

Diesem Tier wurde nachgesagt, es würde bei Nacht über die Dörfer der Eingeborenen herfallen und lediglich die Gehirne seiner Opfer fressen. Stoneham's Jagd verlief aber erfolglos. Ob es sich dabei um den Leoparden-Mann handelte bleibt indes zweifelhaft.

 

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Schamane des Tungo-Stammes und möglicher Auslöser für die Legende des Nandi Bären.

 

Stoneham konnte lediglich über Legenden berichten, die ihm zu Ohren kamen. So sollen Mitglieder des Kultes ihre Opfer durch künstliche Klauen aus Metall verstümmelt und getötet haben. Später, in einer Zeremonie, sollen sie das Blut ihrer Opfer getrunken und deren Fleisch gegessen haben. Aus den Gedärmen der Toten sollen sie dann ein magisches Elexir gebraut haben, das sich Borfima nennen soll und von dem geglaubt wird, dass es den Kultisten übermenschliche Fähigkeiten verleihen würde und ihnen erlauben würde, die Gestalt eines Leoparden anzunehmen.

 

http://i102.photobucket.com/albums/m102/alandp/popwip/stoneham.jpg

C. Stoneham 1920 im Alter von 25 Jahren.

Edited by Der Läuterer
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Kult des "Giza Kunguruma"

 

Der schottische Entdecker und Afrikareisende Joseph Thomson war der erste Europäer der den Baringosees im Jahre 1883 erblickte und Kontakt zu dem Stamm der Chamus und dem Stamm der Samburu bekam, die südlich und südöstlich des Sees leben und einen Kult pflegen, der Brüllende Finsternis heisst.

Kiswahili giza = Finsternis, kunguruma = brüllend

 

Ausgerüstet wurde Thomson's Expedition von der Geographischen Gesellschaft in London.

 

http://imgc.allpostersimages.com/images/P-473-488-90/54/5403/6NBXG00Z/posters/english-photographer-joseph-thomson.jpg

J. Thomson 1883 im Alter von 25 Jahren.

 

Am 10. März 1883 machte er sich von Mombasa aus über Taveta, am Ost- und Nordrand des Kilimandscharo vorbei, auf den Weg. Über das Plateauland von Kapotei, zum Naivashasee und über eine hohe Gebirgskette, die von ihm den Namen Aberdarekette erhielt, bis zum Fusse des Mt. Kenia. Von hier aus wandte er sich nach Nordwesten bis zum Baringosee am östlichen Arm des Ostafrikanischen Grabens.

 

Der Gott des Kultes wird von J. Thomson als eine Art wandelnde, fleischfarbene Tentakel beschrieben.

Rhythmische Tänze und Getrommel begleiten ein rituelles Häuten vor dem Totem des Gottes, das dann mit den blutugen Hautstreifen geschmückt wird.

 

Dann wandte er sich über den Elgejo-Gebirgskamm, den Nzoia entlang nach Kawirondo, wo er in Masala am 10. Dezember 1883 am Victoriasee ankam.

 

Nach einem Abstecher zum hohen Mt. Elgon, wo er durch Überfälle von Eingeborenen einen Grossteil seiner Träger verlor, kämpfte er sich über den Baringosee und den Naivashasee, bis er südlich davon über die Uluberge und durch die Landschaft Kikumbuliu nach Taita und zurück nach Mombasa kam, wo er an 25. Mai 1884 eintraf.

 

Graf Sámuel Teleki von Szék und Ludwig von Höhnel besuchten den Baringo 1887 auf ihrer Reise. Sie folgten dabei der bereits bekannten Route von Joseph Thomson. Dann gingen sie weiter nach Norden, wo sie einen neuen See entdeckten, den sie nach dem Kronprinzen von Österreich-Ungarn Rudolfsee benannten. Und er entdeckte ebenfalls ein zweites, kleineres Gewässer, den Stefaniesees, benannt nach der Kronprinzessin.

 

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5d/Samuel_Teleki.jpg

S. Teleki 1887 im Alter von 41 Jahren.

 

Dr. Karl Peters bereiste den Baringo 1890 im Zuge der deutschen Emin-Pascha-Expedition. Sein Ziel war die Einbeziehung von Uganda sowie der ehemals ägyptischen Äquatoria-Provinz in das deutsche Kolonialreich.

 

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/50/Bundesarchiv_Bild_183-R30019,_Dr._Carl_Peters.jpg/220px-Bundesarchiv_Bild_183-R30019,_Dr._Carl_Peters.jpg

K. Peters 1890 im Alter von 35 Jahren.

 

Der Geologe John Walter Gregory unternahm 1893 eine Expedition zum Baringosee, wo er die Verwerfung des Ostafrikanischen Grabens erkannte.

 

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/da/John_Walter_Gregory.jpg

W. Gregory 1894 im Alter von 30 Jahren.

 

Die Teilnehmer der Expeditionen berichteten von grausamen und blutigen, rituellen Häutungen bei den Stämmen der Chamus und der Samburu. Allerdings waren es immer nur Paviane, die geopfert wurden und nie Menschen.

Edited by Der Läuterer
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Kult des "N'kongwe"

 

Der britische Autor und Entdecker John Bremner Purvis lebte eine zeitlang beim Stamm der Kikuyu, die den Ältesten anbeten.

