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Spielbericht: "Das Grauen von Dunwich"


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Es handelt sich bei diesem Abenteuer mehr oder weniger um das Abenteuer "Rückkehr nach Dunwich" des Dunwich-Bandes, jenes Abenteuer, welches sich eher als Sandbox als ein konventionelles Szenario versteht. Auch in diesem Bericht findet somit das Sandboxing-Prinzip wie auch "Living Cities" Verwendung. Es schließt sich direkt an dieses Dunwich-Abenteuer an und beleuchtet anders als dieses Innsmouth-Abenteuer, wie es der verbliebenen Dunwich-Gruppe so ergeht.

Zusätzlich spielen wir das unveränderte Abenteuer "Der Jüngste Tag", das in all seiner Kürze eine nette Ergänzung zum Rest darstellt. Hier nochmal die Gruppe, dann schreite ich zur Tat:

 

[1. Patrick Jefferson] (Jäger, Doktortitel in Biologie, bei einer Bärenattacke am Rücken verwundet, will um jeden Preis diesen Bären erlegen und seiner Trophäensammlung beifügen, "Phönix", verpetzte mit Stolz einen kleinen Jungen, gefangen von den Innsmouth-Menschen gefangen genommen, bangt um sein Leben)

2. Todd Bishop (Pferdezüchter/selbsternannter Exorzist, hält sich nach einem Reitunfall für Jesus Christus, den Heiland und Erlöser, angesehenes Mitglied der Bishops "aus der Stadt", hat unbewusst seine Freunde verraten, vertrieb die Teufel aus den Kühen)

3. Nathan Onyx (Geologie-Professor, interessiert an den Steinformationen rund um Dunwich, verlor in einer Vorlesung den Verstand und bewarf seine Studenten mit Steinen, ist nun im Kururlaub, hat "Muskeln aus Stein", "Romeo", der sich zu spät an seine Ehefrau erinnert hat ..., ... und sie und seine Affäre verlor, dem Wahnsinn nahe)

4. Samuel Dawson (Metzger, Pilzsammler, sieht aus wie der Weihnachtsmann, jeder mag ihn, ist "zufrieden mit sich und der Welt", "Santa Claus" mit seinem Schlitten)

[5. Douglas Mooney] (Detective aus Aylesbury, gebrochen und am Boden zerstört wegen der Ermordung seiner Frau, besessen die Mörder zu finden und Gerechtigkeit wiederherzustellen, floh mit knapper Not aus Innsmouth und ist auf dem Weg nach Dunwich)

 

*[] = sind in Innsmouth unterwegs

 

Wir haben mit einer unerwartet witzigen Unterbrechung etwa 7 Stunden gespielt.

 

Ein Stein fällt vom Herzen:

Da sich der Spieler von Onyx in eine unangenehme Situation manövriert hatte (in Arkham gesucht; von der Familie und Freunden verlassen; alkoholisiert; am Rande des Wahnsinns), war es an der Zeit, dass das Kollektiv ihm entgegen kommt. Mittels seiner Frau sollte er wieder ins Spiel gebracht werden. Da er seiner Frau seinen Aufenthaltsort verraten hatte, klopfte es plötzlich an der Tür und riss ihn aus seiner Trübsal. Sie war in ärgster Stunde zu ihm gekommen, um sich mit ihm zu versöhnen, weil sie realisiert hatte, wie ernst die Lage war. Achja und lieben tut sie ihn auch noch. Ohne sich Gedanken darüber zu machen, wie das nach allem, was er verkackt hatte, noch möglich war, ließ sich Onyx von ihr gerade zum rechten Zeitpunkt zu der Einsatzbesprechung von Morgan bringen. Dort angekommen, war Bishop froh, seinen "verlorenen Sohn" wieder auf dem rechten Pfad zu wissen, sodass Onyx mit offenen Armen empfangen wurde. Nach diesem herzerwärmenden whimsical-moment fing die Lagebesprechung an.

 

Es wird ernst:

Von Morgan lagen den Charakteren die letzten Unterlagen Armitages vor, die ihm von seiner Frau übergeben worden waren. Darunter befanden sich Übersetzungen des Tagebuchs von Wilbur Whateley, ein Notizbuch, das aus einer vergangenen Kampagne stammte und Armitage zur Übersetzung gegeben worden war, und persönliche Notizen von Armitage. Es gab viel zu lesen, einige Aha-Effekte und zudem Ansätze zum weiteren Vorgehen. Dawson, der nun unter Entzugserscheinungen der Droge von Zebulon stand, gab zum besten, dass Armitage ein ähnliches Zukunftsvisionsritual durchgeführt haben musste, wie er es verlebt hatte. Somit bezogen sich einige Handouts offensichtlich auf Dinge, die noch passieren sollten. Schlüsse wurden gezogen und Dawson zum ersten Mal misstrauisch beäugt. Tatsächlich wirkte er, als sei er zu wenig zu gebrauchen. Hin und wieder verplapperte er sich, sodass die anderen der Gruppe auf die Idee kamen, Zebulon einen Besuch abzustatten. Dort fanden sie die Hütte verlassen vor - das heißt, Dawson stürzte sich auf die Droge und konnte seinen Körper für den restlichen Tag beruhigen und schon war ihre Arbeit dort erledigt. Zufrieden mit sich und der Welt ging besonders er seines Weges.

