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Spielbericht: Der Gaukler von Jusa


Seraph
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Tatsächlich hatte ich dieses Einstiegsabenteuer noch nie gespielt, das Setting (und der Gaukler) haben mich aber schon immer gereizt - höchste Zeit also, das nachzuholen!

 

 

Spieler:

Kornelius Weber - leicht labiler Fotograf, der seine Arbeiten an Zeitungen verkauft und gelegentlich mit der Polizei in Kontakt kommt

Lotti Gruber - sehr sportliche junge Dame, die bei einer ihrer Wandertouren eine Erscheinung gehabt hat und seitdem als Nonne lebt

 

 

Der Jahrmarkt in Tübingen:

Ambient:

 

Kornelius schlenderte über den Jahrmarkt und machte erste Fotografien des eindrucksvollen Kettenkarussells. Danach ging er weiter und besuchte den schwäbelnden Hütchenspieler. Mit einem Ideen-Wurf konnte er die Kugel im Auge behalten und überlistete den Hütchenspieler. Er schoss ein paar weitere Schnappschüsse und traf danach auf (den spontan eingebrachten) Franz Pfeffermann, den Bankdirektor Tübingens und seine Frau.

 

Lotti gönnte sich eine Packung Mandeln und schlenderte danach zur Schießbude. Als sie jedoch sah, dass das Gewehr offensichtlich verbogen und manipuliert war, entschied sie sich gegen einen Versuch und ging weiter ihrer Wege.

 

Kornelius konnte Pfeffermann überreden, ein Foto von ihm zu schießen und ihm so positive Publicity zu verschaffen, war dann aber so von der Präsenz des Direktors eingeschüchtert, dass er die Toiletten aufsuchte. Danach rannte er Lotti fast über den Haufen und die beiden kamen zum ersten Mal ins Gespräch. Meine Hoffnung, die beiden würden von jetzt an schon zusammen weiterflanieren, zerschlug sich und beide gingen ihrer Wege.

Etwas später besahen sich beide ab der den Boxring, wo ein untersetzter Mann im roten Frack Freiwillige animieren wollte, in den Ring zu steigen. Leider ließ sich keiner der SC darauf ein.

 

Leierkastenmusik setzte ein. Lotti ging in Richtung des Spiegelkabinetts und sah sich das Schauspiel des Leierkastenmannes an. Kornelius - ebenfalls von der Musik angelockt - fotografierte den Leierkastenmann und sah dann, wie die Kinder, die sein Marionettenschauspiel verfolgten, heulend davon schlichen. Lotti sprach den Mann direkt auf dieses groteske Schauspiel an, erntete aber nur Grinsen und kryptische Antworten. Kornelius bezahlte 50 Pfennig und ging in das Spiegelkabinett, während Lotti draußen blieb und den merkwürdigen Mann hinter dem Leierkasten nicht aus den Augen ließ.

 

Im Spiegelkabinett:

Musik: Darkness Within OST - Dream Hall

 

Kornelius verlor sich zunehmends in den endlosen Reihen der Spiegel und spürte eine Panikattacke in sich aufsteigen. Es war so gespenstisch still hier drin...sämtliche Würfe auf Orientierung schlugen fehl und so irrte er weiter umher. Mit Erschrecken stellte er fest, dass er schon fast eine halbe Stunde hier drin umher irrte! Lotti, die sich draußen so langsam Sorgen um den Fotografen machte, betrat nun auch das Spiegelkabinett und betrat das Labyrinth.

Kornelius war unterdessen in der Mitte des Irrgartens angekommen und besah sich die Bronzescheibe auf der Halterung. Es war leider zu dunkel, um Genaueres zu erkennen und so schoss er ein Foto mit Blitzlicht. Für eine Milisekunde spiegelte sich das Grinsen des Leierkastenmannes in der Scheibe und Kornelius geriet in Panik. Hinter ihm erklang ein Geräusch, er fuhr herum und tatsächlich stand dort jemand....der sich dann aber als Lotti herausstellte, die den Fotografen endlich gefunden hatte.