Kiswahili kongwe = ältester

Autor J. Purvis: Handbuch für Britisch-Ost-Afrika und Uganda; Swan Sonnenschein & Co Limited; London, 1900

Autor J. Purvis: Durch Uganda bis zum Mt. Elgon; T. Fisher Unwin; London; 1909

 

http://image2.findagrave.com/photos/2011/249/49563213_131543493313.jpg

J. Purvis 1910 im Alter von 54 Jahren.

 

Die Kikuyu leben im Gebiet zwischen dem Mt. Kenya im Nordosten, dem Mt. Kipipiri im Westen und Nairobi im Süden.

 

Das Volk der Kikuyu ist eng verwand mit den anderen Stämmen, den Embu, Meru, Mbeere und Kamba, die um den Mt. Kenya siedeln.

 

Auf dem Mt. Kenya, den die Kikuyu Mlima-Zagaa nennen, thront ihr Gott N'kongwe, dem sie auch dort huldigen.

Kiswahili mlima = Berg, zagaa = leuchtend

 

Jones berichtet, dass die Religion der Kikuyu in zwei Sphären eingeteilt würde.

Nach der Vorstellung der Kikuyu sei N'kongwe der Schöpfer der Welt und übergeordnetste Macht. N'kongwe sei auch nicht nur ihr Gott, sondern der Gott aller Menschen, würde aber zu den Kikuyu in besonderer Beziehung stehen.

 

Die zeremonielle Anrede des N'kongwe laute 'Mwere-Nyaga'. Die arathi, die hellsichtigen Männer, würden als Medium zwischen N'kongwe und den Menschen fungieren. Im Gegensatz dazu gäbe es aber noch die mondo mogo, die Ritual-Zauberer.

 

Die zweite religiöse Sphäre sei die Beschwörung der Ahnen. Die Verstorbenen der Kikuyu würden nicht als tot angesehen, sondern als Lebende in einem anderen Zustand.

Die Verstorbenen würden ausserhalb des Dorfes aufgebahrt, wo sie von wilden Tieren gefressen wurden.

 

N'kongwe selbst hingegen würde nur angerufen werden, wenn Gefahren für die Kikuyu drohten, wie bevorstehende Konflikte mit benachbarten Völkern, bedeutende Konflikte innerhalb des Stammes oder bei Dürren und Epidemien.

Ein Einzelner der Gemeinschaft könne N'kongwe nicht beschwören, weil er vor dem Gott als zu gering erachtet würde.

 

Blackwell erlebte mit einigem Erschaudern wie Böcke und Rinder durch Enthauptung geopfert wurden, wobei der Schamane dabei bis zu den Knöcheln im Blut stand.

 

Der Stamm der Kikuyu breitete sich in den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts aus und führte Krieg mit den Nachbarstämmen der Kamba und der Massai.

 

Sie machten auch vor gut ausgerüsteten Karawanen unter der Führung von deutschen Truppen nicht Halt und erwarben sich dadurch den Ruf von Tapferkeit und Feindseligkeit.

Im April 1891 führte Häuptling Waiyaki wa Hinga seinen Stamm gegen die britischen Truppen und zwang diese zum Rückzug.

Hauptmann Eric Smith führte daraufhin mehrere, grausame Strafexpeditionen durch und begründete dies mit bestialischen Morden und Verstümmelungen an weissen Händlern, Siedlern und Missionaren.

 

http://static.guim.co.uk/sys-images/Guardian/Pix/pictures/2013/12/7/1386412386874/Artillery-company-of-the--009.jpg

Hauptmann Smith mit der Artillerie im Vorfeld einer Strafexpedition.

 

Der Diplomat Sir Gerald Herbert Portal schrieb jedoch in einem Brief seiner Frau: "Die Kikuyu sind ein friedliches Volk, das von den Europäern zu extremen Mitteln gezwungen wird. Viele Weisse bezahlen nicht für Waren und erschiessen willkürlich Eingeborene und bringen dadurch die Schwarzen gegen ihre Herren auf."

 

http://www.oxforddnb.com/images/article-imgs/22/22555_1_200px.jpg

Sir Gerald Herbert Portal 1892 im Alter von 33 Jahren.

 

"Obwohl es unbestritten ist, dass einige Weisse von den Kikuyu getötet wurden, so habe ich selbst gesehen, dass die Verstümmelungen den Toten erst post mortem durch die britischen Truppen zugefügt wurden.

Die Fotos dienen nur einem einzigen Zweck - der Propaganda. Diese angeblichen Gräuel sollen nur die Stimmung in England anheizen und dadurch Strafexpeditionen rechtfertigen."

 

http://www.infoarchiv-norderstedt.org/files/imagecache/Bilder_im_Volltext_Vollbild/files/bilder/2010/12/news-1099577561637.jpg

Gefangene Kikuyu im britischen Straflager.

 

Portal erkrankte im Herbst 1892 im Grenzgebiet zwischen Uganda und Kenia an einem unbekannten, mysteriösen Fieber, an dem er im Januar 1894 verstarb. Postum wurde sein Buch "Die britische Forschungsreise nach Uganda" im selben Jahr veröffentlicht.

Edited by Der Läuterer
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Kult des "Mamba Ngozi Ngumu"

 

Joseph Thomson kam 1883 nördlich des Baringosee, in der Region des Grossen Grabenbruchs, in Kontakt mit dem Stamm der Tugen. Die Tugen sind einer von acht Stämmen, die zum Volk der Kalenjin gehören.

 

Zu den Tugen gehören vier Unter-Stämme, von denen die Arror im Tiefland des Kerio-Tals und am nördlichen Baringosee leben.

 

Thomson beschreibt einzelne Eingeborene, welche furchtlos die Dörfer der Tugen überfielen.

