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Spielbericht: Tod an Bord


Guest Seanchui
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Guest Seanchui

Am vergangenen Wochenende fand im nahezu frisch renovierten Keller des "Casa Seanchui" ein Rollenspiel-Tag statt, der geradezu Con-Charakter hatte. Vier unerschrockene Freunde von mir stellten sich - über den Tag verteilt - gleich drei OneShots, die ich vorbereitet hatte.


 


Den Mittelteil bildete "Tod an Bord", zu finden im Abenteuerband "Geisterschiffe".


 


Eine obligatorische Warnung: alle ab hier niedergeschriebenen Infos beinhalten natürlich zahlreiche Spoiler!


 


Teilgenommen haben folgende vorgefertigte Charaktere:


 


Spieler D.: Gräfin Iphigenie


Spieler J.: Dr. C. Fleischer


Spieler A.: Herbert Schrenck


Spieler P.: Major Möckelnburg


 


Ich entschied mich rein aus geschlechtstechnischen Gründen, Sandra nicht auszuteilen - wir hatten nämlich vier männliche Mitspieler an Bord.


 


Das Abenteuer begann recht stockend, die Spieler wurden mit ihren Rollen nicht recht warm. Das Abendessen war entsprechend schnell abgehandelt. Der Zusammenstoß mit der "Pandora" war ein erster Schockeffekt (den Namen des Schiffes verriet ich schlicht nicht), auch der "Mann über Bord" sorgte für kurze Aufregung - an der Suche beteiligen wollte sich aber niemand. Immerhin beobachteten alle vier, wie dem Kapitän die Kiste mit dem Splitter zugesteckt wurde.


 


Ich entschloß mich, den Ball auf den nächsten Tag zu verlegen, um den Spielern etwas mehr Zeit für ihre Rollen zu geben. So vertrieben sie sich den nächsten Tag mit verschiedenen Freizeitaktivitäten und wurden langsam warm. Außerdem hatte der Major eine erste Begegnung mit der kleinen Magdalena und Herbert und Fleischer entdeckten auch die erste - plötzlich völlig verrottete - Kabine. Auf dem Ball kam es dann zu richtigen "Geistererscheinungen", die die vier aber nicht richtig deuten konnten. Am Abend trafen sie noch einmal auf Magdalena (sie versuchte, sich einen Brieföffner zu borgen - eine Idee, die ich hier im Forum geklaut habe, da ich sie genial fand! Sie scheiterte aber bei diesem Vorhaben  :)).


 


Der nächste Tag brach an. Dr. Fleischer interessierte sich plötzlich für das Kästchen und machte dem Kapitän seine Aufwartung, der nach einer kurzen Abwimmelei die Scherbe aus dem Kästchen nahm - und so die nachfolgenden Ereignisse anstieß. Später explodierte die Bombe des Attentäters (ein Handlungsstrang, der meine Spieler nicht weiter interessierte) und die allgemeine Stimmung an Bord wurde immer ungemütlicher.


 


Am nächsten Tag dann kippte die Stimmung endgültig - jetzt wurden die Szenen härter. Magdalena erhängte sich am Kronleuchter im Speisesaal (repräsentativ zum Frühstück), die ersten Besatzungsmitglieder wurden handgreiflich. Die Gruppe beschloß sich zu trennen - Dr. Fleischer brach in die Kapitänskajüte ein, um nach dem Kästchen zu suchen. Die Gräfin schickte ihre Dienerin Sandra (die ich ja als NSC immer noch mitführte) in ihre Kabine. Sandra kam jedoch nicht wieder. Als die Gräfin sie suchte, kam ihr der Kapitän mit einer blutigen Axt und verwundet entgegen. Verwundert fand sie kurz darauf den Leichnam des (nicht weiter eingeführten) Bombenlegers - und die Überreste von Sandra, verteilt über ihre ganze Kabine! Sie untersuchte die Kabine um herauszufinden, was passiert sein konnte und fand eine weitere blutverschmierte Axt - gerade in diesem Moment kam der Verlobte Sandras Herbert in die Kabine (Zitat Spieler D (Iphigenie): "Ich wollte die Axt eigentlich wieder weglegen... hab ich wohl vergessen zu sagen..."). Eine absolut großartige Szene, doch die beiden gingen noch nicht aufeinander los.


 


Ich ließ die Situation an Bord nun endgültig eskalieren. Dr. Fleischer wurde bei der Untersuchung der Kabine entdeckt und festgenommen, nur um bald von einem  tobenden Mob niedergestreckt zu werden. Der Major verging bald in einem Kugelhagel, den zwei Matrosen auf ihn entfesseln "mußten" (immerhin war er bewaffnet und eine Gefahr für die Sicherheit), Herbert wurde Opfer eines tobenden Mobs (nicht aber, bevor er mit seinem Golfschläger einige der "verdammten Irren" mitgenommen hatte). Als besonders zäh erwies sich die Gräfin, die eines der letzten Rettungsboote kaperte, die Halteseile mit der immer noch mitgeführten Axt durchtrennte - und dann mit dem Boot auf der rauen See zerschellte und sank.


 


Das Abenteuer endete dann mit der Pointe der Zeitschleife.


 


Mir als Spielleiter hat das Abenteuer richtig gut gefallen. Es enthält viele geradezu klassische Horror-Szenen, die sich hübsch mischen lassen. Es ist dabei absolut flexibel und es stört gar nicht, ob die Charakter alle Fäden aufnehmen oder nicht. Zumindest, wenn man es als Einmaldurchlauf plant - wenn die Zeitschleife durchbrochen werden soll, brauchen die SC einfach mehr Infos - aber dann haben sie natürlich auch mehr Zeit  :). Das Feedback meiner Spieler war aber gemischter Natur - insbesondere das vorbestimmte Ende, dass keinen Ausweg aus der Situation vorsieht, war nicht nach jedermanns Geschmack. Das Szenario hat bei uns rund fünf Stunden in Anspruch genommen und ist nach meinem Dafürhalten absolut empfehlenswert!


Edited by Seanchui
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Obligatorisch: Achtung Spoiler!

 

Sehr schöner Bericht, danke! Tod an Bord ist ebenfalls eines meiner Lieblingsszenarien. Habe es wohl schon viermal geleitet. Was glaube ich wichtig ist, ist den Spielern eben Informationen zu geben, was geschehen ist bzw. geschehen wird. Eine wichtige Informationsquelle ist der alte Seemann und der Brief (den erwähntest Du nicht, ich nehme aber an, dass es den natürlich gegeben hat). Als weitere Informationsquelle kann der verrückte Bombenleger genutzt werden, den die Charaktere idealerweise verhören können.

 

Ich beende das Abenteuer nicht mit der Pointe der Zeitschleife, sondern spiele danach weiter und lass die Spieler bzw. Charaktere eine Lösung finden. In der Regel geht das Spiel dann nicht mehr lange,  sodass die Pointe mit der Zeitschleife auf jeden Fall ziemlich am Ende des Abenteuers liegt. Eine simple und brutale Lösung einmal war es, dass die Charaktere die Frau des über Bord gegangen Mannes töteten, bevor sie um Hilfe wegen ihrem Mann über Bord rufen konnte. Ein anderes Mal wurde der Matrose getötet, der gerade die Kiste gefunden hatte und die Kiste wieder über Bord geworfen :) Der Vorteil eines solchen Endes ist einfach, dass die Spieler das Gefühl haben, durch ihr Handeln etwas bewirkt zu haben. Horror muss schließlich ja ein Happy End nicht ausschließen ;)

Edited by POWAQQATSI
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