Beide traten den Rückweg an. Während Kornelius schon vorher Spuren mit Erde an den Spiegeln hinterlassen hatte, hatte Lotti ihre Mandeltüte zerrissen und kleine Kügelchen gebildet. Irgendwann endeten diese aber vor einer Spiegelwand. Beide hätten schwören können, dass es hier vorher einen Gang gegeben hatte! Letztendlich fanden die beiden aber den Weg nach draußen. Als der Leierkastenmann Kornelius verschwörerisch zuzwinkerte und den Zeigefinger auf die Lippen legte, hyperventilierte der Fotograf beinahe.

 

Der Unfall:

Musik:

 

Geschrei erklang von der Festwiese. Die beiden Spieler rannten zum Kettenkarussel und erkannten, wie es sich schneller und schneller drehte. Beide begaben sich rasch zum Wärterhäuschen, in welchem bereits zwei Bedienstete versuchten, den Mechanismus zu stoppen. Anscheinend klemmte ein Hebel! Kornelius holte ein Seil hervor und knotete es am Hebel fest, damit mehr Personen mithelfen konnten, daran zu ziehen. Lotti rannte nach draußen und rief um Hilfe - der kräftige Hau-den-Lukas-Besitzer kam mit seinem Hammer dazu und half ebenfalls mit.

Nach scheinbar endlosen Sekunden gelang es der Gruppe, den Hebel zu lösen und das Fahrwerk wurde langsamer. Als es fast schon schien, dass alles gut wurde, löst sich eine Gondel mit einem Mädchen drin und flog mit Urgewalt in die Menge. Kornelius rief dem "Lukas" noch zu, er solle das Mädchen retten, was dieser auch versuchte - sowohl er als auch das Mädchen starben bei dem Aufprall auf brutale Weise.

 

Später kam die Polizei hinzu, vernahm die Spieler als Zeugen und sperrte das Kettenkarussell ab. Die Spieler gingen zum Ausgang der Festwiese und wollten nur noch schlafen (Kornelius in seinem Hotel und Lotti in ihrem Ordenshaus). Auf dem Nachhauseweg begegnete ihnen der betrunkene Mann. Während Lotti die Aktenmappe durchsuchte, hörte Kornelius, wie der Alte von "dem elenden Gaukler" faselte, was beide natürlich sofort misstrauisch machte. Sie durchschten die Mappe komplett und brachten den Alten dann auf sein Zimmer im Gasthaus Klump. Lotti lies noch eine Nachricht da, dass man sich am nächsten Tag mit ihm treffen wollte, wenn er wieder nüchtern sei.

 

Der nächste Tag:

Lotti verbrachte die Nacht in ihrem Ordenshaus damit, den lateinischen Text zu übersetzen, den der Alte dabei gehabt hatte. Danach hielt sie ein Morgengebet für die gestrigen Gestorbenen ab. Kornelius fragte den Portier seines Hotels nach einer örtlichen Zeitung und wurde an das "Schwäbische Tageblatt" verwiesen. Dort ließ er seine gestern geschossenen Fotos entwickeln und verkaufte diese für 80 Mark an die Zeitung. Er besuchte das Archiv und blätterte nach alten Unfällen auf Jahrmarkten. Dort fand er zudem eine Kohlezeichnung des Leierkastenmannes in einem Artikel über Kunstwerke.

 

Beide trafen sich um 10 Uhr vor dem Gasthaus Klump und wollten den alten Heinz Steible besuchen. Die Gastwirtin bestätigte dessen Identität und ließ die beiden zu "diesem nichtsnutzigen Säufer" nach oben. Als niemand öffnete (und Lotti den gleichen Geruch wahrnahm, den schon der Leierkastenmann verströmt hatte) ging Kornelius nach unten und überredete die Gastwirtin doch eben die Tür aufzuschließen. Sie tat es widerwillig und fiel prompt in Ohnmacht, als die Gruppe das Gemetzel in dem Zimmer erblickte. Beunruhigenderweise war alles im Zimmer blutbespritzt - außer der Spiegel...

 

Die Polizei wurde wenig später gerufen und Kornelius und Lotti erzählten die Wahrheit über die Begegnung mit Heinz Steible. Niemand konnte sich erklären, wie der alte Mann so ausgeweidet werden konnte (in einem von innen verschlossenen Zimmer...). Da auch Frau Klump die Version der Spieler bestätigte, begnügte sich die Polizei damit und bat die SC nur, sich zur Verfügung zu halten.