Diese Krieger bissen Fleischstücke aus den Armen und Oberkörpern der Tugen-Frauen heraus und verschwanden dann wieder spurlos im Busch. Diese fremden Krieger hatten gespaltenen Zungen und eingeritzte, ovale Zeichen im Nacken.

Er bezeichnet die Stammeszugehörigkeit dieser tollwütigen Angreifer auch namentlich nicht. Noch nennt er die Lage ihres Dorfes. Nur, dass sie nicht zu den Nachbarstämmen der Tugen gehören. Thomson betitelt diese Krieger lediglich mit ihrem Turkana-Namen: 'ngaakot ngangajepa', was so viel wie gespaltene oder blutige Zunge bedeutet.

 

Die Narbenverzierung des Mamba Ngozi Ngumu Ritus ist zentraler Bestandteil des traditionellen Initiationsrituals, das eng mit der mythologischen Schöpfungsgeschichte der Dorfgemeinschaften verbunden ist.

Kiswahili mamba = Krokodil, ngozi = Haut / Leder, ngumu = hart

 

Bei der Narbenverzierung wird die Haut des Krokodils nachgebildet, das als spirituelles Schöpfungswesen verehrt wird. Der Ritus wird auch das Zeichen des Krokodils oder der Biss des Krokodils genannt und in Rücken, Brust, Schultern und Schenkel geschnitten.

Die Männer und Frauen erhalten mit der Narben-Zeremonie den Status eines Kriegers, bzw. einer Kriegerin.

 

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Arror-Krieger mit Gesichtsvernarbung.

 

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Rückennarben eines Arror-Kriegers.

 

Die Art und Form der Narben steht auch für den Klan des Trägers.

Der Stamm huldigt einem Totem in Form eines Krokodils mit dem Kopf eines Menschen.

 

Das Initiationsritual weist symbolische Parallelen zu ihrer Schöpfungsgeschichte auf, in der das Totemtier mit Erde aus dem Urmeer emporkam und daraus eine Insel schuf. Sein Oberkiefer stieg empor und schuf Himmel und Sonne, der Unterkiefer folgte, und es entstand die Savanne. Dann schuf es Tiere und Menschen.

 

Mit den als Krokodilbissen verstandenen Schnittwunden-Ritus sterben die Initianden im spirituellen Sinne und werden von dem Krokodil verschlungen und anschließend wiedergeboren.

 

http://mediastore.magnumphotos.com/CoreXDoc/MAG/Media/TR2/3/6/b/3/LON115524.jpg

Arror-Kriegerinnen.

 

http://www.jackpicone.com/data/photos/97_1jackpicone_livebooks_lr_31.jpg

Arror-Kriegerin mit schamanischen Bauchnarben.

 

Die Nachbarstämme fürchten die Krokodil-Krieger der Arror, wie der Teufel das Weihwasser, obwohl keiner dieser Stämme von negativen Erfahrungen mit den Arror zu berichten weiss.

Aber all die Stämme stimmen darin überein, dass die Arror mit einer überirdischen, dämonischen Macht im Bunde seien. Genaueres können sie dazu aber auch nicht sagen.

 

http://p2.la-img.com/456/33728/13704366_1_l.jpg

Arror-Totem.

 

http://www.exquisiteafricanart.com/wp-content/uploads/2013/11/Bakongo-Nkisi-Kozo-Congo.jpg

Arror-Hütte mit Totem.

 

Blackwell berichtet von einem verstörenden und blutigen Ritual der Arror, dem Leberorakel. Dieses Ritual stellt eine besondere Art des Blutopfers dar.

Ein Stier wird nach einer längeren Zeremonie durch einen Schnitt in die Halsschlagader getötet. Während des Ausblutens wird der Schamane immer wieder mit dem aufgefangenen Blut übergossen. Dann wird die Leber des Stiers von ihm in Augenschein genommen und diese mit einem Biss geprüft und daraus der Götterwille abgeleitet.

Edited by Der Läuterer
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Kult des "Shina ya Tembo"

 

Der Abenteurer und Elfenbein-Jäger Walter 'Karamojo' Dalrymple Maitland Bell schrieb 1907 über den Stamm der Kapchemuri, die zum Volk der Nandi gehören und die nordöstlich vom Viktoriasee leben, in sein Tagebuch: Dieser Stamm huldigt in einem unbekannten Kult ihrem drei-beinigen Gott, der anstatt eines Kopfes, nur einen überlangen Elefantenrüssel besitzt.

Kiswahili tembo = Elefant, shina = Rüssel

 

http://huntforever.files.wordpress.com/2013/04/bell-jpeg__rigby.jpg

W. Bell 1915 im Alter von 34 Jahren.

 

Dennoch hörte Bell, dass die Eingeborenen auch den Namen Nya'la'Hotep benutzten.

Kiswahili nya = neu; Ägyptisch hotep = Frieden

 

http://photos.prm.ox.ac.uk/luo/photos/600/1998.209.43.8-O.jpg

Kapchemuri-Krieger.

 

http://www.npg.si.edu/img2/roosevelt/elle2.jpg

Karamojo Bell nach erfolgreicher Jagd.

 

http://www.abeingo.org/images_news/samoeiKoitalel_nandi.jpg

Kapchemuri-Schamane.

 

Der Ukerewe Nyanza wurde bereits 1858 vom britischen Entdecker John Hanning Speke für die westliche Welt entdeckt und nach der damaligen Königin von Großbritannien Victoria benannt, als dieser auf der Suche nach der Quelle des Nils war.