 

"Ich war schließlich an der Uni!":

Tatsächlich gab es beim letzten Streifzug durch die Sehenswürdigkeiten Dunwichs einige Stellen, an denen jemand mit weitreichenden Geologie-Kenntnissen vonnöten gewesen wäre. Dies wurde schleunigst nachgeholt mit einigen Befunden: Offenbar waren Goldreste im Schmelzofen der Whateley-Farm aufzufinden, die einige Fragen aufwarfen. Gab es eine unterirdische Goldader? Der Devil's Hopyard wurde nun als poröse Gesteinsanordnung erkannt, deren Steine mit haarfeinen Kanälen biologische Dämpfe absonderte. Auch dies ließ ein unterirdisches System wahrscheinlich werden. Es wurde erneut eindringlich die Grabstelle der Whateleys untersucht und über das leere Grab von Noah gestutzt.

Nun endlich nahmen sie den Sentinel Hill unter die Lupe und erblickten oben den heidnischen Steinaltar. Ein gelungener Cthulhu-Mythoswurf enthüllte, dass es sich um pseudo-hyperboräische Schriftzeichen handelte, die Morgan abpauste, um sie einem Kollegen vorzulegen. Als nächstes sollte die Coldspring-Schlucht anstehen, auf die alle Spuren, alle umgeknickten Bäme und Sträucher, hinwies.

 

Der Jüngste Tag:

Auf dem Weg zu der flachen Öffnung der Schlucht schallten zwei, dann noch einmal zwei gedämpfte Schrotflintenschüsse von einer der Farmen in der Nähe herüber. Mit Bishops Kenntnis der Menschen in der Umgebung identifizierte er sofort das Haus der Atkins (Name absichtlch geändert). Da er der Heiland und Erlöser war, konnte er dies nicht ignorieren und mit Ausnahme von Dawson, der an seinem "Schlitten" blieb, machten sich die drei auf den Weg zu helfen.

An der Farm erkannten sie hinten eine Bewegung an der Begräbnisstätte und schickten Onyx vorsichtig hin. Die anderen beiden untersuchten grob das leere Haus, dann den Keller. Drinnen war ihnen aufgefallen, dass eine Schrotflinte vom Kamin fehlte und überall Einmachgläser herumstanden. Nichts aber, was auf einen Kampf hingedeutet hätte. Der Anschein der Ruhe täuschte, denn im Keller befand sich das Massaker. Einzig die Mutter konnte sich noch mit ihrer Wunde auf den Beinen halten. Morgan hielt Bishop den Rücken frei, während dieser zu ihr eilte. Witzigerweise murmelte sie bei seinem Anblick: "Nun ist der Messiahs endlich doch gekommen!", nur um dann in Ohnmacht zu fallen. Unten roch es übel, doch unnatürlich übel. Überall Schießpulver, aber auch ein widerwärtig galliger Geruch. Es war klar, dass sie sofort zu einem Arzt musste. Für die beiden Kinder war es zu spät. Mit einem Schicksalspunkt wurde sie provisorisch verarztet und dann zum "Schlitten" gebracht.

Währenddessen kam Morgan Onyx hinterher. Dieser beobachtete den Jungen der Atkins, der am Begräbnis einer Dee Atkins verweilte, in seinem Arm ein verstorbener Säugling, den er sich wie eine groteske Puppe an die Brust drückte. Er war apathisch und wurde mit seiner Mutter zum Dorfarzt gebracht. Schließlich kontaktierte dieser das Arkham Sanatorium und sollte dort fürs erste sein Dasein fristen. Die Mutter überlebte und womöglich würde sie ihren persönlichen Jesus noch ihren Dank zuteil werden. Die Polizei wurde des weiteren kontaktiert, um die Farm der Atkins in Augenschein zu nehmen.

Die ganze Affäre hatte es Nacht werden lassen und niemand hatte so rechte Lust, die Schlucht ohne Tageslicht zu erkunden. Somit verabschiedeten sich die Leute und wollten am nächsten Tag weitermachen. Morgan recherchierte einige interessante Begriffe, Onyx schlief bei Bishop, Dawson war zufrieden mit sich und der Welt.