 

Zurück auf die Festwiese:

Alle Spuren führten bislang zum Leierkastenmann und Kornelius fasste Mut und ging mit Lotti zurück zur Festwiese. Zu seinem Erstaunen war der Jahrmarkt bereits wieder geöffnet, nur das Kettenkarussell war abgesperrt. Er fragte einen Bratwurstbudenbesitzer nach dem Besitzer des Karussells und wurde an den Jahrmarktschreier des Boxrings verwiesen (ich entschied spontan, dass dem Besitzer beide Attraktionen gehörten). Der dicke Mann ließ sich aber auf kein Gespräch mit Kornelius ein und so begaben sich beide wieder zum Spiegelkabinett.

 

Ein Passant klärte beide Spieler darüber auf, dass es vergebene Liebesmüh sei - das Kabinett mit "diesem komischen Kauz" öffne erst nach Einbruch der Dämmerung. Beim Plaudern freundeten sich Kornelius und der Mann (der später im Boxring kämpfen und eine Arbeitskollegin, mit der er verabredet war, beeindrucken wollte) an. Als Lotti und Kornelius schon um das Kabinett herumschlichen und mit dem Gedanken rungen, dort einzubrechen, brach nach und nach das Chaos aus:

- zwei Halbstarke prügelten sich um eine junge Frau

- dem Besitzer der Schießbude war ein Auge ausgeschossen worden - er stürzte sich wie ein Berserker auf den Schützen

- die Aufsicht des Ordungsamtes, die Kornelius zu Hilfe holen wollte, begann eine Prügelei mit diesem und wurde später in Notwehr von Kornelius erschossen

- drei Studenten traten auf einen kleinen Jungen ein

- zwei Frauen hatten Scheren gezogen und gingen wie hypnotisiert auf Lotti los

 

Kornelius ließ alle moralischen Bedenken fallen und knackte das Schloss am Spiegelkabinett auf. Er zog seine Pistole und die von Steible und schoss wie ein Wahnsinniger die Spiegel Stück für Stück kaputt. Dann begegnete ihm der tanzende und lachende Leierkastenmann wieder, der orakelte "Spiegel gibt es auf der ganzen Welt, mein Lieber...du kannst sie nicht aufhalten..." Kornelius schoss daraufhin auf den Leierkastenmann und brachte ihn so zu Boden. Lotti konnte sich indessen befreien und rannte ebenfalls zum Spiegelkabinett.

Zum Erschrecken der beiden rappelte sich der Leierkastenmann wieder auf und ließ sich auch von weiteren Schüssen nicht lange aufhalten. Lotti schnappte sich die Bronzescheibe und rannte damit nach draußen. Kornelius flüchtete tiefer in das Kabinett und zerschoss weitere Spiegel. Dann hatte er keine Kugeln mehr. Aus dem Zerrspiegel entsprang ein Spiegelbild von ihm - zusammengedrückt und widerlich verkommen. Gerade als es keine Hoffnung mehr zu geben schien, zerbrach Lotti draußen die Bronzescheibe mithilfe eines Steins und ein unbändiger Schrei ertönte aus dem Spiegelkabinett. Beide verloren das Bewusstsein.

 

Als sie aufwachten, war es tiefste Nacht. Die Menschen waren verschwunden - nichtdestotrotz lagen noch mehrere Dutzend Leichen auf der Festwiese. Drinnen im Spiegelkabinett war niemand mehr zu sehen. Die Scheibe war ebenfalls verschwunden und nur noch die Worte des Leierkastenmannes hallten durch die Köpfe der SC: "Wir sind, wir sind, wir sind die Gaukler von Jusa..."

 

ENDE

 

 

PS: Wir haben daran etwa 4 Stunden gespielt. Aus Zeitgründen habe ich das Finale nicht in der Nacht stattfinden lassen, sondern direkt am zweiten Tag im Laufe der Gewaltausschreitungen. Hat auch ganz gut gepasst, da beide Spieler sich sofort auf das Spiegelkabinett konzentriert hatten. Das Abenteuer ist linear, aber sehr stimmungsvoll. Hat uns allen gut gefallen! :)

 

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