Kiswahili uker = Schöpfer, nyanza = grosse Wassermasse

 

http://www.ntz.info/picturesbig/b00422-p05784-page41.jpg

Expeditionen zw. 1856 und 1865.

 

http://tierdoku.com/images/thumb/250px-John-hanning-speke-0934.jpg

J. Speke 1863 im Alter von 36 Jahren.

 

Speke stellte auch die These auf, dass die Stämme der Tutsi Völker die Nachfahren der biblischen Gestalt Ham seien, da die Tutsi, im Gegensatz zu den dunkelhäutigen Hutu, eine hellere Hautfarbe und europäische Gesichtszüge hätten. Und deshalb sei es gerecht, dass die Tutsi über die Hutu herrschen würden.

 

http://i.ebayimg.com/00/s/MTYwMFg5OTg=/$(KGrHqF,!q0FCzVFlZGqBQ7v0PW(fw~~60_35.JPG

Kapchemuri-Krieger vor dem Kampf.

 

Er beschrieb den Stamm der Kapchemuri als kriegerisch, aber auch als ein gastfreundliches und neugieriges Volk.

 

Allerdings beschrieb er auch ein verstörendes Blut-Ritual der Kapchemuri, bei welchem der Schamane einen Ritus durchführt, bei dem die Brust eines lebendigen, schreienden Schweins aufgeschnitten wird und dessen Herz mit einer Hand gesucht und dann herausgerissen wird.

 

Die von Ex-Präsident Theodor Roosevelt geleitete Smithsonian-Afrika-Expedition startete im April 1909 in Mombasa und ging mit 250 Trägern und Führern auf Safari.

Kiswahili safari = Reise jeglicher Art

 

http://www.mnh.si.edu/onehundredyears/profiles/Roosevelt/profile/2002-32244.jpg

T. Roosevelt 1909 im Alter von 50 Jahren.

 

Diese Reise führte durch Britisch-Ost-Afrika in den Belgischen Kongo hinein und dann den Nil flussabwärts nach Khartoum.

 

http://inside.sfuhs.org/dept/history/Mexicoreader/Chapter4/Roosevelt_African_Safari.jpg

T. Roosevelt nach der Löwen-Jagd mit Kapchemuri-Kriegern.

 

http://1.bp.blogspot.com/-DcmOkywNQr4/Tzq1Gr5PdZI/AAAAAAAABGY/Tp9MTYKtC1U/s1600/02+Nandi+lion+kill+spears.jpg

Von Kapchemuri-Speeren durchbohrter Löwe.

 

Die Expedition beschrieb den Kult des 'Shina ya Tembo' und einen undurchdringlichen Nebel, der nur in der Nacht am Viktoriasee auftauchte.

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3. Kapitel

 

Das letzte Kapitel des Buches befasst sich ausschliesslich mit dem Kult der Blutigen Zunge in Britisch-Ost-Afrika.

 

Kult des "Ulimi ya Damu"

 

Der Stamm der Kikuyu erzählte Blackwell eine uralte Legende.

Eine seltsame Geschichte, in deren Mittelpunkt ein einsamer Berg steht; der Berg des Schwarzen Windes. Der Mlimajuu Upepo Nyeusi, auf dessen Gipfel ein schrecklicher und uralter Gott ruht.

Kiswahili mlima = Berg, mlimajuu = Bergspitze, nyeusi = schwarz, upepo = Wind

 

Dieser unbarmherzige Gott würde in der Welt seinem todbringenden, schwarzen Wind entfachen und die Menschen mit Hunger, Krankheit und Tod heimsuchen.

Er soll die Gestalt einer blutigen Zunge, der Ulimi ya Damu, haben.

Kiswahili ulimi = Zunge, damu = Blut

 

http://spaz.in2itivesolutions.info/files/2014/01/eliasforeheadhf3.jpg

Rune vom Kult der Blutigen Zunge.

 

Blackwell untersuchte den Aberglauben, der sich um den Kult der Blutigen Zunge gebildet hatte.

Und er befragte die britischen Behörden in Ost-Afrika, sprach mit Kirchenvätern in Afrika und fand heraus, dass die Blutige Zunge ein uralter, ausgestorbener Kult sei, der schon vor Jahrhunderten ausgerottet wurde und nur noch in den abergläubischen Köpfen der Eingeborenen herumspuken würde. Eine Legende.

 

Einiges fand er jedoch heraus, z.B., dass die Diener der Blutigen Zunge abscheuliche und widerwärtige Rituale für ihren Gott abzuhalten pflegten, bei denen das Opfern von Menschen eine zentrale Rolle spielte. Diese Opfer wurden entweder wahllos ausgewählt, oder gezielt der Bestrafung für ihre Verfehlung zugeführt.

 

Diese verabscheuungswürdigen Zeremonien zu betrachten, sei so grässlich gewesen, dass es jedem fühlenden Menschen das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen, wenn er das Ritual miterleben musste.

 

Diese blutrünstigen Rituale wurden immer von einer Mchawi durchgeführt, die ab dem Zeitpunkt ihrer Geburt eine Waliochaguliwa Moja wurde und durch den Gott in die Praktiken des Sanaa Nyeusi unterrichtet wurde.

Kiswahili mchawi = Hexe, moja = eine, waliochaguliwa = Auserwählte, nyeusi = schwarz, sanaa = Zauber

 

Die westlich, in Uganda, lebenden Bantu-Stämme der Bugisu, der Bukedi und der Busoga, sowie die räuberischen Massai im Süden von Britisch-Ost-Afrika fürchten die Krieger dieses Kultes, der immer noch in ihren Köpfen herum spukt.