 

Das Grauen schlägt zu:

Mitten in der Nacht erschallte durch die Berge ein explosionsartiges Geräusch, das aus Richtung des Frye Hofes kam. Es war der 14. und am nächsten Tag sollte das wahre Unheil über das beschauliche Dörflein kommen, so die Warnung in Armitages Notizen. Onyx und Bishop standen auf und wollten nach dem rechten sehen. Bewaffnet mit Laternen mussten sie zu Fuß gehen, da die Pferde scheuten. Ein mumiges Gefühl breitete sich aus. Es wirkte beinahe, als würden sie beobachtet werden. Ohne Tageslicht schien alles belebt und furchtbar bösartig zu sein. Das ungutes Gefühl wuchs - doch es war zu spät, um umzukehren. So gingen sie ihres Weges, während es immer wieder unheilvoll raschelte, kleine Knopfaugen sie musterten, nur um dann wieder zu verschwinden. Dann plötzlich sprang etwas dem unglücklichen Onyx auf den Rücken! Ein humanoides Scheusal, das seine Zähne sogleich in das Fleisch des Opfers grub. Der Kampf entbrannte, konnte aber durch die Salzladung aus Bishops Schrotflinte beendet werden. Der Schreck saß ihnen dennoch in allen Knochen, aber besser als ein weggefetztes Gesicht. Was das für ein Ding war, stellte sich kurz danach heraus: Der Schrecken aus der Pazifik, der hier entkommen war, hatte sich einige Zeit in die Wälder geschlagen und dabei noch wahnsinniger geworden, als er ohnehin schon war. Sein tristes Dasein sollte nun jedoch ein Ende gefunden haben.

Das letzte Stück zu den Fryes dehnte sich mit der psychischen Belastung, war ansonsten jedoch unspektakulär. Dort angekommen vibrierte die Erde. Der Hof war endgültig vom Erdboden getilgt worden, überall lag die schleimige Masse, Häuser- und Menschenreste und brachte das Fasszum Überlaufen. Onyx wurde völlig unzurechnungsfähig und drohte beide in ihr Verderben zu stürzen. ETWAS war nah bei ihnen, es fühlte sich beinahe so an, als sei es über ihnen! Bishop verzweifelte, konnte seinen Freund aber nicht zurück lassen. So knockte er diesen aus und schleifte ihn in einen nahgelegenen Busch. Er bangte um ihr Leben und in Erwartung ihres Todes bewegte er sich die restliche Nacht kaum. Die kolossalen Schritte entfernten sich, wankten Richtung Coldspringschlucht und verstummten dann. Als Onyx erwachte, hatte sein Verstand verdrängt, was geschehen war und Bishop konnte es selber nicht fassen. Gemeinsam gingen sie nachhause und versuchten zu verarbeiten, was für ein Grauen in Dunwich umging.

 

Fazit:

Ich beschränke mich auf "Der Jüngste Tag", da ich zum Sandboxing und "Living Cities" bereits in den anderen Berichten viel geschrieben habe.

"Der Jüngste Tag" ist denkbar kurzweilig und tatsächlich eher eine Kurzszene als alles andere. Es ist nicht glorreich, in seiner Ausführung aber ganz nett. Es lässt sich bei Untersuchungen in Dunwich fast jederzeit locker einbringen und man kann auch nicht allzu viel damit falsch machen. Der Junge mit dem toten Säugling im Arm ist ein Fastfoodschocker, zunächst abstoßend und schlimm, dann aber auch wieder recht schnell vergessen. So mein Eindruck. Das Ganze zehrt in erster Linie an der Stabi, mag aber gleichzeitig neue Aspekte im Handlungskonstrukt auslösen, ohne vom Wesentlichen abzulenken. Es verknüpft unprätentios Dunwichs Kern mit einem kleinen Familiendrama, das wirklich tragisch daherkommt. Speziell bei uns war sehr nett, dass der Jesuskomplex von Bishop auf diese Art und Weise noch nett zur Geltung gekommen ist.

Insgesamt: Muss man nicht spielen, ist nicht sonderlich innovativ, erfüllt aber die Ansprüche, die es sich selber setzt und macht dabei wenig falsch. Einfach mal lesen, mit wenig Vorbereitung sehr vielseitig verwendbar.

 

Falls übrigens jemand den übersetzten Tagebucheintrag Wilburs aus der Originalgeschichte haben möchte, kann derjenige sich bei mir melden. Ich habe den komplett abgetippt und der ergänzt schön die Einträge, die in "Rückkehr nach Dunwich" zu finden sind.

 

Das war's, denke ich. Weiter geht es bald mit dem Finale und dann die Traumlande. Ich hoffe, ihr hattet ein bisschen Spaß. :)

 

Mit freundlichen Grüßen

Blackdiablo

 

Hier geht es zum Finale.

Edited by Blackdiablo
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