Auf Bantu lautet der Name für die Krieger der Blutigen Zunge 'mênô a matšêrwana', was 'scharfe kleine Zähne' bedeutet.

Auf Maa lautet die Übersetzung der Blutigen Zunge 'engutuck osarge'.

Die Massai nennen die Krieger der Blutigen Zunge nur 'en-kuenîâ túá', die 'lachenden Toten'.

 

Die Kikuyu waren nicht gewillt Blackwell zu dem Berg des Schwarzen Windes zu bringen, aber sie wussten wo er in etwa zu finden sei. Westlich des heiligen Berges und nördlich des grossen Sees.

 

Blackwell spricht in seinem Bericht ein Gebet, dass irgendwann einmal ein Missionar der katholischen Kirche das geschundene Land von all diesem verfluchten Götzentum erretten möge.

 

Dann beschreibt Blackwell den Berg des Schwarzen Windes weiter im Detail. Auch diese Beschreibung entstammt nur dem Hörensagen und wurde Blackwell von einem Mganga wa Kienyeji berichtet.

Kiswahili mganga wa kienyeji = Medizinmann, mganga = Schamane, kienyeji = Dorf

 

Laut eigener Aussage hat Blackwell den Berg nie mit eigenen Augen zu Gesicht bekommen.

 

Der Berg sei von kegelförmiger Gestalt und würde sich abrupt aus einer weiten Savannen-Ebene erheben. Er läge gänzlich hinter einer unangenehm feuchten Nebelwand. An den Hängen des Berges hätte sich ein dichter, schrecklich düsterer, lauernder Dschungel festgesetzt, über den der dunkle Gott herrschen würde.

 

Blackwell bedient sich, auf seiner Suche nach dem Berg des Schwarzen Windes, bei den Aufzeichnungen von John Walter Gregory, der über die Verteilung von Vulkanen auf dem Gebiet von Britisch-Ost-Afrika schrieb.

 

Chyulu: 2200m, im Süden

Elgon: 4300m, im Westen

Emuruangogolak: 1300m, N-Grabenbruch

Homa: 1800m, Viktoriasee

Kenya: 5200m, Zentral Kenia

Korosi: 1500m, Z-Grabenbruch

Likaiu: 900m, N-Grabenbruch

Longonot: 2800m, S-Grabenbruch

Marsabit: 1700m, im Norden

Menengai: 2300m, S-Grabenbruch

Namarunu: 800m, Z-Grabenbruch

Nyambeni: 800m, Zentral Kenia

Ol Doinyo Eburru: 2900m, S-Grabenbruch

Ol Kokwe: 1100m, Z-Grabenbruch

Olkaria: 2400m, S-Grabenbruch

Paka: 1700m, Z-Grabenbruch

Silali: 1500m, Z-Grabenbruch

Suswa: 2400m, S-Grabenbruch

 

Blackwell's Suche bleibt theoretisch, aber er vermutet, dass der Berg des Schwarzen Windes mit dem Mt. Homa am Viktoriasee identisch sei.

Edited by Der Läuterer
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Blackwells Untersuchungen sind gespickt mit Anschuldigungen und Verdächtigungen, die er in den umliegenden Dörfern von Nairobi aufgeschnappt hat.

Geschichten über nächtliche Entführungen, von Enthauptungen und rituellen Verstümmelungen jener, welche den Pfad des Kultes zu kreuzen wagten. In jedwedem Fall war die Stirn des Opfers anschliessend mit der Rune des gefürchteten Kultes gezeichnet.

 

Die Rune stellt vermutlich einen geöffneten Mund mit Zähnen und einer gespaltenen Zunge dar.

 

Blackwell beschreibt auch das Kult-Messer. Eine Art Sichel-Beil, das Pranga genannt wird.

 

Obwohl Blackwell selbst keinerlei Gewaltakte miterlebte oder Opfer mit eigenen Augen zu Gesicht bekam, so berichtet er doch darüber, dass er zum Schauplatz eines Mordes gerufen wurde - ein Medizinmann, der sich gegen den Todeskult gestellt hatte. Das Opfer war zwar schon bestattet worden, aber Blackwell schrieb über den Tatort, der immer noch Spuren der Tat zeigte. Der Mord hatte sich in der Mitte des Dorfes abgespielt, sowohl als Zeichen für die Macht des Kultes, als auch für die Furcht der Dorfbewohner.

 

https://howlingtwenties.files.wordpress.com/2013/01/blackzombie.jpg

Der übel zugerichtete Medizinmann, kurz nach dem Auffinden.

Blackwell schreibt zu diesem Bild: Der Tote liegt auf einem Ziegelsteinboden. Es sieht aber so aus, als würde der Medizinmann lebendig vor einer Mauer aus Ziegelsteinen stehen.

 

Ein Grossteil von Blackwell's Wissen basiert, bei all seinen Schilderungen über den Kult, auf Mutmassungen und Spekulationen, geboren aus den Ängsten, den Gerüchten über den Kult und dem Aberglauben anderer Stammesmitglieder.

Edited by Der Läuterer
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Tötungsritual der Ulimi ya Damu

 

Im März 1916 traf Blackwell in Nairobi auf den Missionar Herbert Jacob Jones, der eine zeitlang bei einem Stamm lebte, der den Kult des Ulimi ya Damu ausübte, dem der Missionar beiwohnte. Und der eine bizarre Geschichte zu erzählen hatte.

Der Missionar zeigte Blackwell auch einige Fotos, die dieser in seinem Buch übernahm.

 

http://www.onsstories.com/wp-content/uploads/2013/08/kraal1.jpg

Ankunft am Dorf der Kimungu.

 

"Ich erinnere mich. Ich erinnere mich an all das Grauen und wünschte doch, dass mir nicht alles so klar vor Augen stünde, was in dieser Nacht, dieser verfluchten Nacht des 13. Februar im Jahre 1915 geschehen ist, als ich beim Stamm der Kimungu weilte. Es war ein Samstag. Und es war die finsterste Nacht meines Lebens. Die Stammesmitglieder nennen sich selbst die 'Göttlichen', sie sind aber nichts anderes als barbarisch. Dämonisch."

Kiswahili kimungu = göttlich

 

"Ich bin nach Afrika gekommen, um die Eingeborenen zu missionieren. Ihnen zu helfen. Sie zu bekehren. Ihre Qualen zu lindern. Und sie zu Kindern des einen barmherzigen Gottes zu machen. Und jetzt hängt meine Seele in Fetzen und ich habe Angst, den Verstand zu verlieren. Ich schrecke vor meinem eigenen Schatten zurück und ich zucke bei jedem unbekannten Geräusch zusammen. Ich habe Angst, die Augen zu schliessen und einzuschlafen. Ich habe Angst zu träumen, denn die Erinnerungen sind immer wach."

 

"Ich bin in den Westen von Britisch-Ost-Afrika gereist. Zum Stamm der Nandi, der 17 Zweig-Stämme aufweist. Ich war bei den Kipoiis, den Kipamwi, den Kipkenda, den Kipiegen, den Kipkokos, den Kipsirgoi und den Kiptopke, die alle an der Grenze zum britischen Protektorat Uganda siedeln."

 

http://www.ayutthaya-history.com/images/Ayut_Kraal14.jpg

Eingang zu einem verlassenen Kraal der Kimungu.

 

"Ich sitze mitten unter ihnen. Zwischen all den Eingeborenen. Der ganze Stamm ist anwesend. Männer, Frauen, Kinder und Greise. Die Kalebassen kreisen im grossen Rund. Alle trinken. Selbst die Kleinsten. Ein starker Trunk. Vergoren. Ich schmecke fremdartige, exotische Kräuter und Honig. Bitter und süss. Süss und bitter. Das Getränk ist berauschend. Und es weckt den Wunsch nach mehr. Aber die Sinne bleiben wach. Und werden schärfer. Feiner."

 

http://kenyanhistory.files.wordpress.com/2013/11/kikuyu-elders-at-a-beer-fest-tuthu-village-1908.jpg

Zwischen der Stammesmitgliedern kreisen die Kalebassen.

Edited by Der Läuterer
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"Die Mganga tanzt in Mitten eines Feuer Kreises. Sie, die M'Weru, ist die Königin des Stammes. Selbst der Häuptling ist nur ihr Diener. Und die Askari sind ihre willfährigen Sklaven."

Kiswahili mganga = Schamanin, mwe = Du kannst, ruu = toben / wüten / fauchen, askari = Krieger

 

http://colorismhealing.org/wp-content/uploads/2013/08/Ethiopia-woman-from-the-Hamer-tribe-at-a-traditional-dance-in-a-village-near-Turmi-Lower-Omo-Valley-by-Dietmar-Temps.jpg

Die Schamanin M'Weru.

 

"Sie, die Kuhani Nguvu, springt und wirbelt herum. Scheinbar wie von Sinnen. Sie spricht in einer mir unbekannten Sprache, die nicht zu den Bantu-Sprachen gehört. Kein Kiswahili, Luhya, Gikuyu oder Luganda. Die Sprache scheint auch keinerlei afrikanische Bezüge zu haben. Dieser Sing-Sang. Dieser Tanz. Alles wirkt hypnotisch. Mitreissend. Die M'Weru ist schön. Bezaubernd schön. Sie zieht mich in ihren Bann. Ich spüre das Böse in ihr. Ihre Verschlagenheit. Ihre Lust. Ihre Lust zu töten."

Kiswahili kuhani = Priesterin, nguvu = mächtig

 

http://www.booksincanada.com/authors/Mar03_11.jpg

M'Weru eingerieben mit frischem Blut.

 

"Die M'Weru nähert sich den schreienden Gefangenen. Sie wirft ihnen eine Art Sand, den Nya Vumbi la Hotep, ins Gesicht und schneidet den Opfern dann die Kult-Rune in die Stirn und leckt danach gierig das Blut von der Klinge."

Kiswahili nya = neu, vumbi = Staub; Ägyptisch hotep = Frieden

 

"Die Mwuaji des Stammes schneiden sodann ihre schreienden und zappelnden Opfer auf.

Sie werden nicht einfach mit einem Schnitt durch die Kehle oder mit einem Stich ins Herz getötet. Die Männer sind bestimmt zu leiden. Sie sollen in einer Orgie des Agonie in ihrem Schmerz ertrinken. Die Schreie der Opfer sind anscheinend Teil des Ritus."

Kiswahili mwuaji = Schlachter

 

"Rhythmisches Trommeln und schrille Gesänge der Frauen begleiten das gnadenlose Ritual."

 

http://thumbs4.ebaystatic.com/d/l225/m/m1d0VpRG9X_ekoy3T4JyXuA.jpg

Die Frauen des Stammes leiten den Ritus.

 

"Den Opfern wird die Bauchdecke oberhalb des Bauchnabels geöffnet, um ihre Hände mit den eigenen Därmen zu fesseln. Ich rieche das Blut und habe den Geschmack von Rost auf der Zunge."

 

"Ich bin durch den hypnotischen Tanz der schönen Schamanin, die in unserer Mitte tanzt, wie in Trance. Angewidert will ich mich von dem Schauspiel abwenden und kann doch meinen Blick nicht von der faszinierenden Sadaka lösen."

Kiswahili sadaka = Opferung

 

"Als das Blut fliesst kommt ein kühler Wind auf, der mir einen eisigen Schauer den Rücken hinunter jagt. Ich spüre eine seltsame Präsenz. Eine unbekannte Wesenheit. Mächtig. Ruchlos. Verdorben. Sie lauert nicht. Sondern weidet sich. Gott ist hier und heute nicht anwesend."

 

"Der Wind wirbelt Staub auf. Der Boden ist trocken. Knochentrocken. Die Trockenzeit, von Januar bis März, geht dem Ende entgegen.

Ein Staubteufel bildet sich auf dem Platz und er scheint sich, auf unerklärliche Weise, durch die Drehungen der M'Weru zu bilden. Die Windstärke nimmt immer weiter zu. Ein Brausen, ein Fauchen, dann ein Brüllen."

 

"Dann schreitet die Kuhani Nguvu zu ihren Opfern. Jetzt führt sie die Klinge. Der Schnitt wird erweitert und hoch zum Brustbein geführt. Bei der Prozedur fliesst kein Blut. Dann wird einem Opfer nach dem anderen von den Mwuaji der Brustkorb brutal geöffnet und die Rippen zur Seite gebogen. Die Körper der Opfer zucken und ihre Schreie mischen sich mit den Gesängen des Stammes."

Edited by Der Läuterer
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"Während die Opfer von den Mwuaji aufgebrochen und ausgeweidet werden wie ein erlegtes Wild, schreitet die M'Weru durch die Menge und begutachtet die jungen Askari."

 

"Den langsam verendenden Opfern werden ihre Innereien herausgeschnitten. Nur die Lunge und das Herz verbleiben im Körper. Die Organe werden auf grossen Stücken von Baumrinde gesammelt und fortgetragen."

 

"Dann werfen die Mwuaji wieder und wieder verschiedene Pulver in die Körper hinein.

Die Opfer haben mittlerweile aufgehört zu schreien. Man sieht nur noch ihre Zuckungen. Man sieht die Männer atmen. Vermutlich stöhnen sie. Oder sie röcheln. Aber man kann sie in all dem Wüten des Sturmes nicht hören.

Aber ihre Augen. Diese Augen. Diese weit aufgerissen Augen. Von denen nur noch das Weisse zu sehen ist. Ich werde diese Augen nie vergessen können. Sie verfolgen mich. Sie verfolgen mich bei Tag und bei Nacht."

 

"Die M'weru schreitet weiter zwischen den Askari entlang. Sie sucht weiter. Einen wird sie auswählen. Einen starken, gesunden, jungen Mann.

Vor einem bleibt sie stehen. Sie leckt sich die Lippen und nimmt den Mann mit auf den Platz. Der Askari zögert zuerst. Er ist sichtlich nervös. Unsicher. Er kennt die Prozedur, die nun folgen wird. Aber es ist eine Ehre. Eine grosse Ehre. Nicht nur für ihn. Für seine ganze Familie. Er wird sich mit der Schamanin vereinigen. Vor den Augen des Stammes. In Mitten des Staubteufels. Unter den Blicken des Nya la Hotep nguvu."

 

http://d2hej51cni6o0x.cloudfront.net/images/enotes/9188/nfs_0000_0009_0_img0033.jpg

Die Reihen der jungen Askari.

 

"Der nackte Körper der M'Weru ist vernarbt. Bauch und Rücken zeigen rituelle Verzierungen. So ein Körperschmuck ist bei den Frauen Afrikas recht ungewöhnlich."

 

http://www.allaboutgemstones.com/images/history_jewelry_primitive_tribal_ritual_scarification.jpg

Rituelle Narben auf dem Bauch einer Mchawi.

 

http://1.thumbs.beta.scribol.com/4/sites/default/files/images/450px-StoryoftheCongoFreeState_150b.jpg?a=b

Rituelle Narben auf dem Rücken einer Mchawi.

 

"Der junge Askari ist ausdauernd. Der Akt dauert lange. Die M'Weru findet offensichtlich Gefallen an dem, was er ihr zu bieten hat.

Würde er sich als unwürdig erweisen, würden ihn die Frauen des Dorfes mit dem mwiba scrub zu Tode martern. Der Samen wurde in die Furche gestreut. Der Mann hat seine Schuldigkeit getan. Er hat sich als würdig erwiesen. Als würdig erwiesen durch die Hand der M'Weru den Tod empfangen zu dürfen. Er ist nur die Drohne, doch sie ist die Bienenkönigin."

Kiswahili mwiba scrub = Dornengestrüpp

 

"Der Wind verdichtet sich, wird noch kälter und nun auch sichtbar. Nimmt Form und Gestalt an.

Ölig-schwarze Schwaden ziehen durch die Luft. Vor dem Nachthimmel eines Neumondes.

Eine Präsenz. Niederträchtigkeit jenseits des Bösen und eine plötzliche Urangst überkommt mich."

 

"Mein Mut sinkt. Ich will fliehen, aber ich bin wie gelähmt. Ich will schreien, aber meine Kehle ist trocken und wie zugeschnürt. Und so wurde ich auch noch des letzten Aktes gewahr. Ungläubig gegenüber dem, was ich noch sehen sollte."

 

"Einmal denke ich, dass sich die Arme der M'Weru, während der Kopulation, in lange Tentakel oder grosse Schlangen verwandeln würden, doch meine Aufmerksamkeit wird jäh abgelenkt, als sich die geschundenen Körper der Geopferten mit einer Art lautem Stöhnen, wie Marionetten, erheben und sich auf die Mitte des Platzes zubewegen.

Im Stamm bricht grosser Jubel und Gegröle los.

Als ich in ihre milchigem Augen der Geopferten sehe, verliere ich die Besinnung und werde ohnmächtig."

 

"Irgendwann werde ich wieder wach. Es ist bereits hell. Die Sonne steht schon hoch am Himmel, doch das Fest ist noch nicht zu Ende, obgleich die Zeremonie beendet scheint.

Die Eingeborenen trinken weiter und essen Fleisch aus grossen Holzschalen, wobei mir der Gedanke, woher dies Fleisch stammen mag, den Magen umdreht."

 

http://www.thecalltomissions.com/data/photos/29_11-burundi_twa_tribal_dance_website_print_copy.jpg

Die Frauen des Stammes tanzen in den nächsten Tag hinein.

 

"Die M'Weru ist verschwunden. Ebenso die wiedererweckten Geopferten. Nur der Körper des jungen Askari liegt reglos und nackt in der Mitte des Platzes.

Als ich mich halbwegs wieder gefasst habe, untersuche ich den Mann näher. Auf seiner Haut zeigen sich Dutzende von Bisswunden. Bisswunden von Giftschlangen. Wie von einer übergrossen Nyoka Mwenye Sumu. Einer Kobra, Mamba oder Puffotter."

Kiswahili nyoka mwenye sumu = Viper, nyoka = Schlange, mamba = Krokodil

 

"Ich laufe. Ohne zu wissen wohin. Ohne mich umzublicken. Ich laufe weg. Nur weg. Weg von diesem gottverlassenen Ort.

Nach drei Tagen findet mich eine Karawane, als ich ziellos in der Savanne umher irre. Ich habe einen schweren Sonnenbrand. Ich bin dehydriert. Und ich sehe aus wie das Leiden Christi."

 

"Im Krankenhaus in Nairobi komme ich wieder zu mir. Ich erzähle meine Geschichte. Erzähle von dem Schrecken, den ich gesehen habe. Und ich sehe die Reaktion in den Augen der anderen. Das Mitgefühl. Das Bedauern. Den Unglauben. Die Worte Sonnenstich, Wahn, Nahtoderfahrung und Halluzination stehen unausgesprochen im Raum. Und so schweige ich. Aus Angst vor dem Kult. Und aus Angst vor einer Einweisung in ein Irrenhaus. Ich weiss, was ich gesehen habe. Ich bin nicht verrückt. Und ich weiss, dass ich in den schwärzesten Schlund der afrikanischen Hölle geblickt habe. Nur durch Glück bin ich dem Schrecken entkommen. Geschunden an Leib und Seele."

 

"Ich wünsche mir nur das sanfte Vergessen, denn noch immer wache ich in jeder Nacht schweissgebadet und schreiend aus meinen Albträumen auf, in denen ich im Kraal des Dorfes sitze.

Dann fangen die Krämpfe an, bis schliesslich das Zittern einsetzt und ich sehe diese Augen. Diese milchigen Augen."

 

 

Blackwell weist abschliessend im Besonderen darauf hin, dass seiner Meinung nach die Carlyle-Expedition, im Oktober 1919, dem Kult der Blutigen Zunge in Britisch-Ost-Afrika zum Opfer viel.

Edited by Der Läuterer
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Ab dem Jahre 1890 wurden die Nandi-Stämme im Westen Kenias immer mächtiger.

 

In gleichem Masse schwand die Macht der Stämme im Osten, der Massai und der Kikuyu, aufgrund mehrerer unerklärlicher Seuchen, die nicht nur das Vieh dieser Stämme betrafen, sondern auch die Menschen selbst.

 

Die Rinderpest und die Lungenseuche bei den Ziegen raffte fast den gesamten Viehbestand der beiden Stämme hinweg.

 

http://news.bbcimg.co.uk/media/images/52869000/jpg/_52869293_rinderpest_getty_images.jpg

Rinderpest in Ost-Afrika.

 

Dann schwächten die Windpocken das Volk der Kikuyu so stark, dass mehr als die Hälfte der Eingeborenen verstarb.

 

http://artsonline.monash.edu.au/global-history/files/2013/07/a029966.jpg

Kikuyu-Frau mit krankem Kind.

 

http://www.nlm.nih.gov/exhibition/if_you_knew/images/hogan.jpg

Ausräuchern einer Kikuyu-Hütte.

 

Aufgrund des Hungers kam es immer wieder zu Konflikten zwischen den Stämmen, wobei es zunehmend auch zu Mord und Todschlag kam.

 

Der Stamm der Kaputie und der Stamm der Matapatu, beides Stämme der Massai griffen wiederholt Kikuyu-Dörfer an, um Nahrungsmittel zu erbeuten. Im November 1895 ereignete sich der folgenschwerste Vorfall, als Massai eine Karawane angriffen und fast 650 Kikuyu dabei zu Tode kamen.

Edited by Der Läuterer
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